Massenverwaltung oder Sprung

I. Die so lebhaften wie gründlichen Erfahrungen meiner erwachsenen Jahrzehnte lehrten mich, daß insbesondere im politischen Leben nichts zu wollen oder gar zu haben ist.

Heino Bosselmann

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

Die Ver­hei­ßung leben­di­gen Mit­ge­stal­tens in der Demo­kra­tie, ihre angeb­lich so viel­fäl­ti­gen Mög­lich­kei­ten, sich aktiv ein­brin­gen, Ent­schei­dun­gen beein­flus­sen und deren Fol­gen gestal­ten, sogar revi­die­ren zu kön­nen, das alles hat sich für mich abso­lut nicht erfüllt.

Nicht daß ich trä­ge und pas­siv gewe­sen wäre. Nein, ich war zum einen enga­giert berufs­tä­tig und habe zum ande­ren in der poli­ti­schen Publi­zis­tik mar­kan­te Noti­zen hin­ter­las­sen. Obwohl mei­ne Ver­öf­fent­li­chun­gen rand­stän­dig erfolg­ten, hat es ihnen nicht an Reso­nanz, nament­li­cher exe­ku­ti­ver, gefehlt. Ergeb­nis mei­nes Mich-Ein­brin­gens war ein prak­ti­zier­tes Berufsverbot.

Es geht nicht um Kla­ge oder Ent­täu­schung, son­dern allein um das bered­te Bei­spiel: Kri­tik, als Bei­trag zum frei­en Dis­kurs kul­ti­viert vor­ge­bracht, führt hier­zu­lan­de spä­tes­tens seit den Zeh­ner­jah­ren zu enor­men Schwie­rig­kei­ten. Wenn man für ande­re zu sor­gen hat und eben nicht als soli­tä­rer Aben­teu­rer unter­wegs ist, kann man sie sich gegen­über der Herr­schaft schon aus pri­va­ten Ver­ant­wor­tungs­grün­den gar nicht leisten.

Mei­ne weit umfas­sen­de­re Erfah­rung besteht aber dar­in, daß poli­tisch gene­rell kein Heil zu erhof­fen oder zu errin­gen ist – weder von jenen, die einem in die Rich­tung pas­sen, noch über­haupt. Wer in der Poli­tik gar sei­ne Lebens­auf­ga­be zu fin­den meint, der wird weit­ge­hend sein geis­ti­ges Leben ver­lie­ren, wenn er denn je eines hatte.

Kei­ne Fra­ge, Poli­tik ist not­wen­dig, um die öffent­li­chen Ange­le­gen­hei­ten, die res publi­cae, zu ver­wal­ten – so, daß es wei­ter­geht, güns­ti­gen­falls gut. Das ist viel, das ist wich­tig, aber es ist das Eigent­li­che nicht, jeden­falls nicht das, wor­aus der Mensch lebt.

Und phä­no­me­nal, daß die Füh­rung des Poli­ti­schen kaum jene über­neh­men, denen man wirk­lich trau­en woll­te – nicht allein, weil die Macht­ori­en­tier­ten offen­si­ver sind, son­dern weil es nicht nur die Guten und Cha­rak­ter­star­ken, son­dern nicht weni­ger die Nach­denk­li­chen und Stil­le­ren oben an Ent­schei­dungs­stel­len der Macht gar nicht aus­hal­ten wür­den. Allein das Milieu dort lie­ße sie verkümmern.

Jah­re­lan­ge Tätig­keit in der Nähe der „Herz­kam­mer der Demo­kra­tie“, also der Legis­la­ti­ve, offen­bar­ten mir als Beob­ach­ter des einer­seits von öder Behä­big­keit, ande­rer­seits von bil­li­ger Pole­mik bestimm­ten Schau­spiels nicht nur die Ver­geb­lich­keit ech­ten Bemü­hens inner­halb der par­la­men­ta­ri­schen Far­ce, son­dern viel­mehr die Tra­gi­ko­mik, daß poli­tisch nichts Eigent­li­ches zu bewe­gen ist, son­dern dar­in ledig­lich Kräf­te mit ihren jewei­li­gen Pri­mi­tiv­be­dürf­nis­sen jon­gliert wer­den. Der jüngs­te Merz­sche Wahl­be­trug gibt dem auf ein­drucks­vol­le Wei­se Ausdruck.

Wie gesagt: Das alles mag so not­wen­dig wie nicht anders zu haben sein, nur ist das kein hin­rei­chen­der Grund, sich damit selbst iden­ti­fi­zie­ren zu müssen.

Ohne daß ich Kar­rie­re mach­te noch die­se je auch nur anstreb­te: Wei­ter als ich kam, konn­te ich gar nicht kom­men – näm­lich bis zum Ende einer Illu­si­on. Das ver­bit­tert nicht, son­dern befreit.

Ich sah aus nächs­ter Nähe, wie sich Herr­schaft aus­formt und aus­ge­stal­tet, ich sah ihre Prot­ago­nis­ten und deren nar­ziß­tisch beding­te Protz-Sym­bo­lik – von den alber­nen spit­zen Schu­hen bis zu den dicken Kar­ren, ohne die sich Herr­schaft nicht bewe­gen läßt.

Am Ende war mir aus durch­aus ethi­schen Grün­den prin­zi­pi­ell jeder ver­däch­tig, der auch nur ein Sak­ko trug. Das obli­ga­to­ri­sche wei­ße Hemd, gebü­gelt bis gestärkt, soll vor allem davon kün­den, daß man von Arbeit unbe­fleckt wäre und es geschafft hät­te, kei­ner­lei Güter pro­du­zie­ren oder Dienst­leis­tun­gen ver­rich­ten zu müssen.

Auf­rich­tig konn­te ich nur noch den Hand­wer­kern, Tech­ni­kern und Rei­ni­gungs­kräf­ten gegen­über sein. Sie emp­fand ich als ehren­wert, han­del­ten sie doch eigen­ver­ant­wort­lich und sorg­ten auf so unauf­fäl­li­ge wie red­li­che Wei­se für ihre Exis­tenz. Daß die „Volks­ver­tre­ter“ selbst­ge­fäl­lig von den Abga­ben die­ser ver­meint­lich „klei­nen Leu­te“ leb­ten, schien aller­dings den einen wie den ande­ren kaum bewußt.

Die den Betrieb am Lau­fen hal­ten sind im Gegen­satz zu Poli­ti­kern und „Man­dats­trä­gern“ nicht nur weit­ge­hend macht­los, son­dern ent­beh­ren der Aner­ken­nung und Wert­schät­zung. Nir­gend­wo ist der Kon­trast augen­fäl­li­ger als in Herr­schafts­ge­bäu­den, wo die Putz­frau der Minis­ter­prä­si­den­tin begeg­net und der Chauf­feur den Staats­se­kre­tär zu kut­schie­ren hat.

Was für ein bit­te­rer Witz doch, daß die einen sich anma­ßen, für die ande­ren zu spre­chen und über deren Geschi­cke zu ent­schei­den, weil sie mei­nen, die hät­ten sie dazu ja in einem Wahl­akt legi­ti­miert. Ein bil­lig net­tes Wort, für das mit ser­vi­lem Lächeln zu dan­ken ist, zeigt eher, daß sich zwi­schen Herr­schern und Beherrsch­ten nichts geän­dert hat. Und nie etwas ändern wird.

Die ein­zi­ge Bedin­gung der Man­da­tier­ten, ins „Hohe Haus“ ein­zu­tre­ten, war mit ihrer Kur auf Lis­ten­par­tei­ta­gen erfüllt; mehr bedurf­te es nicht; um so mehr aber bedür­fen wie­der­um die Gekür­ten der bezahl­ten Hel­fer und neben dem kom­for­ta­blen Rund­um­ser­vice ins­be­son­de­re eines Tros­ses aus Juris­ten, Büro­kra­ten, Refe­ren­ten und Schreibern.

Ganz so wie einst: Es gibt nach wie vor die mit der Feder am Hut und jene mit der Feder in der Hand. Es gibt jene, die im Maschi­nen­raum arbei­ten, und es gibt die ver­meint­lich fei­nen Leu­te an Deck. Man lese ein­fach Ber­tolt Brechts „Fra­gen eines lesen­den Arbei­ters“ noch mal neu.

Wie wäre nach­zu­emp­fin­den, daß Par­la­ments­sit­zun­gen im Wort­sin­ne Arbeit sein soll­ten und daß Ent­schei­dun­gen über ande­re zu fäl­len sogar Kampf wäre?

Bereits die Über­zeu­gung, ande­re Men­schen, sogar selb­stän­dig arbei­ten­de Leis­tungs­trä­ger, als „Volks­ver­tre­ter“ reprä­sen­tie­ren zu kön­nen und für sie spre­chen zu dür­fen, hal­te ich für eine dreis­te Anma­ßung mit Ten­denz zur Mißbrauchsbereitschaft.

Wer denn kann tat­säch­lich eine sol­che Ver­ant­wor­tung tra­gen – und tra­gen wol­len? Sym­pto­ma­tisch, daß es im Par­la­ment immer weni­ger beruf­lich Selb­stän­di­ge, nament­lich immer weni­ger Unter­neh­mer gibt. Die tra­gen Ver­ant­wor­tung für sich und ihre Leu­te, und genau das ist Mühe genug, gera­de unter der gegen­wär­ti­gen Herrschaft.

Wer sol­che Ver­ant­wor­tung kennt und sie zu meis­tern ver­steht, erdreis­tet sich nicht noch, sie gegen­über Volk und Nati­on sowie gar noch für Euro­pa und die Welt wahrzunehmen.

Schwie­rig bis unmög­lich, unter all den auf­ge­putz­ten Ent­schei­dungs­trä­gern jeman­dem zu begeg­nen, der inte­ger ist und die nie­de­ren Char­gen sieht oder gar aner­kennt. Je höher der Rang, um so unmög­li­cher, doch noch die Bekannt­schaft eines vor­bild­li­chen oder min­des­tens inter­es­san­ten Men­schen zu machen. Die authen­ti­schen Typen lau­fen im grau­en Troß der Bediens­te­ten mit.

Mag gar sein, der Erfolg der AfD erklärt sich aus der so nach­voll­zieh­ba­ren wie instink­ti­ven Ableh­nung der ein­fa­chen Leu­te gegen­über der Arro­ganz des Estab­lish­ments der Ber­li­ner Republik.

Es braucht die­sen pau­scha­len Arbeits­be­griff „ein­fa­che Leu­te“, um irgend­wie den Unter­schied zum „Bür­ger“ auf­zu­zei­gen. Der Bür­ger näm­lich ist ange­paßt, er pro­fi­tiert irgend­wie von der Macht und ist Teil der Ent­schei­dungs­trä­ger­schaft. Der Bür­ger wohnt jetzt am Prenz­lau­er Berg, die ein­fa­chen Leu­te eher in Mar­zahn oder Wittstock.

Es wird aller­dings inter­es­sant zu erle­ben sein, ob die AfD tat­säch­lich in der Lage ist, das Sys­tem zu ver­än­dern, oder ob viel­mehr das Sys­tem – weni­ger das ver­meint­lich demo­kra­ti­sche als sub­stan­ti­ell jenes der Herr­schaft – sich nicht eher die AfD anver­daut. Herr­schaft kor­rum­piert immer. Soll­te das poli­tik­ge­schicht­lich erst­ma­lig nicht gesche­hen, wenn die AfD an ihr partizipiert?

Gut, das weiß der Mythos, das wis­sen die Volks­mär­chen und Sagen, das ist „im Volk“ tief emp­fun­de­ne Gewißheit:

Herr­schaft bedarf der cha­rak­ter­lo­sen und niveaufle­xi­blen Wen­dig­keit, ganz prak­ti­scher­wei­se sogar der Bereit­schaft zu Unmo­ral und Gewalt; sie ist inso­fern dem Kri­mi­nel­len immer ver­wandt und kri­mi­nell beson­ders effi­zi­ent. Machia­vel­li beschrieb treff­lich, was bis heu­te Gül­tig­keit hat.

Wer jedoch beim Ein­tritt in den Herr­schafts­be­reich qua­si anti­zy­klisch fes­te Moral­vor­stel­lun­gen oder ein­fach nur Her­zens­bil­dung mit­bringt, einen guten Wil­len und bes­te Vor­sät­ze, der wird dies dort zwangs­läu­fig ver­lie­ren, ja ver­lie­ren müs­sen – andern­falls schei­det das Sys­tem ihn als erfolg­los aus.

Wer jedoch dar­in ver­bleibt, den kor­rum­piert es, und dar­in liegt für die aller­meis­ten ja direkt der Grund des Bestre­bens, so lan­ge wie mög­lich in den wei­chen Ses­seln des Par­la­ments oder hin­ter den brei­ten Schreib­ti­schen der Exe­ku­ti­ve aus­zu­har­ren. Um das, was dort zu holen ist, ins eige­ne Schatz­haus zu schleppen.

