Vance und Deneen – Trumps 2. Reihe

Donald Trump erhöht die Geschwindigkeit US-amerikanischer Echtzeit-Ereignisse. Israel, Ukraine, Grönland nach außen; »End Wokeness«, Effizienzbehörde, Rückbau der »Zivilgesellschaft« nach innen: Trump setzt ein Thema nach dem anderen, rast von Laune zu Laune – und zwar bereits vor seiner feierlichen Amtseinführung am 20. Januar 2025.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

Man kann dies die popu­lis­ti­sche Beschleu­ni­gung der nächs­ten Pha­se des Trum­pis­mus nen­nen, in der die mil­li­ar­den­schwe­re »Tech-Rech­te« rund um Elon Musk die glo­ba­le öffent­li­che Debat­te dominiert.

Hin­ter Trump, Musk und Co. ver­schwin­det indes in der Wahr­neh­mung von Freund und Feind das, was man die »zwei­te Rei­he« nen­nen darf, mit­hin jene Kräf­te im Maschi­nen­raum repu­bli­ka­ni­scher Poli­tik, die nicht nur über den fort­wäh­ren­den Schlag­zei­len­sprint der exzen­tri­schen Leit­fi­gu­ren, son­dern auch über Legis­la­tur- bzw. Regie­rungs­pe­ri­oden und gar über Trump und Musk selbst hin­aus­den­ken. Es han­delt sich dabei zuvor­derst um den US-Vize­prä­si­den­ten J. D. Van­ce (Jg. 1984) und sei­nen Vor­den­ker Patrick J. Deneen (Jg. 1964).

Bei Van­ce, der in einer Klein­stadt in Ohio gebo­ren wur­de, ist die Sache ein­fach erklärt: Der Jurist leg­te mit sei­nem in Mil­lio­nen­auf­la­ge ver­kauf­ten Buch über die Ver­wer­fun­gen und sozia­len Miß­stän­de in sei­ner Kind­heit, der Hill­bil­ly-Ele­gie, den Sound­track zur popu­lis­ti­schen Revol­te der »Some­whe­res«, der Arbei­ter und Klein­bür­ger in den US-Peri­phe­rien, wider die »Any­whe­res«, die groß­städ­ti­schen »Eli­ten« und Ein­fluß­grup­pen, vor.

Sein nun­meh­ri­ger deut­scher Ver­lag, Yes Publi­shing, bewirbt das Buch, das im Ori­gi­nal 2016 und in der deut­schen Erst­über­set­zung 2017 erschien, bevor es durch Trumps Come­back in den mas­sen­me­dia­len Fokus geriet und vom Ull­stein Ver­lag abge­sto­ßen wur­de, mit dem Ver­weis dar­auf, daß die­ser Band den »Wahl­er­folg von Donald Trump« erklärt. Van­ce war bei Abfas­sung des Ban­des aller­dings ein Geg­ner Trumps.

Das änder­te sich in den Fol­ge­jah­ren, als die diver­gie­ren­den Kraft­zen­tren in der Grand Old Par­ty man­nig­fal­ti­gen Pro­zes­sen aus­ge­setzt waren, in deren kon­flikt­rei­chem Ver­lauf Van­ce ins Trump-Lager über­ging, in das er als gebo­re­ner Außen­sei­ter ohne­hin gehö­re. Van­ce bezeich­net sich als »uls­ter-schot­ti­schen Hill­bil­ly«, als ein ame­ri­ka­ni­sches Land­ei nord­irisch-schot­ti­scher Abstam­mung. ­Eth­ni­sche Her­kunft und Geo­gra­phie sei­en zen­tra­le Pfei­ler im Lebens­weg eines Men­schen; sie wei­sen in vie­ler­lei Hin­sicht den Weg.

In der Hill­bil­ly-Ele­gie ist aus poli­ti­scher War­te weni­ger das inter­es­sant, was die folk­lo­ris­ti­schen und lebens­welt­li­chen inne­ren Spe­zi­fi­ka sei­ner Gesell­schafts­schicht in den 1990er Jah­ren abbil­det, als viel­mehr das, was Fol­gen für das äuße­re Emp­fin­den der vie­len Mil­lio­nen klein­städ­tisch gepräg­ten »ein­fa­chen« US-Ame­ri­ka­ner zei­tigt, was ihnen folg­lich Iden­ti­tät verleiht.

Da wäre zum einen die per­ma­nen­te Suche nach gut bezahl­ter Arbeit abseits der eige­nen Hei­mat, ver­bun­den mit Wohn­ort­ver­la­ge­run­gen und Ent­wur­ze­lungs­vor­gän­gen. Van­ce beschreibt die Pro­ble­ma­tik des Aus­pen­delns anhand mar­kan­ter Ver­kehrs­ver­viel­fa­chung an und nach beson­de­ren Fest­ta­gen wie Weihnachten:

Die Autos sind vol­ler ver­pflanz­ter Hill­bil­lys, die nach den Fei­er­ta­gen nach Hau­se zurückkehren.

In sol­chen Pas­sa­gen ver­schwin­det das US-ame­ri­ka­nisch Beson­de­re hin­ter dem im gesam­ten »Wes­ten« auf­find­ba­ren All­ge­mei­nen: Das Pen­deln und das Arbeits­mi­grie­ren sind in Ost­deutsch­land ein eben­so gro­ßes Pro­blem wie in Polen oder Frank­reich: Zen­trum ver­sus Peri­phe­rie. Ansons­ten geht es im Buch viel um Emp­fin­dun­gen, um sub­jek­ti­ve Erfah­run­gen von Trau­er und der stän­di­gen Pre­ka­ri­tät beim Bestrei­ten des All­tags. Der Glau­be erscheint als ver­blie­be­ne Soli­da­ri­täts­res­sour­ce in Zei­ten all­ge­mei­nen Nie­der­gangs und der omni­prä­sen­ten Ver­ein­ze­lung; das »Gefühl der Ent­frem­dung« herr­sche vor, ohne daß die Betrof­fe­nen die­ses Emp­fin­den objek­ti­vie­ren bzw. ratio­na­li­sie­ren können.

Da wäre zum ande­ren das Ver­hält­nis zwi­schen »Pro­le­ta­ri­at« und »Lum­pen­pro­le­ta­ri­at«, zwi­schen denen, die ackern und den­noch mone­tär ver­küm­mern, und denen, »die von der Groß­zü­gig­keit des Staats« leben. Gemeint ist eine zuneh­men­de Kluft, die sich eben­so in der BRD wie­der­fin­den läßt, ins­be­son­de­re im »Dis­kurs« rund um Bür­ger­geld, Kon­sum­pre­ka­ri­at und Lohnabstandsgebot.

Van­ce ver­tritt die Inter­es­sen der »wei­ßen Arbei­ter­schicht« und all jener, die im kapi­ta­lis­ti­schen Nor­mal­be­trieb trotz Anstren­gung zu kurz kom­men oder es so emp­fin­den. Bei ihnen sieht Van­ce die »Lie­be zur Nati­on« als Kitt; die »Tat­sa­che«, im »groß­ar­tigs­ten Land der Welt« zu leben, habe auch ihm selbst »eine Bedeu­tung gege­ben«. Doch die­ses Gefühl schwin­de auf­grund öko­no­mi­scher Aus­sichts­lo­sig­keit und poli­ti­scher Distanz zur herr­schen­den Klasse:

Kei­ne Grup­pe in Ame­ri­ka ist pes­si­mis­ti­scher als die der wei­ßen Arbeiter.

Poli­ti­sche Ent­halt­sam­keit und feh­len­de Auf­bruchs­hoff­nun­gen sind die Fol­gen. Auch das kennt man aus deklas­sier­ten bzw. gefühlt deklas­sier­ten Schich­ten der Arbei­ter­klas­se sowie der Mit­tel­schich­ten in West­eu­ro­pa: Man orga­ni­siert sich nicht; man lebt sein Leben; man kämpft nicht, man läßt gesche­hen; man sieht nicht den Zusam­men­hang der Sache, man bekrit­telt Ein­zel­sym­pto­me; man ana­ly­siert nicht, man fühlt; man han­delt nicht, man war­tet auf Handelnde.

Die­ses Ver­la­gern der Ver­ant­wor­tung auf exter­ne Figu­ren, in denen sich Ent­schei­dungs­fin­dung und wirk­mäch­ti­ger Pro­test gegen »die da oben« bün­deln sol­len, ist ein blei­ben­des Para­dox des Popu­lis­mus, und eben hier wächst der Humus für poli­ti­sches Erlö­sungs­den­ken, das der­zeit reüs­siert: Im Van­ce-Kon­text ist es Trump, der sich erfolg­reich zum ermäch­tig­ten Sprach­rohr die­ser Sprach­lo­sen erho­ben hat und die gefühl­te Macht der Macht­lo­sen in ein viel­glied­ri­ges »Pro­ject 2025« zu trans­for­mie­ren beab­sich­tigt, über des­sen inhalt­li­che Sub­stanz frei­lich auch im Trump zuge­neig­ten Lager Zwei­fel bestehen.

Zum Trump-affi­nen Lager, das sich gleich­wohl kei­ne Illu­sio­nen hin­sicht­lich der tat­säch­li­chen welt­an­schau­li­chen Tie­fe zu machen erlaubt, wird man den wich­tigs­ten Vor­den­ker und Ver­trau­ten von J. D. Van­ce, Patrick J. Deneen, zäh­len dür­fen. Sche­ma­tisch könn­te man es so for­mu­lie­ren: Das, was Van­ce gefühls­ge­lei­tet und sub­jek­tiv dar­bie­tet, wird von Deneen ratio­nal und objek­tiv poli­ti­siert und vervollständigt.

Deneen stammt aus Con­nec­ti­cut und ist, wie der 2019er Kon­ver­tit Van­ce, katho­li­schen Glau­bens. Als Poli­tik­wis­sen­schaft­ler, der an den Uni­ver­si­tä­ten Prince­ton und George­town lehr­te, bevor er Aus­hän­ge­schild der katho­li­schen Uni­ver­si­ty of Not­re Dame im Bun­des­staat India­na wur­de, mach­te er sich mit Stu­di­en wie The Odys­sey of Poli­ti­cal Theo­ry (2000) und Demo­cra­tic Faith (2005) ledig­lich in Fach­krei­sen einen Namen.

Sei­nen ideen­politischen Durch­bruch führ­te erst sein 2018 zum Best­sel­ler wer­den­der Zwit­ter aus Wis­sen­schaft und Pole­mik her­bei: War­um der Libe­ra­lis­mus geschei­tert ist. Deneen zeigt sich dar­in über­zeugt, daß die Auf­lö­sung aller Din­ge als logi­sche Kon­se­quenz der libe­ra­len Hege­mo­nie zu dia­gnos­ti­zie­ren ist. Der Libe­ra­lis­mus habe sich unbe­schränkt durch­ge­setzt, was zur Fol­ge habe, daß »die Fun­da­men­te unse­rer ererb­ten zivi­li­sa­to­ri­schen Ord­nung«, mit­hin jene »Nor­men, die in Fami­li­en, in Gemein­schaf­ten, durch Reli­gi­on und Kul­tur erlernt wur­den«, erodieren.

Das Indi­vi­du­um wird zum Maß­stab, dem unfil­trier­ten Zugriff des Mark­tes und Staa­tes aus­ge­setzt, fort­wäh­rend bereit, sich neu zu erfin­den, dabei jeder orga­nisch gewach­se­nen Gemein­schaft ver­lus­tig gehend. Ans Böcken­för­de-Dik­tum erin­nert Deneens The­se, daß der Libe­ra­lis­mus so sei­ne eige­nen Vor­aus­set­zun­gen abschaf­fe: »Er ist geschei­tert, weil er erfolg­reich war«.

Deneen ana­ly­siert dar­auf­hin in sei­nem Werk libe­ra­le Glau­bens­frag­men­te seit den Zei­ten John Lockes; er tut das im klas­si­schen Gelei­se der Sezes­si­on-Lesern (aber nicht US-Ame­ri­ka­nern) ver­trau­ten Libe­ra­lis­mus­kri­tik von Arthur Moel­ler van den Bruck über Carl Schmitt bis Alain de Benoist, bean­stan­det anthro­po­lo­gi­sche Erkennt­nis­män­gel der Libe­ra­len, skiz­ziert ihr fal­sches Men­schen­bild (»abs­trak­te Indi­vi­du­en an abs­trak­ten Orten«), wes­halb eine inte­gra­le Dar­bie­tung an die­ser Stel­le nicht nötig sein dürfte.

