Kaiserin Eckhart lädt zur Audienz

von Jörg Seidel -- Es ist wirklich so: Die Kaiserin lädt zur Audienz, und die Ostdeutschen, die Sachsen – in diesem Falle die Vogtländer – strömen in Scharen herzu. Alle wollen Lisa Eckhart sehen.

Die Park­plät­ze vor der Fest­hal­le sind hoff­nungs­los zuge­stellt, im Saal muß­te ein Sei­ten­flü­gel geöff­net wer­den, um dem Andrang Herr zu wer­den. Kei­ner der 1300 Stüh­le bleibt leer, wir hat­ten im Novem­ber bestellt und beka­men für über 40 Euro nur noch einen Platz am Kat­zen­tisch. Wenn Lisa Eck­hart in der ost­deut­schen Pro­vinz auf­tritt, dann ist das ein Heimspiel.

Aber die Men­ge jubelt nicht: sie lauscht. Man spürt förm­lich den Respekt, den das Volk Eck­hart ent­ge­gen­bringt, und es wäre Majes­täts­be­lei­di­gung, wenn man bei ihr – wie das bei ande­ren Kaba­ret­tis­ten und Komi­kern oft der Fall ist – am fal­schen Platz oder mit ver­stell­tem Geläch­ter lacht oder gar dazwischenruft.

Mit „Genos­sin­nen und Genos­sen!“ betritt sie das Büh­nen-Pie­des­tal und als Kai­se­rin „Sta­si“ stellt sie sich vor, das ist eine Kreu­zung aus Sta­lin – der den Osten – und Sis­si – die Öster­reich – sym­bo­li­sie­ren soll. Bereits hier hät­te es doch Pro­test geben müs­sen, denn Sta­lin ist im Osten das Gegen­teil einer Iden­ti­fi­ka­ti­ons­fi­gur … aber die Men­ge schluckts und feixt huldvoll.

Daß sie, die exo­ti­sche und enig­ma­ti­sche Frau aus der Stei­er­mark den Osten als Lebens­mit­tel­punkt gewählt hat, geht den Leu­ten hier run­ter wie Öl. Sie sei amou­rös ver­schleppt wor­den und habe erst im Nach­hin­ein die Fas­zi­na­ti­on Sach­sens und die Lie­be zu sei­nen Men­schen ent­deckt und ein wich­ti­ges säch­si­sches Wort habe sie sich auch schon ange­eig­net: sinn­loo­as! Und sie wirft es dann ein, wenn die Stim­mung absackt – mit wie­der­keh­ren­dem Erfolg!

Immer wie­der sti­chelt sie gegen ihr eige­nes Publi­kum – das nimmt es mit Humor. Den Pro­fes­sio­na­lis­mus hört man spä­tes­tens dann her­aus, wenn sie wie­der­holt auf die Erz­ge­birg­ler ein­hackt, mut­maß­lich nicht ahnend, daß das hier das Vogt­land ist und das Erz­ge­bir­ge sich 20 km wei­ter öst­lich hin­ter den sie­ben Ber­gen befin­det. Man kann ihre Rou­ti­niert­heit bis in die letz­ten Rei­hen spü­ren, viel­leicht auch eine gewis­se Müdig­keit, immer­hin tourt sie schon mehr als ein Jahr mit die­ser mini­ma­lis­ti­schen Num­mer. Kno­chen­ar­beit. Es ist gute, seriö­se Unter­hal­tung, aber der Kra­cher wird es nicht.

Auf der Büh­ne steht nur ein Stuhl, eine Art Thron und auch der steht meist ver­waist. Mit Kro­ne oder mons­tran­ziö­sem Strah­len­kranz, ganz in Gold, tritt sie auf die Büh­ne, einen Reif­rock um die schma­len Hüf­ten, der nur aus einem Gerüst besteht, ohne ver­de­cken­den Stoff – exhi­bi­tio­nis­ti­sche Züge kann man ihr nicht abspre­chen. Auch der Body ist fleisch­far­ben gehal­ten, so daß man mei­nen könn­te: Steht die Kai­se­rin nackt da?

Auch das Sta­si-Kon­zept ent­puppt sich schnell als mage­res und durch­sich­ti­ges Gestell. Sie hält die Erzäh­lung nicht lan­ge durch, mäan­dert the­ma­tisch wild her­um, hängt sich an ein­zel­nen Ideen und Begrif­fen auf, läßt sich von Bil­dern und Meta­phern lei­ten und zu Exkur­sen ver­lei­ten, hat dann Mühe, zum Nar­ra­tiv zurück­zu­fin­den … man weiß nicht recht, ob das impro­vi­siert oder aus­wen­dig­ge­lernt ist.

