Mein Migrationshintergrund

Der Begriff Migrationshintergrund suggeriert, der Migrant wäre lediglich hintergründig noch von seinem Herkommen beeinflußt, von dem dann – bei „Integrationserfolg“ – eher abzusehen ist.

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

Die­ser Hin­ter­grund, so die Ver­hei­ßung, wür­de ver­blas­sen, fän­de man sich nur gut im Ziel­land auf­ge­nom­men, sei­ne Her­kunft wie einen alten Man­tel abstrei­fend und zurücklassend.

Ich selbst bin Migrant wider Wil­len, kom­me ich doch aus einem unter­ge­gan­ge­nen Land, einem Bei­tritts­ge­biet, des­sen Bei­tritt ich nicht mit beschloß, wäh­rend wie­der­um jene vie­len, die ihn eupho­ri­siert her­bei­sehn­ten, nicht unbe­dingt im Land ihrer Zie­le ankamen.

Was sich im Sep­tem­ber 1989 im Palais Lob­ko­wicz begab, der BRD-Bot­schaft auf der Pra­ger Klein­sei­te, war das Lam­pe­du­sa der DDR-Flücht­lin­ge, denen Außen­mi­nis­ter Hans Diet­rich Gen­scher, pas­sen­der­wei­se in einer Glo­rio­le aus Schein­wer­fer­licht, dort als der Erlö­ser auf dem Bal­kon erschien. Wie sich mei­ne Lands­leu­te im Gar­ten der Bot­schaft auf­ge­führt hat­ten, war mir damals übri­gens höchst pein­lich; ich schäm­te mich für sie, für eine, wie ich es emp­fand, wür­de­lo­se Bitt­stel­le­rei in Nach­bars Garten.

Wir alle – die begeis­ter­ten wie die skep­ti­schen Neu-Bun­des­bür­ger – benö­tig­ten dann min­des­tens ein Jahr­zehnt, um zu erken­nen, daß es jenes Deutsch­land, das wir mein­ten erwar­ten zu dür­fen oder erwar­ten zu müs­sen, längst nicht mehr gab.

Kaum jemand hät­te ange­nom­men, daß die deut­sche Nach­kriegs­re­pu­blik-West ihr rei­ches Erbe letzt­lich aus­schla­gen und sogar ihre eins­ti­ge öko­no­mi­sche und finan­zi­el­le Stär­ke noch dran­ge­ben wür­de, ja daß es ihr im Ergeb­nis einer in ihrem Innern 1968 ff. längst voll­zo­ge­nen ande­ren Wen­de, von uns DDRlern in den Sieb­zi­gern unbe­merkt und unver­stan­den, gar nicht mehr dar­um ging, sich über­haupt noch als die Nati­on des deut­schen Vol­kes zu ver­ste­hen, son­dern als eine sich neu bestim­men­de Wohl­fahrts­agen­tur und Wer­te­ge­mein­schaft, die in einem glo­ba­len, also abs­trak­ten Gan­zen auf­zu­ge­hen hoffte.

Man woll­te erst „Euro­pä­er“ sein, dann „Welt­bür­ger­schaft“ – und für bei­des die Rol­le eines Klas­sen­pri­mus spie­len, der ober­stre­ber­haft Viel­falt, Tole­ranz, Inklu­si­on und Teil­ha­be sowie all­um­fas­sen­de Gerech­tig­keit beschwor, so erweckt, selbst­über­zeugt und ener­gisch, wie er vor Jahr­zehn­ten noch mar­tia­li­scher Welt­erobe­rer war.

Die eins­ti­ge, desas­trös geschei­ter­te Selbst­über­he­bung und die dar­auf fol­gen­de alli­ier­te Kura­tel beding­ten eine trau­ma­ti­sche Prä­gung, die wie­der­um neu­ro­tisch mit zwang­haft insze­nier­ten Gedenk- und Betrof­fen­heits­ri­tua­len in der Wei­se qua­si­re­li­giö­ser Dau­er­lit­ur­gie kom­pen­siert wer­den soll­te. Und mit der Öff­nung der Gren­zen für alle, die in den Rest­be­stän­den unse­res Sozi­al­sys­tems Vor­tei­le erkennen.

Je links­iden­ti­tä­rer die Poli­tik aller eta­blier­ter Par­tei­en grun­diert wur­de, um so bizar­rer gestal­te­ten sich die Ver­ren­kun­gen, als glo­ba­ler Ret­ter und Bewah­rer des „Huma­ni­tä­ren“ aufzutrumpfen.

Mein Migra­ti­ons­hin­ter­grund ist jeden­falls nicht neben­säch­lich; sei­ne Wir­kung ver­rin­ger­te sich nicht, im Gegen­teil, sie ver­stärk­te sich. Soll­te ich mei­ne Iden­ti­tät bestim­men, so hängt sie viel weni­ger, ja fast gar nicht von dem Staats­we­sen ab, dem ich aus his­to­ri­schen und mehr noch juris­ti­schen Grün­den zuge­ord­net wur­de. Ich bin viel mehr Ex-DDRler, also Ost­deut­scher, wie es heu­te pau­schal heißt, und eher ein alt­ge­wor­de­nes Pri­g­nit­zer Dorf­kind als ein Teil des Kol­lek­tivs der „Anstän­di­gen“ und des „Wir sind mehr!“ von Neu-Deutschland.

Der Staat, dem ich zufiel, zieh mei­ne Gene­ra­ti­on, die etwa zur soge­nann­ten Wie­der­ver­ei­ni­gung Berufs­aus­bil­dung und Stu­di­um absol­vier­te hat­te, zunächst über­heb­lich der völ­li­gen Inkom­pe­tenz und ver­hin­der­te spä­ter eben­so arro­gant – und ins­be­son­de­re eine frei­mü­ti­ge Kom­mu­ni­ka­ti­on kalt aus­schlie­ßend – mei­nen Ver­bleib in einem Beruf, in dem ich mich min­des­tens ja bewährt hatte.

Wes­halb also soll­te ich mich mit die­sem „Gemein­we­sen“ und gar noch mit sei­ner Admi­nis­tra­ti­on iden­ti­fi­zie­ren? Nein, zum Glück ver­fü­ge ich über star­ken Migra­ti­ons­hin­ter­grund, und offen­bar emp­fin­det dies ein Groß­teil mei­ner eins­ti­gen Lands­leu­te aus den soge­nann­ten fünf neu­en Län­dern ebenso.

Zu Recht wer­fen uns die ande­ren, wer­fen uns die Welt­an­schau­ungs­kon­gre­ga­tio­nen und deren Agi­ta­ti­ons­trupps der „Zivil­ge­sell­schaft“ ja vor, wir wären nie ange­kom­men, wir wären retar­dier­te Ewig­gest­ri­ge, ver­blie­ben tumb und blö­de in unse­ren Pro­vinz- und Clan­struk­tu­ren und zeig­ten uns resi­li­ent gegen­über hoch­do­sier­ter poli­ti­scher Bil­dung wie sogar unbot­mä­ßig gegen die Obrig­keit und deren Chef­ideo­lo­gen und Medien.

Das von einem ver­dräng­ten his­to­ri­schen Trau­ma bestimm­te Selbst­ver­ständ­nis der äußer­lich mora­lis­tisch auf­trump­fen­den Ber­li­ner Repu­blik reagiert auf uns all­er­gisch, indem es uns zuschreibt, wir wären „rechts­extre­mis­tisch“ und poten­ti­ell Nazis, also genau das Böse in Gestalt, was die­se Repu­blik und ihre Beken­ner von sich abzu­spal­ten wünschen.

Tra­gisch oder nicht:

Mich kenn­zeich­net weit mehr mein Her­kom­men als etwa ein Ange­kom­men­sein. Zuge­ge­ben, ich konn­te ab 1990 end­lich die Bücher lesen, die ich lesen woll­te. Sie wären in der DDR/­SED-Dik­ta­tur noch ideel­ler Spreng­stoff gewe­sen; in der Nach­wen­de jedoch inter­es­sier­ten sie weni­ger als die wöchent­li­chen Discounter-Sonderangebote.

Immer­hin gab es end­lich rich­tig gute Fahr­rä­der und all die Mate­ria­li­en und Werk­zeu­ge, sich sein Refu­gi­um so funk­ti­ons­tüch­tig wie schick zu gestal­ten. Wir stan­den jetzt nicht mehr nach den Waren, son­dern die­se stan­den nach uns an.

Aber für das, wofür ich dank­bar bin, habe ich selbst etwas geleis­tet und mei­nen Teil bezahlt; ich nahm nichts umsonst, mel­de­te kei­ne „Bedar­fe“ an und benö­tig­te weder „För­der­struk­tu­ren“ noch „Nach­teils­aus­glei­che“ oder „Teil­ha­be­ga­ran­tien“. Wo ich je erfolg­reich war, dort auf anti­zy­kli­sche Wei­se und in exis­ten­tia­lis­ti­scher Wahr­neh­mung mei­ner unmit­tel­ba­ren Ver­ant­wor­tung gegen­über mei­nen Nächs­ten, den mir einst anver­trau­ten Schü­lern etwa, und mir selbst.

Scho­pen­hau­er, Camus, Luh­mann und eini­ge ande­re gedank­li­che Gewährs­leu­te waren mir – eben­so wie die Lite­ra­tur als gro­ßer Bei­spiel- und Ver­gleichs­ge­ber – stets wich­ti­ger als die letzt­lich so tra­gi­schen oder unfrei­wil­lig tra­gi­ko­mi­schen Füh­rungs­kräf­te der Bun­des­po­li­tik, an denen mich ihre shake­speare­sche Figu­ra­li­tät inter­es­siert. Man den­ke nur an die aktu­el­le Clow­ne­rie um die Per­so­na­lie Jens Spahn.

Mei­ner Her­kunft ver­dan­ke ich ein Sen­so­ri­um, das mich die Neu-Ideo­lo­gi­sie­rung des neu­en Deutsch­lands als Pro­blem emp­fin­den ließ, als dra­ma­ti­sche Aus­ein­an­der­drift von Schein und Sein, von Behaup­tung und Tatsache.

Hielt ich Frei­heit und Demo­kra­tie schon immer für unge­naue und roman­ti­sier­te Begrif­fe bzw. Zuschrei­bun­gen, ja sogar für mys­ti­schen Wort­schatz, der Ein­bin­dung in ein Herr­schafts­ver­hält­nis zu ver­schlei­ern und schön­zu­re­den ver­sucht, habe ich an „Rechts­staat­lich­keit“ – über die Siche­rung basa­len Straf­rechts hin­aus – nie geglaubt.

Mich ver­wun­dert nach wie vor, mit welch nai­vem Grund­ver­trau­en davon durch­weg die Rede ist. Man blei­be bes­ser bei Tho­mas Hob­bes‘ Dik­tum: Auc­to­ri­tas, non veri­tas, facit legem. Demo­kra­tie, das ist zuerst Herr­schaft, der gegen­über man sich nun mal zu ver­hal­ten hat, gera­de dann, wenn man bis­her noch kei­ner Regie­rung, ob nun in der DDR oder in der BRD, je sei­ne Stim­me oder gar Zustim­mung gab.

Die Mut­ter­spra­che blieb mir, das Vater­land ver­schwand. Man bleibt Migrant; dann weiß man am ehes­ten, wer man ist.

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

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Kommentare (125)

Laurenz

6. August 2025 18:29

@HB ... Da sind Sie aber schief gewickelt, HB. Nach Ihrer Logik wären meine Eltern noch Bürger des III. Reichs, Beide vor dem Krieg geboren. Meine Mutter lebt sogar zum & mit Glück noch. Was man bei der faktischen Übernahme der DDR durch die BRD & (insgeheimen) ideologischen Übernahme der BRD durch die DDR, bemängeln kann, ist das schlechte Verhandlungsergebnis der DDR-Delegation beim Einigungsvertrag. Das mag mit der mangelnden Übung zu tun haben, weil es im real existierenden Sozialismus selten etwas zu verhandeln gab. Ich hätte zumindest mal Schalck-Golodkowski vorgeschickt, um mit den BRD-Kaschberln zu verhandeln. Gehe davon aus, der hatte in der DDR die meiste Übung damit. Der stärkste Trumpf der DDR war, daß Kohl unter Erfolgsdruck stand. Daß die Deutsche Nachwende-Scheißhaus-Nummer so dumm gelaufen ist, haben wir nicht nur den Bekloppten aus den "alten" Ländern zu verdanken, sondern auch Ihresgleichen aus den sogenannten "Neuen". Das mit den gebrochenen Erwerbsbiographien der Ex-DDR-Bürger & politischen Eigenheiten der DDR hätte man durchaus besser regeln können. Hätte, hätte, Simson-Kette. Jetzt sind wir wieder mal, schicksalhaft miteinander verbunden, & zwar am Arsch der Waldfee.

Maiordomus

6. August 2025 18:46

Der von mir geschätzte, im achtenswerten Sinn resignationsfähige und gewiss heimatliebende und heimatverbundene Bosselmann erinnert  schnittmengenmässig an das Interview eines neuen Grünen-Führers in dessen Gespräch mit der "Welt", der bekennt, die Seinen zu lieben und allenfalls noch die Stadt, in der er lebt, nur Deutschland nicht. Wie gesagt, nur eine Schnittmenge. Die mir über 5 Jahrzehnte bekannten "DDR"-Freunde, u.a. ein Pastor aus Wismar, der mich bei letzter Begegnung gesegnet hat und den die DDR-Kommunisten im Gegensatz zu einem Chemiker, Spezialisten für historische Alchemie, jederzeit für Vorträge ausreisen liessen, weil sie ihn gern loshaben wollten: diese DDR-Freunde hatten ein weniger resigniertes Deutschlandbild, das unpreussisch an Hölderlins Hyperion mit seiner äusserst scharfen D-Kritik orientiert war, andererseits am auch unpreussischen Jacob Böhme aus Görlitz und am schweizerischen, österreichischen und deutschen Paracelsus, nicht zu vergessen Luther, Melanchton und Oekolampad, den Schwaben Schiller nie zu vergessen. Unter den Frauen die Westfälin  Droste, dann Albertus Magnus von der Donau. Von Luhmann hat unsereiner nicht gelebt. Schiller war völlig anders ein nur wenig nationaler Weltbürger als die grenzenlos "Weltoffenen".
       

Mitleser2

6. August 2025 20:26

So gut der letzte Bosselmann war, das hier ist entschieden zu weinerlich. "Die Muttersprache blieb [beim Gendern nicht mal das], das Vaterland verschwand". Das könnte ich als Wessi genauso schreiben. Das ist kein Ossi-Alleinstellungsmerkmal.

Karl Otto

6. August 2025 20:45

Ich kann mich noch genau erinnern, wie die Ossis über die Grenze kamen und sich die Nasen an den Schaufenstern platt drückten Ende 1989. Lebte in Hannover, nahe der Grenze. Die kassierten genauso mehrfach die 100 DM Begrüßungsgeld, wie es heute die Migranten ohne Pass aus Afghanistan oder Somalia machen mit der Sozialhilfe. Die Motive waren rein materiell, genau wie bei heutigen Migranten (ist auch kein Problem, jeder versucht das Beste zu machen aus seinem Leben). Mehr Konsum, reisen, das waren die Motive bei den allermeisten. Wenn es Honecker gelungen wäre, eine halbwegs vernünftige Versorgung mit Konsumgütern in der DDR zu organisieren, hätte sich da nie jemand gehrührt.
Sehe da keine Legitimation, irgend jemandem im Westen Vorwürfe zu machen. Ihr hattet es in der Hand, aber wolltet nicht. "Kommt die D-Mark bleiben wir, kommt sie nicht gehn wir zu ihr" waren die Sprechchöre.

