In Moskau. Teil 1: Vorträge

Man verbringt eine schäbige Halbnacht in Belgrad und landet in Moskau gegen Mittag. Die Uhr springt um zwei Stunden nach vorn, im Flughafen funktioniert kein Roaming, aus Sicherheitsgründen. Frauen und Männer in Uniform und mit handtellergroßen Abzeichen und Orden prüfen Gepäck und Paß, und währenddessen stehen ihre Schulterklappen ab wie Patches von Angebern, die Markenware tragen.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Der Krieg, den Ruß­land führt, ist abwe­send. In den kom­men­den Tagen, die ich in Mos­kau ver­brin­gen wer­de, wird weder Kriegs­wirt­schaft zu spü­ren sein, noch gehen jun­ge Män­ner mit erns­tem Gesicht durch jene zivi­le Frist, die ihnen ein Auf­schub gewäh­ren wür­de. Sie schlur­fen durch Mos­kau wie durch Ber­lin, es ist der­sel­be Typ, sie wer­den nicht rekru­tiert wer­den, man wird ihnen ihre Han­dys und ihr Leben lassen.

Die Nati­on im Krieg – es war in der Haupt­stadt wirk­lich nichts davon zu sehen und zu spü­ren, selbst am Kreml nicht, auf den ich zwei Tage spä­ter zuwan­der­te, um ihn mit Filipp Fomit­schow zu umrun­den. Ein biß­chen Mili­tär­po­li­zei, außer­dem Sicher­heits­schleu­sen in den U‑Bahnhöfen und an den Ein­gän­gen in Ein­kaufs­zen­tren. Jedoch gibt es das schon immer, spä­tes­tens seit den isla­mis­ti­schen Anschlä­gen, die Mos­kau vor andert­halb Jahr­zehn­ten erschütterten.

Im gesichts­lo­sen Mer­cu­re-Hotel in der Bau­mans­ka­ja war es, als wäre man in Ber­lin oder Wien – und hät­te ver­säumt, etwas Eigen­tüm­li­ches zu buchen. So nun das Bett und das Früh­stück: wie über­all, bloß war­me Wür­fel­chen Roter Bete und ein biß­chen schman­di­ge Pfann­ku­chen, alles ande­re nicht anders als anders­wo in Euro­pa, und eben kein Man­gel, kei­ne Ratio­nie­rung, weil etwa die Front etwas bräuchte.

War also auf Ein­la­dung Filipp Fomit­schows dort, der wie­der­um im Rah­men sei­ner wis­sen­schaft­li­chen Arbei­ten über den deut­schen Kon­ser­va­tis­mus der Nach­kriegs­zeit auf Leh­nert und mich stieß und eini­ge Mona­te in Deutsch­land forschte.

Für den ers­ten Abend war ein öffent­li­cher Vor­trag ange­setzt, das The­ma: “Die Lage in Deutsch­land 2025”, und ich hat­te gegen 22 Uhr vor knapp 200 Hörern lan­ge refe­riert und vie­le gute, teils auf Deutsch vor­ge­brach­te Fra­gen beant­wor­tet. Der Ort: eine zum Ver­an­stal­tungs­raum umge­bau­te Fabrik, top­mo­dern, läs­sig, man denkt an Bands und lau­te Musik und coo­le Leute.

Fomit­schow führ­te ein. Im Publi­kum war das Inter­es­se an Deutsch­land und sei­ner Lage echt, es war drän­gend, nicht nice to know, nicht so ein Abend­ver­brin­gen wie sonst oft, son­dern Wiß­be­gier und ein ehr­li­ches Erstau­nen dar­über, daß ein Deut­scher mit poli­ti­scher Bio­gra­phie antanzt und ganz anders ist, als Wiki­pe­dia es behaup­tet: die­se Platt­form mit dem wider­li­chen Ton einer selbst­ge­fäl­li­gen Torwächter-Neutralität.

Ehr­li­ches Erstau­nen, frap­pie­ren­de Offen­heit: Nach Vor­trag und Ant­wor­ten kamen spät Hörer und sag­ten, sie hät­ten vie­les erwar­tet, bloß nicht einen Vor­trag und Ant­wor­ten von sol­cher Ambi­va­lenz und Suche, so etwas grund­sätz­lich Deut­sches, Unpa­the­ti­sches, einen so kla­ren deut­schen Stand­punkt; bloß sei ein wenig zu wenig gelacht wor­den, und: wo man das nach­ho­len könne.

