Ein neuer Realsozialismus

Kann man behaupten, daß der eigentliche Sozialismus eben nicht in der DDR gelang, sondern erst jetzt? Sogar komfortabel, so mit Anschluß an den Weltmarkt und demokratisch generiert?

Heino Bosselmann

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

Immer­hin gibt’s Wah­len. Es ist, mar­xis­tisch gespro­chen, vor allem der poli­ti­sche Über­bau, der – im Wort­sin­ne – „real­so­zia­lis­tisch“ anmu­tet. Dazu phä­no­me­no­lo­gisch ein paar Noti­zen zu signi­fi­kan­ten Ver­än­de­run­gen, die aller­dings längst bun­des­re­pu­bli­ka­ni­scher All­tag sind.

1. Ver­phra­sung – Wesent­lich an der Phra­se: Sie will sug­ge­rie­ren, was so gar nicht ist, sie beschwört, was das ver­meint­li­che Selbst­ver­ständ­nis aus­macht, sich jedoch nicht rea­li­siert findet.

„Tole­ranz“ etwa, eine For­de­rung der Auf­klä­rung, sicher­te oder for­der­te in ursprüng­li­cher Bedeu­tung den Respekt gegen­über oppo­si­tio­nel­ler Auf­fas­sung, um kul­ti­viert den pro­duk­ti­ven Dis­kurs zu ermög­li­chen, wird aber neu­er­dings – gänz­lich unsin­nig – nur jenen gewährt, die schon von sich aus zum Bünd­nis der jeweils Wil­li­gen und zu den selbst­er­klärt „Anstän­di­gen“ gehö­ren. Unter Gleich­ge­sinn­ten jedoch bedarf es gar kei­ner Tole­ranz, da es kei­nen Dis­sens gibt.

Tole­ranz wird gera­de jenen ver­wei­gert, die ihrer bedürf­ten. Hat je irgend­wo ein par­la­men­ta­ri­scher Antrag einer AfD-Frak­ti­on auch nur die Aus­schuß­ebe­ne erreicht, ohne vor­her mit übli­chem Reflex abge­wie­sen zu werden?

„Viel­falt“ wie­der­um ver­steht sich gera­de nicht als ein rei­ches Spek­trum des Ver­schie­de­nen, son­dern als gleich­ge­schal­te­te „Bunt­heit“ in Regen­bo­gen-Uni­form. Und „unse­re Demo­kra­tie“ ist eben nicht unse­re Demo­kra­tie, son­dern jene der ande­ren, deren Haupt­ziel genau dar­in besteht, uns aus­zu­schlie­ßen, was nicht demo­kra­tisch ist, plu­ra­lis­tisch schon gar nicht.

Gern wer­den in der Poli­tik Begrif­fe dau­er­ge­braucht, die posi­tiv kon­no­tiert sind, mit denen ver­schie­de­ne Kräf­te aber inhalt­lich sehr Ver­schie­de­nes ver­bin­den, so daß die jewei­li­ge Seman­tik nicht klar ist, und man anein­an­der vorbeispricht.

Daher gibt es „Euro­pa“ und Euro­pa sowie „Bil­dung“ und Bil­dung. Über­haupt soll­te man immer mehr Wor­te in Anfüh­rungs­zei­chen set­zen, weil sie im offi­zi­el­len ganz anders als im inof­fi­zi­el­len Gebrauch gefärbt sind. Wie einst in der DDR erscheint es wich­tig zu beden­ken, wo man nun genau was sagt und wo man wel­chem Duk­tus folgt.

Kon­se­quenz: Die leben­di­ge Dis­kus­si­on weicht in die sozia­len Medi­en aus, die neu­er­dings poli­tisch ver­teu­felt wer­den, weil dort fins­te­re Tech-Mil­li­ar­dä­re zum eige­nen Vor­teil Algo­rith­men mani­pu­lier­ten. Aber wohin sonst? Das Estab­lish­ment hat fast alle öffent­li­chen Podi­en geschlos­sen und bevor­zugt die Her­me­tik mit Gleich­ge­sinn­ten, wäh­rend die „öffent­lich-recht­li­chen“ Medi­en immer didak­ti­scher werden.

2. Ideo­lo­gi­sie­rung – Längst dürf­te die poli­ti­sche Ein­fluß­nah­me DDR-Niveau erreicht haben – ins­be­son­de­re über „poli­ti­sche Bil­dung“, rea­li­siert von der Schu­le, von staat­li­chen Ein­rich­tun­gen und immer offen­si­ver von den Anhangs­ver­ei­nen poli­ti­scher Par­tei­en, die direkt oder indi­rekt staat­lich ali­men­tiert, aber als „Teil der Zivil­ge­sell­schaft“ dekla­riert werden.

Im rot-rot regier­ten Meck­len­burg-Vor­pom­mern avan­cier­te ein sol­cher Ver­ein, die „Regio­na­le Arbeits­stel­le für Bil­dung, Inte­gra­ti­on und Demo­kra­tie e. V.“, inspi­riert u. a. von der extrem indok­tri­nie­ren­den „Ama­deu Anto­nio Stif­tung“, sogar zur „Ser­vice­agen­tur Ganz­tä­gig ler­nen“ und nimmt so, finan­zi­ell gene­rös aus­ge­stat­tet, direk­ten Ein­fluß auf die Schu­len –inten­siv polit­ideo­lo­gisch. Kaum jemand stört sich daran!

Bekennt­nis-zu ist den Ideo­lo­gen wich­ti­ger als Wis­sen-über oder gar die Her­aus­bil­dung einer dif­fe­ren­zie­rend-kri­ti­schen Urteils­kraft, die wie­der­um einer umfas­sen­den Bil­dung bedürf­te, auf deren Gewähr­leis­tung mehr und mehr ver­zich­tet wird. Die Rah­men­plä­ne, hört man, wären „über­frach­tet“, es käme auf Metho­den und „Kern­kom­pe­ten­zen“ an, dann erschlös­sen sich Schü­ler die Inhal­te selbst.

Ins­ge­samt soll weni­ger nach­ge­dacht als artig nach­ge­spro­chen wer­den. Hin­ter­fra­gen uner­wünscht. Bewer­tet wird die offi­zi­ell als rich­tig ange­reg­te Posi­tio­nie­rung, für die der Staat unter­richt­lich die Argu­men­ta­tio­nen liefert.

Dazu pas­sen oktroy­ier­te Sprach­re­ge­lun­gen. Sie erzwin­gen eine staat­lich erwünsch­te Kor­rekt­heit, u. a. über will­fäh­ri­gen Gebrauch der Gen­der­spra­che, dem mas­sivs­ten Ein­griff in Sprach­ge­pflo­gen­hei­ten über­haupt. Gen­der­spra­che avan­cier­te zur Herrschaftssprache.

Wer sich ihr ver­wei­gert, wird als Dis­si­dent kennt­lich, ins­be­son­de­re an den Uni­ver­si­tä­ten, die mit vor­aus­ei­len­dem Gehor­sam auf ihre eins­ti­ge Auto­no­mie ver­zich­ten, dar­in nur noch von den Kir­chen überboten.

3. Staats­si­cher­heit – Gesin­nungs­schnüf­fe­lei, Kon­takt­schuld, nega­ti­ve Kon­se­quen­zen für publi­zis­ti­sche Tätig­keit. Dank Such­ma­schi­nen und KI bedür­fen die Staats­or­ga­ne nicht mehr der gedun­ge­nen infor­mel­len Mit­ar­bei­ter, abge­se­hen davon, daß Denun­zi­an­ten heu­te ja als vor­bild­lich „cou­ra­giert“ gel­ten. Gan­ze Platt­for­men leben davon, Kri­ti­ker zu diffamieren.

Dem Ver­fas­sungs­schutz reicht es daher, ganz zurück­ge­lehnt am Schreib­tisch mit Such­be­feh­len zu arbei­ten und büro­kra­tisch gründ­lich Miß­li­e­bi­ges auf­zu­lis­ten. Der jüngs­te Ver­fas­sungs­schutz­be­richt ist dafür bered­tes Bei­spiel – drei Bän­de akri­bisch gesam­mel­ter Lini­en­über­schrei­tun­gen. Bei der Lek­tü­re fragt man sich häu­fig: Und das soll die „frei­heit­lich-demo­kra­ti­sche Grund­ord­nung“ gefähr­den? Weshalb?

In mei­nem Fall reich­te für Nen­nung und somit Stig­ma­ti­sie­rung ein mode­rat kri­ti­scher Vor­trag zur Bil­dungs­po­li­tik. Zum Berufs­ver­bot langt’s ja sowie­so. Dafür müs­sen nicht mal Inhal­te von Publi­ka­tio­nen geprüft wer­den; hin­rei­chend ist allein der inkri­mi­nier­te Publikationsort.

Fragt man die Exe­ku­tiv­or­ga­ne höf­lich nach Grün­den und Erläu­te­rung des Berufs­ver­bots, gar nach Recht­fer­ti­gung des Vor­gangs, stößt man auf Schwei­gen. Man lese dazu Franz Kaf­kas „Vor dem Gesetz“. Ein­mal geschaßt, scheint Kom­mu­ni­ka­ti­on mit der Herr­schaft nur noch juris­tisch mög­lich, obwohl doch gera­de das offe­ne Gespräch mit­ein­an­der juris­ti­sche Akte ver­mei­den hilft. Neu­er­dings schreibt man mir, ich wür­de „in per­sön­li­cher Hin­sicht nicht dem Anfor­de­rungs­pro­fil an eine Lehr­kraft“ entsprechen.

Frü­her gab man noch, frei­lich ver­lo­gen, „schul­or­ga­ni­sa­to­ri­sche Grün­de“ vor. Jetzt meint man den Defekt in mei­ner Per­sön­lich­keit zu erken­nen. Ich bat höf­lich um Erläu­te­rung. – Schwei­gen, klar.

Legi­ti­miert wer­den Aus­spä­hen und Aus­schluß über dekre­tier­te Vorgaben:

Wer etwa kon­ser­va­tiv oder natio­nal­li­be­ral bzw. ein­fach nur all­tags­sprach­lich von einem tra­di­tio­nel­len Volks­be­griff aus­geht, wird bekannt­lich als Staats­feind mar­kiert, indem unter­stellt wer­den darf, er fol­ge einem „völ­kisch-abstam­mungs­mä­ßi­gem Gesell­schafts- und Volks­ver­ständ­nis“. Der Aus­druck „völ­kisch“ ist bewußt gewählt, weil er – als gän­gi­ges Adjek­tiv aus der Lexik des frü­hen 20. Jahr­hun­derts – recht umstands­los in die Nähe des Natio­nal­so­zia­lis­mus gerückt wer­den kann.

Jeden­falls ver­sto­ße der „eth­ni­sche Volks­be­griff“ von vorn­her­ein gegen die „Men­schen­wür­de“, ste­he also dem Arti­kel eins des Grund­ge­set­zes ent­ge­gen, mit­hin wäre er „ver­fas­sungs­wid­rig“. Was zu bewei­sen war … -

Mit Blick auf ande­re „Völ­ker“ darf noch „eth­nisch“ argu­men­tiert wer­den, dem eige­nen gegen­über aber nicht.

4. Der neue Mensch – Grund­ver­ord­net wird von den Mei­nungs­füh­rer­schaft ein Men­schen­bild, das pau­schal posi­tiv ist. Auch daher die hohe Wei­he für Mar­got Fried­län­ders recht ein­fa­chen Appell: „Seid mensch­lich!“

Daß der Mensch genau das viel­fach eben nicht ist, daß viel­mehr höchst pro­ble­ma­ti­sche und wider­strei­ten­de Antei­le zu sei­nem Wesen gehö­ren, die nun mal sein inne­res Dra­ma eben­so bedin­gen wie sein gesell­schaft­li­ches, wird ignoriert.

Auf­fäl­lig, daß jene, die sol­che Ver­kür­zun­gen ver­tre­ten, selbst offen­bar in sich nie um das Gute und Rich­ti­ge rin­gen müs­sen, son­dern es ganz selbst­ver­ständ­lich zu ver­kör­pern mei­nen. Ist aber nicht genau dies unheimlich?

Das Bei­spiel Fried­län­der gewann in letz­ter Zeit eine gera­de­zu qua­si­re­li­giö­se Bedeu­tung, zudem die Dame als Ver­kün­de­rin der erlö­sen­den Bot­schaft extrem lei­der­fah­ren und als Jüdin Zeit­zeu­gin und Opfer des Holo­caust ist. Nach ihrem Vor­trag wir­ken Jugend­li­che laut „Tages­spie­gel“ wie nach einem Erweckungserlebnis:

„Julie, 15 Jah­re: Durch Mar­got Fried­län­der habe ich gelernt, alle so zu akzep­tie­ren, wie sie sind. Kei­ne Reli­gi­on, kein Aus­se­hen oder Stand in der Gesell­schaft macht einen zu einem ande­ren Men­schen. Wir sind alle Men­schen und soll­ten uns gegen­sei­tig respek­tie­ren. Es ist wich­tig, sei­ne Mit­men­schen nicht nur anzu­hö­ren, son­dern auch zu ver­su­chen, zu ver­ste­hen. Alle Men­schen sind auf ihre eige­ne Wei­se beson­ders und ver­schie­den und doch so gleich!“

Sie sind’s aber auf so ver­ein­fach­te Wei­se eben nicht! Und respek­tiert wer­den gegen­wär­tig ohne­hin nur jene, die poli­tisch folg­sam for­mu­lie­ren und han­deln. Wie gesagt: Allen ande­ren darf nach offi­zi­el­ler Les­art nicht mal Tole­ranz gewährt wer­den; sie gel­ten – sie­he oben – „in per­sön­li­cher Hin­sicht“ als defekt.

Der neue Mensch wün­sche und rea­li­sie­re „Gerech­tig­keit“, er sor­ge für „Teil­ha­be“ und umfas­sen­de „Inklu­si­on“, er wen­de sich stets gegen „Dis­kri­mi­nie­rung“, „Ras­sis­mus“, „Sexis­mus“, „Popu­lis­mus“ und die „all­zu ein­fa­chen Lösun­gen der AfD“.

Mit Goe­the: Edel sei der Mensch, hilf­reich und gut! Im Gegen­satz zu Goe­thes Kon­junk­tiv for­mu­lie­ren unse­re Chef­ideo­lo­gen aber indi­ka­ti­visch. Gut wie­der­um ist nur, wer sich ganz bot­mä­ßig poli­tisch ein- und zurich­ten läßt.

Weil der Mensch per se gut ist, was sich pri­mär in sei­nem poli­ti­schen Cre­do äuße­re, darf er sich auf För­de­rung ver­las­sen. Er kann sei­ne „Bedar­fe“ anmel­den, auf daß ihm mit „Maß­nah­men“ gehol­fen werde.

For­de­run­gen im Sin­ne von Pflicht, Leis­tung, Selbst­über­win­dung, Hal­tung und Eigen­ver­ant­wor­tung, so mitt­ler­wei­le die Wahr­neh­mung, dis­kri­mi­nier­ten eher, sie erschei­nen also schnell als Über­for­de­run­gen und lös­ten ins­be­son­de­re an den Schu­len Depres­sio­nen, Ängs­te und Eßstö­run­gen aus.

Daher for­dert der „Lan­des­schü­ler­rat Meck­len­burg-Vor­pom­merns“ wei­te­re Erleich­te­run­gen und zudem die Ein­füh­rung eines Faches zur Resi­li­enz und Streß­be­wäl­ti­gung. Am liebs­ten wäre ihm das Zuer­ken­nen von Leis­tungs­nach­wei­sen und Abschlüs­sen ohne das Erfor­der­nis von Enga­ge­ment und Selbst­re­gu­lie­rung. Um so kon­for­mer aber sind die poli­ti­schen Stel­lung­nah­men des Rates. Rei­ner GEW-Sprech, abso­lut staatstreu.

Wer sich auf den Staat und des­sen Wohl­fahrts­ga­ran­tien ver­läßt, wer in den Genuß all der Nach­teils­aus­glei­che und Inklu­si­ons­be­mü­hun­gen kommt, wird sich mit Kri­tik zurück­hal­ten. Wich­tig nur: Lini­en­treu bleiben!

In der Wei­se, wie der gute, der wün­schens­wer­te, der poli­tisch ange­paß­te Mensch als posi­tiv her­aus­ge­stri­chen wird, als Staats­bür­ger, wie wir ihn alle wol­len müs­sen, fin­det sich das Gegen­bild als patho­lo­gisch böse gezeich­net: Trump, Putin und sowie­so die AfD. Wie Vol­de­mort und jene Todesser, die zu ihm halten.

Gefor­dert ist, sol­che Per­sön­lich­kei­ten und Kräf­te aus­zu­schlie­ßen und zu eli­mi­nie­ren. Schon schlimm genug, daß es sie gibt.

Um nur bei der AfD zu bleiben:

Allein nach den Ursa­chen ihrer Ent­ste­hung zu fra­gen, also nach einer his­to­ri­schen oder poli­ti­schen Situa­ti­on, die ganz offen­bar nach Kor­rek­tur und Kor­rek­tiv ver­lan­gen ließ, ist längst rei­ne Ketzerei.

Heino Bosselmann

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

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Kommentare (123)

1Niedersachse

18. Mai 2025 15:26

Ich habe nie in der DDR gelebt, aber dennoch behaupte ich nach vielen Unterhaltungen mit Bürgern die aus der "Ehemaligen" kommen: Der Vergleich mit der verblichenen DDR hinkt! Mag sein, das sich vieles ähnelt, die alltägliche Propaganda, die alle gesellschaftlichen und staatlichen Institutionen wie ein Schimmelpilz durchzog, das Denunziantentum, die Bestrafung von Meinungsabweichlern. Dennoch: Trotz allem antifaschistischen Klassenkampf- Getöse war der Moskauer Satellitenstaat für das deutsche Volk weniger gefährlich als die heutige Bunte Republik, denn diese (also der politisch/ mediale Komplex) stellt ja schon die bloße Existenz eines deutschen Volkes in Frage. Die DDR dagegen leugnete die Existenz eines deutschen Volkes meines Wissens nach aber nicht. Die Gleichschaltung dürfte mittlerweile ähnlich oder schlimmer sein wie in der DDR, aber dazu kommen noch die Überfremdung und die stetig anwachsende Alltagsgewalt. Ich denke, mann konnte in Magdeburg, Chemnitz oder Dresden vor 40 Jahren sicherer durch die Straßen gehen, als heute. Wobei es im Vergleich zum "Westen" immer noch weitaus besser ist.