Das Schwie­rigs­te dar­an: Es ist schlech­ter­dings über­haupt nicht anders vor­stell­bar, denn Poli­tik kann als Regie für das Zusam­men­le­ben von Men­schen, die nun mal Män­gel­we­sen sind, selbst immer nur man­gel­haft sein, ganz natürlicherweise.

Es wird also nie irgend­wie ver­bes­ser­te Vari­an­ten dafür geben, weil der Mensch, ins­be­son­de­re der säku­la­ri­sier­te, ratio­nal han­deln­de, nur in die­sem Sys­tem, in sol­cher Herr­schafts­form zu den­ken ist, in einer Art Geschäft, das meint, gerecht wäre, wofür eine immer neu flott aus­zu­rech­nen­de Mehr­heit, als Sum­me von irgend­wel­chen Frak­tio­nen, steht – quan­ti­fi­ziert, nicht etwa qua­li­fi­ziert zustan­de kom­mend. Die Demo­kra­tie ist ein lau­ter und bis­wei­len pein­li­cher Basar; sie folgt simp­len uti­li­ta­ris­ti­schen Beweggründen.

Mag hier und da in Kennt­nis eben des Män­gel­we­sens Mensch sogar für „checks and balan­ces“ gesorgt sein, so steht die­sen Regu­la­ri­en doch viel stär­ker das laten­te Grund­be­dürf­nis nach deren Über­win­dung ent­ge­gen, so daß mit­un­ter selbst abso­lu­tis­ti­sche oder dik­ta­to­ri­sche Herr­schaft in ihrer unge­schmink­ten Macht­aus­übung red­li­cher erschei­nen mag als das insze­nier­te Pro­ze­de­re im „Als-ob“ der Demo­kra­tie, der in ihrem ver­bräm­ten Macht­kampf das fehlt, was auto­ri­tä­re Herr­schaf­ten offen her­vor­brin­gen oder was sie gar bedingt – ech­tes Cha­ris­ma als direk­ter, als unge­schmink­ter, gar pro­pa­gan­dis­tisch zur Schau getra­ge­ner Aus­druck der Macht, also gewis­ser­ma­ßen echt shake­speare­sches For­mat im Risi­ko, tra­gisch. ver­dammt und ver­lo­ren zu enden. Letz­te­res hat ja unwill­kür­lich noch Grö­ße, wenn­gleich zwar auf Kos­ten vie­ler Opfer.

Selbst Mafia-Paten ver­fü­gen min­des­tens in Ant­litz, Ästhe­tik und Hal­tung über einen Reiz, den sol­che Ope­ret­ten­dienst­gra­de wie Aus­schuß- und Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de, Abtei­lungs- und Refe­rats­lei­ter aus Grün­den feh­len­den For­mats nicht mal phy­sio­gno­misch ent­wi­ckeln können.

Die Demo­kra­tie als Mas­sen­ver­wal­tung nivel­liert ihre Adep­ten zu moder­nen Hof­schran­zen, die selbst aller­dings glau­ben wol­len, daß das, was sie so zu besor­gen haben, gut und gerecht wäre.

Erlebt man das Schau­spiel, ana­ly­tisch ange­schaut oder auch nur intui­tiv emp­fun­den, dann drängt es einen mit gesun­dem Reflex hin­aus. Wobei eine poli­ti­sche Alter­na­ti­ve aller­dings immer nur wie­der eine ver­än­der­te, aber neu­er­li­che Far­ce wäre.

Es läuft nicht anders als so wie bis­her und immer­fort. Aber daß es nicht anders zu den­ken ist, heißt eben nicht, daß es des­we­gen gleich­sam gut oder nur erträg­lich wäre. Man fin­de sich also ent­we­der mit der Alter­na­tiv­lo­sig­keit des Demo­kra­ti­schen als wer­be­wirk­sa­mes Gewand der Herr­schaft ab und ver­las­sen sich auf die stets brü­chi­ge Rechts­staat­lich­keit oder suche einen Weg des Ver­zichts auf die­ses poli­ti­sche Spiel.

Inso­fern man selbst nichts aus­rich­ten kann, über­las­se man den ande­ren das Feld.

– – –

II. Wo aber läge die Alternative?

Straffs­ter Exis­ten­tia­lis­mus, zunächst im the­ra­peu­ti­schen Mini­mum der Maß­ga­be „Bleib bei dir!“ Klei­de vor allem dei­ne eige­nen nar­ziß­ti­schen Antei­le nie in Macht; dafür ste­hen genü­gend ande­re nur all­zu gern bereit.

Zudem ist stil­le Ver­ach­tung die ein­fachs­te, aber kon­se­quen­tes­te Form des Wider­stands. Sie hilft sogar im Sin­ne Albert Camus: „Es gibt kein Schick­sal, das nicht mit Ver­ach­tung über­wun­den wer­den kann.“ Oder etwas weni­ger pathe­tisch: Umkehr ist immer Abkehr.

Apro­pos Phi­lo­so­phie, apro­pos Exis­ten­tia­lis­mus – im Sin­ne eines mög­li­chen Modells: Bestechend das, was Sören Kier­ke­gaard (1813 – 1855) anbie­tet, und zwar radi­kal kon­se­quent mit dem „Sprung“, und zwar dem Sprung in den christ­li­chen Glau­ben. Das irri­tiert zunächst.

Sprin­gen ist ris­kant, zumal ins Unbe­kann­te, Unge­wis­se hin­ein; ein Sprung ereig­net sich nicht, wider­fährt einem nicht; man muß ihn wagen, im Kier­ke­gaard­schen Sin­ne völ­lig rück­halt­los, ganz so wie vom Zehn­me­ter­brett, aller­dings sogar der­art gestei­gert, als wüß­te man oben gar nicht nicht, ob das Was­ser unten tief genug ist.

Ohne Ver­si­che­run­gen also vol­les Risi­ko, und dies zudem als ganz ein­sa­me Ange­le­gen­heit, für die man sei­ne Ver­ant­wor­tung nicht weg­de­le­gie­ren kann. Bleibt die Hoff­nung – zum einen, daß man über­lebt, zum ande­ren, daß man aus bis­he­ri­gen Zwangs­ver­ein­nah­mun­gen und mehr noch aus einem fal­schen Leben befreit wird.

Kier­ke­gaard sehn­te sich danach, ganz wahr­haft Mensch zu sein, erreich­te dies jedoch weder ästhe­tisch ori­en­tiert, also als roman­ti­sie­ren­der Bohe­mi­en, noch als in Pflicht­ethik erstarr­ter Bür­ger. Über einen Ein­stieg in die Poli­tik dürf­te er nie nach­ge­dacht haben, son­dern sah nur den einen kon­se­quen­ten, aller­dings in kon­ven­tio­nel­ler Ansicht gera­de­zu wahn­wit­zig anmu­ten­den Aus­weg – eben abzu­sprin­gen, in die Reli­gi­on des Chris­ten­tums, die bereits zu sei­ner Zeit immer mehr Men­schen als unsi­che­res Ter­rain, gar als Non­sens galt, trotz oder gera­de wegen der Heils- und Lei­dens­bot­schaft Christi.

Daß die­ser Über­gang im tota­len Risi­ko nicht mit einem ruhi­gen Hin­über­wach­sen zu bewerk­stel­li­gen war, etwa im Sin­ne einer sich rück­ver­si­chern­den theo­lo­gi­schen Qua­li­fi­zie­rung, son­dern daß es des einen kon­se­quen­ten Schrit­tes ins Unsi­che­re bedurf­te, eines Sprun­ges eben, wuß­te übri­gens auch Gott­hold Ephra­im Les­sing, ver­zich­te­te selbst aber, ver­kürzt for­mu­liert, eben aus Vernunftgründen.

Wer tritt schon aus dem geis­tes­ge­schicht­lich gera­de erst errun­ge­nen Ver­nunft­be­grif­fen und damit aus dem Sicher­heit ver­hei­ßen­den Ratio­na­lis­mus her­aus ins völ­lig Unge­wis­se wie in einen dunk­len Was­ser­spie­gel überm Abgrund der Tie­fe, in der irren Hoff­nung, dort wären unter der blick­dich­ten Ober­flä­che doch Halt und Sicherheit?

Der Sprung als „Wage­stück des Her­zens, in dem ein Mensch sich hin­aus­wagt und alle Klug­heit, und alle Wahr­schein­lich­keit aus den Augen ver­liert.“ Kein Kal­kül mehr, son­dern das so ris­kan­te wie befrei­en­de Able­gen vom siche­ren Ufer, hin­ter sich die die ent­schwin­den­de Küs­te – vor sich nicht mal ein ter­ra inco­gni­ta, son­dern das unend­lich Unwägbare.

Anders läßt sich Gott nicht ent­de­cken. Über­sprun­gen wird der eige­ne Ver­stand eben­so wie der bis­he­ri­ge bür­ger­li­che Lebens­ent­wurf. Kier­ke­gaard notiert: „Der Glau­be ist dar­um, was die Grie­chen den gött­li­chen Wahn­witz nennen.“

Das Hohn­la­chen gegen­über die­sem Ziel muß man im ein­und­zwan­zigs­ten Jahr­hun­dert noch mehr als im neun­zehn­ten aus­hal­ten kön­nen: Christ­li­cher Glau­be? Was soll das denn!? Zumal heu­te in der Kir­che gleich­falls vor allem auf Poli­tik und Ideo­lo­gie trifft. In einem schon bei­na­he wage­mu­ti­gen Essay ver­trat Han­nah Beth­ke kürz­lich daher die Auf­fas­sung, die Kir­chen müß­ten gera­de hier­zu­lan­de zurück­fin­den zu einer ech­ten Spra­che des Glaubens.

Was bleibt? Kon­se­quen­ter und mit mehr Ein­satz selbst ent­schie­den sein, im Mut zum Unge­wis­sen, im Aus­hal­ten des Unwahr­schein­li­chen, wobei schon gar nicht auf die Titu­lar­chris­ten-Büro­kra­tie zu hof­fen oder auf sie gar Rück­sicht zu neh­men ist. Christ­li­cher Glau­be dürf­te ja, wie­der­um poli­tisch ver­ur­sacht, mit christ­li­cher Kir­che immer weni­ger zu tun haben.

Das Exis­ten­tia­lis­ti­sche dar­an: Ich bin allein auf mich selbst gestellt, nie­mand kann mich, aber gleich­falls nie­mand muß mich zum Sprung „legi­ti­mie­ren“, eben­so­we­nig wie mich jemand auf­fan­gen kann, wenn ich es wage, gegen alle gän­gi­gen For­meln kon­se­quent aus dem Unver­füg­ba­ren zu leben, weil mir das Ver­füg­ba­re zum Leben nicht ausreicht.

Heino Bosselmann

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

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Kommentare (79)

Rudolf Kayser

22. April 2025 10:05

Brechts doppelt faule Volksromantik als leiser werdendes Echo gegen die Radikalvergewisserung Kierkegaards? Interessanter Gedanke. Unsichtbare Kirchen oder "Politik der Seele"? Das einfache Volk wird heute zwar unterschätzt, dann unterdrückt, dann eingedämmt, letztlich auch gefürchtet als eine jederzeit drohende Sintflut des Wirklichen gegen die Kulissen der Illusionen, Symbole und Imaginationen ‐ andererseits bezieht das einfache Volk die potentielle Kraft seiner Flut nur aus seinem blinden nichtreflektierten Zustand. 

MARCEL

22. April 2025 12:13

Danke, mir aus dem Herzen geschrieben!

der michel

22. April 2025 13:27

"bene dixisti", herr bosselmann !
 

Monika

22. April 2025 13:45

"Der Hang zum Luxus geht in die Tiefe eines Menschen: Er verrät, dass das Überflüssige und Unmäßige das Wasser ist, in der die Seele am liebsten schwimmt." ( Friedrich Nietzsche) 
Dass politisch das Heil nicht zu erhoffen ist, ist mir schon sehr lange klar. Die Erkenntnis, dass es auch kirchlich nicht zu erringen ist, hat wesentlich länger gedauert (RIP Franziskus). Dass unser menschliches Streben und Bemühen am Ende doch ziemlich vergeblich ist, kann man bei Seneca nachlesen ("Von der Kürze des Leben"). Und deshalb und trotzdem wehre ich mich inzwischen gegen jeden Versuch, diese Mängel schönzureden, religiös zu verklären, zu beklagen oder gar zu verachten. Ich stehe im Sinne Nietzsches zu dem, was über das Notwendige hinausgeht. Nennen wir es Schönheit, Freude, Kreativität, Zufriedenheit.

