Vergangenheit Ost: Wie DDR-Geschichte vermitteln?

Die DDR-Geschichte und ihre Vermittlung erscheinen im Vergleich zu anderen historischen Themen- und Problemfeldern besonders schwierig und herausfordernd.

Heino Bosselmann

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

Zu eini­gen Gründen:

Jede geschicht­li­che Dar­stel­lung folgt – min­des­tens päd­ago­gisch – dem Bedürf­nis nach poli­ti­scher Ein­ord­nung und mora­li­scher Wer­tung, mit Blick auf die DDR geschieht dies jedoch in beson­de­rer Unmit­tel­bar­keit, weil die DDR-Geschich­te nach wie vor, sogar gestei­gert und emo­tio­na­li­siert, das Selbst­ver­ständ­nis der aus der Wie­der­ver­ei­ni­gung her­vor­ge­gan­ge­nen Ber­li­ner Repu­blik betrifft.

Obgleich seit bald vier­zig Jah­ren ver­gan­gen, die Zeit­span­ne ihrer eige­nen Exis­tenz, scheint die his­to­ri­sche DDR gera­de mehr denn je zum Poli­ti­kum zu avancieren.

Das führt zu Ver­kür­zun­gen und Pro­jek­tio­nen wie zu Ver­klä­run­gen und Roman­ti­sie­run­gen. In der poli­ti­schen Bil­dung wird mit Blick auf das unter­ge­gan­ge­ne Land meist dem ver­eng­ten Anspruch gefolgt, Dik­ta­tur­ge­schich­te erklä­ren zu wol­len. Der Osten soll als kon­ta­mi­niert gezeigt wer­den, um so ein Nar­ra­tiv für den dor­ti­gen Erfolg der AfD zu entwickeln.

Je spür­ba­rer die Rest-Demo­kra­tie in Tur­bu­len­zen gerät, umso dring­li­cher bedarf sie offen­bar eines didak­tisch moti­vier­ten Dik­ta­tur­ver­gleichs, für den einer­seits die Geschich­te des Natio­nal­so­zia­lis­mus, ande­rer­seits jene der DDR das Mate­ri­al lie­fern soll, mit dem Ziel soge­nann­ter Demo­kra­tie­bil­dung – an Kontrastbeispielen.

Der Blick poli­ti­scher Deu­tungs­be­hör­den auf die DDR ist also per se ein nicht nur kri­ti­scher, son­dern pri­mär nega­ti­ver. Selbst wenn man das gut­heißt, erwächst dar­aus ein Pro­blem, ins­be­son­de­re gegen­über jun­gen Adres­sa­ten, die im Unter­richt ver­tre­te­ne Vor­stel­lun­gen mit dem ver­glei­chen, was über ihre Eltern­häu­ser und Lebens­um­welt tra­diert wird.

Selbst wenn die DDR nach demo­kra­ti­schen Maß­stä­ben als Unrechts­staat zu gel­ten hat, emp­fin­den dies ihre Zeit­ge­nos­sen als Abwer­tung, sogar kurz­schlüs­sig als Dis­kre­di­tie­rung ihrer per­sön­li­chen Lebens­leis­tung – und ver­wei­gern sich gekränkt Inter­pre­ta­tio­nen, selbst wenn die unab­weis­bar rich­tig sein mögen.

Für die Ver­mitt­lung der DDR-Geschich­te erscheint die Dar­stel­lung ihres kom­ple­xen geschicht­li­chen und poli­ti­schen Bedin­gungs­ge­fü­ges beson­ders anspruchs­voll. So ist sie etwa ohne ihre Staats­ideo­lo­gie, eine heu­ti­gen Schü­lern höchst befremd­lich erschei­nen­de Vari­an­te des sta­li­ni­sier­ten Mar­xis­mus-Leni­nis­mus, eben­so wenig zu ver­ste­hen wie ohne Kennt­nis­se zur Geschich­te der Arbei­ter­be­we­gung, ins­be­son­de­re ihres auf die kom­mu­nis­ti­sche Par­tei bzw. die SED zulau­fen­den Zweiges.

Bei­des jedoch, Mar­xis­mus-Leni­nis­mus und Geschich­te der Arbei­ter­be­we­gung, gehört nicht mehr zum Erfah­rungs­raum der gegen­wär­ti­gen Schü­ler­schaft, so wie ihr gleich­falls die staats­o­zia­lis­ti­sche Pro­duk­ti­ons­wei­se mit all ihren Aus­wir­kun­gen auf Arbeits­welt, Kon­sum­ver­hal­ten und Lebens­wei­se fremd sein dürf­te. Ansons­ten wäre sogar mit Gewinn zu fra­gen, wor­aus, his­to­risch teils nach­voll­zieh­bar und guten Grün­den fol­gend, über­haupt das Bedürf­nis ent­stand, eine sol­che Pro­duk­ti­ons­wei­se zu eta­blie­ren – zumal mit dem Ergeb­nis ihres Scheiterns.

Die DDR begann eher als pro­ble­ma­ti­sche Uto­pie denn als bewußt geplan­tes Unrecht. Phi­lo­so­phisch ange­schaut ist jedoch gera­de die Uto­pie das Pro­blem. Anschlie­ßend durch­aus an das Erbe der Auf­klä­rung, woll­te die DDR „volks­bil­dend“ und mora­lisch in man­cher­lei Hin­sicht das Bes­te (Man ver­ge­gen­wär­ti­ge sich Ber­tolt Brechts „Kin­der­hym­ne“.), konn­te dies jedoch mit ihren Mit­teln und Herr­schafts­me­tho­den und in ungüns­ti­gen Rah­men­be­din­gun­gen gera­de nicht errei­chen. Ande­rer­seits ist sogar die Fra­ge rele­vant, wor­um manch Ent­schei­den­des zeit­wei­se nicht nur trotz­dem funk­tio­nier­te, son­dern sogar als sinn­ge­bend und inspi­rie­rend emp­fun­den wurde.

Fer­ner dürf­te die Geschich­te der die DDR domi­nie­ren­den Sowjet­uni­on Schü­lern eben­so schwer faß­lich sein wie die Hin­ter­grund­strah­lung des Kal­ten Krie­ges mit sei­ner um die Super­mäch­te her­um erfol­gen­den Block­bil­dung in einer heu­te gleich­falls kaum mehr vor­stell­ba­ren bipo­la­ren Welt.

Ohne ein Grund­ver­ständ­nis für die­ses längst zusam­men­ge­bro­che­ne poli­ti­sche Gra­vi­ta­ti­ons­feld ist die Grün­dung der DDR jedoch so unver­ständ­lich wie die vier Jahr­zehn­te ihrer eigen­wil­li­gen Geschichte.

Poin­tiert for­mu­liert: Selbst Stoff­ein­hei­ten zur älte­ren Geschich­te dürf­te Leh­rer geschichts­di­dak­tisch vor weni­ger Her­aus­for­de­run­gen stel­len als eine gründ­li­che Ver­mitt­lung zur DDR. Sie liegt zeit­lich noch so nah, wie sie wie­der­um Nach­ge­bo­re­nen bereits fremd blei­ben dürf­te, ver­mut­lich gar frem­der als The­men aus Mit­tel­al­ter und Neuzeit.

Daß die DDR-Geschich­te wohl oder übel also ein ter­ra inco­gni­ta ist und so zu einem Pro­jek­ti­ons­raum wird, ermög­licht umso mehr Mythen und Fehl­in­ter­pre­ta­tio­nen, aller­dings nicht nur auf Sei­ten der Schü­ler und Stu­den­ten, son­dern eben­so ihrer Leh­rer, die sich frei­lich auf wis­sen­schaft­li­che Auto­ri­täts­be­wei­se beru­fen wer­den. Nur fol­gen geschichts­wis­sen­schaft­li­che Erkennt­nis­se und mehr noch poli­tisch dik­tier­te Unter­richts­zie­le gleich­falls zwei­fel­haft sub­jek­ti­ven Widerspieglungen.

Bis­her scheint sich der Geschichts­un­ter­richt zur DDR auf Phä­no­me­ne zu beschrän­ken, die, ziem­lich iso­liert, von ihrer blo­ßen Erschei­nung her beschrie­ben wer­den: vor­zugs­wei­se SED-Dik­ta­tur bzw. Unrechts­staat, Unfrei­heit, Mau­er und Sta­si, Indok­tri­nie­rung und Bevor­mun­dung, Ver­sor­gungs­pro­ble­me, bür­ger­be­weg­ter Wider­stand. – Nur kenn­zeich­ne­te die DDR nun mal ent­schie­den mehr als die Ver­en­gun­gen auf einer­seits den 17. Juni 1953 und ande­rer­seits das Sta­si-Gefäng­nis in Berlin-Hohenschönhausen.