Mir fehl­te nach der schlaf­lo­sen Nacht und dem Mara­thon in der zu einem moder­nen Ver­an­stal­tungs­ort aus­ge­bau­ten Fabrik­hal­le die Kraft (den Dol­met­schern ganz sicher auch!), und so ließ ich mich von den Fomit­schows zu einer Fisch­sup­pe in den elf­ten Stock eines sowje­ti­schen Wohn­blocks ein­la­den. Sie war köst­lich, sie stärk­te und wärm­te, und wäh­rend sie hoch­kö­chel­te, stu­dier­te ich die Cover rus­si­scher Jün­ger-Aus­ga­be im Taschen­buch und erblick­te trotz kla­rer, kal­ter Nacht über den Bal­kon hin­weg das Ende der Stadt nicht: Es woh­nen durch­aus sech­zehn Mil­lio­nen dort, aber man geht auch von zwan­zig aus – Ruß­lands glo­ba­ler Süden ist wie unse­rer einer, der sich zusam­men­zu­pfer­chen weiß und die Schat­ten­wirt­schaft in Schwung hält.

Wor­um ging es an die­sem ers­ten, lan­gen Tag? Es ging um ein rea­lis­ti­sches Bild der Lage, in der sich Deutsch­land als das im 20. Jahr­hun­dert dop­pelt zer­schla­ge­ne und wenigs­tens ent­lang eines Ris­sen wie­der zusam­men­ge­füg­te Land befindet.

Es ging um die spür­bar ande­re Men­ta­li­tät der ange­glie­der­ten ehe­ma­li­gen DDR. Sie ist im Aus­land nicht anders The­ma als in Deutsch­land selbst – so offen­sicht­lich anders sind das Wahl­ver­hal­ten und die Wei­ge­rung, sich dem west­li­chen Weg und sei­ner poli­ti­schen Aus­rich­tung ganz und gar anzugleichen.

Die­se “Nach­ah­mungs­skep­sis” ist nicht nur The­ma und Kern jenes bahn­bre­chen­den und erhel­len­den Buch Das Licht, das erlosch von Ivan Kras­tev und Ste­phen Hol­mes, das ich immer wie­der erwäh­ne und emp­feh­le – so auch in Mos­kau; auch Simon Strauß (um nur das jüngs­te Bei­spiel zu nen­nen) weist in sei­nem neu­en Buch auf einen Umstand hin, den wir längst zum The­ma mach­ten: In der Nähe. Vom poli­ti­schen Wert einer ost­deut­schen Sehn­sucht geht davon aus, daß nur aus der unsi­che­ren Auf­müp­fig­keit der Über­rum­pel­ten und von der west­li­chen Ver­schla­gen­heit Ernüch­ter­ten noch Impul­se für eine poli­ti­sche Wen­de aus­ge­hen können.

(Das ist hier alles ver­knappt notiert, aber ich ver­sprach den rus­si­schen Gast­ge­bern eine schrift­li­che Aus­ar­bei­tung, und das wer­de ich auch hier veröffentlichen.)

Die Fra­gen nach den Aus­füh­run­gen waren breit gestreut: Situa­ti­on der Kir­chen und des Glau­bens in Deutsch­land, Aus­rich­tung der AfD im Rich­tungs­streit zwi­schen Trans­at­lan­ti­kern und den Ver­tei­di­gern der deut­schen Mit­tel­la­ge und mög­li­chen Koali­ti­ons­part­nern; Par­al­le­len der Mas­sen­ge­sell­schaf­ten in Deutsch­land, Ruß­land und über­haupt über­all auf der Welt – also: Fra­gen nach Fort­schritts- und Konsumkritik.

Fra­gen nach der Unter­drü­ckung der Mei­nungs­äu­ße­rungs­frei­heit in Deutsch­land und nach Medi­en, die man als Rus­se wahr­neh­men sol­le, und zwar dann, wenn man kei­ner­lei Inter­es­se habe an jener pein­li­chen Anbie­de­rung deut­scher Ruß­lan­dro­man­ti­ker und rus­sisch gefüt­ter­ter Pro­pa­gan­dis­ten. Das war nun nicht schwie­rig, vor allem nicht ex nega­tivo von den­je­ni­gen abzu­ra­ten, die aus allem eine Kon­fron­ta­ti­on und zugleich ein Geschäft mach­ten: so abso­lut pro­rus­sisch und anti­west­lich, zugleich aber über­teu­er­te Trump- und Putin-Mün­zen im Sor­ti­ment, deren Kauf Wert­an­la­ge und Frei­heits­akt zugleich sein solle …

Manch­mal frag­te ich zurück: nach kon­kre­ter Zen­sur und alter­na­ti­ven Mei­nungs­räu­men in Mos­kau, nach der grü­nen Bewe­gung, dem Denk­mal­schutz, den alles domi­nie­ren­den und über­rol­len­den Lie­fer­diens­ten, der Gene­ral­ten­denz der Geschichtspolitik.

Die­ser Aus­tausch setz­te sich am nächs­ten Tag nach einem wei­te­ren Vor­trag fort. Er fand aber in kleins­tem Krei­se statt, ich refe­rier­te vor gela­de­nen Gäs­ten über die Ent­wick­lung der AfD und des­sen, was man als den vor­po­li­ti­schen Raum bezeich­net – über den Auf­bau bei­der Räu­me aus dem Nichts und die beson­de­re Ton­la­ge, die sich aus die­ser wie­der­um sehr beson­de­ren, inner­deut­schen Situa­ti­on ergebe.

