Lagebild (1): Zeitverschiebung

Am 22. August ist in Charlotte/North Carolina die Ukrainerin Iryna Zarutska (23) in der U-Bahn von einem Schwarzen erstochen worden. Ich habe mir gestern Abend auf Martin Sellners Telegram-Kanal das kurze Video angeschaut, das nun aufgetaucht ist.

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Als ich heu­te früh um fünf Uhr auf­wach­te und nicht mehr ein­schla­fen konn­te, begann die­se Sze­ne ein Eigen­le­ben zu füh­ren, wie etwas, von dem man hofft, es sei nur geträumt wor­den. Aber so ist es nicht.

Es ist ein Urbild, ein Nacht­mahr von der dunk­len Sei­te der Gebrü­der Grimm her, in deren Samm­lung es ja sol­ches zu fin­den gibt, also grau­sa­me, unheim­li­che, alb­traum­haf­te Skiz­zen, vor zwei­hun­dert Jah­ren vom Mund einer alten Bäue­rin abno­tiert, ohne Anfang und Ende, nur so ein mythi­scher Fet­zen, eine archai­sche Kon­stel­la­ti­on: das schmäch­ti­ge Ding und der Tod, und irgend­wo die Sand­uhr, die man mit 23 nicht ein­mal rie­seln hört, geschwei­ge denn, daß man vor den Stun­den­glä­sern säße, von denen das eine sich schon merk­lich geleert hat und das ande­re das Aus­ge­rie­sel­te einsammelt.

Wie die­ses dunk­le, irgend­wie lethar­gi­sche – “Tier”? (Nein, das ist ja ein Mensch, ein Mensch, aber ver­rot­tet, zer­stört, ein End­sta­di­um, und einer, der den nach bei­den Rich­tun­gen offe­nen Satz, daß der Mensch dem Men­schen ein Mensch sei – eben kein Wolf – mit Blut auf den Boden sudelt, weil ihm kei­ner in den Arm fällt …)

Wie die­ser dunk­le, irgend­wie lethar­gi­sche, in einen Hoo­die gehüll­te – Mensch, dem die Sträh­nen übers Gesicht hän­gen wie Tang, weil da etwas aus der Tie­fe auf­ge­taucht ist und an Land steigt; wie der also schaut und prüft, unge­übt in sol­chen Din­gen sich noch ein­mal ver­ge­wis­sern muß, wo der Stich zu set­zen sei, damit die Frau aus­blu­ten kann; wie er das Mes­ser her­vor­nes­telt und auf­klappt, auch das so, als sei es ihm neu.

Dann der zähe Traum: man weiß, man soll­te ren­nen, weg­sprin­gen, aber die Füße ste­cken im Morast, sind blei­schwer, Läh­mung hat ein­ge­setzt, und des­halb kommt auch der Stich nicht jäh, son­dern fast schwer­fäl­lig, nicht unter Adre­na­lin, son­dern wie ein Ver­such – als pro­bier­te jemand einen neue Zau­ber­trick aus und stu­dier­te die Bewegungen.

Iry­na Zaruts­ka unter Schock, die Kap­pe fällt ihr vom Kopf, es ist der Tod in der für sie vor­ge­se­he­nen Gestalt, den sie sieht, wie er mit trop­fen­dem Mes­ser nach vorn an ihr vor­bei­geht, nicht vor­bei­stürzt oder abfei­ert oder her­um­fuch­telt, son­dern bloß geht und eine Spur kle­ckert, wäh­rend sich das Per­sön­chen die Hän­de vors Gesicht legt und hofft, daß es ein Traum, ein Alb­traum sei, und nicht jetzt und wirk­lich, und des­halb nicht weiß, daß es mit ihr vor­bei sein wird in weni­gen Sekun­den. Und sie sackt vor die Sitz­bank und rollt sich ein und stirbt.

Wäh­rend­des­sen ver­las­sen Fahr­gäs­te den Wagen, nicht in Panik, sit­zen zuvor noch ein klei­nes Weil­chen auf ihren Plät­zen, andert­halb Meter von der jun­gen Frau ent­fernt, die aus­blu­tet, und kei­ner, kein ein­zi­ger eilt zur Hil­fe, sie schau­en bloß kurz, wun­dern sich.

