Um in diesem biblischen Bild zu bleiben: Eben weil die Linksmoralisten das Kainsmal an sich selbst ignorieren und die eigenen seelischen Abgründe verschütten, die eigene Schuld verdrängen, neurotisieren sie und kommen zu der vermessenen – früher hätte man gesagt: hoffärtigen – Annahme, sie wären eine bessere Variante Mensch, die sich das Recht nehmen darf, ja muß, die anderen als pathologische Fälle zu bezeichnen, eben unter anderem, aber am wirksamsten als „Nazis“.
Die zahllosen „Verbrechen der Menschheit“, all die von Personen, Gruppen oder Staaten ausgehenden Grausamkeiten, das beständig ausufernde Unmenschliche, das Ahumane gutzuheißen oder zu ästhetisieren verbietet sich für jeden, der noch guten Herzens und mitfühlend ist.
Nur ist dies Grausige – oft immens wirksam und daher „erfolgreich“ – gleichfalls das Menschliche, und von dieser anthropologischen Konstante muß der Mensch, gerade der empathische, mitleidsbestimmte, immer doch wissen, möglichst ohne es ausschließlich zu verteufeln. Mehr noch: Es ist in allen; wir haben damit zu leben und sind täglich in Gefahr, schuldig zu werden. „Ungeheuer ist viel und nichts ungeheurer als der Mensch“, so raunt Sophokles‘ Chor in „Antigone“.
Der nach offizieller Maßgabe als Singularität unvergleichliche Holocaust wird – direkt bedingt durch das Adjektiv „unvergleichlich“ – beständig verglichen, allein schon, weil er in einer endlosen Reihe von Menschheitsverbrechen aufragt.
Der Vernichtungsexzeß verfügte über die technischen Mittel der Industriegesellschaft. Es relativiert die Schuld von Mördern und Folterern in keiner Weise, wenn man fragt, wie frühere Vernichter von Völkern und Kulturen verfahren wären, hätten ihnen die Mittel des 20. Jahrhunderts zu Gebote gestanden. Welche technisch realisierten Grausamkeiten unser Jahrhundert bereithält, wissen wir noch nicht, daß dafür eine noch perfektioniertere Technik zur Verfügung wäre, dürfte uns aber sehr wohl bedrücken.
Die dunkle Seite von Mensch und Menschheit als unser aller Erblast nicht anzunehmen oder zu meinen, sie wäre pädagogisch und gar politisch final therapierbar, wenn nur die richtigen Umstände eingerichtet sind, das erst führt unweigerlich in Abgründe.
Die Funktionäre und Gefolgsleute des Linksmoralismus, denen Skepsis und Demut völlig fremd ist, nehmen für sich nicht nur in Anspruch, im Wortsinne Bessermenschen zu sein und daher, als personifizierte reine Güte, die anderen abqualifizieren zu dürfen, sie verschließen den Blick auch davor, daß die von ihren politischen Lebenslügen ausgelöste Krise ein Spannungspotential birgt, das den Firnis der Kultur des Miteinander, den in stabilen Zeiten eingeübten guten Ton und den gesellschaftlich auskömmlichen Verkehr, zu zerreißen droht.
Nimmt in Phasen gesellschaftlicher Stagnation und Sklerose das Korrekturbedürfnis forciert zu, wird es von der Herrschaft zunächst verunglimpft und verächtlich gemacht, weil das bisherige Establishment diese Kritik nicht nur arrogant abweist, sondern kriminalisiert und pathologisiert. Wird der Diskurs also verweigert, so sucht sich das Potential der Kritik andere Wege – auch jene außerparlamentarischer Gewalt, insofern ja der gedankliche Stoffwechsel im demokratischen System selbst nicht mehr funktioniert.
Die Geschichte lehrt, daß Kippunkte schneller als erwartet erreicht werden. Unterschwellig ist oft gerade den Etablierten und Machthabern längst klar: Wir haben uns verrannt, es gibt kein Weiter-so; wir können nicht mehr, die anderen wollen nicht mehr, und das Wiederholen der immer gleichen leeren Phrasen ist angesichts fehlender substantieller Lösungsvorschläge peinlich.