Auch sei­ne Benoist-iden­te Par­al­le­li­sie­rung von Markt­li­be­ra­lis­mus und Links­li­be­ra­lis­mus, die kul­tu­rell ande­re Ideo­lo­gie­bau­stei­ne ver­tre­ten, aber nicht sub­stan­ti­ell von­ein­an­der abwei­chen, ist nicht neu. Im Gespräch mit der Neu­en Zür­cher Zei­tung betont er etwa, daß bei­de gro­ßen For­men des Libe­ra­lis­mus »nur anschei­nend kon­kur­rie­ren« und so das »libe­ra­le Regime« fes­ti­gen. Popu­lis­mus sei nun eine »Revol­te gegen die kapi­ta­lis­ti­sche Revo­lu­ti­on« bei­der Libe­ra­lis­men, und deren aktu­ell viru­len­te »woke« Form beru­he auf einem »fal­schen Bewußt­sein«, das nicht das »Pro­le­ta­ri­at«, son­dern die »Bour­geoi­sie« erfaßt habe.

Als ori­gi­nel­ler her­vor­zu­he­ben, zumal für einen Ver­trau­ten des US-Vize­prä­si­den­ten, ist, daß Deneen künf­ti­ge US-Ent­schei­der davor warnt, die­se vom Libe­ra­lis­mus ver­ur­sach­ten Pro­ble­me durch mehr Libe­ra­lis­mus kurie­ren zu wol­len. Denn der

Ruf nach einer libe­ra­len Kur für die Gebre­chen des Libe­ra­lis­mus bedeu­tet, Gas in ein lodern­des Feu­er zu blasen.

Gegen­über der »kal­ten« und »mecha­ni­sier­ten Welt des Libe­ra­lis­mus« müß­te eine »orga­ni­sche Alter­na­ti­ve« ent­wi­ckelt wer­den, die Vor-Ort-Gemein­schaf­ten, Reli­gi­on, Fami­lie und Gemein­wohl­stre­ben in den Fokus stellt. Man fragt sich, wie Deneen das mit Trump, Musk et al. anvi­sie­ren zu kön­nen glaubt, zumal er in sei­nen Hand­lungs­emp­feh­lun­gen dar­auf Bezug nimmt, daß eine jede Person

die Mini­mie­rung der eige­nen Betei­li­gung an der abs­trak­ten und gesichts­lo­sen moder­nen Wirtschaft

betrei­ben soll­te. Dar­an anknüp­fend: Wie möch­te Deneen eine sol­che »Befrei­ung vom Libe­ra­lis­mus selbst« durch­set­zen mit trans­hu­ma­nis­ti­schen Tur­bo­li­be­ra­len, die öko­no­mi­sche Wachs­tums­fra­gen und ent­fes­sel­tes Pro­fit­stre­ben als Ver­ede­lung des Mensch-Seins begrei­fen? Das wäre eine Fra­ge für kom­men­de Bücher oder Inter­views, weil Deneen auch in sei­nem nicht min­der erfolg­rei­chen Anschluß­band, Regime Chan­ge, bei des­sen Prä­sen­ta­ti­on J. D. Van­ce Ehren­gast war, die­se Fra­ge umschifft.

Dort heißt es, sei­ne Zie­le für das post­li­be­ra­le Zeit­al­ter sei­en »Sta­bi­li­tät, Ord­nung, Kon­ti­nui­tät«; errei­chen wol­le er dies durch eine »Neue Rech­te«, die »sich öko­no­misch ›nach links‹ bewe­ge«, wäh­rend sie sich in kul­tu­rel­len und iden­ti­tä­ren Fra­gen unum­stöß­lich für »Fami­lie, Gemein­schaft, Kir­che und Nati­on« posi­tio­nie­re. Es gehe dar­um, »lin­ke« For­men der Gemein­wohl­wirt­schaft mit »rech­ten« For­men der Wer­te und Nor­men zu kom­bi­nie­ren. Der Cice­ro nann­te die­se Syn­the­se aus wirt­schafts- und sozi­al­po­li­ti­schem Links­ruck und kul­tur­po­li­ti­schem Rechts­ruck eine real­po­li­ti­sche »Gewin­ner­for­mel«, Deneen nennt die­se Kom­bi­na­ti­on kur­zer­hand »Gemein­wohl­kon­ser­va­tis­mus« – in Abgren­zung zum bis dato domi­nie­ren­den »ame­ri­ka­ni­schen Kon­ser­va­tis­mus«, der als markt­för­mi­ge indi­vi­dua­lis­ti­sche Ideo­lo­gie nichts ande­res als »eine Form des Libe­ra­lis­mus« darstelle.

Ein anti­li­be­ra­ler Gemein­wohl­kon­ser­va­tis­mus sei folg­lich zu imple­men­tie­ren, um den Libe­ra­lis­mus fun­da­men­tal abzu­lö­sen und um das Volk und die (wah­re) Eli­te neu zu ver­söh­nen im Zei­chen einer »gemisch­ten Ver­fas­sung«, die mehr »Har­mo­nie« zu schaf­fen habe. Das Fern­ziel bestehe dar­in, die volks­fer­nen Macht­eli­ten des Jetzt durch eine »bes­se­re Eli­ten­form« von mor­gen zu erset­zen, durch ech­te aris­toi, ech­te »Bes­se­re«.

Die­se Syn­the­se aus einem von unten (durch kom­mu­ni­ta­ris­ti­sche und christ­li­che Wer­te) ver­bes­ser­ten Volk und einer hand­lungs­fä­hi­gen, ver­ant­wor­tungs­vol­len und eben­so christ­li­chen Eli­te nennt Deneen »Aris­to­po­pu­lis­mus«. Er beinhal­te die Ver­schmel­zung der Mythen des »ein­fa­chen« Vol­kes mit der Für­sor­ge­pflicht sitt­lich grund­er­neu­er­ter Eli­ten, um Form und Wür­de wie­der zur Gel­tung zu verhelfen.

Die Zeit nennt die­se Kon­struk­ti­on des Aris­to­po­pu­lis­mus nicht nur »Gemein­wohl mit rechts­au­tori­tä­rem Spin«, son­dern auch die Ver­bin­dung »klas­si­scher The­men der Kapi­ta­lis­mus-Kri­tik mit ultra­kon­ser­va­ti­ven Vor­stel­lun­gen«. Auf Dau­er, so läßt Zeit-Autor Peter Neu­mann anklin­gen, wür­den sich indes »J. D. Van­ce und sein Mas­ter­mind Patrick Deneen« mit »dem schmut­zi­gen Poli­tik­thea­ter Donald Trumps« durch­aus »nicht zufrie­den­ge­ben«, son­dern weitersuchen.

Aber was? Patrick J. Deneen sieht uns in einer Über­gangs­pha­se, in einer »post­li­be­ra­len Ära«. Trumps Wahl habe gezeigt, daß sich die »libe­ra­le Mit­te« über­lebt habe, wäh­rend ihre lin­ke Flan­ke, die »pro­gres­si­ve Lin­ke«, eine »hoch­gra­dig iso­lier­te ideo­lo­gi­sche Bla­se« sei. Trumps Stil und Ideen bewer­tet Deneen dabei neu­er­dings posi­ti­ver als noch 2023. Er habe lin­ke und rech­te Ele­men­te ver­söhnt, namentlich

kul­tu­rel­le Wer­te der Repu­bli­ka­ner mit den älte­ren wirt­schaft­li­chen Ver­pflich­tun­gen der Demokraten.

Er nennt das im Cice­ro zwar nicht, wie einst an glei­cher Stel­le Timo Loch­o­cki, die »Gewin­ner­for­mel«, sehr wohl aber eine »gewinn­brin­gen­de Kom­bi­na­ti­on«. Kein Zwei­fel besteht nichts­des­to­we­ni­ger dar­an, daß sei­ne Loya­li­tät J. D. Van­ce gehört und nicht Donald Trump: Van­ce sei ein »neu­gie­ri­ger und intel­lek­tu­ell ver­sier­ter Mensch«, ein »uner­sätt­li­cher Leser« und bei »pro­gres­si­ven Lin­ken« und »liber­tä­ren Rech­ten« aus guten Grün­den »glei­cher­ma­ßen unbeliebt«.

Die Grün­de lägen dar­in, daß sei­ne Welt­an­schau­ung »nicht durch den Kal­ten Krieg« und des­sen über­hol­te Dicho­to­mien »geprägt wur­de«, son­dern durch Katho­li­zis­mus und Kom­mu­ni­ta­ris­mus. Die Ret­tung kom­me also nicht von Trump. Doch sei­en die kom­men­den vier Jah­re eine »Peri­ode der Zäh­mung und sogar des Abbaus pro­gres­si­ver Macht«, also eine Art Inter­re­gnum, um den bis­her hege­mo­nia­len Links­li­be­ra­lis­mus zurück­zu­drän­gen und zu über­win­den. Die danach not­wen­di­ge »umfas­sen­de­re, posi­ti­ve­re Neu­for­mu­lie­rung der ame­ri­ka­ni­schen poli­ti­schen Ord­nung« kön­ne hin­ge­gen erst erfol­gen, wenn Trumps Nach­fol­ger in der Lage sei­en, »eine oder zwei wei­te­re Prä­si­dent­schafts­wah­len zu gewin­nen«: Trump als Zwischenschritt.

Die dafür nöti­ge zwei­te Rei­he, die einst die ers­te wer­den soll – birgt sie mehr Leit­wöl­fe als Deneen und Van­ce, und falls ja, steht sie für der­lei Ideen über­haupt bereit? Die ent­schei­den­de Fra­ge bleibt dem­entspre­chend: Wie und mit wem will sich Patrick J. Deneen gegen den »fal­schen« Main­stream-Kon­ser­va­tis­mus durch­set­zen, den er als markt­ideo­lo­gisch und »olig­ar­chen­fi­nan­ziert« ver­wirft? Zumal die­ser (kor­rek­te) Vor­wurf iro­nisch zurück­zu­schla­gen droht, wenn man bedenkt, wie stark Donald Trump und Ex-Peter-Thiel-Mit­ar­bei­ter J. D. Van­ce mit Elon Musk und ande­ren Big-Tech-Olig­ar­chen inter­agie­ren. Nils Weg­ner spot­tet auch des­halb, daß selbst der »kon­ser­va­tivs­te US-Ame­ri­ka­ner unterm Strich nur ein Libe­ra­ler sein kann«.

Am Ende einer rea­lis­ti­schen Lage­ein­schät­zung ob der Deneenschen Wir­kungs­macht steht daher die Pro­gno­se, daß sich idea­lis­ti­scher Geist gegen mate­ria­lis­ti­sche Macht wei­ter­hin schwer­tun dürf­te. Welt­an­schau­lich rück­ge­bun­de­ne Theo­rien bedür­fen eines pra­xis­taug­li­chen Bodens – aber in den USA der Epo­che Trump / Musk ist man stär­ker an der Mars-Erkun­dung als an einer kom­mu­ni­ta­ris­ti­schen Visi­on von Ver­wur­ze­lung und Selbst­be­schrän­kung inter­es­siert. Patrick J. Deneens Impul­se zei­gen aber, daß der Kampf auf ver­lo­re­nem Pos­ten auch jen­seits des gro­ßen Tei­ches gehalt­voll geführt wer­den kann.

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Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

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Kommentare (74)

Maiordomus

14. Februar 2025 16:00

Das Scheitern des sog. amerikanischen "Liberalism", in Wirklichkeit ein woker "Leftism", war schon vor über 70 Jahren von dem intellektuell den im Artikel genannten überlegenen Ex-Linken James Burnham, auch erster Analytiker der Managerkrankheit und soziologischerr Analytiker der Managerklasse, vgl. noch Millers "Tod des Handlungsreisenden", analysiert und vorausgesagt, und zwar als Ideologie des westlichen Selbstmordes. Deswegen hiess das wichtigste Buch, nebst den Hauptwerken Kierkegaards, das ich 1965 las, "Begeht der Westen Selbstmord?" von James Burnham, dessen einzige Schlagseite die noch seit McCarty zu grosse Angst vor dem Kommunismus war, vor dem damals natürlich auch der James Buckley-Adlatus und Kennedy-Kritiker William S. Schlamm fortdauernd warnte, dessen beste Bücher indes bis heute "Die Diktatur der Lüge" über die unglaublichen Parallelitäten von Faschismus und damaligem Kommunismus waren sowie "Die Grenzen des Wunders", bedeutende Kritik an Wirtschaftswundermentalität, sowie die "Jungen Herren der Alten Erde" (1962), eine Warnung vor dem dann ab 1968 ausbrechenden "linksprogressiven"  Jugendkult, mit den sich damals ausbreitenden, bis heute Schaden anrichtenden Ideologemen, zu denen auch die sog. sexuelle Revolution gehörte. Immerhin hatte schon Röpke 1957 aus konservativ-neoliberaler Warte für weltweite Geburtenkontrolle plädiert, mit Hinweis andernfalls auf die unterdessen eingetretenen demografischen Folgen.  