Das ist der zwei­te Bruch: Nach­dem das Böse das Unschul­di­ge streif­te und dabei ums Leben brach­te, ver­schiebt sich nun das Raum-Zeit-Kon­ti­nu­um; denn die­je­ni­gen, die gehen und über die Lache stei­gen, kön­nen nicht zur sel­ben Zeit im Abteil sein, das geht nicht, das ist – irgend­wie unmög­lich: Sie müs­sen um ein Klei­nes frü­her schon gegan­gen sein, um ein Weil­chen ver­scho­ben, als sei jemand gnä­dig und spul­te kurz vor (oder zurück), um die See­le zu schonen.

Anders ist das nicht vor­stell­bar, es sei denn, es wäre, wie es nie­mals hät­te kom­men dür­fen: auf eine Wei­se abge­stumpft und fühl­los, wahr­neh­mungs­un­fä­hig nach außen, das Gehirn ein Schmelz­tie­gel aus Bild­fet­zen, reals, gekapp­ten Anten­nen, Gefühl­lo­sig­keit – der Mensch ist dem Men­schen eine fet­te Monade

Ich bin nicht fürs Sen­sa­tio­nel­le gemacht, bin kein Voy­eur, der nach Schnip­seln schaut und sehen will, wie der Mensch so sein kann.

Nach­dem ich – lan­ge ist es her – über die Droh­nen­jagd auf ein­zel­ne Sol­da­ten in den Schüt­zen­grä­ben der Ukrai­ne geschrie­ben hat­te, ver­bot ich mir, die täg­li­che Show zu schau­en, die so leicht auf­find­bar ist im Netz wie ein Ver­lag in Schnell­ro­da. Es reicht, dies ein Mal zu sehen und danach zu wissen.

Auch der Mord an Iry­na Zaruts­ka ist iko­nisch, das ist wie die in den Tod sprin­gen­den Men­schen am 11. Sep­tem­ber 2001: Es muß sich ein­prä­gen, und des­halb muß man es schau­en, ein ein­zi­ges Mal.

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Nichts schreibt sich
von allein!

Das Blog der Zeitschrift Sezession ist die wichtigste rechtsintellektuelle Stimme im Netz. Es lebt vom Fleiß, von der Lesewut und von der Sprachkraft seiner Autoren. Wenn Sie diesen Federn Zeit und Ruhe verschaffen möchten, können Sie das mit einem Betrag Ihrer Wahl tun.

Sezession
DE58 8005 3762 1894 1405 98
NOLADE21HAL

Kommentare (31)

Majestyk

11. September 2025 15:52

Danke Herr Kubitschek für diesen einfühlsamen und besonnenen Text. 
Der terroristische Anschlag auf Charlie Kirk ist ein weiteres Stück in diesem Puzzle. Wirklich entlarvend sind Reaktionen in den Medien oder sozialen Netzwerken, wo Linke die Toten noch verhöhnen und tatsächlich ob der Taten jubilieren. Kein "Mainstreammedium", welches nicht darauf verweist, daß Kirk ein Rechter war, der Deutschlandfunk spricht gar von einem Extremisten als ob dies eine Rechtfertigung sei.
Diese Morde müssen sich in der Tat einprägen und sollten Weckruf sein, daß aus dem Kampf von Links und Establishment gegen Rechts, Konservativen, Einheimischen, Christen, Europäern, Weißen längst ein existentieller Kampf zwischen Gut und Böse geworden ist. Wie man unter solchen Bedingungen, wo Linke auf einen demokratisch herbeigeführten Machtwechsel nur mit Haß und Gewalt reagieren können, gesellschaftliche Probleme noch demokratisch aushandeln will, ist mir persönlich schleierhaft. Für Deutschland kann man jetzt schon erahnen, wie "unsere Demokratie" reagieren wird, wenn die Opposition jemals an echte Schaltstellen der Macht gelangen wird. Und Bilder von Unschuldigen die mit Messern niedergemetzelt werden gibt es auch aus Deutschland längst viel zu viele. 