Waldgaenger aus Schwaben

6. August 2025 20:46

 
Grämen Sie sich nicht, Herr Bosselmann! Mir als Wessi geht es nicht anders. Das Land meiner Jugend gibt es nicht mehr. Meine Sprache sprechen nur noch die Alten und von denen auch nur  knapp die Hälfte. Die Werte der Jungen verstehe ich nicht mehr. Die Kirchen leer, der Pfarrer schwer zu verstehen, außer bei den liturgischen Texte, die ich eh schon kenne. Ich denke oft an meine Großeltern, die die Welt ihrer Jugend auch verloren hatten.  Meinen Kindern, wenn sie alt sind, wird es nicht anders gehen. Heimat kann man nur mit der Seele suchen. Gerne höre ich Schubert: Der Wanderer (Text Georg Philipp Schmidt).
Die Sonne dünkt mich hier so kalt,Die Blüte welk, das Leben alt,Und was sie reden leerer Schall,Ich bin ein Fremdling überall.
Wo bist du, mein geliebtes Land?Gesucht, geahnt und nie gekannt.Das Land, das Land so hoffnungsgrün,Das Land, wo meine Rosen blühn,
Wo meine Freunde wandelnd gehn,Wo meine Toten auferstehn;Das Land, das meine Sprache spricht,O Land, wo bist du?
 
https://www.youtube.com/watch?v=BR8_n-B8qu0

ofeliaa

6. August 2025 21:56

Sehr interessant geschrieben. Eines Tages werden wir auch niemanden mehr haben, der über die DDR und die Wende aus erster Hand berichten kann. Vielleicht unterschätzt Herr Bosselmann hier nur, wie viele Gemeinsamkeiten es doch auch zwischen DDR und BRD gibt. Letztendlich sprechen wir doch dieselbe Sprache, immer noch, es gibt ähnliche Speisen in Ost und West.

ofeliaa

6. August 2025 22:00

Ups! Mein Kommentar wurde abgeschnitten. Ich wollte nur sagen, Ost und West sind sich doch ähnlich. Wir essen ähnliche Speisen, sprechen die gleiche Landessprache. Es ist doch etwas anderes, wenn man als Deutscher plötzlich in Frankreich oder England leben müsste. Uns prägt das Deutschsein schon sehr. 

nom de guerre

6. August 2025 22:18

Werter Herr Bosselmann, mein Vater und meine Mutter sind nur wenig älter als Sie, haben nicht studiert, sind dafür aber sehr früh Eltern geworden. Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen, aber glauben Sie im Ernst, die Welt der westdeutschen 80er Jahre, in der meine Eltern jung waren und ihre Kinder großgezogen haben, deren Maßstäbe und "Gewissheiten" gäbe es heute noch? Es mag ja sein, dass es in westdeutschen Biographien nicht so eine eindeutige Zäsur gab wie bei Ihnen, aber weg ist diese Welt nichtsdestotrotz ganz genauso.

Le Chasseur

6. August 2025 22:39

@nom de guerre
Richtig. Mit dem Zusammenbruch des Sozialismus in der DDR endete auch der Rheinische Kapitalismus in der BRD, weil die BRD als Schaufenster des Westens nicht mehr benötigt wurde. Und nachdem es mit unserem Hegemon jetzt steil bergab geht, hat der sich entschieden, seine Vasallen zu kannibalisieren. 

Argus

6. August 2025 23:42

Verehrter Herr Bosselman,
verwenden Sie doch bitte das nächste Mal die  historisch angestammt deutschen Formen für topografisches und familiär-namensgebendes.
Das Prager Burgpalais "Lobkowitz" ist nach eben dieser Familie geführt, die sich ursprünglich als "Niedere" nach der Burg Lobkowitz benannte oder benennen durfte.
Böhmen und Mähren, die Region der Markomannen und Quaden.
Dort "tickte" es schon von alters Zeit her deutsch. Der obsiegende Standpunkt der christianisierten "Karolinger Sicht" dagegen,  machte aus "denen", die sie nicht "erreichten", gerne zu "Sclaveni".
 
 
 

Ausguck

7. August 2025 00:47

"Ubi bene ibi patria." Diese Aussage gilt heute wieder genau so zutreffend wie damals, als Cicero sie vor mehr als 2,000 Jahren zitierte. Sie besagt, dass eines Menschen Gefuehl fuer Zugehoerigkeit und Loyalitaet nicht so sehr von seinem Geburtsort, seiner Muttersprache abhaengt, sondern eher davon, wo er sich wohl, wo er sich zu Hause fuehlt und wo deshalb seine Heimat ist. In Ihrem Beitrag, Herr Bosselmann, kritisieren Sie zu Recht die Zustaende in der BRD, in einem Staat, wo solche Zugehoerigkeitsgefuehle schon zu "Wiedervereinigungszeiten" es sogar bei Alteingesessenen schwer hatten sich zu entwickeln. Leider jedoch erwaehnen Sie mit keinem Wort, wo denn nun fuer Sie die gravierenden positiven Unterschiede Ihres ehemaligen "Vaterlandes" liegen, denn nur weil Sie in der DDR keine guten Fahrraeder hatten und gewisse Buecher in der SED-Diktatur Sprengstoff gewesen waeren, war dieser Staat doch wohl kaum etwas, das man eher Heimat haette nennen koennen, nicht wahr?
Mein eigener Migrationshintergrund ist wie bei Ihnen: Die Deutsche Sprache und die Tatsache, dort geboren worden zu sein, wo seit langer Zeit unsere Vorfahren lebten und ihre Kultur entwickelten, um so, in juengerer Vergangenheit, bis etwa 1945 zu einer Nation zu werden. Das ist vorbei. Seit etwa 40 Jahren lebe ich "hunderttausende von Kilometern" entfernt davon, sehr gluecklich, weil meine Wahlheimat genau dem entspricht, was Ciceros Zitat umschreibt. Mehr kann ich nicht verlangen.

Maiordomus

7. August 2025 04:51

@Laurenz. In der Gegenwartsanalyse kann man Ihnen, wenn Sie nicht zu polemisch werden, einen gewissen gesunden Realismus nicht absprechen. Andererseits gehört die Sensibilität des sich an Deutschland reibenden @Bosselmann, geistesgeschichtlich trotz einiger unverwechselbarert Einzelheiten keineswegs ein Einzelfall, nun mal zur deutschen Seelengeschichte. Er ist hier der männliche Kolumnist mit "Seele", darum schätze ich ihn. So wie es bei den Westdeutschen und Österreichern einst der ebenfalls resignationsfähige Kaltenbrunner war, der jedoch um Welten die besseren Bildungsmöglichkeiten hatte als Bosselmann und erst recht in noch grösserem Ausmass die heutigen deutschen Pennäler. Ferner viele Absolventen der zu Geschwätzwissenschaften entarteten vor allem geisteswissenschaftlichen Fakultäten an Universitäten. Wie im 3. Reich und in der DDR kann man sich da fast nur noch an Nischenprofessuren halten. Unter den Professorinnen fällt mir insbesondere bei Feministinnen und "Queer-Versteherinnen" die spiritualitätsgeschichtliche und biologische Unbedarftheit auf. Das Durchschnittsniveau der im 3. Reich verbliebenen Gelehrten war gemäss meinen Lektüren immer noch höher als was an den Unis zum Teil seine Humanismus-Ignoranz ausbreitet, sage ich als oberdeutsch orientierter Anti-Nazi.      

Maiordomus

7. August 2025 05:08

PS. Zu Kaltenbrunner, Gerd-Klaus, oft fälschlicherweise im Verwandtschaftsverhältnis das als Kriegsverbrecher Verurteilten eingeordnet, findet man im Netz u.a. einen von mir vor ca. 13 Jahren verfasstes Nachruf-Porträt auf einen Partner des geistigen Austauschs, dem ich viel verdanke. Von denen, die ihn unter Deutschlands "Rechtsextremisten" rubriziert haben, gibt es niemanden, der über 5% seiner weiland Belesenheit verfügt, die selbst diejenige des diesbezüglich durchaus beeindruckenden Reich-Ranicki übertraf. Nicht nur Bosselmann kann mit dieser Geistesgrösse, die jedoch in einer Art Dauer-Depression endete, verglichen werden. Aber Bosselmann trotzdem eher als andere, weil das Enttäuschungserlebnis nach der Wende bei Kaltenbrunner und Bosselmann über beeindruckende "Schnittmengen" verfügt. Man muss halt die geistig besonders Sensiblen nehmen, wie Sie nun mal sind. Es ist aber nicht mal falsch, dass sich hier auch "Grobhölzerne" zu Wort melden, die nicht wie Kaltenbrunner und ein gelegentlicher Einführungskolumnist in die  gedruckte "Sezession" als führende deutschsprachige Spezialisten über die 9 Chöre der Engel ausgewiesen haben. Darüber muss man im polit. Alltag im Detail nicht unbedingt im Bilde sein.     

Maiordomus

7. August 2025 07:23

Korr. Bosselmann kann mit dem absoluten Universalgelehrten der deutschen Rechten, diesbezüglich auch über Mohler einzuschätzen, über die beschriebenen beeindruckenden leider auch depressiven Eigenschaften hinaus natürlich eben gerade n i c h t   (mit Kaltenbrunner) verglichen werden. So wie auch kein Mitarbeiter von Sezession, von denen aber Lichtmesz bezüglich Film und natürlich moderne Medien dem 2011 verstorbenen grossen Geist überlegen ist. Sowieso zählt intellektuell nie einfach der Name, sondern nur, was man im geistigen Leben konkret erarbeitet hat. Nach meinem Dafürhalten wird indes Herr Bosselmann hier als Charakter durchaus geschätzt, was er bei Kenntnisnahme der  diesmal mehrheitlich kritischen Kommentar und Subkommentare hoffentlich mit Genugtuung zur Kenntnis nehmen darf. Dass er nicht unterrichtet, übertrifft meines Erachtens an fieser Gemeinheit sogar die Schikanen gegen den Herausgeber von "Compact", welches Magazin wohl auch von seinen Absichten her mit weiland "Criticon" und dem gedruckten Heft von "Sezession" nicht vergleichbar ist.   

Umlautkombinat

7. August 2025 08:02

war dieser Staat doch wohl kaum etwas, das man eher Heimat haette nennen koennen, nicht wahr?

 
Warum denn nicht? Ich koennte jetzt herumobjektivieren, aber schon eine entschieden weitergehende egalitaere Gesellschaft- nicht die Ausnahmen herauspicken, nicht einige der Ursachen dafuer - waeren ein Unterschied. Gerade ein Kind nimmt, was es vorfindet. Selbst materiell Existenzgefaehrdendes, und das war in der DDR noch lange nicht gegeben.
 
Was die Choere zur D-Mark betrifft: Wie immer, die Lauten hoert man und sie werden mit Bedacht gezeigt. Man muss halt einige eher typische Auspraegungen solcher Provenienz auch schon frueher gekannt haben, um zu dahingehend entschieden ambivalenteren Schluessen zu koennen. Das waren keine geknechteten Seelen mit Durst nach Freiheit. Kohls Dompteursakt einer solchen Menge habe ich auf dem Dresdner Neumarkt miterlebt. Simpel und einfach abstossend. Die 100DM habe ich persoenlich uebrigens nie eingesteckt, das waere dann doch einiges unter Mass gewesen. Und damit war ich nicht allein. War aber sicher nicht derart haeufig wie obige auch viel relevantere Unterscheidung zwischen Lauten und Leisen.
 
Ich denke auch, dass Bosselmann hier den Westteil zu sehr auf - ebenfalls wieder laute - Sichtbarkeit reduziert. Wie in der DDR ist das ungenuegend. Und einiges sind generelle [E]migrationsprobleme. Ja, Besonderheit. In eigenem Land. Aber auch nicht neu.

RMH

7. August 2025 08:15

Der Punkt der Kritik am Artikel ist schlicht, dass das Wort "Migrationshintergrund" einfach nicht passt, eine Art Themaverfehlung ist. Die Schilderungen im Artikel selber sind hingegen höchst nachvollziehbar. Erst wird man Fremder im eigenen Land und dann Fremder im fremden Land, obwohl man statisch "verortet" war und nie einen größeren Bewegungskreis als evtl. 250 bis max. 500 km hinbekommen hat. Das ist mittlerweile - bald 36 Jahre nach dem Mauerfall - nicht mehr ein Alleinstellungsmerkmal von DDR-Zöglingen, darauf haben andere zutreffend hingewiesen. Es ist im kleinen Maßstab ein natürlicher Prozess, der mit dem Altwerden einhergeht (Was waren und sind junge Menschen meist genervt, wenn die "Alten" mal wieder von "früher" erzählten/erzählen. Ab Mitte 50 erwischt man sich dabei, selber von "früher" zu reden.), aber im großen Maßstab in unserem Land war/ist es ein externer Prozess, ein durch politisch gewollte Entscheidungen eingeleiteter Prozess, da wir es erleben, zur Minderheit und damit, wenn wir vereinzelt sind, zu "Fremden" unter Fremden zu werden.

Laurenz

7. August 2025 08:53

@Maiordomus ... muß Ihnen hier knallhart widersprechen. Ihr Maßstäbe spielen für das Deutsch sein, für die Heimat, vielleicht nicht für alle Belange der Kultur (Sie repräsentieren aber nur einen minimalen Anteil unserer Kultur) & unser Volk keine Rolle. Wenn der Teilnehmer @Ausguck Recht hätte & Seine Heimat ist nun irgendwo im Ausland, bräuchte Er nicht auf der Sezession zu schreiben, würde Sich rein den Befindlichkeiten Seiner neuen Heimat zuwenden. Also ist Seine Aussage eine Zustandsbeschreibung, aber nicht authentisch. Die Ausbildung zum Lehrer in der Schweiz oder der DDR macht nur einen politischen Unterschied, wie auch im Vergleich zum III. oder II. Reich. Eine Ausbildung zum Schreiner, die sich in der Schweiz, Österreich, BRD kaum von der in der DDR unterscheiden dürfte, ist in ihrer Wertigkeit fast noch wichtiger, als die zum Lehrer, weil sie kulturell, aber vor allem politisch stabiler ist. Warum ich HB vehement widersprach, geht viel tiefer, als es meinem Kommentar zu entnehmen ist. Die Industrialisierung, die Weltkriege, die Vertreibung, etc., haben den Deutschen Lokalkolorit etwas verwischt, was aber der politischen, aber vor allem völkischen Einheit eher dienlich ist. Ich besaß schon immer eine explizite Sensibilität für das Vaterland. Seit ich anfing politisch zu denken, also in meinen 10ern, empfand ich die Deutsche Teilung als zum Himmel schreiendes Unrecht. Als ich dann anfing in die DDR einzureisen, spürte ich sofort, das ist mein Land, sind meine Landsleute, sind meine Brüder & Schwestern.

Laurenz

7. August 2025 08:57

@Maiordomus (2) ... Kein politisches System kann Verwandte scheiden. Sie sehen selbst in den USA werden heute noch die Weißen als Feindbild über einen Kamm geschoren, zu Recht. Seit ich in der Jugend mehr unserer Geschichte bewußt wurde, trifft diese Feststellung auch für Sie, Maiordomus, wie für MS & ML zu. Sie sind alle meine Brüder, Neffen, Onkel im Deutschen Volke. Der Teilnehmer @Le Chasseur hat hier geopolitisch, kurz & bündig, alles Relevante gesagt, vor allem die Fremdherrschaft mit indigenen Vasallen ausgeübt, bescheinigt. Die Ex-DDR-Bürger haben nur ihre angestammte Fremdherrschaft aufgegeben & unsere angenommen. Das ist aber historisch auch nichts Neues. Schon der Bruder Arminius', Flav(i)us, kämpfte auf Seiten der Römer, ein antiker Sozialist. Umso größer Reiche werden, umso faschistoid sozialistischer werden sie. Kolonial-Inder durften nie Abgeordnete ins Britische Parlament schicken, wir dürfen heute auch keine in das Repräsentantenhaus nach DC entsenden. Ein Maltester hat das 15fache Deutsche Stimmen-Gewicht in Brüssel. Bleiben Fragen offen?

Karl Otto

7. August 2025 09:14

Ich war in den 80er jahren bei amnesty international, damals noch keine linke NGO, sondern ein echter Verein von Idealisten. Ich habe da dann einige DDR-Bürger kennen gelernt, die von der Bundesregierung aus dem Gefängnis freigekauft worden waren. Diese Menschen kamen umgehend zu amnesty, weil sie politischen Gefangenen helfen wollten. Ich hatte vor denen echten Respekt.
Über ihre Haft wollten sie nicht sprechen, man merkte aber, wass sie das sehr bewegte.
Was ist aus diesen Leuten geworden nach 1990?

Ausguck

7. August 2025 09:52

@ Laurenz: Weil Sie ja so viel von der Frage verstehen, was Heimat ausmacht, wollen Sie also entscheiden, dass jemand, der sein neues Zuhause vor langer Zeit im Ausland gefunden hat, auf einem deutschen Forum nicht mehr zu diesem Thema Stellung zu nehmen braucht.
Warum?  Weil er mit den "Befindlichkeiten" seiner neuen Heimat genug zu tun haette.  Sollte er sich dennoch erkuehnen, zu den deutschen "Befindlichkeiten" zu schreiben, waeren Ihrer Meinung nach solche Aussagen nicht authentisch, ja?  Wenn Sie dagegen zu "Befindlichkeiten" anderer Laender, die Sie nur aus der Literatur zu kennen glauben, wie so oft, vieles zu sagen haben, dann gelten offenbar andere Regeln. 
Ja, Ihre Logik ist schon bemerkenswert!

