Kritik der Woche (66): Abkehr. Ein Hafttagebuch

von Jörg Seidel

Da sitzt einer im Knast und weiß nicht warum. Ein unbescholtener Bürger sieht sich plötzlich in den Fängen der Macht. Und diese bleiben lange Zeit undurchsichtig. Sein Vergehen – das erfahren wir erst später –: das Tragen einer Maske, einer Gesichtsmaske … die sein eigenes Gesicht abbildet. Ein genialer Kniff des Erzählers, der viele subtile Interpretationen zuläßt.

Der Autor ist kein Unbe­kann­ter mehr. Schon sei­ne Roma­ne hat­ten einen gewis­sen Erfolg, aber die Abrech­nung mit sei­ner Zei­tung, der „Süd­deut­schen“, an der er ein mit Prei­sen deko­rier­ter Vor­zei­ge­au­tor war und der er sich mehr und mehr ent­frem­de­te, wur­de vor vier Jah­ren unter dem Titel Wie ich mei­ne Zei­tung ver­lor ein Best­sel­ler im wider­stän­di­gen Milieu. Sei­ne ost­deut­sche Geschich­te, die dort typi­sche Sen­si­bi­li­tät gegen­über tota­li­tä­ren Taten und Wor­ten, gab ihm schon damals einen Erkennt­nis­vor­sprung. Jetzt kann er selbst­be­wußt schrei­ben: „Aus mei­nen eins­ti­gen Erfah­run­gen erwächst mir Überlegenheit.“

In sei­nem neu­en Buch, einem Roman, wird das noch ein­mal poten­ziert. Das kann auch nicht ver­wun­dern: Der Mann hat viel seit­her beob­ach­tet und nach­ge­dacht. Die dra­ma­ti­schen Ereig­nis­se der letz­ten Jah­re boten auch mehr als genü­gend Stoff.

Nun sitzt sein Held also in der Zel­le und schreibt sich zur Selbst­ret­tung alles von der See­le. Meh­re­re Geschich­ten wer­den in der Ver­satz­tech­nik erzählt. Jetzt, am Ende der Repres­si­on, gehen ihm die Lich­ter auf und es bricht aus ihm in kla­ren Wor­ten her­vor, was sich über Jah­re und Jahr­zehn­te dumpf und sprach­los ange­staut hat­te. Alles begann wohl mit dem Nie­der­gang der DDR, der soge­nann­ten Wen­de, dem Sieg des Wes­tens und des­sen öko­no­mi­scher und geis­ti­ger Über­nah­me. Und der Sprach­li­chen! Die ers­te Eman­zi­pa­ti­on ist eine sprach­li­che, das Durch­schau­en und end­li­che Ableh­nen der west­deut­schen Sprach­mus­ter, die auf den Ost­deut­schen oft so ver­hee­rend wirken.

Das Buch leis­tet drei­er­lei, und man wird schwer­lich einen ande­ren Text fin­den, wo so tief geschürft wird. Es erklärt dem (vor­nehm­lich ost­deut­schen) Leser die Dis­kre­panz, die hier vie­le füh­len, aber nur weni­ge begrei­fen und noch weni­ge­re in Wor­te fas­sen kön­nen. Was ist es, was den DDR-Sozia­li­sier­ten abstößt am Wes­ten, was ist die gro­ße und die klei­ne Dif­fe­renz, und wer sind wir selbst? Es macht dem (vor­nehm­lich west­deut­schen) Leser, sofern er auf­merk­sam liest, die Psy­che, das Den­ken, das Emp­fin­den der Ost­deut­schen end­lich begreif­bar, und zwar nicht in kal­ten aka­de­mi­schen Ter­mi­ni, son­dern lebens­welt­lich faß­bar. Und es hat direk­ten Zugriff – auch hier in leben­di­gen Begrif­fen – wor­in die auto­ri­tä­ren Ten­den­zen im jet­zi­gen, im heu­ti­gen Deutsch­land wur­zeln und wie sie sich äußern.