Diogenes

18. Mai 2025 17:43

Worauf möchten Sie eigentlich weiter hinaus (Folgerung), als nur die bloße Wahrheit der von Ihnen gesehenen Wirklichkeit zu beschreiben? Jene Lebenswahrheit/Lebenslüge (das kommt auf den Blickpunkt an), die ich übrigens als ideologisch-materialistisches Mischwesen aus kapitalistischen Raubtier und marxistischer Menschentümelei in ihrer Hand-in-Hand-Arbeit skizziere (Zuerst das große Gleichmachen und dann das große Ausbeuten der bindungslosen/wurzellosen Gleichgemachten mangels homogener Widerstandsorganisation).
 
Das Wesen der eigenen Wirklichkeit so zu benennen wie es ist; dessen Selbstverständlichkeit in Worte fassend, die nach Eisen schmecken/beschweren und Paralyse sind. Die Nichtbewegung vor- oder rückwärts, sondern das ängstliche Stehenbleiben in Ohnmacht.
 
Von Sozialismus bzw. deutschem Sozialismus sollte man als Deutscher nur reden, wenn man Nationalpolitik im Sinne hat und Marx und andere Vertreter materialistischer Irrlichter ausschließt. Sozialismus kann nur aus gewachsener, Jahrhunderte und Jahrtausende alter Vertrauensgemeinschaft heraus entstehen. Gesellschaften der X-Beliebigen sind des Deutschen Volkstod. Das ist das schleichende Unwesen das zersetzt, was die Nation deutscher Menschen ausmacht. Der Begriff "Deutsch" wird genauso wie der deutsche Begriff "Sozialismus" aufgeweicht und heißt alles und gar nichts. Deutscher kann ja werden wer will. Asozialsein ist das neue Sozialsein.  

Florian Sander

18. Mai 2025 18:42

Die BRD des Jahres 2025 ist genauso wenig "sozialistisch" wie die AfD "faschistisch" ist. Ist es denn so schwer, endlich mal die Vokabeln des Kalten Krieges bzw. des 20. Jahrhunderts abzulegen? "Sozialismus" hat immer auch eine stark ökonomische Konnotation, und die liegt hier absolut nicht vor, auch wenn es Parallelen mit der gesellschaftlichen Grundstimmung in der DDR geben mag. Die hat aber der Realsozialismus nicht für sich gepachtet, sondern ist einfach ein soziologisches Phänomen einer jeden wie auch immer "politisch formierten Gesellschaft" (von der islamistischen Theokratie im Iran bis hin zur kapitalistischen Militärdiktatur in Chile). Die BRD mit ihrer Einbindung in die globale Großkonzern-Marktwirtschaft, dem Privateigentum-Prinzip und ihrem Blackrock-Kanzler als "sozialistisch" zu beschreiben, ist einfach politikwissenschaftlicher Humbug hoch zehn, der durch ständige Wiederholung dieser ollen Boomer-Kampfbegriffe auch nicht korrekter wird. Daran ändert auch die x-te Thematisierung Ihres Berufsverbotes nichts. Die gab's auch schon früh in der BRD: Nämlich gegen Linke in den 70ern. Formierte Gesellschaft halt. Und das mitten im Kapitalismus!

Florian Sander

18. Mai 2025 18:45

Es ist vielmehr gerade Kennzeichen eines autoritären Linksliberalismus (und nicht eines Sozialismus!), die politische Repression privat "outzusourcen" an Antifa-nahe NGOs, wie es die BRD tut. Das ist ja eben gerade NICHT sozialistischer Etatismus, sondern liberale Privatisierung ehemals staatlicher Vorgänge. Volles liberales Programm also. Das alles blenden Sie mit dieser elend redundanten "Sozialismus"-Schimpferei regelmäßig aus.

Mboko Lumumbe

18. Mai 2025 19:29

Wenn man die beiden aktuellen sehr guten Texte von HB und GK liest (Dank dafür) und dann den heutigen sehr guten bei der JF "Einfach mal den NGO-Geldern folgen", dann kann man wieder sehen, wie groß der Wirkunterschied ist zwischen den politischen Lagern und deren Akteuren, auch und gerade im Vorfeld. Leider ist das so. Der Schlußabsätze von HB und GK bringen es zum Ausdruck: Die konservative Seite ist quasi ohnmächtig und muss das Ganze auch noch mitfinanzieren durch Steuern, Abgaben und Zwangsgebühren für die öffentlich belehrenden Medien. Die Machtzentren sind besetzt seit vielen Jahren, und der kritische Bürger wird manchmal regelrecht verhöhnt, bewusst, denn es soll provoziert werden.
Das Buch von Björn Harms "Der NGO-Komplex" verkauft sich offenbar gut, und man kann viele positive Rezensionen dazu finden.

Zauberer von Oz

18. Mai 2025 20:15

Man möge den Göttern §116 des Grundgesetzes vorlesen, alternativ die
§1-6 des Bundesvertriebenengesetz - BVFG, oder das Sorben/Wenden-
Gesetz SWG und die darin enthaltenen §1-3.
 Der Teufel kennt die Gesetze....

Langsax

18. Mai 2025 20:26

Sehr geehrter Herr Bosselmann, 
Ihre Beobachtungen treffen ins Schwarze! Die Menschen, die die DDR noch kennen lernten, wissen das. Die Westdeutschen sind entsetzt von dieser "unerträglichen" Meinung. Ob die Zustände im Land den "Verschlafenen" wohl noch die Augen öffnen werden?

Ulrike

18. Mai 2025 20:30

Vielleicht sollte man sich einmal von den ganzen alten Begrifflichkeiten trennen und den aktuellen Zustand nicht als „Realsozialismus“ sondern einfach als „Mendaxismus – das Leben in der großen Lüge“ bezeichnen. Wem die Produktionsmittel gehören, ob Wahlen stattfinden und ob es mehrere Parteien gibt, ist doch mittlerweile fast nebensächlich.

Gracchus

18. Mai 2025 20:57

Ob die verhandelten Phänomene unter "Realsozialismus" zu subsumieren sind, darüber ließe sich trefflich streiten; wenn damit vor allem auf DDR-Erbschaften angespielt werden soll, wohl weniger - wobei man sich fragt, ob das tertium comparationis nicht eher "deutsch" lauten sollte. "Das Menschlichste, was wir haben", so Theodor Fontane, "ist die Sprache, und die haben wir, um zu sprechen", und die hier benannten Phänomene sind Sprachkrankheiten (Herrschaft der Phrase, Begriffsverdrehungen, Gesprächsabbrüche). Wenn die gemeinsame Sprache verlorengeht, gibt es auch keine deutsche Identität (dies jenen gesagt, die Sprache unter ferner liefen behandeln - ohnehin scheint mir - das soll nicht naseweis klingen - in puncto "Sprache" Nachholbedarf im rechten Milieu; die "nur Sprache"-Wendungen fallen m. E. noch zu oft) Herrschaft der Phrase "schreit" nach Erneuerung, nach einer Art Pfingsten; es zeigt, dass sich etwas überlebt hat. Womöglich wirkt sich in den genannten Phänomen der Universalienstreit und der Sieg des Nominalismus aus - Dekonstruktion und  Gendersprache kann man als ins Extrem getriebenen Nominalismus auffassen.

ofeliaa

18. Mai 2025 21:59

Ich denke, Herr Bosselmann schreibt hier aus einer menschlichen und auch persönlichen Sicht. Materiell fehlt es uns wohl allen an nichts, und trotzdem fehlt uns an so vielem, das ein menschliches Leben auch braucht und dieser Mangel und diese Einsamkeit sind verwoben mit politischen Zuständen und Urteilen, die gefällt werden. Der Mensch lebt nicht von Brot allein, wäre der Satz, der mir nach dem Lesen des Textes hier in den Sinn käme. Und freilich bleibt einem am Ende im Angesicht manch weltlich ungerechter Situationen wohl nur zu erinnern: "Dies habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden." (Joh 14,27; Röm 5,1; 1Joh 5,4) Herr Bosselmann, seien Sie wenigstens in einem getrost: Auch wenn man ihnen offiziell irgendetwas entzieht, so sind Sie hier auf Sezession weiterhin ein wertvoller Lehrer und dass sie von Natur aus ein Lehrer sind, das kann Ihnen kein Urteil der Welt nehmen.

RMH

18. Mai 2025 22:22

@F. Sander, es ist natürlich richtig, dass Sie das Arg. der Wrtschaft ins Feld führen. Im Vgl zur DDR haben wir in der Tat noch in der Mehrheit eine Wirtschaft, die formal in privater Hand ist (sei es durch Inhaber oder Gesellschafter, wobei Aktionäre unter letzteres fallen). Nur, was dürfen diese Untern. noch alles privat entscheiden? M. M. n. kann man Ihre Einwände auch gg den Begriff des Kulturmarxismus anführen, was hat der noch, im engeren Sinn, mit dem dialekt. Materialismus eines Marx zu tun? & damit sind wir beim Kern, "im engeren Sinn". Ich denke, jeder versteht recht genau, was H.B. mit seinem Artikel zum Ausdruck bringt & seine Überschrift "Ein neuer Realsozialismus" trifft die Wirklichkeit auch ökonomisch, wenn Löhne nicht mehr 100% frei verhandelt werden, alles staatlich kontrolliert, registriert, besteuert (Steuern kommen auch von "Lenken"), gelenkt, geregelt, genudget etc. wird. Untern. zu sein, bedeutet heutzutage - aber nur, wenn der Laden läuft - im goldenen Käfig der Depp zu sein. Deshalb will auch keiner mehr Untern. sein, Untern. finden keine Nachfolger, allenfalls "Investoren" etc. Insofern: Sie ziehen sich an etwas hoch, was in einem Sozialismus 2.0 selbstredend nie existieren wird, nämlich volkseigene Betriebe. Der Sozial. 2.0 hat ja auch kein Volk mehr.

Florian Sander

18. Mai 2025 23:47

RMH: Was soll denn bitte ausgerechnet an unseem Steuersystem sozialistisch, im Sinne von "umverteilend", sein? Die Milliardenvermögen befinden sich in einer Hand einer Anzahl von Familien im niedrig-zweistelligen Bereich, Vermögensteuer oder andere Reichensteuern gibt es faktisch nicht. Gerade das Steuersystem ist das beste Beispiel dafür, dass wir uns im Kapitalismus befinden und nicht im Sozialismus. Und nur, weil es vernünftigerweise einen Mindestlohn gibt, wird dieses System auch nicht gleich zum Sozialismus. Mindestlöhne gibt es in vielen kapitalistischen Staaten. Auch lenkende Steuern als solche sind nicht "sozialistisch", es sei denn, Sie wollen Kaiser Wilhelm zum Sozialisten erklären.
"Kulturmarxismus" ist ein Begriff, mit dem ich schon eher leben kann, weil er präziser auf den gesellschaftlichen, i. S. v. "nicht-ökonomischen" Aspekt abstellt. In diesem Sinne wäre Kulturmarxismus etwa das Verfolgen einer global-gesellschaftlich radikal egalitären Agenda (Gleichheit als erster Wert). DAS wäre noch präzise. Aber "Sozialismus" umfasst als Begriff einfach mehr als das, und wenn er noch so oft als Begriff gedroschen wird.

Laurenz

19. Mai 2025 02:56

Grad wach geworden. @HB, RMH & FS ... Der Unterschied zur DDR liegt im heutigen informellen oder nicht-tarifären Sozialismus. Marx war natürlich ein völkischer Mensch & wollte jene Völker ausrotten, die nicht weit genug waren, zB die Schotten. Zu Zeiten der DDR war den Warschauer Paktstaaten keine Weltrevolution möglich. Heute glaubt man sich weiter. Daher spielt es für die Kultur-Marxisten auch keine Rolle mehr, wer in Deutschland lebt. FS hat leider den ökonomischen Ansatz in keiner Weise verstanden. Er bezeichnet Selbst die Ökonomie als Großkonzern-Wirtschaft, was nichts anderes, als Oligarchie heißt. Oligarchen sind besonders gut darin, Gewinne (häufig aus Steuergeldern generiert) zu privatisieren & Verluste zu sozialisieren. Auch Konservative unter den Oligarchen, wie Musk oder Trump, wären ohne Staatsknete nichts, niemand würde sie kennen. Der abgesägte Klaus Schwab hatte das bolschewistische Ziel der globalen Oligarchenbande klar formuliert, das Ende des Privateigentums. Der Schritt von der Oligarchie in die völlige Planwirtschaft im Stile Habecks, ist kurz.

Laurenz

19. Mai 2025 02:58

(2) Der Haken an unserer Neo-Sozialismus-, politisch eher Silone-Faschismus-Geschichte ist die neue multi-laterale Weltordnung, die auch Trump nicht verhindern kann. Gerade ehemalige Schwellenländer, wie Brasilien, Indien, China & Co. haben auf einen marxistischen Habeck-Sozialismus (dafür nationalsozialistisch) keinen Bock, weil deren Regierungen nur an der Macht bleiben können, wenn sie ihre Bevölkerung aus dem ökonomischen Tal der Tränen herausholen. 2021 hatte China über 1k Milliardäre jetzt nur noch ca. 450. Die politische Führung Chinas läßt sich eben nicht von Oligarchen übertölpeln. Gerade Europa leidet natürlich unter den woken Kultur-Marxisten & die politisch militärische Relevanz Europas geht, wenn man ehrlich zu sich selbst ist, mittlerweile gegen 0. Aber wer gesteht sich schon gerne das eigene Scheitern ein? Den debilen Geisteszustand Europäischer Regierungen kann man gut an der desolaten Einschätzung des Ukraine-Kriegs festmachen, der vor allem uns ruiniert. Das ist auch der Grund, warum der Osten Rußland beisteht. Man sieht die Russen als zukünftigen Sieger & NATO-Europa als krassen, geschwächten Verlierer, der sich sein eigenes diverses Grab schaufelt.

Maiordomus

19. Mai 2025 08:12

Der Beitrag zeigt, dass Herr Bosselmann auch als politisch Argumentierender viel drauf hat, sogar mehr als solche, die sich gern als Chefideologen artikulieren. .

Mitleser2

19. Mai 2025 08:40

@Sander: Wem nützt denn Ihr anti-Liberalismus Affekt? Was hatten Habeck und seine Agora-Kumpane mit Liberalismus zu tun? Und wohin soll Benedikt Kaisers "Mehr Staat" incl. Umverteilung eigentlich führen? Warten wir mal ab, was aus Argentinien wird. 

RMH

19. Mai 2025 09:08

@F.Sander, Sie kommen natürlich jetzt wieder mit dem Gespenst des Großkapitalismus. Was nutzen einem aber Mrd, wenn sie im wesentl. in einem Untern. gebunden sind? Ihre Einwände sind nicht von der Lebenswirklichkeit abgedeckt. Wir haben in D nur noch etwas mehr als die Hälfte, der Bevölkerung, die überhaupt einer Erwerbstätigkeit nachgeht, da sind Teilzeit- u Minijobs enthalten, & wir bewegen uns zeitnah in Richtung 50.:50 (Rest lebt von Transfers & Unterhalt). Unter den Erwerbst. gibt nur noch ca über 8% Selbständige, also Unternehmer, gleichzeitig wächst die ÖD-Quote auf über 11%, Ende nicht in Sicht. Das sog. produzierende Gewerbe einschl Bau ist auf magere 24,x % geschrumpft. in diesen 24,x% sind auch jede Menge AN enthalten, die nur dafür da sind, über die Stöckchen & Vorgaben des Staates zu springen, neudeutsch Compliance, altdeutsch Verwaltung. Zusätzlich sorgen diese Firmen auch noch für Beschäftigung bei Dienstleistern, um Staatsvorgaben zu erfüllen. Die echten Produktivarbeitsplätze wandern ab. Wenn die Masse der Arbeitskräfte nicht mehr produzierend tätig ist, dann sind wir sogar noch weiter weg von der DDR & tiefer in der Vergesellschaftlichung, als es auf den ersten Blick erscheint. Wer für den Mindestlohn ist, ist für eingehegte & geschwächte Gewerkschaften (so, wie in der DDR auch).

Le Chasseur

19. Mai 2025 09:35

@RMH
"Was nutzen einem aber Mrd, wenn sie im wesentl. in einem Untern. gebunden sind?"
Jaja, das alte Ammenmärchen von den angeblich in Unternehmen gebundenen Milliarden. Ich nehme mal das Beispiel Musk, weil den jeder kennt. Es gäbe vermutlich noch weitaus bessere. Trotz seiner im (völlig überbewerteten) Unternehmen gebundenen Milliarden kann Musk sich mittels "Wahlkampfspenden" (mindestens 255 Millionen Euro) in die US-Regierung einkaufen. Trotz angeblich gebundener Milliarden konnte er Twitter kaufen und auch ein Kauf von TikTok stand mal im Raum. Trotz seiner im Unternehmen gebundenen Milliarden verfügt Musk also über sehr viel Macht und Einfluss. 