Maiordomus

7. August 2025 09:53

@Laurenz. Über Details der Bildungsgeschichte will ich mit Ihnen nicht streiten. Die Unterschiede der Länder haben ihre positiven, bei Wahrnehmung horizonterweiternden Seiten. Treffend ihre Bemerkung betr. Schreinerlehre, ausser dass diese in der Schweiz bis vor wenigen Jahrzehnten wie überhaupt das mittelständische Handwerk noch hohes polit. Ansehen hatte und auf einer Wahlliste im Vergleich zu einem Juristen oder erst recht einem Soziologen die Chancen verbesserte, gemäss dem SVP-Slogan vor 50 Jahren "Taten statt Theorien!" Von Karl Popper habe ich 1986 noch persönlich gehört, wie er sich in Wien am Gymnasium gelangweilt habe, deshalb statt verhaltensauffällig zu werden eine Tischlerlehre gemacht, erst später wieder Prüfungen zur Hochschulaufnahme, wobei seine ungenügenden Griechischkenntnisse wohl seine eher unfaire Platon-Einschätzung mitverursachten, so wie er damals in Zürich die Akademiker als die politisch verführbarste Klasse unprangerte, die Weltmeister im Rechtfertigen von Unmenschlichkeiten, was leider abgesehen von der Gefahr der Pauschalisierung kaum zurückgewiesen werden kann. Ihnen hätten diese Ausführungen. mit denen P. oft Intellektuelle bis zur Weissglut reizte, wohl gefallen! 

Old Linkerhand

7. August 2025 10:28

Die beschämenden Ereignisse 1989 vor der BRD-Botschaft in Prag sind immer noch gegenwärtig. Uwe Tellkamp hat das in "Der Schlaf in den Uhren" beschrieben und damit ein literarisches Denkmal der Schande geschaffen. Muriel trifft zwischen den DDR-Ausreisewilligen ihren ehemaligen Peiniger, einen Aufseher aus dem Jugendwerkhof, und erleidet einen Nervenzusammenbruch. Sie geht mit ihrem Bruder Fabian in die DDR zurück. Sehr berührend.

Old Linkerhand

7. August 2025 10:43

@Laurenz: Schalck-Golodkowski gehörte zur Zeit der Beitrittsverhandlungen dem ancien regime an und hatte andere Sorgen. Zum Betrügen nahm man dann Günther Krause, denn niemand läßt sich besser betrügen als ein Betrüger. Aber danke, daß Sie mir diesen Namen gegenwärtigen. Jetzt weiß ich endlich, an wen mich dieser Maximilian Krah erinnert.

Maiordomus

7. August 2025 10:49

@Laurenz. Das mit dem fünfzehnfachen Stimmengewicht des Maltesers in Brüssel bei den europ. Institutionen, was man zwar beim Wägen der Stimmen nicht überbewerten soll, fragen Sie die Griechen, entspricht den ähnlich grossen Unterschieden bei den kleinen, oft Gründerkantonen in der Schweiz im Vergleich zu den grossen Industriekantonen. Darauf beruht das nur scheinbar berüchtigte Ständemehr, der Ständerat, was dem einzigen bedeutenden Schweizer Hegel- und Schellingschüler Troxler als Erzdemokraten unter den Romantikern zuzuschreiben ist. Funktionierende Demokratie war immer mehr als mechanisches Stimmenzählen, was freilich nicht mit DDR-Praktiken bis 1989 zu verwechseln ist. Aber eines ist klar: Das Schweizer Modell kann  nur aus historisch und soziologisch völlig ignoranter Sicht auf die EU oder gar auf die Sowjetunion/ Russland, China oder auch nur das historisch völlig anders strukturierte Frankreich übertragen werden, so wie mein Lehrer Lübbe einen europäischen Bundesstaat als Polit-Philosoph mit ostfriesischen Wurzeln (Wilhelm Schapp) einen europäischen Bundesstaat als unpraktikabel einschätzte. Hier sollte Weidel die Möglichkeit eines Imports schweizerischer Traditionen in die BRD ebenfalls realistischer einschätzen.

Maiordomus

7. August 2025 10:59

@Old Linkerhand. Krah dann doch nicht jenseits seiner einst gezeigten Qualitäten einschätzen. Klar fand er als Europa-Abgeordneter den Ton mit nicht wirklich Gleichgesinnten anscheinend nicht, war das mit dem Chinesen dubios und konnte er seine früher meist überzeugenden Videos "Hier kräht der Krah" nicht in gleich gute Politik umsetzen. Und natürlich war weniger der "Schalck" als der zumal wie viele Stasi-belastete Diestel bei anfänglich mehr oder weniger glaubwürdiger Diktion, vermutlich wusste das Bosselmann besser, vom Erscheinungsbild und rein propagandistisch ein früher Krah. Würde letzteren auch heute nicht völlig unterschätzen. Es sei denn, er hätte irgendwann seinen Ruf endgültig verspielt.

RMH

7. August 2025 11:07

"Die beschämenden Ereignisse 1989 vor der BRD-Botschaft in Prag sind immer noch gegenwärtig."
@Old Linkerhand, was daran "beschämend" gewesen sein soll, erklärt sich nur für den, der sich offenbar dafür schämt. Also schämen Sie sich eben weiter (fremd), auch für Vergangenes, was selbstredend nicht mehr gegenwärtig sein kann. Ggf. ist das vergleichbar mit den heutigen "Haltungsgenossen", die sich in einzelnen, wenigen Fällen für Deutsche "schämen", die blau wählen. Oft ist die Scham aber gar keine echte, eigene sondern nur eine mitgeteilte, um dem die vermeintliche Scham Verursachenden irgendwie moralisch "eine mitzugeben", bei ihm "Betroffenheit" auszulösen. Mithin mittgeilte Scham als Mittel zum Zweck.
In Deutschland wird sich zu oft und zu schnell und - was das entscheidende ist - aus in der Mehrzahl völlig falschen Anlässen geschämt.  Das ist etwas, was ehemals Mitteldeutschland mit Restdeutschland verbindet, was quasi Gesamtdeutsch ist, wobei ich selber in den 80er und 90er Jahren (fast schon bewundernd) dachte, die DDR-Bürger seien im Gegensatz zu den Restdeutschen recht "schamlos". Aber: Vergangenheit. Frage mich aber oft, warum man darum noch so einen Bohei macht, obwohl es ganz akute, aktuelle Probleme gibt.

Laurenz

7. August 2025 11:07

@Maiordomus @L. ... Der soziale Status des Handwerks ist zwar wichtig, steigt & fällt aber im Wechsel durch die jeweiligen Epochen. Aktuell will kaum jemand Handwerker werden. Das wird sich aber auch wieder ändern, weil aus dem Mangel an Handwerkern, die auch nicht wirklich durch Digitalisierung & 3D-Drucker zu ersetzen sind, diese zukünftig ein vielfaches von Büro- & Digitalangestellten oder Lehrer verdienen werden. Man kann auch einen Heizungsinstallateur nicht durch KI ersetzen, Lehrer schon. Was die Bildungsgeschichte angeht, so führen Sie dem Lehrer- & Dozenten-Beruf einem Selbstzweck entgegen. Der mag auch eine gewisse Berechtigung haben, wie zB beim letzten (guten) Gespräch zwischen EL & TvW auf YouTube über Carl Schmitt. https://youtu.be/eVMJNyHuYE0 Aber was, mit Verlaub, kommt von Carl Schmidt, beim Schützen-, Kleingärtner-, Karnevals-, Heimatverein & der Feuerwehr an? Kann Ihnen rückmelden, man kann als (Neu)Rechter sehr gut ohne Carl Schmitt leben, indem man schlicht dem eigenen Verstand Zeit gibt, zu denken. Hier ist auch zu berücksichtigen, Juristen üben keinen Beruf aus, der irgendeinen ökonomischen Mehrwert erschafft. Juristen sind also von Natur aus Linke, auch Schmitt. Ein Lehrer ist offensichtlich dazu da, junge Menschen in die Lage zu versetzen, einen Mehrwert zu erschaffen. Auch dazu braucht man keinen Carl Schmitt oder sonstigen Dozenten, der über die Schwanzwurzel der Spitzmaus referiert.

Laurenz

7. August 2025 11:09

@Ausguck @L. ... Vielleicht hätte ich es anders formulieren müssen, damit Sie verstehen, was ich meine. Seit einiger Zeit schreibt der Ökonom Thomas Kolbe für Tichys. Er publiziert aber auch in Englisch auf Zerohedge meist über Deutschland & seine desaströse Wirtschaftspolitik. Auch wenn Kolbes Englisch hervorragend ist, merkt man sofort, es schreibt kein Ungar auf Remix (publiziert auf Zerohedge) über Deutschland, sondern ein Deutscher, Kolbe, der schlicht seine Herkunft nicht verleugnen kann. Auch Sie schreiben als Deutscher, da beißt die Maus keinen Faden ab. Donald Trumps Herkunft ist im wesentlichen Deutsch & Schottisch, was man Ihm auch ansieht. Er ist aber als Ami sozialisiert, so schreibt & spricht er auch. Das unterscheidet Sie von Trump & Seinen weißen Landsleuten.

Maiordomus

7. August 2025 11:29

PS. Nicht nur für @Old Linkerhand: Immer so argumentieren, auf dieser Seite, gilt ebenso für die Kolumnisten von SiN, dass man sich vor einem bedeutenden Autor wie U.T. nicht zu schämen braucht, bzw. dieser hoffentlich auch nicht vor sich selber, was bei Schriftstellern bei nie automatisch klugen politischen Kommentaren gelegentlich vorkommen kann. So wird "der Mensch vor dem Gericht der Geschichte" eher bestehen, wie es Reinhold Schneider bald nach dem Ende des 2. Weltkrieges in einer seiner Broschüren, geistiger und religiöser Sanitätsdienst genannt, als damaliger Mahner der Deutschen, wozu er stets auch die in der SBZ zählte, es auszudrücken pflegte.

RMH

7. August 2025 12:06

"Juristen sind also von Natur aus Linke,"
Das ist, mit Verlaub, mal wieder einer Ihrer sich im Kämmerlein zu recht gelegten bullshit-Phrasen. Die konkrete Ordnung, die immer auch eine Rechtsordnung ist, und für die man entweder ist oder gegen die man ist (weil man eine andere will), entscheidet, ob man rechts oder links ist. Der Jurist ist erst einmal gar nichts, er ist Maschinist der jeweiligen Rechtsordnung, und kommt prima mit allen politischen Strömungen zurecht, wobei linke und die heutigen links-rechten, wie sie gerade bei der neuen Rechten stark vertreten sind, natürlich weitaus mehr Beschäftigungsbedarf für Juristen haben und solchen auslösen, da sie Regelungswütiger sind und eine Rechtssetzungs-Manie haben. 

Monika

7. August 2025 12:16

Werter Herr Bosselmann, auch ohne DDR "Migrationshintergrund" empfinde ich die Neuideologisierung des Neuen Deutschland als Problem! Zudem hat eine Kanzlerin mit DDR Hintergrund 2015 die von Ihnen nicht sehr geschätzte Rechtsstaatlichkeit ausgehebelt. War ihr wohl auch nicht wichtig. https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.rechtsstaat-laut-urteil-ausser-kraft-gesetzt-das-geheimnis-der-grenzoeffnung.239229aa-c042-468b-8979-e2910e9fea49.html
Fakt ist, dass die DDR von Beginn an ein instabiler Zwischenzustand war und die Entwicklung eindeutig in Richtung des  politischen u. wirtschaftlichen Systems der BRD ging, was schließlich zum Zerfall des SED-Regimes führte. Dies lässt sich durch die zunehmenden Ausreisezahlen der DDR Bürger in den Westen belegen. Ich habe darüber 1989 eine Dokumentation bei der IGFM (Internationale Gesellschaft für Menschenrechte) geschrieben. 1989 waren bis zum 10. August 47.350 Menschen legal übergesiedelt. Der Druck auf eine Systemänderung ließ nicht nach.

Maiordomus

7. August 2025 12:18

@Laurenz.  Sie wissen selber, dass Carl Schmitt seit mindestens 70, eigentlich 80 Jahren im Giftschrank der deutschen Geistesgeschichte als sogenannter Kompromittierter verlocht bleibt, wiewohl nachweisbar die Väter des Grundgesetzes ihn heimlich bis öffentlich lasen und ihn lieber indirekt kommentierten. Das weiss ich aus der verfassungsgeschichtlichen Literatur, zu schweigen davon, dass er die angelsächsischen Klassiker aus dem ff kannte, sich bei Neigung zu Eitelkeit gerne mit Hobbes verglich, beim Entlarven von Hintergedanken in politischen Ideologien noch stärker war als Marx und Engels und oft nahe an Machiavelli. Von dem klugen Analytiker aber zu schwärmen wäre gleich dumm wie dies bei kommunistischen Klassikern zu tun. Er war im 3. Reich für 99% der von ihm notabene verratenen SA-Basis unlesbar, so wie als einziger Satz von ihrm "Der Führer schützt das Recht" in die Polit-Volkskunde engegangen ist, zu seinen Ungunsten. Ein wirksam dummer Satz reicht bei einem Gescheiten längst zur langfristiger Selbsterledigung. Es gibt aber in der deutschen Geistesgeschichte genügend für den Durchschnittsbürger brauch- und zitierbare Weisheiten v. weniger Belasteten, die  sogar via Schule vermittelbar bleiben.      

Artabanus

7. August 2025 12:44

Die Wiedervereinigung musste zwangsläufig in den Abgrund führen. Und weder die Ossis noch die Wessis sind schuld. Man ließ das 1945 untergegangene Reich wieder auferstehen und musste nun zwangsläufig wieder bei 1945 anknüpfen. Dadurch wurde der Berliner Republik eine riesige Hypothek auferlegt. Man machte sich auch gleich brav ans Bezahlen: Aufgabe der D-Mark und Abgabe der Souveränität nach Brüssel. Gleichzeitig das schlechte Gewissen durch Hypermoral versuchen zu kompensieren. Die Folgen sieht man. Bismarcks Staatsexperiment ist jedesmal zum Scheitern verurteilt. Welchen Nutzen bringt die Berliner Zentralregierung? Stünden einzelne kleinere deutsche Staaten nicht besser da?

Old Linkerhand

7. August 2025 12:44

@Maiordomus: Ich verstehe Sie nicht. Warum sollte ich mich vor Uwe Tellkamp schämen?
@RMH: Es gibt Ereignisse in der Geschichte unseres Volkes, die stattgefunden haben und Erzählungen, die nicht oder anders stattgefunden haben. Vielleicht verhält es sich mit Scham und Schande wie mit dem Recht. Vor lauter Menschenrechten, Frauenrechten, Asylrechten oder sonstigen Minderheitenrechten werden wir immer mehr unserer Rechte beraubt. Vielleicht soll sich der Deutsche nur deshalb ständig schämen, damit er schamlos wird.

heinrichbrueck

7. August 2025 13:53

Bosselmanns letzter Satz ist Dichtung. Und zehn Jahre später wählt Muriel die Grünen. Schaut man den Leuten zu, wie sie ihr Leben leben, zeigt sich auch, wie sich dieses Leben verteidigt. Authentizität muß nicht verteidigt werden. DDR und BRD sind Fallobst. Die BRD wird mit Demographie und Masseneinwanderung verteidigt. In welcher Falle sich eine Gemeinschaft befindet, die ihre Selbstbestimmung den herbeigeführten Zuständen überläßt, zeigt die wahren Mächtigen. Die falsche Demographie ist die Verkörperung dieser Macht. Die Gemeinschaft möchte aus der Falle tappen, authentische Tradition verkörpern, ohne die absolute Macht, eine Bestätigung der wahren Macht, also bleibt sie in der widersprüchlichen Falle gespalten und gefangen. 

