Kritik der Woche (72): Abenteuer der Moderne

Es ist schwer vorstellbar, daß die Soziologie als Wissenschaft in Deutschland jahrzehntelang von rechten Denkern geprägt wurde – und daß linke Denker ihren weltanschaulichen Gegnern mehr als nur Respekt zollten, sondern ihre Denkleistung zur Grundlage ihrer eigenen Forschung machten und den Austausch suchten.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Wie jeder gute Über­blicks­be­richt ver­mit­telt auch Tho­mas Wag­ners Stu­die über die Nach­kriegs-Sozio­lo­gie eine grund­sätz­li­che Bot­schaft: Die­je­ni­gen, die heu­te für hal­be Teu­fel gel­ten, wur­den damals von links in West und Ost gele­sen und gewür­digt, und wen das wun­dert, wird aus dem Buch erfah­ren, daß links damals nicht das war, was es heu­te ist.

Im Zen­trum der Dar­stel­lung ste­hen Arnold Geh­len und Theo­dor Ador­no. Sie sind vor einem „Pro­log“ abge­bil­det, in dem es um das berühm­te Radio­ge­spräch zwi­schen den bei­den geht, das unter dem Titel „Ist die Sozio­lo­gie eine Wis­sen­schaft vom Men­schen?“ im Febru­ar 1965 gesen­det wurde.

Allein, daß ein sol­ches Gespräch statt­fand, ohne daß der eine den ande­ren als alten Nazi beschimpf­te und der ande­re vor dem einen aus die­sem Grund die Waf­fen hät­te stre­cken müs­sen, soll­te Grund genug sein, über Nor­ma­li­tät und Ver­gif­tung im Wis­sen­schafts­be­trieb unse­rer Tage nach­zu­den­ken. Wag­ner tut das nicht expli­zit, indi­rekt aber doch, wenn er Geh­len als den Kopf beschreibt, der mit sei­ner Anthro­po­lo­gie, sei­ner Insti­tu­tio­nen­leh­re und sei­ner Kunst­theo­rie zurecht im Mit­tel­punkt der sozio­lo­gi­schen Debat­te gestan­den habe.

Es ist an die­ser Stel­le sinn­voll, ein Wort über den Publi­zis­ten Tho­mas Wag­ner selbst zu sagen. Er geriet von links und aus der Mit­te unter Druck, weil man ihm vor­warf, er habe sein 2017 erschie­ne­nes Buch Die Angst­ma­cher. 1968 und die Neue Rech­te zu wenig moral­po­li­tisch und zu sehr um ein gründ­li­che­res Ver­ste­hen der auf­kom­men­den alter­na­ti­ven Oppo­si­ti­on bemüht abgefaßt.

In sei­ner Dank­sa­gung erwähnt Wag­ner zwei Köp­fe, denen es ähn­lich erging:

Der His­to­ri­ker Per Leo war eben­falls 2017 als Haupt­au­tor des Buchs Mit Rech­ten reden auf unse­re neu­rech­te Denk- und Pro­vo­ka­ti­ons­ar­beit zuge­tre­ten und hat­te zunächst für einen Aus­tausch auf Augen­hö­he plä­diert, dann aber unter dem Druck sei­ner lin­ken „Com­mu­ni­ty“ einen Kurs­wech­sel voll­zo­gen und den Bör­sen­ver­ein des deut­schen Buch­han­dels ent­spre­chend beraten.

Auch Bernd Ste­ge­mann, (ehe­mals) Ver­trau­ter Sahra Wagen­knechts und bis heu­te Dra­ma­turg in Ber­lin, hat mit Lob des Rea­lis­mus im AfD-Durch­bruchs­jahr einen Debat­ten­bei­trag vor­ge­legt, der ihm den Vor­wurf man­gel­haf­ter geis­ti­ger Alt­par­tei­en-Dis­zi­plin einbrachte.

Was Wag­ner, Leo, Ste­ge­mann und ande­re eint, ist ihre grund­sätz­li­che Über­zeu­gung, daß Aus­ein­an­der­set­zung mit den inter­es­san­ten Gedan­ken welt­an­schau­li­cher Geg­ner nicht bedeu­te, daß man ihnen dadurch zur Macht ver­hel­fe. Viel­mehr könn­te man es als geis­ti­ge Nor­ma­li­tät beschrei­ben: Ein Milieu, das sich ver­bie­te, das Inter­es­san­te zu lesen, sper­re sich selbst ab und ein und signa­li­sie­re Furcht vor dem bes­se­ren Gedan­ken und Kraft­lo­sig­keit bei der Behaup­tung geis­ti­gen Terrains.

Und in der Tat ist das unser aller Erfah­rung im Umgang mit lin­ken und in der Mit­te ange­sie­del­ten Milieus: Man ver­bie­tet sich dort die Lek­tü­re rech­ter Autoren ent­we­der ganz oder liest nur heim­lich, darf nicht dar­aus zitie­ren oder mit einem unse­rer Leu­te im Café erwischt wer­den. Wir müs­sen uns dies immer wie­der vor Augen füh­ren: Das intel­lek­tu­el­le Leben in der lin­ken Zivil­ge­sell­schaft ist eine furcht­bar eng­stir­ni­ge, über­wach­te, von Mög­lich­kei­ten der Kon­takt­schuld ver­min­te Ange­le­gen­heit. Man möch­te nicht tauschen.

Ende des Exkur­ses – zurück zum Aben­teu­er der Moder­ne: Wag­ner arbei­tet her­aus, daß es nach dem Krieg zwei Denk- oder bes­ser: Her­kunfts­schu­len in der uni­ver­si­tär sich ver­an­kern­den Sozio­lo­gie gab. Von den acht mehr oder weni­ger sozio­lo­gi­schen Lehr­stüh­len an deut­schen Uni­ver­si­tä­ten sei­en nur drei mit ent­schie­de­nen Geg­nern des Natio­nal­so­zia­lis­mus besetzt wor­den: Max Hork­hei­mer, René König und Otto Stammer.

Mit Geh­len, Hel­mut Schelsky und Ger­hard Macken­roth sei­en drei zumin­dest pha­sen­wei­se über­zeug­te Nazis beru­fen wor­den. Die­se Vor­be­las­tung spiel­te zunächst aber kei­ne Rol­le. Zwar gab es mit Hel­muth Pless­ner und ande­ren sol­che, die nicht öffent­lich mit Geh­len dis­ku­tie­ren woll­ten, und als es um einen Ruf nach Hei­del­berg ging, stell­te Hork­hei­mer gegen Geh­len ein ver­nich­ten­des Gut­ach­ten zusam­men, das nicht man­geln­de fach­li­che Kom­pe­tenz, son­dern welt­an­schau­li­che Kon­ta­mi­nie­rung zum Gegen­stand hat­te. Ins­ge­samt aber war man im Aus­tausch und ließ sich in der Lek­tü­re von Ori­gi­na­li­tät und Trag­fä­hig­keit leiten.

Exem­pla­risch sei auf die intel­lek­tu­el­le Offen­heit des in Ost­ber­lin leh­ren­den Mar­xis­ten Wolf­gang Harich ver­wie­sen. Er ent­deck­te in Geh­lens Der Mensch eine Anthro­po­lo­gie und vor allem eine Hand­lungs­leh­re, die man mit mar­xis­ti­schem Besteck bear­bei­tet und frucht­bar gemacht wer­den kön­ne, fer­ner in Urmensch und Spät­kul­tur eine Ent­las­tung durch insti­tu­tio­nel­le Sicher­heit, die par­al­lel, aber in die Moder­ne hin­ein wei­ter­ge­dacht das beschrei­be, was der Mensch im sozia­lis­ti­schen Staat erwar­ten dür­fe: Frei­heit zum Zwe­cke der Selbstentfaltung.

Ein zwei­tes: Die Rezep­ti­on angel­säch­si­scher Sozio­lo­gen muß­te man Geh­len und ande­ren nach dem Krie­ge nicht bei­brin­gen. Man hat­te viel­mehr die Moder­ni­tät von Autoren wie Wil­liam James und John Dew­ey schon im Drit­ten Reich erkannt, weil man auch in Deutsch­land von „meta­phy­si­schen Spe­ku­la­tio­nen“ Abstand neh­men und mensch­li­ches Han­deln am Puls der Mas­sen­ge­sell­schaft und vom Antrieb star­ker Ein­zel­per­sön­lich­kei­ten her erklä­ren wollte

Daß der Natio­nal­so­zia­lis­mus einer­seits hoch­mo­dern dach­te, orga­ni­sier­te und arbei­te­te und ande­rer­seits für die Mas­se Nest­wär­me aus Folk­lo­re, Kon­sum und einem schlich­ten „Wir“ bereit­hielt, bot schon wäh­rend sei­ner Epo­che ein wei­tes For­schungs- und Beschrei­bungs­feld. Weil die Mas­sen­ge­sell­schaft und ihre zuneh­mend tech­no­kra­ti­sche Orga­ni­sa­ti­on nach dem Krie­ge nicht ver­schwand, son­dern erst recht Fahrt auf­nahm, konn­te man sie ohne wei­te­res mit den­sel­ben Theo­rien zu fas­sen versuchen.