Mag sein, wir befinden uns historisch bereits in einer Phase des politischen Infarkts. Die in Thüringen, Sachsen und Brandenburg nach den Septemberwahlen so eilig wie schlecht gelegten Bypässe deuten darauf hin.
Der allseits verteufelte Faschismus war nicht nur, aber auch lebhaft zorniger Ausdruck eines Korrekturbedürfnisses, das trotz mangelnder Legitimität und Moralität erklärbar erscheint. In den Ländern starker faschistischer Bewegungen war aus verschiedenen Ursachengefügen heraus der Diskurs zwischen politischen Kräften nicht mehr in produktiver Weise führbar, weil die jeweils vormaligen politischen Hegemonen ihn nicht führen wollten oder wegen innerer Fragmentierungen nicht mehr führen konnten, mit der Folge, daß so entschlossen gewaltbereite Bündnisse dagegen aufbegehrten.
In unserem Land ist mittlerweile eine Polarisierung spürbar, wie es sie so nach dem Zweiten Weltkrieg hierzulande noch nicht gegeben hat. Diese Spannung wird durch die selbsterklärt „Anständigen“ der staatsalimentierten „Zivilgesellschaft“ mit Unterstützung der Exekutive massiv ideologisch verstärkt. Der Kampf der Weltanschauungen ist zurück. Dies birgt Chancen und Gefahren.
Auch Gewalt ist Kommunikation und Kommunikation oft genug Gewalt.
Die Rechte hat häufig radikal dezisionistisch gehandelt; sie verstand sich auf Gewalt. Und wo die Linke ähnlich verfuhr, war sie wesentlich nicht (mehr) links, sondern hatte ihren Utopismus zugunsten rigoroser Machtpolitik abgelegt. Die Sowjetunion etwa wird ja niemand als Staat gewordenen Traum von Sozialisten oder als das „Vaterland aller Werktätigen“, bezeichnen wollen, selbst wenn er Orwells genialen Roman „Animal farm“ nicht gelesen hat.
Faschistische wie kommunistische Bewegungen entstanden jedoch in Mobilisierung von Massen junger Menschen, die es als Rekrutierungsbasis für politische Bewegungen in Europa nicht mehr gibt, weder der Zahl noch der physischen und mentalen Fitneß nach.
Zornige junge Männer etwa wird man eher in der migrantischen als unter biodeutscher Jugend finden. Während Identitätsbewußtsein, etwa islamisches oder arabisches, für die einen Positionen und Haltungen konstituiert, die so verfestigt wie gefährlich sind, dürfte es für unsere konsum- und medienaffine Jugend weiterhin von geringerer Bedeutung sein. Die von der AfD jüngst eingefangene „Junge Alternative“ mag gerade so alternativ sein. Militant ist sie nicht.
Nur geht es in dieser Skizze nicht primär um Politik, sondern vielmehr um Anthropologie im Sinne des „Nie-wieder!“, das vergessen will, daß das, was abgewehrt werden soll, beständig währt und stets gewärtig ist.
Arthur Schopenhauer: „Mancher Mensch wäre im Stande, einen andern totzuschlagen, bloß um mit dessen Fette sich die Stiefel zu schmieren.“ Das gilt nicht nur für Individuen. Der derzeitig noch bestehende Lebenskomfort des Westens basiert auf einer jahrhundertelangen Selbst- und Fremdausbeutung. Um ihn zu ermöglichen, wurden ganze Kulturen vergewaltigt, die Artenvielfalt vernichtet und überhaupt die Ursprungsökologie des Heimatplaneten zerstört.