Ekstroem

22. April 2025 14:11

Danke für den Artikel, werter Herr Bosselmann. "Es läuft nicht anders als so wie bisher und immerfort, das ist nicht anders zu denken." Es ist mAn sehr wohl anders zu denken. Was wir im gegenwärtigen Transformationsprozess erfahren, ist etwas geschichtlich Neues, noch nie Dagewesenes. Unsere Kreativität ist gefordert "zu springen", das (scheinbar) Unmögliche anzuvisieren hin zu einem Zustand, in dem es keine Rückkehr zum "wie bisher" geben wird. Essentiell dabei ist unsere (wesentlich deutsche) Ausrichtung auf das Heil-ige.

Umlautkombinat

22. April 2025 14:16

@Monika
 
Wollte mich mit atheistischer Sicht zum Thema eigentlich zurueckhalten und tue es auch, was deren Kern ausmachen wuerde.
 
Ich finde aber interessant, dass eine Glaeubige einen aehnlichen Ansatz zu sanfter Kritik sieht. Die Verheiratung der Teile I und II des Artikels fiel mir ebenfalls als etwas raetselhaft in den Blick. Ein nichtfunktionierendes politisches System ('Unsere Demokratie') oder ein stark ungenuegender buerokratischer Ueberbau ueber eine Religion (Kirche) fuehren zu recht ueberschwenglichen Begruendungen fuer einen "Sprung" in den Glauben? 
 
Schwer bewertbare unruhige Zeiten, Transzendenzwuensche bei verstreichender Lebenszeit, ... - das ginge mir irgendwie ein. Aber so wie geschrieben sehe ich wenig Grund.
 

Ernestine

22. April 2025 14:17

Politik ist sicher nicht imstande, irdisches Heil zu bewirken. Trotzdem ist es Auftrag eines jeden Christen zur Verbesserung der gesellschaftlichen Zustände beizutragen. Und wer irdisches Heil von der Kirche erwartet, der hat die christliche Botschaft nicht richtig verstanden. Aber was wir als Christen hoffen dürfen, ist, dass Jesus Christus durch sein Leiden und seine Auferstehung die bösen Mächten für immer besiegt hat. Mit letzteren haben wir jedoch zu kämpfen, bis wir diese Erde verlassen bzw. bis zur Wiederkunft Christi. Ein solcher Glaube lässt mich tätig werden im Bewusstsein, dass Gott die Dinge lenkt und nicht ich. 

heinrich koeselitz

22. April 2025 14:39

Gerade in der vorherrschenden entscheidenden historischen Phase würde ich für mehr Kampfeswillen im politischen Diskurs eintreten.
In Deutschland will man die AfD, die bereits bundesweit um Platz Eins mitrittert, verbieten, in Frankreich entzieht man der beliebtesten Politikerin das Wahlrecht. Für solche Situationen kann man sich im Vorfeld wappnen.
Niemand kann der AfD untersagen, schon jetzt auf Bundes-, Landes- und Bezirksebene Parallelstrukturen anzulegen, die im Fall eines Parteiverbotes die bisherigen Geschäfte übernehmen. Mit einem Parteienverbot sind ja nicht die Millionen von Wählerinnen plötzlich anderer Meinung, sie brauchen bloß eine neue Alternative zur Alternative, die glaubhaft machen kann, dass sie die legitime Nachfolgerin der verbotenen Partei ist. Dass kann ein Prozess werden, der über mehrere Stationen führt: Alternative zur Alternative wird verboten, A zur A zur A wird verboten usw. Das hat aber nur zur Folge, dass die Sache immer lächerlicher wird und man für das Vorgehen keine Seriosität mehr beanspruchen können wird.
Eine Glaubwürdigkeit der Alternative zur Alternative kann man am Besten über die identen Leitfiguren erreichen. Sollte man - wie in Frankreich - dann aber auch in Deutschland auf die Idee kommen, Politikern durch Kriminalisierung einfach das passive Wahlrecht zu entziehen, bieten sich bspw. eidesstattliche Erklärungen an, dass für die Dauer der Eliminierung eines (ein)gesperrten Politikers eine konkrete andere Person dessen politischen Willen vertritt.
 

Gustav

22. April 2025 14:51

"Selbst Mafia-Paten verfügen mindestens in Antlitz, Ästhetik und Haltung über einen Reiz, den solche Operettendienstgrade wie Ausschuß- und Fraktionsvorsitzende, Abteilungs- und Referatsleiter aus Gründen fehlenden Formats nicht mal physiognomisch entwickeln können."
Was für Figuren!
https://mf.b37mrtl.ru/deutsch/images/2025.04/article/67fa863fb480cc12ca533714.jpg

heinrichbrueck

22. April 2025 16:28

Nicht schlecht. Das "Mängelwesen" auf den praktischen Begriff zu bringen, zeigt seine demographische Ausbreitung, eine evolutionäre Logik unausweichlicher Kompetenzen. Vermehrung und Ressourcenverbrauch müssen organisiert werden. Wer sich als Zuwanderungsland der gesamten Welt öffnet, ist geistig nicht mehr vorhanden, wie auch seine Sprache nicht das Gedeihen des Eigenen praktiziert. Aber die Zuwanderer helfen, sie nehmen den zur Verfügung gestellten Raum ein, praktizieren ein Leben, und veranschaulichen das Ursprungsproblem. Im günstigsten Fall, die nicht genutzten Zufälle auf ein Minimum reduziert, wird Anfang und Ende zusammengedacht. Das Leben ist sterblich, auch in einer sprunghaften Demokratie. 
II. (verstehe ich nicht), das Kreuzigungsproblem wird eine verständliche Sprache finden müssen. Kierkegaard verliert gegen jede fromme Dorfgroßmutter, auch politisch. 

Monika

22. April 2025 16:39

@Umlautkombinat/ Sie müssen sich nicht zurückhalten! Und meine Kritik soll nicht sanft sein :) Der Sprung von Teil 1 auf Teil 2 ist für mich persönlich nicht zwingend oder folgerichtig. Und natürlich hat @ Ernestine recht, dass ein Christ Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen sollte, gerade auch, weil er um alle Vorläufigkeit weiß und deshalb besonnen handeln kann. Und auch die sichtbare Kirche ist nicht mit der mystischen Kirche oder dem Reich Gottes zu verwechseln. Ich wollte Herrn Bosselmann etwas aus der Reserve locken. Denn der Rückgriff auf Sören Kierkegaard erscheint mir etwas düster und melancholisch. In seinem Büchlein über die Schwermut greift Romano Guardini auf Schriften Kierkegaards zurück und das ist harte Kost. Zitat aus den Tagebüchern: " Was Wunder da, wenn mir das Christentum zu Zeiten als die unmenschlichste Grausamkeit vorkam".  Kierkegaard wurde sehr streng christlich erzogen und hatte entsprechend unter dieser Härte gelitten. Nietzsche erging es wohl ähnlich. Und da wollte ich etwas Kritik an der Bosselmannschen "Weltschwere" üben. Wir Christen sollten erlöster sein.

Majestyk

22. April 2025 16:44

Ui, eine Streitschrfit wider die Demokratie, weil die gerade auch dank der Dummheit und Faulheit des Wahlvolks okkupiert wird und man sich daher in autoritäre Zeiten zurückträumt, wo alles so viel einfacher gewesen sein soll.
"Was für ein bitterer Witz doch, daß die einen sich anmaßen, für die anderen zu sprechen und über deren Geschicke zu entscheiden,(...)"
Dem Satz würde ich zustimmen, zumal in einer Demokratie Amtsinhaber lediglich Angestellte sind, was weder jene, noch die Wählerschaft zu begreifen scheitn. Ich frage mich aber warum es nicht so genehm war, daß ich unter dem Ostmullenartikel Paternalismus in jeglicher Form eine Absage erteilt habe.
"Selbst Mafia-Paten verfügen mindestens in Antlitz, Ästhetik und Haltung über einen Reiz"
Aber nur im Kino. Da schafft man es aber heutzutage gleich ob Diebe, Mörder, Luden oder Nutten alles zu glorifizieren was möglichst abseitig ist und im Gegenzug alles zu diffamieren was wie echte Würde ausschaut.
Eigenverantwortlich leben ist tatsächlich wichtiger als vermeintlich oder tatsächlich richtig wählen, bringt aber dort mehr, wo eigenverantwortliches Leben belohnt und nicht bestraft wird. Hier könnte rein mental der Hase im Pfeffer verborgen sein und nicht in der Staatsform die es erlaubt Amtsinhaber per Wahl loszuwerden und dafür nicht auf die Guillotine zurückgreifen zu müssen. 

Gustav

22. April 2025 16:49

"Es wird allerdings interessant zu erleben sein, ob die AfD tatsächlich in der Lage ist, das System zu verändern...."
Wenn man das System als das erkennt, was es ist, fliegt eine Kuh vorher auf den Mond....
https://www.nachdenkseiten.de/upload/pdf/150806_Mausfeld.pdf

Le Chasseur

22. April 2025 17:20

@Gustav
"Was für Figuren!"
Wären Ihnen solche Figuren lieber?
https://www.noz.de/deutschland-welt/promi-show/artikel/-20411623
https://www.cdt.ch/news/mondo/gaetano-riina-esce-dal-carcere-252560
@heinrich koeselitz
"Alternative zur Alternative wird verboten, A zur A zur A wird verboten usw. Das hat aber nur zur Folge, dass die Sache immer lächerlicher wird und man für das Vorgehen keine Seriosität mehr beanspruchen können wird."
Das ist dem System doch völlig egal, wie lächerlich es sich macht und wie unseriös es erscheint, solange die AfD nicht auf dem Wahlzettel steht. Was soll denn passieren? Massendemos vor dem Reichstag? Generalstreik? So was gibt es höchstens, wenn ein FDP-Politiker mit Stimmen der AfD zum Ministerpräsidenten gewählt wird.
 

ofeliaa

22. April 2025 18:00

Ich möchte sagen, dass das mit allem so ist. Studiert man Theologie verliert man unter Umständen den Glauben, studiert man Psychologie, verliert man unter Umständen den Glauben an die Wissenschaft, und geht man in die Politik, so ist es dasselbe. Es sind genau diese Momente, in denen wir begreifen, wie begrenzt menschliches Begreifen und Tun sind. Wir denken uns sehr viel aus, wir haben sehr viele weltliche Ziele, doch wir können keine Götter sein. Wir als Menschen vergessen das immer wieder. Deswegen kann eben nichts, was wir mit Menschenhänden versuchen wirklich Heil sein, sondern das Heil liegt immer bei Gott und in Gottes Gnaden. 

ilmiocantolibero

22. April 2025 18:14

Koinzidenz der Ereignisse. @Poensgen_JK hat heute einen maßgeblichen Text veröffentlicht, der sich mit dem hier faszinierenderweise überschneidet, ergänzt, kontert und vom Scheitern der Neuen Rechten spricht. 
Vielleicht sollte man beide miteinander kurzschließen. Das könnte eine sehr fruchtbringende Diskussion werden, wenn sich die Teilnehmer disziplinieren und wenn man den Strang ein paar Tage offen hielte. 
https://www.fragenzurzeit.de/p/die-neue-rechte-ist-gescheitert-was

Laurenz

22. April 2025 19:14

@HB ... uiuiui, was für ein triefender Erguß. Ich denke, Ihre linke, totalitäre Sozialisierung spielt Ihnen hier einen fetten Streich. Es gibt kein Berufsverbot für Sie, es existiert nur unter den Bedingungen, die Sie Selbst beanspruchen. Sie wollen Dissident & nichts anderes sein. Da Sie sicherlich Russisch können, hätten Sie Deutsch in Moskau oder St. Petersburg lehren, ganz gewiß in einem FPÖ-geführten Bundesland Österreichs oder in einem konservativen Schweizer Kanton eine gute Lehrerstelle finden können. Mit Machiavelli brauchen Sie nicht zu kommen, der diente einem Fürsten, einem Feudalherren von Gottes Gnaden. Heutige Grüne, wie Christen & Muslime kommen als freiwillig selbst-versklavte Untertanten eines himmlischen Stalinisten dem intellektuellen Büttel Machiavelli am nächsten. Der Unterschied zu heute ist der gegenwärtig mühselige Weg, Mehrheiten hinter sich vereinen zu müssen, egal ob in der Partei selbst, oder in einem kommunalen Parlament. Diese Mehrheiten muß man aushandeln. Wenn Sie irgendwo einen sinnvollen Zebrastreifen anlegen wollen, müssen Sie anderen auch eine weniger sinnige Vorfahrtsregelung zugestehen. Oder Sie wollen einen Gauleiter, der das einfach per ordre de Mufti bestimmt, wie der Papst. https://www.youtube.com/shorts/4uE_LaUB9qg?feature=share Leider wollte Sich der Teilnehmer @Anatol Broder, Mitglied der Schopenhauer-Gesellschaft, hier nie mit den Christen anlegen & wenn, nur auf einer sehr intellektuellen Ebene.

Mitleser2

22. April 2025 19:47

@Laurenz: Bin hier nicht mehr so oft, ist mir als Naturwissenschaftler meist zu abgehoben/intellektuell. Und/oder zu esoterisch/christlich. Aber natürlich haben Sie recht. Warum könnte er nicht an den von Ihnen genannten Orten arbeiten und Frieden finden?