Maiordomus

11. September 2025 16:20

Beeindruckend, dass man bei der Berichterstattung sogar dem Fall der Ukrainerin den Vorzug gegeben hat, schon weil hier über den Täter ausreichend viel bekannt ist. Bei aller Empörung über den Mord an Kirk, von dessen Familienname her im konservativen Lager Amerikas mir Russel Kirk seit 50 Jahren ein Begriff war, konnte ich diesen Mann bisher nicht als Orientierungsgrösse wahrnehmen. Dass er bekennender Christ war, wurde bisher nicht gerade überbetont. Selber habe ich mich indes heute zumal noch geärgert über das unkompetente Interview mit dem Kindskopf Erik Ahrens, der als sog. strategischer Kopf der deutschen Rechten mehrseitig zu Wort kommt; sage ich gerade als Sellner-Kritiker, weil gerade ein solcher Typ wie der sog. Renegat Ahrens nichts mit rechter "Metapolitik" je am Hut hatte, dies aus der Sicht von über 50 Jahren Lektüre von Criticon und Sezession. Die ganze Geschichte zeigt indes, dass meine Einschätzung des einst geschätzten MS betreffend seine Untauglichkeit als rechter Stratege bei dieser Art Milieu richtig war und es wohl auch bleibt. Es gäbe, siehe auch Krah, gute Gründe, für S und SiN sich aus dem Feld der politischen Strategie und des Vorfeld-Ideologientums zurückzuziehen zu Gunsten geistiger Auseinandersetzungen auf dem Feld von Literatur und Kultur ganz allgemein, was gewiss nicht mit rechter Schöngeistigkeit zu verwechseln wäre. Die Thematik der Remigration bleibt zu heikel, um sie dem Ruch des Fanatismus auszusetzen, gerade dann, wenn man wünscht, es möge endlich was geschehen!

1Niedersachse

11. September 2025 16:34

Mir gehen angesichts dieser monströsen Taten die in fast der gesamten westlichen Welt passieren, mittlerweile die Superlative aus. Es gibt nur wenige (Alt) Linke, die einen halbwegs normalen Charakter besitzen: Böhmermann, el Hotzo und ähnliches Geschmeiß rund um den Globus gehören nicht dazu. Ich hoffe, dass zumindest unter Trump die Justiz halbwegs auf Vordermann gebracht wurde, oder noch wird, um den Tätern ihre gerechte Strafe zuzuführen. In Utah, wo Charly Kirk gestern ermordet wurde, gibt es übrigens noch die Todesstrafe...
Selbst wenn beide Täter ihrer gerechten Strafe zugeführt werden, ist damit das Problem noch nicht gelöst: Der politische Mainstream hat es über all die Jahre geschafft, dass eine Art Progromstimmung entstanden ist, die noch weitere solcher Taten erwartbar macht. Das Blut der ermordeten Iryna, von Charly und vielen tausend anderen klebt an den Händen derer, die Politik gestaltet und die Völker aufgehetzt haben. Was kann ich, was könnt ihr alle tun, außer entsezte Kommentare im Internet zu schreiben?! Ich bin ratlos...

Klaus Kunde

11. September 2025 17:49

Entsetzlich! Die Suche nach Motiven, ersatzweise psychischen Defiziten. Der Mörder hier, offenbar erheblich psychisch deformiert. Gibt es Mörder, die es nicht sind? Bin interessiert an nachhaltigen Crime-Dokus. Stets die verständliche Frage, vor allem der Hinterbliebenen, nach dem Warum. Ein weites Feld für Psychologen. Mein Eindruck, die meisten Täter wissen es oft selbst nicht. Der Sohn, der seine Eltern mordet, um vorzeitig an sein Erbe zu kommen. Aha, könnte man meinen, also finanziell motiviert und somit erklärbar. Unsinn! Käme unsereins überhaupt auf eine derartige Idee, um sie aber nach kurzem Abwägen zu verwerfen? Wohl kaum. Werner Herzog, „On Death Row“, Frage an einen desillusionierten Ermittler, weshalb gemordet wird. Resignierende Antwort in etwa: „Eine Mutter ersticht ihre beiden Kleinkinder, weil sie ihr im Wege sind oder eine Mutter tötet ihre beiden jugendlichen Söhne, weil sie glaubt, sie hätten ihr Wechselgeld aus dem Portemonnaie geklaut oder ein Mann in der Bar, der einen ihm unbekannten Besucher ersticht, weil der den falschen Song an der Musikbox gewählt hat. Wer soll das erklären?“ Herzog sagt: „Die Täter sind keine Monster, sie bleiben menschliche Wesen, ihre Taten sind monströs“. Die Exekutoren müssen etwas in sich tragen, was sie grundsätzlich befähigt, zu morden.