Wag­ners Buch ist voll von sol­chen Vor­ge­schich­ten und Grau­tö­nen – und endet dort, wo das Schwarz-Weiß-Den­ken der Uni­ver­si­tät die Luft nahm. Es ist an der Zeit, daß die­je­ni­gen, die wirk­lich etwas zu sagen haben, wie­der ins Gespräch kommen.

– – –

Tho­mas Wag­ner: Aben­teu­er der Moder­ne. Die gro­ßen Jah­re der Sozio­lo­gie 1949–1969. Stutt­gart 2025. 336 Sei­ten, 28 € – hier bestel­len

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (60)

Le Chasseur

11. April 2025 11:23

"Befürchten muß man von den USA das Schlimmste. Sie sind die destruktivste Macht der Welt, durch ihren Rohstoff- und Energieverbrauch für die Biosphäre tödlich, durch ihre militärische Stärke, bei Abwesenheit einer ernstzunehmenden politischen Arbeiterbewegung, zugleich eine ständige Gefahr für den Weltfrieden. Wahrscheinlich werden Europa, Asien, Afrika, Lateinamerika gemeinsam, Schritt für Schritt, diesen Pestherd isolieren müssen." -Wolfgang Harich

MarkusMagnus

11. April 2025 21:14

Schön das die AFD nun in manchen Umfragen bei 25% liegt. Die Frage ist jetzt:
Wie schaffen wir es das Ergenbis zu verdoppeln? Theoretisch!! reicht es jetzt aus wenn jeder AFD-Wähler noch eine Person dazu bringt diese Partei zu wählen. Das dürfte doch zu schaffen sein? Ich habe da meinen Soll schon übererfüllt, aber natürlich ist klar das es darauf ankommt in welchen Milieus sich man bewegt. Dennoch kann man darüber nachdenken. Eine Kampagne 1 plus 1 oder sowas.  Das Potential für die AFD ist lange nicht ausgeschöpft. Enttäuschte CSU Wähler und  bisherige Nichtwähler kann man noch gewinnen. 
 
 
 

Ordoliberal

11. April 2025 22:39

Mit Gehlen bin ich im Philosophie-Neigungskurs in der Oberstufe zum ersten Mal in Kontakt gekommen. Der Lehrer unterrichtete Deutsch, Geschichte und Religion und galt als autoritär und "rechts". Er war verrückt, aber ich mochte ihn. Die philosophische Anthropologie fand ich interessant. Wir haben auch Freud gelesen. Seltsamerweise nicht Nietzsche. Das habe ich privat getan. Aber spätestens mit Zwanzig war ich an Wittgenstein und die Analytische Philosophie verloren.

Ordoliberal

11. April 2025 23:03

Wenn ich es recht bedenke, war Gehlen doch ein wichtiger geistiger Einfluss für mich. Der Mensch als Mängelwesen. Das Tier lebt in der Natur, der Mensch in der Kultur. Der Mensch unterscheidet sich vom Tier durch Sprache und Technik. Die Notwendigkeit von tradierten Institutionen für das Überleben einer Gruppe. Überhaupt der Begriff der Institution. Hayek interessierte sich ja auch sehr für die Entstehung von Institutionen. Er erkannte die Wichtigkeit der evolutionären Veränderung von Institutionen und stellte sie den gefährlichen revolutionären Veränderungen "am Reißbrett" gegenüber: Trial and error. Generate and test. Spontane Ordnung. Etwas ist, wie es ist, weil es sich bewährt hat. Auch wenn man längst vergessen hat, warum es so wurde, wie es ist. Deshalb hielten die Linken ihn ja auch für einen Konservativen. Schlimmer noch: Für einen Rechten.

Dr Stoermer

12. April 2025 00:26

Ist es nicht eher so: Diejenigen, die ins Gespräch kommen, haben nicht wirklich etwas zu sagen.

Laurenz

12. April 2025 06:51

@GK ... Immerhin machte Adorno seinen Einfluß geltend, um eine Professur Gehlens, Ende der 50er, in Heidelberg zu verhindern, also gab es auch damals schon eine CancelCulture. Wenn ich mich recht erinnere, ist dies nicht der Ihr I. Artikel, der sich mit den beiden Herren beschäftigt. Hatte mir irgendwann schon mal das Gespräch beider angehört. Hier darf man vielleicht auch festhalten, daß es seinerzeit nur wenige interessante Gesprächspartner für respektierte Philosophen gab, wenn man sich nicht langweilen wollte. Ich will nicht behaupten, daß Precht eine große Leuchte ist (Anhänger des Klima-Gottes), aber er kann seinen Gesichtsausdruck nicht verhindern, für wie minderbemittelt Er den Relotius-Mann Feldenkirchen im aktuellen Interview hält, wenn Er diesem die einfachsten logischen Sachverhalte abseits westlicher Doktrin erklären muß. Auch die Gespräche mit Lanz dienen wohl eher dem Geld verdienen & der eigenen Präsentation.

Laurenz

12. April 2025 06:53

@Le Chasseur ... wenn Sie schon Wolfgang Harich zitieren, sollten Sie dem Leser auch vermitteln, wer dieser Harich war. Zu Lebzeiten nannte man Ihn Ökostalinist, der die DDR quasi links überholte. Das angespannte Verhältnis der US-Amerikaner zu Europäern schmiedet sich mutmaßlich aus der Spannung zur einstigen Europäischen Herrschaftsschicht. Ein authentisches Zeugnis über "Amerikaner" sind die Aufzeichnungen des Maximilian zu Wied-Neuwied. https://www.spiegel.de/geschichte/naturforscher-maxilian-zu-wied-expedition-zu-den-indianern-a-1215130.html#:~:text=Mann%20mit%20Forschungsdrang%3A%20Prinz%20Maximilian,f%C3%BChrte%2C%20machte%20ihn%20weithin%20bekannt.

Diogenes

12. April 2025 09:34

Teil 1/3
 
Direkt zur Artikeleinleitung (angeblichen) weltanschaulichen Gegensätze von GK: Es gibt keine unüberwindbare Grenze im "Links/Rechts"-Politisieren, welches ich in seiner wabernden Plastizität (geht man über das "Vorgesetzte" hinaus "Jenseits der Säulen/Maßstabs des Herakles") oberflächlichen Scheindualismus nenne und der sich an mit unterschiedlicher Munition aufgeladenen Worthülsen abarbeitet/aufhält: Ein Irrläufer/Selbstläufer aus "diesem" Gegeneinandersein angetrieben. Vom Sprachlichen/Neurolinguistischen her ist "Dieses" nur oberflächliche Sprachabkürzung als Wiedererkennungsmuster (Krücke/Gehhilfe) für politisch-weltanschauliche Farbenblindheit die sein "Unsere tägliche Tagesschau gibt uns heute und vergib uns das eigenständige Denken als Deutsche in der Welt" als Vorsager/Vordenker braucht; also nicht zu jenem Punkt vordringt, was "Jenes/Jenseits" zwischen Wortwahl und Satzbau als Meta-Ebene von Weltanschauung ist. - Praxisorientierter Standpunkt ist die Verwurzelung/Verortung in der Welt von der die Beschau auf weiter Flur erfolgt; dem Gegenteil der Intellektuellen-Zentrifuge die oft und gerne um sich selbst beginnt zu kreisen und vom Grunde abhebend die Erdung verliert: "Wer gar zuviel bedenkt wird wenig leisten“.

H. M. Richter

12. April 2025 09:45

Wenn GK oben schreibt: "Exemplarisch sei auf die intellektuelle Offenheit des in Ostberlin lehrenden Marxisten Wolfgang Harich verwiesen", so mag das in Bezug auf Gehlen stimmen, doch sollte das nicht dazu führen, Harich grundsätzlich mit intellektueller Offenheit in Verbindung zu bringen.
 
Das Stichwort Nietzsche sollte genügen.
 
Noch heute wird sich so mancher daran erinnern, wie ihm seinerzeit Heft 5/1987 von SINN UND FORM beim Lesen von Harichs Beitrag "Revision des marxistischen Nietzschebildes?" aus der Hand gefallen ist ...

Le Chasseur

12. April 2025 10:33

@MarkusMagnus"Schön das die AFD nun in manchen Umfragen bei 25% liegt. Die Frage ist jetzt:Wie schaffen wir es das Ergenbis zu verdoppeln?"
Ein erster Schritt wäre, bei der nächsten Wahl einen heterosexuellen Spitzenkandidaten aufzustellen, der kein ehemaliger Angestellter von Goldman-Sachs ist, seinen Hauptwohnsitz in Deutschland hat und der weiß, wie viele Menschen in dem Wahlkreis leben, in dem er sich um ein Direktmandat bewirbt. Daneben muss der Einfluss der Neoliberalen in der Partei zurückgedrängt werden.