Blei­ben die oben erwähn­ten Bezie­hungs­ge­fü­ge und kau­sa­len Zusam­men­hän­ge unbe­rück­sich­tigt, so fin­den sich Land und Leu­te – wie­der­um ver­kürzt – als Fäl­le einer poli­ti­schen Patho­lo­gie dar­ge­stellt, die spon­tan ein­ge­tre­ten wäre, inso­fern unter­stellt wird, daß Macht­ha­ber und will­fäh­ri­ge Anpas­ser nicht über die per­sön­li­che Rei­fe oder die ethi­sche Kom­pe­tenz ver­fügt hät­ten, aus sich her­aus „gute Demo­kra­ten“ zu werden.

Es wird zuwei­len der Ein­druck erweckt, dies wäre mit nur rich­ti­gem Nach­den­ken, gestei­ger­ter poli­ti­scher Rei­fe und muti­gem Enga­ge­ment doch mög­lich gewe­sen – so „zivil­cou­ra­giert“ wie heu­te, da sich jeder gra­tis­mutig als guter Demo­krat bezeich­nen kann, aller­dings nun mal in einer Demo­kra­tie, die die DDR eben nicht sein konn­te. Mit dem Wort Zivil­cou­ra­ge wird dort ein all­zu leich­ter Umgang gepflegt, wo sie risi­ko­frei mög­lich ist und juris­ti­schen Schutz genießt. Das war so in der DDR nicht der Fall.

Viel­mehr als auf sol­che Kurz­schlüs­sig­kei­ten käme es, schwie­ri­ger­wei­se anspruchs­voll, dar­auf an, Ursa­chen auf­zu­zei­gen, die aus der DDR eine Art ver­wach­se­nes Kind des Kal­ten Krie­ges wer­den und den eigen­wil­li­gen Typus des „gelern­ten DDR-Bür­gers“ ent­ste­hen lie­ßen, der sich vom „homo sovie­ti­cus“ zwar unter­schied, aber ähn­li­chen Prä­gun­gen folgte.

Der Kal­te Krieg scheint bis­lang all­zu wenig in Ana­ly­sen der deutsch-deut­schen Fra­ge ein­be­zo­gen, da nach Maß­ga­be der Deu­tungs­be­hör­den poli­ti­scher Bil­dung gel­ten mag: Auf der einen Sei­te die rei­fen Demo­kra­ten West, auf der ande­ren – abge­se­hen von auf­fal­lend weni­gen Oppo­si­tio­nel­len – die poli­tisch Defek­ten Ost, defor­miert in einem Sys­tem, das bes­ser nicht gewe­sen wäre und dann der Chro­nik eines ange­kün­dig­ten Todes folgte.

Wür­den der Kal­te Krieg und die Rol­le sei­ner Super­mäch­te genau­er ein­be­zo­gen, so soll­te das jedoch weder die Schuld der Herr­schen­den rela­ti­vie­ren noch die Dra­ma­tik der beson­de­ren Kon­flik­te dämp­fen, in denen DDR-Bür­ger bestan­den oder schei­ter­ten. Selbst­ver­ständ­lich oblag ihnen die Ver­ant­wor­tung für ihr Han­deln, nur ist ihr Dasein mit dem Leben in frei­heit­lich-demo­kra­ti­scher Grund­ord­nung nicht sim­pel zu vergleichen.

Wenn­gleich Geschich­te ins­be­son­de­re für einen wer­te­bil­den­den Unter­richt haupt­säch­lich als poli­ti­sche Geschich­te auf­ge­faßt wird, darf dar­über nicht ver­ges­sen wer­den, inwie­fern Geis­tes- und All­tags­ge­schich­te sowie das Erleb­nis zeit­ge­nös­si­scher Kunst und Lite­ra­tur – ein­schließ­lich Rock­mu­sik und Sub­kul­tur – die qua­li­fi­zier­te Kennt­nis der Abläu­fe ver­voll­stän­di­gen oder wenigs­tens illustrieren.

Min­des­tens die in die DDR Hin­ein­ge­bo­re­nen waren für deren staat­li­che Gestalt nicht ver­ant­wort­lich. Zu zei­gen, wie sie sich dazu ver­hiel­ten und wel­che – teils frag­wür­di­gen, teils cou­ra­gier­ten – Kon­se­quen­zen sie dar­aus zogen, erscheint beson­ders wert­voll, weil sich heu­ti­ge Her­an­wach­sen­de damit ver­glei­chen könn­ten. Der Ver­gleich dama­li­ger mit heu­ti­gen exis­ten­ti­el­len Kon­flik­ten Jugend­li­cher ermög­lich­te eine gründ­li­che­re Aus­ein­an­der­set­zung als die blo­ße Erzeu­gung emo­tio­na­ler Betrof­fen­heit in Anschau­ung von Extre­men wie Schieß­be­fehl oder Stasigewalt.

Zu beden­ken ist:

Kli­schees, Mythen­bil­dun­gen und Fehl­in­ter­pre­ta­tio­nen ent­ste­hen – ganz abge­se­hen von der Fra­ge, wer nun je letzt­gül­tig dar­über befin­den könn­te – nicht nur „von unten“, also etwa frus­tra­ti­ons­be­dingt im ost­deut­schen All­tag, nein, sie wer­den, auf frei­lich ande­re Wei­se, auch „von oben“ genährt, inso­fern die soge­nann­te poli­ti­sche Bil­dung ihren eige­nen Ziel­stel­lun­gen folgt, so daß kri­tisch stets zu fra­gen wäre:

Wer regiert poli­tisch wel­che Auf­fas­sun­gen und Zuschrei­bun­gen? Inwie­fern sind sie gege­be­nen­falls sogar mit Gewinn zu ver­glei­chen – mit dem Ziel, sich einer mög­lichst rea­lis­ti­schen und damit dif­fe­ren­zier­ten Erkennt­nis zu nähern.

Ins­be­son­de­re Repres­si­ons­or­ga­ne, u. a. das Minis­te­ri­um für Staats­si­cher­heit oder die Grenz­trup­pen der DDR, wer­den eher in der Drauf­sicht oder aus der Per­spek­ti­ve von Opfern ver­mit­telt. Rich­tig so. Aller­dings lohn­te der Mut, sie gleich­falls von innen zu zei­gen, indem nach ihrem pro­ble­ma­ti­schen Selbst­ver­ständ­nis gefragt wür­de, so daß man den Moti­ven oder Zwän­gen der Täter näher­kä­me und sol­cher­art sogar eine über­grei­fen­de ethisch-mora­li­sche oder gar anthro­po­lo­gi­sche Pro­ble­ma­ti­sie­rung ansto­ßen könnte.

Das „So war es!“ ist inter­es­sant zu behan­deln, wäre aber zu erwei­tern um das „Wie kam es dazu?“ Wes­halb lie­ßen sich Men­schen dar­auf ein, selbst um den Preis, schul­dig zu wer­den? Was beweg­te wie­der­um ande­re, sich mutig gera­de nicht dar­auf ein­zu­las­sen? Wel­chen Nar­ra­ti­ven und Moti­ven fol­gen DDR-Beken­ner einer­seits, DDR-Kri­ti­ker ande­rer­seits? In wel­cher Wei­se ver­än­der­te und dif­fe­ren­zier­te sich das Frau­en­bild? Wie stan­den Frau­en ver­schie­de­ner Her­kunft und sozia­ler Zuge­hö­rig­keit der SED-Herr­schaft gegen­über? Wel­che genaue Rol­le spiel­ten die Kirchen?

Die tief­grün­di­ge Beschäf­ti­gung mit der Ana­to­mie einer Dik­ta­tur mag sogar zur kri­ti­schen Wider­spieg­lung des eige­nen Selbst ermu­ti­gen, indem des­sen dunk­le Sei­te ange­schaut wird, aus­ge­löst von der sich unwill­kür­lich erhe­ben­den Frage:

Wie hät­te ich mich selbst damals unter sol­chen Umstän­den ver­hal­ten? Wie ver­hiel­te ich mich heu­te, gelang­te ich je in eine Posi­ti­on, die mir Macht­aus­übung über ande­re erlaub­te? Demo­kra­tie ist ja immer­hin Herr­schaft und übt – auch heu­te – Gewalt gegen­über Anders­den­ken­den aus, die sich auf Rechts­staat­lich­keit ver­las­sen sol­len. Unter ande­rem gegen­wär­ti­ge Berufs­ver­bo­te sind dafür nur ein ein­drucks­vol­les Beispiel.