Rudolf Kayser

14. Februar 2025 17:50

Ein rechtes Gesellschaftsprojekt sollte in seinen psychosozialen Artikulationen metaphorische Anleihen aus der Natur nehmen. (Nur als Metapher, nicht als wissenschaftliches Weltbild) Vielleicht sogar aus der modernen Naturwissenschaft. Gesunde Kulturen brauchen sowohl expeditive oder expansionistische Elemente (Musk) als auch kontraktive nach innen zusammenziehende Kräfte (Geschichte und Mythos) Eine Kultur, die nur nach innen in ihr eigenes zieht, kann genau so wenig überleben, wie ein überwiegend expansiv nach außen gerichtetes technokratisches Zerfasern. Wer nicht selbst auch Neugier auf unbekannte Horizonte hat, den überraschen irgendwann die Schiffe der Anderen am Horizont, oder der nächste Astereoid. Wer nur nach innen kontrahiert, hat keine Strahlkraft. Gesunde Kulturen sind vielleicht wie balancierte Sterne, also Gaskugeln in der Balance aus Gravitation (Kontraktion) und Expansion im Strahlungsdruck. Sie sind sich selbst zusammenziehender Gravitationspunkt und Strahlungsquelle über Horizonte hinaus. 

Karl

14. Februar 2025 18:07

Die eindrucksvolle Rede von JD Vance auf der Münchener Sicherheitskonferenz ist von Markus Langemann transkribiert und übersetzt worden. 
Einige Schlaglichter:

Europa bräuchte sich nicht vor externen Mächten fürchten, sondern die Gefahr komme von innerhalb Europas. 
Die Wahlannullierung in Rumänien spreche nicht für ein demokratisches Europa.
Die freie Meinungsäußerung in Europa sei stark eingeschränkt. Er nennt unglaubliche Beispiele dafür...
Ein Ausgrenzen politischer Gegner führe dazu dass die "Demokratie" sterbe. Er kritisiert, dass "populistische" Parteienvertreter zur Konferenz nicht eingeladen würden.
Es sei "ein neuer Scheriff in Washington".

https://clubderklarenworte.de/vance-spricht-von-einer-bedrohten-meinungsfreiheit-in-europa/

Monika

14. Februar 2025 18:15

Es ist nicht so, wie Benedikt Kaiser bei ca. 39 min. ausführt, dass der ehemalige "Kalte Krieg" zwischen Ost und West keine Rolle mehr spielt. Sicher nicht in der naiven Form eines Ronald Reagan, der von der UdSSR als vom Reich des Bösen sprach. In seiner großartigen Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz bezieht sich Vance geradezu auf diese Epoche, wenn er die Meinungsfreiheit als Freiheit des Individuums verteidigt: "Wenn ich heute nach Europa blicke, frage ich mich, was aus den Gewinnern des Kalten Krieges geworden ist." Es geht gerade nicht um kollektive "Freiheiten", etwa um "unsere Demokratie ", wie sie die Linke für ihr Kollektiv beansprucht . Vance spricht auch von den "hässlichen Wörtern der Sowjetzeit", etwa der Desinformation. Am Schluss zitiert er sogar den polnischen Papst Johannes Paul II aus seiner Antrittspredigt von 1978: " Wir sollen keine Angst vor unserem Volk haben, auch wenn es Ansichten äußert, die mit seiner Führung nicht übereinstimmen." Diese (Gewissens)Freiheit  der Person ist nicht im liberalistischen Sinne fehlzuverstehen. 

RMH

14. Februar 2025 19:50

Vance hat heute in München abgeliefert. Er hat den Anwesenden die Leviten gelesen wie keiner in einem Amt zuvor. Bis auf Einzelpersonen, die es wagten 2x zu klatschen, eisiges Schweigen zu seinen Ausführungen, nur ein bisschen Höflichkeitsapplaus am Ende. Ja, in USA hat man es eben nicht vergessen, wie gegen die Trump Kampagne hierzulande von ganz offiziellen Stellen und Amtsinhabern gehetzt wurde und man sich zu Gralshütern demokratischer Werte gegen eine angebliche Turmp-Diktatur aufspielte. Jetzt ist paypback time und man bekam eine Lektion in Sachen Demokratie und Respekt gegenüber dem Wählerwillen. Die AfD und auch das BSW können sich freuen. Die Rede war das richtige Brett zur richtigen Zeit. Natürlich schäumen jetzt die sog. „Experten“. Aber wie man in der Wald hineinruft, so schallt es heraus. 

Jan

14. Februar 2025 20:43

Ich sehe die Annäherung der neuen US-Regierung an die deutsche Rechte zwiespältig. Sicher ist es besser als wenn es im Gegenteil hieße, die AfD müsse weg. Aber es kann folgender Film ablaufen: Neutralisierung durch Einbindung. Letztendlich das, was man mit den Grünen gemacht hatte. 
 
Wie steht Vance zur Migration und zum schrumpfenden Bevölkerungsanteil der Weißen? Seine Frau ist Inderin, seine Kinder werden mixed sein. Im Prinzip ähnlich wie Kamala Harris oder Obama. Läuft es am Ende nur auf einen konservativen Civic Nationalism hinaus? Migration ja, aber nicht so viele Primitive, sondern nur Fachkräfte und Top-Leute? 
 
Ein Einwanderungsstopp und eine Regeneration der deutschen Demographie muss für die deutsche Rechte das Hauptziel sein. Wenn es stattdessen nur auf Migrationssteuerung, z.B. Computer-Inder statt Arabo-Talahons hinaus läuft, können wir das ganze vergessen.
 
Will die neue US-Administration nicht schlecht reden, aber warne vor falschen Hoffnungen. Es wird Interessenkonflikte geben (z.B. bei Energie). Wir müssen unnachgiebig den deutschen Standpunkt einnehmen. Das Herumschubsen und Ausnutzen unseres Landes muss aufhören. Wir können nur aus uns selbst heraus stark werden.

Ordoliberal

14. Februar 2025 21:10

"Deneen zeigt sich darin überzeugt, daß die Auflösung aller Dinge als logische Konsequenz der liberalen Hegemonie zu diagnostizieren ist. Der Liberalismus habe sich unbeschränkt durchgesetzt, was zur Folge habe, daß »die Fundamente unserer ererbten zivilisatorischen Ordnung«, mithin jene »Normen, die in Familien, in Gemeinschaften, durch Religion und Kultur erlernt wurden«, erodieren."
Wo hat sich der Liberalismus im Westen denn durchgesetzt? In Deutschland? In der EU? In Kalifornien? Das sind alles sozialistische Staaten, in denen mehr als die Hälfte des Volkseinkommens von einer Funktionärselite an 1) ihresgleichen und 2) die von ihnen Abhängigen verteilt wird, um sie abhängig zu halten.

Ordoliberal

14. Februar 2025 21:15

"Ans Böckenförde-Diktum erinnert Deneens These, daß der Liberalismus so seine eigenen Voraussetzungen abschaffe: »Er ist gescheitert, weil er erfolgreich war«."
Wo? In welchem Land? Ich lebe in Kalifornien. Der Liberalismus ist hier so ausgetrocknet wie die Wasserreservoire in Los Angeles. Libertäre können Sie hier mit der Lupe suchen. Hier herrschen die Demokraten uneingeschränkt. Und es sind nicht die Techkonzerne, die die Menschen hier verarmen lassen. Deren Produkte kann sich hier jeder leisten, selbst der Wohlfahrtsempfänger. Es sind die linken Politiker, weil sie alle vom Staat steuerbaren Preise, d.h. die Preise für Energie, Liegenschaften, Hausbau, Versicherungen, Lebensmittel, Bildung, so hoch treiben, dass diejenigen, die nicht zur staatlich alimentierten Klasse gehören, wegziehen.   

Ordoliberal

14. Februar 2025 21:21

"Dort heißt es, seine Ziele für das postliberale Zeitalter seien »Stabilität, Ordnung, Kontinuität«; erreichen wolle er dies durch eine »Neue Rechte«, die »sich ökonomisch ›nach links‹ bewege«, während sie sich in kulturellen und identitären Fragen unumstößlich für »Familie, Gemeinschaft, Kirche und Nation« positioniere. Es gehe darum, »linke« Formen der Gemeinwohlwirtschaft mit »rechten« Formen der Werte und Normen zu kombinieren."
Ich muss Sie enttäuschen. Das gab's schon mal. In Italien, Spanien, Portugal, Chile. Man nannte es Faschismus. Hat nicht funktioniert.
Gerade wird diese uralte Idee, ökonomisch links und kulturell rechts zu kombinieren, in den islamistischen Ländern ausprobiert.
Um mit Hape Kerkeling zu sprechen: "Ich möchte das nicht."

Ordoliberal

14. Februar 2025 21:29

Und um noch einen letzten Irrtum der ewig linken Rechten zu korrigieren: Die Tatsache, dass nur wenige Menschen in einem Land märchenhaft reich werden, hat nichts mit Liberalismus zu tun. Das ist eine kulturelle Universalie. Die Frage ist doch: Wieviele Menschen haben eine reale Chance, zu diesen Reichen zu gehören - unabhängig von ihrer Herkunft? Und wie hoch ist die Anzahl derer, denen dieser Reichtum als Kunden, Mitarbeiter oder Investoren zugute kommt? An diesem Maßstab gemessen sind weder Deutschland, noch die EU, noch Kalifornien liberale Länder.

Ordoliberal

14. Februar 2025 21:40

Ich empfinde immer mehr Ekel gegen mein eigenes Land. Offenbar werden neunzig Prozent der Deutschen als Sozialdemokraten geboren und sterben entweder als Sozialisten oder Faschisten. Vom Wort "Gemeinwohl" scheint für den Deutschen ein wohlig-warmer Kuhstallgeruch auszugehen, der ihn immer wieder in die Mauern seiner Metzger zieht. Nietzsche hat Recht: "Goethe war ein deutscher Unfall ohne Folgen." Wo nicht das Frömmelnde ihn hinan zieht, weiß der deutsche Spießer nichts mit sich anzufangen. Die Freiheit fürchtet er geradezu körperlich.

Gracchus

14. Februar 2025 22:10

Starker, kurzweiliger Vortrag von BK. Habe mir hernach auch den talk zwischen Precht und Deenen angesehen. Interessant - Deenens Kommunitarismus-Konzept mit katholischem Hintergrundrauschen. Darauf lässt sich aufbauen. Die Kirche, wenn sie nicht (die deutsche) dem Zeitgeist von gestern hinterherliefe oder vielmehr nicht erstarrt wäre in ihm mit ihrer Gremienseligkeit, Verklüngeltheit und Mammondienerei, könnte aktuell auferstehen aus Ruinen und wieder mit Erfolg Menschen fischen. 

Gracchus

14. Februar 2025 22:21

Ob sich Deenens Konzept in Vance's Politik niederschlägt ... ? Sein Auftritt heute hat mich überzeugt - allein wegen der brüskierten Reaktionen der üblichen Verdächtigen. Sollten seinen Rat bedenken. Steinmeier hat keinen Schimmer, dass es in einem Saal voller Normalbürger sein könnte, dass er verbuht, Vance dagegen gefeiert würde. Und ein Pistorius mit seiner "Mein Name ist Hase"-Rede ausgelacht. Sie haben keinen Schimmer, wie entkoppelt sie sind. 
Naht die "katholische Verschärfung" (Carl Schmitt)?

Valjean72

15. Februar 2025 11:05

Vielen Dank für diesen Artikel. Mir war der Hintergrund dieser "zweiten Garde hinter Trump" nicht bekannt. Deenens grundsätzliche (und mE positiven Ansätze - so wie hier dargelegt - stehen tatsächlich in Widerspruch zu Milei, Musk & Co.
 
An solch ein patriotische, mit dem Heimatboden verwurzelte und (nicht ausschliesslich aber) auch am Gemeinwohl orientierte US-Rechte könnten auch wir andocken, bzw. in bestimmten Feldern kooperieren und an einem Strang ziehen.
Gleichwohl will ich eine gehörige Portion Wasser, wenn nicht gar Essig in den Wein kippen. Vance besuchte am 13.2. medienwirksam das K-Lager Dachau. Am selben Tag jährte sich der verheerende Bombenangriff auf Dresden zum 80sten Mal. Ein ausländischer, zumal angelsächsischer Politiker, der es wirklich gut mit dem Deutscher Volk meinte, hätte diesen Jahrestag zum Anlass genommen, Worte der Trauer, des Bedauerns und des Mitgefühls an uns Deutsche zu richten. So aber zeigte er aller Welt, dass auch er am deutschen Schuldkult festhalten wird (und will) und mit ihm die gesamte Trump-Administration.
 

Ekstroem

15. Februar 2025 13:07

"Kampf auf verlorenem Posten" klingt für mich kontraproduktiv. Diese Beschreibung trifft es außerdem mAn nicht. In gewisser Weise hat die "Realität" den Artikel überholt, was in der gegenwärtigen Zeit der überraschenden Wendungen nicht überrascht. J.D. Vance in München, das wäre einen Artikel wert!