Ordoliberal

12. April 2025 10:35

Der Grund, warum die Neue Rechte manchmal einen protofaschistischen Sound anstimmt (obwohl sie natürlich nicht faschistisch ist), scheint mir die hier weit verbreitete Lust-, Konsum-, Humor- und Technikfeindlichkeit zu sein, die ja immer mit anti-marktwirtschaftlichen Ressentiments einhergeht. Die tiefe Überzeugung, dass der Markt die Menschen trennt statt sie vereinigen. Dass der "Konsum" den Menschen seiner Möglichkeiten beraubt, statt ihm neue zu geben. Hier ist die größte Überschneidung mit der Linken. Und auch die Lösung dieses angenommenen Problems ist dieselbe: Ein Staat, der als Erzieher, Wohltäter und Unternehmer auftritt. Als Kirchen- und Fürstenersatz. Es wird übersehen, dass die wichtigsten gemeinschaftsstiftenden Institutionen privat und lokal entstanden sind und entstehen: Familie, Kirche, Genossenschaft, Gemeinden, Vereine. Hier wird tradiert, was Identität und Lebenssinn stiftet. Wenn der Staat diese Funktion übernimmt, entsteht ein Leviathan.

Le Chasseur

12. April 2025 10:39

@Laurenz"wenn Sie schon Wolfgang Harich zitieren, sollten Sie dem Leser auch vermitteln, wer dieser Harich war. Zu Lebzeiten nannte man Ihn Ökostalinist, der die DDR quasi links überholte."
Kubitschek erwähnt in seinem Artikel doch, dass Harich Marxist war? Außerdem geht es mir nur um die eine Aussage Harichs bzgl. der USA. Auch ein Ökostalinist kann hin und wieder einen richtigen Gedanken haben.

Maiordomus

12. April 2025 11:29

@Kubitschek. Die Soziologie wr und bleibt eine Frucht konservativen Denkens, vgl. de Maistre, Bonald, Burke, in der Schweiz Segesser, nicht zu vergessen der deutsche Naturrechtler S. v. Pufendorff, der immerhin Rousseau anregte, je ausgeehend von konkreten Verhältnissen, echte Menschenkenner.
L. Danke für den Hinweis auf die Intrige Adornos gegen Gehlen; Precht gilt esnicht zu überschätzen, den ich als charismatischen Gymnasiallehrer einschätzen würde, seine Prominenz und sein Ansehen beruht auf dem Fernsehen. Ihm ist zugutezuhalten, dass er des Mainstreams mit der Zeit überdrüssig wurde. Als Fernseh-Philosoph hat er Slotderdijk abgelöst, dessen Anfänge, mit der Kritik der zynischen Vernunft u. der Debatte betr. das Humanismus-Problem bei Heidegger vor bald einem Vierteljahrhundert, ein mutiger Beitrag zur Philosophie der Bildung. Bei Gehlen bedeutsam die These vom Menschen als Mängelwesen, ein Uralt-Gedanke der philosophia perennis von Platon, in der Moderne Ausweis eines bedeutenden Philosophen. Vor Adorno und Horkheimer musste sich G. bestimmt nie verstecken.   

Le Chasseur

12. April 2025 12:26

@OrdoliberalBzgl. Rechter Konsumfeindlichkeit: Würden Sie diesen beiden Aussagen zustimmen oder würden Sie sie ablehnen?
"Wir müssen Amerika von einer Kultur der Notwendigkeiten zu einer der Wünsche verändern. Den Menschen muß beigebracht werden, etwas zu begehren, neue Dinge haben zu wollen, noch bevor die alten vollständig verbraucht sind. Wir müssen eine neue Mentalität in Amerika formen, in der die Wünsche der Menschen ihre Notwendigkeiten überlagern." -Edward Bernays
"Unsere außerordentlich produktive Wirtschaft erfordert, dass wir den Konsum zu einem Lebensstil machen, dass wir Kauf und Nutzung von Waren und Ritualen umformen, dass wir spirituelle und Ich-Bedürfnisse im Konsum ausleben. Wir müssen konsumieren, verbrauchen, abtragen und ersetzen, und das in ständig wachsendem Maß." -Victor Lebow

Laurenz

12. April 2025 13:42

@Le Chasseur @L. ... Es mag ja sein, daß Harich heutzutage mit dieser Amerikafeindlichkeit bis vor kurzem noch als Nazi kategorisiert worden wäre. Es macht aber Sinn, Harich genauer zu beleuchten. Wenn sich Rosa Luxemburg für Andersdenkende einsetzte, meinte sie nur andersdenkende Sozialisten. Wir hatten neulich erst die Debatte mit den Amerikanern (die ich gewiß nicht liebe) & stellten fest, daß die heutige USA durch viele ausgewanderte 48er gestaltet wurden. Harich saß selbst 10 Jahre im DDR-Zuchthaus, nicht in einem westlichen Knast & war auch nicht wichtig genug, vom CIA oder sonstigen Geheimdienst über die Wupper geschickt zu werden, wie zB Herrhausen. An diesem Punkt erkennt man die tatsächliche Relevanz von Philosophen.

Laurenz

12. April 2025 13:46

@Le Chasseur @MarkusMagnus ... die AfD hat jetzt über 50k Mitglieder, immer noch nicht die Welt & wirbt öffentlich für Arbeitsstellen im Bundestag. Die Geschichte dieser Partei bewegt sich um die Auseinandersetzung zwischen Sozialpatrioten & Liberalen. Aber nur die Bündelung beider Kräfte verschaffte der AfD die Stärke, überhaupt in Erscheinung treten zu können. Auch Dank Gauland, dem Übervater, hat man sich auf einen konstruktiven Modus vivendi geeinigt. & Sie Trojanisches Pferd wollen wieder spalten. Weidel zahlt in Deutschland Ihre Steuern & Ihr Schicksal als Lesbe verschafft der Partei Vorteile. Zum 100sten Male, wir brauchen mehr Verbindung zum Kapital & nicht weniger, auch wenn meine Forderung in den Augen mancher SiN-Kommentatoren schon vor Jahren als "unanständig" bezeichnet wurde. Zum Glück halten Sich die Antik-Marxisten, wie Krah & Dr. Berndt, bewußt zurück, weil Sie wissen, daß der antike Marxismus in den ehemals Neuen Ländern nicht gut ankommt. Das mag vielleicht nicht ehrlich sein, ist aber sehr klug, klüger, als so manche SiN-Kommentatoren.

Majestyk

12. April 2025 15:24

@ Le Chasseur:
Ja, der Große Satan USA. Paßt zur Marktfeindlichkeit, der von der SED übernommenen PLO-Sympathie und zur Ablehnung der undogmatischen Alice Weidel, weil deren Homosexualität Ihnen zu unappetitlich ist. Weidel gewinnt Stimmen, Leute mit Ihrer Rhetorik kosten Stimmen, vor allem im Westen und da lebt die Mehrheit. Im Westen müssen Wahlen gewonnen werden, nicht in Pjöngjang.
@ Dr Stoermer:
"Ist es nicht eher so: Diejenigen, die ins Gespräch kommen, haben nicht wirklich etwas zu sagen."
Oder sind sich nicht sehr fremd. Ich hatte mal einen Arbeitskollegen der war Zeuge Jehovas. Gespräche mit dem waren sinnlos, solche Leute repitieren Ihre Glaubensdoktrin in Endlosschleife und biegen sich sowieso alles so zurecht wie sie es gerade brauchen, bei Marxisten und anderen Ideologen ist das nicht besser.
@ Ordoliberal:
Lutheraner und Calvinisten sind lustfeindlich und humorfrei. Deswegen feiern die keinen Karneval, kennen keine Kirmes und in den reformierten Regionen ist auch das Essen armselig. Man fährt bei Euch zum Party machen ja nach Mexiko nicht nach Neu-England. Ich halte die offzielle Legende über die Reformation eh für falsch. Die Fürsten wollten neben weltlicher Macht die Kontrolle über den Glauben der eigenen Bevölkerung unter Ausschluß von Rom. In England hat sich praktischerweise der Monarch gleich selbst zum Oberhaupt der Kirche ernannt. Aufgeklärter sind Evangelische dadurch nicht geworden, resistenter gegen Standesdünkel und Dogmen ebenfalls nicht. 

Umlautkombinat

12. April 2025 16:26

@Le Chasseur
> Rechter Konsumfeindlichkeit: 
Sie haben sich den schwaechsten Punkt unter all den anderen ausgesucht, die er gebracht hat. Was letztlich seine Gesamtaussage gerade belegt: Es ist immer schwarz, nie auch nur ein Ansatz von Licht. So verliert rechts. Das ist kein moralisches oder ideologisches Urteil. Simpel eine Beschreibung von Unfruchtbarkeit. 
 