Im Grun­de haben wir es mit einer Dys­to­pie zu tun. Die Hand­lung spielt drei oder fünf Jah­re vor­aus. Vie­le der poli­ti­schen Prot­ago­nis­ten sind noch zu erken­nen und sie nam­haft zu machen, ist viel­leicht das Mutigs­te an die­sem Buch – immer­hin leben wir in Zei­ten, in denen Poli­tik, Ver­fas­sungs­schutz und Medi­en sich immer mehr in Selbst­be­stä­ti­gung abschot­ten und Kri­tik ver­un­glimp­fen oder gar juris­tisch verfolgen.

Aber die Repres­sio­nen sind nur Zei­chen der Unsi­cher­heit des poli­ti­schen Sys­tems, das ins Wan­ken gerät. Der Mann mit der Mas­ke wird ohne eige­nes Zutun zum Meme, zum Star, sein Tun fin­det Nach­fol­ger, eine Pro­test­wel­le über­schwemmt bald das Land – das Ende der DDR spielt sich zeit­lich ver­setzt aber doch mit eigen­tüm­li­chen Par­al­le­len ein zwei­tes Mal als Ende der BRD ab.

Fast könn­te man mei­nen – und das wäre die vier­te und viel­leicht ver­we­gens­te Leis­tung –, daß der Autor einen Blue­print lie­fern woll­te: So könn­te es gehen, eine Anlei­tung zum Auf­stand für ein wahr­haft demo­kra­ti­sches Deutschland.

Birk Mein­hardt: Abkehr. Ein Haft­ta­ge­buch. Vaban­que Ver­lag, Ber­lin 2024. 284 S. 22,00 € – hier bestellen

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Kommentare (16)

RMH

20. November 2024 21:08

"Der Mann mit der Maske wird ohne eigenes Zutun zum Meme, zum Star, sein Tun findet Nachfolger, eine Protestwelle überschwemmt bald das Land – das Ende der DDR spielt sich zeitlich versetzt aber doch mit eigentümlichen Parallelen ein zweites Mal als Ende der BRD ab.
Fast könnte man meinen – und das wäre die vierte und vielleicht verwegenste Leistung –, daß der Autor einen Blueprint liefern wollte: So könnte es gehen, eine Anleitung zum Aufstand für ein wahrhaft demokratisches Deutschland."
Liest sich wie die Drohung mit einem Happy End oder zumindest dem, was am Ende der Büchse der Pandora kommt - und damit landet das Buch nicht auf meiner Einkaufsliste.

Diogenes

20. November 2024 21:27

"(...) So könnte es gehen, eine Anleitung zum Aufstand für ein wahrhaft demokratisches Deutschland." - Jörg Seidel
 
Ein wahrhaftiges Deutschland ist ein sich seiner Anwesenheit in der Welt bewusstes Deutschland und lässt sich in der Frage wie es seine Gemeinschaft organisiert aus diesem wachen Weltbeschauen heraus anleiten.
 
Was wir aus den Hinterlassenschaften deutscher Staaten (einschließlich dem GdR) an guten Dingen die sich bewährt haben mit auf unsere Reise Deutschen Lebens nehmen muss dementsprechend ergebnisoffen Sache von uns Deutschen alleine sein. Keine Gesetzgebung die durch feindselige Hand gewirkt wurde darf uns im Entscheid "Das Beste für Deutschland" hindern. Das Morsche, das vom Holzwurm Zerfressene der Gegenwart; die Manipulation durch im Einkaufswagen der wurzellosen Hochfinanz sitzenden Polit-Bande aus Kollaborateuren, sie muss dort enden wo Wahrhaftigkeit beginnt.
 
Wer sich für die Ohnmacht Deutschlands entscheidet, entscheidet sich für den "Rheinbund" - ein Anhängsel raumfremder Mächte zur Durchsetzung ihrer Agenden in der Welt. 

Umlautkombinat

20. November 2024 22:04

> Das Buch leistet dreierlei
 
Mit dem so eingeleiteten Paragraphen haben Sie mich. Mal sehen, ob das Buch haelt was er verspricht. Fuer mich in meiner ganz persoenlichen Einbindung in West/Ost zumindest ein Abgleich, der mich doch sehr interessiert.
 