Majestyk

22. April 2025 20:13

Echte Christen geben dem Kaiser, was des Kaisers ist, halten die andere Wange hin und lieben jeden Menschen, gleich wer er ist und wo er herkommt wie sich selbst. So verteidigt man weder Freiheit, Kultur, noch Nation, sondern wartet lediglich auf die Erlösung die irgendwann mal kommen wird und für die man nichts tun muß, erst recht keine Verwantwortung übernehmen. 
"Wenn du weißt, was du wert bist, dann geh hin und hol es dir. Aber nur, wenn du bereit bist, die Schläge dafür einzustecken! Aber zeig nicht mit dem Finger auf andere und sag, du bist nicht da, wo du hinwolltest, wegen ihm oder wegen ihr oder sonst irgendjemandem. Schwächlinge tun das! Und das bist du nicht – du bist besser!“ - Rocky Balboa

Majestyk

22. April 2025 20:25

@ Laurenz:
Ich weiß zwar was Sie meinen, aber zu sagen, wenn Du Dein Glück finden willst, warum versuchst Du es nicht fern der Heimat, hat auch was von, wem es nicht paßt, der kann ja gehen. In die Schweiz kommt nicht jeder, nach Rußland will noch lange nicht jeder und Österreich, wie auch die Schweiz hinken der Bundesrepublik nur hinterher, ist nicht gerade so, als würden die nicht an Bevormundung, Verblödung wie Überfremdung laborieren.
Generell stimmt Ihre Aussage aber, es braucht weniger untertäniges Denken und nicht mehr und garantiert braucht es kein christliches Denken in der Politik. Diese Anmaßung angeblich Politik für Christen zu machen ist ja der Grund warum man Verblendeten sowas wie die Union als Surrogat einer konservativen Partei verkaufen kann.

MarkusMagnus

22. April 2025 22:35

@ Le Chasseur
Ich sehe die Sache nicht ganz so negativ.
Ein gutes Beispiel: Was gerade in Sebnitz abgeht. Dort hatte ein Handwerksmeister eine etwas politisch unkorrekte Stellenanzeige aufgeben. Natürlich gab es wieder eine "Demo gegen Rechts".
Was ist diesmal anders? Es gab eine Gegendemo :). Nein sogar zwei.
Ca. 80 Linksextremisten marschierten auf, doch die Zivilgesellschaft in Sebnitz stellte sich mit 150 unserer Demokraten mutig dagegen. 
Wir sind mehr! Bunt statt rot!
Genauso macht man das. 
 

Laurenz

22. April 2025 23:33

@Majestyk @L. ... Daß HB Russisch in der Schule hatte, ist in Seinem Fall einem historischen Zeitfenster von ca. 26 Jahren geschuldet. Aber Österreich & die Schweiz sind Deutsche Staaten, wie wir & gehören genauso zum Deutschen Heimatbegriff.

Wuwwerboezer

23. April 2025 00:49

Wir sind im 21. Jahrhundert, das Menschen- und Weltwesen ist inzwischen besser erforscht als zu Pionier Kierkegaards Zeit. Falls man nicht auf Substanzen zurückgreifen will, die das Nervensystem herunterfahren und einen somit für existentialistische Erfahrungen elementar frei machen und man stattdessen auf der reflexiven Ebene bleiben will, so hat beispielsweise Scheinfeld klare für jedermann anwendbare Algorithmen für den "Sprung" entwickelt, mit denen bereits zigtausende Menschen erfolgreich 'gesprungen' sind. Hier hat er dieses Springen wie eine Fingerübung am Beispiel Geld einmal durchdekliniert.

https://medien.ubitweb.de/pdfzentrale/978/393/835/Leseprobe_l_9783938350423.pdf

Lieber Heino Bosselmann, wie ich hier lese, tasten Sie sich jetzt an den Sprung heran (in den radikalen Subjektivismus hinein, von dem noch zu klären wäre, ob sie mit ihm jemals beim Christus ankommen) - und das lese ich mit großer Freude. Lassen sie den Unmut, den Groll, den Stachel hinter sich, die ich, verzeihen Sie bitte, manchmal aus Ihren Beiträgen herauslese. Wenn Sie an Kierkegaard Freude haben (ich für meinen Teil mag ihn nicht) - seien Sie konsequent, denken Sie ihn zu Ende und leben sie danach. Stellen Sie nicht nur Betrachtungen über das Springen an, springen Sie. Zu gegebener Zeit erwarten wir Ihren Bericht vom Sprung!

- Ihr Wuwwerboezer

Laurenz

23. April 2025 05:59

@Wuwwerboezer ... Der Große Sprung nach vorn ... Maos, war ein Sprung in den Abgrund, der locker 60 Mio. Menschen vorzeitig das Leben kostete & unendliches Leid über die Chinesen brachte. Aber, die Chinesen waren es ja mehr oder weniger seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts gewohnt. Die Opium-Kriege forderten locker 20 Mio. Opfer. Bei uns wurde dieser Sprung zu Ihrem Erlöser über die Jahrhunderte verteilt, mit dem unendlichen, aber doch kurzfristig gemeinten Versprechen seiner niemals vollzogenen Wiederkehr. Es gibt keinen jüngsten Tag, keinen, wie die Amis sagen, Doomsday. Aber Opfer & Leid kostete es auch mio.fach. Natürlich profitieren im Sozialismus immer Minderheiten, wie auch bei Ihrem Scheinfeld. Wenn das alle machen würden, zerschellt jede Weisheit am Felsen der Mehrwerts, der erschaffen werden muß, damit der Mensch leben kann. Den größten tatsächlichen Sprung nach vorn leistete auch ein Chinese, Deng Xiaoping. Jetzt werden Sie mir entgegnen, daß HB keinen materiellen Sprung sucht. Falsch, Wuwwerboezer, sonst hätte sich Jesus nicht an die Armen gewendet, um ihnen das leere Versprechen eines Paradieses im jenseits zu geben, was ihm aber im diesseits Gefolgschaft verschafft.

RMH

23. April 2025 07:55

"ob die AfD tatsächlich in der Lage ist, das System zu verändern, oder ob vielmehr das System – weniger das vermeintlich demokratische als substantiell jenes der Herrschaft – sich nicht eher die AfD anverdaut. Herrschaft korrumpiert immer. Sollte das politikgeschichtlich erstmalig nicht geschehen, wenn die AfD an ihr partizipiert?"
Ich schreibe es zum wiedeholten Male: Die AfD wird anverdaut, aber nicht verdaut werden. Sie wird noch in diesem Jahr ausgeschieden werden durch Verbot. Es wird, gerade in den neuen Ländern, praktisch immer schwieriger, ein solches umzusetzen, daher ist der Druck des "fünf vor zwölf" da & dieser Druck ist enorm. In der wieder regierungsbeteiligten SPD werden die Stimmen immer lauter, dass die wahre Partei der Arbeiter jetzt endlich vom Spielfeld genommen werden muss. Die Ruhe nach den Wahlen, die faktische, kurzzeitige Berliner Sedisvakanz, darf man nicht zum Anlass nehmen zu meinen, dass Thema sei vom Tisch. Statt Rückzug ins Eigene, sollte die Straßenmobilisierung wieder beginnen, gegen Parteienverbote, für Meinungsfreiheit, für direkte Demokratie etc. (Spindoktoren, bitte in Bezug auf die Themen übernehmen).
@ilmiocantolibero, danke für den Link zum Poensgen-Artikel. Der ist interessant.

Laurenz

23. April 2025 08:46

@RMH ... wegen Ihnen habe ich den Poensgen-Artikel gelesen. Der ist einfach nur dämlich lang & megascheiße, intellektuell verblödet quasi. Als ob Karl Marx, Friedrich Engels, Augustinus & Co. jemals die Absicht gehabt hätten, sich in irgendein Politbüro zu setzen oder Straßenschlachten der Antifa/RotFront zu lenken. Poensgen zitiert im Volksverhalten nur mehr oder weniger Hitlers "Mein Kampf", politische Strategie-Erfahrungen, die Hitler linken Protagonisten entnommen hatte, allerdings ohne das wesentliche an "Mein Kampf" verstanden zu haben. GK spricht zwar ab & an, also eher selten auf einer Demo, aber Verlag, Blog & Videos sprechen eine explizite Klientel an, aber keine Massen & die Demobesucher, die Ihm zuhören, haben Sein geistiges Wirken auch akzeptiert. Beantworten Sie Sich Selbst die Frage, was der Marxismus, die Linke ohne Marx wäre? MS wünscht Sich zwar mehr Reichweite, als Er hat, ist aber das, was man heute einen Influencer nennt. Als ob hier irgendwem nicht klar wäre, daß der parlamentarische Arm populistisch sein & Massen erreichen muß. Sie, RMH, haben, wie die gesamte SiN, das wichtigste politische Ereignis unter den ganzen Trump-, Kriegs- & Merz-Divergenzen der letzten Woche übersehen. Die Absage Linnemanns an einen Ministerposten.

Laurenz

23. April 2025 08:47

@RMH (2) ... Um es auf den Punkt zu bringen, Linnemann hatte einfach keinen Bock, konservativen Wahlkampf zu fechten, um danach als Minister SPD-Politik zu betreiben. Falls es Linnemann schafft, sich als Generalsekretär der Union zu halten, wird es kein AfD-Verbot geben. Wo sollte Er sonst zukünftig die Mehrheiten für Seine politischen Überzeugungen hernehmen?

Rudolf Kayser

23. April 2025 09:45

Das ewige Mißverständnis: Der (christliche) Glaube wird rationaler Vernunft als Antagonist gegenübergestellt. 
@Mitleser für Sie als Naturwissenschaftler ein Zitat aus dem Kopf: "Als Naturwissenschaftler  beginnt man mit dem Trinken des Bechers der Erkenntnis als Atheist. Doch auf dem Boden des Bechers wartet Gott." (Heisenberg) 
Wenn mit etwas zu hadern wäre, dann tatsächlich mit der bodenlosen Oberflächlichkeit sowohl der Naturwissenschaften als auch der christlichen Kirchen. Das Mittelmaß lauert überall. In Brecht hat das Mittelmaß geschrien. Kaum ein wirklich großer Naturwissenschaftler oder Forscher huldigte einem platten Atheismus. Ja, man kann das auch als Alterserscheinung von Naturwissenschaftlern abtun. Ich denke nicht so. Damit ist vielleicht auch schon Kierkegaards Isolation und Problem in Gänze zusammengefasst. 
Unsere Schulen und Universitäten lehren nicht nicht Heisenberg oder Einstein. Sie lehren Theorien, Formeln und ein bisschen Praxis. 
Aber was bedeutet das für's Abendland, für Politik, für Bosselmanns Problem? Er könnte vielleicht eine Pädagogik schreiben oder erschließen, die Brücken baut. Jeder an seinem Platz, mit seinem Talent. 
 

Le Chasseur

23. April 2025 09:55

@RMH
"In der wieder regierungsbeteiligten SPD werden die Stimmen immer lauter, dass die wahre Partei der Arbeiter jetzt endlich vom Spielfeld genommen werden muss."
Es stimmt leider nicht, dass die AfD die Partei der abhängig Beschäftigten ist. Es trifft zu, dass überdurchschnittlich viele aus dieser sozialen Gruppe AfD wählen, aber die meisten von denen haben das AfD-Wahlprogramm nicht gelesen, in dem u.a. die faktische Abschaffung des Arbeitslosengeldes und die Einführung von Arbeitsdiensten für Arbeitslose gefordert wird. Derzeit sitzt im Bundestag keine Partei, die die Interessen der Arbeiter vertritt. Die SPD tut dies schon seit über 20 Jahren nicht mehr.

t.gygax

23. April 2025 10:13

HB hat meines Wissens das 2. Staatsexamen als Gymnasiallehrer. Das ist der Türöffner für jede private Schule, denn die suchen händeringend Lehrer mit 2. Staatsexamen.(aufgrund staatlicher Verordnungen, da die Quereinsteiger das in der Regel nicht haben) .Da HB solitär ist , keine Familie zu versorgen hat, müsste sich da eigentlich ein Weg auftun, vor allem, weil die Privatschulen i.d.R. etwas weniger bezahlen als die staatlichen Schulen.Warum soll ein begeisterter Lehrer sich für den Rest seines Lebens in den literarischen Schmollwinkel zurückziehen? (Ich weiß, wovon ich rede, hatte in meinem Job bundesweit Berufsverbot, und das auf etwas niedrigerem Niveau als das Lehrergehalt...und dazu eine große Familie durchzubringen, voila, es war möglich, wurde allerdings auch persönlich teuer bezahlt, man muss dann Tätigkeiten ausüben, die man früher freiwillig nie gemacht hätte.....)