Erfah­re­ne Fans haben man­che Pun­ch­li­ne aus Funk und Fern­se­hen wie­der­erkannt. Sie bricht auch immer wie­der das Leit­mo­tiv und wech­selt von hier auf dann dra­ma­tisch die Erzähl­ebe­nen: gera­de noch in der Rol­le der Gott­kai­se­rin, schiebt sie einen Schwenk über das prak­ti­sche Schrei­ben von Sket­chen ein, wird also sie selbst und meint dann ansatz­los wie­der in eine Kunst­rol­le schlüp­fen zu kön­nen. Auch der Vor­rat die­ser hoch­krea­ti­ven Men­schen ist offen­sicht­lich begrenzt.

Über­haupt ist der Medi­en­kon­su­ment hier im Vor­teil – wes­halb ich eigent­lich die Klap­pe hal­ten soll­te –, denn immer wie­der wird auf Zusam­men­hän­ge ange­spielt, die vom Abs­ti­nen­ten nur ahnungs­wei­se erfaßt wer­den kön­nen, dann etwa, wenn sie Die­ter Nuhrs Show ins Spiel bringt, die eigent­lich eine Eck­hart-Show sei … nur wis­se Nuhr das noch nicht. Tat­säch­lich über­ragt sie den Gebrauchs­ko­mi­ker, wenn es um Stil, Witz, Hin­ter­grün­dig­keit und ‑fot­zig­keit geht um meh­re­re Haup­tes­län­gen (will mir scheinen).

Ihre Vul­ga­ri­tät kam für mich als Schock! Die meis­ten Leu­te kamen ver­mut­lich auf­grund ihrer poli­ti­schen Sub­ver­si­vi­tät, sie woll­ten das Lin­ke und Fal­sche, die Poli­tik in die Pfan­ne gewor­fen sehen und sie wur­den auch bedient, aber der Unter­leib domi­nier­te fast das Pro­gramm. Von sper­mage­weiß­ten Ski­pis­ten über stein­har­ten Stuhl bis hin zum Waten im Menses­blut war alles dabei.

Ver­stö­rend auch, daß Mann, Kind und eige­ner Kör­per immer wie­der hin­ein­ge­zo­gen wer­den, auch im inti­men Bereich, im ganz per­sön­li­chen – des Man­nes feh­len­de Vor­haut z.B. war ihr einen Exkurs wert, oder der Pim­mel des Soh­nes, und ihre Brüs­te oder deren Abwe­sen­heit gaben auch eine Media­ti­on her und ihren Spalt nann­te sie „Polen“, um den Gag von „Da ist Polen offen“ rei­ßen zu kön­nen. Im Publi­kum muß­ten man­che hör­bar schlucken.

Die Leu­te sind auch längst schon angst­kon­di­tio­niert, die Schran­ken sind ver­in­ner­licht. Wit­ze­lei­en, oft eher Ideen, die man heu­te im Main­stream als „ras­sis­tisch“ dekla­riert, oder Spä­ße über Behin­der­te, über Kriegs­op­fer, über Krebs­kran­ke führ­ten sicht­bar zu Ver­un­si­che­rung, aber hier und da auch zu befrei­en­dem Lachen: Daß man das noch sagen kann! Straffrei!

Dabei scheint sie sich auch selbst zu befrei­en – das wur­de deut­lich, als sie einen Gag über einen Erhäng­ten mit einer per­sön­li­chen Geschich­te einer Freun­din gar­niert, deren Mann sich erhängt habe und wie die­ses Wis­sen ihr ein Gewis­sen schuf …, das sie ein­fach abschüt­tel­te. Und so geht es mit allem und gegen alle: Behin­der­te, ADHS-Kin­der und deren Eltern, Kran­ke, Män­ner, Frau­en, Tran­sen, Zwer­ge, Fet­te, Dür­re, Per­ver­se und Sti­nos … Man kann das grund­sätz­lich Lösen­de begrei­fen, aber ahnt auch das Wag­nis, wenn alle Hem­mun­gen fallen.

Ob die Ver­schmel­zung aus hoch­äs­the­ti­sier­ter vor­neh­mer, aris­to­kra­ti­scher, pom­pö­ser, ja ludo­vicischer Spra­che mit dem Mensch­li­chen, All­zu­mensch­li­chen, sogar Unmensch­li­chen im Sti­le des Mar­quis de Sade Kunst oder Trash ergibt, mag die Exege­se bestim­men. Ob die Ähn­lich­keit, bis in die Optik, zu de Sade schon jeman­dem auf­ge­fal­len ist, weiß ich nicht, mit ihm teilt sie jeden­falls auch die phi­lo­so­phi­sche Tie­fe, viel­leicht sogar das Auf­klä­re­ri­sche (nach Ador­no und Hork­hei­mer), wes­halb man sie ernst neh­men soll­te, auch wenn man das Abgrün­di­ge nicht goutiert.

