Mir geht es um das Codewort, das “Geheimzeichen”. Es macht mich rasend, daß sogar offizielle Behörden zur Anwendung von Codes raten, wenn eine Frau in Not ist! (Daß der Codewortbedüftige im Bürener Fall ein Männlein war – eine Petitesse.)
Der 25. November war der „Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“. (Was allein in der Diktion an die vielfältigen Motto-Tage in der DDR erinnert.) Stets die gleiche Leier: Der gefährlichste Platz für Frauen seien die eigenen vier Wände, und: „Femizide“- angeblich typisch für „unser patriarchalisches System“.
Verschwiegen wird das Offensichtliche: Femizide sind allermeist „Ehrenmorde“ mit islamischem Hintergrund, und das Messer wird durchaus häufig und zunehmend gegen Frauen im öffentlichen Raum erhoben, und hier haben wir auch ganz ähnliche Tatmotive, wie in diesem traurigen Interview gezeigt wird.
Die Rede und den Rat zu „Geheimzeichen“, mit denen eine Frau ihre aktuelle Bedrohung anzeigen soll, halte ich für völlig falsch und eine ganz verkehrte Botschaft. Ich bin eine strikte Gegnerin solcher “Geheimzeichen.”
Die „Polizei Bayern“ postete am 25. November einen Clip , in dem folgendes nachgestellt wird: Ein Polizeiteam wird gerufen, weil es anscheinend handfesten Ärger gibt in der Nachbarwohnung. Polizisten klingeln. Eine Frau mit sichtbaren Verletzungen im Gesicht öffnet und sagt, es sei alles okay. Sie sei nur gestolpert. Beim Schließen der Tür macht sie ein „Geheimzeichen“, und daraufhin stürmen die Polizisten die Bude.
Polizei Bayern:
Manche Frauen können nicht laut um Hilfe rufen. Doch sie zeigen ein Zeichen – still aber deutlich: – Handfläche nach vorn – Daumen in die Handfläche – Finger darüber schließen. Nicht wegsehen, helfen!
Es gibt dutzende, nein, hunderte Clips dieser Art: Frauen gehen in „Umarmung“ mit einem Mann durch die Stadt, aber hinterlassen für ihre Umgebung das „Geheimzeichen“ und werden dann gerettet.
Bitte: Das ist ganz großer Quark! Es gibt toxische Beziehungen, die so höllisch verstrickt sind, daß es schier kein Auskommen gibt, wo die Manipulation längst die Oberhand gewonnen hat. (Ich bezweifle übrigens, daß es nur Frauen sind, die unter solchen systemischen Mesalliancen leiden.) Solche Menschen machen kein “Handzeichen”, weil sie als Opfer längst Teil der Maschinerie sind. Sie werden den unterdrückenden, schlagenden Partner auf Teufel-komm-raus verteidigen und “Gründe” gefunden haben, warum sie die schlechte Behandlung verdienen.
Wenn eine Frau in höchster Not ist, dann duldet sie es entweder, weil sie den gewalttätigen Mann immer noch als eigentlichen Retter begreift und/oder komplizierte Loyalitätskonflikte zu bewältigen hat. Hier sollte man ansetzen. Nach meiner Einschätzung betrifft das massenhaft Frauen. (Sage ich als Anti-Feministin.)
Wenn Sie wirklich raus will aus der Lage: hat sie zu schreien, laut zu werden. Und nichts anderes. Es gibt keinen Geheimweg raus.
Was soll bitte ein „Geheimzeichen“? Und wie soll es nach diesem “Geheimzeichen” übrigens weitergehen? Eine (womöglich) schon länger geknechtete Frau offenbart sich dadurch, und dann? Es verlagert den Konflikt auf eine amtliche, juristische Ebene, und das ist dermaßen schräg wie der Tatbestand „Vergewaltigung in der Ehe“!
Ich hab mal, als Siebzehnjährige oder so, das extrem laute Schreien gelernt. Gellend! Schrill! Kursleiterin war eine Lesbe, die Männer haßte. Egal. Du schreist einfach, wenn es Dir ans Leder geht. Und es muß Dir NIE peinlich sein. Das ist wichtig. Hysterie ist was anderes. Sei niemals hysterisch.
Ja, ich hatte etliche solcher Momente. War teils doch peinlich, in der Öffentlichkeit übergriffige Männer anzuschreien. Du erhältst ja auch nicht spontane Zustimmung von Umstehenden, eher peinliches Kopfschütteln. Aber im Rückblick weißt Du: DAS war Ehre.
Ich würde nie ein „Geheimzeichen“ gebrauchen, und ich halte solche Ratschläge für wirklich fatal. Ich habe dies auch meinen Töchtern weitergegeben: Laut sein. Keine Geheimzeichen. Die sind für Loserinnen.
Ein gebuertiger Hesse
Ja, das in der Not auzurufende Wort heißt HILFE!, denn das versteht jeder (der hier schon 'ne Weile lebt), irgendwelche vom Eigentlichen verwirrenden Szene-Begriffe dagegen NICHT - vielleicht sind sie zu diesem Zweck sogar konzipiert worden.