Liselotte

21. November 2024 11:10

Schon an dieser kurzen Beschreibung sehe ich, was mich, Westlerin, von den Ostlern unterscheidet: die Erwartung eines Systemsturzes der BRD. Die ist, wohl weil sie das plötzliche Ende der DDR erlebt haben, unter Ostlern weit verbreitet. Westler haben hingegen erlebt, wie sich die BRD immer weiterfrißt, und erwarten daher eher eine enorme Zähigkeit auch angesichts großer Veränderungen.

MarkusMagnus

21. November 2024 12:54

Hört sich gut an. Das Buch soll mir meine Frau unter den Weihnachtsbaum legen. Erinnert ein wenig an Kafka und Böll. 
Man sieht ja gerade in diesem Land das die jetzigen Machteliten es stark überziehen und immer mehr Leute gegen sich aufbringen. Der Krampf gegen Rechts ist zu einem Kampf gegen das gesamte Volk verkommen.
Und das Beste ist das Patrioten dafür nicht mehr viel tun müssen. Es ist ein Selbstläufer geworden.
Ich bin dafür wir machen einfach mit und schreiben selbst (berechtigte) Strafanzeigen ohne Ende um die Behörden ein wenig auszulassen. Erst vorhin hat mich einer bei X einen "rechten Pimmel" genannt . Früher hätte ich darüber gelacht. Jetzt gibt's ne Anzeige. Einfach nur um Denen ein wenig Arbeit zu schaffen. Sie müssen diese Anzeigen bearbeiten, ermitteln und einem Staatsanwalt vorlegen. Wenn auch nichts bei herauskommt, die Arbeit bleibt. 
Wissen Sie wie oft ein Herr Kubitschek im Internet beleidigt wird? Wer sich nicht wehrt lebt verkehrt. Drehen wir einfach mal den Spiess herum und gründen eine Agentur die sich auch diesen Beleidigungen annimmt.
Beamte sollen ruhig mal was arbeiten ;)

Umlautkombinat

21. November 2024 13:00

Habe heute Zeit und das Buch auch schon in den Haenden. Sehr schoen, schon Miniaturen wie die mit dem Myschkinmantel. Das Verstaendnis dieses speziellen Beispiels allein wuerde allerdings schon das gesamte Kommentaraufkommen von sezession.de um 70% kuerzen. Sehen wir mal weiter.

Valjean72

21. November 2024 14:39

Folgende Meldung passt mE hier hinein.
 
Wie verschiedene Medien heute vermelden, ist Ursula Haverbeck gestern im Alter von 96 Jahren verstorben. Zuletzt wurde sie im Juni 2024 vom Landgericht Hamburg zu einer weiteren Freiheitsstrafe verurteilt, nachdem sie bereits für mehr als zwei Jahre in der JVA Bielefeld einsass.
 
Frau Haverbeck hatte niemanden mit einem Messer (Hammer, Axt, Pistole, Fäuste, etc.) bedroht oder angegriffen, sie hat nicht gestohlen, keine Steuern hinterzogen und auch niemanden beleidigt. 
 
Dennoch wurde die betagte Dame wiederholt vor Gericht zitiert und verurteilt, sogar mit einer Freiheitstrafe ohne Bewährung. Für eine Meinungsäusserung.
 
Was ist von einem solchen Rechtswesen, von solch einem Staat zu halten?

MarkusMagnus

21. November 2024 17:00

Was ist von einem solchen Rechtswesen, von solch einem Staat zu halten?
@ Valjean72 
Gar nichts. Es ist der Ausdruck des Vernichtungswillen gegenüber dem deutschen Volk. Ein Beweis das wir immer noch besetzt sind und Deutsche in ihrem eigenen Land nichts zu melden haben.
Wäre dies ein souveräner Staat wäre Hetze gegen Deutsche verboten. Ein kluger Mann hat mal gesagt: Schau wen du nicht kritisieren darfst und du weißt wer dich beherrscht. 
Gute Nachricht: Netanjahu ist jetzt ein gesuchter Kriegsverbrecher.
Als Sie Mahler holten habe ich geschwiegen, denn ich war ja kein Revisionist...