Ein Fremder aus Elea

23. April 2025 10:46

Je größer unser Wissen ist, desto bessere Werkzeuge können wir bauen, und je bessere Werkzeuge wir bauen können, desto leichter können wir unsere Bedürfnisse decken. Wenn es trotzdem dazu kommt, daß an eine die eigenen Bedürfnisse deckende Produktion gar nicht zu denken ist, läuft etwas schief. Wenn sich Produktionen entkoppeln, wird überproduziert, und das führt bei fehlenden Zollschranken zu Preisverfall und Pleiten oder zur Überproduktion im militärischen Bereich und diese zu Krieg. In beiden Fällen wird der Reichtum zu destruktiven Zwecken verscherbelt. Und daran ist nicht die Bedürftigkeit des Menschen schuld.
Vom 10-Meterturm springen die Leute, um zu zeigen, daß sie sich es trauen, und sei es nur sich selbst. Auch wer eine Disziplin auf sich nimmt, etwa über glühende Kohlen läuft, tut es deswegen. Aber was das Gewissen betrifft, so springt man entweder, weil es einen dazu treibt, oder weil man es verkennt: She wandered through the garden fence

RMH

23. April 2025 10:57

@t.gygax, den potentiellen "Shitstorm" tut sich keine private Schule an. Zudem: Wenn H.B. Leistung von den Schülern abverlangt, dann kommt als erstes, die kleine, schmierige Zeckenempörung seitens der Schüler, unser Lehrer, ein "N." etc, für den Rest braucht man kein Kopfkino. So hart es ist, H.B., vermutlich einer der fähigsten Lehrer dieses Landes, ist als Arbeitnehmer komplett verbrannt bzw. eine heiße Kartoffel, die keiner mehr in die Hand nimmt. Ausland wäre da eher eine Option, mich würde es aber noch mehr freuen, wenn er als Publizist,  "Speaker", wissenschaftl. Mitarbeiter im BT etc. ein wirtschaftliches Standbein in Deutschland hinbekommt. Kunden können dann aber nur das neurechte Umfeld sein. Solidarität beginnt zuerst unter den eigenen Leuten.
@Le Chasseur, völlig losgelöst von allen Parteiprogrammen ist die Partei Arbeiterpartei, die von den Arbeitern großen Zuspruch durch Stimmen erhält. Das scheint mir aktuell klar die AfD zu sein. Und ob Arbeiter wirklich Mindestlohn wollen, eine Vollkasko-ALG-Versicherung (ist sie bereits schon lange nicht mehr!) sowie eine komplette Verwässerung, Fehlallokation des Sozialstaates durch Migration, steht auf einem anderen Blatt. Arbeiter wollen in erster Linie sichere, auskömmliche, sie gesund haltende Arbeitsplätze & einen Arbeitsmarkt, der von einer Nachfrage nach ihrer Arbeit geprägt ist. Diese Aspekte fehlen bei jedem Umverteilungsdenken meistens. Zudem: Das Rentenkonzept der AfD bspw. ist durchaus arbeitnehmerfreundlich.

Le Chasseur

23. April 2025 12:20

@RMH
"Und ob Arbeiter wirklich Mindestlohn wollen, eine Vollkasko-ALG-Versicherung (...) steht auf einem anderen Blatt."
Ich vermute, sie wollen zumindest einen Lohn, mit dem sie ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Zum Thema ALG-Versicherung: Wenn ich mich recht entsinne, fordert die AfD, dass nur jemand, der 5 Jahre ununterbrochen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgegangen ist, Anspruch auf Arbeitslosengeld hat. Zwischen dieser Position und einer "Vollkasko-Versicherung" ist noch sehr viel Spielraum.
"Arbeiter wollen in erster Linie sichere, auskömmliche, sie gesund haltende Arbeitsplätze & einen Arbeitsmarkt, der von einer Nachfrage nach ihrer Arbeit geprägt ist."
Das Problem ist, dass immer mehr Automatisierung stattfindet (Stichwort KI). Vielleicht sagt Ihnen der Begriff dark factories etwas?
"Das Rentenkonzept der AfD bspw. ist durchaus arbeitnehmerfreundlich."
Deshalb habe ich dazu auch nichts geschrieben. ;-)

Rabenkaiser

23. April 2025 12:31

Herzlichen Dank für diesen Text! Ihre Gedanken berühren Fragen, die mich derzeit im Rahmen meiner Lektüre von Kierkegaards Tagebüchern beschäftigen – insbesondere im Spannungsfeld zwischen persönlicher Wahrheit und den Prägungen unserer Gegenwart. Ihr Text hat dazu einige nachdenkliche Akzente gesetzt!

dojon86

23. April 2025 13:10

@Majestyk 22. April 16:44  Keineswegs will ich Mafia-Paten glorifizieren und die Wirklichkeit mit Hollywood-Filmen verwechseln. Aber der Autor hat, vermute ich mal, Folgendes gemeint. Mafia-Paten vertreten Familienwerte (Das ist etwas, was viele Deutsche gar nicht mehr kennen.), sie müssen etwas leisten, und sie müssen echtes Charisma haben. Fehlt etwas davon, dann wird man kaum Mafia-Pate. Ein alter Freund von mir, der da interne Kenntnisse bezüglich der Erstgenannten hatte, pflegte zu sagen: "Was ist der wirkliche Unterschied zwischen dem Adel und der Mafia? Antwort: Die Mafia kennt das Leistungsprinzip"

Adler und Drache

23. April 2025 13:23

Faszinierende Diskussion. Als Gesprungener bilde ich mir zumindest ein, genau zu wissen, wovon Herr Bosselmann spricht. Zum Nichtgesprungenen kann man offensichtlich in Menschen- und Engelszungen sprechen, er kann es nicht nachvollziehen. 
An Herrn Bosselmanns Texten lässt sich eine relativ stringente Denkentwicklung ablesen. Dies zeigt sich gerade in der Zäsur zwischen I und II, im Zusammengestellten, aber vordergründig nicht Zusammenpassenden. Er überschreitet hier die Grenze des - bei uns wie überall - zumeist repetitiven Denkens und dringt in einen Bereich des Ungesagten, Noch-nicht-Formulierten vor, wo man nur tasten und sich nur behelfsweise äußern kann. 
Habe lange und mit Spannung auf Ihren nächsten Text gewartet, lieber Heino Bosselmann, und bin nicht enttäuscht. Wünsche Ihnen Klarsicht und heitere Gelassenheit! 

Adler und Drache

23. April 2025 13:48

@t.gygax
Die Stellenbesetzung in privaten Schulen bedarf ebenfalls der Genehmigung durchs jeweilige Kultusministerium. Ich hab's auch schon versucht. Man hat dann doch lieber keinen Lehrer als einen Lehrer mit dem falschen Ruch. Meistens scheitert das schon lange, bevor es zum Kultusministerium geht - ein bisschen googeln, und wenn man nicht grad Andreas Schmidt heißt, liegt das Sündenregister offen. Selbst wenn die Leiter des Trägers (wie in meinem Fall) kein Problem damit, sondern durchaus Sympathien dafür haben, scheitert es aus grundsätzlichen und nachvollziehbaren Erwägungen. Es braucht sich nur mal ein Kind ungerecht behandelt zu fühlen und eine Helikoptermom in rechtschaffenen Weibsfuror zu geraten, dann braucht sie nur noch aufs Knöpfchen zu drücken, und die Schule hat wochenlang einen Skandal an der Backe und die Finanzierung auf der Kippe. - Man braucht sich nichts vorzumachen, unsereins ist verbranntes Land, das nur noch im rechten Milieu oder im Niedriglohnbereich oder als Selbständiger arbeiten kann.   

Umlautkombinat

23. April 2025 14:07

Zum Nichtgesprungenen kann man offensichtlich in Menschen- und Engelszungen sprechen, er kann es nicht nachvollziehen. Es ist interessant, dass in solchen Aussagen immer die eigentlich offensichtliche Moeglichkeit nicht vorkommt, dass jemand trotz Nachvollzug nicht in dieser Art "springen" wird - und dass er Gruende dafuer hat, die jenseits irgendwelcher von Dritten postulierter Aengste oder anderer angenommener Unzulaenglichkeiten liegen. Das waere fuer Manchen wohl auch gefaehrlich, weil dann seine eigenen Entscheidungsmotivationen ploetzlich auf einer Waage liegen koennten.
einen Bereich des Ungesagten, Noch-nicht-FormuliertenDenken Sie, ein Atheist kennt den nicht? Und wieso waere der Nichtnachvollzug des Uebergangs von Teil I zu II in diesem Artikel eigentlich ein Beispiel fuer repetives Denken? Welche Art - wohl irgendwie unzureichender - Wiederholung ist gemeint?
 
Sehen Sie, ich z.B. meditiere - aber ich habe anfaenglich einen betraechtlichen Aufwand getrieben, den ganzen buddhistischen Kruscht aus dem Zugang zu entfernen. Aber warum sollte ich nicht den Punkt des Uebergangs ins Nichtkonzeptionelle, Unverbale (aner)kennen, der unter sprachlichem Denken liegt? Natuerlich tue ich das, es ist einer der hauptsaechlichen Gruende fuer den Wert dieser Sache. Dazu gehoeren auch spirituelle Bereiche, die aber keinerlei Gott und auch nicht die gottlose Religion Buddhismus erfordern. 
Buddha war eben auch zwei Dinge. Ein begnadeter Meditationslehrer, aber auch ein knallharter Asket und Religionsgruender mit m.E. sehr fragwuerdigen Auffassungen in letzterem Bereich.
 
 

Ein Fremder aus Elea

23. April 2025 17:39

Umlautkombinat,
das habe ich ehrlich gesagt nie getan, versucht, etwas etwas abzugewinnen, was ich größtenteils für falsch gehalten habe. Man kann natürlich sagen: "Es muß ja etwas dran sein, sonst hätte es nicht diese Beständigkeit, lösen wir es also heraus", aber das bindet einen an die kulturelle Rezeption in der Rolle eines Anthropologen. Ich habe stets den vordenkenden Charakter höher geschätzt, also daß jemand, welcher verständig zu sein scheint, schon von mir über etwas nachgedacht hat und mir eventuell Hinweise auf Themen geben kann, welche mitbetrachtet werden sollten. Man weiß ja nicht wirklich viel, wenn man jung ist. Und selbst heute betrachte ich lieber etwas, was mir gefällt, durch meine spezifische Brille als etwas, was es nicht tut, weil die Deutung der Wahrscheinlichkeit nach, aufgrund ähnlicher Interessen, detaillierter ausfallen wird. Im Falle Ingo Swann's halte ich seine informationswissenschaftliche Orthodoxie sogar für verderblich - wer Wissenschaft und Geist vermischt, landet sehr schnell bei Dr. Frankenstein.

FraAimerich

23. April 2025 17:52

"In Brecht hat das Mittelmaß geschrien."
 
Nun, immerhin hat er die Parallelen zwischen Bankenwesen, Finanzkapitalismus und der Mafia erkannt; speziell, was deren "klassische" US-amerikanische Ausprägung angeht. Große Teile - selbst Spitzenvertreter - des "neurechten Lagers" tun sich damit bis heute schwer.
 
Ein Umstand, den ich für das von Poensgen umrissene Scheitern des "metapolitischen Ansatzes" übrigens für charakteristischer halte als die bis zur Selbstaufgabe aufgeblasene "Remigrationskampagne".

Lutz Bollmann

23. April 2025 18:05

Chapeau, mein Freund.

Majestyk

23. April 2025 19:13

@ dojon86:
"Was ist der wirkliche Unterschied zwischen dem Adel und der Mafia? Antwort: Die Mafia kennt das Leistungsprinzip"
Die Mafia muß sich ja auch auf ihrem Markt behaupten, Adel und Sozialisten brauchen das nicht, die einen ruhen sich auf ihrer Hekunft aus, den anderen reicht die Ideologietreue.
@ Laurenz:
Stimme Ihnen ja zu, will auch gar nicht streiten, diesbezüglich sind wir uns einig, nur kann dem Küstenbewohner kein Berg die See ersetzen, und umgekehrt funktioniert das auch nicht. Ich habe mal ein paar Jahre in Norddeutschland gelebt, das war für mich wie Ausland. Hatte zwar auch schöne Seiten, hätte mir aber nie Heimat werden können. Das sieht aber jeder anders, diesbezüglich entscheidet ja auch das Gefühl.
@ Le Chasseur:
Ich als Arbeiter sage Ihnen, daß die Arbeitslosenversicherungen in der Form falsch ist und 75 Prozent Einnahmen, die in die Bürokratie fließen, geben mir recht. Gleichwohl stimme ich Ihnen zu, die AfD kann den Arbeiter nicht vertreten, auch nicht für "ihn" sprechen. Nur Arbeiter können für Arbeiter sprechen, und die sind in der SPD seit mindestens 50-60 Jahren nicht mehr vorhanden. Auch richtig ist, daß die Arbeitswelt im Wandel ist, genau deswegen war aber der Fachkräftemangel immer schon ein Märchen, genau wie so manche Wirtschaftsträumerei des globalen Handels unter Ungleichen. Zur AfD wäre noch zu sagen, daß die vielleicht einen Politikwechsel anstrebt; was es wirklich brauchen würde, ist aber ein Wertewechsel, führt aber zu weit.