Gracchus

19. Mai 2025 10:24

@RMH: ich habe ja extra geschrieben, dass sich streiten lässt, ob der Begriff "Realsozialismus" hier angebracht ist. Ich bin eher bei F. Sander. Die Rechnung "je höher die Staatsquote, desto sozialistischer" erscheint mir zu einfach, auch wenn die Staatsquote schmerzt. Mit historischen Vergleichen bin ich ohnehin vorsichtig, weil ich nicht denke, Geschichte wiederholt sich jedenfalls nicht 1:1. Ich denke eher, dass wir uns in einer neuen Situation befinden, weshalb die alten Begriffe nicht mehr richtig taugen, und das Neue, Unbekannte daran führt zu Verunsicherung, dass viele - insbesondere anscheinend Deutsche - nach der starken Hand des Staates rufen (was wiederum nicht neu ist).  

Karl Otto

19. Mai 2025 10:25

Mich irritieren die kritischen Beiträge am Anfang, ich stimme eigentlich jedem Wort des Textes zu (außer der Aussage über Putin).

Mitleser2

19. Mai 2025 10:42

@LeChasseur: "Trotz seiner [Musk] im (völlig überbewerteten) Unternehmen gebundenen Milliarden ..."
Zu Tesla sag ich jetzt nichts, weil ich eh nichts von eAutos halte. SpaceX ist allerdings die innovativste und erfolgreichste Raumfahrtfirma weltweit. Sie können jetzt einwenden, dass der Beginn nur mit staatlichen Subventionen erfolgte. Die sind aber bei der europäischen Ariane Rakete noch viel größer, mit viele weniger Erfolg.
 

Laurenz

19. Mai 2025 10:44

@Le Chasseur @RMH ... Das Thema Einfluß ist doch auch @RMH geläufig. Im bigotten Westen ist es immer die Frage, darauf bezieht sich ja konkret der HB-Artikel, wer Einfluß nimmt, Gläubige oder Ketzer. Wir leben in einer Phase gravierend religiöser Polarisierung. Wenn in Rumänien einerseits Wahlen gestrichen werden oder man in den USA jahrelang versuchen darf, eine Trump-Rußland-Connection zu konstruieren, geht man andererseits einfach darüber hinweg, daß in 1996 die Clinton-Foundation Jelzin an die Macht spülte, oder die Konrad-Adenauer-Stiftung die Klitschkos 2014 nach oben zog. Was wollen Sie uns also sagen? Das führt auch zu Fehleinschätzungen, wie zB von @Mitleser2 @FS. Weniger Staat heißt mehr Oligarchie. Milei verkauft sich nur als Liberaler, ähnlich Musk. Milei ist im politischen Realismus nur ein einfacher Konservativer, der versucht, ordentlich zu haushalten. Hier wird auch der Vorwurf gegen BK zu ungenau. Was heißt denn mehr Staat? Mehr Tiefbau-Ingenieure oder mehr Gender-Beauftragte? Letztendlich bleibt es, wie an China ersichtlich, eine Frage des politischen Willens, wer Einfluß nimmt oder nicht.

Gracchus

19. Mai 2025 10:44

Alles hat seine Grenze, auch die Toleranz. Der teuflische Trick der neuen Toleranz-Theologen gipfelt in der Parole "keine Toleranz den Intoleranten", wobei die Menge der Intoleranten sehr willkürlich bestimmt wird, es reicht insoweit der ideologische Verdacht. Das alles ist schon bemerkt worden, ohne dass es den herrschenden Ideologen imponiert hätte; sie merken es nicht und wollen es auch nicht merken. 
Anders als Bosselmann denke ich nicht, dass diese Ideologie voraussetzt, dass der Mensch von Natur aus gut ist. Es ist vielmehr so, dass der Mensch in dieser Sichtweise überhaupt keine Natur hat; weshalb er beliebig zurichtbar ist. 

Laurenz

19. Mai 2025 10:50

@Karl Otto ... (außer der Aussage über Putin) ... Warum konkretisieren Sie Ihre Sicht nicht? Eine Befürwortung der Aussagen & Thesen HBs haben eine inhaltliche Aussage. Verneinungen nicht.

fw87

19. Mai 2025 11:36

"Verphrasung", was bedeutet das? Leere Begriffe, die als Projektionsfläche für diffuse Bauchgefühle dienen. Verphrasung bewirkt so letzten Endes eine Homogenisierung und Verflachung des Denkens. Viele scheinen noch gar nicht richtig bemerkt zu haben, dass wir gerade hier an der Schwelle zu einer Revolution stehen, die diese Tendenz voraussichtlich noch stark intensivieren wird.
Bereits jetzt werden ja viele Texte gar nicht mehr selbst geschrieben, sondern von KI erzeugt. Natürlich "sagt" man der KI, was sie schreiben soll und kann das dann letztlich nochmal prüfen.  Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis hier eine Rückkopplung eintritt, die KI-generierten Texte das Denken der Menschen beeinflussen werden. Wahrscheinlich erleben wir jetzt schon die Anfänge hiervon. Jedenfalls wird die KI sicher noch die Tendenz verstärken, Texte nur zu überfliegen und auf irgendwelche Stichworte abzuklopfen. Auch wenn die KI manchmal "nette" Texte schreibt, so ist es doch letztlich flach und geistlos, was sie hervorbringt. Eben darum, weil sie als Maschine keine Seele hat und deshalb nichts Neues und Gutes hervorbringen kann. Deshalb ist es heute wichtig, sich nicht auf KI zu verlassen, Texte ganz selbst zu schreiben, da menschliche Kreativität nicht substituierbar ist. Nur so kann die Homogenität des Denkens durchbrochen werden.

RMH

19. Mai 2025 11:42

"Jaja, das alte Ammenmärchen von den angeblich in Unternehmen gebundenen Milliarden."
@LeChasseur, das ist kein Ammenmärchen, Sie scheinen mir aber hingegen schon Ammenmärchen zu verbreiten, wenn Sie behaupten, ein Elon Musk kauft sich einfach so irgendwo ein oder kauft sich Einfluss. Auch ein E. Musk finanziert so etwas nicht Cash aus der Täsh sondern über Finanzierungen etc. Die Verschuldung von Tesla kann jeder, da es ein börsennotiertes Unternehmen ist, sich selber ansehen und einmal schauen, ob der Börsenwert zu den Unternehmenszahlen passt oder nicht (muss man sich natürlich ein bisschen mit Bilanzanalyse auskennen). Beim Thema "Finanzierung" können Sie jetzt bitte wieder weitermachen, mit den Ammenmärchen von wegen Banken, Hintergrundmächten etc., dazu braucht es dann keine Kenntnisse in BWL & Rechnungswesen mehr, da darf man dann frei labern.
PS: Lesen Sie bitte meinen Beitrag ganz. Ich habe nirgends behauptet, dass Unternehmer immer am Hungertuch nagen, ich habe bewusst auch etwas vom goldenen Käfig geschrieben.

Mitleser2

19. Mai 2025 11:43

@Laurenz: "Milei ist im politischen Realismus nur ein einfacher Konservativer, der versucht, ordentlich zu haushalten." Wenn es so wäre, genügt das nicht? Ich wäre froh, wenn es hier so wäre.
"Was heißt denn mehr Staat?" Mehr Staat heißt in der BRD der letzten 50 Jahre Erhöhung der Staatsquote. Und das trifft eben nicht die Reichen, sondern fördert die Bürgergeldempfänger und andere Abgreifer auf Kosten der Normalverdiener.

Majestyk

19. Mai 2025 12:13

Natürlich ist das ein neuer Sozialismus, nämlich globalistisch orientierter Ökosozialismus statt Arbeitersozialismus. Das Thema hat sich geändert, die Prinzipien nicht. Den Platz der Räte nehmen nun NGOs ein. Man könnte auch sagen, es ist eine Art spiegelverkehrter Internationalsozialismus, weswegen Volk nur noch als Bevölkerung erwünscht ist. Die Frage ist weniger, ob sich sozialistische Diktatur wiederholt, sondern wer nun noch ein Interesse daran hat, so ein System hier in der EU/ Deutschland zu implementieren, wo es jenseits des Atlantiks eine Gegenbewegung gibt und obwohl ersichtlich ist, daß dies Europa nicht nur kulturell zerstört, sondern es so wehrlos gemacht wird, daß es sich gegen die wirtschaftliche wie auch militärische Bedrohung durch Moskau, Peking und Co. nicht wehren kann. Hier liegt auch der Unterschied. Der Niedergang von Sowjetunion oder DDR war ja das Resultat ideologischer Dummheit. Trotz aller Verblendung wollten die sich nach vorne entwickeln. Im heutigen Deutschland ist Degrowth erklärtes politisches Ziel und funktioniert, wie man sieht, sowohl bezogen auf Wirtschaft, Wehrfähigkeit als auch Erhalt der eigenen Art.

Laurenz

19. Mai 2025 12:26

@Mitleser2 @L. ... Mensch, Mitleser2, Milei hätte als katholischer Konservativer, der Er im Grunde ist, in Argentinien keine Chance gehabt, als libertärer Racheengel mit Kettensäge schon, wie Sie sehen. Man muß eben den Weg zur Macht & die eigenen Pappenheimer kennen. Desweiteren können Sie doch nicht die BRD- & Brüssel-Planwirtschaft BK anlasten, als hätte Sich BK einer Kontaktschuld verachtenswert hingegeben. Sie argumentieren, mit Verlaub, wie Fancy Nancy, also wie ein gesichert Linksradikaler.

Majestyk

19. Mai 2025 12:36

@ Mitleser2:
""Was heißt denn mehr Staat?" Mehr Staat heißt in der BRD der letzten 50 Jahre Erhöhung der Staatsquote. Und das trifft eben nicht die Reichen, sondern fördert die Bürgergeldempfänger und andere Abgreifer auf Kosten der Normalverdiener."
Nicht zu vergessen, die Profiteure der Sozialindustrie. Ich stimme Ihnen zu, bei den Nationalbolschewiken greifen die Argumente aber nicht. Ich habe mindestens ein halbes Dutzend mal versucht darauf hinzuweisen, daß genau dieser Sozialstaat eine demokratische Sklavenmentalität schafft. In meiner Welt wirst du arm, wenn du nicht zum Amt rennst, wenn dein Arbeitsplatz wegrationalisiert oder ins Ausland verlagert wird. Der "Fachkräftemangel" war als Lüge offensichtlicher als Klima oder Pandemie. Bei Arbeitskräftemangel braucht es keine Vermittlungsgutscheine vom Amt und Subventionierung bei Einstellungen oder Lehrstellenvergabe, erst recht keinen Mindestlohn, der längst für viele zum Maximallohn geworden ist. Den neuen real gewordenen Sozialismus zu leugnen muß man sich erst einmal leisten können. Ich schrieb schon vor zwei Jahren, ein nicht gerade kleiner Teil der Rechten schielt auch auf den tiefen, alles kontrollierenden Staat, nur eben für sich. In dem Punkt gleichen sich links und rechts, Parteienkartell und opositionelles Milieu. Deutschland ist besessen von einer obsessiven Staatsgläubigkeit, die an Hörigkeit erinnert. Über einen Sozialdemokraten oder Christsozialdemokraten wachsen hierzulande nämliche nur wenige hinaus.

Waldgaenger aus Schwaben

19. Mai 2025 12:37

Sozialismus bedeutet: Kein Privateigentum an Produktionsmitteln (auch wenn das im real existiert habenden Sozialimus etwas abgeschwächt war). Damit ist im Sozialismus zu viel Macht an einer Stelle konzentiert, was immer zu einer autoritären oder diktatorischen Staatsform führt. Der Weg in die Knechtschaft kann unterschiedlich sein. Zuerst ist ein Staat, in dem zu viel Macht an einer Stelle konzentiert ist, der greift dann auf das Privateigentum, hauptsächlich dem an Produktionsmitteln, über.  Oder in einer freien Marktwirtschaft werden einzelne  Unternehmen so mächtig, dass sie auf die politische Macht ergreifen. Ob nun die Henne oder das Ei zuerst da ist, ist im Grunde gleichgültig. Am Ende stehen Sozialismus und Diktatur. Sie bedingen sich gegenseitig. Einen neuen Sozialismus' und einer Diktatur (oder eines autoritären Regimes) in statu nascendi sehe ich ebenfalls und stimme deshalb Heino Bosselmann zu. Das Ökonomische kommt zwar in seinem Text etwas zu kurz, aber grundsätzlich hat er recht. 

Karl Otto

19. Mai 2025 13:00

@Laurenz: Als "pathologisch böse" würde ich Putin nicht bezeichnen, ist mir zu moralisch. Aber für einen nihilistischen Gangster halte ich ihn schon.

Gracchus

19. Mai 2025 13:39

@Majestyk
Sie benennen nur eine Seite. Degrowth ist nicht erklärtes Ziel. Wer hat dies explizit zum Ziel erklärt? Bitte konkrete politische Amtsträger nennen. Die Gleichung "Sozialismus = Staat" ist ebenfalls nicht zutreffend, wenn man an anarchosozialistische Konzepte denkt. Man sollte präziser von "Etatismus" sprechen. 
M. E. hat sich das bundesdeutsche System qua Bürokrat- und Ideologisierung derart überdeterminiert (sich so sehr in seinen Realitätskonstruktionen verfangen), dass es auf neue Herausforderungen gar nicht oder nicht mehr adäquat reagieren kann. Es kann sich auch nicht selbst als Problem begreifen. Die Richtung, auf die alles hindeutet, ist antifreiheitlich, und das bereitet mir persönlich die größte Sorge, da gebe ich @Majestyk, recht. 
Den Liberalen ist zuzugestehen, dass dies nicht ihrem Modell entspricht. Mich irritieren auch Aussagen von Merz, dass "wir alle der Staat" (wie kleine Sonnenkönige?) seien. Der Liberalismus geht theoretisch von der Trennung von Staat und Gesellschaft aus. Die kulturelle, wirtschaftliche Entwicklung soll von der Gesellschaft vorangetrieben werden; wenn insoweit - z. B. bei Infrakstruktur - allgemeine Maßnahmen erforderlich sind, wendet man sich mit diesem Anliegen qua Parlament an den Staat. Das alles ist auf den Kopf gestellt. 
 

Mitleser2

19. Mai 2025 13:49

@Laurenz: Gehen Sie doch mal auf die Statsquote ein, statt mich mit Nancy zu vergleichen. Was ja besonders lustig ist. Ich bin ein eher libertärer AfD-Wähler. Soll es auch geben. Deswegen ist BK auch nicht mein Fall.

Majestyk

19. Mai 2025 13:51

@ Karl Otto:
Es ist vor allem gerade mal 10 Tage her, da hat der Zarewitsch wieder mit großem Strahl auf 14 Millionen vertriebene und 6 Millionen ermordete Deutsche pissen lassen, während man in Rußland keine Hemmungen hat, die Zahl der eigenen Toten zu verdoppeln, wenn nicht gar zu verdreifachen und die Opfer eigener Säuberungen uns Deutschen anzulasten. Nur weil die hiesige Führung korrupt und volksfeindlich ist, jubele ich garantiert nicht dem KGB-Offizier zu, der ganz bewußt die westliche Zersetzung weiterführt, die von Moskau schon immer betrieben wurde. Da pfeife ich auch auf das Stockholm-Syndrom in der SBZ. Was gäbe ich darum, wenn das Denkmal deutscher Niederlage und Knechtschaft endlich geschliffen würde. Diesbezüglich irrt auch Trump, der in punkto Verschlagenheit Putin genauso wenig gewachsen ist, wie der antideutsche Kläffer Churchll und der ebenfalls antideutsche Sozialist Roosevelt Stalin nicht gewachsen waren und sich von dem über den Tisch ziehen ließen, nebst russischer Okkupation Osteuropas und dem Fall Ostasiens.

Laurenz

19. Mai 2025 13:56

@Karl Otto @L. ... kann Ihnen dazu nur antworten, daß ich auf der Macht-Ebene Putins eine Moralisierung ablehne. Moral existiert in der Verantwortung für mehr als 140 Mio. Bürger nicht, nicht mal für 2 Mio., wie zB in Slowenien. Man kann Humanität in Betracht ziehen, um Kompetenz-Verluste durch Opfer zu vermeiden. @Majestyk @Mitleser2 ... Staatsdiener oder Despoten-Büttel/Schmarotzer? Das ist hier die Frage. Deswegen sagt die Größe des Staatsapparates erstmal nichts aus. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/218347/umfrage/anteil-der-staatsbediensteten-in-ausgewaehlten-laendern/ Mir geht die ideologische Auseinandersetzung vieler Teilnehmer hier auf den Sack. Sie sehen an der Statistik, daß diese, was ich eingangs erwähnte, durch den informellen Sozialismus, durch unseren aufgeblähten NGO-Apparat (inkl. Staatsfunk) getürkt wird. Die Welt, das Universum ist nicht schwarz-weiß, wie Sie es darstellen. Dienen Staatsdiener der Wirtschaft, dem Bürger einen Mehrwert zu erschaffen oder handelt es sich hier um eine neo-feudale Schmarotzer-Clique? Ihre Sozialstaat-Debatte, Majestyk, geht völlig an der historischen Realität vorbei.

Laurenz

19. Mai 2025 13:57

(2) Wir haben schon über 1.000 Jahre einen Sozialstaat. Der diesbezügliche Konflikt ging immer nur darum, wem der Sozialstaat dient? Dem Adel & der Kirche? Die meiste Zeit unserer Geschichte war das so, was allerdings zu Loyalitäts-Verlusten des Mobs bei internationalen Konflikten mit anderen Staaten führt, aktuell wieder gut zu beobachten. Man hat zwar die soziale Versorgung der Nationalsozialisten zugunsten des Mobs beibehalten, bezahlt die Tribute an die einstigen Sieger wie an die neuen Invasoren, hat aber anders als der NS dem Mob die Identität genommen. Jetzt, wo der selbsternannte Neu-Adel wieder Krieg führen will, fehlt die völkische Gefolgschaft, der berühmte Schuß in das eigene Knie quasi. Sie, Majestyk, sind in der Lage, tiefer & historisch zu denken. Ich werfe Ihnen vor, das nicht getan zu haben. Sie gehen in der Debatte den leichten, versüßt linken Weg.