Diogenes

12. April 2025 16:28

@Laurenz: Sie sollten vielleicht klären wer Ihr "wir" und "Kapital" ist, bevor Sie nach "mehr Verbindungen "dessen" "dazu" aufrufen. An der Unschärfe arbeitet sich nämlich die Spalterei ab. Dienst an der Gemeinschaft (also staatl. Hand) und Eigentum/Besitz in privater Hand schließen sich auch nicht gegenseitig aus, wie das an Spalterei profitierende Machtkreise in Irrlehren behaupten, ganz im Gegenteil: Gemein- und Einzelwesen ergänzen einander idealerweise in einer Gemeinschaft und Persönlichkeit respektierenden Staatsordnung zum Wohle alle Glieder der Kette unter Einbezug eines ganzheitlichen Denkansatzes. Ohne hohen Organisationsgrad des Volkes durch "seinen" Staat ist kein Sozialsein (Geben/Nehmen-Prinzip) über die eigene Familie/Verwandtschaft hinaus möglich und damit fehlt auch die nationalpolitische Schlagkraft eigene Interessen in einer Welt wo jedes Machtvakuum sofort von Anderen ausgefüllt wird durchzusetzen. 

Majestyk

12. April 2025 17:27

@ Laurenz:
Eben. Team Weidel ist wirtschaftlich kompetent, das mitteldeutsche Postkutschenteam, welches sich eine Art Auenland erträumt ist dies nicht. Und auch wenn mir an Alice Weidel manches widersprüchlich erscheint, sie beschäftigt keine Chinesen, besucht keine sowjetischen Siegesfeiern und betrachtet Erdoghan der mit seiner fünften Kolonne Deutschland unterwandert nicht als Verbündeten. 
So lange mir aber auch keiner erklärt, wie man in einem derart dicht bevölkerten Land für die eigene Bevölkerung einen bestimmten Lebensstandard ohne Industrieproduktion halten kann, setze ich auf Team Weidel, aller sonstigen Kröten zum Trotz. Alice Weidel verschreckt nämlich keine Investoren die man zum Betrieb von "Massenarbeitsplätzen" benötigt. Nichts gegen Romantik oder Idealismus, für Politik und Wirtschaft wünsche ich mir pragmatische Macher und keine visionären Philosophen.  Ich sage es gerne noch einmal, mein Volk braucht Arbeit, vor allem jene die keinen eigenen Boden haben um diesen zu bestellen.

FraAimerich

12. April 2025 19:30

@Umlautkombinat - Der Teilnehmer La Chasseur hat dem Teilnehmer Ordoliberal nur zwei berechtigte Fragen gestellt. Falls dieser sachlich antwortet, hätte man evtl. mal eine ernstzunehmende Diskussionsgrundlage statt der hier üblich gewordenen Abwatscherei mit Schlagworten und Unterstellungen/Ridikülisierungen ("trojanisches Pferd"/"Großer Satan USA"/"Pjöngjang").
Aber die entscheidenden Themen werden ja ohnehin lieber gemieden.
 
@La Chasseur - Ich glaube nicht, daß Weidels Homosexualität oder der im Gegensatz dazu wirklich beklagenswerte Neoliberalismus höheren Wahlerfolgen im Wege steht. Letzterer wird jedoch, zusammen mit der Affenliebe für Trump, dazu beitragen, daß die schon erledigt geglaubte Linke wieder erstarkt, gerade was die Jugend angeht. Das wiegt metapolitisch ohnehin schwerer als ein paar Wählerstimmen mehr für eine Partei, die klare Positionierung vermeidet und Widersprüche lebt, so gut sie kann. Darum auch nicht zugeben will, daß Schuldenmachen zur kapitalistischen Produktionsweise nun mal dazugehört, im Blick auf Wachstum und Kapitalmärkte sogar zur zentralen Geschäftsidee.
 
@Majestyk: "solche Leute repitieren Ihre Glaubensdoktrin in Endlosschleife und biegen sich sowieso alles so zurecht wie sie es gerade brauchen, bei Marxisten und anderen Ideologen ist das nicht besser"
 
Nur gut, daß wenigstens Sie hier immer objektiv bzw. ideologiefrei unterwegs sind und sich nie wiederholen, schon gar nicht beim Eindreschen auf Strohmänner.

Diogenes

12. April 2025 21:07

@Le Chasseur: "Ein erster Schritt wäre, bei der nächsten Wahl einen heterosexuellen Spitzenkandidaten aufzustellen, (...)" - Einen deutschen Mann der deutschen Sang, deutschen Wein, deutsche Frauen und Deutschland über alles in der Welt liebt als ein Stück gesundes Volksempfinden? Das hat durchaus meine Zustimmung vor der Abnorm vom Standard/Maßstab im Sinne der nationalpolitischen Vorbildfunktion der Staatsführung für Volk und junge Familien. Und ja, die Geschichte der "FDP" darf sich in der "AfD" nicht wiederholen indem man die entwurzelten Liberalen mit ihrer egozentrischen u. kapitalistischen Freimarkt-Spinnerei ans Ruder lässt (Freimarkt heißt die eigene Volkswirtschaft und ihre Mitarbeiter der Hand und Stirn der Billiglohnkonkurrenz des Auslandes und vor allem der Hochfinanz ausliefern die sich am Ende einkauft sowie in Mitteldeutschland (der DDR-Osten der BRD) geschehen. Der Staat muss Schutz vor dem Ausland gewährleisten: Einheimische Marktkonkurrenz reicht völlig zur Belebung des Geschäftes und des Wirtschaftslebens aus. Wir müssen nicht mit der ganzen Welt konkurrieren. Das ist doch Irrsinn von Leuten ohne jegliche Moralvorstellungen und denen jedes Volksempfinden abhanden ist, also die nur auf den eigenen Vorteil aus sind. Das ist erbärmlich und einer Deutschen Politik die den Volksnamen auch verdient unwürdig. 

Laurenz

12. April 2025 21:27

@Majestyk @Le Chasseur, Dr Stoermer & Ordoliberal ... Sie schreiben mir voll aus dem Herzen. @Diogenes @L. ... Wieso schlagen Sie mir eine Klärung der Begrifflichkeiten des Kapitals einerseits & des WIRs andererseits vor & sehen Sich veranlaßt, eine utopische Definition über den idealen Staat abzulassen, die gewiß als solche, nicht falsch ist? Sie lassen Sich falsch triggern. Sie hätten den Teilnehmer @Le Chasseur danach fragen sollen, doch nicht mich. Was ist falsch daran, Kontakte zu Goldman Sachs oder der Deutschen Bank zu haben? @Le Chasseur schreibt konkret aus der Sicht eines (Neu)Rechten & Konservativen Sozialpatrioten, der sich streng von den Liberalen abgrenzt. Es ist unser parlamentarischer Arm (AfD), dem die Bank-Verbindungen gekündigt werden. Meine Erinnerung bezog sich auf die Ibiza-Affaire in 2019, die bewies, wie arm die politische Rechte ist. Es gibt keinen der FPÖ wohl gesonnenen Magnaten, der zu deren Gunsten die Kronenzeitung gekauft hätte. Die AfD-Stiftung erhält kein Geld. Aus welchen Mitteln hat denn die SPD ihr milliardenschweres Medien-Imperium erschaffen? Welchen Parteien dient denn das Kapital?

Gracchus

12. April 2025 22:16

@Ordoliberal: So wie Sie hier missionieren, meint man, der freie Markt sei Ihre Kirche, mit der unsichtbaren Hand als Gottersatz und dem Privateigentum als Hl. Gral. Man kann sogar sagen, die unsichtbare Hand verfahre ganz nach dem Matthäus-Prinzip: Wer hat, dem wird gegeben. Mithin: Der freie Markt ist pure Metaphysik!
(Disclaimer: Meine Vorstellungen vom "idealen" Staat haben eine große Spannbreite, aber in allen meinen Vorstellungen existiert ein im Rahmen allgemeiner Gesetze freier Markt.)
 
 

Gracchus

12. April 2025 22:36

Meine Vorstellungen von legitimer politischer Herrschaft reichen von einer quasi-anarchischen Theokratie, wie sie Buber in der isrealitischen Richterzeit ausgemacht hat, über ein ghibbelinisches Kaistertum bis zum liberalen Verfassungsstaat, meinetwegen demokratisch und als Minimalausgabe. Bei letzterem - dem liberalen Minimalstaat - sehe ich nur das Manko, dass er - wie Carl Schmitt gesehen hat - nicht sagen kann, warum man für ihn im Ernstfall sein Leben lassen soll. Die Erfüllung der Staatsaufgaben erfordert ein hohes Ethos; die Staatsdiener müssen unbestechlich sein, sollen dem Ganzen dienen, die eingeräumte Macht nicht missbrauchen, verantwortungsbewusst entscheiden. Kaum denkbar, dass ein liberaler Minimalstaat, der unter Merkurius steht, solch Ethos generieren kann. 
 