Es waren in die­ser Run­de Spe­zia­lis­ten für die ita­lie­ni­sche und die us-ame­ri­ka­ni­sche kon­ser­va­ti­ve Poli­tik dabei, ein Exper­te für das Werk Carl Schmitts und einer, der sich vom Dugin-Anhän­ger zu einem sei­ner schar­fen Kri­ti­ker gewan­delt hat. (Auch Ernst Jün­ger war wie­der The­ma. Gera­de ist im Ver­lag Ad Mar­gi­nem die rus­si­sche Über­set­zung der kur­zen Erzäh­lung Sturm erschie­nen, und heu­te fin­det in Jaros­lawl eine Prä­sen­ta­ti­on des Werks statt, an der wie­der­um Filipp Fomit­schow betei­ligt ist.)

Es waren aber auch wel­che dabei, die sich dezi­diert mit den Per­spek­ti­ven rus­si­scher Außen­po­li­tik und der damit ver­bun­de­nen glo­ba­len Lage­ana­ly­se beschäf­ti­gen und nicht nur prä­zi­se nach­frag­ten, son­dern sehr offen und rea­lis­tisch auf mei­ne Fra­gen nach dem Krieg und den 28 Punk­ten des gera­de die­ser Tage vor­ge­leg­ten Frie­dens­plans ant­wor­te­ten. Das ist über­haupt eine Erfah­rung: Dort, wo es um etwas geht, hält man sich nicht mit Abtas­ten und Flos­keln auf, son­dern kommt zur Sache und strei­tet nichts ab, was offen­sicht­lich ist.

So war es in einem der Gesprä­che: Mit der ers­ten Fra­ge wur­de ein ande­rer Takt des Aus­tauschs ange­schla­gen, es ging knapp und direkt hin und her, und natür­lich hat­te ich wahr­ge­nom­men, wie inten­siv der Gesprächs­part­ner mit­no­tiert hat­te an Stel­len mei­ner Aus­füh­run­gen, deren Per­spek­ti­ve ihm neu war und die er noch ver­tie­fen woll­te. Das tat er dann, und daß es dazu rus­si­sche Häpp­chen gab und ein Glas Rot­wein, war Neben­sa­che, und erst nach drei Stun­den kam ich dazu, has­tig etwas davon nachzuholen.

Sol­che Atmo­sphä­re mag ich – über­haupt, wenn Leu­te das Essen ver­ges­sen über dem Gespräch, und zwar nicht auf­grund grund­sätz­li­cher Kost­ver­ach­tung (die ich über­haupt nicht mag!), son­dern in der Situation.

Aber dies zum Schluß: Ganz anders war das Gespräch am drit­ten Abend, nach einer Vor­trags­ver­an­stal­tung in den Räu­men des bereits erwähn­ten Ver­lags Ad Mar­gi­nem. Fomit­schow und Pro­fes­sor Alex­an­der Michai­low­skij tru­gen zur deut­schen Tra­di­ti­on der Tech­nik­kri­tik vor, und ich saß zwei­ein­halb Stun­den lang auf mei­nem Stuhl und ver­stand kaum ein Wort, konn­te aber die Posi­ti­on der Gedan­ken­füh­rung mit Nadeln mar­kie­ren – der Name Speng­ler fiel, dann Theo­dor Les­sing, Max Weber und Ernst Jün­ger, dann der von Fried­rich Georg und dann Moh­ler und Kal­ten­brun­ner und Gruhl.

Und dann fuh­ren wir ins Café Pusch­kin, und ich betrat eine Thea­ter­büh­ne, in der Kell­ner mit Zwi­cker ihre Rol­le spiel­ten, indem sie sich durch Getä­fel­tes schlän­gel­ten und vor­bei an über­manns­ho­hen Ein­bau­re­ga­len mit alten Büchern und Bil­dern und aller­lei Gerät immer neue Tel­ler balan­cier­ten: Borschtsch, klei­ne Pfann­ku­chen mit Kavi­ar, Sül­zen, ein­ge­leg­tes Gemü­se, Pel­me­ni, gefüllt mit Lamm und Rind, und dann ein sah­ni­ges Schau­kel­pferd­chen auf einem Tel­ler, aus dem jeder mit sei­nem Löf­fel sei­nen Anteil grub.

Es war ein Ver­le­ger­ge­spräch, über Auf­bau und Vor­lie­ben, über Dich­tung und die Ver­zau­be­rung der Welt, und gegen Mit­ter­nacht hat­te sich der Witz durch­ge­setzt, daß dies alles nur für mich auf­ge­baut wor­den sei, eine Kulis­se, ein Potem­kin­sches Dorf, die Kell­ner und die ande­ren Gäs­te arran­giert wie in der Tru­man-Show, und ob ich es nicht längst bemerkt hätte.