Le Chasseur

7. August 2025 14:20

@Artabanus
"Welchen Nutzen bringt die Berliner Zentralregierung? Stünden einzelne kleinere deutsche Staaten nicht besser da?"
Vermutlich nicht: https://www.handelsblatt.com/politik/international/zollstreit-schweizer-wirtschaft-spricht-von-horrorszenario/100146839.html

Laurenz

7. August 2025 14:23

@RMH & Maiordomus ... Sie Beide verstehen den Unterschied nicht zwischen Lebensart & bewußter Meinung. GK betreibt zB als Geschäft ein Luxus-Genre. In Zeiten des ökonomischen Niedergangs wird zuvorderst an der Kultur & bei der Gastronomie gespart. Das geht selbst dem Synonym für Geld verprassen, Berlin, so https://www.rbb24.de/kultur/beitrag/2025/07/berlin-kultur-sparen-senat-wedl-wilson.html & hier die Gastronomie https://www.tichyseinblick.de/wirtschaft/gastronomie-insolvenzen/. Die Lebensart bezieht sich vor allem auf das Unterbewußte, die Persönlichkeit an sich. Normalerweise müßten Gesetze so geschrieben werden, daß sie jeder Depp versteht. Aber Juristen, welche die Gesetze formulieren, vermeiden genau das, weil man die Juristen im Falles dessen, daß jeder die Gesetze versteht, nicht mehr braucht. & Maiordomus, mir gehen Ihre Befindlichkeiten bezüglich der Verfehlungen Carl Schmitts sonstwo vorbei. Wer heute Ballweg 9 Monate in Untersuchungshaft setzt & nachher nur ein Steuervergehen von 19 Euro auf den Tisch legen kann, ist einerseits nicht ganz sauber in der Birne & andererseits Roland Freisler näher als jedem lieb ist. Was Sie Beide noch nicht verstehen, ist die Wertschöpfung, ohne die kein Staat existieren kann, weil Sie in Ihrem Leben nie eine produziert hatten.

Majestyk

7. August 2025 14:47

Fremd werden im eigenen Land ist nicht dasselbe wie Migrationshintergrund. Dazu müßte man sich vom Fleck bewegen und sich nicht einfach um einen herum die Welt weiterdrehen. Wie man anhand der entstandenen Zivilgesellschaft und Medienproduktionen à la DEFA nicht auch Einflüße der DDR-Linken wahrnehmen kann, ist mir ein Rätsel. So fehlerhaft West-Germany war, leider Gottes ist nichts, aber auch gar nichts mehr davon übrig geblieben.
Warum die durch Linke betriebene Deindustrialisierung als Kannibalisierung durch den "Hegemon", über dessen derzeitigen politischen Führer berichtet wird, als sei dieser ein Paria oder der Beelzebub, verstehe ich ebenso wenig. Es ist doch ersichtlich, wohin Produktion verlagert wird und wer die einstmals deutschen wie andere europäische Marktanteile einheimst. Aber was weiß ich schon, bin ja nur ein blöder Malocherwessi und war nie politisch links.
Ich habe übrigens auch noch nie eine Wahl gewonnen und kann mich nicht erinnern zu relevanten Fragen wie Wiedervereinigung, Hauptstadtfrage, Änderung des Staatsbürgerrechts, Schengen, Maastricht, Lissabon, Atomausstieg etc. befragt worden zu sein. Wenn überhaupt gibt es zu wenig Demokratie, ganz sicher nicht zu viel.

RMH

7. August 2025 15:18

@Laurenz, als jemand mit wirtschaftlichem Hintergrund sollten Sie wissen, dass Dienstleistungen zu jeder Wertschöpfungskette in einer Volkswirtschaft dazu gehören. Die Masse der Juristen sind Dienstleister - und daher auch vielfach entsprechend flexibel. Aber Ihr Seitenhieb führt an der Diskussion vorbei. Wenn HB in seinem Artikel etwas mehr analytische Konsequenz als Mid-Life-Blues und "jetzt ist es halt so" betrieben hätte, hätte er einmal hypothetisch durchspielen können, was aus der DDR wohl geworden wäre, wenn es keine Wiedervereinigung gegeben hätte. Das Vaterland, dem er nachtrauert, wäre dieses Land sicher auch nicht mehr und die Muttersprache, die ihm geblieben ist, würden die meisten dann heute auch nicht mehr in dieser reinen Form sprechen. Manche Entwicklungen sind von globalem Ausmaß, da spielen dann 2 kleindeutsche Zwergstaaten lange nicht mehr in irgendeinem Orchester ein Instrument, welches in der Welt-Kakophonie hörbar wäre.

Laurenz

7. August 2025 16:36

@RMH @L. ... Die DDR scheiterte daran, daß es zu viele "Dienstleister" gab & zu wenig Wertschöpfende. Die heutige BRD wird aus demselben Grund in nicht allzu weiter Ferne, wie die einstige DDR, im Orkus der Geschichte landen.

Carsten Lucke

7. August 2025 17:32

@ Laurenz  16.36
Zu viele Dienstleister in der DDR?! - Immerhin: Wenn Sie mal einen Witz machen, dann ist es gleich ein Brüller!

Maiordomus

7. August 2025 19:06

@Old Linkerhand. Natürlich müssen Sie sich vor einem bedeutenden Autor für Ihre Person nicht schämen. Aber der Autor selber und wir als Kritiker von Entwicklungen, welche die Gesellschaft krank machen, sollten uns so handeln und so ausdrücken, dass wir vielleicht Perspektiven in Richtung eines Ausweges eröffnen, auch im Dialog die Wege dazu betreffend, Mit der internen Abrechnung mit Krah und Co.,  ad personam, sind Sie weit weg von den Einsichten, die der genannte Roman von Tellkamp für denkende Leser eröffnet. Selbstverständlich sollte ein Autor nicht, wie es oft geschieht,  unter sein eigenes Niveau und seine bedenkenswerten Errungenschaften fallen, was bei sog. Kulturschaffenden häufig dann eintritt, wenn sie sich von den Medien, denen sie gefallen wollen und durch dieselben PR-Wirkungen erzielen, vorführen lassen. Partei- oder lagerinterne Streitigkeiten verlaufen vielfach als Hackordnungskämpfe. Beim Streit zwischen Krah und Sellner kann es überdies so sein, dass jeder "halb recht" hat, d.h. partiell, die beiden Hälften aber als inkompatibel unmöglich zu einem vernünftigen Resultat führen können. Da müssen andere, Vernünftigere, problemlösungsorientiert weiterdenken und weiterhandeln.  In diese Richtung könnten die Debatten hier aufgebessert werden.

Le Chasseur

7. August 2025 20:25

Passt ganz gut zum Thema:
Ostdeutsche (...) wundern sich schon lange nicht mehr. Nüchtern wird anerkannt, dass so etwas wie eine echte, innere Einheit, eine Gleichheit gar, in der gesamten Bundesrepublik wohl nicht erreicht ist und wird. Es ist halt die Natur dieses Deutschlands, dass es bessere Deutsche und weniger bessere Deutsche gibt – die Rollenverteilung ist bekannt. Bei der Forschungsministerin Dorothee Bär (CSU) war dieser Stil exemplarisch zu erleben: Bär verschwieg einfach mal so den ersten Deutschen im Weltall, den Ostdeutschen Sigmund Jähn. https://www.nachdenkseiten.de/?p=136911

Laurenz

7. August 2025 20:43

@Carsten Lucke @L. ... Das Lachen ist der spirituelle Beweis für Wahrheit. Die NVA hatte bis zu 180k Mann Stärke, die Grenztruppen der DDR über 50k Mann, die Stasi hatte etwa 100k offizielle Mitarbeiter (& 180k inoffizielle). Die Anzahl der Einwohner der DDR sank von nicht ganz 19 Mio. auf 16,5 Mio. 1989. Wenn Sie dazu noch die Ausfallzeiten der Betriebskampfgruppen zählen, kommt man auf eine ziemlich hohe "Dienstleistungsquote". Die Besten, mehr als 2% der DDR, produzierten nichts, bei der Stasi ein ganzes Leben lang, sondern hielten die anderen höchstens noch von der Arbeit ab. Die Bundeswehr mit 495k Mann, machte nicht mal 1% der Bevölkerung aus. Und hier kann man auch nicht wirklich behaupten, bis auf die Zeit nach der Wiederbewaffnung, daß die Besten der BRD bei der Bundeswehr Karriere machten. Die DDR hatte in dem Sinne keine Beamten, sondern Staatsdiener (also RMHs Dienstleister), zu denen auch die NVA & die Stasi gehörten & zwar 2,5 Mio. der 16,5 Mio. DDR-Bürger. https://www.spiegel.de/politik/nicht-mehr-marktgerecht-a-7ef90933-0002-0001-0000-000013501084 Widsisch, Lucke, widsisch, wie der Hesse sagen würde.

FraAimerich

7. August 2025 21:49

@Maiordomus: "Beim Streit zwischen Krah und Sellner kann es überdies so sein, dass jeder 'halb recht' hat, d.h. partiell, die beiden Hälften aber als inkompatibel unmöglich zu einem vernünftigen Resultat führen können."
 
Schön, daß das hier einmal ausgesprochen worden ist. Mir selbst habe ich das versagt, um entsprechender Einsicht durch mein negatives Renommee und notorisches "Linksabweichlertum" nicht eher im Wege zu stehen.

Carsten Lucke

7. August 2025 22:23

@ Laurenz  20.43
Klar - wenn Sie die Stasi zu den Dienstleistern zählen, waren wir in der DDR freilich luxuriös versorgt. Muß jetzt dringend nachdenken, ob es mir doch an Dankbarkeit mangelt.
Sie müssen sich mal wieder die Birne freisaufen, Laurenz!

Ausguck

7. August 2025 23:43

@Laurenz: Anders formulieren? Was Sie damit meinen, wird im Norddeutschen mit dem huebschen Wort "hinsabbeln" erklaert.
Nein, den Gesetzen der Logik haetten Sie folgen sollen. Und wenn Sie nun die Binsenweisheit verkuenden, dass Trump "wie ein Ami spricht und schreibt," dies aber mich "von ihm und seinen weissen Landsleuten" unterscheidet, moegen  vielleicht Sie ahnen, wovon Sie reden, Herr Bosselmann, dem meine urspruengliche Antwort galt, sicherlich jedoch nicht.

Dr Stoermer

8. August 2025 00:45

Hochgeschätzter HB,
selbstredend sollten Sie sich nicht mit diesem Halunkenverein, der uns einhegt, identifizieren und ziehen Sie Ihre seelischen Kräfte sehr gern aus Ihrer Prignitzer Heimat – aber lassen Sie sich doch bitte nicht zu dem Gedanken verführen, DDR oder BRD seien mehr als Aufführungen derer, die diese Aufführungen inszenieren können. Natürlich lassen sich Menschen dazu bringen zu glauben, Aufführungen seien mit der Wirklichkeit wesensgleich, deswegen gibt es arrogante Wessis und von den arroganten Wessis zum guten Teil zu Recht enttäuschte Ossis. Aber das gehört zur Aufführung. Aufführungen enden. Und dann ist wieder Wirklichkeit. Sie – Ossi – und ich – Wessi (eigentlich ossi Ossi) – und alle hier – sind ein Volk. Eine Schicksalsgemeinschaft. Durch unsichtbare Fäden verbunden. Von Fremden so erkannt. Das ist die Wirklichkeit.

Laurenz

8. August 2025 07:31

@Carsten Lucke @L. ... also wenn, nur originaler Kirsch-Whisky. Jetzt könnte ich wieder dem Klischee huldigen, daß unsere Brüder & Schwestern aus der einstigen DDR keinen Plan von Ökonomie haben, aber davon wieder unglaublich viel. Lesen Sie einfach noch mal meine Debatte mit RMH & Maiordomus. Ein Staat funktioniert ökonomisch ohne Rohstoffe nicht, wenn alle sich nur gegenseitig die Haare schneiden & mit Pizza beliefern. Das sind RMHs "Dienstleistungen", die zwar zum BIP/GDP dazu gezählt werden, deren Anteil aber nicht zu hoch sein darf. Entscheidend ist die Produktion mit Wertschöpfung, wie zB der Automobilbau. Die DDR hatte zB gute Werkzeugmacher. Auch die Werften der DDR waren ganz gut, aber hier hinkte die Entwicklung von Motoren, also Schiffsdieseln hinterher. Chemie-Kombinate waren zu alt, siehe Bitterfeld oder Kali an der Werra. Dienstleister sind also jene, die nichts Wertschöpfendes produzieren, aber wie der Stasi-Offizier das 3fache kosten, im Vergleich zum wertschöpfenden Arbeiter. Dienstleister, wie Ärzte, Juristen sorgen ungehemmt ohne Bremse selbst für die Nachfrage nach ihrem Berufsstand, obwohl ein Staat im Grunde ohne Juristen auskommen könnte.

Laurenz

8. August 2025 07:32

@Carsten Lucke @L. (2) ... Auch der Verfassungsschmutz wird, als Dienstleister, immer mehr, wie die einstige Stasi, als Instrument der politischen Unterdrückung mißbraucht, behindert also Wertschöpfung. Wenn wir auf Lehrer eingehen, die auch nur Dienstleister sind, so muß man auch @Maiordomus in Frage stellen. Ein guter Lehrer ist Ausbilder (Moin, Ihr Luschen), um junge Menschen "lebensfest" zu machen. Sind dafür die Maßstäbe Maiordomus' maßgeblich oder die HBs? Ich neige zu letzterem, als dem besseren Lehrer, weil nicht jedes Wissen Macht verleiht. Maiordomus empfinde ich eher als Literatur-Kritiker, Vorsicht bei der Berufswahl. Warum gleitet die heutige BRD immer mehr in den Sozialismus ab, eben weil auch DAX-Konzerne, Pharma, Energieversorgung, Sozialwesen immer mehr dem Wettbewerb entzogen & durch staatliche Förderprogramme mit völlig irren Summen gepimpt werden. Wenn Kulturminister Weimer 8 Mio. Euro an Roths staatlichen Schmiergeldern zugunsten der Medien einspart, ist das schon eine Meldung wert. Genug gelabert, Lucke. Belegen Sie einfach mal einen Kurs bei der VHS zum Thema Volkswirtschaft, wenn's geht nicht bei Marcel Fratzscher, dem zu spät geborenen DDR-Ökonomen.

Laurenz

8. August 2025 07:43

@Ausguck @L. ... Der Haken bei den Fahnenflüchtigen, wie Ihnen, ist zu meinen, unserem Deutschen Irrsinn entkommen zu können. Die zivilisatorische Geschichte der Menschheit zeigt, daß kein Flüchtiger schnell genug ist, vor dem, wovon er wegläuft, zu entkommen. Spätestens Kinder oder Enkel kriegen den Trotzki-Effekt zu spüren. Aber vielleicht hat es ja auch sein Gutes, wenn ein vaterlandsloser Geselle weniger hier rumläuft, sondern woanders dekonstruiert.

Monika

8. August 2025 07:55

"Das gesamte Deutsche Volk bleibt aufgefordert in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden, " schrieb man 1949 in die Präambel des Grundgesetzes. Die DDR galt als Konstrukt , als Übergangslösung bis zu einer Wiedervereinigung. Diese Chance hat Deutschland 1989 vertan. Wenn Trump und Putin sich demnächst treffen, bleibt Deutschland Zaungast. Das Kürzel DDR wurde auch als "DER DOOFE REST" ausgeführt. Heute wird Gesamtdeutschland zum doofen Rest. Souveränität ist weder durch REMIGRATION im ideologischen Sinne (Sellner) noch durch ethnische Binnensouveränität im eigenen Land (Krah) herstellbar. Beides sind lächerliche Versuche!!! Wer heute als Deutscher migriert, hat keine Heimat mehr. Ein DDR Bürger hatte wenigstens noch eine Alternative. Was tun?

Ausguck

8. August 2025 08:55

@Laurenz: Sehen Sie: Schon wieder daneben! Wenn Sie von militaerischen Dingen schreiben, wird's besonders deutlich, dass bei Ihnen gravierende Defizite bestehen. Siehe: Fahnenflucht: Sie ist ein Sonderdelikt, denn sie kann nur von Soldaten begangen werden und bezeichnet im Militaerrecht eine vorsaetzliche, unerlaubte Entfernung von der Truppe mit der Absicht, sich dem Wehrdienst dauerhaft zu entziehen.
Ich war von 1968 bis 1979 Soldat (letzter Dienstgrad Kptlt). Als heutiger 77-jaehriger Veteran lasse ich Ihre Unterstellung zu Ihren Gunsten mit o.a. Unwissenheit durchgehen. Aber ich empfehle Ihnen doch, Carsten Luckes Vorschlag zu folgen und sich mal wieder die Birne freizusaufen. Vielleicht hilft's ja auch mit Ihrem Kirsch-Whisky (was immer das ist).
Zu Ihrer Information: Dem deutschen Irrsinn bin ich tatsaechlich entkommen, sehr schoen sogar! Und zum vaterlandslosen Gesellen vielleicht noch so viel: Wenn alle so von Ihnen bezeichneten Expats aehnlich viele Jahre wie ich ihrem Vaterland dienten und ihm dann nach reiflicher Ueberlegung dennoch den Ruecken kehrten, sollten Sie sich vielleicht die naheliegende Frage stellen, ob Sie noch alles richtig machen. Viel Glueck! Sie werden es brauchen.

