Weihnachten: Sommerfeld empfiehlt

Lesen - "Ehren wir ihn, indem wir in seinen Büchern lesen", schreibt Gerd-Klaus Kaltenbrunner über einen seiner geistigen Vorgänger, Theodor Haecker, denn, so fährt er im Autorenporträt dieses vergessenen katholischen Schriftstellers mit den Worten T.S. Eliots fort, seine Werke trügen "den dreifachen Adel der Schönheit, der Wahrheit und der Güte".

Caroline Sommerfeld ist promovierte Philosophin und dreifache Mutter.

Kal­ten­brun­ner ist nicht nur der unver­ges­se­ne kon­ser­va­ti­ve Publi­zist, als den ihn gewiß vie­le Leser ken­nen (das Büch­lein Eli­te ist Teil der Rei­he kapla­ken), son­dern er ist der Autoren­por­trät­ver­fas­ser schlechthin.

“Das Abend­land in Por­träts sei­ner geis­ti­gen Ret­ter” könn­te man das Buch nen­nen, das ich Ihnen heu­er zuerst zu Weih­nach­ten emp­feh­len möch­te. Von sei­nem Her­aus­ge­ber Micha­el Hage­böck hat es den tref­fen­den Unter­ti­tel “Gehei­lig­te Kul­tur – gelieb­te Hei­mat” bekommen.

Die im Ares-Ver­lag wie­der­ver­öf­fent­lich­ten Euro­pa-Bän­de Kal­ten­brun­ners wer­den hier fort­ge­setzt: Das Mate­ri­al besteht fast kom­plett aus in Zeit­schrif­ten publi­zier­ten Tex­ten aus dem bis­her unzu­gäng­li­chen Nach­laß des zurück­ge­zo­gen leben­den Uni­ver­sal­ge­lehr­ten (1939–2011). Ich nen­ne nur ein paar Namen, gro­ße und klei­ne, um Sie auf die Suche zu schi­cken. Stö­bern und aus­gra­ben müs­sen Sie dann – am bes­ten wäh­rend der Rau­näch­te – selbst: Jako­bus der Älte­re, Don Juan d’Aus­tria, Fried­rich Schle­gel, Anna Katha­ri­na Emme­rick, Lud­wig Der­leth, Hugo Ball …

Acht Auf­sät­ze über den Abend­land­be­griff, Iko­nen, Klas­si­ker und die Patro­ne der Bücher­freun­de run­den die Samm­lung ab. Ehren wir Kal­ten­brun­ner, indem wir in sei­nen Autoren­por­träts lesen, wodurch wir selbst­ver­ständ­lich umso mehr die Por­trä­tier­ten ehren!

Gerd-Klaus Kal­ten­brun­ner: Abend­land. Gehei­lig­te Kul­tur, gelieb­te Hei­mat. 504 Sei­ten, 25 € – hier bestel­len.

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Ler­nen – Als ich mei­nem Mann das dicke, hell­blaue Buch auf mei­nem Schreib­tisch zeig­te, und ihm erzähl­te, daß der Her­aus­ge­ber zehn Jah­re lang den alten Volks­ka­te­chis­mus von Franz Spi­ra­go über­ar­bei­tet habe, zum Bei­spiel zum 6. Gebot, wo es 1926 um frei­zü­gi­ge Bild­chen in Schau­fens­ter­aus­la­gen und das Kino ging, sich heu­te aller­dings die Abgrün­de des Inter­nets mit einem Klick auf­tä­ten, frag­te er: “Ist der ein Zensor?”

Mit­nich­ten – es han­delt sich recht eigent­lich um das Gegen­teil von Zen­sur. Denn die­se exe­ku­tiert sche­ma­tisch Nor­men. Ein guter Kate­chis­mus dage­gen macht sich die Mühe, den Leu­ten die­se Nor­men erst ein­mal zu erklä­ren. Das geht nicht, ohne wirk­lich gute Grün­de für jede ein­zel­ne zu lie­fern. Kate­chis­mus­aus­wen­dig­ler­nen war ges­tern, Kate­chis­mus­ver­ste­hen ist heute.

Ich muß sagen: Die zehn Jah­re haben sich gelohnt! Im Kapi­tel zum 8. Gebot (“Du sollst kein fal­sches Zeug­nis geben”) etwa fin­det sich ein völ­lig neu­es Unter­ka­pi­tel zur Künst­li­chen Intel­li­genz, das phi­lo­so­phisch fun­diert die “Umfor­mung des Men­schen” von außen und von innen und die Ver­fäl­schung der Wahr­neh­mung durch Schein­rea­li­tät mit­tels der KI begrün­det, und sich dabei auf den hl. Tho­mas von Aquin, Jac­ques Ellul und Heid­eg­ger beruft.