Laurenz

19. Mai 2025 13:58

@Mitleser2 @L. ... Gehen Sie doch mal auf die Statsquote ein ... warum lesen Sie meine Kommentare nicht? Da steht bereits alles, was Sie erfragen.

Laurenz

19. Mai 2025 14:02

@Mitleser2 @FS ... & wohin soll Benedikt Kaisers "Mehr Staat" incl. Umverteilung eigentlich führen? ... Diese Aussage oder besser Behauptung hatten Sie getroffen. BK ist ganz gewiß eines nicht, ein linker Idiot.

Majestyk

19. Mai 2025 14:18

@ Gracchus:
1/2
Selbstverständlich ist Degrowth Ziel derjenigen, die sich Green New Deal und Great Reset ausgedacht haben. Dies wurde nicht nur in Deutschland offen gefordert. Natürlich stellt sich kaum ein Politiker, der Wahlen gewinnen will, hin und spricht aus, daß er die Wirtschaft schrumpfen lassen will, so verdummt ist die Bevölkerung dann doch noch nicht. Aber genau darum geht es beim Nachhaltigkeitsgeschwafel, welches dazu führt, daß Frosta ankündigen kann, demnächst Kuchen aus Essenresten anzubieten, und dies keinen Aufschrei provoziert..
Um dies umsetzen muß Mobilität eingeschränkt werden, ein entscheidender Wohlstandsgarant, und selbstverständlich geht das auch nicht ohne Freiheitseinschränkungen und Entrechtung, und deswegen müssen auch Gegner als Rechtspopulisten gebrandmarkt und politisch verfolgt werden. Man muß kein Genie sein, um zu verstehen, daß entscheidende Produktionsverlagerungen langfristig Abhängigkeiten erzeugen wie auch eigene Wohlstandsentwicklung gefährden: Nein, man verstaatlicht noch nicht, man schafft die Produktionsmittel lieber raus.

Adler und Drache

19. Mai 2025 14:20

Ich weiß nicht, lieber HB, ob das zunehmende Alter meine Erinnerung trübt und meinen Blick aufs Vergangene mildert (wie das wohl normal ist), oder ob ich für eine umfassende Wahrnehmung der ostzonalen Zustände damals doch noch zu jung und unbedarft war, aber mir kommt es so vor, als sei das Übel einem doch nicht so nah an den Leib gerückt wie jetzt. Vieles funktionierte nicht, gerade wirtschaftlich, aber vieles funktionierte eben auch noch - innere Sicherheit, Schule, die Trennung des Privaten vom Öffentlichen, auch Heimatliebe und Stolz aufs Eigene (ich denke z.B. an die wunderschöne Hymne "Unsre Heimat"). 
Im Gespräch mit den Geschwistern fiel mir letztens ein: Es wurde mehr gelacht als heute. Die Geburtstagsfeiern waren lustiger, überhaupt war ich emotional "gesättigter" und "präsenter" (hilflose Umschreibungen ...). Ich fühlte mich eingebettet in eine vertraute Welt - dieses Gefühl ist verschwunden. 
Klar, jetzt lässt man uns ein bisschen mehr Konsum und billigen Wohlstand, und man ist nicht so offensiv brutal im Umgang mit dem Gegner. Man schafft ihn nicht ins gelbe Elend, sondern lässt ihn langsam verdorren ...
Und dennoch ist der "Sozialismus 2.0" eine Farce, da muss man Marx schon recht geben. 
 

Monika

19. Mai 2025 14:26

@Heino Bosselmann:
Den Gedanken, dass der eigentliche Sozialismus nicht in der DDR gelang, sondern in einem marktwirtschaftlichen System anschlussfähig und vollendbar ist, taucht bereits in Václav Havels Buch "Versuch, in der Wahrheit zu leben" ( 1978) auf. Statt von einem "neuen Realsozialismus" sprach Havel vom "posttotalitären System", das anders als eine Diktatur nicht räumlich abgegrenzt, sondern systemübergreifend funktioniert.
Die Ideologie spielt dabei eine herausragende Rolle (im 3. Kapitel vom Spruchband des Gemüsehändlers ausgeführt).
Die Ideologie wurde inzwischen verfeinert und arbeitet effektiver als die Stasi. Bärbel Bohley hat das bereits 1991 ausgeführt. Begriffe wie Buntheit, Toleranz, Menschenwürde, Weltoffenheit usw. sind schwieriger in ihrer ideologischen Funktion zu entlarven als "Proletariater  aller Länder vereinigt euch".
Es gibt als eine "Schuld der Worte" (Wolfgang Hilbig). Bis zur Entlarvung der ideologischen Schuld kann es noch dauern. Zumeist geschieht es erst dann, wenn die wirtschaftlichen Grundlagen zusammenbrechen.

Majestyk

19. Mai 2025 14:30

@ Gracchus:
2/2
Es geht übrigens mitnichten darum, Staat von Gesellschaft zu trennen, wie auch immer dies gehen soll. In einer echten Nation sind Staat und Volk ja eins. Es geht darum, den Staat durch Verschlankung zu befreien, auch von fremden Einflüssen - und das Individuum staatlicher Bevormundung zu entziehen, um ihm so zu freier Entfaltung zu verhelfen. Souverän nach außen und freiheitlich im Innern sind kein Widerspruch, sondern unabdingbar, wenn Wahlen nicht dadurch entschieden werden sollen, wer das meiste Taschengeld verspricht. Der Sozialstaat heutiger Prägung verursacht ja nicht nur einen Pull-Effekt, die Kaste, die diesen Sozialstaat kontrolliert, braucht ja die dadurch erzeugte Abhängigkeit und braucht den immerwährenden Nachschub an Armen, um den Apparat zu rechtfertigen. An diesem Apparat und an all die Beauftragten, die man Unternehmen verordnet hat, so als wären es Kombinate, fressen sich die Gefolgsleute dieser Kaste satt, und zwar auf Kosten derjenigen, die tatsächlich noch irgendwas erzeugen. Das ähnelt schon sehr Verhältnissen wie in der DDR, wo all die Ingenieure, Handwerker, Arbeiter etc. (die ja nicht schlechter waren als die im Westen) den ganzen Bevormundungsapparat mitdurchfüttern mußten. Es gibt noch einen Effekt, der durch Stärkung von Eigenverantwortung erzeugt wird: Nur der durch eigenverantwortlich gereifte Mensch ist fähig, Führungspositionen verantwortungsvoll auszuüben und überhaupt Verantwortugn fürs eigene Handeln zu übernehmen.

Gracchus

19. Mai 2025 15:07

@Majestyk: Also geben Sie zu, dass Degrowth kein erklärtes Regierungsziel ist. Ob Merz/Klingbeil Degrowth wollen, es nur nicht sagen, bezweifele ich; ich denke, man ist der eigenen Selbstsuggestion erlegen, dass Wachstum auch mit "Klimazielen" erreichbar ist. Vorrangig kommt es aber darauf an, was deren Politik - ob mit oder ohne Absicht - bewirkt.
Nach der liberalen Theorie sind Staat und Gesellschaft nicht eins. Die liberale Verfassung richtet sich ja an den Staat, nicht an die Bürger. Überlagert und Interferenzen erzeugend wird die liberale Semantik durch die nationaldemokratische. 

Majestyk

19. Mai 2025 15:07

@ Laurenz:
Wer, meinen Sie, muß all die Leute bezahlten, die über Verbände, NGOs, Sozialunternehmungen ihr Einkommen beziehen? Meinen Sie, es gibt dafür Zuschüsse aus Washington oder Genf?
All das, jede Frauen-, Antidiskriminierungs-, Whistleblower-, Nachhaltigkeits-, Klimabeauftragte in Behörden wie Betrieben, ist Teil des Apparats. Der Sozialstaat, den Sie verteidigen, ist nicht einmal sozial, sondern sogar Teil einer Verarmungsstrategie. Historisch ist die Konstruktion schon mal gar nicht. Sie müßten mir mal erklären, wo Sie bei Ottonen, Saliern oder Stauffern Sozialstaat entdecken oder was Sie darunter verstehen. Arbeitsfähigen Menschen Alimente zu zahlen ist nicht sozial, auch nicht gerecht. Probleme oder Problemgruppen zu erfinden ebenfalls nicht.
Ich wohne nur wenige hundert Meter von einem Betrieb entfernt, für den ich früher selber gearbeitet habe. Nur habe ich in den 90ern bis zu 6.000 Mark Netto verdient, natürlich durch Überstunden, Nacht- und Sonntagsarbeit. Ich hatte mehr als der Personalchef, kaum weniger als der Vertriebsleiter. Inzwischen arbeiten dort mehr als 80 Prozent der Produktionsbeschäftigten unter dem anvisierten Mindestlohn von 15 Euro, die anderen, selbst Schichtführer, kaum drüber. Es gibt eine ganze Reihe von Handwerksberufen, da können Sie genauso gut zum Amt gehen, wenn Ihnen die eigene Würde und Unabhängigkeit nicht ganz so wichtig sind. Zumindest muß man sich dann nicht krumm arbeiten und ausschlafen kann man auch.

Le Chasseur

19. Mai 2025 15:13

@Majestyk
"Es ist vor allem gerade mal 10 Tage her, da hat der Zarewitsch wieder mit großem Strahl auf 14 Millionen vertriebene und 6 Millionen ermordete Deutsche pissen lassen"
Inwiefern hat Putin "mit großem Strahl auf 14 Millionen vertriebene und 6 Millionen ermordete Deutsche pissen lassen"? Das Problem ist halt, dass wir uns wieder mitten in einem vom "Westen" provozierten heißen Krieg befinden und unsere Regierung die Feinde Russlands mit Geld, Waffen und Informationen versorgt und sie daher natürlich, wenn man die ganzen juristischen Haarspaltereien beseite lässt, als Kriegspartei anzusehen ist. Dass solche Zeiten denkbar ungeeignet sind, um historische Ereignisse unvoreingenommen und auch selbstkritisch aufzuarbeiten, ist klar. Das ist die Zeit der Propagandisten, nicht der Wahrheitssucher.

Gracchus

19. Mai 2025 15:13

@Adler und Drache:
"Ich fühlte mich eingebettet in eine vertraute Welt - dieses Gefühl ist verschwunden." Das kann ich unterstreichen, und ich meine, der Satz bringt das ganze Unbehagen bei der derzeitigen Lage auf den Punkt.

RMH

19. Mai 2025 15:16

"Im Gespräch mit den Geschwistern fiel mir letztens ein: Es wurde mehr gelacht als heute."
@Adler und Drache: Einfach wieder kochen, backen und trinken wie früher. Früher war in Torten & Kuchen & Essen selbstverständlich vielfach auch Alkohol. Wasser hat kein Mensch getrunken, zu Feiern schon gleich gar nicht etc.
Sprich, die Askese der Neuzeit verursacht massiven Spaßverlust. Darf man halt nicht übertreiben, sonst kann es in der Tat gefährlich werden, und der heutige Mensch, am Rand des Abgrunds lebend, ist vermutlich tatsächlich absturzgefährdeter als früher. - In diesem Sinne: Prost! Ab und an ein bisschen was trinken täte vermutlich einigen hier gut (schreibe ich 100% nüchtern).

Monika

19. Mai 2025 15:38

Korrektur zu meinem Beitrag 14.26 Uhr 
Das Buch "Die Schuld der Worte" stammt nicht von Wolfgang Hilbig, sondern von dem DDR Schriftsteller Gert Neumann. Es geht darum, dass Worte lügen können. Vielfalt, Buntheit, Toleranz, Frieden, Menschlichkeit sind zu un-deutlichen Be-griffen geworden, über die man sich nicht mehr verständigen kann. 

Laurenz

19. Mai 2025 16:10

@Majestyk @L. ... Genau, wie Mitleser2, sind Sie zu faul, meine Kommentare angemessen zu lesen. Ich (HB auch nicht) habe nie die aktuelle Interpretation des Sozialstaats verteidigt. Sie oder Mitleser2 tun aber so, als gäbe es nur diese Interpretation. Milei hat zB die staatlichen Zuwendungen für kinderreiche Familien massiv erhöht. Ist das etwa keine sozialstaatliche Maßnahme? Sie ideologisieren, wie Linke, die Debatte. Wie wir schon häufig in SiN-Debatten zur Kenntnis nehmen mußten, gibt es keine subventionslose Gesellschaft. Also, halten wir fest, geht der Konflikt darum, wer subventioniert wird. Wir, als Rechte oder einstige Konservative, werden hier nur wenige Differenzen aufweisen. Wo wir in die Differenz kommen, sehen Sie an der FS-Debatte, wenn man auf den immer falschen Liberalismus hereinfällt. Libertarismus kann es nur in den dezidierten, individuellen Bürgerrechten geben. Habe jetzt keine Lust auf historische Kirchendebatten & was Sie Selbst recherchieren können, worauf Sie wieder keine Lust zu haben scheinen. Mit Erlaubnis der Redaktion gebe ich Ihnen ein paar Beispiele.

Majestyk

19. Mai 2025 16:11

@ Gracchus:
"@Majestyk: Also geben Sie zu, dass Degrowth kein erklärtes Regierungsziel ist."
Ich gebe gar nichts zu. Muß ich auch nicht. Merz und Co. sind Produkt dessen, was ich angerissen habe, und eben nicht souverän, sondern fremdbestimmt. Sie repräsentieren auch keine souveränen Staaten, sondern sind in der Ausübung ihrer Regierungstätigkeiten abhängig vom suprastaatlichen Überbau. Dewgrowth ist Regierungsziel, nur ist die Regierung nicht das Theater, das man sieht. Deswegen darf da doch keiner rein, der wirklich selber und national souverän regieren will.
@ Le Chasseur:
"Inwiefern hat Putin (...)"
Worauf basiert der Mythos der Befreiung und des Großen Vaterländischen Krieges? Man stelle sich vor, das Dritte Reich hätte gewonnen, wäre irgendwann anderweitig durch ein anderes System ersetzt worden und Deutschland würde nach wie vor den Sieg eben jenes nationalsozialistischen Regimes als identitätsstiftendes historisches Ereignis verkaufen wollen und dabei alles verdrängen, was jenes System der eigenen Bevölkerung und den Nachbarn angetan hat. In wessen Traditionslinie stellt man sich dann? 

Laurenz

19. Mai 2025 16:11

@Majestyk @L. (2) Die Konflikte innerhalb der Kirche, zB zwischen Orden & Papst oder Protestanten & Papst, basieren im wesentlichen auf der Apostelgeschichte in der Sozialen Frage, die einen gewissen Frühsozialismus präferiert. Sie finden hier mit Ende des 16. Jahrhunderts Jesuiten-Kibbuzin in Südamerika oder lesen Sie einfach Ecos Der Name der Rose. Das gesamte Buch basiert auf diesem Konflikt. Die seit 1300 einsetzende Verschlechterung des Klimas wurde um 1500 nochmals ungünstiger, was gerade im Süden Deutschlands auf die Masse der Unterschicht abgewälzt wurde. Dank Luther & des Buchdrucks stellten die Revolutionäre des Bauernkriegs 1525 auf die Schrift ab, was ihnen aber nichts nutzte. Was war das anderes als ein Klassenkampf, der die sozialstaatliche Versorgung des arbeitslosen Adels durch den Mob in Frage stellte? Sie sehen den Umbau des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm in ein feststehendes Heer, weg vom Landsknecht, mit Hilfe des Generalfeldmarschalls von Derfflinger, die sich vor allem sozialen Grundlage der Soldaten manifestierte. Die Kreuzzüge verursachten den sozialen Niedergang mehrheitlich freier Bauern. Sie gaben ihr Waffenrecht ab.

FraAimerich

19. Mai 2025 17:19

@Majestyk: "Ich gebe gar nichts zu."
 
Das stimmt! Kann ich aus wiederholter eigener Erfahrung nur bestätigen.

Majestyk

19. Mai 2025 17:35

@ Laurenz:
Selbstzerstörerisch ist der heutige Sozialstaat, wie er jetzt ist. Kein Mensch interpretiert Sozialstaat in einem mittelalterlichen Erscheinungsbild, so wie Sie dies gerade tun. Sonst könnten wir auch die Armenfürsorge der Römer als Argumentationsgrundlage nehmen. Dazu fehlen sämtliche Strukturen wie Stände, Zünfte und dergleichen. Heute ist die Welt ein Dorf, früher war das Dorf die Welt. Sozialstaat heute ist schlecht für Land und Volk und gehört zu den sinnentleerten umgedeuteten Begriffen, die Monika angesprochen hat. Er impliziert etwas Gutes, ist aber nur Herrschaftsform. Ich denke, dies habe ich mehr als ausführlich genug begründet.
Begeben Sie sich doch mal in ein beliebiges Viertel, welches Sie als übel bezeichnen, und schauen sich mal an, was dieser Sozialstaat aus den Menschen macht. Schauen Sie nicht nur drauf, sondern wirklich in das Gebilde hinein. Da war doch die DDR sogar besser mit ihrem Recht auf, nein, eigentlich mit ihrer Pflicht zur Arbeit. Das heutige System entpflichtet nicht nur von jeglicher Eigenverantwortung, es versperrt für viele den Weg in einen echten Arbeitsmarkt. Dazu wird dieser Sozialstaat personell aufgebläht, und die Kosten werden auf immer weniger Nettosteuerzahler verteilt. Das ist aber nur die ökonomische Seite, im Kern zerstört die Konstruktionen Lebenschancen.
Bleiben Sie doch einfach mal bei meiner Argumentation, statt rechthaberisch auf historische Begriffsdefinitionen zu pochen.

Majestyk

19. Mai 2025 17:40

@ FraAimerich"@Majestyk: "Ich gebe gar nichts zu." Das stimmt! Kann ich aus wiederholter eigener Erfahrung nur bestätigen."
Und ich kann aus eigener Erfahrung bestätigen, daß Sie vor allem linke Töne drauf haben und mir Ihre bornierte, selbstgefällige Überheblichkeit ganz gewaltig auf den Zeiger geht. Von mir aus können Sie sich aber auf Ihrem rhetorischen Schelmenstück gerne ein Ei backen, wenn das Ihr Sieg des Tages ist. Man muß auch gönnen können.

