Apropos Zertifizierung: Die Deutschen haben’s von jeher gern amtlich. Nun ist ihnen von Amts wegen abgestempelt worden, die gesamte AfD wäre „rechtsextrem“. Da hat man doch was in der Hand und weiß endlich, woran man ist.
Nur Erkenntnistheoretiker finden kurios, daß die begriffliche Zuschreibung durch ein Amt, politischen Zwecken und Zielen folgend, prompt gesellschaftlich als unhintergehbare Wahrheit gelten soll – so, als wäre jetzt ein mathematischer Beweis geführt oder von der Labormedizin eine Diagnose durchgestellt worden.
Abgestempelt also. Damit sind die Fronten klar: Ihr und wir. – Wir als diagnostizierte und negativ zertifizierte Unpersonen haben nun nicht etwa noch auf unsere Lebens- und Arbeitsleistungen zu verweisen, haben auch nichts mehr zu erklären, herzuleiten und zu diskutieren, denn wir sind vor allem anderen, was wir noch so sein mögen, rechtsextrem. Genau darauf finden wir uns verkürzt.
Und eingestanden: Vielleicht muß in Anbetracht der deutschen Zustände die denkbare Alternative dazu tatsächlich, nun ja, extrem sein.
Insofern verwundern mich die Übungen, nun doch noch vermeintlich Entscheidendes erklären, herleiten und disputieren zu wollen, so als gäbe es die Möglichkeit einer Diskussion auf Augenhöhe, so als würde man – zumal unmittelbar nach dem Akt der Stigmatisierung und des Ausschlusses – nun doch noch aufmerksam gehört und die anderen ließen sich aufgeschlossen auf Argumente ein – oder auf die Impulsfrage, aus welchem Ursachengefüge heraus denn die AfD überhaupt entstand, welchen Situationen kausal nachvollziehbar ihre Gründung und ihr mehrfacher Wandel (Zwangsläufig?) folgten.
Das interessiert die Bestimmer nicht, schon gar nicht, daß die AfD, was immer nun genau von ihr zu halten sein mag, von ihrer zahlreichen Anhängerschaft als das einzig mögliche Korrektiv verstanden wird – oppositionell, klar.
Die Meinungsführer wollen die AfD vielmehr als gefährliches Ergebnis einer gänzlich nonkausal erfolgten Spontaninfektion auffassen, als pathologischen, ja hochinfektiösen Fall, enorm entzündlich und potentiell pandemisch, zumal die erprobten Therapien mittels „politischer Bildung“ und „Schule der Demokratie“ nicht anschlagen.
Da ist nichts mehr zu diskutieren, auch nicht sophistisch zum „ethnischen Volksbegriff“, der angeblich dem grundgesetzlichen Gebot der Menschenwürde so diametral entgegensteht, daß er nur von Rechtsextremisten aufgerufen werden kann.
Was für ein treffliches Totschlagargument doch: Weil ihr von einem ethnischen Volksbegriff ausgeht, beeinträchtigt ihr die Würde der Eingewanderten. Schon allein deswegen seid ihr hinreichend rechtsextrem. Was zu beweisen war. – Michael Klonovsky hat dazu mehrfach treffliche Glossen hinterlassen.
Jeder, der sich nun noch darauf einläßt, nachweisen zu wollen, daß es sich nicht so verhält, daß die Konstruktion eines Zusammenhangs von „ethnischem Volksbegriff“ und „Mißachtung der Menschenwürde“ etwas zweifelhaft verschraubt wurde, gerät in die Verstrickungen der Ideologie-Scholastik. Er kann nur verlieren, denn die Herrschaft hat ein Verdikt formuliert, hinter das sie und ihre Anhänger weder zurück können noch wollen.
Ihr Ziel ist die Eliminierung der Opposition – im Sinne von Ausschluß, Verbot, Verächtlichmachung. Einen Diskurs gibt es nicht mehr; er war schon etwa zwanzig Jahre nur noch abgelebte Phrase, ebenso wie es das AgitProp-Gerede von der Vielfalt war, die an sich Gleichschaltung und Einförmigkeit meint, oder das Polit-Bekenntnis zur Toleranz, die absurderweise nur gegenüber artigen Bekennern geübt, mithin jenen gewährt wird, die ihrer gar nicht bedürfen, weil sie ja schon zum Bürgerfest des Bundespräsidenten eingeladen sind, mithin bei Hofe geschätzt werden.
Wenn US-Außenminister Marco Rubio dem deutschen Staat Tyrannei vorwirft, hat er substantiell Recht. Wo, in welchen Staaten der EU etwa, gibt es denn Behörden im Sinne einer Glaubenskongregation, die die Haltung von Menschen zertifizieren, die also mit Anspruch einer letztgültigen Wahrheit behaupten dürften, wer rechts- oder sonstwie extrem ist und weshalb.
Man sollte die Zuschreibung jetzt hinnehmen – als das, was sie ist, eine Zuschreibung eben, von einer Behörde, die weisungsgebunden dem sozialdemokratisch geführten Innenministerium untersteht. – Was gibt es nicht alles für Zuschreibungen und amtliche Zertifizierungen! Hier nun also eine weitere.
Unfreiwillig kurios wirken nur die hämischen Jubler und Klatscher, für die eine Zuschreibung durch Bürokraten als Zeugnis absoluter Wahrheit gilt und die nun euphorisiert mit einem Wisch wedeln, den sie amtlich haben. Untertanengeist. Gerade die Linke ruft beständig nach dem Staat, den sie früher noch kritisierte, ja bekämpfte.
Was folgt? Eine noch härtere Polarisierung, die eine bereits erhebliche Spannung verstärkt. Und Spannungen sorgen für Bewegung oder gar Eruptionen.
Ein gebuertiger Hesse
"Unfreiwillig kurios wirken nur die hämischen Jubler und Klatscher, für die eine Zuschreibung durch Bürokraten ein Zeugnis absoluter Wahrheit darstellt und die nun euphorisiert mit einem Wisch wedeln, den sie amtlich haben."
Diese Typen gehören zum Schäbigsten, weil Feigsten und Dümmsten, das unser Volk - wie vermutlich jedes andere auch - zu bieten hat. Wenn ich jemals außer Landes ziehen sollte, wäre dieser "Menschenschlag" das erste, dem ich keine Träne nachweinen würde.