Transparenz ist neben „Zivilgesellschaft“ und „Unabhängigkeit“ eines der Schlagworte, die Correctiv gern mit seiner Marke verbindet. Dabei finanziert sich das Portal zu großen Teilen mit Steuergeldern aus Bund, Ländern und der EU, und dies weiterhin, obwohl die tendenziösen Auslassungen des AfD-feindlichen Medienhauses zum Potsdamer Treffen sogar inzwischen in Teilen gerichtsfest als „dreckige Correctiv-Lüge“ bezeichnet werden dürfen.
Correctiv geriert sich als zivilgesellschaftliches Investigativ-Netzwerk. Geht es um die eigenen Finanzen, ist beim Essener Medienhaus der Wille zur Transparenz weniger stark ausgeprägt: Im Jahr 2016 und 2017 legte Correctiv noch die Namen seiner Privatspender (Bastian S., Helmut A. und Stephan G.) offen. Die drei Herren steuerten beispielsweise zusammen knapp über 5.000 Euro bei.
Seit 2018 verbirgt Correctiv auf seiner Netzseite die Privatspender jedoch hinter der Bezeichnung „Spenden von Unterstützerinnen und Unterstützern“. Seit dieser Anonymisierung nahm die Spendierfreudigkeit der Privatiers ungeahnte Ausmaße an: Die Privatspenden beliefen sich 2019 noch auf knapp 600.000 Euro. 2024 nahm das Medienhaus bereits sechs Millionen Euro an Privatspenden ein. Letztere Summe entspricht über 60 Prozent der gesamten Jahreseinnahmen von Correctiv.
Die Entscheidung, ab 2018 die Identität seiner privaten Geldgeber zu anonymisieren, könnte gegen ethische Grundsätze verstoßen, zu denen sich das Medienhaus bekennt: Seit Februar 2017 hat sich Correctiv als Mitglied des prestigeträchtigen „International Fact-Checking Network“ (IFCN) vorgeblich dazu verpflichtet, „Transparenz über seine Finanzierung“ herzustellen. So verlangt die dritte Vorschrift des IFCN-Verhaltenskodexes unter anderem die Offenlegung aller Spender, die über fünf Prozent zu den Jahreseinnahmen beitragen. Dadurch soll das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Faktenchecks der IFCN-Mitglieder gewährleistet werden.
Correctiv schreibt auf seiner Netzseite, dass Facebook aus „Angst vor einer Regulierung durch staatliche Organe“ eine Kooperation mit dem IFCN eingegangen sei. Anfang 2019 habe Facebook Correctiv dann damit beauftragt, unliebsame Inhalte zu unterdrücken.
Insbesondere in der Corona-Zeit versah Correctiv zahlreiche maßnahmenkritische Facebook-Posts mit Warnhinweisen und drosselte deren Reichweite. Dabei unterliefen dem linken Medienhaus oft eklatante Fehler: Allein Tichys Einblick erstritt in drei Gerichtsverfahren die Feststellung, dass Correctiv Inhalte auf Facebook rechtswidrig eingeschränkt hatte.
Im August 2023 unterwarf sich Correctiv dem Verhaltenskodex des „European Fact-Checking Standards Network“ (EFCSN). Hier sind die Transparenzpflichten noch strenger als beim IFCN. So verlangt das EFCSN, dessen Vorstand aus europäischen Medienorganisationen und der dpa besteht, in Artikel 4.2 seines Kodex die Veröffentlichung aller Spenden, die ein Prozent des Jahresumsatzes betragen oder 5.000 Euro übersteigen.
Auf der Netzseite des EFCSN sind Aussagen veröffentlicht (dauerhaft gespeichert), mit denen Correctiv seine Übereinstimmung mit dem EFCSN-Kodex nachweisen möchte. Im Bereich „Überparteilichkeit und Unabhängigkeit“ heißt es über Correctiv: „Zuschüsse und Finanzierungen über 1.000 Euro werden veröffentlicht.“ (Englisches Original: Grants and funding over 1.000 euros are published.) Ob damit gemeint ist, daß alle Privatspenden über 1.000 Euro individuell ausgewiesen werden müssen oder zusammengefasst unter „Spenden von Unterstützerinnen und Unterstützern“ veröffentlicht werden dürfen, bleibt dabei offen.
Die Vorgaben des Vereins „Siegel Gemeinnütziger Journalismus“, mit dem Correctiv auf seiner Netzseite wirbt, sind weniger streng: Laut der Verpflichtungserklärung müssen die Namen juristischer Personen veröffentlicht werden, wenn deren Zuwendungen zehn Prozent der Jahreseinnahmen überschreiten. Die Namen privater Spender dürfen zudem nur „nach Zustimmung derselben“ veröffentlicht werden.
Kurzer Dienstweg: Der Vorsitzende des Vereins, David Schraven, ist zugleich als Geschäftsführer der gemeinnützigen und selbstlosen Correctiv GmbH tätig. Laut der Jungen Freiheit bezieht er ein Jahresgehalt von 120.000 Euro.
Correctiv antwortete zur gesetzten Frist nicht auf die Frage, warum private Spender seit 2018 anonymisiert werden und ob dies möglicherweise einen Verstoß gegen die eigenen Transparenzpflichten darstellt. Eine ähnliche Anfrage des österreichischen Magazins Info-DIREKT vom Februar 2024 zur Finanzierung von Correctiv blieb ebenfalls unbeantwortet.