Valjean72

16. Februar 2025 00:06

@Jan: "Ich sehe die Annäherung der neuen US-Regierung an die deutsche Rechte zwiespältig ... es kann folgender Film ablaufen: Neutralisierung durch Einbindung ... Wie steht Vance zur Migration und zum schrumpfenden Bevölkerungsanteil der Weißen? Seine Frau ist Inderin, seine Kinder werden mixed sein."
---
 
Ich bin schon froh ab und an hier noch vereinzelt skeptische Stimmen in Bezug auf Trump, Musk & Co. zu lesen.
Gemäss dem dialektischen Prinzip von These, Antithese und Synthese werden jetzt mE die Protagonisten der Antithese abgeräumt, von der Bühne entfernt. Sie haben ihren Zweck zum Abbau/Abbruch erfüllt, haben ihr Ansehen dabei verloren und müssen nun weg.
 
Jetzt gilt es - im Sinne der übergeordneten Machtstrukturen - mit einem modifiziertem System (und neuen Protagonisten), die abtrünnig gewordenen Konservativen wieder einzuhegen. Wokismus und Multikulti von links können nicht mehr an den Mann gebracht werden. Jetzt wird uns Multikulti von rechts schmackhaft gemacht: schliesslich sind wir doch weltoffen-liberal und es herrscht ja bekanntlich ein Fachkräftemangel, dem man nur mit Einwanderung begegnen könne.
 
Die unverbrüchliche transatlantische Bindung, sowie das Eintreten für die Sicherheit eines Staates im Nahen Osten sind und bleiben alternativlos.
 
 

Laurenz

16. Februar 2025 04:09

Die Frage nach JD Vance wurde hier von niemandem kulturell, außer BK im Artikel, gemäß unserer hier gegenwärtigen Bildung eingeordnet. Ohne das, kann man weder den US-Amerikaner Vance, noch den Unterschied zu Deutschland verstehen, einen Unterschied, den Elon Musk völlig klar sehend, fast in Gänze begriffen hat. Der Ursprung des Liberalismus basiert vordergründig auf der Emanzipation der niederen Stände. Hier geht es vor allem um persönliche Freiheit & weitestgehend gleiche Rechte für alle. Politisch umgesetzt wurde dies erst in der US-Amerikanischen-, dann in der Französischen Revolution. Da die USA aber multi-ethnisch erschaffen wurden, fällt dort der Bezug auf ethnische Identität weg. Es blieben als Bezugspunkte nur Bibel & Verfassung. Wenn der christliche Glaube Vance persönlich geholfen hat, ist das seit dem Bestehen der USA im Westen nichts Neues. Der Unterschied zwischen Protestanten & Katholiken wird hier in Deutschland, aufgrund des 30jährigen Krieges, überschätzt. Luther war nichts anderes als ein Katholik dem das hedonistische Heidentum in der Kirche gestunken hat. Das eher heidnische Zölibat war zur Zeit Luthers auch erst 400 Jahre alt. Hieraus & aus der sozialen Herkunft ist auch das Verhältnis Vance' zu Seiner Frau zu verstehen.

Laurenz

16. Februar 2025 04:10

Wer der hier viel zitierten Rede Vance' auf der Münchner Sicherheitskonferenz genau zugehört hat, kann auch hier einen weiteren Unterschied der USA zu uns festmachen. Die Verfassung steht bei Vance absolut vor dem Glauben, keine Kumpanei. https://www.achgut.com/artikel/der_erste_verfassungszusatz_der_usa_auf_stippvisite_in_muenchen Die US Amerikanische Verfassung ist säkular, maximal agnostisch. Die Verfassung garantiert zwar Religionsfreiheit, aber nur auf der privaten Ebene & widerspricht religiöser Einflußnahme auf die Politik. Vance verteidigte das Recht eines Briten vor einer Abtreibungsklinik zu beten, verteidigte aber genauso das öffentliche Verbrennen von sogenannten heiligen Büchern, Meinungsfreiheit. Übrigens, auch Milei spielt nur einen Liberalen. Wie Musk, versucht Milei nur Argentinien von den neo-feudalen linken Parasiten zu befreien, die ganze Staaten in den Untergang steuern. Das ist auch der Grund, warum die Trump-Admin mit der AfD, der einzigen Deutschen Common-Sense-Partei paktiert. Mit Deutschland, als Failed State, geht Europa unter. Davon haben die Amis auch nichts.

Laurenz

16. Februar 2025 05:03

Hier eine nicht ganz halbstündige, eher populäre Doku in Englisch über JD Vance &  Seine Hillbilly-Elegie (Buch & Film), die einiges verständlicher macht. https://youtu.be/ahp7GiToa4k 

Karl Otto

16. Februar 2025 07:33

@jan: Vance Frau Usha ist in San Diego geboren, sie ist Amerikanerin. Ihre Eltern stammen aus Indien, so wie die von Vance aus Schottland und Irland. Wo ist das Problem? Die Amerikaner stammen praktisch alle von Einwanderern ab, das ist einer der Gründe für ihre Stärke.

Amalgard Inglin

16. Februar 2025 11:05

Ich glaube nicht, dass Deneen der Konservativen Revolution oder sogar Vance besonders nahe ist. Eher versucht er, an einer konservativen katholischen Politik mit traditionalem Anspruch anzuschliessen. Den Unterschied bemerken auch die Mainstream-Medien, die Deneen durchaus schätzen, weil sie eben wahrnehmen, dass er trotz seiner Liberalismuskritik nicht in der nationalistischen und/oder autoritären Ecke zu verorten ist. Vance dagegen ist der klassische subkulturelle Rechte. Er ist evangelikal aufgewachsen, und erst sehr spät konvertiert. Ich kann mir gut vorstellen, dass er bei den Piusbrüdern oder einer ähnlichen Vereinigung ist (das weiss ich aber nicht). Deneen versucht, die politische Entwicklung ein wenig mitzugestalten, indem er mal diesen, mal jenen ein wenig unterstützt, je nachdem, wo er einige Punkte sieht, die er für gut befndet. Ein Rechtspopulist ist er aber ganz sicher nicht. Und ich zweifle auch, ob seine «Beratertätigkeiten» die Früchte tragen werden, die er sich erhofft.

RMH

16. Februar 2025 11:10

@Ordoliberal, Sie wissen doch selbst am besten, dass es immer eine Krux ist, wenn von Amis über "liberals" geredet wird. Stur ins deutsche übersetzt sind es dann die Liberalen oder der Liberalismus, in Wahrheit ist damit in vielen (meisten?) Fällen schlicht das gemeint, was wir als Linke bezeichnen.
@Jan, "Neutralisierung durch Einbindung. Letztendlich das, was man mit den Grünen gemacht hatte." Für eine Neutralisierung wirkt das grüne Gift doch bis heute erstaunlich gut. Die Grünen haben sogar eine Kanzlerin als eingefärbte Grüne gehabt. "können wir das ganze vergessen." Beginnen Sie damit, keine falschen Illusionen. Der Zug ist abgefahren. Die Chance liegt in einem Sedimentieren, einer Setzung des Vorhandenen, daher auch Grenzen dicht und Korrekturen durch konsequente Abschiebungen. Ein Kern ist aber da und wird da bleiben, siehe auch die aktuelle Definition des Begriffs Remigration von A. Weidel im "Bild"-Interview. Die AfD geht also schon mal nicht mit Ihren Vorstellungen überein.

Adler und Drache

16. Februar 2025 11:58

Es klingt irgendwie schön, diese Vision vom "Aristopopulismus", aber auch dafür müsste man erstmal den Menschen schaffen, der richtig mitmacht, bzw. das Volk, wie bei jeder Utopie. Man kann appellieren, aber was das bringt, kann man sich an fünf Fingern abzählen. Oder man kann halt wieder versuchen, das Volk in die gewünschte Form zu zwingen. Möglicherweise ist in den Staaten noch genügend christliche Substanz vorhanden, um noch einmal im großen Stil den Entwurf einer gerechteren Ordnung wagen zu können, aber ich bezweifle es - das linke Christentum dort unterscheidet sich mit seinem "social gospel" nicht von dem hier, und das rechte predigt ein "welfare gospel". Bei uns geht es schon längst nicht mehr, da geht das Christentum rüstig auf neutestamentliche Rahmenbedingungen zu. Ohne Christentum wird es jedoch nur noch entweder ideologisch-autokratische oder liberale Ordnungen geben, weil zu etwas anderem die tiefen Wurzeln fehlen, die mit politischen Maßnahmen und politischem Denken nicht erreichbar sind. - Es muss jedem klar sein, was vorzuziehen ist.   

Karl

16. Februar 2025 12:06

@Ordoliberal
Vielleicht hilft es Ihnen, wenn Sie für sich einige Begriffe klären: Unterscheiden Sie Marktliberalismus von Linksliberalismus und Korporatismus von Kommunitarismus

Ordoliberal

16. Februar 2025 12:21

@Valjean
"An solch eine patriotische, mit dem Heimatboden verwurzelte und (nicht ausschliesslich aber) auch am Gemeinwohl orientierte US-Rechte könnten auch wir andocken, bzw. in bestimmten Feldern kooperieren und an einem Strang ziehen."
Die Botschaft höre ich wohl...
Diese amerikanische Rechte, die Sie hier ansprechen, ist nämlich patriotisch-libertär.
Lassen Sie sich belehren: Das amerikanische Christentum ist calvinistisch, d.h. individualistisch. Gute Taten geben keine Punkte im Himmel (Prädestinationlehre). Daher ist das Gemeinwohl ein in den USA nicht gebräuchlicher Begriff. Die democrats fordern Umverteilung, die republicans Selbstverantwortung. Die zwei Axiome des freien Markts der Österreichischen Schule - 1) Keiner darf dem anderen seine Produkte aufzwingen (Wettbewerbsprinzip) 2) Keiner darf dem anderen seine Kosten aufzwingen (Haftungsprinzip) - heißen im amerikanischen Konservativismus ins Moralische übertragen:
1) Put your money where your mouth is.
2) Own your mistakes.
Da amerikanische Konservative meistens Christen sind, kommt noch eine dritte Maxime dazu:
3) It's not about you.
Damit sympathisiere ich, obwohl ich kein Christ bin. Vor allem, weil diese patriotischen Christen bei 3) automatisch mitdenken:
4) It's not about the state either.
Amerikanische Patrioten identifizieren sich mit ihrer Familie, ihrer Gemeinde, ihrer Mannschaft, ihrer Einheit, ihrem Land. Aber niemals mit dem Staat.

Le Chasseur

16. Februar 2025 13:02

@Laurenz
"Mit Deutschland, als Failed State, geht Europa unter. Davon haben die Amis auch nichts."
Natürlich haben sie etwas davon. Kapital, Unternehmen und gut ausgebildete Fachkräfte gehen in die USA. Und der Systemkonkurrent "Soziale Marktwirtschaft" ist auch weg.
@Valjean72
"Die unverbrüchliche transatlantische Bindung, sowie das Eintreten für die Sicherheit eines Staates im Nahen Osten sind und bleiben alternativlos."
Siehe auch hier: Der Likud bandelt mit den »Patrioten für Europa« an

Ordoliberal

16. Februar 2025 13:14

@Karl
Es gibt keinen Linksliberalismus. Linksliberale sind Linke. Es gibt auch keinen Sozialliberalismus. Sozialliberale sind Linke. Es gibt auch keinen Unterschied zwischen Rechtsliberalismus und Marktliberalismus. Man kann das eine nicht ohne das andere haben. Zwischen Sozialstaat und Rechtsstaat herrscht eine Unschärferelation. Man kann nicht den einen ausbauen, ohne den anderen zu beschädigen.
Korporatismus ist die Wirtschaftsform faschistischer und postkommunistischer Staaten: Das Privateigentum steht unter "Gemeinwohlvorbehalt" (dient also ideologischen Zielen) und kann jederzeit entzogen werden. Auch wird seine Nutzung staatlich vorgeschrieben. Wir sind in Europa auf dem Weg dorthin.
Kommunitarismus dagegen ist das, was die Mormonen und Amish erfolgreich in den USA betreiben. Und sie sind nur deshalb erfolgreich, weil sie vom Staat absolut nichts erwarten. Sie sind staatsunabhängig. Die Mormonen sind treue Republikaner, und zwar überwiegend der libertären Richtung. Sehr angenehme Menschen.
@RHM
Ich weiß. Man denkt ja immer, dass politisch interessierte Menschen die Klassiker lesen und Liberale nicht mit liberals verwechseln. Aber in Deutschland denkt ja sogar die FDP, sie sei liberal. Das Problem ist, dass der Liberalismus nicht in unseren Schulen gelehrt und daher von den Schreibhuren in den Medien nicht verstanden wird. "Wir sind jetzt alle Keynesianer" - bis in die Neue Rechte hinein.