Der katho­li­sche Glau­bens­schatz nach Franz Spi­ra­go ist also weit mehr als ein Lehr­buch oder Nach­schla­ge­werk, eher ist er eine Art “Sum­ma” ewig­keits­ge­sät­tig­ter Ant­wor­ten auf die Fra­gen jetzt­zeit­ge­plag­ter Gläu­bi­ger und Suchender.

Hirn­tod? Dro­gen? Poli­ti­sche Ideo­lo­gien? Alles drin. Sex, Zöli­bat? Da wird sogar Rai­ner Lang­hans zitiert. In einem Satz wie “Heut­zu­ta­ge leben vie­le Men­schen in Tod­sün­den, weil sie jene, die ande­rer poli­ti­scher Gesin­nung sind, has­sen und um ihre Exis­tenz zu brin­gen suchen” kommt das Cha­rak­te­ris­ti­sche die­ses Kate­chis­mus zum Aus­druck: ein aktu­el­les Phä­no­men wie die Can­cel Cul­tu­re wird mit dem Maß­stab der kirch­li­chen Leh­re gemes­sen und verurteilt.

Die kla­re und volks­tüm­lich Spra­che des “alten Spi­ra­go” klingt auch durch die neu­en Tei­le – was auf eine wirk­lich durch­dach­te Neu­be­ar­bei­tung rück­schlie­ßen läßt, die ich hier­mit nach­drück­lich empfehle.

Der katho­li­sche Glau­bens­schatz nach Franz Spi­ra­go, 1320 S., 49 € – hier bestel­len.

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Schau­en – Man braucht, sobald man Kin­der oder Enkel im Alter von sechs bis zehn Jah­ren hat, ganz drin­gend in jedem Advent ein Vor­le­se­buch mit 24 Geschich­ten. Wenn der Advent als sol­cher ernst­ge­nom­men wer­den soll, statt bloß mit Kon­sum­ar­ti­keln (ich sage nur: Playmo‑, Lego‑, und spä­ter Pro­te­in- und Bier­ad­vents­ka­len­der) voll­ge­stopf­te War­te­zeit zu sein, dann muß ein gutes christ­li­ches Vor­le­se­buch her.

Ganz unge­bro­chen (Vor­kon­zils­zeit, dazwi­schen liegt echt ein Kul­tur­bruch!), ist Sophie zu Eltz’ Unter dem Advents­kranz. Der Ver­lag Reno­va­men hat das 1952 erschie­ne­ne Buch nicht als Fak­si­mi­le, son­dern in einer behut­sam erneu­er­ten Schrift­ge­stal­tung, aber mit den Ori­gi­nal­bil­dern von Han­na Hel­wig in die­sem Jahr wie­der herausgebracht.

Die zahl­rei­chen Kin­der, denen hier jeden Tag eine Geschich­te erzählt wird, hei­ßen Ilse und Peter, Frie­da und Otto usw. und “die Klei­nen” (denen kann man eben noch nicht vor­le­sen). Die alten Namen kom­men wie­der, wenn eine Gene­ra­ti­on ausstirbt.

Mär­chen, Hei­li­gen­le­gen­den, Tier­ge­schich­ten und ein (auf­führ­ba­res) Krip­pen­spiel ster­ben nie­mals aus. Und in jeder Gene­ra­ti­on hören Kin­der das ers­te Mal von Josef und Maria und dem Jesus­kind – Gegen­warts­kin­der­li­te­ra­tur irrt gewal­tig, wenn sie glaubt, auch Sechs­jäh­ri­ge wären post­mo­dern. Unter dem Advents­kranz war­tet etwas glücks­ver­hei­ßend Zeit­lo­ses auf sie.

Sophie zu Eltz: Unter dem Advents­kranz , 168 Sei­ten, 18 €– hier bestellen.

Caroline Sommerfeld ist promovierte Philosophin und dreifache Mutter.

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Kommentare (1)

Dietrichs Bern

5. Dezember 2025 15:09

Vielen Dank für die Empfehlungen, den Glaubensschatz habe ich als Neukatholik gerade für mich zu Weihnachten bestellt. Eine gesegnete Adventszeit.