Indem sie nach allen Rich­tun­gen aus­teilt, sichert sie sich auch ab. Einer­seits der Jubel dar­über, daß es in der Bun­des­wehr nur Rech­te gäbe – denn was wäre eine Armee aus Lin­ken, Quee­ren und Woken wert? – und dann gleich im Nach­klapp ein gleich­ge­la­ger­ter Witz über die Rech­ten, deren Gefähr­lich­keit man nicht unter­schät­zen dür­fe. Das brach­te ihr spon­ta­nen Insel­applaus aus zwei, drei Ecken. Die CDU-FDP-Frak­ti­on war also auch ver­tre­ten. An ande­ren Plät­zen wur­de hier gegrum­melt. So macht man sich unangreifbar.

Oder zur Pro­jek­ti­ons­flä­che. Ein Blick ins Publi­kum ergab Erstaun­li­ches. Hun­dert Pro­zent weiß, eher gut­bür­ger­lich als pro­le­ta­risch, Typ Büro­mensch, Leh­rer, klei­ner Chef …, 95% Boo­mer, min­des­tens aber 40+, Jugend abwe­send, 90% Paa­re in der tra­di­tio­nel­len Kom­bi­na­ti­on und alle mach­ten den Ein­druck glück­li­cher Ehen, zufrie­den zu sein, es „geschafft zu haben“. Da kann man sich die Selbst­be­schmut­zung gern mal leisten.

Der Spa­gat zwi­schen exzel­lie­ren­der Hoch­kul­tur – in Spra­che, Klei­dung und Habi­tus ver­wirk­licht – und Gas­sen­vul­ga­ri­tät ging für mich nicht auf; auf ande­re mag genau die­se Span­nung fas­zi­nie­rend wir­ken. Das Ver­blei­ben im poli­tisch Ange­deu­te­ten, im Unkla­ren, im Bekennt­nis­un­wil­len ist Teil der Kunst und kann nicht zwangs­läu­fig ein­ge­for­dert wer­den. Sie sitzt auf ihrem Thea­ter­thron als Uni­kum zwi­schen allen Stühlen.

Die Gefahr für die­se Art Künst­ler – der letz­te die­ser, wenn auch ganz ande­rer Art, war Hel­ge Schnei­der – ist die Abnut­zung. Wenn sie als Iko­ne in Erin­ne­rung blei­ben wol­len, müs­sen sie auf dem Höhe­punkt ihrer Macht und Kraft abdan­ken oder mit etwas ganz ande­rem wie­der­erschei­nen. In einem hal­ben Jahr gas­tiert die Eck­hart schon wie­der im Vogt­land, mit neu­em Pro­gramm. Möge es ihr bes­tes und letz­tes sein.

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Kommentare (29)

ofeliaa

13. April 2025 10:16

Nun wem mag das Zünglein nicht genauso spitz gewachsen sein wie Lisa Eckhart. Man weiß nicht, wie lange der Prozess bis zum Resultat, also dem, was man auf der Bühne präsentiert bekommt, tatsächlich ist, aber das Endresultat ist einfach schlecht. Schlecht an sich wäre verkraftbar, vieles ist schlecht und hat trotzdem Wert, aber ihres ist zusätzlich leider hochgradig primitiv.

RMH

13. April 2025 10:19

Das Thema "Live"- Kabarett & Comedy ist in der Tat an die Älteren gebunden, auch bei anderen Kunstformen ist das so, insbesondere beim Theater (da darf die jüngere Generation zu Recht fragen, warum Land auf Land ab für jeweils mindestens 3-Stellige Millionenbeträge die Schauspielhäuser & Regionaltheater saniert werden, sprich Geld für die Sterbenden ausgegeben wird. Aber das ist bekanntermaßen das prägende der BR: Geld geht an die Alten, weil die treue Wähler sind & oftmals noch Steuern zahlen, eine Art Zensuswahlrecht sui generis mithin). Wäre also interessant zu erfahren, ob die vielen kleinen YouTube Schnipsel von L.E. auch von Jüngeren angesehen werden. Ansonsten: Klar, die Dame macht jetzt die Ochsentour, sie muss in 2-3 Jahren so viel verdienen, dass es bis ans Lebensende reicht, denn die Halbwertszeit von Künstlern wurde im Artikel treffend beschrieben. Deshalb sind die Berufsstands-Kollegen von Frau E. auch alle so wild auf eine Sinekure bei den ö.r. Anstalten. Aber da darf sie eben "Nuhr" als Feigenblatt auftreten. Wenn sie nicht zahmer & links cremiger wird, wirds nichts mit der eigenen "Show". Wer zahlt, schafft an.