Majestyk

19. Mai 2025 17:47

@ Laurenz:
Lebt der Harzer vom Staat oder leben nicht vielmehr die Harzerverwalter auf Kosten der schaffenden Allgemeinheit?
Ihr alle solltet Euch mal fragen, wem die Erschaffung eines Prekärsystems wirklich dient, statt ausgerechnet mir soziale Kälte unterschieben zu wollen. Ich kann die Verherrlichung dieses widerlichen Apparats als "sozial" nicht mehr hören. Daran ist nichts, aber auch rein gar nichts sozial, und human ist es auch nicht. Wer wirklich Patriot sein will, sieht auch die Abgehängten des eigenen Volkes als Menschen und Teil des Volkes und nicht bloß als politische Verfügungsmasse.

FraAimerich

19. Mai 2025 18:54

@RMH  -  Nüchtern schreiben ist einfach. Aber Sie machen sich keine Vorstellung davon, wie schwer es nüchtern fallen mag, immer wieder dasselbe 100% marktreine Schlangenöl als fiktives Allheilmittel gegen die jeweils aktuellen "sozialistischen" Bewältigungsstrategien kapitalistischer Krisen vorgesetzt zu bekommen. Auch mit Bier kriegt man das nicht gut runter. Und Hochprozentiges macht schnell aggressiv, vor allem gegen rabulistische Winkelzüge zur Verschleierung realexistierender kapitalistischer Tatsachen, wie sie hier regelmäßig auch von Rechten bemüht werden. Solange man sich nicht ehrlich macht und offen einräumt, daß am Anfang dessen, was gemeinhin unter Sozialismus verstanden wird, Industrialisierung und Kapitalismus standen, wird man - nach sattsam bekannten Muster - nur erneut dazu beitragen, die Linke wieder ins Spiel zu bringen, die sich mit der Kritik von Besitzverhältnissen und Sozialgedöns aller Art naturgemäß leichter tut. Das betone ich deshalb, weil ich an die "Überwindung des Kapitalismus" noch nie recht glauben konnte. Im Westen ist sein gegenwärtiger Zyklus immerhin schon recht weit fortgeschritten. Die Folgen spüren darum inzwischen auch jene, denen man ein Leben lang eingeredet hat, daß sie nur den Sozialismus zu fürchten hätten. Solange das Monster noch zuckt, bleibt freilich nur der Versuch, der Arglist und Selbsttäuschung seiner Gesundbeter, Bändiger und Verstaatlicher nicht anheimzufallen.

Florian Sander

19. Mai 2025 19:01

Majestyk: "Wer wirklich Patriot sein will, sieht auch die Abgehängten des eigenen Volkes als Menschen und Teil des Volkes und nicht bloß als politische Verfügungsmasse." - Bravo!
Mitleser2: Sie haben offensichtlich einen positiven Liberalismus-Begriff. Ich nicht. Deswegen haben Habeck & Co für mich sehr viel damit zu tun - sie haben ihren gesellschaftlichen Liberalismus (radikaler Individualismus, jeder darf immer alles sein) zur totalen Maxime erhoben, die sie sogar anderen Ländern zur Not militärisch aufoktroyieren wollen (zu Bushs Zeiten nannte man das Neokonservatismus). Liberalismus bedeutet die individuelle Loslösung von kollektiven Verbindlichkeiten (Volk, Nation, Familie, Religion). Das passt perfekt auf die Grünen.

RMH

19. Mai 2025 19:01

Was Sozialstaat & Sozialismus angeht, gilt der alter Verdacht von Carl Schmitt, wer Menschheit sagt, der will betrügen. Den Affekt gegen den insitutionalisierten & damit kalten Sozialstaat, den @Majestyk hat, teile ich (welch Überraschung). Als nicht Libertärer wäre ich für ein reines, moderates Sozialversicherungsprinzip ohne versicherungsfremde Leistungen. Wer einzahlt, bekommt was, dann aber auch ohne große Prüfung im Hinblick auf Sperrzeit, Bewerbungskontrolle etc (damit die Verwaltung der Kasse schlank bleibt), im Übrigen heißt es, hilf Dir selbst, dann hilft dir Gott. Was mir bei rechten Sozialisten immer wieder übel aufstößt ist, dass ihr soziales Getue oft nur geheuchelt wird, um irgendein 2. Klasse-Ticket zur wie auch immer gearteten Macht zu bekommen. Natürlich sehen sich von den "Aktivisten" dann auch fast alle im Geiste mit irgendwelchen Pöstchen belohnt oder meinen, was zu melden zu haben. Der normale Mensch, der arbeitet, der eine Familie ernähren will, etwas aufbaut, was er an seine Kinder weitergeben kann etc., ist da genauso nur Stimmvieh & später Zahlvieh, wie bei der anderen Feldpostnummer auch. Daher: Weniger ist mehr & vor allem auch ehrlicher, wir müssen niemanden korrumpieren. SolPat, nationaler Sozialismus etc - für mich klingt das alles wenig glaubwürdig & schon gar nicht vertrauenswürdig.

Florian Sander

19. Mai 2025 19:13

RMH: Sie stellen da vermeintliche Gesetzmäßigkeiten auf, wo keine sind. Weder bedeutet eine hohe Staatsquote automatisch "Sozialismus" (wieder nur: Denken in negativen Kampfbegriffen) noch bedeutet Mindestlohn eingehegte Gewerkschaften. Auch die Höhe eines Mindestlohns kann ja durchaus eine zentrale Frage gewerkschaftlichen Arbeitskampfes sein. Zu den angeblich in den Unternehmen "gebundenen" Milliarden haben andere schon viel richtiges gesagt. Aber noch so viel: Vieles steckt (neben Privatbesitz) auch in Stiftungen und NGOs, wie man an einschlägigen Milliardären sieht, und fast nie (!) hat all diese über die Jahrhunderte angehäufte Knete etwas mit "Leistung" zu tun, wie (leider auch Rechts-)Liberale immer wieder zu suggerieren versuchen, wenn sie von vermeintlichen "Leistungsträgern" fabulieren. Das ist vererbtes Geld, nichts weiter. Eigentum, das verpflichten müsste, es aber in unserem kapitalistischen System faktisch nicht tut.

Florian Sander

19. Mai 2025 19:17

Laurenz: 100 Jahre Sozialstaat? Quatsch. Nur weil die Kath. Kirche Almosen-Suborganisationen gebildet hat? Die ersten, vorsichtigen sozialstaatlichen Institutionen kamen im 19. Jahrhundert auf, vor allem unter Bismarck und dann im 20. Jahrhundert schrittweise ausgebaut. Sozialstaat bedeutet - das impliziert der Begriff - nämlich auch etwas, was es weder in der Kirche gab noch in all diesen libertären Fantastereien: Kollektive Verbindlichkeit. Solidargemeinschaften überleben ohne diese Verbindlichkeit nicht, denn der Mensch ist nun einmal von egoistischen Trieben geprägt. Freiwillig gibt er nichts, es sei denn, es hat Steuervorteile. Daher haben auch die kirchlichen Almosen-Einrichtungen nicht die vom klassischen Manchester-Liberalismus verursachte Massenarmut verhindern oder auch nur einhegen können. Das konnte nur der SozialSTAAT mit den mit ihm einhergehenden Verpflichtungen für jedermann.

Majestyk

19. Mai 2025 19:36

@ Laurenz:
"Was war das anderes als ein Klassenkampf, der die sozialstaatliche Versorgung des arbeitslosen Adels durch den Mob in Frage stellte?"
Und warum darf ich die sozialstaatliche Versorgung des neuen Adels nicht in Frage stellen? Kein Sozialhilfebezieher ist nutzlos. Für all diese Leute gäbe es mehr als genug Arbeit. Da braucht man keine Fremden importieren. Nutzlos und schädlich sind Apparatschiks in Behörden, Verbänden, Medien, Parteien usw. Kann es sein, daß wir aneinander vorbeireden?
Die Kirchenspaltung sehe eher unter dem Aspekt Machtkampf Vatikan vs. Fürsten. Es ist doch bezeichnend, wo Luther in den Bauernkriegen stand. Und natürlich ist ein großes stehendes Heer immer Arbeitsbeschaffungsprogramm und innere Entwicklungshilfe, sieht man an den USA und demnächst China. Militär und Infrastrukturentwicklung sind eng miteinander verbunden. Fürs Militär ließ Eisenhower einst die Interstates bauen. 
Nichtsdestotrotz ist das eigentliche Thema neuer Realsozialismus, und dies trifft zu, wenn auch nicht mehr klassisch interpretiert mit Hammer und Sichel oder Zirkel, sondern global betrieben unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit. Der Sozialismus braucht ein Thema, dem er zu Gerechtigkeit verhelfen muß, ob entrechtete Arbeiter oder Weltklima, und gleichzeitig braucht er ein Feindbild, mal Bourgeoisie, mal Rechtspopulisten. Eine Demokratie kann nicht funktionieren ohne nationale Souveränität nach außen und ohne eigenverantwortllich denkende Bürgern im Innern.

Mitleser2

19. Mai 2025 20:04

@Sander: "Das konnte nur der SozialSTAAT mit den mit ihm einhergehenden Verpflichtungen für jedermann."
Ah, und welche Verpflichtungen haben die Millionen illegalen Migranten? Daran sieht man doch, dass diese ganze Ausbeuter-Diskussion ("die bösen Kapitalisten" und der radikale Individualismus) in die völlig falsche Richtung geht. 

Majestyk

19. Mai 2025 20:22

@ Florian Sander:
Mir als Lohnempfänger muß doch meine Kaufkraft wichtiger sein als meine Lohnhöhe. Warum wollen Sie Kleinverdienern das Zubrot nehmen, wenn ein Mindestlohn jede Wertschöpfung unterbindet?
Sinnvoll wäre es, von Normalverdienern keine oder nur moderate Steuern einzuziehen. Warum soll der Staat an jedem Apfel, den ich esse, mitverdienen? Wer durch Verteilung Gerechtigkeit schaffen will, zäumt das Pferd von hinten auf. Champagner und Ferraris kann ich hoch besteuern, Alltagsgüter nicht; es sei denn, ich will diese zu Luxus machen. Nahrung kann man immer noch günstig kaufen, hochwertige Lebensmittel werden langsam unbezahlbar. Will ich Wohnraum schaffen, gehe ich mit den Auflagen runter und den Steuern, dann brauche ich keinen Mietendeckel. Jahrelang hieß es, die Löhne sind zu hoch. Das ist logisch betrachtet völliger Unsinn. Hohe Löhne stärken meinen Markt. Ich kann als Hochtechnologieland keine Löhne deckeln. Da, wo die Wertschöpfung keine hohen Löhne erlaubt, hätte man auf Bulgarien oder Rumänien ausweichen können - und vor allem mehr automatisieren. Sobald ich einen eigenen starken Markt habe und selber konkurrenzarme Produkte anbiete, kann ich den Zugang zu meinem Markt kontrollieren. Besser als Subventionen, die mich was kosten, sind Zölle, die meinen Haushalt stärken. Es kann doch nicht sein, daß ich als Bürger sparsam lebe, um über die Runden zu kommen, während der Staat nicht mit dem Geld auskommt, welches er seinen Bürgern aus der Tasche zieht.

Gracchus

19. Mai 2025 20:25

@Majestyk: Es kann ja jeder lesen, was Sie zugegeben haben, nämlich dass es keine offizielle Erklärung gibt, die Degrowth zum Ziel hat. Ob Merz/Klingbeil Marionetten sind, spielt keine Rolle. 
Ab davon: Der kapitalistische Wachstumszwang ist unnatürlich und krankhaft und antifreiheitlich. Gegen diesen Zwang höre ich Liberale nie was sagen.
 

Majestyk

19. Mai 2025 20:33

@ Florian Sander:
Echte Solidargemeinschaften stehen NICHT unter staatlicher Kontrolle. In einer Solidargemeinschaft entscheiden die Versicherten wen sie alimentieren und warum und echte Solidargemeinschaften könnte keine Regierung, gleich welcher Art dazu nutzen um "Migranten" mit dem Geld der Mitglieder anzulocken um diese entweder vor nicht existenten Gefahren zu retten oder für eine Arbeitswelt zu rekrutieren die es nicht mehr gibt oder in naher Zukunft nicht mehr geben wird. 
Der Staat hat mir keine Pflicht aufzuerlegen, für Dinge die ich nicht will. Und vor allem hat er keine Pflichten aufzuerlegen, die mancher Beitragszahler kaum noch erfüllen kann. Das was der Sozialstaat angeblich so gnädig verschenkt gehört ihm nicht. Er nimmt es von Leuten die dann trotz Arbeit verarmen und keinerlei Aufstiegschance mehr haben oder keine eigenen Rücklagen mehr anlegen können und dann im Alter vollständig ins Bodenlose fallen, weil die Kassen, die doch angeblich allen gehören so gemolken wurden, daß die Kuh stirbt. 

Gracchus

19. Mai 2025 20:40

Da wir ein kapitalistisches System haben, liegt es nahe, wie es hier und heute ist, auf den Kapitalismus zurückzuführen. Diesen Anscheinsbeweis müssen die "Sozialismus"-Rufer also ersrmal widerlegen. Sozialstaat ist auch nicht Sozialismus, sondern ermöglicht Kapitalismus (und umgekehrt). 
Ansonsten scheint die Diskussion wie der jetzige Sozialstaat etwas aus dem Ruder zu laufen. Niemand hier im Forum spricht sich doch gegen Entbürokratisierung und für den Sozialstaat in seiner jetzigen Form aus. Niemand dagegen, dass arbeitende Bürger mehr von ihrem Lohn haben sollen, niemand gegen mehr Freiheit und Eigenverantwortung, niemand gegen den Abbau von Subventionenen. 

Laurenz

19. Mai 2025 21:04

@Majestyk ... Sie lesen immer noch keine Beiträge. Ich gebe diese Debatte mit Ihnen auf. Sie schreiben an mir vorbei, rennen durch meine Tore & wieder raus. Entweder Sie lesen oder lassen es. Heute könnte ich stattdessen auch mit meinem Nachbarshund reden. @FS ... Was Sie hier mit Bismarck ins Feld führen, ist der Formalismus. So, wie unser Staatsapparat formal im Vergleich klein bleibt, wächst er informell rapide an. Faktisch macht formal & informell aber keinen Unterschied. Die ersten, die zivile Sozialleistungen formal implementierten, waren die Piraten auf Tortuga. Hamburg hatte schon zuvor eine Sklavenkasse, um von den Barbaresken gefangene Seeleute freizukaufen. Davor waren Sozialleistungen generell informell oder lokal geregelt. Die Kreuzzüge waren deswegen eine Zeitenwende, weil sie die Masse der Freien in leibeigene Pächter, Knechte & Mägde verwandelten, die zwar auch ein Rechts- & Fürsorgeverhältnis bedingten, dessen Mißbrauch aber quasi kaum einklagbar war. Seit dem 17. Jahrhundert kam in einigen Armeen oder Marinen der Halbsold in Friedenszeiten für Offiziere in Mode. Wenn Sie stöbern, FS, werden Sie noch einiges mehr finden.

RMH

19. Mai 2025 21:09

@Florian Sander:
Nur fürs Protokoll: Ich bin kein Libertärer, ich habe nichts gegen gesunde, sozialstaatliche Prinzipien, wie sie früher im Sozialversicherungsprinzip sich niedergeschlagen haben. Hierhin muss man wieder zurück & das heißt in letzter Konsequenz auch, dass es so etwas wie Hartz oder Bürgergeld in dieser Form nicht geben kann, da es zudem die halbe Welt mit an den Tisch bittet.
@Gracchus, "Der kapitalistische Wachstumszwang ist unnatürlich und krankhaft und antifreiheitlich. Gegen diesen Zwang höre ich Liberale nie was sagen." Es gibt keinen "Zwang", es ist nach liberalen volkswirtschaftlichen Theorien eine Art Gesetzmäßigkeit der Ökonomie - eben jene volkswirtschaftlichen Theorien sehen das Ganze aber nicht als unbegrenzt nach oben gehend, "wachsend" an, sondern bekanntermaßen zyklisch, was nach oben geht, geht immer nach unten & es öffnet sich der Raum für neue Zyklen. Der Tod & der Neuanfang gehören beim "Liberalismus" dazu - der Staat wird dann aktiviert, wenn etwas künstlich verlängert werden soll. Gute Unternehmer versuchen, die Zyklen wie Wellen zu reiten. Insolvenzen & Firmenschließungen gehören zum normalen, freiheitlichen Wirtschaftsleben dazu.

Majestyk

19. Mai 2025 21:11

@ Gracchus:
Haben Sie den verlinkten Artikel gelesen oder geht es ums Rechthaben?
Wachstum ist nicht zwangsläufig quantitativ. Hochwertigere Produkte erzeugen auch Wachstum. Kapitalismus schafft Wohlstand. Natürlich leben immer noch viele in Armut, vor allem weil Armut nachwächst. Mehr als 6 Milliarden Menschen in 100 Jahren. Wollen Sie Millionen Chinesen, Indern einen besseren Lebensstandard vorenthalten? Keiner hindert Sie daran, für sich abzustreifen, was Sie als einengend oder belastend empfinden. Man kann mit und von sehr wenig leben, ab einem gewissen Punkt ist es dann aber nur noch ein Überleben.
Was nicht mehr wächst, fängt an zu sterben, Bäume, Menschen, Wirtschaft. Natürlicher Kreislauf. Wenn meine Wirtschaft nicht mehr wächst, wächst die der Konkurrenz, und was wollen Sie umverteilen, um Leute am Fressen zu halten, wenn produktive Arbeit woanders stattfindet?
Sie reden wie Fußballfans, die auf Bayern schimpfen, aber den eigenen Club wie einen Kaninchenzüchterverein führen wollen und sich dann wundern, wenn man spielt wie Schalke. 0:4 zu Hause, mit Punktgewinn für den Gegner.
Unabhängig von richtig oder falsch ist Deutschland Teil des Weltmarktes, und da gelten ökonomische Naturgesetze. Kapital fließt dahin, wo es sich vermehrt, und wo es nicht mehr fließt, ist das Flußbett trocken.
"Da wir ein kapitalistisches System haben, liegt es nahe, wie es hier und heute ist, auf den Kapitalismus zurückzuführen."
Nur wenn man Korrelation und Kausalität verwechselt. 