Eine Sprecherin des IFCN antwortete, es sei nicht ungewöhnlich, wenn Mitglieder ihre Privatspenden anonymisiert unter Kategorien wie „Spenden von Unterstützerinnen und Unterstützern“ zusammenfassen. Ein Verstoß gegen den IFCN-Kodex läge nur dann vor, wenn eine nicht veröffentlichte Einzelspende mehr als fünf Prozent der Jahreseinnahmen ausmache. Ohne weitere Belege zu nennen, behauptete die Sprecherin, daß Correctiv die Vorgaben des IFCN und des EFCSN erfülle.
Die bisherige Weigerung von Correctiv, Transparenz über die Identität seiner Privatspender zu schaffen, wirft Fragen nach der Unabhängigkeit des Medienhauses auf: Sind die Privatspender Deutsche oder Ausländer? Diese Frage insbesondere vor dem Hintergrund relevant, dass die Stiftungen der US-Milliardäre George Soros und Pierre Omidyar zu wichtigen institutionellen Förderern von Correctiv gehören.
Welchen Anteil hatten einzelne Personen an den Privatspenden von über sechs Millionen Euro im letzten Jahr? Überstiegen einzelne Privatspenden möglicherweise die Schwellen, ab denen Correctiv laut den Kodizes des IFCN und des EFCSN die Identitäten der Spender hätte offenlegen müssen? Und schließlich: Welchen Einfluss könnten mögliche anonyme Großspender auf die redaktionelle Arbeit von Correctiv gegebenenfalls gehabt haben?
Das Ausmaß dieser Problematik lässt sich mit der Grünen-Frau Claudia Roth gut veranschaulichen: Von 2018 bis 2025 veröffentlichte Correctiv mindestens ein Dutzend Beiträge, in denen Roth-kritische Aussagen einem Faktencheck unterzogen wurden. Beispiele finden sich hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. Im Jahr 2023 erhielt Correctiv vom Kulturstaatsministerium, das von 2021 bis 2025 von Frau Roth geführt wurde, eine Spende über 198.500 Euro. Im gleichen Jahr erhielt das Medienhaus aus dem Hause Roth den Deutschen Verlagspreis. Höhe der Dotierung: 24.000 Euro.
Wir haben bei Correctiv nachgefragt, ob die redaktionelle Arbeit durch die finanzielle Förderung der ehemaligen Kulturstaatsministerin Roth in irgendeiner Weise beeinflußt wurde. Correctiv hat sich hierzu nicht innerhalb der gesetzten Frist geäußert. Auch die Frage, ob es in der Vergangenheit zu Begegnungen zwischen Vertretern des Kulturstaatsministeriums und Mitarbeitern von Correctiv gekommen ist, ließ das Medienhaus unbeantwortet.
Auffallend ist in diesem Zusammenhang auch, dass Correctiv in seiner Erklärung gegenüber dem EFCSN zwar die Faktenchecks zu Aussagen von Ursula von der Leyen (CDU), Karl Lauterbach (SPD), Christian Lindner (FDP) sowie Robert Habeck und Annalena Baerbock (beide Grüne) als Beispiele für seine Überparteilichkeit anführt. Über die zahlreichen Roth-Faktenchecks schweigt sich das Medienhaus in seiner Erklärung hingegen aus.
Auch das Bundestagsbüro von Frau Roth hat bis zur gesetzten Frist nicht auf die Frage zu etwaigen Kontakten zwischen dem Kulturstaatsministerium und Correctiv reagiert. Ebenfalls unbeantwortet blieb die Frage, ob das Staatsministerium unter Roths Ägide das Ansinnen an Correctiv herangetragen habe, genehme Faktenchecks zu produzieren.
Das inzwischen vom parteilosen Wolfram Weimer geleitete Kulturstaatsministerium bat in Bezug auf diese Fragen zweimal um Fristverlängerung. Eine Sprecherin antwortete schließlich, dass es „nach hiesiger Kenntnis“ keinen Austausch zwischen Frau Roth und Correctiv gegeben habe.
Allerdings habe sich Andreas Görges, Roths damaliger Stellvertreter im Kulturstaatsministerium, am 28. November 2022 mit Correctiv-Chef David Schraven getroffen. Bei der Begegnung soll es um russische Exiljournalisten gegangen sein. Das Staatsministerium habe Correctiv nicht darum gebeten, Faktenchecks über die damalige Behördenleiterin Roth zu verfassen, schrieb die Sprecherin.
Was bleibt festzuhalten? Correctiv bleibt in puncto Finanztransparenz möglicherweise hinter den eigenen Verpflichtungen gemäß den Kodizes des IFCT und des EFCSN zurück. Das beredte Schweigen, das dem Fragenden aus der Redaktionsstube von Correctiv entgegenschallt, ist nicht geeignet etwaige Zweifel der interessierten Öffentlichkeit auszuräumen.
Dabei wäre es ganz einfach: Correctiv müsste nur im Einklang mit dem EFCSN die Identitäten aller Privatspender offenlegen, die über 1.000 Euro gespendet haben.
Laurenz
Die Rechte ist wieder mal zu arm, um einen entsprechenden Gegenentwurf als Faktenchecker zu installieren.