Majestyk

23. April 2025 19:28

@ Adler und Drache:
Tja, die Hoheit des Staates übers Bildungswesen will man aber auch in "Ihrem" Lager nicht antasten und dann bleibt es eben so, wie es stets war, der Lehrer hat das Lied desjenigen zu singen, der das Brot bereitstellt, und je nach dem, wer gerade am Ruder ist, wirft der diejenigen raus, die ihm nicht genehm erscheinen. Könnte man vielleicht ändern mit echtem Föderalismus und Kontrolle der Kommunen über die eigenen Schulen oder mit gewählten Amtsinhabern in dem Bereich, vielleicht auch mit Abschaffung der Präsenzpflicht, will aber keiner. Ich würde ja sagen, sowas wie ein Bundesministerium für Bildung dürfte es gar nicht geben, aber ich würde ja auch das Bundesgesundheitsministerium abschaffen und noch vieles mehr, und ich halte ja auch Erziehungswissenschaften in Wahrheit für Umerziehungswissenschaften und Schulen wie die unsrigen für Einrichtungen, wo Kinder normiert und formatiert werden, anstatt zum eigenen und freien Denken ermutigt.

Der Gehenkte

23. April 2025 19:36

Die Sache mit dem Sprung bei Kierkegaard ist theologisch natürlich extrem komplex und man sollte sie nicht einfach einwerfen. Vielleicht eignet sich Augustinus besser zur Darstellung des Phänomens. Bosselmann will durch die Abruptheit der Argumentation diesen "Sprung" selbst schon darstellen. 
Ich will hier thesenartig drei Punkte erwähnen: 

Jeglicher Sprung - in welchen Glauben auch immer -, der sich über ein "um zu" legitimiert, ist keiner oder ein Widerspruch in sich selbst und muß scheitern. 
Wer derart gesprungen ist, ist für das Politische und damit auch das Metapolitische verloren und Bosselmann wäre auch nicht der erste in diesem illustren Kreis.
Und als Zusatz: dem Ostsozialisierten insbesondere stehen da ganz andere Hürden im Weg und er wird nie aus der Frage, also dem Zweifel, herauskommen, ob er sich nicht selbst betrügt und sich mit Gewalt etwas einredet, was er konstitutionell nicht leisten kann. Auch damit - mit diesem Zweifel - wäre der Sprung mißlungen. 

Umlautkombinat

23. April 2025 20:59

@Ein Fremder aus Elea
 
Mit Ihrem Zugang schraenken Sie sich ohne Not ein. Die meisten Dinge auf der Welt sind Komposita, auch mit unerwuenschten Bestandteilen. 
 
Oder sie haben schon Geschichte, wie im Beispiel. Denn der Hinduismus konnte schon meditieren und Buddha hat seine neue Religion haargenau an derselben Stelle anders definiert (atman vs. anatta), an der er dann (logisch) auch sein hauptsaechliches Werkzeug angepasst hat. Hat er einfach gemacht, ohne zu fragen :) Ich brauche beide Religionen nicht, aber warum sollte ich eine gute Sache wie diese Technik verwerfen wollen? Die existiert unabhaengig.

Ein Fremder aus Elea

23. April 2025 22:45

Umlautkombinat,
ich wollte allgemein strategisch was dazu sagen. Konkret kommt es nur darauf an, ob Ihnen Ihr Herauslösen etwas bringt und ob Sie verstehen, was es Ihnen bringt.
Sie haben selbst gerade jetzt einen Einwand gebracht, warum es problematisch ist, nämlich daß das Werkzeug und die Philosophie zusammengehen.
Mich interessiert Meditation nur am Rande als eine Sensibilisierung oder Einstimmung - hat mich früher etwas mehr interessiert. Wenn daraus mehr wird, Gebet oder Wunderwirken, wird es aber schon wichtig, ob es sich dabei um eine Lösung von der Welt handelt oder eine Prägung der Welt, und man kann nicht sagen, es sei einfach nur ein Werkzeug. Und wenn man sagt, daß es selbstverständlich weder zum einen, noch zum andern kommt, nun, auch dann hat man eine folgenreiche Wahl getroffen. Ich sage eben, wir alle glauben an etwas und folgen seiner Spur...

Laurenz

23. April 2025 23:41

@Le Chasseur ... Migrantengeld ... bevor Sie hier Unsinn raushauen, sollten Sie besser recherchieren. Die AfD kann das Migrantengeld, welches sie selbst Grundsicherung nennt, nicht abschaffen, weil das BVG der persönlichen Meinung ist, daß auch nicht Arbeistwillige, gemäß unserer Verfassung, eine Sicherung des Lebensunterhalts zusteht. Das hat wiederum damit zu tun, daß konservative Juristen in den letzten 50 Jahren lieber in die Wirtschaft gingen, um viel Geld zu verdienen, während die linken Sozi-Muttis den juristischen Staatsdienst fluteten. Denn, halten wir fest, nach einem befristeten Arbeitslosengeld gibt es in keinem Staat der Welt unsere Sozialleistungen. Noch in den Zeiten Frauke Petrys hatte die AfD vorgeschlagen, die Möglichkeiten des Zuverdienens zur Grundsicherung (aktuell wohl 100 Euro), zu erhöhen, damit die Langzeitarbeitslosen wieder besser motiviert sind, Zugang zum Arbeitsmarkt erhalten. Und natürlich macht es mehr Sinn, wie die AfD fordert, die Arbeitsvermittlung zu privatisieren. Die Resultate der Agentur für Arbeit sind völlig lächerlich. Recherchieren Sie mal, wie 125k Mitarbeiter nichts leisten.

Le Chasseur

24. April 2025 08:11

@Laurenz
"Migrantengeld" Meines Erachtens einer der Gründe, warum man das Land mit Zuwanderern geschwemmt hat: Um einen Vorwand für die Abschaffung der Sozialsysteme zu haben. Und Sie spielen das Spiel mit.
Hier nochmal die genauen Forderungen der AfD:
""Grundsätzlich soll der Anspruch auf Arbeitslosengeld erst nach drei vollen Beitragsjahren eintreten und ist zunächst auf sechs Monate beschränkt. Für je zwei weitere Beitragsjahre erhöht sich der Anspruch um einen Monat." Heißt: Das Minimum an Bezugsdauer gibt es unter der AfD nach drei Jahren im Job, statt wie derzeit nach einem. Und ein Jahr Arbeitslosengeld gibt es mit der AfD erst nach 15 Jahren im Job und nicht schon nach zwei Jahren wie heute." Quelle
"Die Resultate der Agentur für Arbeit sind völlig lächerlich."
Ich habe nirgends geschrieben, dass ich das derzeitige System gut finde.
 
 
 
 

Olmo

24. April 2025 08:19

@Majestyk
"Die Stadt Hannover, der bedeutsamste Mittelpunkt Niedersachsens, grenzt mit ihrer Gemarkung an ein Land, das sich weit und eben, eine Beute des Windes und des schweifenden Blickes, hinausschwingt. So eintönig und kark es dem Fremden, den kein Kindheitserlebnis, kein Gefühl für Stammesheimat mit dieser Erde verbindet, erscheinen mag, so mannigfach und köstlich erscheint es dem Eingeborenen. Wer in der Geerst aufgewachsen ist, der liebt die Berge nicht, die den Blick vermauern und von der Ferne abschnüren; er ist für immer der Ebene zugeschworen." S.171, Die Unvergessenen, Antaios 2022
Mir geht es wie Ihnen, nur umgekehrt. 

Olmo

24. April 2025 08:34

Achtung, die Christen drohen mit ewigem Leben, würde Schopenhauer spotten. Seit eingen Jahren ringe ich mit Schopenhauer, auch kokettiere ich manchmal mit Walvater Odin, weil ich den Norden liebe, die Heide, den Wald, das Meer, doch bleibe ich Christ. Niemals darfst du Jesus vergessen, hörst du Bengel! Ja, Oma. Und das tue ich auch nicht. Ich streuner mal hier und da abseits des Weges, aber ich halte ihn immer im Blick. Ich bin getauft und als Christ werde ich sterben und Gott soll mich richten.  Es gibt da ein sehr schönes altsächsisches Taufgelöbnis (Ende 8. Anfang 9.Jahrhundert) Sagst du dem Teufel ab? Und er antwortet: Uch sage dem Teufel ab. Und allem Teufelsopfer? Und er antwortet ...usw. sehr schön.

Umlautkombinat

24. April 2025 09:57

@Ein Fremder aus Elea
 
Was heisst schon 'mehr' durch Gebet, das ist eine typische Schichtung Niederes -> Hoeheres, die fuer mich als Atheisten voellig irrelevant ist. Meditation steht fuer sich selbst und ich hatte ein Beispiel genannt, warum das so gesehen werden kann, ja muss. Sie kommt aber nicht nur in Hinduismus und Buddhismus vor, sondern auch in jeder anderen verbreiteten Religion - auch dem Christentum. Nach Ihrer Interpretation waere sie damit schon an drei auch inkompatible Religionen gebunden und damit kein eigener Kern mehr vorhanden. Den gibt es aber ganz sicher, das zeigt diese Form an gleichzeitiger Existenz in verschiedenen Formen der Weltanschaung bei trotzdem Erhalt des grundsaetzlichen Zugangs ja gerade.
 
Dass ich selbst die buddhistische Variante zum Ausgangspunkt genommen habe, ist einfach dem dem Ueberhang an Wissen zum Thema dort im Vergleich zu jeder anderen Religion geschuldet. Ich haette aber sicher irgendwelche vedische Schriften, einen praktizierenden Taoisten, diverse Schamanen, Thomas Traverne, und und und genauso auf Bestandteile abgeklopft.  Dort ist aber wie gesagt viel weniger Spezifisches greifbar, ausserdem ist Buddha sehr klar in seinen Begruendungen und macht eine Auseinandersetzung damit sinnvoll.
 

Laurenz

24. April 2025 10:42

@Le Chasseur @L. ... Ja, Sie schreiben hier nur über das Arbeitslosengeld, welches aktuell maximal 1,5 bis zu 2 Jahre gezahlt wird. Da wird bei der AfD mal einer nachgerechnet haben. Es existieren auch Vorschläge, das Arbeitslosengeld in der Laufzeit komplett auf die eingezahlten Jahre abzurechnen, zB pro geleistetes Jahr 1 Monat Arbeitslosengeld. Aber das sagt alles nichts über das Migrantengeld/die Grundsicherung aus, welches direkt den Haushalt am massivsten belastet. @Olmo ... Odin ist mehr oder weniger der jüngste heidnische Gott, der wohl erst mit den einsickernden Asen (Germanen) aus dem Osten mitgebracht wurde. Im Gegensatz zu den lichten oder strahlenden sonstigen Göttern, ist Odin eher düster & ein Reitersmann. Man war da wohl auch nicht immer einer Meinung, da Odin auch als der Trugvater bezeichnet wird. Als Christ zu sterben, wäre mir persönlich viel zu gefährlich, die Gefahr viel zu groß, ins Fegefeuer zu kommen oder gar Ihre Hölle besuchen & mit Ihrem Teufel pokern zu müssen. Meine Frau Holle ist da wesentlich zahmer & großzügiger vom Gemüt her.

MarkusMagnus

24. April 2025 12:45

@ Majestyk
Das Thema Bildung und Schulen ist etwas, mit dem ich mich bisher zu wenig beschäftigt habe. Aber hier liegt der Schlüssel.
Auffällig ist daß es nur ganz wenige Länder gibt, in denen Heimunterricht nicht möglich ist. Darunter Deutschland. Warum ist das so?
Meiner Meinung nach um auch dem letzten deutschen Schüler noch den Schuldkult einzuprügeln. Man prügelt halt heute nicht mehr körperlich, sondern geistig. Und keiner darf davon kommen.

Le Chasseur

24. April 2025 13:46

@Laurenz
"Es existieren auch Vorschläge, das Arbeitslosengeld in der Laufzeit komplett auf die eingezahlten Jahre abzurechnen, zB pro geleistetes Jahr 1 Monat Arbeitslosengeld."
Super Plan. Sollte entsprechend auch für die Rente gelten. Dann dürfte einer absoluten Mehrheit für die AfD eigentlich nichts mehr im Wege stehen.

Dieter Rose

24. April 2025 14:13

@Olmo
Ich steige auf die Berge. Auch schön. Aber - jeder nach seiner Fasson! Ich werde mich hüten, dem Anderen seine Vorliebe auszureden.
 

Umlautkombinat

24. April 2025 14:20

Auffällig ist daß es nur ganz wenige Länder gibt, in denen Heimunterricht nicht möglich ist.