Laurenz

12. April 2025 23:51

@Majestyk @L. ... Sie unterschätzen die Politiker aus den ehemals Neuen Ländern. Dr. Berndt, Kirchner, Höcke, Krah, Urban, Chrupalla etc. sind keine Idioten, denen man ökonomische Sachverhalte nicht klarmachen kann oder die Ideologische Maßgaben über jegliche Realität stellen. Sie brauchen nur kurz Höcke-Interviews zu Weidel hören. Man weiß genau, was man aneinander hat. Weidel ist genauso, wie von Storch oder Boehringer auf Leute angewiesen, die Wahlen gewinnen, nicht gerade eine liberale Stärke, nicht wahr (?). Die wirtschaftliche Programmatik Weidels ist auch für eher sozialpolitisch Linke bei der Neuen Rechten, wie mich, völlig akzeptabel & plausibel. Daß Chrupalla in der Ostpolitik (Gedenkfeiern) sich eher an Brandt & Bahr orientiert, sei's drum. Weidel agiert hier viel deutscher als Chrupalla. Sie würde sicherlich Gedenkefeiern beider Staaten besuchen, wenn denn die Russen mitmachen & ihre Archive auch Deutschen Historikern in größerem Ausmaß zugänglich machen.

Diogenes

13. April 2025 00:25

@Laurenz: "Wieso schlagen Sie mir eine Klärung der Begrifflichkeiten (…) vor ..." - Nun... Sie wissen vielleicht inzwischen was mein "Wir" ist (Stolze Deutsche die sich ihres Volkes und Staates bewusst sind), aber vielleicht weiß ich nicht um Ihr "Wir" und "Kapital" und daher die Nachfrage. Vielleicht haben Sie ja eine Rangordnung und können mir einfach antworten wo dort Ihr "Wir" und "Kapital"-Begriff sich zueinander, untereinander oder übereinander befindet. 
 
Utopie bedeutet Nichtort und ich rede nicht von abstrakten (luftleeren) Nichträumen wie es Leute tun die vom Abstraktum "Mensch" und "Weltmensch" fantasieren (Räume ohne Völker) sondern konkret von Deutschland als ganzheitlichen Denkansatz in der lichten Weltbeschau in Welten voller Finsternis/Farbenblindheit. Übrigens möchte ich Sie bitten mir gegenüber Deutsch als der Unterhaltungssprache zu bleiben und kein "Denglisch" zu benutzen. Genau von "Solchem" war übrigens die Rede in meinem 1. Kommentar: Verkürzen, vereinfachen, primitiv machen und damit dumm halten so das der gemeine Mann nicht weiter im Denken kommt als über das "Vorgesetzte" als Sprachliches sich zu unterhalten. 

Majestyk

13. April 2025 01:21

@ Gracchus:
Das Wort Korruption ist lateinischen Ursprungs. Warum wohl? Auch im alten China gab es schon einen Zensorrat der die Bestechlichkeit der Beamten bekämpfen sollte. Die Unbestechlichtkeit des Beamten ist ein Mythos, vielleicht sogar von Beamten erfunden. Was Sie sich da erträumen ist ein Ideal, welches von einem Menschentyp ausgeht den es nicht gibt.
Warum nehmen Sie Ordoliberal nicht mal bei dessen Aliasnamen und hören dem Mann mal zu? Ich kann mich nicht erinnern, daß Ordoliberal in all den Jahren in denen ich mitlese etwas anderes geschrieben hat als das ein Markt Regeln braucht. 
Was Sie als unnütz abwerten ist in Wirklichkeit ein schlanker Topathlet, der dort stark ist wo dies vonnöten ist, dem Bürger aber nicht vorschreibt, wann dieser seine Wäsche zu waschen hat und sich nicht in Belange einmischt von denen er und seine Beamte ohnehin nicht viel verstehen, Kindeserziehung, Forschung oder Unternehmensgründung zum Beispiel. Der Zeitgeist, inklusive Zersetzung ist das Resultat jenes tief verästelten Staates, der zum Leviathan geworden ist und wenn es für ihn nichts mehr gibt was er verschlingen kann, dann frißt der Leviathan in letzter Konsequenz sich selbst.
@ Laurenz:
Internationales Großkapital und Parteien die den Mensch als "Masse" ansprechen und auch so betrachten arbeiten Hand in Hand. Deswegen sind Länder, Kulturen und auch Menschen für beide im Grunde austauschbar und so benehmen die sich ja auch.
 

MarkusMagnus

13. April 2025 01:29

@ Le Chasseur
"Man kann einen Misthaufen nicht wegschippen wenn man unter ihm liegt."
Oswald Mosley
 

Umlautkombinat

13. April 2025 09:11

@Gracchus
> @Ordoliberal: So wie Sie hier missionieren, meint man, der freie Markt sei Ihre Kirche
 
Er ist Liberaler, also ist es das. Richtiger - wesentlich - ist aber als zu vergleichende Groesse der Glauben, nicht eine Kirche welcher Art auch immer. 
Es ist die zentrale liberale Vorstellung der Ueberlegenheit eines evolutionaeren Ansatzes, wie auch in der biologischen Parallelauffassung immer eine Auseinandersetzung mit dem religioes Gebundenen. 
 
Bewertbar erst einmal nur in den Ergebnissen. Und da ist die Evidenz halt schlagend. Ich habe hier Sowells "Basic Economics" liegen. Ca. 650 Seiten voll mit Beispielen fuer kleine und groesste Katastrophen zentraler, willentlicher, Wirtschaftssteuerung. 
 
Das Buch gibt es uebrigens bezeichnenderweise nicht auf Deutsch. Und auch die Rechte macht ein Video ueber den Autor hier auf der Sezessionsseite ohne dass der Vortragende auch nur den Namen seines Themas richtig aussprechen kann. Kritik daran mag man auch nicht (mal sehen ob mein Seitenhieb jetzt hier wieder nicht durchkommt). Intellektueller Anspruch verarbeitet aber Kritik offen, sonst hat er in den Startloechern verloren. 

Laurenz

13. April 2025 09:40

@Diogenes @L. ... Daß Sie für Deutschland sprechen, glauben Sie nur. Dem ist aber nicht so. Ich glaube auch an das Vaterland, dessen Kinder aber genausowenig Denkschablonen von Ihnen wollen, wie von linken Wahnsinnigen. Welches denglische Wort stört Sie denn? Haben Sie schon alle Französischen & Lateinischen Worte der jeweiligen Besatzung & der Frankophilie des Adels, wie dem Wortschatz der Kirche gestrichen? Fenster ist lateinischen Ursprungs, Window Germanischem, viel Spaß beim Sortieren. Wenn Sie mehr Deutsch wollen, müssen Sie den nächsten Krieg gewinnen. & wenn ich Ihnen als Gesprächspartner nicht passe, dann lassen Sie es einfach, am besten auf dem ganzen Forum, denn Ihnen wird hier niemand gerecht. Dafür sind Sie viel zu linksradikal. Mit Ihnen können wir daher auch nie Mehrheiten kreieren. Mit Ihnen ist das wie mit dem Adel des II. Reichs oder den Grünen heute, die Weltgeltung erlangen wollen, ohne dafür zu arbeiten & Exorbitantes zu leisten. Das II. Reich erschuf die Lebensgrundlage für viele Milliarden, trotz des Adels. Es existiert immer noch eine Deutsche Wirtschaft, trotz der Grünen. & die SiN existiert, trotz des Teilnehmers Diogenes.

Laurenz

13. April 2025 10:02

@Majestyk @L. ... Großkapital, Parteien & die Masse ... Sie lassen Sich verführen & ordoliberalisieren hier. Sie folgen Selbst dem, was Sie an @Gracchus kritisieren. @Ordoliberal skizziert ein utopisches System, daß eine gewaltige militärische Macht voraussetzt, um libertäre Regeln auch nachhaltig, vor allem international durchsetzen zu können. Er beauftragt quasi damit den ökonomischen Beelzebub. Genauso ist es mit dem Kapital, Parteien & der Masse. Man kann das Kapital & seine Absichten nur kennen, wenn man mit ihm diplomatisch spricht. Nur über das Gespräch lassen sich Interessen ausgleichen. Die herrschende Europäische Linke ist unfähig zum Gespräch (viele GK-Artikel, wie dieser hier), deswegen leben wir aktuell gefährlich. Wenn Sie Sich hier verführen lassen, werden auch Sie zum Grünen. Ich schaue jeden Tag zumindest kurz auf den Relotius, damit ich weiß, was unser politischer Gegner will & vorhat. Die Kapazität persönlicher Wahrnehmung anderer ist auf Dorfgröße beschränkt. Darüber hinaus jongliert man immer mit der Masse. Weder führender Staatsmann, noch ein lenkender Konzernchef darf sich von individueller Wahrnehmung beeinflussen lassen, sondern muß die Masse im Gleichgewicht behalten & wahrnehmen. Tut man das nicht, bricht man ein, wie Deutschland & VW.

Valjean72

13. April 2025 10:35

@Laurenz: "Was ist falsch daran, Kontakte zu Goldman Sachs oder der Deutschen Bank zu haben?"
---
 
Ein CDU-Anhänger würde Ihnen gewiss beipflichten und ergänzend hinzufügen, was denn falsch daran sei, wenn die eigene Parteiführung gute Kontake zu BlackRock habe?
 