Von dort war es nur noch ein klei­ner Schritt zur magi­schen Rea­li­tät. Und auf dem Weg zurück ins gesichts­lo­se Hotel Mer­cu­re kam mir der Antai­os-Spruch von der Sei­ten­Wech­sel-Mes­se in den Sinn. “Nichts ist ver­lo­ren” – es kommt nur auf Per­spek­ti­ve und Fin­dig­keit an. Das hat­te mit Poli­tik nichts mehr zu tun, aber mit Leben­kön­nen sehr viel.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (55)

t.gygax

28. November 2025 12:41

Hochinteressant- da ich selbst Kontakte nach Russland pflege und froh über den Austausch bin. Und wie immer bei GK- hervorragend geschrieben, richtig gut. Nur eines stört inhaltlich: der völlig überflüssige und peinliche Seitenhieb gegen Elsässer/COMPACT....ist das ein bißchen Schnellrodaer Arroganz gegenüber dem eher einfach gestrickten Leserpublikum von Elsässer? Wenn, um GK zu zitieren, " das Vaterland in Gefahr ist" (Originalzitat), dann sollte man die eigenen Reihen zusammenhalten und sich nicht zum Werkzeug der Spaltung machen.

Old Linkerhand

28. November 2025 14:03

"Man wird den Schlurfern ihre Handys und ihr Leben lassen" Ist ja mittlerweile das gleiche, wie die meisten Zeitgenossen beweisen. 
Manche Dinge werden sich in Rußland hoffentlich nie ändern. Zu meiner Zeit der gleichen Typus russischer Beamte. Der durchschnittliche Russe ist ein lieber Kerl, frei von westlicher Durchtriebenheit und fast schon kindlicher Offenheit. Ich liebe sowas. Damals bin ich auch im Winter durch Moskau spaziert, aber ohne Mütze. Ungelogen, jede zweite Babuschka wollte mir ihre Tschapka schenken. Und dann diese Deutschfreundlichkeit..., trotz aller Desaster der letzten hundert Jahre.

Dieter Rose

28. November 2025 14:25

Ich beneide GK um diese Begegungen und wünsche Fortsetzung und Gelingen.            Und @O L: ich erinnere mich auch an unsere Begegnungen mit den jungen Studenten vor nun mehr als 20 Jahren in Tschernowitz: die Zukunftshoffnungen, fast naiv aber so offen...es ist zum Heulen, was da kaputtgemacht wurde und weiter wird.
 

Martha

28. November 2025 14:31

t.gygax hat meine Zustimmung beim Seitenhieb auf Compact. Wir sind wenige genug und sollten Kritik möglichst intern anbringen. Allerdings geht auch mir - als Compact-Leser - deren schon peinliches Anbiedern an Putins Russland viel zu weit. Da ist es entspannend, wie Herr Kubitschek sich angemessen und konstruktiv mit den Russen verständigt und das auch noch auf Augenhöhe. 

kikl

28. November 2025 16:51

„…und gegen Mitternacht hatte sich der Witz durchgesetzt, dass dies alles nur für mich aufgebaut worden sei – eine Kulisse, ein Potemkinsches Dorf…“ Dieser Satz war vermutlich der aufrichtigste und mutigste, den sie in Moskau gehört hatten. Denn selbstverständlich wurde ihnen nur das präsentiert, was sie sehen sollten.
Es ist wichtig, die Gesprächskanäle nach Russland offen zu halten. Aber man sollte sich vom Café Puschkin nicht blenden lassen: Das Café Puschkin ist nicht Moskau, und Moskau ist nicht Russland.
Dieser Krieg wird Russland sehr teuer zu stehen kommen. Was als „special military operation“ (auf Russisch meist „SVO“) begann, dauert inzwischen fast so lange wie der „Große Vaterländische Krieg“. Die Verluste der russischen Streitkräfte gehen in die Hunderttausende, konservativ geschätzt. Die prahlerische Inszenierung von Macht und Reichtum ist Teil des psychologischen Krieges. Russlands BIP (2,1–2,2 Billionen US‑Dollar) beträgt noch nicht einmal die Hälfte Deutschlands (4,7 Billionen US‑Dollar), während die Bevölkerung mit 144 Millionen weit größer ist als die Deutschlands (84 Millionen).
Die Zerstörung von etwa 20 % der Raffineriekapazität Russlands durch ukrainische Drohnen hat Putins Verhandlungsbereitschaft in diesem Jahr gewiss erhöht. Wir wollen hoffen, dass dies nun zu ernsthaften Verhandlungen führt und der Krieg endlich ein Ende findet.

RMH

28. November 2025 17:01

So viel Binnenpluralität darf auch gerne bei den sog. politischen Alternativen und Rechten sein, dass jemand, der ein Projekt vom Gehalt & Niveau einer Sezession seit über 20 Jahren mitverantwortet, ein kleines bisschen stichelt oder womöglich "arrogant" rüberkommt (einen solchen Standpunkt muss man sich schließlich auch erst hart erarbeiten). So eng ist unser Rettungsboot von der Steuerbordseite nun auch wieder nicht, dass man Kadaver-Solidarität üben müsste oder überall gleich einen Spalter am Ruder sehen muss. Im Gegenteil, noch ist die See zwar rauh, aber vom Sturm oder von Wellenbrechern sind wir aktuell verschont. Da darf man dann auch in aufgelockerter Sitzweise an den Riemen arbeiten und muss nicht zwangskuscheln.
Bin auf Teil 2 gespannt. Wenn einer eine Reise tut, so kann er was verzählen.