 
Immer dieser Schollenblick [1,2]. Ja, die Information ist teilweise nicht vollstaendig belegt und ja, die ursaechlich englischsprachige Welt kennt das relativ durchgehend. Aber wenig ist anders.

Adler und Drache

24. April 2025 14:23

@ Majestyk
Tja, die Hoheit des Staates übers Bildungswesen will man aber auch in "Ihrem" Lager nicht antasten
Ich staune. Was soll das denn sein, "mein" Lager? Das einzige "Lager", das ich so bezeichnen würde, ist in Schnellroda ... und dort denkt eh jeder anders. 
Meine Meinung: Ich würde die Schulpflicht durch eine Bildungspflicht ersetzen, das würde einen Markt schaffen, auf dem auch wieder Hauslehrer nachgefragt würden etc. 
Ich wünschte mir, dass sofort, nachdem die AfD irgendeine Landesregierung im Osten übernimmt, eine freie, freiheitliche Schule aufgebaut würde - wo linke Ideologie keinesfalls durch rechte ersetzt würde, sondern wo man sozusagen im Humboldtschen Sinn die Erziehung und Bildung der jungen Generation als wichtigste Aufgabe begreift, die es überhaupt gibt. Da würde ich sofort mitmachen. Leider bin ich nicht Manns genug, das selbst in die Wege zu leiten; das müsste Kapitän Bosselmann tun ... aber ich melde mich schon mal als Mitmacher.  

Adler und Drache

24. April 2025 14:32

@ Umlautkombinat
Und wieso waere der Nichtnachvollzug des Uebergangs von Teil I zu II in diesem Artikel eigentlich ein Beispiel fuer repetives Denken?
Ich meinte, es sei gerade kein Beispiel für repetitives, sondern eins für produktives Denken. 
von Dritten postulierter Aengste oder anderer angenommener Unzulaenglichkeiten
Hm ... Spielen Sie auf mich an, oder tatsächlich auf irgendwelche "Dritte"? Ich habe ja gar nichts postuliert, und zwar wohlweislich. In einen Atheisten kann ich mich nicht hineinversetzen, wäre aber u.U. eine erkenntnisfördernde Diskussion.  

Gracchus

24. April 2025 14:41

Man kann Bosselmann dankbar dafür sein, dass er uns an seinem Denkweg, einem durch Lebenserfahrung gesättigten, teilhaben lässt. Auch wenn man nicht dieselben Konsequenzen zieht, zielen seine Fragen doch auf Wesentliches und regen daher zum Selberdenken an. Ob für Bosselmann die Dissidentenrolle Mittel zum Zweck ist - zum, wie er es nennt, Eigentlichen vorzudringen - oder eine Art Lebensaufgabe, vermag ich von außen nicht zu beurteilen. Ich würde abraten, Verachtung zu kultivieren; auch Verachtung bindet und bindet Energie; und es gibt Geister, die sich davon nähren. 

Gracchus

24. April 2025 14:52

Ich hatte Bosselmann bisher bei der Stoa einsortiert. Kierkegaards Sprung ist mir nicht mehr ganz präsent - ich würde jedoch meinen: wer springt, muss schon im Glauben stehen, sonst würde er den Sprung nicht wagen. Traditionell ist der christliche Glaube allererst Gabe des Hl. Geistes. 
Ich habe, ohne es beweisen zu können, das Gefühl, der spirituelle Hunger wächst in unseren Breiten - auch wieder nach dem christlichen Glauben. Es liegt irgendwie in der Luft. Wendt hat neulich von einer "Eintrittswelle" in Frankreich geschrieben. Zeitgeist-affine Philosophen wie Zizek und Han schreiben in ihren aktuellen Büchern zum Christentum. Natürlich verschlafen die deutschen Kirchen mal wieder die Entwicklung. 

Gracchus

24. April 2025 15:06

@Umlautkombinat: natürlich kann man meditieren, ohne einer Religion anzuhängen. Es macht aber doch einen Unterschied, ob man an Gott glaubt und zu ihm betet. In ihrer Perspektive scheint das Gebet lediglich eine umständliche "verunreinigte"  Form von Meditation zu sein.
Man spricht auch von spirituellen Wegen. Sie können natürlich gute Gründe haben, den christlichen oder sonst einen religiösen Weg nicht zu beschreiten. Aber das Wissen, wie es wäre, diesen Weg zu beschreiten, ist ein hypothetisches. 

Umlautkombinat

24. April 2025 17:15

@Gracchus 
 
Andersherum wird ein Schuh daraus. Beim Begriff Gebet habe ich auf den Versuch reagiert, eine "hoehere" Form zu postulieren. Das Aufpflanzen als Erweiterung eines meditativen Zustand ist nicht meine, sondern Sache eines Glaeubigen.
Aber das kommt ja nicht von ungefaehr. Der Versuch der Ueberhoehung laeuft auf derselben Linie wie das Kaprizieren auf meinen Begriff des Werkzeugs. Da ist dieser ungewaschene Atheist, der solch edle Dinge einfach nicht schaetzen kann und Sakrilege begeht wie einen rationalen Kern daraus schaelen zu wollen und den - Gott behuete! - als Mittel zum Zweck benutzen will. Tja isso :) (und sagt ja noch lange nichts zum Material, an dem dieses Werkzeug angesetzt wird).
 
Zwei:
> Aber das Wissen, wie es wäre, diesen Weg zu beschreiten, ist ein hypothetisches. 
Der glaubenstypische Alleinanspruch darauf (wobei: man glaubt ja selbst ganz explizit, nix Wissen), wieder dieselbe Linie wie oben. Den haben Sie nicht und den hat keine Religion. Aber letztlich ist auch das nur ein Label. Es geht immerhin um Unkonzeptionelles, wie sollte man gerade dafuer einen passenden Begriff finden, den alle Leute  gleichartig akzeptieren koennten? Es ist maximal eine Naeherung und ich gehe der auch nicht weiter nach. Ein Neurowissenschaftler mag aber z.B. materielle neurological pathways dafuer suchen, in derselben schmutzig-materialistischen Art von Erkenntnissuche wie ich es anderswo tue :-)

Laurenz

24. April 2025 17:36

@Gracchus ... es war nicht Wendt, der von einer Kircheneintrittswelle in Frankreich schrieb, sondern Diouf. https://www.tichyseinblick.de/meinungen/religioese-trendwende-in-frankreich/  Allerdings sind die Zahlen arg überschaubar & wenn man etwas nachrecherchiert, durchaus zweifelhaft. Alleine schon deswegen, weil die Basiszahl nicht stimmt. Schauen Sie einfach Selbst nach. ... Es ist auch sehr wahrscheinlich, daß das Gebet ursprünglich keine eigene Ansprache an die Göttliche Allmacht darstellte, sondern eher ein Zuhören in Stille. @Adler & Drache @Umlautkombinat ... falls Sie Abrahamit sind, ist, gemäß Hitchens, Gervais & Dawkins, der Unterschied zwischen Ihnen & einem Atheisten lapidar, vernachlässigbar. Es gibt auf dem Planeten, wenn wir mal von der Erklärung als Gottheit von Römischen Kaisern & Ägyptischen Pharaonen absehen, ca. 3.000 Gottheiten, von denen der Jude, Muslim & Christ 2.999 leugnet. Der Atheist leugnet nur einen Gott mehr.

Laurenz

24. April 2025 17:51

@Adler & Drache @Majestyk (&L.) ... Ihre bildungspolitischen Ideen sind zwar nachvollziehbar, aber trotzdem ist davon abzuraten. Wir haben so schon Schwierigkeiten, den Ständestaat zu überwinden. Deswegen lehne ich auch Ihre Debatte über die Rente ab. Solange der Staat seine verbeamteten Büttel mit 13 Pensionen im Jahr von 71% des letzten Bruttoeinkommens berentet, bei den nicht verbeamteten Bütteln nur geringfügig weniger, brauchen wir keine Rente debattieren, völlig absurd. Auch in der Schulpolitik schlagen Sie diametral den falschen Weg vor. Wir sollten besser ins Auge fassen, Privatschulen für alle zu verbieten, auch für Kinder Deutscher Staatsbürger im Ausland. Nur dann ist Licht am Horizont für eine bessere Schulpolitik zu sehen. Linke oder einstmals feudale Politik will/wollte doch den Mob dumm lassen & die eigenen Kinder privilegieren. Das ist der Sinn der einstigen & heutigen Schulsystematik & letztendlich des an Abschlüssen & nicht an Leistung orientierten Beamtentums. Blöd ist nur, daß die Asiaten das ganz anders handhaben.

Laurenz

24. April 2025 17:57

Korrektur, mit Verlaub
@Adler & Drache @Majestyk (&L.) ... Ihre bildungspolitischen Ideen sind zwar nachvollziehbar, aber trotzdem ist davon abzuraten. Wir haben so schon Schwierigkeiten, den Ständestaat zu überwinden. Deswegen lehne ich auch die Debatte mit @Le Chasseur über die Rente ab. Solange der Staat seine verbeamteten Büttel mit 13 Pensionen im Jahr von 71% des letzten Bruttoeinkommens berentet, bei den nicht verbeamteten Bütteln nur geringfügig weniger, brauchen wir keine Rente debattieren, völlig absurd. In der Schulpolitik schlagen Sie diametral den falschen Weg vor. Wir sollten besser ins Auge fassen, Privatschulen für alle zu verbieten, auch für Kinder Deutscher Staatsbürger im Ausland. Nur dann ist Licht am Horizont für eine bessere Schulpolitik zu sehen. Linke oder einstmals feudale Politik will/wollte doch den Mob dumm lassen & die eigenen Kinder privilegieren. Das ist der Sinn der einstigen & heutigen Schulsystematik & letztendlich des an Abschlüssen & nicht an Leistung orientierten Beamtentums. Blöd ist nur, daß die Asiaten das ganz anders handhaben.

Majestyk

24. April 2025 18:07

@ MarkusMagnus:
Stimmt, deswegen sind die Linken ja zunächst durch die Institution Schule marschiert. Gut war Schule schon zu meiner Zeit nicht, jedenfalls nicht für mich. Was dabei heute noch Sinnvolles rauskommen soll, wenn ich mir die "Pädagogen" so anschaue, die ich einst in meinem Umfeld hatte, weiß ich nicht. Aber natürlich können nur zukünftige Generationen irgendwas richten, für meine Generation ist der Zug eh abgefahren bzw. unsereins hat es selber versaut, und da würde ich mich selber nicht einmal ausnehmen.
Ich habe auch keine Patentlösungen, frage mich aber, warum zum Beispiel die Finanzierung von Kitas durch den Steuerzahler nicht diskutiert werden sollte und warum sich auch von rechts nur eher müde an den Feminismus rangetastet wird. Mir fehlen die Ansätze, Zusammenleben mal neu zu denken - und anders zu leben. Seit fünf Jahren schreibe ich mir den Mund fusselig, daß es analog neue Netzwerke braucht, komplett am Staat und dessen "Zivilgesellschaft" vorbei. Rechtsbeihilfe, Mietbörse, Stellenmarkt zum Beispiel.

Majestyk

24. April 2025 18:14

@ Laurenz:
"weil das BVG der persönlichen Meinung ist, daß auch nicht Arbeitswillige, gemäß unserer Verfassung, eine Sicherung des Lebensunterhalts zusteht"
Gesetze kann man ändern, Urteile aufheben. Wenn alles bleiben soll, wie von Linken konstruiert, braucht es keine Opposition. Ich würde mir wünschen, daß deutlich mehr hinterfragt wird, als fatalistisch sämtliche Fehlentwicklungen als gegeben hinzunehmen.
Der Diabetespatient Deutschland braucht keine neuen Medikamente, sondern eine andere Lebensweise und deutlich mehr Bewegung.
@ Adler und Drache:
"Ich staune. Was soll das denn sein, "mein" Lager?
Jenes Lager, welches sagt, daß freiheitliche Ideen irgendwie unvaterländisch sind und man bloß nicht den Apparat zurückbauen darf. :-)
Ich wüßte keinen Grund, warum an Schulen eine politische Haltung vermittelt werden soll, wozu es Beamte als Lehrer braucht und warum Kinder nicht auch außerhalb von Schulen unterrichtet werden dürfen. Das Ergebnis muß stimmen. Am Ende einer Schulzeit sollten Schüler rechnen, lesen und schreiben können, ihr Land auf einer Karte finden oder einen Esel von einer Kuh unterscheiden können. Ergo fit fürs Leben - und nicht zum Aktivisten ausgebildet. Echte Bildung ist aus meiner Sicht betrachtet immer völlig unpolitisch und hat nichts mit dem zu tun, was von Marxisten und deren Verwandten so als Bildung verkauft wird. Standesdünkel bei der Bildung braucht es natürlich auch nicht.