RWDS

11. September 2025 17:58

Das soll kein Vorwurf an das Opfer sein. Eher eine Zustandsbeschreibung. Voller Unwissen über die Realität in Ländern mit einer bestimmten hohen Bevölkerungszahl, hat sich diese junge Frau unbedarft dem eigenen Tod ausgesetzt.
Soll es anderen jungen Frauen dazu dienen, ihr Leben in ähnlichen SItuationen nicht in Gefahr zu bringen.

Laurenz

11. September 2025 19:43

Es war so in etwa der destruktivste Mord, den man sich vorstellen kann. Ist es der asyemmtrische, informelle Krieg gegen Weiße? Reiner Rassismus? Oder weil Gewalt gegen harmlose Hänflinge das Ego kitzelt? Mir erschien der Täter als das unpersonifizierte Böse an sich. Aber es hatte auch etwas von Stalins Terror, der deswegen so gut funktionierte, weil Stalin Unschuldige bestrafte, um den allgemeinen Angst-Pegel zu erhöhen. Das führt auch dazu, daß die vom Terror Geängstigten leichter amoralische Befehle ausführen. Dagegen steht das personifizierte Böse, links, gestern der Mord an Charlie Kirk (im Grunde der US Amerikanische Martin Sellner), weil der Linken schon seit Jahrzehnten die Argumente ausgehen. Die Linke provoziert Weimarer Verhältnisse zurück. Wir Konservativen wissen, wie das in vielfacher Hinsicht ausgegangen ist.

RMH

11. September 2025 19:48

"Es muß sich einprägen, und deshalb muß man es schauen, ein einziges Mal."
Das Video ist aber in der Tat heftig und 100% geeignet, zu traumatisieren. Gerade, da es nicht wirklich "gore" ist wie in einem Film (kaum Blut zu sehen) oder die einstmaligen IS-Videos. Man sieht außerdem, dass Sterben in fast allen Fällen ein bisschen Zeit braucht (auch das ist etwas, was der moderne Mensch vielfach gar nicht "kennt"). 
Widerlich und gleichfalls schockierend ist es zu sehen, wie die anderen Benutzer der Sozialröhre (aka "Fahrgäste") einfach weiter machen, als sei überhaupt nichts geschehen. Wie verwahrlost können moderne Menschen einer Großstadt eigentlich noch sein?
Aus diesen Gründen: Ggf das Video doch nicht ansehen, es brennt sich in die Gedanken ein. Sollte jeder selbst entscheiden, ob er das will oder nicht.

MarkusMagnus

11. September 2025 19:57

Ich habe es mir auch angesehen. Einmal. Dann noch das Attentat auf Mr. Kirk. Am Widerlichsten sind die Linken, die davon sprechen das Rechte die Tat instrumentalisieren würden. Klar, aber die Opfer von Hanau oder dem NSU werden die ganze Zeit instrumentalisiert. Oder denken wir an Walter Lübcke...da wird die ganze Zeit instrumentalisiert als gäbe es kein Morgen. Im Prinzip sind selbst diese Opfer die Folgen des Multikultiwahns von links. Herr Höcke muss tierisch aufpassen bei seinen Auftritten, vor Allem Open - Air. Auf den Staat kann man sich nicht verlassen.

MarkusMagnus

11. September 2025 20:24

@ Klaus Kunde
"Die Exekutoren müssen etwas in sich tragen, was sie grundsätzlich befähigt, zu morden"
Tragen wir das nicht alle in uns? Ham se jedient?
Was bringt man einem Soldaten bei? Ich will jetzt nicht einen auf Tucholsky machen aber...so ganz unrecht hatte der Mann nicht.