Prichpl

28. November 2025 17:38

Als emotionaler Mensch kann ich mit den faszinierend rational-philosophischen Kommentaren bei Sezession nicht mithalten. Das ist jetzt kein Nach-Komplimenten-Haschen. Es ist einfach so. Unglaubliches Engagement von GK und wie immer sind seine Eindrücke in schöner Sprache beschrieben. So und jetzt das Spontane und Emotionale: Möglicherweise könnten bei diesem wunderbaren deutsch-russischen Austausch die bayrischen Herzöge von Leuchtenberg - im Hintergrund agierend - mächtige Helfer und Vermittler sein. Taktisch oder gar strategisch zu bevorzugen (weil unser Land aktuell eben so ist, wie es ist) wäre eine erste Kontaktaufnahme zu dieser Familie sicher besser von Herrn Filipp Fomitschow zu tätigen. Ich würde es wagen. Gutes Gelingen!

Ernestine

28. November 2025 18:10

Ich halte den Seitenhieb auf Jürgen Elsässer auch nicht für zielführend. Ich habe die Compact abonniert - nicht weil sie meinem intellektuellen Niveau entspricht, sondern als Anerkennung für Elsässers politisches Engagement und aus Solidarität mit seinem Team, das eine sehr gute Arbeit macht. Ja, ich sehe auch manches kritisch. Was mich aber absolut überzeugt, ist die konsequente Unterstützung des "stramm rechten Lagers" und die Solidarität mit Björn Höcke. Aus diesen Grund sehe ich über manches hinweg. 

Diogenes

28. November 2025 18:44

@Martha
Genau deswegen, kaufe ich diese nicht mehr. Es ist mir zu dumm, was der Altmarxist da macht. Spricht mich nicht an. Aber um nicht als Spielverderber zu gelten: Heidi (2015). Wie einfach wäre es - nur durch unsere deutschen Jungen und Mädels - die Blase der Blöden zu durchstoßen. 
 
Mein Verlust ist meine Stärke. Unser Verlust ist unsere Stärke. Schöpfen aus dem was Verschüttet wurde. Erst aus dem Alten gewinnen wir Deutschen wieder Macht, wo machtgierige Kirchenobersten z.b. Uppsala germanisch-nordisches Erbe mit "Pest und Teufel" belegten. Beschäftige dich, ja nicht damit! ...Gleiche Zeit, anderer Kontinent. Südamerika. All die Tränen, als die Kirchenleute ihre Aufzeichnungen und wissenschaftlichen Erkenntnisse verbrannten und ihnen den Mund verboten über diesen "Raum" zu sprechen! ... 
Ich.. Jeder. Normale Mensch, muss unter Kenntniss dessen nieder gehen. Was dann aus diesem vielleicht aller Widersände durchbricht, sollte Anhör gewinnen. Den Trotz innerer Anlage zum Zeitgeschehen der da eben wie in M. Ende Geschichten 1:1 beschrieben wird. Was ist das Ziel? Und war dieses Ziel auch schon das Ziel der "Nazis"? Also nähert man sich dem "Naz-Ziel" nicht an, wenn man... Lassen wir das. Leute. Menschen. Völker. - nähert euch uns nicht, könnte man schreiben. Aber keiner dieser kleinen Ameisen wird den Stiefel sehen, der da mal auftritt, egal als was sich die da einige Geisteskranke selbst bezeichnen. 

Gracchus

28. November 2025 19:30

Der Seitenhieb auf Compact ist mir entgangen. 
Was Anderes (zu den letzten beiden Absätzen): Als Liebhaber russischer Literatur - wie schwul das schon klingt - frage ich mich, wie ist es denn um die zeitgenössische russische Literatur bestellt. Was im Westen ankommt, weckt nicht mein sonderliches Interesse. Übersehe ich wen? Gibt es vielleicht hervorragende zeitgenössische Autoren, die noch gar nicht übersetzt sind? Plant Antaois da was? 

Valjean72

28. November 2025 19:41

Vielen Dank für diesen komprimierten Reisebericht. Es erfüllt mich schon mit Freude und auch mit Zuversicht, dass als deutsche Stimme Götz Kubitschek eingeladen, ihm zugehört und Fragen betreffend Deutschland an ihn gestellt wurden.