Laurenz

16. Februar 2025 13:15

@RMH & Ordoliberal ... Die Krux ist der religiöse Fanatismus der Liberalen. Fanatismus mit seinen Maximal-Forderungen schließt grundsätzlich jegliche Menschlichkeit im Guten, wie im Schlechten aus & hat mit Real-Politik, also politischer Machbarkeit, nie etwas gemein. Wie BK schreibt, ist JD Vance ein US-Amerikanischer Patriot, vielleicht sogar Nationalist, aber in der Ökonomie eher ein historisch konservativer Sozialdemokrat, wie Karl Schiller. Wie man dem von mir verlinkten Video entnehmen kann, wurde JD Vance auch auf Empfehlung des Milliardärs Elon Musk für die Position des II. Mannes der Vereinigten Staaten nominiert, interessant nicht? Es ist für uns SiN-Leser auch empfehlenswert, die Vance-Rede zu München nochmal zu hören, um wirklich genau zu verstehen. Vance empfahl kein Einreißen der Brandmauer, Er gebot es. Amerikanische Politiker machen keine Scherze, wenn sie etwas diktieren, man denke nur an Biden & die Sprengung von Nordstream. Das Trump-Amerika hat kein Interesse am Untergang Deutschlands & damit Europas.

ofeliaa

16. Februar 2025 15:07

Ich denke das Problem USA/Einflussnahme ist nur ein Symptom und nicht die Ursache. Ursache ist die extreme Faulheit der Deutschen, aber vor allem der schier unerschöpfliche Reichtum Deutschlands. 182 Millionen für eine Kampagne gegen Rechts von seitens der Grünen, soweit ich das gehört habe. Mehrere Milliarden für die Ukraine. Natürlich wird immer gesagt, man bekäme Vieles wieder mit Zinsen zurück, aber ist das so? Da bleibt doch die Frage, wann wird Deutschland jemals das Geld ausgehen? Ich hatte jetzt die Aufgabe, eine Wohnung zu vermieten und es haben sich ausnahmslos Deutsche, die vom Jobcenter - und Asylanten, die vom Staat bezahlt werden, gemeldet. Ich will damit nicht gegen die Bürgergeldempfänger, noch gegen die Asylanten schiessen, aber ich sage nur - das Hauptproblem, und der Zerfall Deutschlands liegt an der schier unermesslichen Geldquelle, die anscheinend niemals versiegt und die Arbeit obsolet macht und tausende Flüchtlinge ins Land bringt und uns für umliegende Mächte interessant macht. Und die Politiker sehen keinen Grund, etwas an der Richtung, in die die Gelder fliessen zu ändern, weil sowieso unerschöpfliche Geldmengen vorhanden sind. Das Problem in Deutschland ist der unermessliche Reichtum, sowie was das in anderen auslöst. Es löst eine Art Indifferenz aus. Indifferenz gegenüber dem eigenen Land, den eigenen Bürgern, weil man ja immer einfach wieder Geld bekommt und sich eigentlich doch um gar nichts scheren muss. 

Monika

16. Februar 2025 16:00

J.D. Vance ist befreundet mit dem kath. Publizisten Rod Dreher, Autor der Bücher BENEDIKT OPTION und "Lebt nicht mit der Lüge". In seinem Tagebuch "Rod Drehers Diary" berichtet dieser über sein Gespräch mit Vance in München auf der Sicherheitskonferenz im vergangenen Jahr. Da war Vance noch Senator und ihm wurde in München die kalte Schulter gezeigt. Dreher schreibt 25: " be nice to hillbillies and other folks, you won't let in. You never know when and under what conditiones you will see them next." Nun, Vance ist als Vize wiedergekommen. Ob es eine historische Rede war ? Manche fühlen sich an Reagans Aufruf an Gorbatschow 1987 erinnert: "Tear down this wall", wenn Vance davon spricht, dass es in einer Demokratie keinen Raum für Brandmauern geben darf. Ein Vergleich ist da möglich. Siehe in Drehers Buch: "Lebt nicht mit der Lüge." 
 

Kommentar Sommerfeld: Dreher ist inzwischen zur Orthodoxie konvertiert.

Le Chasseur

16. Februar 2025 17:10

@ofeliaa
"Mehrere Milliarden für die Ukraine. Natürlich wird immer gesagt, man bekäme Vieles wieder mit Zinsen zurück, aber ist das so?"
Nein, natürlich nicht, das Geld ist futsch. Ein Teil landet bei Selenskij und seiner Junta, der größte Teil aber bei amerikanischen Rüstungskonzernen.
Die Amis geben Steuergeld amerikanischer Bürger in die Ukraine, damit diese dann dafür amerikanische Waffen kauft: das ist also Umverteilung von Unten nach Oben über den Umweg Ukraine, wo bißchen was kleben bleibt (damit sich Klitschko & Co neue Villen kaufen können und Madame Selenskij in Paris shoppen gehen kann). Währenddessen verrotten amerikanische Schulen und Brücken genauso wie unsere.
Jetzt wird das Szenario eines unmittelbar bevorstehenden russischen Angriffs auf die EU an die Wand gemalt, damit man einen Vorwand hat, um die Rüstungsausgaben der EU-Staaten auf 5% des BIPs hochzuschrauben: auch hiervon würden natürlich in erster Linie die Amis profitieren.

Laurenz

16. Februar 2025 18:09

@Ofeliaa ... wenn Sie an die Prosperität oder Dysfunktionalität eines Staatswesens denken, dann finden Sie selten einen Anfang oder Endpunkt, wie zB in der Pleite eines Unternehmens. Bei Bonaparte gingen zu kleine Staaten, wie Venedig, in größeren auf. Wenn riesige Summen, wie bei uns, durch Miß- & Günstlingswirtschaft oder Korruption drauf gehen, endet das in maroden Schulen oder ruinierten Straßen, Verarmung der Bevölkerung, das sehen Sie doch Selbst. Selbst Merz, von der CDU, will hieran nichts ändern. Um den zukünftig größeren Rüstungsetat zu finanzieren, will er an die Schuldenbremse rangehen, obwohl der Staat bereits Rekordsummen einnimmt, bei einer Staatsquote von über 51%. Politiker der Altparteien wissen haargenau, daß ihr Handeln bei der demoskopischen Entwicklung unlauter ist, ist ihnen aber scheißegal, sie gehen den Weg des geringsten Widerstands. Man finanziert das durch indirekte Steuern, wie Inflation. Bei der Inflation sind es dann Mio. von kleinen Endpunkten, bei jedem einzelnen, wo das persönlichen Einkommen irgendwann nicht mehr reicht. Wenn Sich bei Ihnen nur Staatsknete-Empfänger melden, ist die Miete zu hoch. Das können sich dann nur Mieter leisten, bei denen das Amt die Miete zahlt.

dojon86

16. Februar 2025 18:40

@Karl Otto 07:33 Als Inderin weiß die Frau des Vizepräsidenten Vance genau, dass es letztendes den Briten zu verdanken war, dass Nord- und Zentralindien nicht komplett moslemisch wurde und dass ein Bevölkerungaustausch keine rechte Wahnidee ist, sondern dass es dieses Phänomen auch abseits der europäischen Kolonisation immer gegeben hat, sowie dass sich geistig gesunde Völker dagegen wehren sollten.

Jan

16. Februar 2025 20:05

@Karl Otto
"Vance Frau Usha ist in San Diego geboren, sie ist Amerikanerin. Ihre Eltern stammen aus Indien, so wie die von Vance aus Schottland und Irland. Wo ist das Problem? Die Amerikaner stammen praktisch alle von Einwanderern ab, das ist einer der Gründe für ihre Stärke."
 
Das Problem ist eine weitere Identitätsaufspaltung, die Kinder können sich nicht mehr klar einordnen, ob weiß, schwarz oder braun. Alles wird komplizierter. Mit seiner Partnertwahl widerspricht sich Vance auch ein bißchen, wenn man bedenkt, wie stark seine eigene Abstammung seine Identität geprägt hat.
Amerikas Stärke ist auch nicht Diversität an sich, sondern der Anglo-Protestantismus (siehe Huntington). Eine bestimmte Gruppe von Einwanderern hat dem Land seine Grundmentalität verschafft, die das gewisse Etwas ausmacht.     
 

Ordoliberal

16. Februar 2025 20:31

@Laurenz
1/2
Wenn Sie nicht sehen, dass es der ewig steuergierige, ewig besserwisserische Sozialdemokratismus ist, der Deutschland gerade mal wieder ruiniert, kann ich Ihnen auch nicht helfen. Und warum ein Politiker besser wissen sollte, was Sie mit ihrem Geld machen sollen, als Sie selbst, müssen Sie mir auch mal erklären.
Es ist kein Fanatismus, auf einem Verfassungsrecht zu bestehen, das den Politikern verbietet, Geld zu fälschen oder anderen Menschen nach Gutdünken Schulden und Abgaben aufzuzwingen, um sich daran satt zu fressen und mit dem Rest irgendwelche andere Menschen in Abhängigkeit zu halten. Sobald der Staat Kirchenfunktionen ausübt, wird er auch so korrupt wie eine Kirche und seine Politiker verwandeln sich in Pfaffen.

Ordoliberal

16. Februar 2025 20:32

@Laurenz
2/2
Die Sozialdemokratie hat Deutschland immer nur geschadet. Man muss sich nur klarmachen, dass die "Errungenschaften", die man heute als sozialdemokratisch empfindet - Zentralbanken, behördlich geführte Sozialversicherungen, staatliche Universitäten, staatliche Post und Bahn, Korporatismus, Tarifpflicht, Gemeinwohlvorbehalt, Sozialpartnerschaft etc. in Wirklichkeit von den Preußen oder den Nazis stammen. Der Sozialdemokrat ist als urdeutsches Phänomen ein autoritärer Charakter und kann jederzeit ins Totalitäre abdriften.
Wo stehen die behördlich geführten Sozialversicherungssysteme jetzt? Vor der Pleite. Wo die staatlichen Universitäten? Vor der Bedeutungslosigkeit. Wie sieht es mit der Justiz, den Medien, den Unternehmen aus? Nicht mehr dem Recht, nicht mehr der Wahrheit, nicht mehr dem Profit verpflichtet. Ruiniert von der Sozialdemokratie, sei es in ihrer grünen, roten oder schwarzen Ausprägung.

Karl

16. Februar 2025 20:39

Gesendet am 30.1.: „In the next elections in Germany on 23 February, the Christian Democratic Party (CDU, which can no longer really be called "Christian") will most likely win the election with around 30% of the vote, followed by the AfD with around 25%. It would therefore be possible to form a government with the CDU and AfD, but the CDU is insisting on a so-called "firewall" to prevent the AfD from taking part in the government. The CDU would therefore have to form a coalition with one or more of the left-wing parties in order to be able to govern. This would mean that the left-green-woke insane policies of recent years would continue. To prevent this, a higher share of votes for the AfD would of course be desirable, but this does not seem to be within the realms of possibility at the moment. Therefore, I see the only way to prevent the continuation of the left-green woke madness policy is to change the CDU's mind so that it accepts the formation of a government together with the AfD. Would it be possible to use every conceivable button and lever to tear down the CDU's "firewall" and pave the way for the CDU and AfD to form a government? Then the AfD could realise at least some of its political goals. Of course, I can't say specifically which buttons and levers would have to be operated to achieve this, but I suspect that viable paths could be found in the upper political spheres. Can you imagine having a direct or indirect influence on the CDU… That would be a blessing for the whole of Germany! Thank you for everything you have already done. Yours, …"

Karl

16. Februar 2025 20:45

Musk antwortete, er habe mich „gehört“. 

Karl

16. Februar 2025 20:56

@Ordoliberal
Auf die Formel: “ökonomisch links und kulturell rechts“ lässt sich der Kommunitarismus reduzieren. Hat nichts mit „Faschismus“ (Korporatismus) zu tun. Und das möchten Deneen und Vance. Ich möchte das auch.

Le Chasseur

16. Februar 2025 21:56

@Ordoliberal 
"Wo stehen die behördlich geführten Sozialversicherungssysteme jetzt? Vor der Pleite."
Da lobe ich mir doch das privatwirtschaftliche System in den USA: Die kassieren nur, aber zahlen nichts (außer an ihre Aktionäre, versteht sich): https://www.welt.de/politik/ausland/article254914806/CEO-Thompson-erschossen-Das-seltsame-Verstaendnis-fuer-einen-Moerder.html

Kurativ

16. Februar 2025 22:43

Prognose: "Idealistischer Geist gegen materialistische Macht tut sich schwer". Das sehe ich auch so. Dieser idealistische Geist befindet sich allerdings auch im Lager der Anhänger des längst verschwundenen alten Ost-West-Kommunismus-Konfliktes, welcher von einige Mumien des Westen (Biden, Nato, Transatlantiker, Atlantik-Brücke, Kiesewetter, Scholz, Merz, usw) und deren Hinterleuten in der Hoffung ihres eigenen Vorteils zur schwindsüchtigen Wiedergänger-Ideologie erhoben wird. Die Ausgaben von USA und der versteinerten Nato-Marionetten sprechen eine andere Sprache. Rüstung (esp westliche Rüstung) kosten viel Geld und lassen den Arbeiter wenig übrig. Eine 5% vom BIP (Vance, MSC) bedeutet in der BRD 40% der Steuereinnahmen und wird kaum eine Verbesserung bewirken. Auch selbst wenn man die Rüstung effizienter gestaltet, ergeben sich keine Vorteile. Wie die chinesische Führung süffisant bemerkte: Es reicht uns, wenn wir unseren Gegner einmal Komplett zerstören können. Wir brauchen das nicht mehrfach. Wenn es auf Spitz und Knopf darauf ankommt, werden Staaten wie Russland und China das auch durchsetzen um ihre Staatlichkeit und Kultur zu schützen. Da nützen auch 1000x Taurus nichts. Man hat vergessen, das die Atombombe die Welt verändert hat. Und um so mehr im Zeitalter der Halbleiter und Sperrschichten. 