Simplicius Teutsch

13. April 2025 10:42

Also, der Ausschnitt, der hier angezeigt wird („Krieg ist nichts fürs Ego“, auf YouTube), ist mein Niveau für Unterhaltung, bei dem ich fast durchgängig Schmunzeln kann. Der Kleider-Ausschnitt, den Lisa Eckhart hier eher defensiv zeigt, ist mir manchmal zu exhibitionistisch. – Bin gespannt, wann sie ihr Pulver verschossen hat.

Zauberer von Oz

13. April 2025 12:32

Lisa Eckhart? Davon geht die Welt nicht unter....

Majestyk

13. April 2025 14:02

Lisa Eckhart ist wie Nuhr eine Linke die sich rechts verkleidet um dem ÖRR Zuschauer zu suggerieren, daß man doch sehr wohl noch alles sagen könne. Wo Eckhart wirklich steht erfährt man, wenn sie die FPÖ als östereichischen Faux-Pas bezeichnet und Wilders oder Le Pen als Trottel des braunen Suds. Ähnlich wie bei Nuhr, der bei jedem Auftritt anklingen läßt, daß die AfD eben doch brauner Sumpf ist. Das sind alles Feigenblätter, ähnlich wie Jürgen Beckers, der traditionelle Beschaulichkeit zelebriert und abseits der Bühne Gendersprech verbreitet.Im Grund sind diese Leute schlimmer als die Bosettis, Kebekus oder Böhmermanns. Die haben das Visier wenigstens offen. Hofnarren sind sie alle. Ich schalte ab. 

t.gygax

13. April 2025 14:52

Offen gestanden: da waren die frechen französischen Frauen von " les brigandes" um Welten besser, auch viel ehrlicher und authentischer,die hatten wenigstens Mut! ( und im Privatleben Kinder)
Lisa E.   ist ein Kunstprodukt und letztendlich Zeichen für einen beispiellosen Niedergang ,sowohl kulturell wie auch menschlich. Freud hätte trocken kommentiert, die steckt halt noch in der analen Phase.....

Diogenes

13. April 2025 15:33

Ansprüche an Unterhaltung können hoch oder niedrig sein. Das kommt aufs Gemüt an. Wer einfach nur abschalten will ist bei der magersüchtigen in kaputten Lumpen daherlaufenden (nennt sich das "Mode" - ist das "Modern"?) wohl so richtig wie bei der Tagesschau. 
 
Früher fand ich z.B. G. Schramm ganz unterhaltsam, aber seit er die im Sinn und Methode (Mord, Totschlag, Brandschatzung, Landfriedensbruch, usw.) der Rotfront stehende Schlägerbande die sich selbst "Antifa" nennt "Zivilgesellschaft" nannte, als es darum ging Kämmerich und dessen Familie einzuschüchtern (und dieses Weichei ja dann auch den Ministerpräsidentenschwanz wieder einzog), ist er bei mir unten durch. 
 

Majestyk

13. April 2025 16:05

@ RMH:
Staatliche "Förderung" ist das Ende der Kunstfreiheit und soll es ja wohl auch sein. Raus kommt dann Propaganda. Man kann einem Tuberkulosekranken auch Arsen geben, dann ist er hinterher wenigstens nicht an der Tuberkulose verstorben.
Der Eine geht gerne ins Theater, andere ins Kino, wieder andere lieber ins Stadion. Wieso muß eigentlich die Unterhaltung des Einen subventioniert werden, die für die Anderen aber nicht? Was rauskommt wenn hierzulande "Kunst" gefördert wird kann man fast täglich im Deutschen Nationaltheater bewundern, in dem es kaum eine Vorstellung gibt, die keine Klima- oder Genderideologie verbreitet, wo nicht für Migrantismus geworben wird und gegen jede abweichende Ansicht gehetzt. Das ist ein Kunstbetrieb für Linke, warum sollen Nichtlinke denen Einkommen und Agitationsmittel finanzieren?
 

Gracchus

13. April 2025 16:45

Ich habe den liberalkonservativen Hype um Lisa Eckhardt nie so recht verstanden. (D. Nuhr: dito). Nach ein paar Videos war mein Interesse erloschen. 