Der Beginn der DDR wie ihr Ende hin­gen weni­ger intern von den Bür­gern ihres Ter­ri­to­ri­ums ab als von exter­ner Beein­flus­sung. So, wie die SBZ maß­geb­lich von der Sie­ger­macht Sowjet­uni­on zur DDR gewan­delt wur­de, begann der Weg in die ver­meint­li­che Frei­heit weni­ger über eine tat­säch­li­che Revo­lu­ti­on, so ange­nehm die­ser Gedan­ke heu­te auch erschei­nen mag, son­dern viel­mehr mit einer Implo­si­on, die dadurch ein­trat, daß wie­der­um die Sowjet­uni­on auf ihre Ein­fluß­zo­ne DDR verzichtete.

Die SED konn­te das von ihr auf dem VIII. Par­tei­tag 1971 gege­be­ne Ver­spre­chen, das mate­ri­el­le und kul­tu­rel­le Lebens­ni­veau der Men­schen zu heben, immer weni­ger ein­lö­sen. Wäh­rend der Wes­ten, als die Bedin­gun­gen nach dem OPEC-Ölpreis­schock von 1973 schwie­ri­ger wur­den, kon­se­quent öko­no­misch auf die Markt­ge­set­ze und die Eigen­ver­ant­wor­tung der Ein­zel­nen ver­wies, Ein­schnit­te also recht­fer­ti­gen konn­te, stand der SED kei­ne Argu­men­ta­ti­on mehr zur Ver­fü­gung. Sie war mit ihren sozia­lis­ti­schen Ver­hei­ßun­gen geschei­tert. So blieb ihr nur der polit­mo­ra­lis­ti­sche Impe­tus, die DDR gehö­re zur bes­se­ren Sei­te der Welt, am Erfolg nur durch Bedro­hun­gen und Blo­cka­den gehindert.

Daß das Land schließ­lich mehr noch als an sei­ner öko­no­mi­scher Fehl­stel­lung an ideo­lo­gi­schen Lebens­lü­gen zugrun­de ging, zudem kühl im Stich gelas­sen durch Gor­bat­schows Sowjet­uni­on, schmä­lert weni­ger die Ver­diens­te der klei­nen Bür­ger­be­we­gung, als es das Kli­schee rela­ti­viert, die DDR-Bür­gern hät­ten sich ohne den begin­nen­den Zusam­men­bruch der UdSSR – bei­spiels­wei­se in der „Hel­den­stadt“ Leip­zig – ihre „Frei­heit erkämpft“.

Die eigent­li­che Wucht kri­ti­schen Bür­ger­sinns setz­te erst ein, als das Regime spür­bar und abseh­bar fiel. Als Zäsur dafür kann der spä­te Nach­mit­tag des 9. Okto­ber 1989 in Leip­zig gel­ten – im Moment der Akzep­tanz der Erklä­rung der Leip­zi­ger Sechs um Kurt Masur.

Ins­be­son­de­re die betont kri­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit gän­gi­gen Phra­sen und Legen­den, ihr offen­si­ves Hin­ter­fra­gen und Rela­ti­vie­ren erscheint min­des­tens für den Geschichts­un­ter­richt der Ober­stu­fe pro­duk­tiv, wenn­gleich dabei nach­voll­zieh­bar Emp­find­lich­kei­ten und Ent­täu­schun­gen zu erwar­ten sind – wie immer, wenn all­zu gän­gi­ge Selbst­ver­ständ­nis­se und Legen­den­bil­dun­gen in Fra­ge gestellt werden.

Daß nament­lich aber Zeit­zeu­gen­schaft Objek­ti­vi­tät in der Wider­spieg­lung des Ver­gan­ge­nen erwar­ten läßt, erscheint naiv. Im Gegen­teil: Zeit­zeu­gen ver­mit­teln sogar in ganz direk­tem Maße höchs­te Sub­jek­ti­vi­tät, inso­fern sich für nahe­zu jede Aus­deu­tung Zeit­zeu­gen auf­ru­fen lie­ßen. Quel­len­kri­tik ist leich­ter behaup­tet als dif­fe­ren­ziert betrieben.

Im nahe­lie­gen­den Beispiel:

In der letz­ten Pha­se des Kal­ten Krie­ges, von 1982 bis 1985, absol­vier­te ich mei­nen drei­jäh­ri­gen Wehr­dienst in einer „grenz­si­chern­den“ Ein­heit der Grenz­trup­pen der DDR. Auch als „Kom­man­deur Siche­rungs­ab­schnitt“ und als „Grenz­auf­klä­rer“ han­delnd, ver­ant­wor­te­te ich also, damals acht­zehn- bis ein­und­zwan­zig­jäh­rig, ganz unmit­tel­bar das Grenz­re­gime mit, auch in ris­kan­ten Lagen.

Mei­ne Erfah­run­gen ste­hen in wesent­li­chen Tei­len Dar­stel­lun­gen ent­ge­gen, wie sie sich in der Gedenk­stät­ten­ar­beit und in den Lehr­bü­chern fin­den. Der inne­re Kon­flikt von Ange­hö­ri­gen der Grenz­trup­pen etwa wird nir­gend­wo gezeigt, auch nicht die Tat­sa­che, daß für sie eher der Mili­tär­staats­an­walt als der „Grenz­ver­let­zer“ ein Pro­blem war.

Obwohl unmit­tel­bar und lang­fris­tig Zeit­zeu­ge, wür­de mei­ne Zeit­zeu­gen­schaft – wenigs­tens in Tei­len – als miß­dien­lich im Sin­ne poli­tisch fest­ge­leg­ter Bil­dungs­zie­le ange­se­hen wer­den. Glei­ches gilt übri­gens für mei­ne unmit­tel­ba­ren Wahr­neh­mun­gen zu den Wen­de­ereig­nis­sen in Leip­zig von Som­mer 1989 bis Herbst 1990.

Um Miß­ver­stän­den vor­zu­beu­gen: Mir gin­ge es – aus eige­ner Zeit­zeu­gen­schaft her­aus – nicht um eine Umwer­tung grund­sätz­lich rich­ti­ger Bewer­tun­gen, wohl aber um not­wen­di­ge Erwei­te­run­gen im Sin­ne umfas­sen­de­rer und mul­ti­per­spek­ti­vi­scher Betrachtung.

Wesent­lich zu zei­gen wäre fer­ner, mit wel­chen spe­zi­fisch sach­li­chen wie psy­cho­lo­gi­schen Schwie­rig­kei­ten eins­ti­ge DDR-Bür­ger nach der Wie­der­ver­ei­ni­gung zu rin­gen hat­ten. Von tief­grei­fen­den Trau­ma­ta zu spre­chen ist ange­mes­sen. Vie­le eins­ti­ge DDR-Bür­ger fühl­ten sich nicht nur zurück­ge­setzt, son­dern sahen ihr Lebens­werk abge­wer­tet, bei­lei­be nicht nur sol­che, die als „Täter“ zu iden­ti­fi­zie­ren wären, son­dern Ange­hö­ri­ger aller Berufs­grup­pen und Schichten.

Die gegen­wär­tig all­zu schnell behaup­te­ten Demo­kra­tie­de­fi­zi­te Ost dürf­ten eher von Brü­chen der Post-DDR-Ära, also inner­halb der Nach­wen­de­zeit, ver­ur­sacht sein als von Prä­gun­gen unter der SED-Herrschaft.

Sich dar­auf bezie­hen­de neue­re Publi­ka­tio­nen wie von Dirk Osch­mann und Kat­ja Hoyer mögen gleich­falls eige­nen Bre­chun­gen fol­gen, erwei­tern das Spek­trum an DDR-Dar­stel­lun­gen jedoch end­lich ent­schei­dend. Daß die­se Ver­öf­fent­li­chun­gen – wie ande­re Publi­ka­tio­nen eben­so – als Legi­ti­ma­tio­nen von Wahr­neh­mun­gen und Mei­nun­gen her­an­ge­zo­gen wer­den, gehört zu den Her­aus­for­de­run­gen geschichts­ori­en­tier­ter Kommunikation.