Laurenz

8. August 2025 08:59

@Monika ... gehen Sie mehr in die epochale Vogelperspektive. Historische Entwicklungen ziehen sich. Glauben Sie ernsthaft, daß Zar Nikolaus II & Kaiser Wilhelm II 1914 auch nur ansatzweise daran dachten, daß ein Krieg ihren Status als nicht gewählte Staatsoberhäupter zügig beenden würde? Es liegt doch nicht an den von Ihnen zitierten Krah oder Sellner Staatssysteme zu verändern oder gar zu beenden. Den Untergang des Staates oder einer Staatengemeinschaft, wie der EU, wird, wie im I. Weltkrieg, nicht von den Oppositionellen veranlaßt, sondern durch die Machthaber selbst. Ob das nun der Ukraine-Krieg oder von der Leyen, als Oberbolschewist, veranlassen wird, weiß ich nicht, Sie, Monika, auch nicht. Denn von der Leyen hat den durch das Politbüro der DDR selbst veranlaßten Untergang erlebt & müßte es eigentlich besser wissen. Aber, was ich weiß ist, daß es systemisch nicht gut aussieht. Krah & Sellner sind also nichts anderes, wie Trotztki, Lenin, Voltaire oder Jefferson, Ideengeber für die Zeit nach dem Untergang oder einer Zeitenwende.

RMH

8. August 2025 09:18

@Laurenz, Ihr rant gegen die Dienstl. schießt über das Ziel hinaus & ist zudem in weiten Teilen sachlich falsch. Den Punkt machen Sie bei den Proportionen. Eine heutige Gesellschaft braucht einen starken Kern an Produktion von Waren & Gütern - Fakt. Dass dieser aktuell in D erodiert, wird zum großen Problem, ebenfalls Fakt. Aber schon der "Handel" & der dazugehörige Transport sind nach Ihrer reinen Leere nicht mehr Primärproduktion. Das Putzen in einer Fabrik ist auch schnöde Dienstl, obwohl es im arbeitsteiligen Prozess dafür sorgt, dass die Arbeiter arbeiten, Maschinen laufen & keine Fachkraft Zeit mit Putzen verbringen muss. Jegliche Maintenance, Rep an Gebäuden, Maschinen etc. ist auch Dienstleistung. Dass eine EDV läuft, ebenso. Die Aufzählung lässt sich verlängern. Richtig ist auch, dass die Staatsquote zu hoch ist, aber ihr offenbar persönl. Vorurteil über "Juristen" ist doch spätestens dann obsolet, wenn sie wegen Ihres Querkopfs im Bau landen & dann froh sind, dass da einer ist, der hilft. Ein M. Ballweg wäre ohne fundierten jur Beistand zerrieben worden, in der Mühle der Justiz. Auch hier lassen sich die Bsp fortführen. Also bleiben Sie besser bei dem Kern, wo sie Recht haben & das sind die Proportionen.

Artabanus

8. August 2025 10:10

@ Le Chasseur 
Wollen Sie wirklich behaupten, die BRD stehe besser da als die Schweiz?

Laurenz

8. August 2025 10:37

@Ausguck @L. ... Sie haben mich genau verstanden, auch die Wahrheit meiner Aussage. Aber gerne dürfen Sie Sich auch weiterhin an Formalien aufhalten. @RMH ... natürlich überziehe ich. Dadurch fühlen Sie Sich aber bemüßigt, Klärung herbeizuführen. Ist doch gut. Wenn wir mit Energieabgaben, Wind- & Solarkraft-Hersteller in China subventionieren, oder der WHO-Klientel riesige Summen als Einnahmen gernerieren, ohne jeglichen volkswirtschaftlichen Nutzen, ist das Sozialismus, der auf Dauer zusammenbrechen wird.
 

Majestyk

8. August 2025 11:09

@ Laurenz:
Deswegen war es schon Unsinn, als man in den 80ern davon fabulierte, "wir müssen eine Dienstleistungsgesellschaft werden" oder "wir brauchen mehr Akademiker". Desgleichen stimme ich Ihnen zu, daß das MfS oder der politische Überbau in der DDR auf Kosten der Wertschöpfenden gelebt haben. Die gleiche Entwicklung erleben wir im heutigen Deutschland, kann man in wirklich jeder Verwaltung beobachten. Müßte eigentlich jeder sehen können, der sich noch an andere Zeiten erinnern kann. Darin ähnelt der Sozialismus auch dem Feudalismus, wo Nichtsnutze auch auf Kosten jener lebten, die den Laden am Laufen hielten.
Ob der Sozialismus in naher Zukunft scheitern wird, da bin ich nichts so optimistisch. Immerhin betrifft die Entwicklung eben nicht nur Deutschland, und heute gibt es nicht einmal Westfernsehen, von Auswanderungsalternativen ganz zu schweigen. Fällt Europa, wird potenzieller Lebensraum, wo man als Weißer und Deutscher willkommen ist, rar. Erst recht, wenn man zu alt ist, um langfristig fürs aufnehmende Land noch einen Gewinn darzustellen.

Majestyk

8. August 2025 11:22

@ FraAimerich:
Krah hat komplett unrecht. Das ist keine Frage von links oder rechts. Krah klammert sich an die immer weiter verschiebbaren Regeln eines Staates, dessen wichtigste Intention die Restabwicklung der Deutschen Nation geworden ist. Die Konsequenz daraus erspare ich mir hier zu schreiben.
Krah hat aber auch insofern unrecht. als seine Vorstellungen in der Praxis für Deutsche oder Europäer nicht lebbar sind, erst recht am unteren Ende der Futterkette. Ich lade Sie herzlich zu mir ein, dann machen wir ein paar Ortsbegehungen, auch grenzübergreifend. Vielleicht verstehen Sie dann, daß Ausschaffung kein Trotzverhalten ist oder der Wunsch nach einer vermeintlich heilen Welt von gestern, sondern schlichtweg existenziell.

Maiordomus

8. August 2025 12:09

@Wer Sellner und Krah mit Lenin, Trotzki, Voltaire und Jefferson in Proportionen setzt, sollte sich vor der Fortsetzung seiner Karriere als Partei-Vorfeldberater vielleicht zwischendurch um geeignete Therapie bemühen. Politik ist meist Bohren durch mehr oder weniger dünne Bretter, nach Popper Schadenvermeidung mit Sicht auf das geringere Übel: hat leider mit Gerechtigkeit und sog. Gemeinwohl nur im überschneidenden Sinn zu tun. Immerhin müssen Wahlen, siehe USA, nicht immer wirkungslos bleiben; das sind sie zwar in der CH, wo manchmal dafür die direkte Demokratie indirekt Wirkung erzielt, Wahlsiege etwa der SVP schwächen die Partei eher. In BRD scheinen Meinungsumfragen fast noch primär politischen Einfluss zu haben, was längerfristig deren Manipulationsgrad aber noch erhöhen wird. @MD.  War vermutlich im Vergleich zu HB eher weniger der gemeinnützige päd. Praktiker, fast nur die genial Starken und die Originale ganz hinten profitierten wirklich von meinem Unterricht. Bin insofern ein verhinderter Lit.-Kritiker, weil ich ausser dem Pflichtstoff der Professionellen auch noch das lese, wofür sich R-Ranicki nie Zeit genommen hätte. Passt immerhin zu SiN, könnte mit K-K hier breiter über Literatur diskutieren als mit Feuilletonisten v. NZZ und WW, die mit den von mir "noch" gelesenen Autoren oft nichts anfangen können, Artikel deswegen umarbeiten oder das Wichtigste weglassen, wenn überhaupt und immer weniger akzeptiert.

Le Chasseur

8. August 2025 12:46

@Artabanus"Wollen Sie wirklich behaupten, die BRD stehe besser da als die Schweiz?"
Der Zoll-Deal der EU mit den Amis ist sicherlich nicht gut, aber immer noch besser als 39%. Wir treten in eine Zeit ein, in dem das Recht des Stärkeren zählt und es nützlich ist, wenn man starke Freunde hat bzw. im Verbund auftreten kann. Vielleicht ist das nur eine Übergangsphase.
Grundsätzlich haben die Schweizer sicherlich das bessere politische System, in dem das Volk im Zweifelsfall immer das letzte Wort hat, im Gegensatz zu unserer Demokratie-Simulation, in der eine Minute nach Schließung der Wahllokale die Wahlkampfversprechen bedeutungslos sind und das Volk weder den Kanzler noch den Bundespräsidenten wählen darf.
Andrerseits ist bspw. der Ausländeranteil in der Schweiz sogar höher als bei uns, wenn ich nicht irre.
 
 

H. M. Richter

8. August 2025 12:46

Man kann es, lieber Herr Bosselmann, vielleicht auch so sehen:
 
Ohne die von manchen verachteten Botschaftsflüchtlinge in Prag wäre die SED-Führung vermutlich noch etwas länger an der Macht geblieben, ihr einstiger Studienort Leipzig hätte sich nach und nach endgültig in eine Trümmerlandschaft verwandelt wie andere Städte auch, die unmittelbar vor dem endgültigen Verfall standen, es hätte unzweifelhaft noch viele politische Gefangene mehr gegeben zwischen Rügen und Suhl, und Sie hätten, wenn Sie Pech gehabt hätten und an der Karl-Marx-Universität Leipzig Ihre Bereitschaft zum Reserveoffiziersanwärter (ROA) nicht verweigert hatten, wofür damals nur wenige Studenten den Mut aufbrachten, vielleicht sogar nochmals mit der Waffe in der Hand Dienst an der innerdeutschen Grenze ableisten müssen, die, wie ich meine, nicht unser „Vaterland“ begrenzte, sondern brutal teilte.

Rheinlaender

8. August 2025 13:43

Besonders interessant am Untergang der DDR ist m.E., dass zumindest die Führung des Staates und auch der Staatssicherheit das Ende nicht kommen sah. Es gibt Protokolle von Treffen mit dem KGB aus der Endphase der DDR, die von einer auffälligen Blindheit für die eigene Lage zeugen. Diese Dokumente zeichnen das Bild eines völlig dysfunktionalen, von charakterlich untauglichen Gestalten geführten Staates, der keine ernsthafte Krise hätte bewältigen können und schon deshalb aus der Geschichte ausscheiden musste.
Die Elemente des DDR-Staates (etwa bestimmte Stasi-Strukturen), die sich erfolgreich über die Wende hinaus gerettet haben und mutmaßlich bis in die Gegenwart aktiv sind, schienen ihre Erkenntnisse damals für sich behalten und keine Anstrengungen für den Erhalt des Staates unternommen zu haben. Überhaupt scheint es am Ende niemanden von Relevanz gegeben zu haben, der Anstrengungen zum Erhalt dieses Staates unternommen hat. Auch diesen offensichtlichen Mangel an Bindungfähigkeit und Gemeinsinn hätte kein Staat dauerhaft überlebt. 
Ich kann nachvollziehen, dass auch in einem derart untauglichen Konstrukt Beheimatungsprozesse stattfanden und man Bindungen an Menschen, Kultur und Naturraum etc. entwickeln konnte, aber warum der Autor diese Wahrnehmung von Heimat ausgerechnet auf einen gescheiterten Staat bezieht, erschließt sich mir nicht.

Heino Bosselmann

8. August 2025 14:32

@Rheinlaender: Die interessante Frage am Ende Ihres Kommentars ("Aber warum der Autor diese Wahrnehmung von Heimat ausgerechnet auf einen gescheiterten Staat bezieht, erschließt sich mir nicht.") verdient den Versuch einer Antwort:
Dies geschieht oder geschah so, weil es in entscheidenden Jahren meines Aufwachsens und meiner Prägung, also von meiner Geburt bis zum 25. Jahr, zu dieser Heimat keinen anderen Staat gab als jenen, dessen Scheitern mindestens mir als einem Hineingeboren nicht erwartbar schien. -
Mit der Wiedervereinigung, dem Beitritt bzw. der Übernahme verband ich eine Weile die Illusion, meine Heimat ginge nun nicht nur in einem größeren, in einem ganzen Deutschland auf, sondern schlösse so gleichsam an das Erbe einer gleichfalls tieferen Vergangenheit an. Ich stellte erst später fest, daß die Berliner Republik sich so allerdings gar nicht mehr verstehen wollte und das Erbe des alten Deutschland bzw. des Reiches eher ausschlägt – zugunsten eines Zieles, das ich im Beitrag beschrieb. – Haben Sie Dank für Ihr Interesse und die geraden Worte.

ASB

8. August 2025 14:59

Ermahnung von einem Neuling : wann hört die dämliche Verwendung der Sonderzeichen & und @ hier endlich auf ? Klarheit des Denkens soll sich auch in der Schrift ausdrücken. 

RMH

8. August 2025 15:12

@ASB: Das ist lediglich der Begrenzung der Zeichen pro Kommentar geschuldet, also Pragmatismus, bevor man wegen weniger Zeichen jedesmal gleich einen Kommentar Teil II aufmacht. 

RMH

8. August 2025 15:22

"dessen Scheitern mindestens mir als einem Hineingeboren nicht erwartbar schien. -"
Wir wurden von unserem Geschichtslehrer zusammengebrüllt, als wir erwähnten, es sei überhaupt nicht ausgeschlossen, dass es zu einer Wiedervereinigung kommen kann und da daß wir das gerne noch erleben wollen. Manchmal sollten Lehrer auf die Schüler hören.
PS: Unser Lehrer im Fach Geschichte bekam als Alt-68er einen regelrechten Tobsuchtsanfall, als er bemerkte, dass ausgerechnet sein "Leistungskurs Geschichte" solche nationalen Bestrebungen zeigte. Als dann die Wiedervereinigung kam, ließ er sich in den Auslandsschuldienst versetzen, weil er Deutschland wohl ähnlich mochte wie Habeck (irgendwo in Südamerika durften ihn dann andere Schüler erleiden, sie taten mir leid). Dysfunktionale Leute, die nicht sehen wollten, was sich anbahnt, wie sie Rheinlaender schildert, gab es eben in beiden Teilen des Landes - und leider gibt es sie heute in verantwortlichen Positionen noch viel mehr.

Laurenz

8. August 2025 15:40

@Maiordomus ... Sie beziehen meinen Vergleich auf Inhalte. Darauf abzustellen liegt mir fern, bleibt Ihre Interpretation, ist also Ihr Problem, welches ich mir nicht zu eigen mache. Lenin & Trotzki lebten, agitierten im politischen Exil. Jefferson in militärischer Opposition zur Britischen Krone, Voltaire diente der Aufklärung wider die Feudalherrschaft, Absolutismus & auch Katholizismus. Es geht also rein um politische Opposition in einer jeweiligen individuellen Mechanik. Heute sind Krah & vor allem Sellner Teil des oppositionellen Denkens, die Staatsmacht nicht nur im Versuch, restriktiv dagegen zu wirken. Beide schrieben bereits politische Bücher als Oppositionelle. (Sie, Maiordomus, spielen als gescheiterter Oppositioneller in diesem Zusammenhang keine Rolle.) Ich habe also in meinem Sinne alles richtig gemacht.

Maiordomus

8. August 2025 15:56

ASB: Das @Zeichen meint in der Regel die hoffentlich auch für andere Leser potenziell interessierende Direkt-Antwort, Kritik oder Zustimmung, von Debattenteilnehmern untereinander. Sonst bin ich auch eher dagegen, pflege Texte mit Gender-Sonderzeichen in der Mehrheit der Fälle nicht mal zu Ende zu lesen.  Das Zeichen oben @MD war eine Antwort an @L betreffend seine Bemerkung, dass er im Vergleich zu mir @Bo als Lehrer vorgezogen hätte, für mich absolut nachvollziehbar, wiewohl gilt: so wie einer schreibt, ist er nicht automatisch im zwischenmenschlichen Umgang. Texte von Lehrern, die auf einen prima Pädagogen schliessen lassen, werden von deren Schülern längst nicht automatisch bestätigt.
Mit mir als Modell in der Hauptrolle hat einer meiner damaligen Abiturienten einen landesweit ausgeschriebenen Wettbewerb betr. die beste Schulsatire gewonnen, einen vierstelligen Geldbetrag. Glücklicherweise hielt sich die "Bösartigkeit" in Grenzen, aber für eine Anstellung beispielsweise an einer alpinen Eliteschule oder im europaweit bestbezahlenden Kanton Zürich wäre diese Lehrer-Charakterstudie kontraproduktiv gewesen. An einer solchen Muster-Schule würde aber auch Kollege Bosselmann sogar unbeschädigt von seiner politischen Haltung wohl kaum unterrichten.     