Adler und Drache

13. April 2025 17:59

Erau Eckhart hat den Dreh raus, selbst das brisanteste politische Thema so zu präsentieren, das ihm am Ende jegliche Schärfe genommen wird und es im Sand des Ungefähren versickert, wobei sie unterwegs noch zwei, drei zumeist recht unerwartete und daher unterhaltsame Witze herausschlägt. Sie praktiziert die Komödie als Kunst der Metaebene. Unabhängig davon, wie man sie einschätzt und ob man ihre Art Humor mag (mir ist er zu zotig), ist das als Symptom natürlich interessant. Sie muss sich im engen Korridor des öffentlichen Redebetriebs irgendwie positionieren, und wenn sie es nicht als Staatstrompete tut, muss sie sich den Rücken freihalten. Das macht sie so geschickt, dass sie mit Provokationen hausieren kann, ohne dass man sie deswegen canceln könnte. 
Das ist schon bemerkenswert. Wenn sie ein 'Feigenblatt' ist (was ich so nicht sagen würde), ist sie zugleich auch ein Türöffner, ebenso wie Herr Nuhr. Beide bringen Selbstverständlichkeiten in eine Schwebe und füttern damit Leute an, die mit dem Gefühl schon schwanger gehen, dass es etwas jenseits dieser Selbstverständlichkeiten gebe. Ein politisches Bekenntnis erwarte ich von ihr nicht, das würde ja komplett die Luft aus ihrem Ballon lassen.   

Le Chasseur

13. April 2025 18:21

@t.gygax"Offen gestanden: da waren die frechen französischen Frauen von " les brigandes" um Welten besser, auch viel ehrlicher und authentischer,die hatten wenigstens Mut! ( und im Privatleben Kinder)"
Eckart hat auch ein Kind.
@RMH
"Klar, die Dame macht jetzt die Ochsentour, sie muss in 2-3 Jahren so viel verdienen, dass es bis ans Lebensende reicht"
Da reichen zwei bis drei Jahre niemals aus. Ich weiß nicht, wie lange Harald Schmidt brauchte, bis er finanziell ausgesorgt hatte.

RMH

13. April 2025 19:01

"ist sie zugleich auch ein Türöffner, ebenso wie Herr Nuhr. Beide bringen Selbstverständlichkeiten in eine Schwebe und füttern damit Leute an, die mit dem Gefühl schon schwanger gehen, dass es etwas jenseits dieser Selbstverständlichkeiten gebe." 
@Adler und Drache, So kann man es meiner Meinung nach sehen, da haben Sie recht. Die Methode L.E. ist nichts Neues, man überhole die Rechten rechts, die linken links, dann sehen beide ziemlich lächerlich aus. Das die Linken links überholt werden, erkenne ich bei Frau E kaum bzw. kann ich mich nicht daran erinnern, habe auch noch nicht so viel von ihr gesehen. Im Grunde habe ich sie als eine Art Punk mit Grundkurs Dandy bislang wahrgenommen. Und selbstverständlich links geprägt. Auf jeden Fall gehen Nuhr & Frau E. klar als Kaberett & Satire durch. Warum bspw. ein Böhmermann als platter Prpoagandist auch unter die die Rubrik Künstler, Satiriker & Kabarettist fallen soll, ist für mich nicht erklärbar.
@Ofeliaa, die Abteilung Stutenbissigkeit ist woanders ...

Majestyk

13. April 2025 19:18

"Drei Wahrheiten aus der Ferne über die Wahl:1. Jede Stimme für die AfD vergrößert den Anteil von Linken und Grünen in der Regierung2. Ob man das mag oder nicht. Ohne FDP im Parlament gibt es keine Politik-Änderung3. Solange das Volk die Regierung wählt, ist Demokratie. Gute Sache…"
Von Dieter Nuhr auf Facebook geposted am 22. Februar 2025. Dazu braucht man kein Konto, habe ich auch nicht.
Wenn der Typ ein Türöffner ist, dann für eine Tür durch die ich nicht gehen möchte. Im Übrigen habe ich Nuhr bereits 2000 kennengelernt. Damals war der noch überzeugter Grüner. Wenn so einer heute für die FDP wirbt, dann weiß man, daß man von der die Finger lassen sollte. 
 

anatol broder

13. April 2025 20:56

ich finde es schon schräg, einer fremden frau so lange zuzuhören. welches bedürfnis deckt ein mann, wenn er das tut?
 

FraAimerich

13. April 2025 22:42

@ofeliaa - Teile Ihre Einschätzung. Lassen Sie sich von den unvermeidlichen Zurechtweisungen durch die hiesige Chef-Gouvernante nicht beeindrucken!

ede

13. April 2025 22:49

Ein Ausnahmetalent ist die Frau Eckhard zweifellos schon, und das Zotige stört mich am Wenigsten. 
Wenn man aber Sprach- und Sprechkunst mit erkennbar aristokratischen Anspruch zelebriert, muß das auch für die im ÖRR-gängigen Showgeschäft üblichen Distanzierungsrituale gelten.
Und da schwächelt sie, eher 3 minus, und doch etwas klebrig.
Der Jörg Seidel hat das schön kühl und trotzdem stimmungsvoll rezensiert. 

Friedrich Lagerfeld

14. April 2025 09:05

Immerhin verweist sie ganz am Schluss darauf, dass dank eines blauen Wunders bei den Ostslawen (Endsieg Moskau wegen Umschwung am Dnipro; dann wieder Dnepr) Weimar-Berlin seinen III. Weltkrieg vergeigt. Wegen - von ihr so genannter -"Scholz-Retouren". 
Wenn Kabarett den Bogen von Absurdität bis Katastrophe schafft, dann ist dessen Fachwerk getan. Dagegen gleich ein durchschlagendes Programm zur Rettung von Abendland und Anstand zu erwarten, wäre wohl etwas zu viel verlangt vom heiteren Fach. 
Draufsatteln könnte sie noch einen Zusammenheng zwischen südkoreanischen Superpanzern aus Posen und Warschaus rätselhaften Reparationsforderungen.
Trump könnte dann noch gefragt sein, wegen einer humanitären Pufferzone für uns locals zwischen einem panslawistisch geführten Eurasien und den Muslimen von BeNeLux/NRW, etc. die sich wohl eher nicht eine von ihnen bereits als fest gebucht gewähnte Europa-weite Houellebecq-Show werden stehlen lassen wollen.
Jedenfalls nicht von trunksüchtig tobenden konkurrierenden Steppennomaden.
 

RMH

14. April 2025 10:48

"ich finde es schon schräg, einer fremden frau so lange zuzuhören. welches bedürfnis deckt ein mann, wenn er das tut?"
@anatol broder, diesen Einwand kann man singemäß auf jede Bühnendarbietung anwenden bzw. übertragen. Wo ist das Spezifische, außer, dass sie die Dame ggf. unattraktiv finden?
PS: Ich selbst kenne von L.E. nur die Minuten-Youtube Schnipsel, kann also nicht als Befürworter des Besuch einer vollen "Show" herhalten.

FraAimerich

14. April 2025 10:57

@anatol broder - Daß mich heute ausgerechnet eine Ihrer kleinen Boshaftigkeiten zum Lachen bringen könnte, hätte ich nun wirklich nicht gedacht. Zur Beantwortung Ihrer Frage würde ich am liebsten @Adler und Drache in den Zeugenstand rufen, der niedere Instinkte aller Art bekanntlich noch 10 Kilometer gegen den Wind wittert! Dann kann er im Nachbarstrang auch den ihn (diesbezüglich?) so furchtbar langweilenden Tolkien links liegen lassen.

Carsten Lucke

14. April 2025 12:38

In ihren besten Szenen finde ich Lisa Eckhart einfach überragend; da verzeihe ich dann auch einiges Andere.
Übel kann's werden, wenn sie Themen unterhalb der Gürtellinie 'abarbeitet'. Da können schon mal ihre sehr naturalistischen Metaphern zur Qual werden.
Und bei Nuhr habe ich immer Angst, wie denn wohl diesmal ihre Körperbedeckung - um einen Euphemismus einzustreuen - ausfallen wird.
Aber unterm Strich : Sie ist schon ein herrlich famos Ding !

Laurenz

14. April 2025 13:10

Es ist nicht zu viel von Debattenteilnehmern verlangt, sich einen kurzen Überblick zu verschaffen. https://de.wikipedia.org/wiki/Lisa_Eckhart Eckhart ist schon 10 Jahre im Geschäft des Komödiantenstadls & das schon in jungen Jahren. Sie hatte mal gesagt, von Ihrer Mutter gemanagt zu werden. Wer die strikte Disziplin Eckharts in allen Belangen an den Tag legt, führt ganz gewiß kein Lotterleben. Der Konformismus- oder Exil-Debatte mußten sich schon Rühmann, Gründgens & Co. einerseits & Mann oder Dietrich & Co. andererseits stellen. Der Unterschied für Nuhr oder Eckhart ist, daß das einzige mögliche Exil heutzutage Rußland ist. Nicht jeder hat das Zeug, wie Nikolai Binner, jenseits des ÖRR, zu überleben. https://youtu.be/eMQ9w5RwNv4 Nur der von @Ofeliaa u.a. kritisierte Tabubruch erhöht die Reichweite in dem Maße, daß er 6 Bubis vom Prenzlauer Berg in Deutscher Sprache zu Weltstars machte. Der nicht ganz so hübsche Pispers beging erst im Nachhinein Tabubrüche, die ihn auch englischsprachigen Raum transportierten. Ich zähle die Masse der YouTuber im Ausland schon nicht mehr, die Pispers besprechen. https://youtu.be/h0tLEF9lzdI

