„The return of Imray“ ist so ein Kleinod, wundersam erzählt, ganz und gar britisch ironisch, zugleich düster und unheimlich, vor allem aber mit einer entscheidenden Aussage. (Quelle: Rudyard Kipling: Life’s Handicap. Being Stories of Mine Own People.)
Der junge und erfolgreiche Kolonialoffizier Imray verschwindet plötzlich über Nacht und alle Nachforschungen im ganzen Land führen ins Nichts. Also wird sein indischer Bungalow verkauft, der eiskalte Strickland nebst einem riesigen Hund zieht ein. Aber das Verhalten des Tieres verändert sich; etwas bleibt mysteriös an diesem Haus, das Tier wittert etwas.
Der Erzähler, der für einige Tage Stricklands Gast ist, wird Zeuge einer seltsamen Szene. Zwei sich liebende Schlangen hängen ineinander verwunden von der Decke. Um sie zu fangen, kriecht Strickland in den dunklen Deckenbereich aus Bambusstämmen und Deckentuch. Herunter fällt, zusammen mit den giftigen Tieren, der Leichnam Imrays, die Kehle von einem Ohr zum anderen aufgeschlitzt.
„Imray was guileless and inoffensive, wasn’t he?“
Imray war arglos und friedfertig, nicht wahr?,
meint Strickland und doch mußte er sterben. Schnell überführt er den langjährigen Diener des Hauses, „Bhadur Khan, a great green turbaned, six-foot Mohamedan.“ Der wiederum gesteht, daß ihm keine andere Wahl geblieben sei, nachdem Imray seinen vierjährigen Sohn mit „dem bösen Blick“ gestraft hatte. Als der Junge an einem Fieber litt, strich Imray ihm liebevoll über den Kopf – in den Augen des Inders ein Sakrileg, das den Tod des Kindes besiegelte.
„Imray made a mistake. Simply and solely through not knowing the nature of the Oriental, and the coincidence of a little seasonal feaver. Bahadur Khan had been with him for four years.”
„Imray hat einen Fehler gemacht. Schlicht und ergreifend durch die Unkenntnis der Natur des Orientalen, und durch den Zufall eines kleinen saisonalen Fiebers. Bahadur Khan war schon seit vier Jahren bei ihm.“
Auch nach Jahren des Zusammenseins und der scheinbaren Vertrautheit – das will uns Kipling aus eigener Erfahrung sagen – kann es ein wirkliches Verständnis zwischen den Kulturen nicht geben, und ein einfacher „Fehler“ kann fatale Folgen haben. Es wäre Nonsens, Kipling mit modernen Begriffen wie “Rassismus” oder “Eurozentrismus” und dergleichen zu belegen. Kipling wußte, wovon er sprach. Mag diese Geschichte in ihrer Konkretheit erfunden worden sein, so gibt sie doch eine Hauptlehre des Weitgereisten wieder. In seinen berühmten poetischen Worten lautet sie:
Oh, East is East and West is West, and never the twain shall meet,
Till Earth and Sky stand presently at God’s great Judgment Seat …Oh, Ost ist Ost und West ist West, und nie werden die zwei sich sehn,
Bis Erd und Himmel gemeinsam vor Gottes großem Richterstuhl stehn …
Doch geht die Balladenstrophe weiter und auch diese Aussage darf nicht vergessen werden. Ist die Begegnung auf Augenhöhe auch in der Abstraktion auf lange Zeit unmöglich, so kann sie individuell sehr wohl gelingen, wenn beide Seiten stark, selbstbewußt und aufrecht sind:
… But there is neither East nor West, Border, nor Breed, nor Birth,
When two strong men stand face to face, though they come from the ends of the earth!Doch da ist kein Ost noch West, keine Grenze, oder Rasse, noch Werden,
Wenn zwei starke Mann stehn Aug in Aug, und kommen von den Enden der Erden!
Le Chasseur
Vorzeigeflüchtling schneidet Friseurchefin in den Hals: https://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2017/vorzeigefluechtling-schneidet-friseurchefin-in-den-hals/