H. M. Richter

8. August 2025 15:57

@ H. Bosselmann
"Dies geschieht oder geschah so, weil es in entscheidenden Jahren meines Aufwachsens und meiner Prägung, also von meiner Geburt bis zum 25. Jahr, zu dieser Heimat keinen anderen Staat gab als jenen, dessen Scheitern mindestens mir als einem Hineingeboren nicht erwartbar schien."
 
Zwar war in den 80er Jahren der Untergang der DDR – im Gegensatz etwa zu den 50er Jahren („Ewig können die Roten sich hier nicht halten!“) – tatsächlich vielen nicht mehr erwartbar. Dennoch war aber dort der andere deutsche Staat stets omnipräsent. Ging man in den 70er Jahren zu einem Spiel der Fußball-Oberliga, so konnte man zeitgleich aus hunderten Kofferradios die Bundesligaberichterstattung verfolgen, bei (west-)deutschen Toren bei einer Fußball-WM erbebten die Straßen vom Torschrei und einmal erlebte ich an einem Sonntagabend beim Durchschreiten einer mitteldeutschen Kleinstadt,  wie ich dank offener Fenster Schritt für Schritt den „Tatort“ verfolgen konnte, weil jedermann ihn sah … Die Bundesrepublik als große Alternative gab es in der DDR jederzeit. Ganz besonders 20 Uhr ...: "Hier ist das erste deutsche Fernsehen mit der Tagesschau" ...

Maiordomus

8. August 2025 16:26

@L. Leider wäre es nicht sinnvoll, trotz meiner oppositionellen Aktivität, die tatsächlich mit beruflichen Schikanen verbunden war, hier auf politische Erfolge zu verweisen, sogar solche, die heute Politikern Ihrer Richtung in Deutschland grundsätzlich verwehrt bleiben, selbst wenn Sie mal über das Parteilager hinaus akzeptable Vorschläge machen. Meine Kritik an Sellner beruht übrigens zum Teil  darauf, dass ich im Alter von 20 und zuletzt 22 Jahren als Anti-68er noch ähnliche gewaltlose Aktionen machte wie er seinerzeit in geschlossenen Räumen und beim Brandenburger Tor. Von solcher Sorte von rechtem Aktivismus muss man jedoch irgendwann mal wegkommen. Mit Benehmen wie einst Joschka Fischer wäre ich in meinem Kanton weder Schulpfleger noch Lehrer wenigstens im Nachbarkanton geworden, wo man mich nicht kannte und immerhin damals auch noch nicht nach mir "googeln" konnte. Die Erfahrung v. "Compact" samt Rückzug v. Staatsanwalt kenne ich ebenfalls, bei dringendem Rat von Anfang an, in der Öffenlichkeit nicht als Opfer zu protestieren, weil nur Gleichgesinnte an meine (nach 2 Jahren erwiesene) Unschuld glauben würden.   

Laurenz

8. August 2025 17:12

@Maiordomus @L. ... "Sie, Maiordomus, spielen als gescheiterter Oppositioneller in diesem Zusammenhang keine Rolle." ... Den Satz nehme ich zurück.

Maiordomus

8. August 2025 17:44

PS. Wie ich noch bei früheren, auch Sellner-verstehenden Debattenbeiträgen schrieb, hat sich MS nie wie der junge spätere Aussenminister als Mitglied einer sog. "Putztruppe" benommen. Andernfalls hätte man ihn längst ins Kittchen gesteckt. 

Waldgaenger aus Schwaben

8. August 2025 19:26

An die Rede Genschers in der deutschen Botschaft erinnere ich mich noch gut. Ich verstand den Jubel der DDR-Bürger als Freude über die gewonnene Freiheit und Kritik an ihrem Staat. Damals hatte ich private und berufliche Kontakt nach "drüben". Ein Professor (Maschinenbau oder Informatik oder Mathematik) mit dem ich mich ca 1987 im Westen beim Abendesssen unterhielt, schimpfte den ganzen Abend über seinen Staat. Die Ingenieure seien fähig, aber auf allen Führungspositionen säßen "Berufsrevolutionäre", die ihren Marx und Lenin kannten aber fachlich keine Ahnung hätten. Hauptsache die richtige Gesinnung, dann wird es was mit der Karriere. Kommt mir bekannt vor. 
Damals wurde in Leitartikeln gerne in Bezug auf die Umwälzungen im Ostblock Victor Hugo zitiert:
"Nichts ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist" 
So und jetzt hänge ich meinen Bademantel griffbereit neben das Bett und versuche das Zitat in MSM-Kommentarespalten unterzubringen, wo über den Rückzug Frau Brosius-Gersdorf und die schlimmen rechten Netzwerke gejammert wird. 

FraAimerich

8. August 2025 21:28

@Majestyk  -  Komplett unrecht zu haben, ist gar nicht so einfach. Selbst ein Krah scheiterte daran, trotz allen Bemühens, ähnlich wie Sie in Sachen Israel.
Ihre Einschätzung, daß gerade Deutsche "nicht fit genug" für "muslimische Lebenspraxis" sind, teile ich. Gerade junge Leute sollte man darum realistisch auf künftige Entwicklungen vorbereiten, statt unrealistische Wunschvorstellungen Raum greifen zu lassen.

Ausguck

8. August 2025 22:25

@Laurenz: Das moechten Sie gerne so sehen, ich weiss. Und zwar deshalb, weil Sie sich Ihre eigene Ohnmacht nicht eingestehen wollen. Ich stehe hier auf Ausguck (wie mein Code Name sagt), um zu beobachten, was sich in der Alten Heimat tut, und ich habe, besonders beim Lesen Ihrer Beitraege, immer mehr  den Eindruck, Schwanengesaengen zu lauschen. Schade. Aber das war zu erwarten bei der Mentalitaet dessen, was vom einstigen grossen Volk uebrig geblieben ist. Merke: Die Besten sind gefallen.

ede

9. August 2025 00:57

Habe über den Laurenzschen Dienstleisterüberschuss der DDR nachgedacht. Nee, geschätzter Laurenz, da sind Sie auf dem Holzweg. 
Es gab mit Sicherheit in der Verflossenen relativ deutlich mehr produktiv Tätige. Die waren halt noch viel mehr deutlich unproduktiver als im Westen, deswegen fiel das nicht auf. 
Freilich gab's Bullshit-Jobs in allen Bereichen, aber viel, viel weniger als im Westen:
Es gab nur 1 Sozialversicherung mit Einheitstarif, nur 1 Versicherer, fast 0 Steuererklärung, praktisch nur 1 Partei, nur einige Hundert Anwälte. Gerichtsbarkeit minimal, Vorschriften dito. etc.pp. Ein General hat nicht mehr als das 3fache eines Bauarbeiters verdient. 
Letztes Beispiel: Der Haushalt einer 8k Gemeinde bestand aus 2 DIN A4, heute 300.
Es gab keinen Kapitalismus, keine Währung und mithin niemand der seinen Arsch mehr als notwendig bewegt hat. Mehltau. 
 

ede

9. August 2025 01:19

Was das eigentlich Bosselmannsche Thema anbelangt hat er in seiner Kommentarerwiderung alles gesagt.
Bloß, die überraschende, nicht vorhersehbare, nicht vorhergesehene, unerwartete und unerfreuliche Wendung des Lebens scheint eher der Normalfall zu sein.
Ich lese gerade und erstmals die Postkarten eines Karl an Ida von 1913. Er war 23, sie 20. Die reine Albernheit und Lebensfreude. Wenige Monate später wurden beide meine Großeltern. Die nächsten 4 Jahre waren sie wieder getrennt, er an der Front, sie alleine mit den 2 Söhnen. 
Einer davon war mein Vater. Er war 25 als er eingezogen wurde, und 35 als er wieder heim kam.
Wir müssen zusammenhalten. 

Maiordomus

9. August 2025 07:57

ede2. Bosselmanns Basis-Artikel, der überdurchnittlich umstritten blieb, ermöglicht hier eine vergleichsweise offene und überdurchschnittlich ehrliche und redliche Debatte, die keineswegs nur gegenseitige "Stallwärme" ausstrahlt. Es wird für den Betrachter mit teilweise doch Aussensicht klar, dank einiger ungeschützter und keineswegs angeberischer und illusionärer lebensgeschichtlicher Bekenntnisse wie das Ihre, dass man dieses Forum mit der Brille "Antifaschismus" bzw. "potentielle Verfassungsfeinde" sowie auf keinen Fall öffentlich Anstellbare selbst als Kritiker schwerlich gerecht einschätzen kann. Bei nüchtern wissenschaftlicher Betrachtung dürfte es schwer fallen, selbst auch mit Recht anfechtbare Voten einschliesslich ihre Votanten im Vergleich zu Chefbeamten des gegenwärtigen deutschen Verfassungsschutzes als weniger integer und insofern öffentlichrechtlich verfolgungskompatibel einzuschätzen. Natürlich weiss man aber, wie flächendeckend bei den Bundestagsmitgliedern und deren Mitarbeitern, alle Parteien betreffend, nun mal nicht alles über alle. Gerne hoffe ich zum Beispiel bei Krah, hier zwar nicht Mit-Debattierer, dass der Dreck, den man an seinem Stecken vermutet, sich längerfristig als nicht stinkend herausstellt.    

Olmo

9. August 2025 09:10

@Ausguck "Ubi bene ibi patria."
Sicherlich kann man sich in Kalifornien, der Toskana, der Provence oder meinetwegen Anatolien wohlfühlen und auch Land und Leute lieben lernen, doch es fehlt immer etwas wesentliches: die Sprache. Und noch mehr, auch der Menschenschlag, die Landschaft. In einem deutschsprachigen von Orientalen bewohnten Orient (oder Deutschland) würde ich mich unzugehörig fühlen, in einem von Pierre Vogels bewohnten Deutschland, ginge es vermutlich schon ein bisschen besser. Verzeiht die Rechtschreibung, alt, neu– egal, ich beherrsche weder die Eine noch die Andere, trotzdem bin ich deutsch, seltsam, nicht? Meine Vorfahren konnten vermutlich gar nicht schreiben. 
 
ein Volkslied
 

RMH

9. August 2025 09:38

"Wir müssen zusammenhalten." 
Das hat Deutschland noch nie gekonnt, da es ein Land von tendenziell narzistischen Egoisten ist, die dem Wahn verfallen sind, eigentlich seien sie ja lieb, altruistisch und "sozial", bei den Rechten dann eben auch "patriotisch". Zeigt ja diese Debatte wieder deutlich, auch, weil es typisch deutsch ist, dass jeder immer ein bisschen mehr vom Schicksal gefickt worden sein will als andere, und einfordert, dass dies aus ihm irgendwas von Bedeutung macht, insbesondere wenn er dabei irgendwie ausgehalten hat. Man meint, Opfer oder vom Schicksal geschlagen worden zu sein, sei eine Art Währung aber nichts völlig Normales. Irrtum sprach das Leben, welches irgendwann den "alten Madensack" (die Bezeichung habe ich im Roman "Der Vater" aufgeschnappt) dann wegräumt.
@Ausguck: Schwanengesang? Na ja, beobachten Sie mal schön weiter... aber passen sie auf, dass nicht noch mehr ihren Beobachtungsposten entern, aktuell ist ein gewisser Wegzug zu verspüren.

Le Chasseur

9. August 2025 09:50

@ede 
"Bloß, die überraschende, nicht vorhersehbare, nicht vorhergesehene, unerwartete und unerfreuliche Wendung des Lebens scheint eher der Normalfall zu sein."
Die letzten 150 Jahre definitiv. Man denke an die nach Gründung des Kaiserreichs Fahrt aufnehmende Industrialisierung und Verstädterung. Das Leben auf dem Lande war sicherlich kein Zuckerschlecken, aber sicherlich besser als ein 16-Stunden-Tag in der Fabrik und danach ging's in die enge, muffige Mietskaserne.
Die letzte große überraschende Wendung war die mündlich angeordnete Grenzöffnung vor zehn Jahren durch Frau Kasner. 

Ausguck

9. August 2025 10:17

@ Olmo: Wenn Sie mit "der Sprache" Ihre Muttersprache meinen, kann ich Ihnen weitgehend folgen. Allerdings haengt der Grad des Vermissens derselben ganz wesentlich davon ab, wie lange man schon in der Wahlheimat lebt und wie weit man sich die Sprache des Landes zu eigen gemacht hat. Ich stamme aus Norddeutschland, war mein Leben lang der Seefahrt verbunden und erinnere mich noch gut an die Bemerkung meines letzten Physiklehrers, der der Meinung war, Physik sei wichtiger als englische Sprachkenntnisse. "Was wollt ihr denn mit Englisch, das koennt ihr doch sowieso, schliesslich ist's nichts weiter als besseres Plattdeutsch." Nun ja, heute, nach fast 40 Jahren Neuseeland, spreche ich Englisch ganz sicher so gut wie Deutsch, vermisse also die alte Sprache zum Zwecke der Kommunikation nicht. Dennoch lese ich nach wie vor gerne deutsche Literatur, die  mir problemlos zur Verfuegung steht. Und der "Menschenschlag," wie Sie sagen? Tja, da muss ich Sie enttaeuschen: Mir stehen naemlich inzwischen die naturverbundenen, outdoor-enthusiastischen, segelbegeisterten, ueberaus liebenswerten und offenen Kiwis naeher als die allzu oft besserwisserischen, verbohrten und dekadenten heutigen Deutschen. Und die Landschaft? Waren Sie mal hier? Wenn ja, wissen Sie, was ich meine, wenn nicht: Dann haben Sie etwas sehr Schoenes bis jetzt verpasst. Und noch eins: Als ich 2008 zum letzten Mal in Deutschland war, hatte ich schon nach zwei Tagen Heimweh nach meinem hiesigen Zuhause.

Ausguck

9. August 2025 10:22

@ RMH: Das habe ich auch schon beobachtet! Es ist ganz erstaunlich, wieviele ehemalige Landsleute sich hierher auf die Socken machen. Und wegen der hiesigen, recht strengen Einwanderungsregeln, kommen nur hoch Qualifizierte herein - sehr zum Vorteil des Landes. Ja, Deutschland verblutet!

Umlautkombinat

9. August 2025 10:42

Die Feinheiten der Auspraegungen helfen doch nicht weiter. Auswanderer gegen Hiergebliebene, Fischkoepfe vs. Bayern, Sachsen gegen Berlin, Goerlitz gegen Bautzen, Haeuserblock A gegen B... Alles wie immer.
 
West vs. Ost: Ja, habe ich auch: BRD Nachwende ist nur zweite Haut, die nie natuerlich gepasst hat. Aber das ist eben so, muss man nicht staendig neu bejammern.
 
Problem hier scheint mir die Vergangenheitsfixierung der konservativen Rechten zu sein. Nix Neues, nie einen tatsaechlich ungedachten Gedanken gehabt, geschweige denn diesen - eigenen - zur Realitaet kommen sehen. Auch keinen Willen dazu. Progression ist Progressismus, haram, vom Teufel, keinerlei eigener Anteil ausser daran herumzumaekeln. Ein Volk, was je irgendwohin wollte, hat diese Probleme nicht. Rechts hat sich diesen Zugang verbaut, denn Neues ist zwingend dazu einzubeziehen und wertzuschaetzen. Insofern spielt man das Spiel der Zerstoerer eigentlich auch mit.
 
Dabei haetten wie vieles. Geistige Entwicklung (aber sicher nicht nur die Reflexion von Vergangenem) als Prinzip siebt mehr Migranten aus als jede engere politische Massnahme. Auf Hiergebliebene wirkt sie subversiv. Da knackt auch der Islam. Niedriglevelige Unzufriedenheiten wie hier sind dagegen Suchbewegungen von Amoeben.

Majestyk

9. August 2025 10:54

Man sollte die Beugung des Rechtsstaates und die durchgezogene Überfremdung von anderen Entwicklungen trennen, die eben nicht nur in Deutschland geschehen. Da hilft kein Wegzug in die Fremde, um den Fremden zu entgehen, und keine Konfliktvertagung. Nahezu sämtlichen Probleme haben eine Ursache, und zwar die Herrschaft der Zersetzer. Die gilt es zu beenden, viele Probleme lösen sich dann von selbst, und dann wird man sehen, wieviel vom Notwendigen machbar sein wird. Nur weil es nicht mehr so werden kann wie es war, rechtfertigt dies keinen Fatalismus.