Franz Bettinger

28. November 2025 19:43

@Kickl: Wer zählt die Gefallenen im Krieg? Es sind die Kompanie-Chefs. Immer und überall nur die. Wer denn sonst! - Alle Zahlen, die auf anderen Quellen beruhen, sind Propaganda. Die Zahlen, die von den Bataillonen an den Stab und von dort an die Führung gemeldet werden, kennt keiner, schon gar nicht die Lügenpresse. Oder sehe ich das falsch? Was soll immer wieder das Jonglieren mit abstrusen Zahlen?

kikl

28. November 2025 20:26

@Franz Bettinger
"Wer zählt die Gefallenen im Krieg?" Natürlich sind diese Zahlen ungewiss. Laut "The Moscow Times" wurden bis zum Juli 2024 120.000 russische Soldaten getötet. Das ist gewiss genauso ein Potemkinsches Dorf wie das Café Puschkin. 
Laut einem Bericht der UK Defence Intelligence erlitt Russland insgesamt seit Beginn der Invasion etwa 1.118.000 Gefallene und Verwundete. Das dürfte in Anbetracht des verlustreichen Stellungskriegs realistischer sein. Wenn ich von hunderttausenden gefallenen Soldaten ausgehe, dann ist das eine konservative Schätzung.
Es gehört zum psychologischen Krieg, den eigenen Sieg als gewiss und die Niederlage des Gegners als unausweichlich darzustellen. Wenn der Feind an die eigene Niederlage glaubt, dann hat man gewonnen. Das ist das Lied Russlands seit 4 Jahren. Nur wird der Krieg nicht durch minimale Geländegewinne in einem verlustreichen Stellungskrieg entschieden. Mehr kann Russland allerdings seit langem nicht vorweisen.
Wie wurde der Stellungskrieg im 1. Weltkrieg entschieden? Durch den Zusammenbruch der "Heimatfront". Das galt für Russland - Revolution - genauso wie für Deutschland. Dieser Krieg wird auf dem Schlachtfeld der Propaganda gewonnen, weil beide Seiten militärisch nicht siegen können.

ede

28. November 2025 20:58

Man weiß wenig vom aktuellen Russland, jedenfalls auch nicht mehr als von China und Brasilien. 
Einiges weiß ich freilich aus dem Russland der Sowjetunion. Nämlich, das die Russen mit ihrem System und Leben ähnlich zufrieden waren wie wir als Deutsche aus der DDR. 
Sicher waren wie üblich im Ostblock Westdeutsche die interessanteren Gesprächspartner, wie wir lebten und dachten wussten sie selber.
Ja, Polen und Chechoslowakei, da traf man auch als junger Mensch gelegentlich auf antideutsche, unerklärliche Stimmungen. In Russland nie.
Ich bin gespannt auf die ausführlichen Reflexionen. Ich denke Putin ist ein Glücksfall für Russland wie Trump für die USA, und wohl auch für uns. 

RMH

28. November 2025 21:09

@FB vers kikl: Wir werden nie genaue Zahlen erfahren. Es sind ja nicht mal die genauen Verlustzahlen vergangener Kriege bekannt, da gibt es ja auch weite Spannen, die genannt werden. Kriege werden in erster Linie durch Ressourcen entschieden, die Heimatfront hat weniger Einfluss, als vermutet (denn eine Heimatfront kann man nach belieben manipulieren & kujonieren). Bislang geht keiner "all in", dass gilt auch für die westl. Unterstützer & sogar für die Ukr, die sonst schärfer rekrutieren müsste & nicht ganze Jahrgänge in die Sozialhilfe nach D entlassen könnte. Wie auch immer, GKs Reise erschien mir auch eher als kultureller Austausch & wie @Gracchus schon schrieb, interessiert mich auch eher, ob es Interessantes gibt, was ggf. demnächst in dt Übersetzung erscheint. Das GK der Überbringer der Botschaft sein soll, hier geht eigentlich alles seinen normalen Gang & alle sind ja so wahnsinnig interessiert am "authentischen" D war auch klar - vermutlich weiß er das auch. Nach Erfahrungen (wie mit Dr. Krah) wird das gebrannte Kind i. d. R, etwas vorsichtiger, was Blendungen & Theater betrifft.

Le Chasseur

28. November 2025 21:21

Herr Kubitschek, gab es während Ihres Aufenthalts in Moskau mal Luftalarm oder Stromausfälle?

antwort:
nein.

RWDS

28. November 2025 23:09

Ich war im Juni dieses Jahres in Moskau und da war der Krieg zumindest visuell am Kreml zu finden. Wenngleich es eher ehemalige Kriege waren, die da auf dem Roten Platz ausgestellt wurden. Das GPS-Scrambling war ebenfalls weitläufig zu spüren, aber ansonsten normales Leben.
Und ja, Belgrad oder Istanbul sind die Optionen für diejenigen, bei denen es schnell gehen muss. Ich habe die längere, etwas erschwerlichere, aber keinesfalls strapaziöse Variante über Danzig und Königsberg gewählt. Der Bus fährt 4x täglich und die meiste Zeit der 4-5h Fahrt frisst die Zollbehandlung (sowohl auf polnischer, als auch russischer Seite).
Auf das wieder Zeiten kommen, in denen man sich in Leipzig in den Pobeda-Flieger setzt und nach 2,5h in Vnukovo aussteigt.

