Weihnachtsempfehlungen 2024 – Caroline Sommerfeld zieht nach

LESEN - „Laß warm und hell die Kerzen heute flammen, / die Du in unsre Dunkelheit gebracht / führ, wenn es sein kann / wieder uns zusammen! Wir wissen es / Dein Licht scheint in der Nacht.“

Caroline Sommerfeld

Caroline Sommerfeld ist promovierte Philosophin und dreifache Mutter.

Die­se Zei­len dich­te­te Diet­rich Bon­hoef­fer 1944. Als Lied ist „Von guten Mäch­ten treu und still umge­ben“ weit über Kir­chen­krei­se hin­aus bekannt gewor­den – doch daß es ursprüng­lich das letz­te Gedicht des Ver­fas­sers war, weiß kaum jemand.

Gün­ter Scholdt, Antai­os­le­sern bekannt als Autor von Lite­ra­ri­sche Mus­te­rung. War­um wir Kohl­haas, Don Qui­jo­te und ande­re Klas­si­ker neu lesen müs­sen, hat 30 Jah­re lang gesam­melt, gesich­tet, gesiebt.

Nun sind in ertrag­rei­cher Zusam­men­ar­beit mit Chris­toph Fackel­mann zwei Bän­de erschie­nen (einer ent­hält die Gedich­te, der zwei­te die her­me­neu­tisch weit­grei­fen­den Inter­pre­ta­tio­nen, eine pfif­fi­ge Ent­schei­dung). Die bei­den Bän­de hät­ten einen fes­ten Ein­band ver­dient – so aber sind sie auch preis­lich für das Bücher­re­gal jedes Lesers gemacht, der des betreu­ten Lesens durch eine poli­tisch len­ken­de Lite­ra­tur­ge­schichts­schrei­bung leid ist.

Die edi­to­ri­sche Sorg­falt und Umsich­tig­keit der bei­den Her­aus­ge­ber hat sich gelohnt und belohnt den Leser sowohl mit völ­lig ver­ges­se­nen als auch berühm­ten Gedich­ten, die eines gemein­sam haben: Ihre Schöp­fer leb­ten mit „gespal­te­nem Bewußt­sein“ (Hans Die­ter Schä­fer), und die­ser Bewußt­seins­zu­stand führt zu Schär­fe, Klar­heit, Klug­heit. „Hier spricht ein Herz! / Ver­nich­tung! / Und wer mich sucht, / im Gegen­satz zum Welt­krieg / bei Kampf­wa­gen­an­griff / im vor­ders­ten Tank!“ (Gott­fried Benn, 1938)

Gün­ter Scholdt, Chris­toph Fackel­mann (Hrsg.): Eis­blu­men. Non­kon­for­mis­ti­sche Lyrik im Drit­ten Reich. Eine Antho­lo­gie. 2 Bän­de im Set, Lepan­to-Ver­lag 2024, 586 u. 256 S., 32 € – hier bestel­len

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LERNEN – Auch Uwe Wolff ist unser­ei­nem kein Unbe­kann­ter, führt er doch seit gerau­mer Zeit die gedruck­te Sezes­si­on mit Aus­flugs­skiz­zen an nahe­ge­le­ge­ne Erin­ne­rungs­or­te ein. Doch eigent­lich ist Wolffs Metier die Engel­for­schung – er ist indes kein Eso, son­dern ein Rea­lo mit Spu­ren von Fun­di. Des­halb ist die­se Kul­tur­ge­schich­te des Motivs des „Engels“, die eben­falls bei Lepan­to erschie­nen ist, eine völ­li­ge Neu­über­ar­bei­tung wert gewe­sen, heißt: Aktua­li­sie­rung unter Bei­be­hal­ten des bewähr­ten Grundstocks.