Am wich­tigs­ten erscheint es mir, dass im Bereich poli­ti­sche Bil­dung und Geschich­te einer Ten­denz ent­ge­gen­ge­wirkt wird, die kri­ti­sche Urteils­kraft von blo­ßem Bekennt­nis für oder gegen etwas ersetzt wis­sen will.

Grund­sätz­lich geht es um die so wesent­li­che, aber nir­gend­wo for­mu­lier­te Fra­ge, inwie­weit die Geschich­te, im bes­ten Sin­ne instru­men­ta­li­siert, geeig­net ist, qua­si kathar­tisch Läu­te­rungs- und Rei­fungs­pro­zes­se in Rich­tung des Absol­ven­ten­bil­des „guter Demo­krat“ zu inspi­rie­ren und zu beglei­ten. Dies, mei­ne ich, kann sie nur bedingt leis­ten. Zudem wird ein sol­ches Ansin­nen, trotz guten Wil­lens, stets Abwehr­re­fle­xe hervorrufen.

Aktu­ell emp­fin­de ich ins­be­son­de­re das Fest­stel­len gesell­schaft­li­cher Kipp­punk­te als ver­gleichs­re­le­vant: Sie stel­len sich ein, sobald die ursprüng­li­che Iden­ti­tät einer Gemein­schaft, etwa einer Nati­on, sich verwässert.

Die Kri­se wird dann wesent­lich durch eine Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stö­rung zwi­schen Grup­pen aus­ge­löst, so daß Sub­kul­tu­ren und Son­der­kul­tu­ren ent­ste­hen, zwi­schen denen ein kon­struk­ti­ver Aus­tausch nicht mehr mög­lich erscheint.

Gera­de die for­cier­te Ideo­lo­gi­sie­rung im Sin­ne der Wie­der­ho­lung immer glei­cher Phra­sen ließ – ent­ge­gen der poli­ti­schen Absicht – die poli­ti­schen Lebens­lü­gen der DDR noch deut­li­cher zu Tage tre­ten. Dies scheint mir gegen­wär­tig in ähn­li­cher Wei­se deut­lich zu wer­den. Beun­ru­hi­gend jeden­falls, wie die pro­pa­gan­dis­tisch for­cier­te Selbst­be­schwö­rung der Demo­kra­tie auf die Tie­fe ihrer Kri­se hindeutet.

Oli­ver Weber dazu kürz­lich in der FAZ:

Womög­lich ist die Poli­tik der gebro­che­nen Ver­spre­chen nun auch im Wes­ten an ihr Ende gekom­men: Viel­leicht las­sen sich kei­ne Wah­len mehr mit der Bot­schaft gewin­nen, dass man den Gür­tel enger schnal­len muss, weil die Kre­dit­li­ni­en aus­ge­schöpft und die Steu­ern zu hoch sind, um sub­stan­zi­el­le Ver­spre­chen auf ein bes­se­res Leben ein­zu­lö­sen. Doch was dann?

Heino Bosselmann

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

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Kommentare (43)

Diogenes

24. August 2025 10:18

Das Licht erfährt keine Selbstkenntnis ohne Abwesenheit/Dunkelheit. Es kann die Art seines Wesens nicht verstehen, wenn es keine Widersache, keinen Widerstand, nichts, außer der eigenen Anwesenheit in der Ewigkeit gibt. So ist es auch mit unserer dt. Gesamtgeschichte bzw. dessen Verfremdung/Entfremdung bzw. (erzwungenermaßen) Übernahme der Kriegs- u. Nachkriegsnarrative in die Lehrmeinung. Erst dessen Abwesenheit und der Schatten der Besatzermächte aus West und Ost darüber fordern Jahrzehnte später die Selbsterkennung von uns Deutschen und damit unsere Wiedererfahrung als Wesenheit heraus! Jetzt, wo Überfremdung/Umvolkung zum metaphorischen Denken/Bauen von "Zwingburgen" führen müssen. 

Le Chasseur

24. August 2025 11:23

"Die gegenwärtig allzu schnell behaupteten Demokratiedefizite Ost dürften eher von Brüchen der Post-DDR-Ära, also innerhalb der Nachwendezeit, verursacht sein als von Prägungen unter der SED-Herrschaft. Sich darauf beziehende neuere Publikationen wie von Dirk Oschmann und Katja Hoyer mögen gleichfalls eigenen Brechungen folgen, erweitern das Spektrum an DDR-Darstellungen jedoch endlich entscheidend."
Ergänzend dazu: „Der Westen ahnt nicht, wie tief der Hass im Osten ist“
 

Umlautkombinat

24. August 2025 11:24

Je spürbarer die Rest-Demokratie in Turbulenzen gerät, umso dringlicher bedarf sie offenbar eines didaktisch motivierten Diktaturvergleichs, für den einerseits die Geschichte des Nationalsozialismus, andererseits jene der DDR das Material liefern soll, mit dem Ziel sogenannter Demokratiebildung – an Kontrastbeispielen.

 
Da sehe ich doch einen signifikanten Unterschied. Die erste Diktatur wird bis zum Erbrechen hochgezogen, Bezuege auf die zweite im Gegenteil geradezu auffaellig vermieden. Vielleicht weil heutige Forderungen und Gesellschaftsumbauten zunehmend derartige Aehnlichkeiten aufweisen, dass man zur Kenntlichkeit entstellt werden koennte. Setzt sich das weiter fort, kommt man "in der Guete" des Totalitaeren gesehen irgendwann auch nah an den frueheren heutigen Bogeyman. Es ist dann sogar moeglich, dass auch der ganz schnell verschwinden wird. Ueberrollt durch die Zeit und weil seine Rolle in der Indoktrination erfuellt ist.

Laurenz

24. August 2025 11:30

@HB ... halte Ihre hier aufgemachte Debatte für gelaufen. Wenn ich Ihnen beim fremdbestimmten Start der DDR noch zustimmen kann, welcher quasi auch den Start der BRD in die bekannten historischen Bahnen lenkte, so kann ich das beim Ende der DDR nicht als fremdbestimmt unterschreiben. Die DDR hatte bei der Wiedervereinigung einfach nicht definiert, was man denn an Errungenschaften behalten möchte. Kann das nur, wie im gesamten Ex-Ostblock nur auf den übermäßigen Konsum an West-TV zurückführen, welches genau, wie Ost-Propaganda, keiner echten Realität entsprach, völlig egal, ob man Werbung oder Derrick (Horst Tappert) konsumierte. Sozialistische Regimes ziehen vor allem charakterliche Schließmuskel an, Salon-Linke, wie den eher unansehnlichen Bertolt Brecht, der im Osten privilegiert lebte & seine Stellung vor allem dazu nutzte, junge weibliche Schauspieler ins Bett zu kriegen, im Westen nichts Neues, im Osten noch einfacher als im Westen, weil es im Osten weniger Privilegierte gab. Das Ende der DDR & der Sowjetunion war vor allem dem arg begrenzten Intellekt der politischen DDR- &  Sowjet-Führung geschuldet, quasi derselbe Grund, warum Deutschland & Europa heute scheitern. Das IQ75-Personal wird ja bewußt in politische Führungspositionen (Young Global Leaders) geschleust. Man hätte in der Sowjetunion, wie auch im sonstigen Ostblock durchaus die Gelegenheit gehabt, die existenzielle Entwicklung der KP in China zu beobachten.