Gracchus

19. Mai 2025 21:14

@RMH: "kalter Sozialstaat" vs. die wohlige Wärme des Kapitals, von Banken, Börsen, Großkonzernen?
 
 

RMH

19. Mai 2025 21:44

@RMH: "kalter Sozialstaat" vs. die wohlige Wärme des Kapitals, von Banken, Börsen, Großkonzernen?
@Gracchus, von wohliger Wärme habe ich nichts geschrieben, aber im Gegensatz zum Staat, seinen Sozialvorstellungen mit all seinen Verteilungsfolgen durch seine Einladung an die halbe Welt sowie seinen sog. staatlichen Organen, habe ich von Banken, Börsen und Großkonzernen noch keinen unmittelbaren Schaden oder Nachteil erlitten (ich gebe es offen zu, ich war immer ein Stück weit staatskritisch im liberalen Sinn, aber den Rest hat mir die Corona-Repression gegeben. Das ist mein ganz persönliches "nie wieder"). Ganz im Gegenteil, ohne Börse wäre ich ein Stück weit ärmer (ja, ich bin dann wohl ein mieser Spekulant - einen "Dipp", wie vor kurzem, muss man dann eben auch mal aussitzen oder verkraften). 

Gracchus

19. Mai 2025 21:59

@Majestyk
Den Artikel habe ich überflogen, aber es geht mir wie Ihnen - ums Rechthaben (Zwinker-Smiley). 
Wachstum ist auch in Ihrer Beschreibung quantitativ.
"Kapitalismus schafft Wohlstand" - dachte, Phrasen seien unter diesem Artikel eigentlich verboten. Ausserdem dachte ich, Leistung soll sich wieder lohnen, und die, die schaffen, schaffen Wohlstand. Aber nein, es ist der Kapitalismus selbst. Weiter lerne ich, dass der Kapitalismus eine Naturtatsache ist. Das ist wohl ein grober Irrtum. Interessant, dass Sie China als kapitalistisch einstufen, während wir hier Realsozialismus haben.
"Kausalität" - Sie haben ja nicht mal Korrelation auf Ihrer Seite. 
 

Le Chasseur

19. Mai 2025 22:08

Off-Topic: Ist der Leiter des Bundeswehr-Planungsstabes gesichert rechtsextrem? https://www.nachdenkseiten.de/?p=133144

Gracchus

19. Mai 2025 22:21

Also @Jungs und Mädels, um es abzukürzen: Man kann nicht bestimmte moderne Verfallserscheinungen aus konservativer Sicht beklagen - und den Kapitalismus, den Treiber der Moderne, dabei aussen vor lassen. Das ist doch intellektuell nicht zu vermitteln bzw. unredlich. Damit macht man sich auf konservativer Seite schlicht unglaubwürdig. 

Majestyk

20. Mai 2025 00:35

@ Gracchus"Den Artikel habe ich überflogen, aber es geht mir wie Ihnen - ums Rechthaben"
Tja, mir nicht. Ich bin aufgrund eigener Lebenserfahrungen und Beobachtungen überzeugt, daß pauschale Kapitalismuskritik an den eigentlichen Problemen Finanzmarktkontrolle, politischer Aktionismus etc. vorbei schießt. Und ich ändere meine Ansicht auch nicht, nur weil die von Kapitalismusgegnern als unredlich und intellektuell dürftig erachtet wird. 
https://insm.de/aktuelles/oekonomenblog/wohlstand-in-der-breite-was-macht-den-kapitalismus-erfolgreich
https://austrian-institute.org/de/blog/kapitalismus-ist-gut-fuer-die-armen-und-fuer-die-umwelt/
@ Laurenz:
"Sie lesen immer noch keine Beiträge. Ich gebe diese Debatte mit Ihnen auf. Sie schreiben an mir vorbei, rennen durch meine Tore & wieder raus."
Ich habe Ihre Beiträge gelesen. Ich nehme mir nur die Freiheit, Ihnen nur in Teilen zuzustimmen, und habe mir sogar verkniffen, Sie auf Widersprüche hinzuweisen. Das ist was anderes und wird sich vermutlich nicht ändern. Tore sind ja zum durchgehen da und aus beiden Richtungen nutzbar.

Florian Sander

20. Mai 2025 02:44

Majestyk: Wer "Solidargemeinschaft" ohne Staat will, will Solidargemeinschaft ohne Verbindlichkeit. Und wer Solidargemeinschaft ohne Verbindlichkeit will, der will faktisch gar keine Solidargemeinschaft. Letztere kann nur bestehen, wenn alle, die der Solidarität bedürfen, im Zweifel auch sicher sein können, dass sie sie bekommen, und sie nicht launenhaft gesteuerten gnädigen Almosen (mal ja, mal nein) unterliegen. So funktioniert der Umgang mit sozialen Nöten nicht. Keine Sozialversicherung, gegen welches Unglück auch immer, kann so funktionieren. Ganz einfache Gleichung. Und doch: Der Staat kann Ihnen Pflichten auferlegen, denn Sie profitieren jeden Tag vom Staat (wenn auch vielleicht von anderen Elementen des Staates als dem Sozialstaat). Wenn Sie das ernstlich anders sehen, sind Sie libertär (Individuum über alles). Mit rechtem Denken hätte das jedenfalls wenig zu tun.
Mitleser2: Dass der Sozialstaat nur ohne Massenmigration funktionieren kann, setze ich natürlich voraus. Sähe ich das anders, würde ich hier nicht kommentieren. ;)

Majestyk

20. Mai 2025 08:35

@ Florian Sander:
Tut mir leid für Sie, wenn Sie sich Solidargemeinschaft nicht ohne staatliche Kontrolle vorstellen können. Ich habe aber auch noch nie behauptet gar keinen Staat zu wollen. Dass man eine Sozialversicherung auf Solidarbasis auch ohne Staat aufziehen kann haben Sie vermutlich noch nie gehört. Der staatliche Zugriff z.B. auch auf Krankenversicherung ist ein Bestandteil mit dem Massenmigration gefördert wird. 
Sie mögen übrigens vom Staat profitieren, erklärt dann auch die Staatsgläubigkeit, ich wurde von genau diesem Staat Lebenschancen und auch sozialer wie ökonomischer Teilhabe beraubt. Ich kenne Ihren Staat und dessen System nur als Dieb. 

Mitleser2

20. Mai 2025 08:36

@Sander: "Mitleser2: Dass der Sozialstaat nur ohne Massenmigration funktionieren kann, setze ich natürlich voraus. Sähe ich das anders, würde ich hier nicht kommentieren. ;)"
Natürlich ist das so. Aber das wird in dem ganzen Diskussionsstrang ausgeblendet, obwohl es der Hauptverursacher der Probleme ist. Siehe exemplarisch Krankenversicherung und Wohnungsmangel/Mieten. Stattdessen wird insinuiert, dass der Liberalismus schuld sei.

Laurenz

20. Mai 2025 09:50

@Mitleser2 @FS ... Daß der Sozialstaat nur ohne Massenmigration funktionieren kann ... sagt sogar Frau Wagenknecht. Es wird allerdings eine Zeit lang dauern, bis sich Wagenknecht wieder gegen die völlig verblödete Ahnungslosigkeit von Reichinnek durchsetzen kann. Es steht unsererseits nur zu hoffen, daß Reichinnek noch häufiger zu Gesprächsrunden im staatlichen Zwangsgebühren-TV eingeladen wird.

Maiordomus

20. Mai 2025 09:55

@Gracchus. Der bedeutendste mir bekannte konservative, Marx und Engels sogar um eine Generation vorauseilende Kapitalismus-Kritiker Deutschlands war bekanntlich der von Gerd-Klaus Kaltenbrunner und anderen noch über alles geschätzte Franz Xaver von Baader , über den ich schon in der 68er Zeit publiziert habe und seither an ihm drangeblieben bin, so wie sogar an den mehr reaktionären aber guten Analytikern Bonald und de Maistre, nicht zu vergessen Max Weber. Baader hat die erste bedeutende Abhandlung der Menschheitsgeschichte geschrieben über "die Proletairs in ihrem Missverhältnis zu den Vermögen besitzenden Klassen." Die Stärke der Konservativen war seit eh und je die realistische, vergleichsweise pessimistische Analyse der sozialen und materialen Realität, bezeichnenderweise waren sowohl Novalis wie Baader in Freiberg studierte Bergbau-Ingenieure. Ihr bedeutendster Lehrer war der auch von Goethe geschätzte Werner. Alle drei konnten auch mit Paracelsus etwas anfangen. Das ist natürlich ein ganz anderes Niveau als der vergleichsweise vulgäre Materialismus der Marxisten, Sozialisten und Kommunisten. Bemerkenswerterweise aber waren die obigen Denker trotz Bezügen zu Fichte nicht deutschnational orientiert. So wie auch nicht der Schweizer Troxler, der einzige "wirkliche" Demokrat unter den deutschen Idealisten.

Valjean72

20. Mai 2025 10:02

@Mitleser2 @Sander: "Aber das wird in dem ganzen Diskussionsstrang ausgeblendet, obwohl es der Hauptverursacher der Probleme ist. Siehe exemplarisch Krankenversicherung und Wohnungsmangel/Mieten. Stattdessen wird insinuiert, dass der Liberalismus schuld sei."
---
 
Ich sehe vielmehr, dass von libertärer Seite der _Staat an sich_ als ursächlich verantwortlich gemacht wird für die Fehlentwicklungen und Misswirtschaft unserer Zeit und deshalb müsse man den _Staat an sich_ auf ein Minimum zurückdrängen oder gleich überwinden.
 
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"Blackrock hat Anfang Jahr angekündigt, die Aktionärsinteressen im Bereich Nachhaltigkeit stärker wahrzunehmen und damit mehr Druck auf Unternehmen auszuüben." 
(Quelle: NZZ.ch, 14.07.2020)

Valjean72

20. Mai 2025 10:06

@Le Chasseur: "Off-Topic: Ist der Leiter des Bundeswehr-Planungsstabes gesichert rechtsextrem?"
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Ich würde sagen, die Betreiber der NachDenkSeiten sind als brave bundesdeutsche Linke gesichert schuldkultaffin.

Uwe Lay

20. Mai 2025 11:28

Die Diskriminierung Andersdenkender ist nun kein Spezifikum sozialistischer Staaten. So wurde nicht in der DDR, sondern im wiedervereinten Deutschland ein Dissident wegen seiner Meinungsäußerungen zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt. Sowohl die DDR als auch die BRD verlangten Staatstreue von ihren Bürgern. In der BRD erlaubt man nun aber ein Mehr an weniger Staatstreue. Aus patriotischer Sicht muß aber konstatiert werden, daß die DDR-Regierung nicht so antinational eingestellt war wie die Regierungen Westdeutschlands und die jetzige Bundesregierung. Ein ostdeutscher Witz zum Schluß: "Jetzt dürfen wir am 1. Mai gegen Massenarbeitslosigkeit, Mietwucher und Armut, 1,6 Millionen Bürger sind auf Armenspeisen angewiesen, demonstrieren! Das durften wir in der DDR nicht!"

Hedda

20. Mai 2025 11:59

@Florian Sander Vielen Dank. Das geht mir auch die ganze Zeit schon gegen den Strich. Die rein ideologische Verwendung des Begriffs Sozialismus ist unsinnig und hat lediglich emotionalen Wert für den, der einen solchen braucht. Die DDR war im höchsten Fall eine Form von Staatssozialismus, der tatsächlich noch in Bildung, medizinische Versorgung etc. investierte. Die Bundesrepublik trägt keinerlei sozialistische, sondern zunehmend neoliberale Züge. Diese werden an Aggressivität zunehmen und den unteren Schichten Verteilungskämpfe sondergleichen bescheren. 

Majestyk

20. Mai 2025 12:07

@ Valjean72:
"Blackrock hat Anfang Jahr angekündigt, die Aktionärsinteressen im Bereich Nachhaltigkeit stärker wahrzunehmen und damit mehr Druck auf Unternehmen auszuüben." 
Blackrock kann dies nur, weil der global vernetzte, um nicht zu sagen unterworfene deutsche Staat denen die Tür geöffnet hat und auch jede einzelne Kommune und auch Unternehmen nötigt, denen die Tür zu öffnen. Dies könnte er nicht, wenn das Verhältnis Kommune vs. Staat anders wäre und Unternehmen sich nicht staatlichen oder vom Staat geduldeten fremden Einflüßen (siehe Nachhaltigskeitsgaga) beugen müßten.
Die NachDenkSeiten sind spätestens nach dem Ausscheiden von Wolfgang Lieb zu einem linken verdrehenden Propagandablatt verkommen und definitiv Teil des Problems statt Teil der Lösung. Unvergessen mein Disput mit Jens Berger über dessen Begeisterung für Ende Gelände und Anti-AfD-Botschaften im Polizeiruf.

Le Chasseur

20. Mai 2025 12:09

@Valjean72"Ich würde sagen, die Betreiber der NachDenkSeiten sind als brave bundesdeutsche Linke gesichert schuldkultaffin."
Soll das heißen, der Leiter des Bundeswehr-Planungsstabes hat sich nicht mit Asow-Kommandeur Oleg Romanow getroffen? Das haben sich die Nachdenkseiten nur ausgedacht, um die Bundeswehr zu diskreditieren?

Laurenz

20. Mai 2025 12:14

@Valjean72 ... https://www.rnd.de/wirtschaft/blackrock-kehrt-klimaschutz-den-ruecken-eine-fatale-botschaft-fuer-die-welt-QM5MPKV5TZFVHJLQAM5IV5U64M.html & Albrecht Müller (87), als Ex-Berater von Willy, & seine Bagage sind Alt-Linke. @Maiordomus ... es ist immer spannend von Ihnen aus einer anderen (Geistes-) Welt zu erfahren. Allerdings haben Sie uns diesmal das Prickelnde an der Nummer Ihrer Avantgarde konservativer Kapitalismus-Kritiker vorenhalten. Wenn alle außer Troxler keine Demokraten waren, was waren sie denn? Nehmen Sie nicht Widerspruch zwischen Systemik & dem von Ihnen zitierten Niveau wahr? 
 

Majestyk

20. Mai 2025 12:16

Bei Stuttgart probt man nun den zertifizierten Wohnführerschein für "Wohnraumsuchende". Zunächst an "Menschen mit Fluchthintergrund" oder wie auch immer die korrekte Bezeichnung diese Woche lautet. Was bin ich froh, daß das Bundesinnenministerium dies fördert. Wer weiß vielleicht ist Michel morgen schon selbst zum Wohnen zu blöd. Da ist es doch schön, wenn das Parteikombinat Hilfstellung bietet. Hat natürlich auch wieder nichts mit Sozialismus zu tun.
Der Autor dieses Artikels wird von diesem Staat mit Berufsverbot belegt und steht vermutlich doch nur exemplarisch für viele. Möglich ist dies, weil das komplette Bildungswesen staatlicher Kontrolle unterliegt. Das ist das Werkzeug, das man nutzt, um Mißliebige auszugrenzen. Das hat das Kartell ja nicht erfunden, es wurde wie auch die rechtliche Möglichkeit, Ausreiseverbote erteilen zu können, diesem Staat in die Wiege gelegt. Da kann man Berufsausübung verbieten, Führerscheine einziehen, Abschlüsse verweigern, Renten kürzen und Krankenkassen mutwillig in die Pleite treiben, demnächst vielleicht sogar den Strom abstellen oder reduzieren.
Aber mich blafft man an, stellt man als dumm dar oder moralisch niederträchtig, weil ich mich erdreiste, selbstständig zu denken, statt mich an das anzupassen, was andere denken oder selber nur tradiert übernommen haben. Es wäre zum Totlachen, wenn es nicht so bittertraurig wäre.

Monika

20. Mai 2025 12:18

@Maiordomus:
Ergänzend zu Ihrem Beitrag einer konservativen Kapitalismuskritik (und Sozialismuskritik) verweise ich auf die Enzyklika " Rerum Novarum" (1891) von Papst Leo XIII, auf die sich der neue Papst durch seine Namenswahl ausdrücklich bezieht. Anerkannt wird dort die "Natur des Menschen" als unveränderliche Ordnung. Zitat: "Leiden und Dulden ist einmal Anteil unseres Geschlechts (...) die Gesellschaft wird niemals frei von großer Plage werden". - Der Philosoph Berdjajew (1874-1948) kritisiert vor allem die Gottlosigkeit des Kommunismus als dessen Lüge, anerkennt aber seine Wahrheit im Bemühen, das wirtschaftliche Leben gerecht zu organisieren, da "das liberalistische Prinzip der formalen Freiheit im wirtschaftlichen Leben die größte Ungerechtigkeit hervorbringe." Berdjajew: "Der Kommunismus enthält viele Wahrheiten und nur eine Lüge (=Gottlosigkeit)." Diese eine Lüge entstellt aber alle Wahrheiten des Kommunismus. Anmerkung: Rerum Novarum kann man sich als PDF herunterladen. Lesenswert.