Denn Wolff ver­steht es wie kein zwei­ter, uralte Moti­ve, selt­sa­me Details und unum­stöß­li­che Glau­bens­wahr­hei­ten zwei­er Jahr­tau­sen­de mit dem Leben des heu­ti­gen Men­schen zu kon­fron­tie­ren. Die­ser bekommt es genau­so wie sei­ne Vor­fah­ren mit den „Engeln der Kind­heit“, dort beson­ders den Schutz­en­geln, den „Engeln der Beru­fung“, wenn auch gar zu sel­ten, und den alle apo­ka­lyp­ti­sche Erfah­rung beglei­ten­den „Engeln des Kamp­fes“ zu tun.

Uwe Wolffs Engel sind real, aber er beschreibt ihre Wirk­lich­keit als Kul­tur­wis­sen­schaft­ler, wodurch sein Buch beson­ders Nicht­chris­ten drin­gend ans Herz zu legen ist (übri­gens genau­so wie der 2023 bei der Wis­sen­schaft­li­chen Buch­ge­sell­schaft, lei­der nur für Mit­glie­der der­sel­ben erschie­ne­ne, gra­phisch und gedank­lich „coo­le­re“, auch Jugend­li­che rei­zen­de Schmö­ker Engel).

Uwe Wolff: Die Engel des Lebens. Eine Kul­tur­ge­schich­te, 5. Auf­la­ge, 292 S., Abbil­dun­gen, Klap­pen­bro­schur Lepan­to-Ver­lag 2024, 16,90 € – hier bestel­len

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SCHAUEN – Unter der Rubrik „Schau­en“ emp­feh­le ich ein Buch ganz ohne Bil­der. Was das soll? Ganz ein­fach: uns Außen­welt­süch­ti­ge zur Betä­ti­gung der inne­ren Ima­gi­na­ti­ons­kraft und zur Kon­zen­tra­ti­on aufs wirk­lich Wesent­li­che anre­gen. Genau­so wie es der hl. Igna­ti­us von Loyo­la am Beginn sei­ner Exer­zi­ti­en hun­dert Jah­re spä­ter getan hat, führt der Kar­täu­ser­mönch Dio­ny­si­us (1402–1471) dem Leser sei­ner Letz­ten Din­ge des Men­schen in aus­ge­spro­chen detail­lier­ter Bild­spra­che vors inne­re Auge, wie der Tod einem jeden unaus­weich­lich geschieht, wie er vor das Gericht tre­ten wird, wie grau­en­er­re­gend es in der Höl­le zugeht, aber auch, wel­che Glück­se­lig­keit der geret­te­ten See­le ver­spro­chen ist.

Das vor­lie­gen­de Büch­lein ist nichts für moder­ne Schwach­ner­ven – der Ver­fas­ser des aktu­el­len Vor­worts merkt eigens an, daß falls man beim Lesen von Angst und Zwei­fel befal­len wird, man sei­nen Beicht­va­ter um Rat ange­hen sollte.

Dio­ny­si­us der Kar­täu­ser: Von den letz­ten Din­gen des Men­schen. 271 S., Klap­pen­bro­schur, Reno­va­men-Ver­lag 2024. 18 € – hier bestellen

 

 

 

Caroline Sommerfeld

Caroline Sommerfeld ist promovierte Philosophin und dreifache Mutter.

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Kommentare (1)

Ernestine

3. Dezember 2024 13:37

Ich bin immer wieder überrascht und zutiefst beglückt, erfahren zu dürfen, wie der Heilige Geist in uns wirkt, wie er uns führt und uns untereinander verbindet. Ihre Weihnachtsempfehlungen, liebe Frau Sommerfeld, treffen in dieser Hinsicht bei mir und meinem Mann voll ins Schwarze. Bei mir sind's die Engel, die mich schon länger beschäftigen, bei meinem Mann ist es "der Ernst des Lebens", mit dem wir als Christen im Hinblick auf die Ewigkeit konfrontiert sind. Ich werde die beiden betreffenden Bücher bestellen. Ihnen ganz herzlichen Dank, eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit!