Kaltenbrunner ist nicht nur der unvergessene konservative Publizist, als den ihn gewiß viele Leser kennen (das Büchlein Elite ist Teil der Reihe kaplaken), sondern er ist der Autorenporträtverfasser schlechthin.
“Das Abendland in Porträts seiner geistigen Retter” könnte man das Buch nennen, das ich Ihnen heuer zuerst zu Weihnachten empfehlen möchte. Von seinem Herausgeber Michael Hageböck hat es den treffenden Untertitel “Geheiligte Kultur – geliebte Heimat” bekommen.
Die im Ares-Verlag wiederveröffentlichten Europa-Bände Kaltenbrunners werden hier fortgesetzt: Das Material besteht fast komplett aus in Zeitschriften publizierten Texten aus dem bisher unzugänglichen Nachlaß des zurückgezogen lebenden Universalgelehrten (1939–2011). Ich nenne nur ein paar Namen, große und kleine, um Sie auf die Suche zu schicken. Stöbern und ausgraben müssen Sie dann – am besten während der Raunächte – selbst: Jakobus der Ältere, Don Juan d’Austria, Friedrich Schlegel, Anna Katharina Emmerick, Ludwig Derleth, Hugo Ball …
Acht Aufsätze über den Abendlandbegriff, Ikonen, Klassiker und die Patrone der Bücherfreunde runden die Sammlung ab. Ehren wir Kaltenbrunner, indem wir in seinen Autorenporträts lesen, wodurch wir selbstverständlich umso mehr die Porträtierten ehren!
Gerd-Klaus Kaltenbrunner: Abendland. Geheiligte Kultur, geliebte Heimat. 504 Seiten, 25 € – hier bestellen.
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Lernen – Als ich meinem Mann das dicke, hellblaue Buch auf meinem Schreibtisch zeigte, und ihm erzählte, daß der Herausgeber zehn Jahre lang den alten Volkskatechismus von Franz Spirago überarbeitet habe, zum Beispiel zum 6. Gebot, wo es 1926 um freizügige Bildchen in Schaufensterauslagen und das Kino ging, sich heute allerdings die Abgründe des Internets mit einem Klick auftäten, fragte er: “Ist der ein Zensor?”
Mitnichten – es handelt sich recht eigentlich um das Gegenteil von Zensur. Denn diese exekutiert schematisch Normen. Ein guter Katechismus dagegen macht sich die Mühe, den Leuten diese Normen erst einmal zu erklären. Das geht nicht, ohne wirklich gute Gründe für jede einzelne zu liefern. Katechismusauswendiglernen war gestern, Katechismusverstehen ist heute.

Der katholische Glaubensschatz nach Franz Spirago ist also weit mehr als ein Lehrbuch oder Nachschlagewerk, eher ist er eine Art “Summa” ewigkeitsgesättigter Antworten auf die Fragen jetztzeitgeplagter Gläubiger und Suchender.
Hirntod? Drogen? Politische Ideologien? Alles drin. Sex, Zölibat? Da wird sogar Rainer Langhans zitiert. In einem Satz wie “Heutzutage leben viele Menschen in Todsünden, weil sie jene, die anderer politischer Gesinnung sind, hassen und um ihre Existenz zu bringen suchen” kommt das Charakteristische dieses Katechismus zum Ausdruck: ein aktuelles Phänomen wie die Cancel Culture wird mit dem Maßstab der kirchlichen Lehre gemessen und verurteilt.
Die klare und volkstümlich Sprache des “alten Spirago” klingt auch durch die neuen Teile – was auf eine wirklich durchdachte Neubearbeitung rückschließen läßt, die ich hiermit nachdrücklich empfehle.
Der katholische Glaubensschatz nach Franz Spirago, 1320 S., 49 € – hier bestellen.
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Schauen – Man braucht, sobald man Kinder oder Enkel im Alter von sechs bis zehn Jahren hat, ganz dringend in jedem Advent ein Vorlesebuch mit 24 Geschichten. Wenn der Advent als solcher ernstgenommen werden soll, statt bloß mit Konsumartikeln (ich sage nur: Playmo‑, Lego‑, und später Protein- und Bieradventskalender) vollgestopfte Wartezeit zu sein, dann muß ein gutes christliches Vorlesebuch her.

Die zahlreichen Kinder, denen hier jeden Tag eine Geschichte erzählt wird, heißen Ilse und Peter, Frieda und Otto usw. und “die Kleinen” (denen kann man eben noch nicht vorlesen). Die alten Namen kommen wieder, wenn eine Generation ausstirbt.
Märchen, Heiligenlegenden, Tiergeschichten und ein (aufführbares) Krippenspiel sterben niemals aus. Und in jeder Generation hören Kinder das erste Mal von Josef und Maria und dem Jesuskind – Gegenwartskinderliteratur irrt gewaltig, wenn sie glaubt, auch Sechsjährige wären postmodern. Unter dem Adventskranz wartet etwas glücksverheißend Zeitloses auf sie.
Sophie zu Eltz: Unter dem Adventskranz , 168 Seiten, 18 €– hier bestellen.

Dietrichs Bern
Vielen Dank für die Empfehlungen, den Glaubensschatz habe ich als Neukatholik gerade für mich zu Weihnachten bestellt. Eine gesegnete Adventszeit.