Ähnlich verhält es sich in unserem westlichen Nachbarland. Was soll denn falsch daran sein, dass der französische Präsident gute Kontakte zu Rothschild & Cie hat?
 
---
P.S.: Dass Sie Krah und Berndt als Antik-Marxisten [sic!] bezeichnet haben, erachte ich als übergriffig.
 

Valjean72

13. April 2025 10:47

Majestyk @Chasseur: "Weidel gewinnt Stimmen, Leute mit Ihrer Rhetorik kosten Stimmen, vor allem im Westen und da lebt die Mehrheit. Im Westen müssen Wahlen gewonnen werden, nicht in Pjöngjang."
---
 
Bei allem Respekt vor A. Weidel aber das Wahlergebnis der Bundestagswahl war angesichts der Probleme der Landes, der Attentat-Serie im Vorfeld der Wahl, der Hilfe Elons Musks etc., alles andere als überragend.
 
Dass Sie hier die Hauptstadt Nordkoreas als Sinnbild für den Osten der Republik anführen, ist mE ein Ausbund an Überheblichkeit und auch Gehässigkeit, welches ich hier in dieser Art nicht erwartet hätte.
 
 
 

RMH

13. April 2025 11:57

Ging es hier nicht einmal um Soziologie & um den im Artikel beschworenen Mythos, dass jeder mit jedem zumindest redete, es also keine Kontaktscheu & damit verbunden auch keine Kontaktschuld gab? Selbst wenn dann realiter abgesteckt wurden & jeder versuchte, dem anderen kein Stück vom Kuchen zuzubilligen, zeigte man zumindest wechselseitig Interesse. Gut, man könnte meinen, es kann auch das Interesse eines Forschers sein, der irgendeiner Kreatur, die er sonst widerlich findet, beim Fressen zusieht, um den Prozess dann in einer Arbeit veröffentlichen zu können. Aber immerhin, es bestand das Interesse des Wissenschaftlers & des Forschers. Für mich zu einem kleinen Stück damit erklärbar, dass im man II Reich die Knute von Kirche & regionaler Kirchturmbeliebigkeit überwunden hatte & nach dem III. Reich den Terror der Nazis, der sich eben gerade auch gegen das eigenen Volk richtete, überlebt hat. Selbiges gilt für das kurze Fenster der Freiheit, welches man in den 90er Jahren bis zum Beginn des neuen Jahrtausends erlebte. Die Knute war kurz weg, Diskurs, Kunst, Kultur, auch Subkultur blühten auf (siehe auch der Beginn dieser Zeitschrift), ein Patriotismus konnte sich entwickeln & dann kam sie wieder, die Knute, der Mief, die Regulierungs- & Überwachungswut etc.- die AfD als Widerstandsbewegung kam eigentlich schon zu spät.

Gracchus

13. April 2025 13:44

@Majestyk: Sie brüllen umsonst. Teilweise missverstehen Sie mich. So, als wäre ich für einen aufgeblähten, übergriffigen Staat! Ich behaupte nur, dass es dafür Minister und  Beamte von hoher moralischer Integrität braucht. Das kriegt man nicht allein rechtlich in den Griff, sagen Sie ja selbst indirekt. Wie ein solches Ethos generiert werden soll, davon finde ich nichts im ordoliberalen Konzept. Ich finde nichts darin, was zur Identifikation mit Staat und Gemeinwesen einlädt. Einer meiner Ex-Profs hatte auch mal die Idee, dass die (bisher fehlende) Identifikation der EU-Bürger mit der EU durch gemeinsamen Konsum hergestellt werden könnte - als Ersatz für nationale Identität. Das überzeugt doch nicht. 

Majestyk

13. April 2025 13:45

@ Laurenz:
Es war keine Gedenkfeier für die Toten, sondern eine Siegesfeier. Das ist der Knackpunkt. Für die einen ist es der Tag des Sieges, für andere der Tag der vernichtenden Niederlage. Aus deutscher Sicht gibt es da nichts zu feiern, auch keine Befreiung, es sei denn von Heimat und Leben. Ich kann mich in dem Zusammenhang nicht erinnern, daß jemals westdeutsche Politiker an Siegesfeiern der Westalliierten teilgenommen hätten. Die haben aber auch nirgends Denkmäler zum Zeichen ihres Sieges errichtet.
Wir müssen das nicht vertiefen, ist ja auch Schnee von gestern. Ich schätze die Arbeit der mitteldeutschen AfD-Politiker sehr, aber jener Auftritt, Gauland war ja auch dabei, war vollkommen geschichtsvergessen und mal so gar nicht patriotisch.
"wenn denn die Russen mitmachen & ihre Archive auch Deutschen Historikern in größerem Ausmaß zugänglich machen."
Auch das ist ein Punkt, warum tun Sie es nicht. Könnte vielleicht etwas ans Licht kommen, daß sich nicht mit dem Geschichtsbild verträgt welches in und von Rußland verbreitet wird?
 

Laurenz

13. April 2025 15:08

@Majestyk @L. ... nur kurz. Wir hatten die Debatte des Kriegs im Osten schon häufig. Mag das daher nur ansprechen, wenn GK oder EL dazu was per Artikel in den Raum werfen. Die Politik der Russen bezüglich der Sowjetischen Historie hat vor allem mit der Russischen Psyche zu tun, weil es nicht wirklich Sowjetische Errungenschaften, die Identität erzeugen, gab. Um sich auch historisch näher zu kommen, braucht es diplomatischen Interessenausgleich & keine Kriegserklärungen der woken Irren. @Valjean72 @L. ... man sollte Korruption & Kontakt unterscheiden können. Aber ohne Informationen durch Kontakt, wird man überrascht. Die SiN-Redaktion wird zwar mit Debatten immer ungeduldiger, agiert aktuell aber vergleichsweise liberal. Ich habe kein Interesse daran, Christen in unserer neurechten APO zu verletzen oder zu beleidigen. Warum sollte ich spalten? Lieber die Gemeinsamkeiten betonen. Wenn ich aber nun doch auf den kulturellen Einfluß christlicher Kultur Bezug nehmen möchte, suche ich Begriffe, die nur diejenigen verstehen, die mich kennen. Berndt & Krah sind Katholiken. Für mich ist der Katholizismus eben antiker Marxismus, meine persönliche Sicht. Deswegen ist er ja auch in den ehemals Neuen Ländern unbeliebt.

Le Chasseur

13. April 2025 15:18

@Valjean72"Dass Sie hier die Hauptstadt Nordkoreas als Sinnbild für den Osten der Republik anführen, ist mE ein Ausbund an Überheblichkeit und auch Gehässigkeit, welches ich hier in dieser Art nicht erwartet hätte."
Das Pjöngjang war, glaube ich, auf mich gemünzt, nicht auf die Ostdeutschen. Ich kann damit leben.

Gracchus

13. April 2025 16:02

@Umlautkombinat:
1. Spreche ich mich gar nicht für einen stark (wirtschafts)interventionistischen Staat sowie eine zentrale, willentliche Wirtschaftssteuerung aus. Das tut m. E. auch nicht die Neue Rechte. So ist das ein Strohmann-Diskussion. 
2. Der freie Markt im ordoliberalen Sinne ist zudem aber auf eine Rechtsordnung und Schutz des Privateigentums angewiesen. Deshalb finde ich die antietatistische Stossrichtung einfach heuchlerisch. Eine Rechtsordnung, die darauf geschrumpft wird, v. a. die Interessen von Privateigentümern zu schützen, ist keine. Keine Rechtsordnung - pardon für den Platonismus - kommt ohne Idee der Gerechtigkeit aus; selbst wenn Gerechtigkeit ein unerreichbares Ideal ist, so sollte man sich doch danach strecken.
 