Andreas J

11. September 2025 21:02

Was bei einem ethnisch umgekehrten Täter-Opfer-Szenario medial los gewesen wäre und wie viele Elitenangehörige sich binnen Minuten auf X empört hätten, kann man sich gut vorstellen. Die schlichte Frage, ob deutsche Firmen ihre Webseiten jetzt jahrelang mit Weißen fluten, wo doch in den USA eine Angehörige dieser Ethnie Opfer eines brutalen Mordes wurde, ein rassistisches Tatmotiv nicht ausschließbar ist und die Gesellschaft auch in diesem Fall dafür sensibilisiert werden sollte, würde den Fragenden vermutlich unmittelbar in die Rassisten-Kategorie befördern. 

Mitleser2

11. September 2025 21:04

@Maiordomus: Ahrens ist ein Irrlicht. Krah ist eine andere Baustelle. Aber was Sie schreiben ist falsch ".. zurückzuziehen zu Gunsten geistiger Auseinandersetzungen auf dem Feld von Literatur und Kultur". Der Kulturkampf muss mit aller Härte geführt werden. Denn was ist die Alternative? Das Zurückziehen kann es nicht sein.

Der Sinnierer

11. September 2025 21:54

Wir dürfen uns nicht aufhetzen lassen - Gott wird die Täter strafen, nicht wir Menschen, wer ohne Sünde ist, werfe bitte den ersten Stein. Ich lebe inmitten dieses beginnenden Bürgerkrieges der USA, zog nicht umsonst immer ländlicher, weg von diesem zerfallenden Urbanmoloch postmodernen Amerikas. Doch was erwarten wir, wenn Jesus und Gott nicht mehr in unseren Herzen sind? Doch wahrlich kein Paradies, leider die Hölle... Und sie hat erst begonnen...

Le Chasseur

11. September 2025 22:07

@1Niedersachse"Mir gehen angesichts dieser monströsen Taten die in fast der gesamten westlichen Welt passieren, mittlerweile die Superlative aus."
Allerdings: https://www.theguardian.com/world/2025/sep/09/the-gaza-family-torn-apart-by-idf-snipers-from-chicago-and-munich
Zu Charlie Kirk (dessen Name mir bis gestern kein Begriff war):
"Right-wing Daily Wire commentator Charlie Kirk said (...) that the tens of thousands of annual firearm-related deaths in the United States are an acceptable price to pay in order for Americans to keep their Second Amendment constitutional right to bear arms." Quelle
kek

Hedda

12. September 2025 00:03

@RWDS Sie kam abends von der Arbeit und trug die Dienstkleidung einer Pizzeria. Sie dachte vermutlich, sie sei in der Bahn sicher. Wie hätte sie sich verhalten sollen? Ich kenne das auch so, wenn man aus dem Konzert kommt: Auf dem Bahnhof aufpassen und sich in Sichtweite seriös wirkender Ansammlungen stellen. Aufpassen, wer in den Wagen steigt, sich separat, doch in Sichtkontakt zu Mitreisenden setzen. 
Das ist ein schwieriges Thema. Sollen (junge) Frauen gar nicht mehr alleine unterwegs sein? Wie sollen sie sich schützen? Schlimm ist, wenn keiner mehr hilft. Wenn man sich auf das Umfeld nicht mehr verlassen kann. 

ofeliaa

12. September 2025 02:42

Wunderschön geschrieben. Eine schöne und tief traurige Ode an diese junge Frau. Dieser Text beschreibt so gut, was ich fühle und vielleicht auch andere. Wir sollen schweigen, obwohl wir schreien wollen.

Ernestine

12. September 2025 08:09

Eine Ergänzung zum "Sinnierer". Danke erst einmal für Ihren Beitrag, dem ich vollumfänglich zustimme. 
Als Oppositionelle müssen wir jederzeit damit rechnen, Opfer eines Anschlags, ggf. auch mit Todesfolge, zu werden. Dessen sollten wir uns bewusst sein. 
Gott ist auf unserer Seite. Er wird eingreifen. Wann und wie, bleibt aber Geheimnis Seiner göttlichen Vorsehung. 
Als Glaubende dürfen wir hoffen, dass das Blut der Ermordeten der Samen für ein neues, friedlicheres und menschlicheres Morgen sein wird. 
Es ist unser Schicksal, in dieser Zeit zu leben. Nutzen wir sie - zur Ehre Gottes! 