Laurenz

9. August 2025 11:21

@RMH ... "Wir müssen zusammenhalten." ... Sie haben Recht. Unser Volkscharakter ist arg föderal, dazu sollte man auch stehen. Der Deutsche Individualismus hat auch Vorteile. Allerdings muß man das präzisieren. ZB der Patriotismus spricht dem entgegen. Der Adel war (bis auf Ausnahmen, zB Heinrich von Gagern) nie wirklich patriotisch. Man beugte sich dem Druck & dem Geld Bismarcks. Das Großbürgertum neigte eher dazu, die Lebensart des Adels zu kopieren. Wenn man Karl May liest, spürt man die Deutsche Romantik & den Wunsch nach Deutschem einig Vaterland mehr als deutlich. In der DDR wurde das Deutsch sein nicht, wie im Westen, schlecht gemacht, sondern war legitimer Unterschied & der Mangel des materiellen Seins führte sehr wohl zu einem gewissen Zusammenhalt, der mit der Grenzöffnung verschwand. Der jetzige ökonomische Niedergang wird die Bürger wieder mehr dazu bringen, "gemeinsame Sache" zu machen. @Ede ... Die Fakten sprechen gegen Ihre Wahrnehmung bis 1989. Heute sind wir, auch Dank der EUdSSR, wieder informell DDRisiert.

Dieter Rose

9. August 2025 11:41

@FraAimerich "...künftige Entwicklungen...", meine Vision: In zwei bis drei Generationen ist hier ein durchmischter Menschenschlag entstanden, der sich "plötzlich" für deutsche Geschichte interessiert und Folgen von Flucht und Vertreibung, Wegnahme von Land rückgängig machen will*. Menschen des neuen Genpools werden "Tatsachen" nicht akzeptieren und in der Mitte Europas zum Pulverfass werden...Politik war schon immer kurzsichtig und bar jeder Phantasie! *ich erinnere an ein wohlbekanntes Beispiel.

Laurenz

9. August 2025 11:46

@Le Chasseur @Ede ... Meine Urgoßeltern, mütterlicher, großmütterlicherseits zogen schätzungsweise um ca. 1900 nach einem Chemieunfall in dem Werk, in dem ein mein Urgroßvater arbeitete, mit ca. 60 Toten, aufs Land nach Unterfranken & man lebte quasi nach Steiner auf einem eigenen kleinen Demeter-Hof. Hier erkennt man auch den Unterschied zwischen III. & II. Reich. Mein Großvater mütterlicherseits durfte nach der Geburt Seines 5. Kindes, dem jüngsten Bruder meiner Mutter, 1942, laut allgemeinem Führerbefehl nachhause, weg von der Ostfront, machte Polizeidienst in Würzburg. Besagter Urgroßvater diente mit 9 Kindern an der Front. @Majestyk ... genau das versuchte ich dem Teilnehmer @Ausguck zu vermitteln. @Ausguck @RMH ... Sie werden das vermutlich nicht mehr erleben, weil Sie zu alt sind. Die Kinder der Ihrergleichen Auswanderer werden es hart zu spüren bekommen. Die Situation in Ozeanien wird zusehends prekär werden. Die Armeen & Marinen Australiens, wie Neuseelands sind selbst im Vergleich zur desaströsen BuntenWehr völlig lächerlich. Schon jetzt ist jeder Hotelmanager & Buchhaltungschef in Indochina Chinese. Australien & Neuseeland werden unter die Fuchtel Chinas geraten. Abhauen bringt maximal kurzfristig etwas, aber nicht epochal. Hätte ich ein Haus in Neuseeland, würde ich es verkaufen & mir etwas auf der Krim zulegen. Sotschi ist schon zu teuer.

Umlautkombinat

9. August 2025 12:02

@Ausguck
OT
Neuseeland? Schoen! Waere ich 2010 fast gelandet. Einwanderung war fast durch, dann zog ein Frauenhaar mehr als 10 Pferde :-) Gruss und weiter viel Angenehmes.
 
 

Olmo

9. August 2025 12:41

@Ausguck Neuseeland, schön! Eine passende neue Heimat für einen Norddeutschen (Idem) und Seemann. Die Kiwis sind, soweit ich weiß, überwiegend nordeuropäischer Herkunft.  Vielleicht bin ich auch nur in die falsche Richtung gewandert. Und mir geht es ähnlich, ich leide Heimweh, bin ich in der Heimat, fühle ich mich bald fremd. Wie dem auch sei, von einer hedonistischen/individualistischen Warte aus, gewinnen Sie die Debatte. Einige Israelis würden aktuell wohl auch lieber in Neuseeland, Australien oder Goa abhängen, was machen Sie (oder Ihre Kinder) wenn es eines Tages in Neuseeland ungemütlich wird?   

Le Chasseur

9. August 2025 13:17

@Laurenz
"Hätte ich ein Haus in Neuseeland, würde ich es verkaufen & mir etwas auf der Krim zulegen."
Die Krim ist ein geopolitischer Hotspot, da wäre mir der Boden zu heiß. Dann lieber ein Demeter-Hof irgendwo in der russischen Weite. ;-)
Freilich, wenn man ans Meer will, hat man im Fall Russland nicht allzuviel Auswahl (zumindest dann, wenn es ganzjährlich eisfrei sein soll).

Gracchus

9. August 2025 15:02

Man darf auch fragen: Wenn sich DDR-Bürger falsche Vorstellungen von der BRD gemacht haben - wessen Schuld ist das? Sonst halten sich Rechte ja zugute, der Realität illusionslos ins Auge zu blicken. 
Auf Amazon hat Bosselmann eine Rezension zu Hans Weil-Mitschrift "Über Gott sprechen" verfasst. Hiesige Zeilen erinnern mich an das, was Simone Weil mit Entwurzelung umrissen hat. Neben Fremdherrschaft nennt sie zwei Faktoren ("Gifte"), die Entwurzelung bewirken, nämlich Geld (iSv Gewinnstreben) und Bildung (iSv Spezialistentum). Alle drei Faktoren waren in der BRD wirksam - eine verordnete forcierte Modernität. Wenn über den Verlust von Heimat und Überfremdung lamentiert wird, muss ich immer an Wielands "Unser Dorf soll hässlich werden" denken. Ebenso an Faust II, wo Philemon &  Baucis - Sinnbild des Dauerhaften und Bewährten - umgesiedelt, also entwurzelt werden sollen. 

Gracchus

9. August 2025 15:07

@Fra Aimerich: Das hatte ich in der Krah-Debatte aber immer angemerkt. 
Es wird dagegen eingewandt, dass deutscher Nachwuchs in einem multiethnischen Konglomerat auf der Strecke bliebe - nur: Der Einwand ändert ja nichts an der Realität und der hieraus resultierenden Notwendigkeit. 

Laurenz

9. August 2025 15:31

@Le Chasseur @L. ... habe keine Zweifel daran, wie dieser Krieg ausgeht. Auf der Krim gibt es nicht wirklich einen Strand, eher steinig. Aber das Krim-Gebirge ist schön, welches die Küsten von den Stürmen aus der Steppe von Norden abschirmt & es gibt Infrastruktur & viele Häuser aus der Zarenzeit. Man kann, muß aber nicht direkt in Jalta wohnen. Wer mehr Abeschiedenheit bevorzugt, mit einem etwas morbiden, verfallenen Charme geht an die Küste von Ossetien. Da gibt es auch einen richtigen Sandstrand. Am Kaspischen Meer ist es auch schön, aber es gibt kein Gebirge, was die Küste vor dem starken Wind schützt. Auf dem Russischen Kontinent ist es nur im kurzen Sommer sehr heiß. Hier ein Blick auf das sommerliche Sibirien mit BeloeZlato. https://www.youtube.com/shorts/fqvvBSbidVk?feature=share oder https://www.youtube.com/shorts/3phB4tTxUmc?feature=share 2k KM ist Osten Moskaus lebt man echt abseits & meistens ist es arschkalt. Jalta ist sehr schön, ich war da schon 2x.

Rheinlaender

9. August 2025 15:45

@Heino Bosselmann
Vielen Dank für Ihre Antwort. Als jemand, der zu späterer Zeit im Westen aufgewachsen ist, habe ich zwar eine deutsche Region als Heimat erfahren, aber die Bundesrepublik stets nur als einen Zustand organisierter Verantwortungslosigkeit erlebt, in dem die Ansprache der Erfordernisse dauerhaften staatlichen Bestehens und der Bedrohungen für dieses Bestehen tabuisiert werden, und dessen Lage sich (von einem hohen Niveau ausgehend) konsequent von Jahr zu Jahr verschlechtert. Von daher habe die Bundesrepublik nie positiv mit meiner Heimaterfahrung verbinden können und hatte daher meine Frage zu Ihrer Verbindung von DDR-Staat und Heimaterfahrung gestellt.
Bei meiner Lektüre von DDR-Archivmaterial hatte ich übrigens gehofft, auf Innenansichten aus einem Staat zu stoßen, der gegenüber den Voraussetzungen seines dauerhaften Bestehens zwar weltanschaulich fehlorientiert, aber weniger blind oder gleichgültig wäre als die Bundesrepublik. Statt dessen fand ich eine ähnliche, wenn auch noch etwas ausgeprägtere Verstellung des Blicks auf die Wirklichkeit durch die immer gleichen Floskeln vor, wie sie im heutigen Staat herrscht. Es war enttäuschend.

Le Chasseur

9. August 2025 15:54

@Laurenz"habe keine Zweifel daran, wie dieser Krieg ausgeht."
Tatsächlich? Meiner Meinung nach ist von einer Niederlage Russlands bis hin zu einer nuklearen Eskalation alles drin, wenn auch diese beiden Extrem-Möglichkeiten sehr unwahrscheinlich sind. Alles, was zwischen diesen beiden Polen liegt, ist wahrscheinlicher.
Vermutlich gibt es wieder einen faulen Deal à la "Minsk", und in zehn, fünfzehn Jahren beginnt das Spiel von neuem.
Und es ist schon fraglich, wie willkommen man mittlerweile als Deutscher in Russland noch ist, vor allem in so einer sensiblen Gegend wie der Krim. Die Russen müssen ja immer davon ausgehen, dass es sich um einen möglichen Spion oder Saboteur handelt.

Laurenz

9. August 2025 16:19

@Le Chasseur @L. ... Der Westen ist schlicht pleite, Rußland & China nicht. Gerade hat der Teilnehmer @Rheinländer doch die Jahrzehnte lange Verantwortungslosigkeit Deutscher Politik, die nicht nur Deutschland betrifft, zitiert & die realistische Sicht der Rechten gefordert. Unsere Junta ist nicht in der Lage, zügig die notwendige Identität notwendig für den Kampfwert einer Armee zu schaffen, wie man an der Umwidmung der Hindenburg-Kaserne festmachen kann. Und die Anstrengungen, unsere teure Rüstungsindustrie zu füttern, bleiben halbherzig. Wir haben zwar den Ausstoß an Artillerie-Munition ver8facht, aber die Zahlen bleiben lächerlich, weil 8 x 0 = 0 ist. Da hilft es auch nicht, wenn Italien, in Kooperation mit Rheinmetall seine I. Munitionsfabrik hochzieht. Hinzu kommt, wenn dieser Krieg vorbei ist, wird es, bis auf Grenztruppen, keine Ukrainische Armee mehr geben. Russen & Nordkoreaner werden in der Führung eines modernen symmetrischen Kriegs durchexerziert sein, wir nicht. Und halten Sie die Russen doch nicht für blöd, die wissen haargenau, daß der sogenannte freie Westen ein schlechtes Märchen ist.

Old Linkerhand

9. August 2025 16:30

Nach der "Wende" bis 2006 bin ich mit meinem ersten Westauto sehr oft durch die Priegnitz gekurvt. Nach dem Fischen dann immer in eine Dorfkneipe zum Abendbrot. Ein Bauernfrühstück mit Bierchen ging immer. Einmal gab es da so eine merkwürdige Veranstaltung, junge Burschen mit T-Shirt: "Die BRD ist uns gleich, unsere Heimat ist das Deutsche Reich", natürlich in Fraktur. Sehr amüsant, und die Typen haben sich dann auch sehr schnell entspannt. Nun leben wir hier als Reichsbürger, DDR-Nostalgiker und BRD-Knechte und sind in stummer Feindseligkeit vereint.
@Hausmeier: Sie sind ein Zaunkönig, der einen Kuckuck durchfüttert. Sie merken es einfach nicht.

pasquill

9. August 2025 17:29

Seltsam, wie die empfindsame Darlegung Bosselmanns über den Verlust der Heimat und sicher auch der frühen, prägsamen Jahre, was wir zuletzt alle beklagen, als Wehleidigkeit interpretiert wird. Als kennzeichne wehmütige Trauer über Verluste oder Melancholie einen "Loser". Aus Bosselmanns Text(en) spricht hohe Sensibilität, eine schopenhauerianisch getönte Melancholie. Ein Kommentator fand den Begriff: resignationsfähig. Ja, so lässt sich leben, oft besser als so verzweifelt wie erfolglos das Dauerglück suchende Optimisten. Arnold Retzer spricht von "resignativer Reife", Joachim Kahl von konstruktiver Resignation. Melancholie zeichnet klarsichtige Menschen aus, die des Flüchtigen, Hinfälligen und Zerbrechlichen der Welteinrichtung stets gewahr sind. Eine Grundstimmung der Abschiedlichkeit. Die wehmütig, nicht wehleidig, hinnimmt,  dass alles seine Zeit hat und wir grundsätzlich mit Abschieden und Verlusten zu rechnen haben. Bejahte Vergänglichkeit schließt auch Lebensfreude und Sinnerfüllung nicht aus. 

Le Chasseur

9. August 2025 17:47

@Laurenz
"Der Westen ist schlicht pleite, Rußland & China nicht."
Solange man noch Kredit bekommt, solange ist man nicht pleite. Das Problem für Russland ist außerdem, dass China davon profitiert, wenn der Krieg weitergeht.
"Unsere Junta ist nicht in der Lage, zügig die notwendige Identität notwendig für den Kampfwert einer Armee zu schaffen"
Man kann einen Krieg auch mit Söldnern führen: https://www.t-online.de/nachrichten/ukraine/id_100856674/ukraine-krieg-soeldner-aus-72-nationen-kaempfen-gegen-russland.html
War lange Zeit sogar der Normalfall. Potentielles Personal (männlich, jung, gewaltaffin) wurde seit 2015 massenhaft ins Land geholt. https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/bundeswehr-soldaten-pass-100.html

Old Linkerhand

9. August 2025 18:21

Jetzt habe ich auch noch die schöne Vormark in der älteren Weise mit e geschrieben. Es muss Prignitz heißen!

Beta Jas

9. August 2025 19:00

Ohne Ihnen zu nahe zu treten, Sie leiden an einer bemerkenswerten "deutschen Krankheit". Das kleinstaatliche Denken, die Kleingeistigkeit, die bis zur Provinzgrenze nur denkt, und schon mit Deutschland überfordert ist, erst recht mit Europa. Bemerkenswert, weil ansonsten viel von Deutschland die Rede ist, was aber sehr affektiert und angestrengt ist. Migranten kommen hierher, und denen ist das Gebaren der Deutschen egal. Sie freuen sich vielleicht sogar, soweit einige soziologisch und politisch bewusst denken, dass das Gegenüber fragmentiert fühlt.
Das haben viele, die "Krankheit" in der AfD, bei den Rechten im allgemeinen. Da redet man von Ostdeutschland und Westdeutschland, und es wird die DDR sogar romantisiert, und die Sachsen wollen frei sein. Ein Instrument der Spaltung ist die DDR gewesen, des ansonsten an anderer Stelle angestrengt artikulierten "Deutschen Vaterland".

Laurenz

9. August 2025 19:42

@Old Linkerhand ... Reisen Sie doch mal durch den ländlichen Westen. @Le Chasseur @L. ... Der Kredit, den Sie meinen, ist doch längst verspielt. Die Finanzspritze, die sich der Lügenkanzler & Antifachen-Lars noch mit dem alten BuntenTag verschafft haben, ist doch schon längst für linke Projekte verbraten. Es fehlen bereits 177 Milliarden. Die anderen größeren Europäer, Frankreich, Britannien, Spanien & Italien, sind noch klammer als wir. Was meinen Sie, warum Trump Wirtschaftskrieg führt & in Europa militärisch nicht mehr investieren will? Einerseits, weil er nicht mehr kann, die Ressourcen, die Er hat, in Ostasien einsetzen will, & andererseits, weil er nicht die Knochen eines einzigen GIs für innereuropäische Konflikte opfern will. Das lohnt nicht mehr, bei uns ist nichts von Wert mehr zu holen. Die Anzahl der Söldner, die man braucht, um gegen Rußland Krieg zu führen, gibt es gar nicht. Söldner kämpfen auch in keinem Krieg, den sie verlieren. Beschäftigen Sie Sich einfach mit den Zahlen Europäischer Streitkräfte. Aber ich brauche mich nicht weiter mit Ihren linken Wunschkonzerten auseinanderzusetzen. Machen Sie erstmal Ihre Hausaufgaben, Le Chasseur.