Laurenz

24. August 2025 11:31

@HB (2) ... Die Entwicklung Chinas war der Tatsache geschuldet, daß die Chinesen den Zusammenhang zwischen materiellem & kulturellen Wohlstand einerseits & Systemstabilität andererseits, begriffen hatten & deswegen den größten Staatsmann aller Zeiten an der informellen Spitze Chinas installierten, der die Transformation vom real existierenden Maoismus in den Deng'schen Nationalsozialismus vornahm. https://de.wikipedia.org/wiki/Deng_Xiaoping ... Dem hätte der gesamte Ostblock erfolgreich folgen können. Dazu war man zu blöd, was fast immer bestraft wird. Wer die DDR verstehen will, kann das am besten in den vielen Interviews mit den ehemaligen 6 DDR-Punkern von Rammstein erreichen. Diese 6 äußern Sich sehr real & wenig negativ über die DDR. Und das, obwohl Sie Sich heute die technischen teuersten & aufwendigsten Bühnenshows des Planeten leisten können. Hier ein kurzes Beispiel mit Flake. https://youtu.be/o4b_TyjPvNs

Mitleser2

24. August 2025 11:40

"Beunruhigend jedenfalls, wie die propagandistisch forcierte Selbstbeschwörung der Demokratie auf die Tiefe ihrer Krise hindeutet."
Genau. Andererseits sehen das immer noch nur +-25% als ein Problem, sonst müssten sie andere Wahlabsichten artikulieren. Die Frage bleibt, ob in der BRD 2025ff. überhaupt so etwas wie 1989/90 noch möglich ist. Das Hinnehmen z.B. der Migrantengewalt ist erschreckend. Diese Gesellschaft ist nicht mehr wehrhaft. Deswegen sind ja auch die Kriegsbegeisterungsaufrufe so absurd.
 

RMH

24. August 2025 11:58

Guter, differenzierender Artikel, der insbesondere klar herausstellt, dass Schule in D eindeutig politisch & nicht nur "bildend" & erziehend ist. Das ist in D eine Tradition (Systemübergreifend & - übergehend, egal ob Weimar, NS oder BR/DDR oder jetzt Gesamt BR). Der Staat will die "Kulturhoheit" inehalten, um so die "Kultur", in Wahrheit polit. Verhältnisse, zu kontrollieren. Dabei war es zu Zeiten einer noch exist. DDR im "Westen" einfacher, via dem damals obligat. "Systemvergleich" West/Ost den Schülern ein "unser System ist überlegen/besser" zu vermitteln, da man Menschen immer über ein "wir" vers. "die" & "unsere Mannschaft ist besser" motivieren & lenken kann, als über krit. Denken. Ein krit. Mensch wird daher die Bildungshoheit eines Landes als erstes Hinterfragen. Die öffentl. Schule hat nämlich das große Problem, dass echtes Forschen, Quellenlesen etc, kritisches Denken im Ergebnis dazu führen wird, dass man Kontinuitäten erkennen wird, die Systemüberdauernd vorhanden sind, also genauso auch wesentliche Bestandteile von "bösen" Systemen sind wie von vermeintlich "guten" Systemen. Dazu gehört gerade auch die beschriebene Schulhoheit, das Berufsbeamtum & das Lehrer eben "Staatsdiener" im Sinne des Staates sein sollen. Der Beschiss wir erkennbar, wo vorgegaukelt wird, es gäbe polit. Neutralität bei Behörden (Schulen) & in der Realität wird dann ganz offen nicht neutral gehandelt.

RMH

24. August 2025 12:37

Bei der ganzen Bildungs- und Geschichtsvermittlungsmisere kommt 1 Umstand dazu, der im Artikel noch nicht erwähnt wird:
Die Schülerschaft ist/wird mehrheitlich nicht mehr deutsch, wird also die deutsch-deutschen Befindlichkeiten bestenfalls nur so wahrnehmen, dass die Deutschen eben schon immer Faschos oder undemokratische Unterdrücker waren/sind und sie selber sind ja keine "Deutschen" bzw. stammen nicht von Deutschen ab, müssen diese Leute quasi "erdulden". Wenn ein MihiGru, dem etwas in der Schule nicht passt, also einem Lehrer Stasi- oder Nazimethoden vorwirft, dann hat er im Grunde nur im Unterricht gut aufgepasst.
Wie im Bildungsbereich die Migration die Karten neu mischt, wird von offizieller Seite gerne unter der Decke gehalten, ploppt aber gerne an der einen oder anderen Stelle auf, siehe jungst hier:
https://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2025/bereits-72-prozent-der-schueler-haben-hier-migrationshintergrund/
oder hier:
https://www.bild.de/politik/inland/bildungskrise-in-deutschland-experten-schlagen-alarm-68aaaa425d3e123a945a92d6

Majestyk

24. August 2025 14:59

@ Mitleser2:
"Das Hinnehmen z.B. der Migrantengewalt ist erschreckend. Diese Gesellschaft ist nicht mehr wehrhaft."
Das ist aber kein spezifisch deutsches Problem, findet sich auch in Belgien oder Schweden. Wo soll Wehrhaftigkeit herkommen, wenn man Jungs schon im Kindesalter alles Männliche abtrainiert und sagt, Mädchen seien in allem mindestens genauso gut? Bei mir hieß es noch "such dir keinen Streit, aber wenn dich einer haut, dann schlag so fest zurück, daß der dies nie wieder tut". 
Deutsche Jungs, die sich heute wie Jungs benehmen, gelten als verhaltensauffällig. Die Anfänge habe ich in den 80er Jahren selbst erlebt. Deswegen kam ich mit weiblichem Lehrpersonal überwiegend gar nicht aus und diese Kumpellehrer waren auch nichts für mich. Jungs gehören aber auch an Jungenschulen und brauchen männliche Rollenvorbilder. Die gelten heutzutage aber als toxisch. Eine weiblich dominierte Gesellschaft kann aber nicht wehrhaft sein und ist langfristig zum Untergang verurteilt.

Majestyk

24. August 2025 16:27

@ RMH:
"Der Staat will die "Kulturhoheit" inehalten, um so die "Kultur", in Wahrheit polit. Verhältnisse, zu kontrollieren."
Stimmt und der jetzige Staat erklärt deutsche Kultur und die Kulturhoheit der Deutschen für null und nichtig. Kann man als Versuch werten, die Fesseln der Vergangenheit abzustreifen. Es ist doch erstaunlich, daß der Import des Islam so richtig Fahrt aufnahm als man gleichzeitig neue Gesetze schuf, die angeblich vor islamischen Terror schützen sollten. Alles Zufall wie jene moderne Zivilgesellschaft, an der ein Gramsci seine helle Freude gehabt hätte? Die Themen mögen sich geändert haben, die Methoden sind geblieben. Das Ergebnis leider auch, linke Herrschaft, die Substanz zerstört, diesmal leider nicht nur ökonomisch und territorial. Diese Kulturrevolution zerstört gleich Seele und Erbgut des Volkes, eigentlich alle Lebensgewohnheiten.
Im vorletzten Faden erwähnte Maiordomus Papst Johannes Paul II. Neben allem anderen war der vor allem überzeugter Antikommunist und die damalige Katholische Kirche noch als Gegner der Kommunisten zu gebrauchen. Antikommunistische Vorbilder braucht es, und bestimmt keine Begeisterung für Deng Xiaoping. Mir fehlt der Blick nach vorn, statt nur zu betrauern, was verloren ist. "Yesterday's gone on down the river and you can't get it back"

1Niedersachse

24. August 2025 16:45

Der "Osten" hat kein Demokratiedefizit, das ist bloß eine immerwiederkehrende Schutzbehauptung jener, die an ihrer jämmerlichen Macht kleben und langsam ihre Felle davonschwimmen sehen. Demokratie sollte eigentlich Volksherrschaft bedeuten und nicht, dass das Volk alle politischen Entscheidungen einer selbsternannten Priesterkaste devot abnickt. Ist hier ja alles schon bis zum Erbrechen erörtert worden: Überfremdung, Migrantengewalt, Ideologieprojekte (Klimaquatsch, Verkehrswende, Woknis etc..) also eine reine Klientelpolitik und keine Politik, die der großen Masse des Volkes nützt. Das gilt im Groben für ganz Westeuropa, nicht nur für Deutschland. Die Bürger des ehemaligen Ostblocks haben einfach feinere Antennen für Heuchelei und Ungerechtigkeit, deshalb steht die AfD in Thüringen bei knapp 40 Prozent und in Hamburg unter 10 Prozent. Gemessen an den Umständen müsste es andersrum sein, bzw. Hamburg müsste da gleichziehen, das gilt ebenso für meine Heimatstadt Hannover. Nicht der Osten muss vom Westen lernen, es ist genau umgekehrt!

tearjerker

24. August 2025 18:44

Ein guter Freund von mir absolvierte seine 3 Jahre in der NVA bis Mitte 89 und landete nach dem Studium in Grossbritannien in der Finanzbranche um heute milliardenschwere Pensionsfonds zu managen. Das war seinerzeit eher eine Gelegenheit, weniger das Ziel, aber sein erster Arbeitgeber auf der Insel war begeistert, dass er nach dem Fall der alten Ordnung ohne gross zu überlegen etwas Neues begann. Es qualifizierte ihn dort vor allen anderen Bewerbern und ist auch bis heute etwas, dass sich den Nachgeborenen erzählen lässt. Ansonsten dürfte die Geschichtserzählung der DDR historisch dort landen, wo sich diejenige Kurhessens oder Deutsch-Niederschlesiens heute befindet. Der Osten ist bald so lange weg wie er alt wurde. Leider hat man es nicht geschafft Licht in den innerdeutschen Filz zwischen 49 und 89 und und wenigstens in einige der klandestinen Operationen von Freund und Feind zu bringen. Es wäre denjenigen Westlern zu gönnen gewesen, die teils bis heute selbstgerecht, nachtragend und missgünstig  den Fall der Mauer bejammern.