Laurenz

20. Mai 2025 14:39

@Majestyk ... Der Autor dieses Artikels wird von diesem Staat mit Berufsverbot belegt ... Ja, das ist eine Sauerei. Wie wir aber bereits festgestellt hatten, gäbe es für HB berufliche Alternativen. Es gibt Privatschulen & der Deutschsprachige Raum ist größer als Deutschland. @Monika @Maiordomus ... habe nix gegen das Werk Ihres Leo XIII, https://de.wikipedia.org/wiki/Rerum_Novarum bis auf die Unverzichtbarkeit der Religion & der Kirche. Sie ist für ihn zuständig, „die Ordnung der menschlichen Gesellschaft mitzugestalten". Ist natürlich in meinen Augen Unfug, was jeder Katholik natürlich gerne anders sehen darf. Interessanterweise stellt sich Papst Leo mit der Katholische Lehre, die er als maßgeblich statuiert, häufig gegen die Schrift & die Überzeugung vieler Orden, wie Katholischer Parteien, zB das Zentrum. Vor Gott ist in seinen Augen niemand gleich & er steht, anders als der Erlöser, für die Familie ein. Dieser Leo war schon ein bemerkenswerter Bursche, der einfach mal so seinem allerersten Amtsvorgänger in die Suppe gespuckt hat. https://de.wikipedia.org/wiki/Leo_XIII.

RMH

20. Mai 2025 14:48

@Le Chasseur, #20. Mai 2025 12:09, jetzt lassen Sie ihren de-railing Versuch doch einfach mal stecken & schauen sie die inkriminierten Bildchen mal an. Wenn das Tatoo eine schwarze Sonne sein soll, dann war ich noch nie auf der Wewelsburg. Und so ist das fast immer mit der rus. Propaganda, man hat den Eindruck, Praktikanten & Vodka sind am Werk & es wird halt ein bisschen das Spiel betrieben, wogegen sich man hier, wenn es einen selber betrifft, zu Recht verwahrt. Kontaktschuld etc.
@Hedda, Fakt ist immer noch, dass mehr Leute aus DDR raus wollten als rein & in unser wiedervereinigtes D ist es noch umgekehrt. In Bildung & Medizin wird im wiedervereinigten D nominell pro Kopf mehr ausgegeben, sprich investiert, als es jemals in der DDR war, die es mit dem Arbeitsschutz bei ihren heiligen Werktätigen bekanntermaßen nicht genau genommen hat. Dass es bei uns dennoch den Bach runter geht, hat nichts mit zu wenig Umverteilung oder zu wenig Allimentierung des sog "sozialen Bereichs" durch den Staat zu tun, sondern damit, dass wir uns fortlaufend neue Nachfrager & Konsumenten in dieses soziale System importieren. So viel neue Wohnungen können gar nicht seriös gebaut werden, wie wir Menschen via "Menschenwürde" eine Wohnung versprechen.

Valjean72

20. Mai 2025 15:34

@Majestyk: "Dies könnte er nicht, wenn das Verhältnis Kommune vs. Staat anders wäre und Unternehmen sich nicht staatlichen oder vom Staat geduldeten fremden Einflüßen (siehe Nachhaltigskeitsgaga) beugen müßten."
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Und wer soll denn deutsche Unternehmen schützen und zu Ihrem Recht verhelfen auf freien Zugang zur Fremdkapitalfinanzierung, wenn bspw. BlackRock diesen Zugang an gesellschaftspolitisches Wohlverhalten verknüpft?
 
@Le Chasseur: Nein, das soll es natürlich nicht heissen. Aber ich halte von dieser konstruierten Traditionslinie von Hitler-Deutschland zur Azow-Batallion-Maskerade nichts.
 
Gleichwohl bin ich schon der Auffassung, dass es auf ukrainisch-patriotischer Seite grundsätzlich gerechtfertigte Gründe gibt, die Zeit der Sowjetunion weniger positiv zu sehen, als dies im heutigen Russland der Fall ist. Wobei ich mich auch darüber wundere, dass dies in Russland so ist, wie es ist.
 
Mein Respekt gegenüber der Führung der Ukrainer könnte allerdings geringer nicht sein.
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P.S.: Sagt Ihnen der Name Ihor Kolomojskyj etwas?

Hedda

20. Mai 2025 16:07

@RMH Wo lesen sie in meinem Beitrag etwas über die Akzeptanz, die Ausreisezahlen und die Höhe der Investitionen in der DDR? Dazu gibt es in meinem Text keine Aussage. Sie unterstellen einen historischen System-Vergleich mit DDR-Nostalgie. Der ist nicht vorhanden. Es geht lediglich um die Verwendung des Begriffs, der sich m.E. eben nicht auf die Bundesrepublik übertragen lässt. Was das Emotionale in der Argumentation betrifft ... quod erat demonstrandum. Ich denke das bringt letztlich nichts.
Die Zuspitzung der Situation hat nichts mit der Einführung sozialistischer Verhältnisse zu tun. Weder gibt es einen gemeinschaftlichen Besitz an Produktionsmitteln noch eine in irgendeiner Form geartete kommunistische Transformation. Was wir hier haben ist eine Form von Staatskapitalismus bestimmt durch Lobbyisten einer schmalen Schicht mit einer völlig ausgehöhlten Scheindemokratie, in der sich die gewählten Vertreter im wahrsten Sinne des Wortes wahllos austauschen lassen. Der Zuzug im unteren Bereich ist gewollt. Natürlich kann das kein Sozialsystem verkraften. Wir sehen Entwicklungen entgegen, bei denen vermutlich über 50 Prozent (wenn nicht mehr) der Bevölkerung überflüssig werden. Die sind dann beschäftigt, wenn sie sich um das letzte Stückchen Kuchen oder einen Schlafplatz balgen. (Aber ich habe keine Glaskugel - das ist rein hypothetisch. Die Sozialismus-Definition allerdings nicht.)

Gracchus

20. Mai 2025 16:37

@Maiordomus: Sehr guter Hinweis! Ich kenne leider nur die Baader-Anthologie von Kaltenbrunner, das Werk Baaders ist schwer greifbar im Buchhandel. Wie auch der immer wieder von @Monika genannte und von mir sehr geschätzte Berdjajew. Kaltenbrunner selbst hätte es ebenfalls verdient, mehr rezipiert zu werden.

Le Chasseur

20. Mai 2025 16:45

@Valjean
"P.S.: Sagt Ihnen der Name Ihor Kolomojskyj etwas?"
Natürlich. Das ist ein ukrainisch-jüdischer Oligarch, der die ukrainische Neo-Nazi-Miliz "Rechter Sektor" finanziert.

Le Chasseur

20. Mai 2025 17:01

@Hedda"Der Zuzug im unteren Bereich ist gewollt. Natürlich kann das kein Sozialsystem verkraften."
Und der Plan dahinter ist meines Erachtens die Zerstörung des Sozialstaates. Wenn angeblich über 60 Prozent der Bürgergeld-Bezieher einen Migrationshintergrund haben, dann kann der als Bundeskanzler amtierende BlackRock-Agent die totale Abschaffung des Bürgergeldes  fordern, ohne einen Aufschrei in der Bevölkerung befürchten zu müssen. Im Gegenteil, die dümmsten Kälber applaudieren dem von ihnen gewählten Metzger noch. Eine der ersten Amtshandlungen Melonis in Italien war es, das Bürgergeld für alle zu streichen. Kommen deswegen weniger Zuwanderer? Nein, es kommen sogar mehr. Aber das Kapital freut sich, weil die Menschen jetzt gezwungen sind, für Hungerlöhne zu arbeiten.

Laurenz

20. Mai 2025 17:14

@Hedda & RMH ... Werte Teilnehmer, Sie liegen kaum auseinander. In der ökonomische Betrachtung liegt RMH richtig, da die DDR die Masse der besten Leute in nicht produzierende, nicht wertschöpfende Bereiche gesteckt hat, wie Militär, Grenztruppen, Volkspolizei & Stasi. Hedda liegt richtig in der Beurteilung der politischen Situation der heutigen BRD als Parlaments-Oligarchie. @Valjean72  @Le Chasseur ... Rußland/Asow ... Es gibt SiN-Vorträge zu Rußland & wir hatten schon häufige Debatten dazu. Die Sowjetunion & 10 Jahre Jelzin, insgesamt 80 Jahre, also knapp 3 Generationen, haben nichts als Gagarin & ein paar gedopte Sportler gebracht, dazu die Demütigung. Da bleibt als einziger Erfolg für die Massenpsychologie nur der Große Vaterländische Krieg, der quasi zu weiteren 45 Jahren Gefangenschaft im eigenen Block & 10 Jahre bittere Armut bedeuteten. Deswegen die Parade am 9. Mai. Bei Asow muß man festhalten, die werden von den Russen immer als Nazis bezeichnet, natürlich Quatsch. Deutsche & Chinesische Nationalsozialisten waren/sind ökonomisch sehr erfolgreich, das wesentliche Merkmal des NS. Davon ist die Ukraine Lichtjahre entfernt. Also gibt es keine Nazis in der Ukraine, nur radikale Nationalisten.

Majestyk

20. Mai 2025 18:05

@ Laurenz:
"Wie wir aber bereits festgestellt hatten, gäbe es für HB berufliche Alternativen. Es gibt Privatschulen & der Deutschsprachige Raum ist größer als Deutschland."
Wir haben das nicht festgestellt, das waren vor allem Sie und mir ist das im entsprechenden Faden ziemlich übel aufgestoßen, weil es auch nicht viel anders ist als "stell Dich nicht so an, mußt halt nur die Koffer packen". Ich hatte nur zu dem Zeitpunkt keine Lust diesbezüglich ein Fass aufzumachen. Soviel auch zum Verständnis für Heimatverbundenheit.
@ Valjean72
Was schreibe ich denn anderes als das Blackrock und Konsorten nach meinen Vorstellungen hier eben keinen politischen Einfluß nehmen könnten, wozu es mindestens mal die Duldung durch den Staat braucht. Auch hier gilt aber wieder, folge dem Geld. BR investiert kein eigenes Geld, sondern verwaltet Gelder wie z.B. die Pensionsfonds der US-Staaten. Genau da finden sich auch die eigentlichen Stichwortgeber die über BR ihre Aganda nur verbreiten und verstärken lassen, ab Min 1:58.

Maiordomus

20. Mai 2025 18:20

@Monika. Für die Schweizer Christlichsozialen, nicht zu verwechseln mit den Bajuwaren, die heute im Bundeshaus fast immer mit den Sozialdemokraten stimmen, waren zu ihrer Gründungszeit die Sozialisten die Hauptgegner, dies mit Berufung auf rerum novarum und mit enschiedener Ablehnung des Materialismus.  Insofern verstehen wir uns. Es gibt keine innerweltliche Erlösung, erst recht nicht mit den Mitteln irgendwelcher Revolutionen oder gar mit der "Diktatur des Proletariats", was indes heute anders interpretiert wird, nämlich dem Ausschluss der politischen Richtungen mit "falschem Bewusstsein" von der demokratischen Mitbestimmung. 

FraAimerich

20. Mai 2025 18:24

@Majestyk: "Aber mich blafft man an..."
 
Daß Sie gestern einiges einstecken mußten, ist richtig. Aber immerhin machen Sie unverzagt weiter. Das spricht für Sie. Noch besser wäre es, Sie würden gelegentlich auf Gegenargumente eingehen oder diesen zumindest die Gunst erweisen, mal kurz darüber nachzudenken. Andere Teilnehmer verfügen schließlich auch über Lebenserfahrung und eine eigene Perspektive auf die Dinge. Und immerhin hat  jeder, mit dem Sie gestern aneinandergeraten sind, Ihnen auch schon mal ausdrücklich und lobend zugestimmt. - @Laurenz unlängst für seine Verhältnisse sogar geradezu euphorisch. Kurz, es könnte günstigstenfalls durchaus respektable Gründe geben, wenn Ihnen widersprochen oder ein Denkanstoß vermittelt wird. Das wird ja nicht nur von so bornierten, selbstgefälligen Typen wie mir kommen.

Le Chasseur

20. Mai 2025 18:26

@Laurenz
"Also gibt es keine Nazis in der Ukraine, nur radikale Nationalisten."
Wer sich Hitler-Porträts, SS-Runen, Hakenkreuze, SS-Totenköpfe usw. auf seinen Körper tätowieren lässt, ist kein radikaler Nationalist. Gleichzeitig haben diese Typen auch oft satanistische Symbole tätowiert. Es handelt sich quasi um Hollywood-Nazis, so wie man sie aus Indiana Jones oder Hellboy kennt.

Monika

20. Mai 2025 18:28

@ Gracchus @ Maiordomus Berdjajew kannte die Schriften Baaders und war von seinen Ideen beeinflusst. Baaders Abhandlung über "die Proletairs" erschien 13 Jahre vor dem kommunistischen Manifest. Sein sozialer Realismus war geprägt durch seinen vierjährigen Englandaufenthalt, wo er das Elend des Proletariats an den Orten der industriellen Revolution hautnah studieren konnte, lange vor Friedrich Engels. Auch hatte er Kontakt zur Intellektuellen Elite Russlands, wurde aber nicht nach St. Petersburg vorgelassen. ( Die Umstände sind bei Kalterbrunner ( Geistige Quellen Europas ) nachzulesen. Dort schreibt GKK:" Es ist eine Ironie der Geschichte, dass der zutiefst christliche, insbesondere für die Ostkirche so verständnisvolle...Bayer verbannt wurde, während die Werke des "roten Preußen ( = Marx) ungehindert verbreitet werden durften, weil sie die russische Zensur in einem hochgradig analphabetischen Volk für harmlos hielt. Baader hat dieses Verhängnis prophetisch so ausgesprochen: ..wie denn jede gehemmte Evolution in eine Revolution endlich umschlägt und das aufgehalte Licht als Blitz wiederkehrt...".
 

Majestyk

20. Mai 2025 18:34

@ RMH:
"Fakt ist immer noch, dass mehr Leute aus DDR raus wollten als rein"
Das haben diejenigen, die auf Wessis schimpfen und sich als Ostdeutsche (auch so ein SED-Sprech, was das echte Ostdeutschland leugnet) definieren, aber vergessen, genau wie die nicht ganz so freiwillige westdeutsche Beteiligung am Aufbau Ost.
Ähnlich wie die Russen anscheinend ihrem Archipel Gulag hinterhertrauern, beobachte ich schon lange eine DDR Verklärung, und die eigene Beteiligung an der Schieflage wischt man einfach beiseite. Die Wessis sind doof, Kapitalismus ist Mist, der Russe ist super. Wirklich angekommen im Westen sind so manche Mitteldeutsche auch nach 35 Jahren nicht, da hat auch mancher noch eine Mauer im Kopf.

Majestyk

20. Mai 2025 18:58

@ FraAimerich:
"Sie würden gelegentlich auf Gegenargumente eingehen oder diesen zumindest die Gunst erweisen, mal kurz darüber nachzudenken."
Ich gehe auf Gegenargumente ein,  lese nahezu jeden Link oder Hinweis, versuche jedem zu antworten, auch Ihnen, so gut es geht. Kann aber nicht zustimmen, wenn meine Überzeugungen anders sind. Dann sind die eben nicht kompatibel. Kann aber auch nicht der Sinn einer Diskussion sein, am Ende eine Auffassung teilen zu müssen.
Umgekehrt muß ich aber mal fragen, warum provoziert meine Sichtweise anscheinend derart? Wer geht denn auf meine Argumente ein, die oftmals mit konkreten Beispiel verknüpft sind? Wieso unterstellt man mir z.B. frech, ich wolle Solidarkassen abschaffen, obwohl ich mehrfach darauf hingewiesen habe, daß es eben keine Solidarkassen sind und der staatliche Einfluß das Solidarprinzip ad absurdum führt?
Wenn Sie ein Grundstück übernehmen, welches völlig zugewuchert ist, können Sie nicht einfach anfangen, Erdbeeren zu pflanzen, sondern müssen erst mal das Gestrüpp loswerden. Was ziemlich viele hier wollen, ist ein Spagat, der nicht funktioniert. Arbeitsplätze erhalten, Kultur verteidigen, Migration stoppen, Remigration, Resouveränisierung - und das alles ohne den Hebel Finanzen. Ein Lebensraum ist auch ein ökonomisches Biotop, und die Aspekte werden in den Debatten oftmals völlig ausgeblendet.

Monika

20. Mai 2025 18:58

Interessant zu lesen ist bei Kaltenbrunner (Geistige Quellen, Franz von Baader) auch Folgendes: "Es ist verblüffend, wie sehr sich Marx-Engels und Baader in einzelnen Diagnosen berühren. Engels überkommt im Londoner Strassengewühl, in der "brutalen Gleichgültigkeit" der Passanten, die Vision vom sozialen Krieg, in dem "das Haus jedes einzelnen im Belagerungszustand " sich befindet. Mehr noch als Baader kommt Engels, der sensible Pietistensohn, auf das religiöse Vegetieren der Proletairs zu sprechen. Er berichtet von einem elfjährigen Mädchen, das noch nie von einer anderen Welt, vom Himmel oder einem anderen Leben gehört hat." Ein Gedanke, der auch in der Enzyklika Rerum Novarum auftaucht. Arbeiter sind nicht wie Sklaven zu behandeln, ihnen ist Zeit für ihre religiösen Bedürfnisse zu gewähren, die als zum Menschen gehörend betrachtet werden. Ein Gedanke, der in die heutige Zeit ausgeführt gehört, wo man Feiertage abschaffen und die Arbeitszeiten verlängern will. Die antichristliche Wendung des Sozialismus hatte tragische Folgen. Bis heute.

Gracchus

20. Mai 2025 21:34

@Majestyk
(1) Aha - "ein völlig zugewuchertes Grundstück" ist doch - nur natürlich. Merken Sie's? Ihre Wachstums-Apologie lässt sich gut und gerne auf den Staat übertragen. Es ist die Natur des Staates, Steuern zu erheben. Der Staat muss wachsen, denn was nicht wächst, stirbt etc. Im Übrigen wachsen auch Krebstumore. Es gibt auch malignes Wachstum. Ferner: Kultur heißt Pflege und bezog sich ursprünglich auf den Ackerbau. Ökonomie und Kultur liegen näher beisammen als gemeinhin angenommen. Warum also soll allein die Wirtschaft ungehemmt wachsen dürfen? Warum soll diese nicht beschnitten werden? Ich meine, die Fokussierung auf Wirtschaftswachstum und materiellen Wohlstand geht auf Kosten anderer Bereiche, z. B. Kultur + Bildung.