Umlautkombinat

21. November 2024 18:44

@Liselotte
 
Ich hatte heute auch ein Gespraech mit meiner Buchhaendlerin zum Thema. Das meme des umbrucherfahrenen Ossis ist ja soweit bekannt. Seine treffenden Seiten werde ich nie negieren, auch bis zum Punkt der bevorstehenden traumatischen Qualitaet der Erfahrung nun auch des Westbuergers, die er eigentlich braucht. Zum anderen wird mir selbst der Preis dafuer langsam zu hoch. Die aktuellen Kriegsspielereien sind direkter Ausdruck davon, dass die Zeit fuer Reinigungseffekte nicht mehr da ist und die Wahrscheinlichkeit fuer Eintritt der traumatischen Erfahrung in einer Form die sich niemand wuenschen kann, zu hoch wird. 
 
Es ist aber m.E. aber auch an der Zeit, die Unterschiede aufzugreifen. Das westliche, kapitalistische, wie auch immer, System ist in anderer Form widerstandsfaehig als eine totalitaere Gesellschaft wie Nationalsozialismus, Sozialismus, Bolschewismus etc.. Hier ist natuerlich einzuwenden, dass es genau dorthin ja geht. Ist dieser Wandel vollzogen, sehe ich schwarz.
 
Dort wo noch andere Kraefte systemimmanent wirken koennen ist es interessanter. Deswegen ist das US-Experiment der Rueckabwicklung staatlicher Uebergriffigkeit durch DOGE sehr in meinem Blick. Denn in diesen Dingen waren die meisten menschlichen Gesellschaftsformen bis jetzt irreversibel wie der zweite Hauptsatz der Thermodynamik.

Majestyk

21. November 2024 19:00

@ Valjean72:
"Was ist von einem solchen Rechtswesen, von solch einem Staat zu halten?"
Nach meinem Empfinden nichts. Aber ich halte es auch für ein Ammenmärchen, daß in diesem Land erst 2015 oder 2020 etwas schief gelaufen ist. Die Tapete bekommt nur immer mehr Risse. Wortverbrechen gleich welcher Art dürfte es in einer vermeintlich freiheitlich-demokratischen Grundordnung prinzipiell nicht geben.
Frau Haverbeck war von dem was sie sagte überzeugt, also hat sie nicht gelogen, denn der Lügner verbreitet eine Unwahrheit wider besseren Wissens. Es gehört schon Mut dazu für etwas einzutreten von dem man überzeugt ist und sich gegen die Staatsmacht zu stellen. Das nötigt mir Respekt ab. 
Ruhe in Frieden Ursula Haverbeck

MarkusMagnus

21. November 2024 20:13

"Wortverbrechen gleich welcher Art dürfte es in einer vermeintlich freiheitlich-demokratischen Grundordnung prinzipiell nicht geben."
@ Majestyk
Natürlich nicht. Zumindest wenn man 1984 gelesen hat. Und vor Allem nicht so einseitig. Orwell nannte es Gedankenverbrechen. Diese vom Volk zurecht so genannten Maulkorbparagrafen sind dazu da unser Volk zu unterdrücken. Lustigerweise hat der den man nicht Schwachkopf nennen darf ein Vorwort zu einer neueren deutschen Ausgabe geschrieben.
@ Umlautkombinat
Ich sehe die Sache nicht ganz so schwarz. Merz z.B. hat eine grosse Klappe. Er weiss genau das der russische Gegenschlag die Feinde des deutschen Volkes hier vernichten wird. Die Hyperschallraketen werden nicht auf Höcke oder Weidels Haus fallen...
Putin macht das schon.
 
 

tearjerker

21. November 2024 20:50

@Liselotte: In den letzten 200+ Jahren sah Deutschland alle 30-40 Jahre deutliche Systemumbrüche. Die Stabilität, die die Trizonesier ab den 50gern beschert wurde, ist die grosse Ausnahme. Mit freundlicher Unterstützung der USA wurden innerdeutsche und -europäische Konflikte unterdrückt und der Status Quo gesichert. Mit den sich entwickelnden stärkeren Gegensätzen bewegt man sich wieder in unsichere Gewässer. Für 70 Millionen+ Bundesbürger wäre das eine Premiere.