Gimli

24. August 2025 19:45

Die Diagnose liest sich zum einen schön differenziert, HB, aber einen Therapievorschlag bleibens schuldig. Das Kommentariat springt ein, von Jungenschulen und Klimaquatsch ist die Rede. Puh ... 
Der Demokratie fehlts an Ritualen und ihre höhere Idee ist profan. Ihre Messen, die Plenardebatten, sind sehr diesseitig und in der Tat ist das politische Geschäft mehr Machterhaltstaktik, als dass sie zum Aufschauen einlädt. 
Ich fürchte aber auch, der Mensch ist noch zu primitiv für Demokratie. 
Dass sie nicht liefern würde, ist allerdings Quatsch. Materiell und körperlich geht's den allermeisten im "Westen" (im Winklerschen Sinne) besser denn je. 
Die innere Leere zu füllen, dazu ist Demokratie nicht da, Wissenschaft auch nicht. Die Religion wurde verdrängt. 
Der evolutionäre Affe hat freies Spiel und ist überfordert, sich eigene Regeln zu schaffen. 
Jungenschulen oder das Urteil "Klimaquatsch" sind für mich Indizien dieser Überforderung. 

Mitleser2

24. August 2025 20:28

Ach Gimli, vielleicht sind einfach Sie überfordert. Und das Materielle wird sich demnächst ändern. Dann sehen wir weiter.

Wuwwerboezer

24. August 2025 20:36

Zur neuen (blau-schwarzen) deutschen Teilung: Stalin hatte am 7. Oktober 1949 ein Glückwunschtelegramm zur Gründung der DDR an deren Präsidenten Pieck geschickt gehabt. Es bestand im Wesentlichen aus einem einzigen Satz: "Die Gründung der DDR ist ein Wendepunkt in der Geschichte Europas". In den 80ern haben wir gelacht, wenn uns dies erzählt wurde. Heute staune ich über so viel Genialität an Weitsicht! Man muß dazu wissen, daß Stalin die Gründung der DDR gar nicht gewollt hatte, sie mußte ihm "abgetrotzt" werden.

- W.

Wuwwerboezer

24. August 2025 20:48

Nachtrag: Dieser Satz basiert auf dem Wissen um die Keimkraft des sowjetischen Bildungsystems, welches bereits von der SBZ aufgenommen worden war und von welchem klar war, daß es in der DDR zum Tragen gebracht werden würde. Er basiert auf dem Wissen, daß der deutsche Idealismus, die deutsche Klassik nach Deutschland zurückgebracht werden - anders als im Westen, welcher amerikanisiert werden würde.

- W.

RMH

24. August 2025 22:53

"Materiell und körperlich geht's den allermeisten im "Westen" (im Winklerschen Sinne) besser denn je. " @G, Daran zeigen Sie, dass Sie schlicht wenig Realitätsbezug haben. Die sog. "Boomer"-Generation, so sie denn noch nicht bereits in Rente/Pension ist, wird gerade im ganz großen Stil in die Altersteilzeit, Vorruhestand verabschiedet. Die Stellen werden dann aber nicht neu besetzt, die sind dann einfach mal weg. Jüngere Generationen sind von Entlassungen auch bereits betroffen & wenn sie nur ein einziges mal sich schlau machen würden, dann würden Sie wissen, dass gerade wieder Arbeitgebermarkt auf dem Arbeitsmarkt ist. Während man noch bis vor ca. anderthalb Jahren mit einem Jobwechsel in aller Regel eine Gehaltssteigerung mitnehmen konnte, kann man heute froh sein, wenn man das bisherige Gehalt hält & keine zusätzlichen Kosten für Pendeln/2.Wohnsitz auf einen Zukommen, so man denn überhaupt zeitnah nen job findet. Dass man für sein Geld immer weniger bekommt & die Anschaffung einer Immobilie bspw. high risk wird & selbst unter außer Achtlassung des Jobrisikos nur dann zu stemmen ist, wenns einen stattlichen Vorschuss aufs Erbe seitens der Eltern gibt, ist ihnen auch unbekannt. Mann kann jetzt noch ne ganze Seite dazu schreiben, aber die anderen wissen es und sie sind unbelehrbar, ich belasse es daher damit.

RMH

24. August 2025 22:57

"Ich fürchte aber auch, der Mensch ist noch zu primitiv für Demokratie. "
Deswegen dürfen dann ja auch Parteien, welche für direkte Volkstabstimmungen nach schweizer Modell sind, als Verfassungefeinde demnächst verboten werden ... Ja, das ist die Generation Pipi Langstrumpf, man macht sich die Welt, widewide sie einem gefällt ...

RMH

24. August 2025 23:09

"Man muß dazu wissen, daß Stalin die Gründung der DDR gar nicht gewollt hatte, sie mußte ihm "abgetrotzt" werden."
Was am Ende maßgeblich durch die Gründung der West-BRD und der Wahl ausgerechnet von Adenauer geschah, also hat der quasi die Bundesrepublik Stalin die DDR abgetrotzt ---- Werter G.G bzw W., so viel faustische Dialektik sollten sie bei Gelegenheit näher ausführen.

Ulrike

25. August 2025 00:03

"Wie DDR-Geschichte vermitteln?"
Man könnte mit dem pädagogischen Konzept der DDR, der Erziehung zur "allseitig gebildeten sozialistischen Persönlichkeit" anfangen. Und damit enden, daß nicht alle Menschen eine "sozialistische Persönlichkeit" sein wollten.

Gimli

25. August 2025 01:00

@RMV
soso, alles Lebensrisiko andern in die Verantwortung geben?! 
Sie leben in einer Marktwitschaft. Und nirgends steht versprochen, dass sich diese um Ihr Wohneigentum zu drehen hat; also dass Immobilienmarkt, Arbeitsmarkt oder Inflation etc sich zeitlebens optimal für Sie entwickeln? Ernsthaft?
Wirtschaftskrisen, Naturkatastrophen (auch biologische wie Corona, HIV; Ahrtal etc; menschengemacht: Klima), techn Revolutionen (KI, Robotik), politische Irrlichter (Trump, Putin, uvwm), und eine saturierten Masse von Wählern, die meinen, dr Staat sei für ihr Lebensglück verantwortlich ..
Gehen sie woanders heulen. 

Gimli

25. August 2025 07:40

@RMH
Warum so unsachlich? Und dann so unpräzis'?
die AfD soll nicht wg angestrebter Volksabstimmungen verboten werden, die Gründe sind unappetitlicher. 
Ich mag keine Volksabstimmungen. Das Schad-Potential ist zu groß. Zumal in Zeiten, wo unlautere Wahl-Propaganda nicht im Griff ist. Es ist eine schwierige Vorstellung, sich das Gift in der. Gesellschaft auszumalen, wenn wg eines grausamen Verbrechens die versammelte Irrationalität impulsgetrieben und fremdgesteuert nach Todesstrafe schreit. Das heißt nicht, dass es nicht andere Baumaßnahmen an der Demokratie geben darf. 

Gimli

25. August 2025 07:55

@RMH
Warum so unsachlich? Und dann so unpräzis'?
die AfD soll nicht wg angestrebter Volksabstimmungen verboten werden, die Gründe sind unappetitlicher. 
Ich mag keine Volksabstimmungen. Das Schad-Potential ist zu groß. Zumal in Zeiten, wo unlautere Wahl-Propaganda nicht im Griff ist. Es ist eine schwierige Vorstellung, sich das Gift in der. Gesellschaft auszumalen, wenn wg eines grausamen Verbrechens die versammelte Irrationalität impulsgetrieben und fremdgesteuert nach Todesstrafe schreit. Das heißt nicht, dass es nicht andere Baumaßnahmen an der Demokratie geben darf. 