Gracchus

13. April 2025 16:18

(Fortsetzung): Wenn der liberalkonservative Bolz twittert, der gerechte Staat sei der Feind des Rechtsstaats, ist das der traurige Offenbarungseid des Restbürgertums, das sich um grundlegende Fragen herumdrückt. 
Was Sowell betrifft, kann ich die schlagende Evidenz seiner Beispiele nicht beurteilen. Nur: Evidenz - im hypothetischen Bereich? Denn wenn seine Beispiele staatliche Interventionen betreffen, ist damit nicht gesagt, dass es ohne staatliche Interventionen nicht noch schlechter oder besser gelaufen wäre - für wen eigentlich? Wer oder ist denn Bezugsgröße. Wie gesagt, bin ich aber sowieso für einen "taoistischen" Staat, der das Eigenleben der Wirtschaft respektiert. Über den rechtlichen Rahmen muss man streiten. Di

Majestyk

13. April 2025 16:19

@ Valjean72:
"Dass Sie hier die Hauptstadt Nordkoreas als Sinnbild für den Osten der Republik anführen, ist mE ein Ausbund an Überheblichkeit und auch Gehässigkeit, welches ich hier in dieser Art nicht erwartet hätte."
Soviel zur Humorfreiheit. Wenn Sie das nächste Mal über "Wessis" spotten, dann denken Sie mal daran. Wer austeilt muß auch einstecken können. Ich versuche es wenigstens mit Ironie und Sarkausmus, sollten Sie vielleicht auch mal versuchen.
@ Gracchus:
In autoritären, feudalen, sozialistischen, sozialdemokratischen System habe sich Beamte ebenfalls als korrupt erwiesen. Wo soll also der Unterschied sein, außer daß der Bürger in jenen Systemen der Willkür stärker ausgesetzt ist als in einem System welches eher auf Eigenverantwortung und Mündigkeit setzt?
An Verantwortung wächst man. Verantwortung schafft Charakter. Sie wollen doch auch mündige, selbstständige Kinder, warum keine mündigen und selbstständigen Bürger?
Ihr Gemeinwesen ist zunächst mal die Kommune, der Ort wo Sie leben. Wozu braucht dieser Ort den beständigen Einfluß einer zentralregierung? Wäre es nicht besser der Steuerbaum wäre z.B. komplett anders herum und das GEld der Bürger käme zunächst einmal dort an wo man lebt?
Hierzulande haben Sie doch viel Staat, hat dies die Gemeinwesen seit der Wiedervereinigung verbessert? 

Adler und Drache

13. April 2025 18:06

@ RMH
um den im Artikel beschworenen Mythos, dass jeder mit jedem zumindest redete, es also keine Kontaktscheu & damit verbunden auch keine Kontaktschuld gab
Im Grunde ist es doch das, was wir hier tun, und was mich von Anfang an - etwa so ab 2012 - überzeugt und bei der Stange gehalten hat.  

Umlautkombinat

13. April 2025 18:32

Was heisst hier Strohmann, @Gracchus,. Das unterstellt immer eine Boshaftigkeit des Gegenueber. Ich habe Sie mit etwas zitiert, was Sie gesagt haben und darauf aufgebaut. Nix Ablenkung.
 
Was Sowell betrifft, bleiben die Alternativen natuerlich nicht aussen vor (lesen Sie mal selbst, ist halt ein Schinken. Man braucht aber nicht das ganze Buch durchzuackern).
 
Allgemein geht es meist um Fehlallokation von Kapital durch Leute, deren Ideologie Gottwissen ueber die ramifications solchen Verhaltens beanspruchen. Die Unterschiede liegen in den zur Verfuegung stehenden Korrekturmoeglichkeiten. In den Beispielen zum z.B. harten Sowjetkommunismus nicht vorhanden, in flexibleren Gesellschaften eben moeglich und auch praktisch vollzogen, (oder eben nicht).
 
Das schliesst Ihre eigenen weitergehenden Gedanken auch nicht aus. Ich z.B. vertrete auch keinen absoluten wirtschaftlichen Liberalismus, da zu dieser Absolutheit, wenn so vertreten, ein analoges Primat der Wirtschaft im Vergleich zu allen anderen Teilen gesellschaftlichen Lebens gehoert. Was sich u.a. in der Existenz von Monopolen niederschlaegt und aus diesen dann die bekannten allgemeineren Dystopien fliessen. Wo ich mich unterscheide, ist meine Meinung zu den Werkzeugen der Einhegung. Formelle Institutionen wie die des  Staates oder auch Rechts gehoeren fuer mich wegen ihrer auf Dauer zunehmenden Unwirksamkeit bis hin zum Antagonismus zur urspruenglichen Intention nicht dazu.

Gracchus

13. April 2025 18:54

@Majestyk: wo hätte ich mich gegen mündige Bürger ausgesprochen? Können Sie mir erklären, wie ein freier Markt mündige Bürger hervorbringt? Die meisten sind abhängig beschäftigt, ihre Tätigkeit erfordert wenig Verantwortung, an der sie wachsen könnten, aus der Tretmühle können sie nicht raus, weil sie ja leben und Kredite bei der Bank abbezahlen müssen, in ihrer Freizeit lassen sie sich von infantiler Unterhaltung bespassen, die sie dem Engagement in ihrer Kommune weitaus (verständlich) vorziehen. Für solche Bürger ist das liberale Geschwafel völlig abstrakt. Solche Bürger sehnen sich nicht nach mehr freiem Markt, weil sie sich denken können, dass sie dann noch weniger zu melden haben. 
Wenn ich gegen den freien Markt als Allheilmittel plädiere, plädiere ich nicht für den Staat. Beides sehe ich eher wie Skylla und Charabdis. 
 

Majestyk

13. April 2025 19:04

@ Gracchus:
Was ist denn gerecht? Franz, Markus und Andrea in die Tasche greifen um dann Geld an Aische, Lara-Sophie oder Anetta zu verteilen und sich damit deren Gefolgschaft zu erkaufen? Und wenn der Franz oder der Markus mal was braucht ist für die nichts mehr da. Und wehe der Franz macht mal den Mund auf, dann werden Anetta und ihre Oma dem schon zeigen, daß für ihn kein Platz ist.
Ich bin für nationale Souveränitä, auch für nationale Identität und habe auch nichts gegen nationale Solidarität die sich daraus ganz natürlich ergibt, aber den sozialen Umverteilungswettbewerb den können Konservative und Rechte nur verlieren. Was die Welt garantiert nicht braucht ist auch noch 'ne Sozialdemokratie, diesmal von rechts. 

Majestyk

13. April 2025 19:11

@ Le Chasseur:
Nein, ich meinte nicht Sie persönlich. Wäre dem so, würde ich nicht zögern dies deutlich zu machen, ich bin nämlich nicht gerade bang.
Ich meinte schon eine bestimmte Sichtweise auf Sozialpolitik, außenpolitische Beziehungen etc. und die ist auch nicht nur auf Mitteldeutschland beschränkt, die findet sich schon auch im Westen. Immerhin ist ja z.B. ein Oskar Lafontaine ein westdeutsches Erzeugnis. 
Ich bin zwar eher selten mit Ihnen einer Meinung, aber gegen Sie persönlich habe ich nichts, warum auch? Sie haben Ihre Sichtweise, ich die meine und beide reiben halt einander. Ich hoffe Sie nehmen es sportlich, ich tue es auch. :-)

Laurenz

13. April 2025 20:08

@Majestyk @Gracchus ... Gracchus beschreibt sehr wohl die Plausibilität der Gratwanderung zischen Rechtsstaat & Bürger, nicht nur in der Ökonomie. Wir haben diese Kackdebatte bald unter jedem II. Artikel, weil die ökonomisch Liberalen nie den geringsten Hauch von Logik & Plausibilität anerkennen können. Egal, ob @Gracchus Ihre religiöse Betonhaltung, die jeglicher Ratio entbehrt, zersägt oder Sie von mir als linksradikal beschimpft werden, was auf dasselbe herauskommt, Sie verweigern den Logos. Erst 3 Artikel vorher gab ich Ihnen zig Beispiele von Privatisierungen vor allem territorialer Natur, die sich als totale Pleiten erwiesen hatten. Mit grüner Ignoranz verweigern Sie die Realität um auf Knien Ihrer Ideologie, Ihrem rechtsstaatslosen Gott zu huldigen. Ich hatte die Gratwanderung zwischen Liberté, Égalité, Fraternité, also Freiheit, gleichen Rechten & Sozialstaat neulich erst erklärt. Warum wir alle den Trump'schen Konsens hier finden, hat damit zu tun, daß der Westen aus der Balance dieses sensiblen Dreiecks geraten ist. Ein Staat, der keine zentrale Gewalt besitzt, wird sofort von den Trumps & Bonapartes als irrelevant zerschlagen.

Gracchus

13. April 2025 21:11

@Majestyk: weder habe ich für Umverteilung noch für eine Sozialdemokratie von rechts plädiert. Ich glaube, Sie verstehen meine Argumente nicht. 

Le Chasseur

13. April 2025 21:23

@Majestyk
"Sie haben Ihre Sichtweise, ich die meine und beide reiben halt einander. Ich hoffe Sie nehmen es sportlich, ich tue es auch."
Jaja, alles gut. 

Gracchus

13. April 2025 22:32

@Umlautkombinat: Böswilligkeit wollte ich Ihnen nicht unterstellen. In seiner jetzigen Verfassung sind Staat und Recht kein Mittel der Einhegung, Kapital und Staat sind ja mehr oder weniger Komplizen. Wie ich die Neue Rechte verstehe, will sie aber wieder dahin und hält deshalb an ihrer Staatsidee fest. Der Staat - rein formell betrachtet - kann dies nicht erfüllen, wenn er nicht auf entsprechendes Personal zurückgreifen kann; das war mein Punkt. Was sehen Sie denn als geeignete Werkzeuge der Einhegung an?