RMH

12. September 2025 09:46

Schade, dass wieder einer hier trollt und derailen will ... Whataboutism wird dem überhaupt nicht gerecht und lässt auf Reiferückstände schließen.
Hat das Thema mithin überhaupt nicht verdient. Genauso, wie es typisch für diese "Alltagsgewalt" ist, dass sie von anderen Schlagzeilen sofort verdrängt wird. Denn natürlich ist es eindeutig unheimlicher und verstörender, wenn ein Mensch im sog. "ÖPNV" eines nicht als Kriegsgebiet geltenden Landes als 0,000000, nada- nix-exponierte Person von irgendeinem Drogen-Psycho-weiß-hoffentlich-bald-der Henker-Teufel einfach mal so gemeuchelt wird, weil dieses Dreadlock-Wrack das Klappmesser eben dabei und aufbekommen hatte. Und der Rest im Wagen sitzt maulaffenfeilhaltend daneben und steigt unberührt aus, als ob neben ihnen gerade nur ne Einkaufstasche umgekippt ist. Das berührt Tiefenschichten der Psyche, das ist die echte "Konsensstörung", die daher gerne sofort mit plaktiven anderen Verbrechen oder Schlagzeilen, die nicht diese Tiefenwirkung haben, zugeschüttet wird. G.K. hat dies eindringlich in seinem Beitrag gezeigt. Die Tat sollte auch nicht in einem Atemzug mit anderen genannt werden, auch wenn man dadurch leichter "damit zu recht" kommt und das Einordnen, Vergleichen, Rationalisieren etc. eine natürliche Schutzfunktion des Verstandes für die Seele ist.

Valjean72

12. September 2025 09:49

Ich kann mir solche Videos nicht ansehen, will sie mir nicht ansehen, weil ich weiss, dass solche Bilder lange bei mir hängen bleiben.
 
Aber vielen Dank für die Zustandsbeschreibung einer Alltagswelt auf dem Weg in die Dystopie ...
 
Betreffend Mordfall Charlie Kirk: Die Reaktionen des links-mittigen und links-radikalen Mainstreams sind zum Teil unerträglich und lassen deren innerstes (stumpf-kaltes) Wesen im Aussen erkennen.
 
Gleichwohl bin ich bei der Story eines irren links-woken Einzeltäters skeptisch. Schon allein die Entfernung des Schützen (mW über 200m) lässt mich daran zweifeln ...

MARCEL

12. September 2025 10:43

Dämonisch!
Ebenso der tödliche Schuss auf Charlie Kirk (und manche Reaktion aus dem linken Morast). 
Wer so tötet, wird seinem Opfer noch einmal begegnen, davon bin ich überzeugt.

Sandstein

12. September 2025 11:07

Das Übelste ist die von K. so treffend beschriebene Verschiebung des Raum-Zeit-Kontinuums. Das kann man nicht besser in Worte fassen und lässt einen fassungslos zurück. Dieses arg- und wehrlose Opfer und daneben völlig entmenschlichte Wesen, die ja, was eigentlich? Vor sich hin existieren, dumpf und seelisch tot.
Was den Mord an Kirk angeht: ich vermisse ganz unabhängig davon Lichtmesz - lange nichts von ihm gelesen. Ich hoffe ihm geht es gut und dass er bereits an einem Text zum Thema sitzt. Wird wohl wenige geben, die sich, was den inneren Zustand der USA betrifft, so gut auskennen.