Le Chasseur

9. August 2025 20:09

@Laurenz
"Söldner kämpfen auch in keinem Krieg, den sie verlieren."
Offenbar doch (siehe Ukraine).

Laurenz

9. August 2025 20:55

@Le Chasseur @L. ... Klar gibt es Söldner im Ukraine-Krieg. Die Anzahl ist allerdings viel zu klein, um kriegsentscheident zu sein. https://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Legion_der_Territorialverteidigung_der_Ukraine Der Artikel beweist das, was ich schreibe. Die Ukraine unterhält Truppen im Norden, welche einem etwaigen Einfall von Weißrußland aus Stellung bezogen haben. Aber diese in etwa 70k Mann (mehr als was Frankreich, Spanien, Deutschland & Britannien zusammen an Kampftruppen besitzen) reichen nicht aus, um im Wechsel mit Fronteinheiten, letztere nachhaltig körperlich & mental zu entlasten. Auch auf Russischer Seite kämpfen Sölder vor allem deswegen, weil der wesentlich größere Teil der Russischen Armee die längsten Grenzen der Welt sichern muß. Das größte, was historisch eine Freiwilligen-Einheit jemals im Fronteinsatz hergab, war die Waffen-SS. Das waren in 38 Divisionen gegliedert bis 1945 insgesamt 915k Mann (Juni 1944 noch 600k Mann). Sie, Le Chasseur, wandeln immer noch durch Wolkenkuckucksheim. Die entscheidende Wahrheit dieses Krieges ist, daß die Europäer diesen Krieg wollen, um Russische Kräfte zu binden. Denn der Kaiser Europas steht nackt da, während nur Sie behaupten, er hätte Klamotten an.

Monika

9. August 2025 20:59

Lieber Herr Bosselmann, Danke für Ihre Antwort. Ihre Melancholie kann ich verstehen. Aber, -  werden wir nicht alle in eine Welt, ein Land, eine Situation hineingehören, in der wir ein Scheitern nicht erwarten? Im Falle der DDR hofften viele Menschen nicht unbedingt auf eine Systemüberwindung, sondern auf eine Sytemveränderung. (Das galt ja für den gesamten Ostblock). Auch ich habe von der Wiedervereinigung mehr erwartet, und es wäre ja auch mehr drin gewesen. Das ist tragisch. Trotzdem sollten wir nicht in Nostalgie oder Melancholie verharren. Wie heißt es in den "Stufen" von Herrmann Hesse: „...an keinem wie an einer Heimat hängen...und ...wohl an denn Herz, nimm Abschied und gesunde.“ Das gilt m. E. auch für das individuelle Schicksal und ja, das ist verdammt schwer.

Le Chasseur

9. August 2025 21:25

@Laurenz
"Denn der Kaiser Europas steht nackt da, während nur Sie behaupten, er hätte Klamotten an."
Das tue ich gar nicht. Sie interpretieren das nur in meine Beiträge hinein.

Gracchus

9. August 2025 22:45

Was bei nochmaliger Lektüre aufstösst: dass der Artikel so tut, als wäre die Berliner Republik ein reines Westprodukt - ich würde behaupten, dass bis heute viel DDR-Ideologie bzw. Mentalität mitspielt und weiterlebt. "Förderbedarfe" wurden doch allererst von den neuen Ländern angemeldet. Viele Ex-DDRler klangen bald so, als hätten sie sich an den "Frösten der Freiheit" verkühlt; ich meine mich zu erinnern, dass auch schnell Rufe nach - eben - mehr Staat und staatlicher Zuwendung laut wurden. Die Linke, darf man nicht vergessen, war doch bis vor ein paar Jahren die Ostpartei.

FraAimerich

9. August 2025 22:46

@Gracchus  -  Zu Beginn der Krah-Diskussion gab es einige differenzierte Kommentare, gerade auch von Ihnen zum Grundproblem des Remigrationsansatzes. Aber Sie sind ja laut Selbstauskunft kein dezidierter "Rechter". Der Verfasser der von mir oben zitierten Zeilen schon.
Zudem äußerte sich dieser zu einem Zeitpunkt, wo der Stab über Krah - aus verständlichen Gründen - längst schon gebrochen war und der Fall eigentlich als "erledigt" gilt. (Und zwar so gründlich, daß sich zu Sellners zweiteiliger Stellungnahme "Anpassung und Gegenzug" kaum noch jemand äußern wollte; jedenfalls wurden dazu insgesamt nur 23 Kommentare freigeschaltet. Schwache Quote für ein "Heimspiel".)
Darum mein heutiger Stoßseufzer. Denn wenn man die Sache schon nicht besser  "ausbalancieren" konnte, könnte man doch noch immer einiges daraus lernen und klären. Und zwar ganz unabhängig davon, welchen Anteil Krah an der Misere hat, was ihn motivierte und welchen Dreck er sonst noch am Stecken haben mag. 

Gracchus

9. August 2025 22:59

Mit der BRD geht es mir wie @Rheinländer. Wobei ich erst nach der Wiedervereinigung so etwas wie politisches Bewusstsein erlangte. Jedenfalls hat meine Heimaterfahrung auch wenig mit dem Staatswesen zu tun. Es erschien mir auch nie nötig, mich damit übermäßig zu identifizieren. Es tat auch sonst keiner - mit seinen Steuerleistungen hat man sich gewissermaßen davon losgekauft. 

Ausguck

9. August 2025 23:06

@Olmo: Danke der Nachfrage. Ich kann Sie beruhigen: Erstens habe ich keine Kinder und zweitens wird es in Neuseeland so schnell nicht ungemuetlich. Es wird wohl noch lange seine zurueckgezogene Rolle im idiotischen Weltgeschehen spielen, weil es einfach fuer alle grossen Spieler zu unbedeutend ist. Deshalb brauchen wir hier auch keine nennenswerten Streitkraefte, wie @Laurenz in seiner totalen Verkennung der Umstaende faelschlicherweise annimmt. Nein, Kiwiland wird noch sehr lange seine paradiesische Lage am A.... der Welt geniessen koennen. Kommen Sie uns mal besuchen, dann zeige ich's Ihnen!

Ausguck

10. August 2025 00:28

@ Le Chasseur: Dieses Hineininterpretieren, dieses quasi "Wishful thinking" scheint eine seiner hervorragenden Diskussionstaktiken zu sein. Na ja, wenn's ihn denn gluecklich macht...

Laurenz

10. August 2025 07:16

@Ausguck @Olmo & Le Chasseur ... Es ist eben wie bei der menschengemachten Klimawandeldebatte, Sie & Le Chasseur sind Befürworter des menschengemachten Klimawandels, ich für den natürlichen Klimawandel. Sie Beide berufen Sich auf Glauben, ich auf Fakten. https://www.tagesschau.de/ausland/ozeanien/neuseeland-china-100.html  https://www.nzz.ch/international/chinesisches-manoever-verunsichert-australien-und-neuseeland-ld.1872490  https://www.nzz.ch/international/neuseeland-zunahme-bedrohung-durch-china-ld.1751380  https://www.focus.de/politik/keine-geheime-agenda-china-beschuldigt-neuseelaendischen-geheimdienstchef-falsche-informationen-zu-verbreiten_id_260758922.html https://www.it-boltwise.de/australien-und-neuseeland-verstaerken-militaerische-zusammenarbeit-angesichts-chinesischer-manoever.html  Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal .... Sie wissen schon.

RWDS

10. August 2025 07:41

Danke, Herr Bosselmann.

Mitleser2

10. August 2025 09:07

Off-topic: Es passieren gerade erstaunliche Dinge: Schulterschluss gewisser Rechter mit Merz(!) wegen Israel. Die allseitige Verwirrung wird immer größer.

RMH

10. August 2025 09:11

@Ausguck, zumindest für China scheint Neuseeland nicht uninteressant zu sein. Das chinesische Geld und chinesische, sog. "Investitionen" sind schon da. Wie auch immer, alle einstmals "weiß" dominierten Länder haben ihre Themen.
@Gracchus, richtig beobachtet, "die BRD" war ab 1990 genauso verschwunden, wie die DDR, es gab noch ein paar Jährchen Rückzug, festhalten an Bonn bspw, aber Zug war schon auf andere Geleise gesetzt. Ein "größeres" Deutschland durfte nicht groß werden.

Olmo

10. August 2025 09:19

@Ausguck Ich hatte vor vielen Jahren das Vergnügen, kurze Zeit in Sydney zu leben. Ich war damals weder rechts noch islamkritisch(islamkritisch bin ich auch heute nicht, ich bin differenziert ausländerfeindlich und ein gemäßigter Rassist:), doch mir rutschte der Satz herraus, daß das schönste an Sydney die Abwesenheit von Moslems sei. Damals waren die einzigen orientalischen Männergruppen am Strand Israelis, mit denen gab es spaß, keinen Stress(und bessere Falaffel machen die auch). Stress gab es mit Engländern, das ist Streit zwischen Verwandten, eher lustig, mittlerweile soll es Neukölln auch in Sydney geben. Ich bin davon überzeugt, daß es für jedes Volk von Vorteil ist, ein Refugium zu haben. Ihnen alles Gute! 

Rheinlaender

10. August 2025 13:06

@Olmo
Auch in Sydney sind Muslime bereits vor langer Zeit angekommen.

ede

10. August 2025 16:27

@RMH
"Die BRD war nach 1990 genau so verschwunden wie die DDR. 
... ein größeres Deutschland durfte es nicht geben ". 
So ist es. Das ist der Kern.
Ich sag gern, 1990 wurde der 2. WK endgültig verloren. 

Majestyk

10. August 2025 17:47

@ RMH:
"zumindest für China scheint Neuseeland nicht uninteressant zu sein"
China hat mehr als ein Auge auf Neuseeland geworfen, alleine schon wegen des Zuganges zur Antarktis. Momentan regiert in NZ zwar die "konservative/liberale" National Party, aber wie alles ehemals Britische, einschließlich Mutterland, gibt es auch dort einen ziemlich linken Einschlag. Für Weiße wird die Luft auch in Ozeanien dünn. Militärisch, diesbezüglich hat Laurenz recht, ist Ozeanien ohne Unterstützung durch die USA nicht zu halten.
Was Resetthemen oder Durchmischung angeht, ist es eh albern zu glauben, man könne dem entfliehen und die Entwicklung würde irgendwo Halt machen. Früher oder später holt der Zeitgeist einen auch in Hintertupfingen ein, falls nicht massiv im Verbund dagegen gesteuert wird. Neuseeland besteht aus Inseln am anderen Ende der Welt, deswegen steht das dünn besiedelte NZ nicht ganz so im Fokus. Deutschland ist eben keine Insel und als Herzstück Europas mitten im Fokus. Zumal D schon alleine wegen seiner Hidden Champions nach wie vor eine wirtschaftliche Macht darstellt und ein weltwirtschaftlich wichtiges Filetstück ist. Man muß schon über den Tellerrand schauen, sowohl was Probleme betrifft als auch mögliche Lösungen.

Laurenz

10. August 2025 20:35

@Majestyk @RMH ... in einigen der Artikel, die ich verlinkt hatte, ging es um ein Maneuver der Chinesischen Flotte (die größte Flotte der Welt, nach Tonnage die Amis) in der Tasmanischen See. Die Tasmanische See ist 7.500 KM von den Heimathäfen Chinas entfernt, liegt zwischen Australien & Neuseeland, der Blick auf die Karte lohnt. Wenn die Ozeanier Eier hätten, würden sie dasselbe mit ihren 5 oder 10 Schiffen vor Hongkong im Chinesischen Meer machen. Was für die Chinesen interessant in Australien & Neuseeland zu sein scheint, ist die Leere, die geringe Einwohnerzahl. Australien besitzt eine Bevölkerungsdichte von 3 Einwohnern pro Quadrat-KM, Neuseeland eine von 19. Das ist für das völlig übervölkerte Asien quasi nichts. In 10 -15 Jahren sind beide Staaten unter Chinesischer Oberhoheit. Dort ist in ganz Ostasien & Ozeanien der geringste militärische Widerstand für die Chinesische Armee zu erwarten. Vielleicht handhaben die Chinesen das ähnlich Hongkong nach 1997. Nach weiteren 10 oder 20 Jahren ist, wie jetzt in Hongkong, dann auch das vorbei.

Gracchus

10. August 2025 21:35

@Fra Aimerich: Tja, ich leide unter einer gewissen Bekenntnisschwäche. Bei Ihnen - wie Maiordomus - bin ich mir auch unsicher, ob Sie sich als "dezidiert rechts" sehen. Linke würden mir dirchaus das Etikett "rechts" anheften. Mit Christian Illners Definition von "rechts" als - heruntergebrochen - dem Rechten und Rechtmäßigen kann ich mich anfreunden. Nur wer kann für sich in Anspruch nehmen, immer das Rechte und Rechtmäßige zu vertreten, und dass dies aus der Abstammung und Volkszugehörigkeit resultiert, ist ebenfalls zu bezweifeln. Je länger ich Illner in seiner Verwindungstrilogie zuhörte, umso unüberhörbarer wurden - beispielsweise durch Begriffe wie Erbarmen, Gelassenheit, Gefährtenschaft, Vertrauen, das Offene - die Anklänge an die ursprüngliche christliche Stiftung und Sendung.  

FraAimerich

11. August 2025 12:13

@Gracchus  -  Was @Maiordomus angeht, kann ich Ihre Zweifel nicht nachvollziehen. Zu meiner Person hab ich mich früher, wahrscheinlich vor Ihrer Zeit hier, recht deutlich geäußert. Auch keinen Hehl daraus gemacht, daß ich das klassische Links-Rechts-Schema nicht mehr für sinnvoll halte.
Illner ist beachtlich - seine "Verwindung" Krahs startet stark, den Schluß fand ich enttäuschend. Auf dem Sommerfest hatte er nicht seinen allerbesten Tag. Seine Aussage, Krah hätte zwar Bedenkenswertes eingewandt, dies selbst aber nicht ausreichend bedacht, traf freilich pointiert den Punkt und kam beim Publikum sehr gut an. 
Was sich Rechte ungern öffentlich eingestehen, nämlich daß wir uns einem Punkt annähern, wo wir liebgewonnene Vorstellungen von dem, was uns "Volk" bedeutet, aufgeben werden müssen um zu retten, was zu retten ist (nicht im libertären Sinne, sondern als "Mandelkern" eines Neuanfangs), hat Illner begriffen und in sein Konzept der "tiefen Rechten" eingebettet. Wer sich darin einordnet, wird verstärkt auf kontraproduktives Treiben und Panikreaktionen der "flachen Rechten" zu achten haben.

Majestyk

11. August 2025 14:10

@ FraAimerich:
Was sind denn "tiefe Rechte" und "flache Rechte"? Habe ich wieder mal eine Spaltung oder eine neue Hierarchie verpaßt? 
Meine zweite Frage betrifft die Aufgabe der Vorstellung, was Volk ist. Wenn jemand sich einen neuen Volksbegriff sucht oder ausdenkt, warum muß ein anderer dies auch tun und darf seinen Volksbegriff nicht behalten? Was soll an der Stelle dieses "Wir", als wären alle, die oppositionell denken, Teil eines Kollektivs? Finde ich seltsam, da gerade Sie für andere Flecke auf der Weltkarte Völkern zugestehen, an veralteten, erfundenen oder nicht haltbaren Volksbegriffen festzuhalten und jenen entweder gewaltsamen "Widerstand" oder "Spezialoperationen" im Namen der Volksrettung zubilligen. Warum also müssen ausgerechnet Deutsche ihren Volksbegriff aufgeben und sich widerspruchslos vermischen lassen bzw. den Hoheitsanspruch auf ihr Land aufgeben, welcher ihnen mit unlauteren Mitteln entzogen werden soll? Ich habe immer mehr den Eindruck, als sei dieses "nun sind sie halt da" eine neue Doktrin, der sich jedermann zu unterwerfen hat, und ausgrechnet von rechts beeilt man sich da mithalten zu können.

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