Gimli

25. August 2025 07:55

Das Narrenschiff gelesen. Ich denke, es ist eine sehr gute Mischung aus Prosa und Zeitgeschichte. Die DDR wird erfahrbar, sie wr nie ein Staat aller, von Anfang an nicht, sondern immer eine Oligarchie von Menschen, deren Kompetenz im Geschick liegt, sich in einer Organisation hochzukämpfen; von der Ideologie her war das nie eine Selektion auf Sachkompetenz, sonder der GEruch des Proletarischen war wichtiger. EInmal an der Macht, haben sie sich bedient. Inwieweit dabei auch Selbstbetrug eine Rolle spielte oder Leute wie Honecker & Co nur eine sehr perfekte Schauspieltruppe war, ist mir bis heute ein Rätsel.
Klar gibts diesen Typus auch hier, aber das institutionelle Gefüge und irgendeine Art Rest-Anstand halten es bei uns stabil. Dass es kippen kann und biologische Atavismen das humanistisch Zivilisierte kapern -> USA

Monika

25. August 2025 08:13

Es geht nicht nur um Geschichtsvermittlung, sondern auch um Aufarbeitung. Ich bin da inzwischen ziemlich desillusioniert. Der Drops ist m.E. gelutscht. Die Fixierung der Deutschen auf ihre nationalsozialistische Vergangenheit überlagert eine gründliche Auseinandersetzung mit ihrer real-sozialistischen Vergangenheit. Dazu gehört 1. Wie entstand die DDR/SED ? 17. Juni 2. Was waren die ideologischen Grundlagen ( Marxismus-Leninismus) 3. Wirtschaftssystem 4. Opposition/ politischer Widerstand. 5. Zerfall) . Analog zur Entstehung des Natioalsolialismus: was lässt sich vergleichen/ was nicht? Zeitzeugenschaft halte ich für wichtig!  Siegmar Faust ( Buch Verdoppeltes Leben) bereiste über Jahrzehnte Schulen u. hielt Vorträge) , Museen, Gedenkstätten sind wichtig) . Erinnert sei auch an die Erfassungsstelle Salzgitter. Wasbleibt davon. Salzgitter verändert sich demographisch rasant. Wen von den Neubürgern interessiert sich überhaupt für deutsche Geschichte://www.salzgitter.de/kultur/stadtgeschichte/erfassungsstelle.php

Mitleser2

25. August 2025 08:23

@Gimli: "und eine saturierten Masse von Wählern, die meinen, dr Staat sei für ihr Lebensglück verantwortlich .."
haha, so kann man es auch sehen. Die Realität ist aber, dass die Gruppe, die Sie beschreiben, Bürgergeldempfänger, NGOler, linke Apparatschicks und Migranten sind. Aber leben Sie ruhig in Ihrer eigenen Realität weiter. 
 

Monika

25. August 2025 08:25

Zur Vergangenheit Ost gehört die Geschichte des Kommunismus, sowohl ideologisch als auch real-existierend . Diese ging ideologisch von Deutschland aus und wurde in Russland "installiert". Solange die Verbrechen des realen Kommunismus nicht genauso aufgearbeitet werden wie die des Nationalsozialismus, wird Deutschland keinerlei Bedeutung mehr in der Geschichte erlangen. https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Schwarzbuch_des_Kommunismus
Geistesgeschichtlich bleibt es trotzdem hochinteressant.

Laurenz

25. August 2025 08:33

@1Niedersachse ... Ihr Unverständnis angesichts des von Ihnen korrekt analysierten Bürger-Selbstverständnisses & - Wahlverhaltens, basiert mutmaßlich auf Ihren persönlichen Lebensumständen oder zumindest dem Ihrer Mitbürger in Hamburg & Hannover. Der Teilnehmer @Gimli, ganz gewiß nicht in der freien Wirtschaft tätig, eher in einer privilegierten linken Blase lebend, ist sogar der Meinung, den Bürgern im Westen ginge es so gut, wie noch nie, vermutlich Dank der besten Deutschen Politik, die es jemals gab. Der Teilnehmer @Majestyk (@RMH) lebt erkennbar noch abgehobener, als Gimli oder Sie. Weder bin ich ein Verehrer von Deng Xiaopings Nationalsozialismus, noch vom Antik-Sozialisten-Führer Johannes Paul II. Wie ich bereits im Kommentar schrieb, sind für die meisten Menschen weniger politische Systeme entscheidend, sondern die materiellen & kulturellen Lebensumstände, welche den Grad politischer Stabilität festmachen. Es ist nur eine Frage des Respekts vor politischen Lebensleistungen. Im Zeitalter einer immer kleiner werdenden Mittelschicht im Westen, schaffte es Deng den Hunger in China zu besiegen & 300 Mio. Menschen, heute an die 500 Mio. von 0 in die Mittelschicht innerhalb von 40 Jahren zu heben, eine in der Menschheitsgeschichte nie dagewesene Leistung.

Laurenz

25. August 2025 08:34

@1Niedersachse (2) ... Johannes Paul II, Generalsekretär einer "selbsternannten antik-sozialistischen Priesterkaste", war ein professioneller Konterevolutionär, der die alten Herrschaftsverhältnisse wiederherstellen wollte, was Ihm zumindest im Katholischen Osteuropa & auch für die Orthodoxen Christen einigermaßen gelungen ist. Im Westen ist Johannes Paul II gescheitert, hier haben die Internationalsozialisten gewonnen. Falls der konvertierte Katholik JD Vance mal Präsident werden sollte, könnte sich das wieder etwas ändern. Auch wenn Helmut Kohl auf Kosten der Sozialversicherten die Neuen Länder sanierte, wurde die ökonomische Grundlage der DDR-Bürger eklatant geschwächt, vor allem in den bisher privilegierten Gestaden der Staatssicherheit & der Armee. Alle Versprechen des Westens für den einzelnen DDR-Bürger wurden gebrochen, auch sichtbar an HB, wenn wir mal von den paar Anywheres, geschildert von @Tearjerker, absehen. Am kurzen Flake-Video kann man erkennen, daß Rammstein links geblieben sind. Vielleicht der reisefreudige Till Lindemann & der eigensinnige Richard Kruspe mögen Ausnahmen darstellen. Die politischen Aussagen Rammsteins sind links & zwar national DDR-links. Hier eines der politischsten Lieder (Amerika) live aufgenommen in Nîmes, Frankreich 2005, von der CD "Völkerball".  https://youtu.be/35OcbGg1l-E 

Laurenz

25. August 2025 08:35

@1Niedersachse (3) ...  Wer noch mehr alte DDR erleben will, zwischen Subkultur & Genius, kann sich durch das mannigfaltige Werk von Knorkator kämpfen. Hier eines der ältesten & bekanntesten Lieder, "Weg nach unten" gesungen von Agnetha, der Tochter des Sängers Stumpen, in der Columbia-Halle zu Berlin in 2023. https://youtu.be/T9eA_ftp7vM

Dieter Rose

25. August 2025 09:11

Und nicht zu vergessen: das Lebenswerk von mir als Teil der BRD-Nachkriegsgeneration wird auch zerstört - auch von Leuten, die jetzt darüber klagen, dass ihr östliches Lebenswerk untergehe. Und das sind gerade auch damals Mitverantwortliche.

Ein gebuertiger Hesse

25. August 2025 09:24

Kluger Text, danke.
Wie wäre es mit einer Fortsetzung? "Vergangenheit West: Wie BRD-Geschichte vermitteln?" (Oder hat eine BRD-Vergangenheit nie aufgehört Gegenwart zu sein?)

Le Chasseur

25. August 2025 09:37

@RMH 
"Mann kann jetzt noch ne ganze Seite dazu schreiben, aber die anderen wissen es und sie sind unbelehrbar, ich belasse es daher damit."
Erinnert mich an Interviews mit Harald Schmidt. Der meint auch immer, er könnte das ständige Gejammer von Krise nicht nachvollziehen, die Cafes auf Sylt wären doch voll usw. Da denke ich mir auch immer, "In den Millionärs-Blasen, in denen du dich bewegst, da mag von Krise nichts zu spüren sein, und dir ist es auch egal, wenn die Torte doppelt so viel kostet wie vor ein paar Jahren. " Und ja, im Vergleich zu Haiti geht's uns noch glänzend.