Laurenz

28. November 2025 23:21

@RMH ... Da ich mit der besprochenen Literatur & den Verleger-Aspekten, die sicherlich mit Herrn Fomitschow auf dieser Reise & dem Aufenthalt in Moskau besprochen wurden, nur sehr wenig teilhabe, achte ich mehr auf die Befindlichkeit GKs. Geht es im dort gut, fühlt Er Sich wohl beim Erleben? In der kurzen politischen Betrachtung, habe ich gar nicht Elsässer gelesen, sondern eine Bemerkung zu Russophilen generell, egal ob links oder rechts. Es ist völlig konkludent, endlich mal auf internationaler Ebene Deutschland politisch neutral zu verstehen, egal ob im Werte-Kontext, militärisch, aber, vor allem diplomatischer, als der aktuelle Zeitgeist. Wie sollten wir sonst jemals ernst genommen werden? Da ist wieder mehr Bezug zur Kultur, für die GK steht, durchaus der richtige Weg. @Kikl ... Ob ein schönes Cafe für Moskau & Rußland steht oder nicht, ist mit Verlaub, eine dämliche Debatte. Natürlich steht es für Rußland, nicht anders als das Bolschoi-Ballet, aber genauso wie der schlichte ländliche Raum, der noch fast so funktioniert, wie bei uns vor 60+ Jahre, nur produktiver als seinerzeit. Ich schaue nicht so auf Literatur, sondern auf den Kulturbetrieb einer weiblichen Musikschule aus Sibirien, die viele Bilder Rußlands präsentieren, Beloe Zlato. https://www.youtube.com/shorts/fqvvBSbidVk?feature=share https://www.youtube.com/shorts/R7MObUOZzbg?feature=share

Diogenes

28. November 2025 23:31

@Franz Bettinger"Wer zählt die Gefallenen im Krieg?" - Die Mütter (und Väter) die ihre Söhne nicht mehr wieder sehen? Lassen Sie das als einigermaßen zuverlässiges Zählsystem zu?

Mitleser2

29. November 2025 07:35

@kikl: Komisch, dass aus den gleichen Kreisen immer das Gleiche kommt. Lesen Sie mal weniger Masala, Lange, Gressel und Major, staddessen besser Roland Popp.

Karl Otto

29. November 2025 07:55

Zu der Frage, wie sich Durchschnittrsrussen fühlen, finde ich dieses Video sehr aufschlussreich: https://www.youtube.com/watch?v=xXfXpQHB9Go
Im Sommer ist Ferienzeit, und bei den großen Entfernungen in Russland wird viel geflogen. In diesem Sommer mussten aber zeitweise die Flughäfen von Moskau und Petersburg gesperrt werden, wegen unkrainischer Drohnenangriffe. Die Leute saßen dann fest auf dem Flughafen und waren natürlich sauer, und sie gingen die Angestellten vor Ort an, die natürlich nichts dafür konnten.
Verantwortlich war natürlich ihr grandioser Führer mit seinem Ukraine-Krieg, aber den kann man wohl für nichts verantwortlich machen. 

Laurenz

29. November 2025 09:02

@Karl Otto ... machen Sie Sich doch bitte Sich & uns nicht lächerlich. Bei uns fallen auch dauernd Flüge wegen irgendwelchen Drohnen aus. https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/oldenburg_ostfriesland/wieder-drohne-am-flughafen-bremen-polizei-stellt-verdaechtigen-airport,aktuelloldenburg-1480.html Und in Rußland wird es keine 700 Gruppenvergewaltigungen im Jahr geben. Rußland führt einen symmetrischen Krieg gegen die Ukraine in kleinerem Maßstab, als die Weltkriege. Wir befinden uns in einem asymmetrischen Krieg gegen eine Orientalisch-Afrikanische Invasion. Wenn Rutte, Miesewetter & Flak-Trümmerfrau uns vor einem Angriff der Russen warnen, wird, wie von Ihnen, völlig ignoriert, daß Mio. Orientalen & Afrikaner bereits an Rhein & Elbe stehen, uns abstechen & gruppenvergewaltigen. Im II. Weltkrieg gab es einen Alliierten Wettlauf um Deutsche Patente. Was soll heute noch jemand von uns wollen? Unsere Schulden etwa?

kikl

29. November 2025 09:49

@Kikl "... Ob ein schönes Cafe für Moskau & Rußland steht oder nicht, ist mit Verlaub"
Ich halte es für wichtig, ob hier dem Besucher ein potemkinsches Dorf oder die Realität in Russland präsentiert wird. Für Putin geht es darum, die Unterstützung für die Ukraine zu brechen, denn wenn es so weiter läuft, wird er den Krieg nicht gewinnen. Dazu dient natürlich diese ganze Show.