Majestyk

14. April 2025 15:54

@ Laurenz:
Pispers ist ein Ur-68er wie er im Buche steht und genauso antiwestlich, antikapitalistisch wie antideutsch argumentiert der auch, inklusive geistiger Verbrüderung mit Moskau.
Rühmann mit Eckhard oder Nuhr zu vergleichen halte ich übrigens für unverschämt. Man kann das nationalsozialistische Deutschland nicht mal ansatzweise mit dem Deutschland von heute vergleichen. Es ist ein gewaltiger Unterschied ob man im KZ oder an der Ostfront landen kann oder einfach nur nicht mehr zu den Mitternachtspitzen eingeladen wird. Rühmann war Schauspieler und Mensch mit Format, sowas findet sich heute nicht einmal mehr im Ansatz.
Den vorauseilenden Gehorsam, der einen Pispers noch nach Karriereende und mit Schäfchen im Trockenen dazu motiviert sich von „allen Coronaleugnern, selbsternannten Querdenkern, AfD-Fans und rechten Extremisten“ zu distanzieren findet sich weder bei Rühmann, noch bei einem anderen der alten Künstler.
Komisch, mich attackiert man hier scharf als vaterlandslosen Gesellen, weil ich den Apparat reduziert sehen will, aber für Leute wie Pispers oder Nuhr die unfähig und nicht willens sind sich zum Deutschsein zu bekennen, können Sie Laurenz und so einige andere sich begeistern. Für mich sind Pispers, Nuhr und Co. Leute die man mieten kann und ginge es nach mir zieht man denen allen den zwangsgebührenfinanzierten Stecker. Genau diese Leute sind für mich Werkzeuge zur Agitation gegen das eigene Volk und Sinnbild des durch öffentlich-rechtlicher Hand betreuten Denkens. 
 

Maiordomus

14. April 2025 16:14

Wenn Lisa Eckhart ideologisch ganz eindeutig wäre, würde sie sich als Satirikerin nicht eignen, und dass zu Humor , Kabarett und Satire auch Danebenschüsse gehören, zählt ebenfalls zur Gattung des Zeittheaters, der sog. leichten Muse, nicht zu verwechseln mit ganz grossen Humoristen wie etwa Boccaccio und durchaus auch Wilhelm Busch, wiewohl letzterer es gegenüber Pädagogen aucn noch noch nie gekonnt hat. @Gehöre indes zu denjenigen, die bei Lisa lediglich ihre youtube-Schnipsel kennen; ob ich sie einen ganzen Abend ertragen würde, weiss ich nicht. Über alles gesehen doch als Satirikerin eine ganz andere Liga als der Expolizist TK, von dem ich aber doch dankbar für Fernseh-Auszüge bin von Sendungen, die ich mir nie sonst antun würde als Beleg für das primitive Niveau bei den ö.R. in Form von dokumentierter Realsatire.  Ziehe indes den TK in Sachen Integrität dem Grossverdiener Böhmermann immer noch bei weitem vor.  
PS. Auch als Rechter hat man aber sein Vergnügen an der Nummer von Lisa Eckart über "Mein Sohn ist rechtstextrem. Er ist nämlich jetzt 2" bei dessen über alles gesehen liebevoller Charakterisierung. Darüber sollte man auch aus rechter Sicht lachen können. 
 

Laurenz

14. April 2025 18:37

@Majestyk @L. ... Boah, Majestyk, was sind Sie bloß für ein Langweiler. Man meint, Sie seien einst beim KBW wegen linkslastigen Spaßverderbens rausgeflogen. Natürlich sind Pispers, wie Schramm, Rogler & die ganzen anderen Kaschberls, Altlinke, die meist längst aus dem Framing gefallen sind. Genau, das ist der Punkt. Der Unterschied zu heute ist die Recherche, die deswegen wegfällt, weil man nun auch formal an der Macht ist. Schramm & Pispers haben nicht umsonst die Flinte ins Korn geworfen. Natürlich hat Pispers bei seinen Unterrichtsstunden im Deutschen TV ab & an auch gelogen, nur aus Ermangelung an echtem Geschichtsunterricht, merkt das keiner im ÖRR-Publikum. Wenn Sie auf der SiN jetzt Claudia Roth spielen & bestimmen, was Kunst ist & was nicht, können wir auch bei Claudia Roth bleiben, auch wenn die als schwere Schwachkopf-Dosis regelmäßig zu Kotzanfällen anregt. Auch Sie haben nie an der Ostfront gedient. &, Sie recherchieren schlechter als Pispers. Rühmann war ein 1A-Schauspieler, aber als Mensch & Chef eher unangenehm. Den Moralvorstellungen der SiN-Katholiken entsprach Er ganz gewiß nicht.