Mitleser2

25. August 2025 09:38

@Laurenz: "Der Teilnehmer @Majestyk (@RMH) lebt erkennbar noch abgehobener, ..."
Woran machen Sie das fest?

Le Chasseur

25. August 2025 09:45

@Gimli 
"und eine saturierten Masse von Wählern, die meinen, dr Staat sei für ihr Lebensglück verantwortlich"
Der Staat verunmöglicht das Lebensglück, das ist das Problem. 

Laurenz

25. August 2025 09:50

@Dieter Rose ... könnten Sie bitte konkreter werden? Verstehe keine Wort. @Gimli ... wir haben verstanden. Faschisten mögen keine Volksabstimmungen. @Monika ... solange unsere Geschichte mit Offensichtlichkeitsklauseln belegt ist, gibt es nichts aufzuarbeiten. @RMH ... die BRD war eine klare Reaktion auf den ausgebrochenen Kalten Krieg, als klarer Gegenentwurf zur SBZ. Die BRD war vorab nicht vorgesehen. Das hat auch mit der Auswahl Adenauers im Westen zu tun. Die Ösis schafften es, wie Tito, neutral zu bleiben. @Tearjerker ... ohne 2Staatlichkeit reicht die virtuellen Mauer, genannt Brandmauer. 

Monika

25. August 2025 09:58

Auch fotographische Dokumentation ist wichtig, etwa die Fotos von der innerdeutschen Grenze  von Jürgen Ritter
https://www.bayerische-staatszeitung.de/staatszeitung/leben-in-bayern/detailansicht-leben-in-bayern/artikel/mauerfotograf-mit-grenzerfahrungen.html#topPosition
 

Monika

25. August 2025 10:04

Auch fotographische Dokumentation ist wichtig, etwa die Fotos von der innerdeutschen Grenze  von Jürgen Ritter
https://www.bayerische-staatszeitung.de/staatszeitung/leben-in-bayern/detailansicht-leben-in-bayern/artikel/mauerfotograf-mit-grenzerfahrungen.html#topPosition
 

RMH

25. August 2025 10:25

@Gimli, na, da scheine ich sie ja ein bisschen angetriggert zu haben, wenn sie urplötzlich zum Verfechter der Marktwirtschaft werden. Ich habe nichts gegen Kürzungen von Sozialleistungen insbesondere gegen eine radikale Reduzierung bis Abschaffung des sog. Bürgergeldes. Ich könnte jetzt auch saturiert bräsig was in den Internet-Äther blasen von wegen, was habt ihr den alle, uns gehts doch so gut wie nie. Ich selber habe die berühmten Schäfchen bei ceteris paribus im Trockenen, aber um mich gehts bei Politik eben gerade NICHT, da gehts um andere, was sie offenbar nicht verstehen. Meine 2 willkürlich genannten Bsp betrifft insbesondere die, die noch nicht Ü-50 sind & eine lange Strecke Erwerbsleben vor sich haben werden & es nicht Boomer-Easy haben, wo man nur sich einen Platz am Trog erkämpfen musste & der Rest der "Lebensleistung" bestand darin, die jungen Ferkel wegzubeißen. Aber wie geschrieben, Sie sind ohnehin in ihrer eigenen Welt, viel Spaß darin, wird für Sie noch reichen, aber heulen Sie nicht rum, wenn es Parteien gibt, die "unappetittliche Gründe" liefern & die bald 30% & mehr haben. Aber dafür haben ja Freunde des freien Wettbewerbs, wie sie, immer noch die Gouverannte BVerfG, zu der sie rennen können, ohne Ursachen ändern zu müssen.

RMH

25. August 2025 10:47

@RMH ... die BRD war eine klare Reaktion auf den ausgebrochenen Kalten Krieg, als klarer Gegenentwurf zur SBZ. Die BRD war vorab nicht vorgesehen.
@Laurenz, nein, Big W. hat com grano salis mit seiner Aussage schon recht. Stalin schwebte ein neutralisiertes, um die Ostgebiete dauerhaft amputiertes Gesamtdeutschland von Anfang an vor, nicht erst seit seinen berühmten "Noten". Mit seiner SBZ war er daher in punkto formeller Staatsgründung zurückhaltend, nicht jedoch in den Belangen der Umsetzung des Sozialismus durch bspw. Zwangsvereinigung der KPD/SPD zur SED, Beginn von Kollektivierungen etc. Die finale Zustimmung zur eigenen Staatsgründung gabs aus Moskau erst, als der Westen Wahlen für die Bundesrepublik durchgeführt hatte, dabei die SPD nur kanpp 2er wurde & nachdem Adenauer am 20.9.49 vereidigt wurde. Erst dann erhielten die deutschen SED- Kommunisten das Placet, selber einen Staat zu gründen, was dann am 7.10.49 formal geschah. Stalin bzw die UdSSR haben also taktisch abgewartet & die dt Kommunisten, die viel schneller ihre DDR wollten, zappeln lassen, was Big W. mit "abtrotzen" beschrieben hat

RMH

25. August 2025 10:58

@Monika,
solange es die direkte Nachfolgerin der SED in Form der Partei "Die Linke" gibt und die man im Zweifel zur AfD-Abwehr braucht, wird es nie die von Ihnen völlig zu Recht geforderte Aufarbeitung des (gesamt-) deutschen sozialistisch-kommunistischen Komplexes geben, dessen sichtbares Gebilde, wie bei einem Pilz, eben die DDR war, dessen nicht so offenliegende Mycele sich aber tief in ganz Deutschland eingegraben haben. Wenn mancher Alt-BRDler nach der Wiedervereinigung die sich herausbildende DDR-isierung Gesamtdeutschlands beklagt, dann sollte er immer auf dem Zettel haben, dass dies eine systemisch-ideologisch mit den DDR Linken verbunde bundesrepublikanische Linke überhaupt erst ermöglicht hat, die gerade dadurch auch Oberwasser bekommen hat, in dem der Antikommunismus durch das Ende des kalten Krieges faktisch tot war.

Laurenz

25. August 2025 11:26

@Mitleser2 @... "Der Teilnehmer @Majestyk (@RMH) lebt erkennbar noch abgehobener. Woran machen Sie das fest?" ... Ist Ihnen noch nie aufgefallen, daß der Teilnehmer @Majestyk grundsätzlich Seine Behauptungen & Einschätzungen nie belegt? Ich hatte das Scheitern des Ostblocks gegen den exorbitanten Erfolg Chinas gestellt, der grundsätzlich auf der Politik Dengs basierte. Welch fundamentalen & gewaltigen Unterschied in politischen Ereignissen kann man in der Neu- oder Nachkriegszeit noch heranziehen, um mit @HB das Scheitern der DDR zu debattieren? Unser Teilnehmer @Majestyk ist aber nicht in der Lage, das sachlich einzuordnen. Jetzt gibt es 2 Optionen, die man feststellen könnte. Entweder Er ist ein hohler, bildungsferner Linker oder Seine Lebensumstände lassen eine korrekte Einordnung nicht zu, weil Er nicht weiß, was Hunger, Maoismus & Armut (hier in China) bedeuteten. 

Laurenz

25. August 2025 11:46

@RMH @L. ... Nein, Sie, RMH, beziehen Sich rein auf politische Formalien. Das mag für Juristen erheblich sein, ist es aber nicht für Politiker, welche die Entscheidungen treffen. Natürlich gibt es immer Aktionen, Reaktionen & Gegenreaktionen, die neue Aktionen hervorrufen. Der wesentliche politische Fakt war die Uneinigkeit der Westmächte mit der Sowjetunion im Alliierten Kontrollrat, welche die US Amerikanische Planung (Morgenthau-Plan) komplett über den Haufen warf. Ein gemeucheltes Deutsches Volk hätte Stalin keinen Machtzuwachs auch nicht unter Neutralität verbrieft, denn der Morgenthau-Plan funktioniert ja nicht unter einem neutralen Status ohne Besatzungstruppen. Die Teilung Deutschlands schwächte Stalins Position natürlich. Ein neutrales Deutschland hätte für Stalin weniger Verlust bedeutet als für die Westmächte, lag also im Vorteil Stalins. Eine Durchsetzung des Morgenthau-Plans nur im Westen war aber durch Stalin nicht mehr möglich, da die hungernden Deutschen im Westen zu Stalin übergelaufen wären. Also wurde die historische BRD auf die Aktionen Stalins hin etabliert, definitiv eine Reaktion.

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