Karl

12. September 2025 12:13

Die beiden aktuell viel diskutierten brutalen Terrorereignisse/Mordfälle können als Botschaften an jeweils unterschiedliche Zielgruppen verstanden werden:
Die Botschaft des Terroranschlags auf die junge Ukrainerin richtet sich an jeden, die/der sich im öffentlichen Raum aufhält. Man kann sich seines Lebens nicht mehr sicher sein. Angst wird geschürt. Hilflosigkeit soll erzeugt werden: egal wer man ist und wo man ist, immer muss man damit rechnen, heimtückisch angegriffen, ja vernichtet zu werden. Das sichere Lebensgefühl weicht zunehmend ständiger Bedrohung.
Die Botschaft des Terroranschlags auf Charly Kirk richtet sich dagegen an jeden Politiker oder Medienschaffenden mit großer Reichweite: jede erfolgreiche antiglobalistische, antisozialistische Regung soll im Keim von Beginn an erstickt werden. Alle Betroffene dieses Personenkreises müssen um ihr Leben bangen und noch mehr Sicherheitsvorkehrungen treffen.
Wie kann realistisch gegen diese Bedrohungen vorgegangen werden? Ist demütiges Erdulden hier die einzige Option?

Friedrich Lagerfeld

12. September 2025 12:28

Dafür, sich das anzusehen spricht: dass man sieht, worauf sich die beklemmende  pogromistische Wonne in weiten Kreisen des westlichen Linkspopulismus bezieht.
Dann wirkt es allerdings gleich doppelt niederschmetternd, weil man diese Leute sonst ja eher in einer performativen Angeödetheit (aka ennui) erlebt. Und nicht im Traum darauf käme, dass die woken Motzkis des Daseins auch einen Zugang zu wonnehaften Glücksgefühlen haben könnten. Zu einer schaurigen Schadenfreude-Ekstase, die - angestossen aus der Anglo-Welt - alle jouissance (frz. für Wonne) in ein gemäßigt mediterranes Hintertreffen befördert.
Erst so ein Nosferatu für das falsche Flüchtlingkind und dann der Sniper-Tod mitten im Dialogformat "proof me wrong" (allzu-westl. für frank & frei: Leben mit Linken).

Liselotte

12. September 2025 12:50

Grausig. Danke für die Beschreibung, ich möchte es mir nicht anschauen. Zwar ist es in den USA seit jeher gewalttätiger als hier, aber Morde im ÖPNV gab es auch schon bei uns. Diese sind besonders verstörend, weil man kaum etwas dagegen unternehmen kann. Am ehsten noch den Messerer mit Tasche oder Koffer abwehren - aber wer ist dafür noch wach und stark genug am späten Feierabend.

Maiordomus

12. September 2025 13:22

@Sandstein. Ja, Lichtmesz. Er gehört zu den substanzprägenden Stimmen dieser Seite, jeder Beitrag unverwechselbar und nicht auf irgendwelchen Klischees beruhend. Es wäre gut, jemand würde über Russland und die Ukraine so viel kulturellen Hintergrund kennen wie er über Amerika. Aber diese Mitschreiber sind, wie einer, mit dem ich besonders in interessantem Kontakt stand, jetzt leider verstorben. 

Rheinlaender

12. September 2025 13:55

In Deutschland gibt es im Durchschnitt ca. jeden Tag eine Straftat gegen das Leben, die mutmaßlich von einem irregulären Migranten als Täter verübt wird. Bei Körperverletzung sind es rund 150 pro Tag, bei Raub 15 und Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung rund 20. Die aktuellsten Zahlen stammen aus 2023 und hatten damals Zuwachsraten von teilweise mehr als 20 Prozent pro Jahr. 
Das im Beitragsbild eingefangene Grauen wiederholt sich somit nur im Zusammenhang mit einer einzigen Gruppe von Tatverdächtigen, deren Präsenz in Deutschland vermeidbar gewesen wäre, jeden Tag hundertfach in diesem Land.
Man sollte dieses Bild jedem schenken, der in einer verantwortlichen Position zu den entsprechenden Bedingungen beigetragen hat oder immer noch beiträgt, auf dass er nicht vergesse, was er angerichtet hat. Vor allem bei Kirchenleuten sollte man ja davon ausgehen, dass ihnen bewusst ist, dass wir uns irgendwann vor einem höheren Richter verantworten werden. Niemand wird sagen können, er habe von nichts gewusst.