Majestyk

15. April 2025 13:48

@ Laurenz:
Sie dürfen sich an Pispers oder Schramm so viel erfreuen wie Sie wollen, will Ihnen den Spaß auch nicht verleiden, hätte bei Ihnen allerdings eher Schmickler als Vorbild erwartet. Bei aller Begeisterung, sollte man aber schon etwas kritische Distanz wahren. Ändert aber auch nichts an meiner Einstellung zur Berechtigung des ÖRR und daß ich den Vergleich Generation Rühmann, mit Generation betreutes Denken für absolut unpassend halte. Ich bin übrigens nicht Eliza und Sie nicht mein Professor Higgins, falls Sie den Wink verstehen, wenn wir schon über unangenehmes Gebahren reden. 

Laurenz

15. April 2025 23:27

@Majestyk @L. ... Schmicklers Schwäche/Stärke ist, er läßt keine Pausen, damit keiner merkt, daß keiner lacht. Ähnlich arbeitete Rogler. Bei Eckhart, hingegen, bemerkt man sofort eine gewisse Zickigkeit um die Mundwinkel, wenn die Pointen beim Mob nicht ziehen, wie gewünscht. Wenn Eckhart bei Nuhr auftritt, kommen nur die Pointen zum tragen, die Sie aus dem Programm vor Ort erlesen hat. Die Altlinken von Hildebrandt über Pispers, Schramm bis die noch existierende Anstalt, sind doch längst von der eigenen Geschichte überrollt worden, wie die Amis bei Pispers, der Blick auf das weltweite Ami-KZ ernüchtert. Wenn Nuhr den Kotau macht, lacht doch nur das angetrunkene oder parteiselektierte Studio-Publikum, sonst niemand, nicht anders, als im einstigen Palast der Republik. Über die Witze Jonny Buchardts lacht heute niemand mehr (auch nicht besoffen), nur die Trinksprüche & Schlachtrufe retten sich über die Epochen.  https://youtu.be/HOuHOfQ9f5s https://www.youtube.com/shorts/3uMVOISKuyQ?feature=share

Majestyk

16. April 2025 16:09

@ Laurenz:
Ich mochte früher viele von denen, die Sie aufzählen. In den 90ern bis ins neue Jahrzausend hinein war ich oft beim Kabarett, habe mit einigen noch nach der Vorstellung geplauscht, teilweise sogar Bier getrunken. 
Mein Maßstab an gutes Kabarett ist einfach, Kabarett hat jene zu kritisieren die die Macht haben und nicht nach unten zu treten. Gegen Zweideutigkeiten habe ich nichts, ich bin keine Betschwester. Komiker die, die Regierung lobpreisen sind Propagandabeauftragte und Arschkriecher. 
Und bei den Leuten die sich heute noch bei den Mitternachtsspitzen ins Publikum setzen ist ohnehin Hopfen und Malz verloren, die sind genauso wie die Klatscher in den Talk Shows oder beim Sportstudio. Die beklatschen ihren eigenen Untergang. Das ist alles so peinlich und entwürdigend.
Stell Dir vor eine Nation geht zu Grunde und ein Großteil des Volkes bekommt nichts davon mit, sondern plant den nächsten Urlaub oder ist auf dem Weg ins Stadion. Das wäre was für einen Bühnenvortrag.

MaxMueller

16. April 2025 18:01

@Laurenz
Die Bühne ist zum Testen der Pointen da, da ist legitim dass LE nur die bewährten ins Fernsehen bringt. Selbst Altmeister Harald Schmidt musste durch Humor-Durststrecken durch. In einem Sendung hat er mal alle 40 Gags präsentiert die seine Schreiber ihm vorlegten (normalerweise schafften es davon ein Bruchteil in die Sendung, der Rest wurde vor der Sendung gestrichen) Es waren tatsächlich einige nur mässig witzige dabei.

anatol broder

17. April 2025 00:39

@ rmh 10:48
es ist für mich zu anstrengend, frauen beim freien reden länger zuzuhören. wenn ich sie nicht kenne, dann lohnt sich die mühe nicht. wie die unbekannten aussehen, ist mir egal.

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