Ordoliberal

16. Februar 2025 23:21

@Karl
Die Amish und die Mormonen sind nicht ökonomisch links. Es gibt dort keine staatlich verordnete Umverteilung. Jede Form von finanzieller Solidarität ist dort freiwillig. Im Übrigen ist man dort auch freiwillig "kulturell rechts". Mormonen und Amish stellen ihren Kindern frei, den Weg ihrer Eltern zu wählen. Diese Entscheidung ist in beiden Religionen institutionalisiert. Niemand macht den Kindern Vorwürfe, wenn sie nicht wie ihre Eltern leben wollen. Kommunitarismus ist mit dem libertären Weltbild verträglich, Korporatismus nicht.
@Le Chasseur
Sie haben keine Ahnung vom US-amerikanischen Sozialversicherungssystem. Medicare steht vor der Pleite. Medicaid, Obamacare und Social Security sind ein Steuerfass ohne Boden. Die privaten Krankenversicherungen genießen in den USA Monopole, die der Staat ihnen garantiert, weil er korrupt ist und sich von ihnen bestechen lässt. Verstehen Sie doch endlich mal, dass der Libertarismus eine Anti-Korruptionsbewegung ist! Staaten neigen grundsätzlich dazu, Monopole zu garantieren, nicht, sie zu beseitigen. Monopole gibt es überhaupt nur durch Staatseingriffe. Kein Unternehmen kann ein Monopol halten, ohne Gewalt einzusetzen. Deshalb bestechen große Unternehmen ja den Staat. Hätte der Staat nicht die Macht, Monopole zu garantieren, gäbe es keine, und die Versicherungen müssten im Wettbewerb viel günstigere Prämien anbieten.

Laurenz

17. Februar 2025 00:39

@Ordoliberal @L. ... Bevor Sie hier das Übliche herunterleiern, lesen Sie doch erstmal, wer Karl Schiller war. Nach Ludwig Erhard war Karl Schiller der größte Deutsche Wirtschaftspolitiker nach dem Krieg & der Erfinder der antizyklischen Wirtschaftspolitik. Die war solange erfolgreich bis Schiller Helmut Schmidt zu gefährlich wurde. Der servierte Schiller ab & erst dann setzte Ihre Sozi-Nummer ein. In Zeiten laufender Konjunktur hätte Schmidt die aufgenommenen Schulden zum Widerstand gegen die Rezession zurückzahlen müssen, nahm aber, wie Sie es beschrieben, auch Schulden bei laufender Konjunktur auf. Helmut Schmidt war halt ein begnadeter Schwätzer, hatte aber als Volkswirt, wider besseres Wissen, die Zustimmung seiner linken Bagage erkauft. Wenn sich JD Vance für ausreichendes Essen, kleine Häuschen für die armen Familien einsetzt, ist das ein den Nationalsozialisten, oder Nachkriegs-Sozis ähnlicher Ansatz. Das entspricht in keiner Weise Ihrem libertären Ansatz. Was Sie hier in Ihrem Fanatismus übersehen, ist die Stabilität der Herrschaft. Die Demokraten verloren deswegen die Herrschaft in den USA, weil sie zu viele Verlierer produzierten.

Laurenz

17. Februar 2025 01:00

@Jan @Karl Otto ... Usha Vance ... stammt aus einer Indischen Akademiker- & Dozenten-Familie (Beide Eltern), die wohl in die USA auswanderte, weil mutmaßlich die US Amerikanischen Unis mehr zahlten, als jene in Indien. Das ist ein ganz anderer sozialer Hintergrund, als die maroden Arbeitersiedlungen in Ohio oder Kentucky aus denen Vance Selbst stammt. Wie viele weiße Akademiker & Dozenten-Töchter gibt es überhaupt & wie viele von denen heiraten einen armen Schlucker aus der Unterschicht? Wie der weibliche Professor (Yale) Vance' mit Asiatischer Herkunft in der Doku schildert, haben es Asiatische Einwanderer erst mal nicht so leicht. Und um solch eine atemberaubende Karriere zu machen, ist eine vertrauenswürdige Frau mit Grips in der Birne durchaus hilfreich. Diese Geschichte ist insgesamt schon sehr erstaunlich. Da darf man durchaus mal seinen Hut ziehen, so ganz anders als unsere Polit-Hanswurste, die vor blassem Neid in die Hofberichterstattung kotzten.

Majestyk

17. Februar 2025 02:18

Von wegen Solidarkassen. Echte Solidarkassen gehören den Mitgliederrn und werden nur von diesen verwaltet. Dem ist hierzulande defintiv nicht so, hier kontrolliert der Staat Rentenversicherungen und Krankenkassen und genau so sehen die auch aus. Und wer das nach St. Corona noch rechtfertigt, der hat den Schuß nicht gehört. Was ich nicht möchte, daß man über mich verfügt und entscheidet als wäre ich ein unmündiger Trottel. Vorsorgen kann ich auch alleine, wenn man mich nicht permanent ausplündert, da brauche ich keine Behörden, die ja auch nur von meinem Sparstrumpf leben. Ich will nicht, daß die Futtertröge von anderen verwaltet werden, ich will, daß die Futtertröge ausgetrocknet werden. Sollen jene die sich von der Verwaltung ihrer Mitmenschen nähren es doch mal mit arbeiten versuchen. 

Laurenz

17. Februar 2025 09:11

@Majestyk ... es freut mich sehr, Majestyk, daß Sie mich endlich mal gegen die grün-feudalen RMHs & Franz Bettingers hier unterstützen. Dirk Maxeiner schrieb inhaltlich mit dem Auftritt von Vance quasi ein Sein Leben reflekterenden Artikel, dazu im Zusammenhang, wie oft der Anwalt Steinhöfel Achgut vor dem Zensur-Gericht raushauen muß. Ich wies Maxeiner darauf hin, er möge doch mal Seine Eigene Alterversorgung mit der Joachim Steinhöfels vergleichen. Die Revolution, 1848/49, der wahren Patrioten der Deutschen Romantik wird bis zum heutigen Tage niedergeschlagen. Unser scheidender Bundeshanswurst Scholz sagt dazu nur, ist halt so. Wir haben die Verräter am Deutschen Patriotismus hier in unseren eigenen Reihen, auch wenn das unsere Freunde sind. So bitter kann es sein. Da ist der US Amerikaner Vance inhaltlich doch schon ein Lichtblick, der in unsere rechte Nibelungen-Wirtschaft scheint.

Valjean72

17. Februar 2025 10:04

@kurativ: "Eine 5% vom BIP (Vance, MSC) bedeutet in der BRD 40% der Steuereinnahmen und wird kaum eine Verbesserung bewirken. Auch selbst wenn man die Rüstung effizienter gestaltet, ergeben sich keine Vorteile."
---
Es ergeben sich durchaus Vorteile und zwar für die Rüstungsindustrie, vor allen Dingen für die US-Amerikanische:
 
"Pistorius beim Waffenkauf: "Beeilen Sie sich"Boris Pistorius besucht ein Boeing-Werk in den USA - ein Drittel des Bundeswehr-Sondervermögens fließen nach Übersee. Es geht dem Verteidigungsminister vor allem um Schnelligkeit."
(Quelle: zdf.de, 09.05.2024)
 
Und darum geht es und um nichts anderes. Ein Konjunkturprogramm, welches zun einem grossen Teil der US-Rüstungsindustrie, damit der US-Volkswirtschaft zugute kommet, auf Kosten der deutschen Steuerzahler. Tributzahlungen des Vassallenstaates an den Hegemon.
 
BlackRock hat übrigens im Juni 2024 seinen Anteil am deutschen Rüstungsunternehmen Rheinmetall aufgestockt ...

Karl Otto

17. Februar 2025 10:27

"die Kinder können sich nicht mehr klar einordnen, ob weiß, schwarz oder braun"
Woher kommt diese Besessenheit von der Ethnizität (eigentlich ja Hautfarbe) bei den deutschen Rechten?
In den USA kommt niemand auf die Idee, einen Schwarzen oder einen Asiaten zu fragen, wo er denn sein gutes Englisch gelernt hat, weil alle wissen, dass die Schwarzen seit 400 und die Asiaten seit 175 Jahren im Land sind, alles Amerikaner.
Und die Rolle des Protestantismus dort sollte man auch nicht überbewerten, Amerikaner stammen ab von katholischen Iren und Italienern und jüdischen Ukrainern, neben englischen Protestanten. Vance wird schon wissen, warum er zum Katholizismus ünergetreten ist.

Karl

17. Februar 2025 11:14

@Ordoliberal
Korporatismus kann nicht auf die Amish und die Mormonen reduziert werden. In Bezug auf Wirtschaftspolitik gibt es mehrere Ansätze, die mit kommunitaristischen Prinzipien übereinstimmen und die ich als "links" einordnen würde:

Gemeinschaftlich betriebene Unternehmen: Genossenschaften, Arbeitergeführte Betriebe
Lokale Wirtschaftsförderung: Lokales Einkaufen, Förderung von lokalen Geschäften und Produkten.
Lokale Währungen: Gemeinschaftswährungen, die nur innerhalb einer bestimmten Region verwendet werden
Soziale Marktwirtschaft: Ein Modell, das versucht, die Effizienz des Marktes mit sozialen Werten zu verbinden.
Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein: Unternehmen werden ermutigt, umweltfreundliche Methoden anzuwenden, die langfristig das Gemeinwohl und die natürlichen Ressourcen schützen.
Kreislaufwirtschaft: Betonung auf Wiederverwendung und Recycling
Regulierung und Intervention: Politische Maßnahmen, die darauf abzielen, soziale Ungleichheiten zu reduzieren, wie z.B. Steuern auf hohe Einkommen oder Subventionen für Gemeinschaftsprojekte.
Regulierung der Märkte: Sicherstellung, dass wirtschaftliche Aktivitäten dem Gemeinwohl dienen, durch Regulierung von Preisen, Qualitätsstandards oder Arbeitsbedingungen.
Partizipation und Demokratisierung der Wirtschaft: Arbeitnehmer haben Mitspracherechte in Unternehmen.
Bürgerbeteiligung: Förderung von Bürgerinitiativen und lokalen Entscheidungsprozessen in wirtschaftlichen Fragen.

dojon86

17. Februar 2025 12:15

@Ordoliberal 16.02.2025 23:51 "Kein Unternehmen kann ein Monopol erhalten ohne Gewalt einzusetzen". Echt jetzt ? Microsoft hat die Leute mit vorgehaltenen Waffe gezwungen, Windows einzusetzen ? Das ist mir jetzt neu.

Ordoliberal

17. Februar 2025 13:12

@Laurenz
Jeder leiert eben die Melodie herunter, die ihm am besten gefällt.
Ich bin kein Keynesianer und glaube nicht an antizyklische Wirtschaftspolitik. Der Staat kann Fehlinvestitionen der Unternehmen nicht wiedergutmachen, indem er selbst investiert. Wäre das so, würde man am besten nur den Staat investieren lassen, denn offenbar ist er ja gegen Fehlinvestitionen gefeit. (Diesen Unsinn glauben die Linken ja tatsächlich: Wer keinen Profit sucht, kann auch nicht fehlinvestieren. Fehlinvestitionen werden durch Gier verursacht.)
Natürlich hat Keynes anders argumentiert: Der Staat soll den Konsumenten die Taschen füllen. Dann machen die Unternehmen auch wieder Gewinne. Man fragt sich natürlich: Womit? Mit den Produkten, die sie in der Rezession schon nicht losgeworden sind, weshalb sie ja auch entlassen haben? Fehlinvestitionen bleiben Fehlinvestitionen. Eine künstlich angefachte Konsumlust kann daran auch nichts ändern.
Eine künstliche Zinssenkung ist noch schlimmer. Nichts verteilt Wohlstand so effektiv von Unten nach Oben wie eine Inflation. Ganz abgesehen davon, dass künstlich niedrige Zinsen Firmen erhalten, die pleite gehen müssten. So wird aus einer kleinen Rezession eine gewaltige Wirtschaftskrise.