Florian Sander

20. Mai 2025 21:38

Majestyk: Im Gegenteil, gesetzliche Krankenkassen - also: semi-staatliche sog. Körperschaften des öff. Rechts - sind die einzigen Einrichtungen des Gesundheitswesens, die uns faktisch vor einer Situation wie in den USA schützen, wo Menschen, die völlig unverschuldet krank oder behindert sind, sich keine private Krankenversicherung leisten können und infolgedessen völlig verarmen. Wer Krankenversicherung nur privat denken will, blendet tausende Lebenssituationen unverschuldet Kranker aus und betreibt übelste Ignoranz auf Kosten seines eigenen Volkes. Wieder ein Indiz dafür, dass Solidargemeinschaften nur staatlich-verbindlich funktionieren, und nicht auf der Basis kirchlicher oder sonstiger "philanthropischer" Almosen.
Mitleser2: Der Liberalismus ist ja auch mit schuld daran (siehe Benoist). Der Liberalismus verteidigt, konsequent zu Ende gedacht, die Ideologie völliger individueller Freizügigkeit. Liberalismus führt zur Atomisierung von Kollektiven. Wir haben all das in den letzten Jahrzehnten erlebt.

FraAimerich

20. Mai 2025 21:48

@Majestyk - Mir war gestern schon nicht ganz klar, welche Aussage von wegen "sozialer Kälte" Sie sich so zu Herzen genommen haben. Mir ist diesbezüglich nichts aufgefallen. @FS hat Ihrer Klarstellung jedenfalls explizit ein "Bravo!" zugerufen, so daß ich die Angelegenheit eigentlich als geklärt betrachten möchte.
Was nun "Gegenargumente" angeht, bin ich von Ihrer Diskussionsbereitschaft nicht immer überzeugt. Sie schalten, häufig ohne Not und selbst bei Kleinigkeiten (wie zuletzt mit @Gracchus) auf stur, ziehen sich auf Gemeinplätze zurück, etwa, daß Sie sich nicht irgendwelche Positionen aufzwingen oder gar den Mund verbieten lassen würden (als könnte das überhaupt zur Debatte stehen). Mitunter gehen Sie auch aus nichtigen Anlässen mit Unterstellungen zum Gegenangriff über. Erinnere nur daran, wie Sie einen Teilnehmer prompt in die Nähe "linker Antisemiten" rückten, nur weil dieser sich nicht über den Haftbefehl des IStGH gegen Netanjahu empören wollte, sondern meinte, dieser sei ihm so egal wie zuvor der gegen Putin.

RMH

20. Mai 2025 21:48

OMG - jetzt startet die Herz-Jesu-Sozialismus Fraktion auch noch eine Subdiskussion. Es kommt mal wieder alles zusammen. Wenn es je einen offenkundigen Beschiss gab und gibt, dann ist das schmierige Sozialbusiness der Kirchen, welches bekanntermaßen ja keine Grenzen kennt. Lauter kleine Don Camillos, die aber im Gegensatz zu dieser literarischen Figur keine Schlägerei bestreiten können, aber am Ende gleichfalls die Kommunisten doch ganz sympathisch finden, wenn sie nicht so gottlos wären (außer in Italien, siehe Don Camillo) und im Zweifel Katholiken auch mal zu Märtyrern machen. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die katholischen Märtyrer, die von Kommunisten ermordert wurden, bspw. in Nordkorea (da sind einige Deutschstämmige darunter).
https://de.wikipedia.org/wiki/Territorialabtei_Tokwon

Gracchus

20. Mai 2025 21:48

@Majestyk
(2) wie ja auch @ofeelia anmerkt. Man kann mir auch nicht erzählen, dass im Kapitalismus reife Persönlichkeiten (beispielsweise nach den Maßstäben einer Schiller'schen ästhetischen Erziehung) hervorgebracht werden oder werden sollen - nur der Staat mit seiner Schulaufsicht hindert daran. Unfug. Solche Leute wären/sind im Kapitalismus unbrauchbar. Der kapitalistische Massenkonsum und die -Kultur zielt auf und trägt doch offensichtlich zur grassierenden Infantilisierung bei. Auch ästhetisch ist das kapitalistische Zeitalter eine Katastrophe. Man schaue nur auf die meistenteils völlig belanglose, selbstreferentielle, unsinnliche und sinnlose Kunstproduktion an. Das Schöne ist nutzlos, deshalb zählt das Schöne im Kapitalismus nicht - weder das Natur- noch das Kunstschöne.

Gracchus

20. Mai 2025 22:01

@Majestyk
(3) Wenn ich mir Kapitalismuskritik erlaube, heißt das nicht, dass ich den Staat mit Kritik verschone. In der aktuellen Situation - wo eine Änderung des ökonomischen Systems nicht in Sicht ist - plädiere ich mit Ihnen klar dafür, den Staat zu verschlanken und zurückzustutzen, Steuern und Abgaben zu senken, die bürgerlichen Freiheitsrechte zu stärken. Also haben Sie sich nicht so! 
@F. Sander kann man entgegnen, dass es auch einen "Staatsegoismus" gibt. Übernimmt er Aufgaben, wie sinnvoll auch immer, geht es ihm zuerst einmal um die Versorgung seiner Bediensteten. Die staatliche Verwaltung ist sagenhaft ineffizient. Das meiste Geld für Bedürftige bleibt in der Verwaltung hängen. Es gibt dort - hab ich jedenfalls noch nie erlebt - ein Bewusstsein dafür, dass sie gewissermaßen mit Fremdgeld wirtschaften. 

Ordoliberal

20. Mai 2025 22:59

Die ganze hitzige Diskussion hier krankt daran, dass die Diskutanten kein gemeinsames Begriffssystem haben oder auch nur zu entwickeln versuchen. Schon die Behauptung, dass ein Libertärer kein Sozialversicherungssystem gut heißen würde, ist falsch (falls man Ludwig von Mises als Libertären akzeptiert). Dasselbe gilt für Zölle, Caritas, Bildung und Infrastruktur.
Die Behauptung, dass Libertäre den Hedonismus dem Stoizismus vorziehen würden oder den Individualismus dem Kollektivismus ist falsch. Libertäre ziehen überhaupt keine Moral irgendeiner anderen vor. Sie versuchen, die Lebensform eines Mönchs oder einer Krankenschwester mit der Lebensform eines Playboys oder eines Unternehmers rechtlich so in Einklang zu bringen, dass deren Handlungen - egal, ob altruistisch oder egoistisch - die Lebensmöglichkeiten jedes einzelnen Mitglieds ihrer Rechtsgemeinschaft maximieren. Die Libertären sind in erster Linie Rechtswissenschaftler. Die freie Marktwirtschaft folgt bei ihnen nur aus elementaren Rechtsprinzipien, die die Freiheit - und damit die Selbstversorgungsfähigkeit - jedes einzelnen Rechtssubjekts garantieren sollen.

FraAimerich

20. Mai 2025 23:19

@Le Chasseur  -  Wofür bürgerliche Demokratien sich neoliberale "Rechtsparteien" halten, ist nicht schwer zu erraten. Habe schon öfter darauf hingewiesen, vor 10 Jahren schon, als die Erwartungen an die AfD und die Identifikation mit ihr auch hier unheilvoll anzuwachsen begann. Die Entwicklung bisher bestätigte meine Erwartungen und wird ebensowenig aufzuhalten sein wie der Kapitalismus in seiner Krise Lauf.
Auch der von mir seinerzeit nur angedeutete "geopolitische" Hintergrund der Überlastung der Mitte Europas durch muslimische Massenmigration ist eigentlich nicht mehr zu übersehen. Jedoch ist gerade unter Rechten die Bereitschaft groß, bewußt wegzuschauen, weil man sich von der "organisch gewachsenen" und angeheizten antimuslimischen Stimmung neue Handlungsspielräume erhofft, statt endlich mit dem Westen zu brechen.
Die Gemengelage wird dadurch verschärft werden, daß sich die Rechte, trotz geringster Erfolgsaussichten, "metapolitisch" zur Propagierung von Remigrationsmaßnahmen gleichermaßen animiert wie gezwungen sieht. Man wurde in eine Zwickmühle geführt, die für Europa, zumal angesichts der bereits begonnenen "Neuordnung der Levante" durch Israel und die USA - so oder so - unüberschaubare Folgen haben wird.
Warum Rechte immer verlieren? Weil sie nicht begreifen, was sie bekämpfen!

Ingelore

20. Mai 2025 23:37

Ein sehr guter Rat @ monika, ,es fehlt das theologische Denken in diesen Beiträgen , man verzettelt sich in der eigenen Wirklichkeit und in seinen eigenen Thesen .Das Theologische Denken ist nicht das Denken über Gott , sondern auf Ihn ausgerichtet und von Ihm ausgehend.Das war zur Zeit von Leo XIII eine Selbstverständlichkeit. Er hat übrigens eindringlich vor dem Liberalismus gewarnt. Ich kann nur wärmstens  empfehlen , die Enzyklika Rerum Novarum zu lesen , damit wir wissen , wo wir heute stehen.

Hedda

21. Mai 2025 07:01

@Le Chasseur Sie rennen offene Türen ein. Da stimme ich Ihnen völlig zu. Zwar denke ich nicht, dass es nur um die Abschaffung des Sozialstaates geht, doch bei den billigen Arbeitskräften inklusive dem Aussetzen einst erkämpfter Arbeitsschutzmaßnahmen finden wir uns wieder. Allerdings sollte man den mit der KI-Entwicklung verbundenen (jetzt bereits beginnenden ud sich beschleunigenden) Wegfall vieler - auch akademischer Bereiche - Arbeitsbereiche nicht vergessen. Das wird ein riesiger Pool im sich vergrößernden unteren Bereich mit Menschen, die ums Überleben kämpfen.

Monika

21. Mai 2025 07:31

@RMH
es handelt sich um keine Subdiskussion. Das "schmierige Sozialbusiness der Kirchen" würde durch die Sozialenzyklika "Rerum Novarum" heute grundlegend in frage gestellt. Man muss diese alten Texte schon mal genauer lesen und dann stellt man fest, das unsere heutigen Themen schon vor über hundert Jahren genauso kontrovers diskutiert wurden. Ja, da kommt einiges zusammen. Manche überfordert das wohl etwas. 
 

Monika

21. Mai 2025 07:36

@ RMH Franz von Baader war übrigens sehr papstkritisch und antiklerikal.
Gewiss kein Herz-Jesu- Sozialist und weniger  sentimental als ein Salon- Kommunist. 

RMH

21. Mai 2025 07:46

"Das Theologische Denken ist nicht das Denken über Gott , sondern auf Ihn ausgerichtet und von Ihm ausgehend"
@Inglore, wie man damit die Sozialindustrie der Kirchen, die auf dem Gedanken institutionalisierter "Caritas", mehr oder weniger eine Art moderne Form des Ablasshandels betreibt & sich die Taschen füllt, vereinbaren kann, würde mich einmal interessieren. Es ist doch gerade das Problem der verschwindenden Transzendenz, welches die Herz-Jesu-Sozialisten nie ernst genommen haben & die in ihrem Engegament für die "kleinen Leute" & ihrer Brandmarkung des ominösen "Kapitalismus" (fast jede mir bekannte Kirche ist defacto kapitalistisch) & Liberalismus (Kirche ist per se antiliberal, weil sie institutionalisiert den Zugang zum Heil vermitteln will, sie strebt dabei ein Monopol an & die Gemeinde ist eine Schafsherde, mit dem "Pastor" als Führer, da braucht es keine Lehrbriefe, um zu wissen, wogegen man ist), die größere Dimension als "gottgegeben" brach liegen lassen, was mit (nicht alleine!) zu den Glaubenskrisen der Moderne führt. Vom neuen Pabst könnte man auch überrascht weden, er ist immerhin Augustiner, kein Jesuit und kein Franziskaner. Warten wir einmal ab.

Monika

21. Mai 2025 08:44

@RMH@Ingelore
Was uns, den modernen, aufgeklärten, liberalen Menschen fehlt, ist unsere Gottfähigkeit und Glaubensfähigkeit als tiefste Potenz (potentia oboedientalis) des Menschseins zu verteidigen. Wir sind Zweifler. Anderseits gestehen wir Moslems diese Fähigkeit ganz selbstverständlich zu und verteidigen diese bei Andersgläubigen (Man fordert z. B. eine Ramadanbeleuchtung.) . Bei uns im Krankenhaus dominiert eine große Hinweistafel zum " Muslimischer Gebetsraum" alle anderen Hinweisschilder. Eine katholische Kapelle etwa kommt öffentlich nicht mehr vor. Etwas mehr christliches Selbstbewusstsein auch in der Öffentlichkeit wäre wünschenswert, und das nicht nur aus strategischen Grünen. Causa finita 😉

RMH

21. Mai 2025 09:18

"Gewiss kein Herz-Jesu- Sozialist" @Monika, damit haben Sie natürlich recht, zumal er historisch "zu früh" für dieses Etikett gelebt & gewirkt hat. Im Übrigen haben Sie & auch @Maiordomus weiterhin selbstredend Recht, darauf hinzuweisen, dass es eine viel zu sehr in Vergessenheit geratene Ideengeschichte gibt, gerade in Bezug auf das, was man als "reaction" bezeichnen kann & die einmal maßgeblich auch von katholischer Seite aus geführt wurde, wobei deren Führung - im Gegensatz zu vielen Denkern - eher die Sorge hatte, dass ihnen durch die proletarische Bewegung zu viele Schäfchen abhanden kommen & alleine in diesem Bestreben, Leute ruhig zu stellen, liegt eine weitere Ursache dafür, dass man am Ende doch noch mehr Schäfchen verliert, als man wollte. In der hier geführten Debatte, "haben wir einen neuen Realsozialismus", bei dem die materialistischen Sichtweisen aufeinander treffen, dann als Referenz für einen weiteren Antiliberalismus & Antikapitalismus Vertreter des christlichen Glaubens zu bringen, war dann doch ein spezieller Dreh, der aus meiner Sicht eine komplett eigene Diskussion erfordert, aber keine Subdiskussion. Mein "OMG" ist daher bitte so enzuordnen. Das Christen mehr Selbstbewusstsein zeigen sollten, ist ebenfalls richtig. Ich denke, das wird wieder kommen.

Ingelore

21. Mai 2025 11:04

@RMH , ich glaube nicht , dass die Kirche die Schäfchen braucht , sondern die Schäfchen brauchen einen guten Hirten. Sie hat den Auftrag , Seelen zu retten und in den Himmel zu führen .Ich kenne ihre abwertende Argumentationskette sehr gut , hat sie doch den Sinn , Türen zu schließen , statt sie zu öffnen. Papst Leo XIII.wurde auch als Arbeiterpapst bezeichnet und hat mit großer Sorge auf die Menschen  geschaut und in seinen Enzykliken spürt man sehr deutlich die Beteiligung seines  eigenen Herzens. Man muß sich schon die Mühe machen , sie zu lesen. Diese Enzyklika ist ein geistiges Dokumente aus dieser Zeit , in der Arbeiter ausgenutzt wurden , Kinderarbeit war keine Ausnahme , Menschen wurden ausgebeutet. Ohne diese Apelle , ohne Rückbesinnung auf das von Gott gewollte , ohne Rückkopplung in das Gewissenhafte , das Gute , Wahre und Schöne , verkommt eine Gesellschaft. Ein Mensch ohne Glauben , ohne Gott folgt einer völlig anderen, am Ende selbstzerstörerischen  Logik. Natürlich gibt es Korruption und Machtmißbrauch in der Kirche , die Kirche ist aus Menschen gebildet , die immer dafür anfällig waren und bleiben . Aber um dies zu überwinden braucht es die übernatürliche Gnade , geistige Führung und Unterweisung in ein religiöses Leben , das ist die Aufgabe  die Kirche .

Majestyk

21. Mai 2025 13:41

@ Florian Sander:
"Im Gegenteil, gesetzliche Krankenkassen - also: semi-staatliche sog. Körperschaften des öff. Rechts - sind die einzigen Einrichtungen des Gesundheitswesens, die uns faktisch vor einer Situation wie in den USA schützen"
Erzählen Sie das auch Leuten die Beiträge zahlen müssen die auf fiktivem Einkommen beruhen? Würden Sie dies auch erzählen, wenn Leistungen gestrichen werden, weil man sich nicht artig impfen läßt oder nicht politisch korrekt lebt? Oder Leuten die sich dank staatliche geregeltem Rentenniveau zwischen essen und heizen entscheiden müssen?
Was Sie sagen ist eine Ohrfeige für Systemgeschädigte und noch realitätsferner als Ihre Begeisterung für Gewerkschaften.
@ Gracchus:
"Aha - "ein völlig zugewuchertes Grundstück" ist doch - nur natürlich. Merken Sie's?"
Dann lassen Sie den Tumor halt wachsen. Wir können Ihre sprachlichen Spitzfindigkeiten die meine Argumentation völlig ausblenden ja archivieren und wenn die Kassen demnächst zahlungsunfähig sind, Leistungen gestrichen, Beiträge radikal erhöht werden, ePA zur Pflicht wird, erklären Sie nochmal wie gut staatlich kontrollierte KK sind. 
@ FraAimerich:
Kein Wort zu Finanzen, dafür die üblichen Unterstellungen. Dieses angebliche Loben was ich nicht brauche und Schelten sobald ich mich erdreiste Überzeugungen treu zu bleiben bin ich leid. Es bleibt zu hoffen, daß Ihnen der Luxus einer rein metaphysischen Perspektive noch lange erhalten bleibt.

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