RMH

21. November 2024 20:56

Evtl. kommt ja noch ein differenzierter Nachruf auf Frau Haverbeck, damit das Thema nicht schon wieder entgleist. Nur so viel: Ich konnte den sog. "Revisionisten" aus ganz bestimmten Gründen nie viel abgewinnen, hätte sie aber auch, wenn ich etwas zu melden hätte, nie mit den weitreichenden Mitteln verfolgt, wie man sie verfolgt (ich würde es immer vermeiden, Märtyrer zu produzieren). 
Wie ich anderen Ortes schon einmal geschrieben habe: Ich halte das ganze West-Ost, Ost-West Ding nach 35 Jahren für mittlerweile abgehoben, von konkreten Lebensbegegnungen abgekoppelt & damit für überstrapaziert oder als Karte, die gespielt wird, nicht mehr als Trumpf- tauglich. Es beschäftigt auch nur noch Leute ab, sagen wir einmal 50 aufwärts, wirklich. Als Romanautor, der einen Einstieg ähnlich wie Kafka wählt, wobei wir bei Kafkas Process nie wissen, warum überhaupt Josef K. festgenommen wurde, mag das Thema noch gespielt werden. Aber in der Praxis, rückt es in die Ferne. Aber gut, es gibt ja auch Frauenromane ... 

Liselotte

21. November 2024 22:27

@Umlautkombinat: tja, warten wirs ab, ob Trump/Musk noch ein paar Luftlöcher schlagen können. Aber der Mehltau, der auf jeder wirtschaftlichen oder gar industriellen Aktivität in Deutschland liegt, wird sich erstmal weiterfressen. Die  Corona-Lockdowns haben den wirklich Lenkenden Appetit auf mehr davon gemacht, fürchte ich.

Liselotte

21. November 2024 22:39

@tearjerker: Das sehe ich auch so, daß die US-Dominanz die 7 europäischen Zwerge in Schach hält (mittels NATO) und dadurch einige Gegensätze unterbunden werden, aber ich sehe einstweilen noch kein Ende dieser Vorherrschaft. Wie eine gemeinsame europäische Armee aussehen könnte, ist seit Jahrhunderten eine offene Frage, die eigentlich nicht zu beantworten ist, weil dafür die Beteiligten zu selbständig sind. Die Kreuzzüge, Napoleon, Hitler waren kurzzeitige solche Aktionen, aber eben schnell vorbei, weil untereinander unverträglich. Ich denke, Europa ist imgrunde so strukturiert wie Phönizien (und heute noch der Libanon), Etrurien oder das antike Griechenland mit seinen selbständigen Poleis. Die kamen auch immer nur durch eine Macht von außen unter eine gemeinsame Decke.

RMH

22. November 2024 08:51

"Die  Corona-Lockdowns haben den wirklich Lenkenden Appetit auf mehr davon gemacht, fürchte ich."
Und damals war auch noch Geld da, um einiges zukleistern zu können. Geld, dass jetzt von Kleinunternehmern & Kleinbetrieben schamlos wieder einkassiert wird (man frage nur einmal seinen Frisör ...). Es läuft alles auf das hinaus, was man früher GroKo genannt hat, jetzt würde eher Reko oder Ruko passen, für Restekoalition oder Rumpfkoalition. Es ist bald nicht mehr Mehltau, es wird bleiern. Sehe aber auch keinen Aufstand etc. Ich glaube auch nicht an die schwarz-pädagogischen, pseudo-links-dialektischen, pöbel-marxistischen Erklärungsansätze, dass "es allen erst einmal so richtig schlecht" gehen müsse, damit sich etwas "ändert". Ne, wenn es allen schlecht geht, dann verschwindet das Ganze, wie ein letzter Atemhauch, still & leise kommt dann der Abgang, so wie sich ein Verhungernder sich letztlich auch nicht mehr wehrt, sondern in Agonie & Apathie stirbt und anderen nehmen seinen Platz ein. Es gibt keine Revolution, die nicht tiefere, andere Wurzeln hat, als irgendeine Oberflächlichkeit wie Not und Unterdrückung. Nur oberflächliche Menschen meinen Oberflächliches als Ursache festlegen zu können - und man speist andere mit so einer Erkläring auch so schön einfach ab.