Franz Bettinger

12. September 2025 14:44

Hat sich mal einer gefragt, ob solche Video-Aufnahmen zufällig entstehen. Oder doch mit Vorwissen? Und was würde das bedeuten? 

Le Chasseur

12. September 2025 15:24

@Franz Bettinger
"Hat sich mal einer gefragt, ob solche Video-Aufnahmen zufällig entstehen. Oder doch mit Vorwissen? Und was würde das bedeuten?"
Überwachungskameras in Fahrzeugen des ÖPNVs sind doch mittlerweile Standard.

RMH

12. September 2025 16:11

"Hat sich mal einer gefragt, ob solche Video-Aufnahmen zufällig entstehen."
@F.B., ich kenne natürlich nicht den konkreten ÖPNV des Tatorts, aber für die Großsstadt London hatte ich vor ca. 20 Jahren einen kleinen Einblick. Dort wird schon seit mindestens 25 Jahren alles bis hinein in die Doppeldecker-Busse Video-überwacht und aufgezeichnet. Ähnliches dürfte für die USA gelten, zumal die Technik mittlerweile günstig geworden ist. Und wenn dann eine Tat geschehen ist, dann muss man lediglich sich die Aufnahmen aus dem konkreten Wagen anschauen. Die Frage ist dann eher, wer von denen, die Zugriff auf die Aufnahmen hatte, hat das "durchgestoßen" (ein Begriff, der bei dieser Tat natürlich einem kurz die Luft wegnimmt) - und was wird alles nicht "gezeigt"? Die Aufnahmen entstehen nicht zufällig, sondern permanent bei Betrieb des Verkehrsmittels. Eine weitere Frage ist dann, ist es "zufällig", dass es dem Täter egal ist oder legt er es darauf an oder, oder, oder ...
PS: Die permanente Überwachung wird dabei stets mitgeteilt. Also es finden sich überall die bekannten cctv- Aufkleber etc. so dass das auch keine großen Geheimnisse sind, von denen ich schreibe - scheint Täter aber mittlerweile nur wenig zu beeindrucken, von Abschreckung will man gar nicht mehr erst anfangen zu schreiben ... 

Rheinlaender

12. September 2025 16:13

@Franz Bettinger
Solche Videos entstehen in der Tat nicht zufällig, sondern nur dort, wo zuvor eine CCTV-Kamera verbaut wurde. Der Einsatz solcher Kameras ist im ÖPNV gängige Praxis. Der Einbau geschieht bei Nahverkehrszügen in der Regel auf Grundlage eines zuvor entstandenen Lastenhefts im Zuge der Montage des Schienenfahrzeugs. Das Video zeigt mutmaßlich einen Siemens S 70, der nur bis 2017 produziert wurde, so dass Vorwissen über die Tat spätestens zu diesem Zeitpunkt vorgelegen haben müsste. Sicherlich gibt es naheliegendere und plausiblere Hypothesen für die Erklärung des Geschehens als die Annahme eines solchen Vorwissens.

Daniel

12. September 2025 16:29

@ Franz Bettinger: Nein, die entstehen nicht zufällig, weil das dem Prinzip von Überwachungssystemen, wie sie in vielen Stadtbahnen fest installiert sind, widersprechen würde.Das verlinkte Bild ist übrigens geradezu schauderhaft ikonisch: Der dunkle Kapuzenmann, das Gesicht nur fratzenhaft zu erahnen, und davor, in sich gekauert, die junge, blonde Frau, die wahrscheinlich soeben begreift, dass sie dem leibhaftigen Tod begegnet ist.

Friedrich Lagerfeld

12. September 2025 17:46

@Frank B. Überwachungskameras. Entstanden sind die Aufnahmen routinemäßig. Schwierigkeiten gab es um die Freigabe wg. der Reputation von Wohnsitzlosen, gemäß der angenommenen primär "gelesenen" Täter-Optik.
Trump, FBI & Utah-Gov. melden Festnahme von Verdächtigem mit Antifa-Folklore. Nach Selbstbezichtigung & übereinstimmend mit bisherigen Verdachtsmerkmalen.

Für diesen Beitrag ist die Diskussion geschlossen.