Ahmed

17. Februar 2025 14:08

(1/3) 
Ich kenne die von BK genannten Bücher Deneens nicht. Zur Bewertung von Deneens Forderung, rechte Politik solle sich "ökonomisch nach links" orientieren, müsste man zunächst wissen, was Deneen konkret vorschlägt und wie die - mittlerweile gigantischen - politökonomischen Probleme der USA zu lösen wären. Hat Deneen darauf keine überzeugende Antwort, bleiben seine Ausführungen zurecht "idealistischer Geist" ohne Ertrag. 
In der Debatte über die USA auf SiN spielt das drängendste politökonomische Problem der USA erstaunlicherweise keine Rolle - es wird diskutiert, als gäbe es dieses Problem nicht. Es wäre daher einiges gewonnen, wenn man das Problem endlich gebührend berücksichtigte. Ich will versuchen, es zumindest in Umrissen zu skizzieren. 
Die US-Notenbank (Fed) hat sich - wie alle westlichen Zentralbanken - mit ihrer Niedrigzinspolitik in den letzten 2 1/2 Jahrzehnten in eine Zwickmühle hineinmanövriert. Die aktuelle Lage lässt sich so zusammenfassen: Um die Inflation, die die unteren sozialen Schichten bekanntlich am stärksten schädigt, auf den Fed-Zielwert von 2% zu senken, bedarf es offenkundig höherer Leitzinsen als jene 5,5%, die im jünsten Zinserhöhungszyklus (2021-23) das Maximum bildeten. Da aber die Staatsschulden in den Jahren der Niedrigzinspolitik massiv ausgeweitet worden waren, stiegen im Zuge der Zinserhöhungen 2021-23 auch die Zinszahlungen für diese Schulden massiv an. (Die Fed hatte die Leitzinsen von 0,25% (2021) auf 5,5% (2023) erhöht.)

Ahmed

17. Februar 2025 14:15

(2/3)
Das Ergebnis: Aktuell betragen die Staatsschulden 124% des BIP. Und: 2024 zahlten die USA rund 1,2 Billionen (engl. 1.2 trillion) Dollar an Schuldzinsen – dieser Betrag überstieg das gesamte US-Militärbudget (895 Mrd. USD) deutlich! Das ist für eine Weltmacht allenfalls sehr kurzzeitig tragbar. Die Zwickmühle: Senkt die Fed die Leitzinsen (aktuell 4,5%) weiter, um den Anstieg der Staatsschulden qua steigender Zinszahlungen zu bremsen, steigt auch die Inflation stärker – es droht eine Hyperinflation. Erhöht hingegen die Fed die Leitzinsen, um die Inflation wirksam zu bekämpfen, verschärft sie das Schuldenproblem; zudem würden die mittlerweile zahlreichen ineffizienten – d.h. bei marktgerechten Zinsen nicht überlebensfähigen – „Zombie“-Unternehmen dann recht rasch in die Pleite getrieben. Wegen der seit mehr als 2 Jahrzehnten fälligen, aber mit der Niedrigzinspolitik aufgeschobenen Marktbereinigung würde der Zusammenbruch der „Zombie-Unternehmen“ größer ausfallen als bei einer „normalen“ Marktbereinigung (wie sie z.B. 1980-82 stattfand), und zudem würden viele wirtschaftlich gesunde Unternehmen aufgrund ihrer Verflechtungen mit Zombie-Unternehmen mit in die Pleite gerissen werden. Die überfällige Marktbereinigung (Rezession) kann also leicht in eine (länger anhaltende) Depression münden, da eine Marktbereinigung größeren Ausmaßes kaum politisch kontrollierbar ist.

Ahmed

17. Februar 2025 14:23

(3/3)
Beschränkten sich die „Ineffizienzen“, die es zum Zweck tragbarer Staatsfinanzen auszumerzen gälte, lediglich auf einige staatliche Projekte, könnte das Problem eventuell noch von Musks DOGE beseitigt werden. Da aber viele privatwirtschaftlich operierende Zombie-Unternehmen (die als solche von außen nicht leicht zu erkennen sind) wie auch viele Geschäftsbanken mittlerweile Teil des Problems sind, wird allein der Zusammenbruch der durch die Niedrigzinspolitik geschaffenen Strukturen – von „Problemlösung“ ganz zu schweigen – wesentlich länger dauern und zu wesentlich größeren Umbrüchen führen, als es sich Politiker vorstellen mögen.
Es ist m.E. nur eine Frage von (allenfalls!) wenigen Jahren, wann das Kartenhaus aus immensen Staatsschulden und nicht überlebensfähigen Zombie-Unternehmen einstürzt. Für sehr wahrscheinlich halte ich, dass das noch während der Regierungszeit Trumps geschieht. In diesem Fall werden sich Trump und Vance nicht im vollmundig versprochenen „goldenen Zeitalter“, sondern in einer großen Depression wiederfinden – mit politisch womöglich  fatalen Folgen: Die Große Depression der 1930er Jahre führte in den USA jedenfalls dazu, dass der 1928 zum Präsidenten gewählte Republikaner Hoover die Wahl 1932 erdrutschartig verlor, obwohl er für den Krach 1929 und die nachfolgende Große Depression nichts konnte – gleichwohl rechneten die Wähler ihm die Schuld zu. Die Republikaner verloren dann auch die Wahlen  1936 und 1940 haushoch.

Laurenz

17. Februar 2025 14:56

@Ahmed ... Jeder kann sich fast tägliche Meldungen, Kritiken bezüglich der FED auf zerohedge durchlesen. Das wird da fett & breit debattiert. Es ist ja nicht so, als wüßten die Amis nicht selbst um ihre Probleme. Das ist mit ein Grund, warum die Trump-Admin jetzt mit eisernem Besen die Budgets durchfegt. Man fegt auch die nicht-tarifären, volkswirtschaftlichen Kosten durch. Was meinen Sie, was die ganzen Suchtkranken der USA das Gesundheitswesen kosten, siehe Vance' Mutter. Der politisch eingesetzte Protektionismus Trumps per Zölle heizt natürlich die Inflation an. Das zieht sich dann etwas, bis weniger importiert wird & wieder mehr im Inland produziert wird. Allerdings, zB im Phamra-Bereich ist das nicht so schwierig. Desweiteren ist Trump darauf angewiesen, weltweit das Vertrauen, welches die Demokraten mit dem Einfrieren Russischer Aktiva bei Euroclear in Brüssel verspielt haben, zurückzugewinnen, um den US$ wieder mehr als Leitwährung in den Fokus zu rücken. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/157855/umfrage/laender-mit-der-hoechsten-staatsverschuldung/

Le Chasseur

17. Februar 2025 15:18

@Valjean72"Und darum geht es und um nichts anderes. Ein Konjunkturprogramm, welches zun einem grossen Teil der US-Rüstungsindustrie, damit der US-Volkswirtschaft zugute kommt, auf Kosten der deutschen Steuerzahler."
Und die Deutschen werden von ihren amerikanischen "Freunden" natürlich wieder abgezockt. Für den extrem störungsanfälligen F35-Kampfjet bspw. blättert Deutschland 286 Millionen Euro pro Flieger hin während die Schweiz "nur" 167 Millionen pro Maschine zahlen muss. Die Polen bekommen die F35 nochmal etwas günstiger.

Laurenz

17. Februar 2025 15:27

@Le Chasseur @L. ... "Mit Deutschland, als Failed State, geht Europa unter. Davon haben die Amis auch nichts." Natürlich haben sie etwas davon. Kapital, Unternehmen & gut ausgebildete Fachkräfte gehen in die USA. Und der Systemkonkurrent "Soziale Marktwirtschaft" ist auch weg. ... Nicht wirklich. Wenn die Trump-Admin will, daß wir mehr in die Rüstung investieren, dann meint man damit auf dem aktuellen Niveau des BIPs/GDPs. Mit einem deindustrialisierten Deutschland, sagen wir mit dem halben BIP, bleibt da nur noch der halbe Rüstungsaufwand. Das meint Trump aber nicht. Wenn Europa, wie Vance sagt, selbstständiger werden soll, muß es funktionieren. Die Euro-Staaten brauchen nur weiter den Euro gegen den US$ abkacken lassen & schon sinkt das BIP & wirkt wie erhöhte Zollschranken. Gerade für Deutschland & im weiteren Sinne für Europa, weist die Berechnung der Handelsbilanzen nach Weltmarktpreisen gravierende Schwächen, also Risiken auf. Ohne günstige Rohstoffe können Volkswirtschaften, wie unsere, einpacken. Unsere Mitbürger haben einfach nicht begriffen, wie wichtig Souveränität & die Deutsche Kohle als Energieversorgung für uns ist.

Kurativ

17. Februar 2025 17:53

@Valjean72 : "...durchaus Vorteile und zwar für die Rüstungsindustrie, vor allen Dingen für die US-Amerikanische". Sie sehen das richtig:
Der Westen frist sich selber. Gegenseitige Kannibalisierung. Die Gier regiert.
https://de.rt.com/wirtschaft/179018-innerwirtschaftliche-kannibalisierung-usa-fleddern-eu/
In dem Fall ist das nicht einmal ein Nullsummenspiel: Eine Bombe explodiert und das Geld fließt in die Taschen der großen Investoren. Ein konkreter ziviler Nutzen ist nicht absehbar. Ein Sieg gegen einen Nuklearstaat nicht erwartbar. Die Sanktionen schaden der eigenen Seite im Rahmen von CO2-Märchen und anderen planwirtschaftlichen Träumerein viel stärker.

Kurativ

17. Februar 2025 18:15

Prognose: "Idealistischer Geist gegen materialistische Macht tut sich schwer" - Wenn es nicht gelingt, dann wird das letzte Aufbäumen scheitern. Die Falle ist das Geld und die Gier. Es gibt eben Sachen, welche man nicht kaufen kann und welche der Markt nicht lösen kann. Am interessantesten ist der Ansatz von Kennedy jr: Er geht ihm nicht nur um die körperliche Gesundheit der Bürger versus der Gewinne von "Big Pharma" und den Ernährungskonzernen. Es geht ihn um eine viel weitere geistig/seeliche/körperliche Erneuerung der Menschen. Das wird schwer. Es gibt keine metaphysische Grundlage, wie eine gemeinsame Religion oder Philosophie dafür. Es lässt sich in den USA alles auf des Geld zurückführen.

RMH

17. Februar 2025 18:32

@Valjean72
lesen UND verstehen: https://www.wallstreet-online.de/nachricht/18182823-aktienanteil-erhoeht-rheinmetall-blackrock-uebt-kaufoptionen-aus
@LeChasseur: Ich hätte zwar auch keine F35 gekauft, aber wir wissen alle nicht, ob die CH auch das seit dem  WKII bestehende, typisch dt Luftwaffensyndrom entwickelt hat, ein Flugzeug zur berühmten eierlegenden Wollmilchsau zu machen (Sitchwort: Bomben an die Me 262 etc.). Nur dann kann man vergleichen. Die dt F35 sollen bekanntermaßen mal wieder alles können, die "nukleare Teilhabe" sichern (also Atombomben tragen) & weil es so schön ist, sind im Anschaffungspreis auch Waffen & Munition nebst Wartung enthalten. Das "Auftrumpen" der USA führt immerhin dazu, dass man auch in Berlin jetzt einmal auf die eigenen Waffeneinkäufe hinweist. Wie auch immer: Weidel hat ihren job beim "Quadrell" gut gemacht & ihr Zielpublikum erreicht. Beim Grad der Polarisierung in D kann man ja bekanntermaßen niemanden mehr überzeugen, man kann es nur schaffen, dass die eigene Zielgruppe wählt. Das sollte beim Gekasper der anderen geklappt haben.

Ahmed

17. Februar 2025 19:07

@Laurenz (17.02., 14:56 Uhr)
Mir ist natürlich klar, dass Musks DOGE eine Antwort auf die erkannte immense Staatsverschuldung ist. (Siehe meinen Kommentar 3/3, den Sie offenbar noch nicht gelesen hatten, als Sie Ihren Kommentar schrieben.) Klar ist auch, dass viele Experten in den USA – und ganz sicher auch Trumps Finanzminister Scott Bessent – um die oben beschriebene Zwickmühle Bescheid wissen. Der „eiserne Besen“ in Gestalt des DOGE wird jedoch kaum ausreichen, die Ineffizienzen, die sich aufgrund der langen Niedrigzinspolitik überall in der Wirtschaft – und nicht nur beim Staat! – eingenistet haben, zu beseitigen (s. meinen Kommentar 3/3). Das wird ein Prozess sein, der länger als eine Legislaturperiode dauern und zu wesentlich schärferen Friktionen führen wird, als Trumps Rede vom „goldenen Zeitalter“ suggeriert.
Schwer wird es auch für Trump, das von den Dems verspielte Vertrauen in den US-Dollar als Weltleitwährung zurückzugewinnen. Solches Vertrauen ist viel schneller verspielt als wiederaufgebaut. Zudem: Wer garantiert, dass nach der nächsten US-Wahl nicht wieder die Dems mit all ihren Irrationalitäten ans Ruder kommen? Es ist Trump zwar als Erfolg anzurechnen, dass z.B. Saudi-Arabien sich noch nicht zu einem BRICS-Beitritt durchgerungen hat. Aber der USD wird sicher nicht mehr den Status bekommen, den er noch vor 5 Jahren hatte. Kurz: Trump wird den Niedergang des USD als Weltleitwährung allenfalls verzögern, aber nicht umkehren können. 