Friedrich Nietzsche, seine eigene Mitleidsneigung stets beargwöhnend, schärfte Schopenhauers Ansatz:
“Sich gegenseitig der Verletzung, der Gewalt, der Ausbeutung enthalten, seinen Willen dem des andern gleichsetzen: dies kann in einem gewissen groben Sinne zwischen Individuen zur guten Sitte werden, wenn die Bedingungen dazu gegeben sind (nämlich deren tatsächliche Ähnlichkeit in Kraftmengen und Wertmaßen und ihre Zusammengehörigkeit innerhalb eines Körpers). Sobald man aber dies Prinzip weiter nehmen wollte und womöglich gar als Grundprinzip der Gesellschaft, so würde es sich sofort erweisen als das, was es ist: als Wille zur Verneinung des Lebens, als Auflösungs- und Verfalls-Prinzip. Hier muß man gründlich auf den Grund denken und sich aller empfindsamen Schwächlichkeit erwehren: Leben selbst ist wesentlich Aneignung, Verletzung, Überwältigung des Fremden und Schwächeren, Unterdrückung, Härte, Aufzwängung eigner Formen, Einverleibung und mindestens, mildestens, Ausbeutung …”
Und nun? Glaubt die „woke“, linksgrüne und vermeintlich politisch korrekte Klasse einen solchen „Defekt“ innerhalb der conditio humana heilen zu können? Indem sie jene verunglimpft, die aus der Perspektive pessimistischen Lebensernstes meinen, Utopien als die eigentlichen Gefahren erkennen zu müssen?
Seht hin, seht euch vor allem endlich mal selbst an, habt den Mut, euer eigenes Handeln skeptisch zu betrachten! Dann erkennt ihr, wie immens die Gefahren und wie gering die Möglichkeiten sind. Das ist immer noch besser als die Vermessenheit, davon absehen zu wollen, daß wir alle ohne Schuld durchkommen können. Nein, niemand von uns.
Nicht die Rechte ist ignorant, die Linke ist’s, nicht zuletzt aus Gründen ihrer weltanschaulichen DNA, die maßgeblich im deutschen Idealismus gewirkt wurde und über Hegel und Marx zur politischen Praxis fand – bis sie dann in Gestalt der Grünen einen impertinenten volkserzieherischen Impetus gewann, der heute den narzißtischen Komplex des Neubürgertums kennzeichnet.
Die aktuellen Demonstrationen gegen Rechts und gegen die AfD muten an wie inszenierte Veranstaltungen einer Selbstvergewisserung, die mindestens un- und unterbewußt längst die Gewißheit verlor, weil der „Vibe shift“ (Niall Ferguson), der Gesinnungswandel, das Gegen-68, spürbarer wird. Das Pendel, von eben diesen „woken“ Kräften mächtig angestoßen, es schwingt bereits voller Energie zurück.
Diogenes
"Nicht die Rechte ist ignorant, die Linke ist’s, nicht zuletzt aus Gründen ihrer weltanschaulichen DNA, die maßgeblich im deutschen Idealismus gewirkt wurde und über Hegel und Marx zur politischen Praxis fand – bis sie dann in Gestalt der Grünen einen impertinenten volkserzieherischen Impetus gewann, der heute den narzißtischen Komplex des Neubürgertums kennzeichnet." - HB
Wir haben zwei Gruppen zu beschreiben und voneinander zu scheiden, die Sie mit Ihrem Rechts/Links-Diktion meinen:
1. Die stolzen Deutschen, die sich ihres Volkes und Staates bewusst sind und die von der Endlosschleife (einen Sprung in der Platte habend, sagte man früher wenn die Plattenspielernadel auf der Tonspur hängen blieb) der Fremdinjektion "Ihr Deutschen seid die Bösen!" nur noch angewidert sind bzw. der offensichtlichen Überreizung dessen, was in Nürnberg 1946 diktiert wurde und heute in Unterhaltungsindustrie und Herrschaftsbegründung alle paar Meter dem Zeitgenossen über den Weg läuft. ...
2. Die antideutschen Fremdextremisten (Fremdvolk, Fremdsprache, Fremdsein verherrlichen; Sucht nach Ersatz-Nation) mit ihrem gemeingefährlichen Deutschmasochismus (Heimat, Volk und Nation verleugnen, wegbrüllen) in Form von z.B. Schlägerbanden, die in Methode und Historie der Rotfront-Verbrecherbanden stehen. Von wegen "rotlackierte Nazis": Die Kommunisten/Marxisten haben einen ganz eigenen Rattenschwanz gewaltherrschaftlicher Traditionen in ihrem Daseinsstammbaum.