FraAimerich

13. April 2025 23:04

Warum geht @Ordoliberal nicht einfach auf die berechtigte Frage von @Le Chasseur ein? Dann hätte man evtl. mal eine ernstzunehmende Diskussionsgrundlage statt der leider üblich gewordenen gegenseitigen Abwatscherei mit Schlagworten und grotesken Unterstellungen ("trojanisches Pferd"/"Großer Satan"/"Pjöngjang"/"linksradikal"/"marxistisch")...

Majestyk

14. April 2025 01:15

@ Laurenz:
Sie müssen mir schon überlassen welche Rückschlüsse ich aus eigenen Lebenserfahrungen und Beobachtungen ziehe. 
Der "Westen" ist aus der Balance, weil eine offene/ demokratische Gesellschaft sich schwerer verteidigen läßt als eine autokratisch geführte. Und Ihr gepriesener Sozialstaat ermöglicht es, sich Gefolgsleute per Alimente heranzuziehen, für die man anderen die Taschen plündert. So züchtet man sich demokratische Sklaven heran, die wie Junkies alles tun um an den nächsten Schuß zu kommen. Und die schlimmsten Junkies arbeiten in Behörden, Verbänden oder bei Nonsensorganisationen, wo man genüßlich gutes Geld mit Nichtstun und Zersetzung machen kann. Wärt Ihr nicht so Staatsgläubig oder hörig, dann könntet Ihr sehen, daß politisch nahezu alles vom Staat verantwortet wird. Die Napoleons dieser Welt sind nichts, wenn der der Apparat ihnen keine Macht über die Massen gewährt. Fragt Euch doch mal, warum Eure Kommune "Flüchtlinge aufnehmen muß und für den eigenen Haushalt betteln gehen. Gemeinde vor Land vor Zentralstaat, das wäre die korrekte Reihenfolge. Das Fundament gehört in den Keller, nicht aufs Dach.

Valjean72

14. April 2025 09:20

@Majestyk: "Soviel zur Humorfreiheit. Wenn Sie das nächste Mal über "Wessis" spotten, dann denken Sie mal daran."
---
 
Ich bin als gebürtiger Bayer (Oberpfälzer) qua Defintion selbst Wessi, Sie Spassvogel.
 
Aber richtig ist, ich bin kein typischer BRD-Liberalkonservativer und ehemaliger CSU/FDP-Anhänger. Somit kann es nicht überraschen, dass ich nicht wünsche, das die AFD zu einer "staatstragenden Union-FDP 2.0" mutiert, sondern klar bleibt.

RMH

14. April 2025 10:42

"Ich bin als gebürtiger Bayer (Oberpfälzer) qua Defintion selbst Wessi, Sie Spassvogel."
@Valjean72, das ist ja bekanntermaßen hier auf diesen Seiten ihr Alltime-Joker, darauf ein Zoigl zum Wochenstart. Entkäftet aber wenig die Kritik von @ M.

Umlautkombinat

14. April 2025 11:34

@Gracchus
 

Was sehen Sie denn als geeignete Werkzeuge der Einhegung an?

 
Keine, der Begriff Werkzeug genuegt eigentlich gar nicht. Es ist eine Verfasstheit. Eine Sicht auf die Welt weit ueber Politik und Gesellschaftsklempnerei (persoenlich kann man aber dahingehend etwas tun, der Grund fuer meine Zustimmung zum schon genannten evolutionaeren  Graswurzelansatz,  den u.a. Liberale auf einem engeren Gebiet vertreten), die noch selten und klein ist. Eine Qualitaet, vergleichbar dem warmen Blut der Saeugetiere zum Ende der Kreidezeit. Kommt erst in der Katastrophe zum Tragen, die die alten Riesen umwirft. Biologisch wuerde ich sie wohl an der besseren Entfaltung der rechten und einer Hemmung der linken Hirnhaelfte des Menschen festmachen. (McGilchrist hier und hier).

Laurenz

14. April 2025 12:10

@Majestyk @L. ... Auch Ihr Gedächtnis ist kurz, Majestyk. Wir hatten diese Analysen auf der SiN unlängst vor vielen Jahren durchdacht & formuliert. Die BRD war vom Besatzer über den Parlamentarischen Rat bereits als Parteienoligarchie angelegt, konzipiert, weil die Amis so leichter die Hand drauf hatten. Das ist mit dem 2+4-Vertrag, zumindest formal, passe, ohne, daß wir bei der Wiedervereinigung an der Systemik etwas verändert hätten, vor allem ein Versäumnis der Verhandlungsführer aus der DDR. Das waren entweder Amateure oder Bolschewisten, die kein Interesse an einer Demokratisierung hatten. Die politische Entwicklung des Europäischen Westens, hin zum heutigen informellen Kultur-Marxismus/Silone-Faaschismus steht immer im direkten Zusammenhang mit der Nachkriegsgeschichte der USA. Wenn Sie Sich die Vorträge ELs oder MSs in Schnellroda zu den USA angehört hätten, wüßten Sie, wie die Redaktion darüber denkt. Ich unterstelle, nicht viel anders als ich.

Majestyk

14. April 2025 13:56

@ Valjean72:
Noch eine FDP braucht ja auch kein Mensch, die FDP war aber auch nie libertär und der vermutlich letzte Nationalliberale ist 2003 mit dem Fallschirm abgestürzt. CDU habe ich nie gewählt. Man verläßt ja nicht innerlich die SPD um danach andere linke Parteien zu wählen. Die Schublade in die ich gesteckt werden soll paßt nicht. 
Im Übrigen frage ich mich wo die AfD klar ist, die eine Gruppe will Weidel rausschmeißen, andere sich von Höcke trennen. Klar ist für mich was anderes. Die einen wollen zurück nach Bonn, die anderen, ja was eigentlich? Wie man souverän sein will, wenn man nicht bereit ist die EU zu verlassen und den Bürger stärken will ohne den Staatsapparat zurückzubauen ist mir unerklärlich. Die AfD will ja nicht einmal geschlossen remigrieren, sondern Migration nur "besser" steuern. Also ich wähle zwar die AfD, Wunder erwarte ich aber keine.
Ich glaube aber auch nicht, daß auf der einen Seite ein System ist und auf der anderen Seite die Menschen. Die Menschen sind das System und genau dies ist das Dilemma. Ein bißchen anders wählen wird nicht helfen, wenn man nicht bereit ist konsequent anders zu leben.

Majestyk

14. April 2025 15:19

@ Laurenz:
Falls Sie sich erinnern, hab ich vor der Wahl im Februar gesagt, daß die Koalitionsbildung zeigen wird, ob es einen direkten Draht vom Weißen Haus ins Kanzleramt oder ins Konrad Adenauer Haus gibt. Das Ergebnis belegt das Gegenteil. Deutschland ist seit der Wiedervereinigung nicht nur formal, sondern faktisch unabhängig, die Auslagerung von Souveränität nach Brüssel also Werk westdeutscher Parteien. (Ich würde ja sagen, man hat sich über die EU Europa mittels deutschem Steuergeld gekauft, quasi die Nation aufgegeben um in etwas Größerem aufzugehen, aber ich bin ja auch ein Kauz.) 
Die Verbindung zu den USA ist die verwandtschaftliche Beziehung von Linksglobalisten, die man gerne als regelbasierte internationale Grundordnung umschreibt. Bei mir hätten Sie schon vor 15 Jahren lesen können, wie NGOs die Demokratie und Stellung des Souverän bedrohen, konkret dargestellt am Beispiel der WHO. Dem ganzen kann man nur entfliehen durch unabdingbare nationale Souveränität und Bruch mit jenen Fesseln. 
Das Vertrauen der deutschen Väter des Grundgesetzes ins eigene Volk kann so groß nicht gewesen sein, wenn wirklich jedes Grundrecht bereits einen Verweis auf Einzelgesetze enthält, über die sich Grundrechte aushebeln lassen. Hinter dem Verzicht auf echte Gewaltenteilung und der Implementierung autoritärer Staatsgewalt verbirgt sich deutsches Denken, dazu braucht es keine Fremden. 

RMH

14. April 2025 16:52

"Also ich wähle zwar die AfD, Wunder erwarte ich aber keine."
Vermutlich ist das eine Aussage, die 99,9% aller AfD Wähler, die kein AfD-Mitglied sind, unterschreiben würden und es ist fast schon ihr - neudeutsch formuliert - usp. Von der AfD erwartet eigentlich keiner etwas handfestes (auch dank der "Brandmauer"), der nicht Mitglied dieser Partei ist und der über eine halbwegs vorhandene sittliche Reife verfügt. Aktuell wären meine Wünsche an die AfD (also keine Erwartungen!):

Bereitet Euch mit allen Mitteln, juristischen Winkelzügen, Vermögensverlagerungen etc. auf das kommenden Verbotsverfahren vor, still, insgeheim und vor allem konsequent.
Bringt gefühlt jede Woche das Thema GG-Änderung zum Zwecke der Einführung von Volksabstimmungen nach schweizer Modell in den BT. Lasst die anderen ein ums andere Mal dagegen stimmen ...

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