Majestyk

17. Februar 2025 19:23

Kommunitarismus klingt auch nicht anders als Sozialismus 3:0. Die egalitären Utopien scheinen einfach nicht kleinzukriegen. 
@ dojon86:
"Microsoft hat die Leute mit vorgehaltenen Waffe gezwungen, Windows einzusetzen?"
Nö, durch unlauteren Wettbewerb, der dank Bestechungen und wirtschaftlicher Erpressung nie kartellrechtliche Konsequenzen nach sich gezogen hat. Marktmacht und politischer Einfluß durch Stiftungskapital sind auch Waffen. 
@ Laurenz:
Zu den Revolutionszielen von 1948 gehörten aber nicht nur nationale Einigung und Demokratisierung, sondern eine Vielzahl liberaler Ideen. Die nachfolgende Reaktion setzte nicht nur Sozialisten, sondern auch demokratischen Republikanern zu und führte zu einem ungeheuren Aderlaß an freiheitlich gesinnten Menschen, die in der Ferne eine neue Heimat fanden: Ubi libertas, ibi patria. Jene Forty-Eighters verhalfen vor allem den USA zu ungeheurem Auftrieb, spielten auch im Sezessionskrieg eine wichtige Rolle. Von diesem Aderlaß hat sich Deutschland bis heute nicht erholt. Dass manche Rechte den bevormundenden Staat nur für sich haben wollen schrieb ich schon vor zwei Jahren in einem meiner ersten Kommentare. Brachte mir nicht viele Freunde ein. 
 
 

Majestyk

17. Februar 2025 19:31

Generell finde ich, daß Libertarismus zu sehr auf ökonomische Aspekte reduziert wird. Dabei geht es vor allem um Mißtrauen gegenüber staatlicher Macht und der Libertarismus hat auch Wurzeln in einer Lebensweise im Einklang mit sich selbst und der Natur oder seinen Mitmenschen. Zu meiner Freiheit gehört ja auch, daß ich andere nicht in Unfreiheit setze. Hier finden sich auch Ursprünge des Abolitionismus. Libertarismus muß mehr sein als das Recht des ökonomisch Stärkeren, sonst landet man schnell bei rein proprietärem Denken, was dann auch nur eine Form von Feudalismus durch die Hintertür ist. Ich denke eine Idee gleich welcher Art darf nie im Absoluten gedacht werden. In urbanen Ballungsgebieten, in einer Industriegesellschaft die von abhängig Beschäftigten lebt, ist nicht von jedem zu erwarten jederzeit für sich selbst zu sorgen. Wie soll das jemand, dessen Betrieb ihn mit 50 nicht mehr will? Wie gibt es faire Lebenschancen ohne vernünftige Bildung, die ja auch finanziert werden will? Da muß eine Gemeinschaft moderieren können. An den Bildungschancen für die sozial Schwachen muß sich auch eine libertär organisierte Gesellschaft messen lassen. Umgekehrt ist eine Gemeinschaft die libertäre Ideen grundsätzlich verneint niemals frei und ganz sicher auch nicht gerecht, denn wer viel schafft, dem steht auch der Ertrag seiner Schaffenskraft zu und das spornt an und kommt letztlich allen zugute. 

Majestyk

17. Februar 2025 19:53

Wenn man auf ein paar Radwege in Lima verzichtet und Bratislava renoviert ist, dann ist auch mehr als genug Geld vorhanden um in die eigene Sicherheit zu investieren. In den letzten Jahrzehnten war Rüstung aber böse. Genau wie Soldaten böse waren, weswegen man hierzulande Soldaten nicht nur Mörder nennen darf, sondern davon sogar regen Gebrauch macht. Und zu "Die Bullenhelme sollen fliegen" gröhlt die Politikschickeria. In den USA sagt man stattdessen Thank You For Your Service
In Deutschland brauchte das Land neue Männer, man wollte kein Militär, Rüstung schon mal gar nicht. Kernkraft war verpönt, Kohle sowieso, Investoren siund Haie oder Heuschrecken und da wundert sich dann das halbe Land, warum alles den Bach runtergeht. 

Gracchus

17. Februar 2025 20:45

Ich wäre für einen christlich-libertären Sozialismus oder eine Buber'sche Theokratie unter der Königsherrschaft Christi zu haben -  beides kommt ohne Staat aus -, sehe aber ein, dass dies derzeit allzu utopisch ist.
Wenn ich Sie, @Ordoliberal, richtig verstehe, hat sich der Liberalismus noch nie in der Geschichte voll realisiert, so dass seine Erfolge ja nicht zu ermessen wäre; und falls ich Sie missverstanden habe und er sich doch voll realisiert hat - wann und wo? Und wieso hat er sich nicht halten können? Offenbar hat der Liberalismus auch etwas Utopisches. 
Jedenfalls gelten die westlichen Verfassungen mit ihrem Bürgerrechtsteil als liberal

Gracchus

17. Februar 2025 21:27

Die kommunitaristische Kritik hat schon Punkte, @Ordiliberal: Niemand schließt doch einen Herrschaftsvertrag, man wird doch vielmehr in bestehende soziale Gewaltverhältnisse hineingeboren. Der liberale Herrschaftsvetrag bis hin zu Rawls Schleier des Nichtwissens ist daher Fiktion, existiert nur im Kopf. Der Invidualismus tritt historisch erst spät in Erscheinung, ist also nichts "Natürliches", und wenn natürlich, trägt er den der Natur innewohnenden Hang zum Zerfall in sich, Atomisierung genannt. Rawls liberaler Klassiker - zur Gerechtigkeit - hat auch den hierzulande weniger bekannten Kommunitarismus-Diskurs entfacht. Auch beim freien Markt wäre zu fragen, ob dieser nicht eine befriedete Gesellschaft und immer schon eine Rechtsordnung implizit voraussetzt, wenn Diebstahl und Handel mit bestimmten "Gütern" (z. B. Menschen) verboten sein sollen. Der Glaube an die unsichtbare Hand des Marktes hat etwas Theologisches - wie die Hand Gottes.

ede

18. Februar 2025 01:31

@Ahmed.
Sie haben vollkommen Recht. Auch die Gefahr, die für Trump mit der prekären Lage einhergeht, nämlich das ihm der hinterlassene Schrottplatz angerechnet wird, haben Sie anschaulich geschildert. 
Ähnliches sehe ich auch für Deutschland und Europa voraus, wenn die AfD erst spät umsteuern kann. Mindestens das Energie-, Bildungs-, und Migrationsproblem muß so schnell als möglich gelöst werden. 

Rudolf Kayser

18. Februar 2025 08:17

Ich kann hier nachdrücklich die Serie "Yellowstone" empfehlen. Sie erzählt interessanterweise Tschechows Kirschgarten und Thomas Manns Buddenbrocks auf amerikanisch. Und sie schafft es, ein Grunddilemma zu thematisieren. Streng konservative Familienstrukturen neigen zur psychpatholgischen Selbstzerstörung, wenn der Paternalismus zu erfolgreich ist. Liberalistische Strukturen, wenn sie erfolgreich sind, neigen zur Landschaftszerstörung, weil sie den Grund und Boden nur unter dem Gesichtspunkt der Nutzbarmachung betrachten. Zertörten Landschaften folgen zerstörte Familien. Dazu kommt der Sog zum Aufstiegswillen. Auch der paternalistischste Großvater möchte, dass wenigstens einer seiner Söhne mal Nadelstreifen trägt und schickt ihn zum Jurastudium, also aus der Landschaft in die Scheißstädte. Wo sich Wohlstand akkumuliert, öffnet sich zwangsläufig irgendwo eine Tür zur Devianz und Dekadenz. In "Yellowstone" gibt es diese eine Frage, die von einem Indianerhäuptling gestellt wird: Leben wir mit dem Land, oder leben wir auf dem Land? Aber auch dieser Indianerhäuptling ist natürlich bereits ein Nosthalgiker in Nadelstreifen und hat Whatsapp.

RMH

18. Februar 2025 09:15

@Rudolf Kayser,
Yellowstone endet, Achtung, Spoiler, bekanntermaßen doch in einer Art romantischen Auflösung zu Gunsten der Ureinwohner. Immerhin: Weitere Staffeln sind bei diesem Ende (zum Glück!) nicht drin, allenfalls "Spin Offs". Interessant an dieser Serie ist aber, wie sich im "liberal" (US-Sprachgebrauch) Hollywood der Wind dreht. Einem Serienschreiber- und Produzenten wie Taylor Sheridan (der ja weit mehr, als nur Yellowstone gemacht hat), hat die Trump Kampagne auf jeden Fall einiges zu verdanken, auch im Hinblick auf Zukünftiges. Dies wäre ggf. eine tiefere Analyse wert. 

Adler und Drache

18. Februar 2025 09:19

@ Rudolf Kayser
Dem kann ich mich nur anschließen. 

Adler und Drache

18. Februar 2025 09:31

@ Gracchus
Offenbar hat der Liberalismus auch etwas Utopisches.
Na klar! Man muss immer versuchen, solche Totalideen aufs Gegebene und konkret Vorhandene herunterzubrechen. Ein bisschen mehr liberale oder libertäre Utopie für Deutschland wäre m.E. dringend notwendig, um die Anmaßungen des Staats nachhaltig zu beschränken; die Transformation in ein Krallsches "Liechtenstein auf Koks" dagegen weder wünschenswert noch realistisch.
Der Glaube an die unsichtbare Hand des Marktes hat etwas Theologisches - wie die Hand Gottes.
Auf jeden Fall. 
 

Valjean72

18. Februar 2025 09:40

@RMH:
Es überrascht nicht, dass es ihnen so gar nichts ausmacht, dass deutsche Steuergelder in Milliardenhöhe so ohne weiteres in die USA, bzw. zu US-amerikanischen Anlegern transferiert werden. Zumal im Falle der F35-Kampfflugzeuge für überteuerte Militärgüter von zweifelhaftem Nutzen.
 
Nachfolgend noch ein Auszug aus Wikipedia über die Anlegerstruktur bei Rheinmetall:
 
"Am 31. Dezember 2023 befanden sich die Aktien der Rheinmetall zu 66 % im Besitz von institutionellen Anlegern (37 % aus Nordamerika …)  
 
Die größten Einzelanleger nach Stimmrechtsanteilen waren (Stand 18. März 2024):
 
BlackRock, Inc. (USA)Société Générale S.A. (F)           Wellington Management Group LLP (USA)        The Capital Group Companies (USA)   FMR LLC (USA) Goldman Sachs (USA)UBS Group AG (CH)      Fidelity Investment Trust (USA)" 
Die Anlegerstruktur mag sich immer wieder ändern und Anteile hin und her geschoben werden. Aber man kann sich durchaus die Frage stellen, inwieweit wir es bei Rheinmetall überhaupt noch mit einem deutschen Rüstungsunternehmen zu tun haben.

Ahmed

18. Februar 2025 10:58

@ede:
So sehe ich das auch. Das Szenario, das ich für Trump und die USA skizziert habe, gilt (mutatis mutandis) auch für Europa und Deutschland, wo es auch nur eine Frage von - höchstens - wenigen Jahren ist, bis eine scharfe Rezession (wenn nicht eine längere Depression) die Stimmung im Land beherrscht. An einen langen Aufschwung durch die aufkommende KI - eine Vorstellung, die im Moment von den meisten Finanzberatern propagiert wird - glaube ich keine Sekunde lang.

RMH

18. Februar 2025 11:02

@Valjean72,
ob Sie etwas an meinem Beitrag überrascht oder nicht, ist zweitrangig. Ich habe klar geschrieben, dass ich keine F35 gekauft hätte (habe aber, wie alle hier, nichts zu entscheiden). Das ewige Feindmarkieren von Firmen wie Blackrock ist aber in aller Regel schlicht ähnlich dünn begründet, wie die meisten der derartigen Schlagworte des Ressentiments in der neurechten Blase.
@Adler und Drache,
"Na klar! Man muss immer versuchen, solche Totalideen aufs Gegebene und konkret Vorhandene herunterzubrechen. Ein bisschen mehr liberale oder libertäre Utopie für Deutschland wäre m.E. dringend notwendig, um die Anmaßungen des Staats nachhaltig zu beschränken;"
Genau so sieht es aus. Grundrechte wieder klassisch-liberal gedacht als Abwehrrechte gegen den Staat und nicht als Matrix des Staates zum Ausspielen der Bürger untereinander.

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