Umlautkombinat

24. April 2025 19:02

@Laurenz, lassen Sie doch endlich mal Ihre maximal dreisaetzigen Generalrundschlaege, die hier wieder voll bluehenden Unsinns sind. Dawkins ist ein ehemaliger Katholik, gerade er wuerde sich wie die meisten Konvertiten (ich erlaube mir mal "zum Atheismus" so zu bezeichnen) putzen, wenn man seine jetzige Auffassung als "lapidar und vernachlaessigbar" bezeichnen wuerde. Der Mann war und ist dahingehend immer sehr beissfreudig, was wohl mit diesem Fakt zusammenhaengt. Koennen Sie die Quelle fuer seine behauptete Aussage angeben?
 
Natuerlich gibt es zum einen auch Religionen ohne Gottesbegriff, der Buddhismus waere das bekannteste Beispiel mit einem Namen dafuer. Zum anderen ist der "nur eine Gott mehr" ein ganz daemlicher Strohmann. Diese Polemik macht in Konsequenz aus jedem Glaeubigen einen Unglaeubigen, da er ja nur eine einzelne Nummer anbetet, aber die restlichen 3000 - 1 verwirft. Religioes oder nicht ist kein Gesetz der grossen Zahl.

Gracchus

24. April 2025 19:06

@Umlautkombinat: na, net. Ich habe mich bemüht, es wertfrei zu formulieren - ob höher oder niedriger, besser oder schlechter - es ist anders. Meine Weg-Metapher soll nur besagen: Wenn man einen Weg ausschlägt, kann man nicht im Voraus wissen, was einem auf dem Weg begegnet wäre, welche Aus- oder Einsichten dieser bietet etc. Dem Gläubigen eröffnet sich eine andere - in ihren Augen womöglich bizarre, illusorische und unmögliche - Realität. Eine Innenannsicht dieser Realität ist Ihnen jedoch versperrt (abgesehen davon, dass sie auch von Gläubigen zu Gläubigen variiert). Andererseits meine ich durchaus, dass man sich auch bei Ihrem materialistischen Zugang über meditative Erfahrungen austauschen kann. 

Le Chasseur

24. April 2025 20:14

@Umlautkombinat
"Diese Polemik macht in Konsequenz aus jedem Glaeubigen einen Unglaeubigen, da er ja nur eine einzelne Nummer anbetet, aber und die restlichen 3000o - 1 verwirft."
Naja, so pauschal kann man das nicht sagen. Für einen Christen existiert eben nur der dreieinige Gott, alle anderen Religionen sind Aberglaube und Götzendienst, während andere Religionen die Existenz anderer Götter nicht ausschließen und deren Anbetung auch tolerieren (und auch nicht den Drang verspüren, andere zu bekehren).

Ingelore

24. April 2025 20:14

Vielen Dank für das Teilen Ihrer ehrlichen und wertvollen Gedanken, Herr Bosselmann. Allerdings würde ich aus meiner Glaubenserfahrung nicht von einem Sprung sprechen, sondern von einer radikalen Entscheidung, der eine tiefe Erkenntnis vorausgegangen sein muß. Gott gibt sich zu erkennen, auf unterschiedliche Weise. Der christliche Glaube ist ein Offenbarungsereignis und ein Liebesereignis. Die Erkenntnis, dass Gott größer und mächtiger ist als wir Menschen, ist eine sehr wesentliche Erkenntnis. Weil er mir um Lichtjahre überlegen ist, kehre ich um zu ihm , verlasse meinen falschen Weg, um meine Hoffnung auf ihn zu setzen. Das hat @ofelia sehr schlicht und völlig richtig auf den Punkt gebracht. Die Demut ist und bleibt der Schlüssel zum Glauben an Christus. Natürlich sträuben sich bei diesem Wort wieder bei einigen die Nackenhaare. Man will ja wie Gott sein, ihm vielleicht sogar auf die Sprünge helfen und korrigieren. Gott ist nicht der Weihnachtsmann, der unseren Wunschzettel abarbeitet, sondern er schenkt Gnaden, mit dem Ziel, Seelen zu retten. Verpassen wir diese Gnaden nicht. Man sollte sich ernsthaft die Frage stellen: Was ist der Grund für diesen Christenhass, dieses Verächtlichmachen von Menschen, die eine tiefe Sehnsucht nach Gott, nach Heilung verspüren. Sie haben ein sehr bedeutendes Thema angestoßen, Herr Bosselmann. Ganz klar, es werden immer mehr Menschen nach Gott fragen, junge Menschen, denen man die Welt falsch erklärt hat.

Gracchus

24. April 2025 20:25

@Laurenz: Wendt hat auch darüber geschrieben: 
 https://www.publicomag.com/2025/04/die-sensation-wenn-junge-europaeer-ploetzlich-nach-dem-eigenen-suchen/
Das mit den Göttern haben Sie von Rick Gervais geklaut. Ich als Quasi-Henotheist leugne aber keine Götter. 
"Ein Zuhören in Stille" - richtig, meiner Erfahrung nach mündet jedes Gebet darin. 

Umlautkombinat

24. April 2025 20:30

@Gracchus
 

Ich habe mich bemüht, es wertfrei zu formulieren - ob höher oder niedriger, besser oder schlechter - es ist anders.

 
Das konkret ging jetzt gar nicht zuerst an Sie, es war schon der Punkt eines frueheren Kommentars, Ihre eigenen Formulierungen schienen mir dort weiterzufahren, in zweiter Linie dann also doch schon. Mit "anders" kann ich gut leben, macht auf der anderen Seite aber auch den genannten Austausch schwieriger. Ganz unabhaengig von den Kategorien Religion etc. uebrigens. Auch in direktem Gespraech, ob mit einem Atheisten oder glaeubigen Christen ist das nie ein Selbstlaeufer, ausser jemand hat den knack dazu schon einmal in wenigstens leichtester, meinetwegen nur minimal andauernder, Form erworben. Und ueber das informationshaltig betrachtet ganz duenne Kabel Internet wird das gegenseitige Verstaendnis nicht leichter, schon wegen der Beschraenkung auf Schriftsprache als Traeger. Aber den Kern des Meditativen gibt es fuer jeden Menschen, da bin ich mir relativ sicher.

Majestyk

24. April 2025 21:42

@ Le Chasseur:
"Für einen Christen existiert eben nur der dreieinige Gott, alle anderen Religionen sind Aberglaube und Götzendienst, während andere Religionen die Existenz anderer Götter nicht ausschließen und deren Anbetung auch tolerieren (und auch nicht den Drang verspüren, andere zu bekehren)."
Die missionieren alle, mal mehr, mal weniger, nennen es nur anders. Die Toleranz gerade des Islam anderen Religionen gegenüber ist ja schon nahezu sprichwörtlich und missioniert wird dort ebenfalls. 
Die einseitigen Vorurteile gegenüber dem Christentum resultieren aus der typisch westlichen Ablehnung des Eigenen und sind nicht zuletzt Resultat des Wirkens von deutschen Schlaumeiern und Religionsersatzerfindern des 19. Jahrhunderts.

MarkusMagnus

24. April 2025 23:08

@ Majestyk.
Mir fällt als Religion eigentlich nur das Judentum ein, das nicht missioniert. Im Gegenteil schotten sie sich eher ab.
Es ist für mich als Christ kein Problem, die nächste Moschee zu besuchen, auch wurde ich schon abends zum Fastenbrechen eingeladen. Versuche mal, in eine Synagoge zu kommen. Ich stand mal in Frankfurt vor einer Synagoge. Die war besser bewacht als Fort Knox. Was mich zu folgender Überlegung führt:
Vielleicht reicht Politik alleine nicht für unsere missliche Lage. Eventuell brauchen wir sowas wie eine Nationalreligion oder sowas.
"Gib einem Krieger einen Glauben, und er kämpft zehnmal so stark."

Ordoliberal

25. April 2025 04:10

Was mich an Bosselmanns Texten immer wieder anzieht, ist ihr Ton. Die Melancholie. Die sehr deutsche Innerlichkeit. Das Existenzielle.
Wiewohl Atheist von Neigung und Ausbildung, habe ich in den letzten Jahren meinen Dünkel gegenüber dem Christentum abgelegt. Meiner Meinung nach ist Demut die Kerntugend des Christentums, nicht Mitgefühl, nicht Askese.
Mitgefühl haben die meisten Menschen von Natur aus. Und Askese ist kein Wert an sich, sondern lediglich ein Mittel zum Zweck, etwas, das den Menschen ebenso verbessern wie verderben kann. Was den Linken ganz und gar fehlt, ist Demut, nicht Mitgefühl. Mitgefühl haben sie im Überfluss. Sie baden sich stolz darin. Wer aber auf sein Mitgefühl stolz ist, ist hochmütig. Jeder Priester lernt: Mitgefühl gepaart mit Hochmut führt zu Machtlust. Das ist eine uralte Einsicht des Christentums: Demut kann nur erwerben, wer zweifelt.
Der Sozialismus ist der Versuch, die Werte des Christentums durch bewaffnete Priester durchzusetzen, die weder Zweifel noch Demut kennen.

Laurenz

25. April 2025 06:47

@Gracchus @L. ... Das mit den Göttern haben Sie von Rick Gervais geklaut. ... Gervais hat es von Hitchens & Dawkins. Mein Beitrag ging nicht durch. Ich poste das nicht nochmal, wenn es nicht beliebt. ..."Ein Zuhören in Stille" - richtig, meiner Erfahrung nach mündet jedes Gebet darin. ... Bei Ihnen, besitzt aber keine Gemeingültigkeit. Castaneda nennt es den Inneren Dialog abschalten, denn sonst ist man nicht in der Lage, überhaupt etwas zu hören. @Umlautkombinat ... Wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mit mir debattieren, daß Sie zumindest ein einziges Argument auf den Tisch legen würden. Aber was soll der Leser mit Ihren reinen Meinungsbekundungen anfangen? Genau, nichts. @MarkusMagnus @Majestyk ... Mir fällt als Religion eigentlich nur das Judentum ein, das nicht missioniert. ... Ja, aktuell nicht. Es gab sehr wohl historische Phasen, in denen das Judentum missionierte, zB auch im I. Jahrhundert. Deswegen gab es den großen Konflikt auch zum Apostel-Konzil, bei dem es um Beschneidung, koscheres Essen & sonstige Gebote ging, die dem Judentum wichtig sind (natürlich um sich zu unterscheiden, wie Noah Gordon im Medicus einen Rabbi sagen läßt). Paulus warf das des Missionserfolgs willen über den Haufen. Paulus vernichtete damit die Hebräisch-Christliche Gemeinde in nicht mal 100 Jahren.

RMH

25. April 2025 07:43

Die einseitigen Vorurteile gegenüber dem Christentum resultieren aus der typisch westlichen Ablehnung des Eigenen und sind nicht zuletzt Resultat des Wirkens von deutschen Schlaumeiern und Religionsersatzerfindern des 19. Jahrhunderts. @Majestyk, Amen!
@Ordoliberal, 25. April 2025 04:10, Volle Zustimmung! Ergänzen kann man hier allenfalls den Hinweis, dass im Christentum der Aspekt der göttlichen Gnade eine Rolle spielt, die zumindest mir bei den mir bekannten anderen Religionen nicht erkennbar ist.
@MarkusMagnus, warum Snyagogen so gesichert sind, da fragen sie doch einmal den propalästinensischen Mob & Islamisten, die regierungsgeduldet sich in diesem Land breit machen können. Wenn man eingeladen & mitgenommen wird, kommt jeder in eine Synagoge & israelitisches Kulturzentrum. Muss man halt sowas "Schreckliches" wie einen praktizierenden Juden zur Abwechslung auch mal persönlich kennen.
@Nichtmissionierende Religion: Das Judentum ist zumindest kein "closed shop" aber wohl die bekannteste, nicht offiziell missionierende Relgion (irgendeine der x-fach vorhandenen jüd. Sekten mag hier anders handeln, weiß ich aber nicht). Nicht Missionieren tun auch Jessiden und eigentlich jeder, lokale Stammeskult. Bei letzteren muss man erst in den Stamm aufgenommen werden, dann folgt die "Religion", was ein aus rechter Sicht sehr interessanter Aspekt ist.

Le Chasseur

25. April 2025 07:53

@Majestyk
"Die missionieren alle, mal mehr, mal weniger, nennen es nur anders. Die Toleranz gerade des Islam anderen Religionen gegenüber ist ja schon nahezu sprichwörtlich und missioniert wird dort ebenfalls."
Der Islam gehört für mich zu dem Block der monotheistischen abrahamitischen Sekten, die durch ihre Intoleranz und ihr Weltmachtstreben auffallen. Ich bezog mich auf die oben erwähnten 3000* anderen Götter bzw ihre Anhänger, die es auf diesem Planeten außerdem noch gibt.
*) wobei es alleine im Shintoismus ja schon 8 Millionen Gottheiten gibt: https://oe1.orf.at/artikel/675402/Acht-Millionen-Goetter-und-ein-Tenno-Japans-Religionen

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