Maiordomus

29. November 2025 09:58

Debatten um Elsässer scheinen mir eher überflüssig, bleibt an Oberfläche wie Polemik gegen GK in der deutschen Wikipedia. Dies wird in Moskau niemanden interessieren,  und wenn schon GK zu Hause schlechten Ruf haben soll, interessiert man sich für ihn hier erst recht. Das mit der roten Bete zum Frühstück verhält sich in St. Petersburg, Hotel Romanov, genau gleich. Von hohem Kommunikationswert bleibt Religiös-Kulturelles. Ich glaube nicht, dass man ohne Verständnis für den Unterschied zwischen dem Kreuzzeichen mit je zwei oder  je drei Fingern, wofür der Protopope Avvakum sich verbrennen liess, Ahnung von russ. Spiritualität hat. Gediegene Lokale mit gepflegtem Holz und sogar Bücherschrank gehören nun mal dazu. In St. Petersburg können nicht wenige Kenner der Geschichte der russ. Akademie besser Latein als heute junge Dozenten an unseren Unis. Der IQ der Gelehrten scheint höher zu sein, sie zeigen enorme Sensibilität für geringfügigste Anspielungen. Referierte vor 6 Jahren über Mineralwasseranalysen in St. Petersburg um 1800 durch deutsche Apotheker, das wurde im besten Sinn metapolitisch, da waren Bezüge zur Gegenwart locker möglich, oft mit Gelächter. Einig war man sich über das hohe Niveau der Intellektuellen im deutschen und russ. Grossraum im 18. und 19. Jhd., bei Begeisterung für die Zaren Alexander I. und Alexander II. und Respekt vor dem Preussen Friedrich.       

Maiordomus

29. November 2025 10:15

@Noch zur Ergänzung. Das Apothekenwesen in St. Petersburg wurde im 18. und 19. Jahrhundert und noch bis zur Revolution von Deutschen beherrscht, welche auch sonst viel zum deutsch-russischen Kulturaustausch beitrugen, so wie um 1819 Franz von Baader mit seiner Russlandreise, die ihm freilich Verdächtigung als Spion eintrug. Indes sind die im 18. Jahrhundert bedeutsamen einheimischen Mineralwasserquellen vielfach verschüttet, was auch für ihr Andenken gilt, und im Spätsommer 2018 wurden an den Kiosken von St. Petersburg statt einheimische Wässer Mineralwasserfläschchen verkauft mit der Aufschrift "Coca Cola Company". Auf dieser Basis gab es interessante nicht nur wissenschaftshistorische Gespräche, u.a. auch über die Thermometer des 18. Jahrhunderts und nach welchen Kriterien damals in Russland Kälte und Wärme gemessen wurde. Das war damals fast so wichtig wie später die Weltraumforschung. Newton wurde in St. Petersburg sogar noch vor der französischen Übersetzung durch Madame de Châtelet lateinisch gelesen, mit ein Grund, warum man ohne diese Sprache im Ernst nicht Spitze in Sachen Wissenschaftsgeschichte sein kann. Aus der Tiefe der Geschichte ergeben sich die interessantesten durchaus verbindenden Gespräche, könnte ich mir auch für China und Japan vorstellen.       

RMH

29. November 2025 11:14

"Und in Rußland wird es keine 700 Gruppenvergewaltigungen im Jahr geben."
Reine Spekulation. Was wissen wir schon über halb Asien, Turkmenen etc. , die sich in Megalopolis Moskau, der Stadt, in der über 100 Nationalitäten eine Heimat fanden, ihre eigenen Claims längst gesichert haben? Das die Drohnen erst seit kurzem & nach Beginn des Krieges bei uns da sind, fällt auch auf, oder? Könnte sich um Mobilisierung handeln. Aber egal, die gute alte Karte "Kultur" wird gespielt & an dem Spiel darf man gerne teilnehmen, denn es erzeugt hauchdünne Seidenfäden, die über die Zeiten hinweg bestehen könnten. Die rus. Kultur schwindet genauso, wie die unsere, nur eben Gebremster. Der Krieg wird auch dort am Kinderwagen entschieden & an der Front wird großzügig Platz dafür gemacht. Das große Drama des Mordens geht weiter, ob man nun den chay aus dem Samowa bekommt & warenje dazu nimmt oder aus der Kanne mit Kluntjes in der Tasse bei uns. Alles verblasst & serviert wird Nostalgie. Die Frage ist nur, ob damit mehr bezweckt werden soll, als netter Austausch & der Anstoß zu ein paar Buchprojekten oder nicht. Wenn man Bühnen betritt, sollte man wissen, welches Stück man aufführen soll, wenn man keine Marionette sein will.

Karl Otto

29. November 2025 12:18

@Laurenz: Bei uns sind dei Fluggesellschaften verpflichtet, Entschädigung zu zahlen, wenn der Flug mehr als drei Stinden Verspätung hat oder ganz ausfällt. 
In Russland haben sie einfach das Maul zu halten.
Auch die anderen Videos von Roman Abalin sind sehr empfehlenswert, er hat Russland 2022 verlassen und lebt jetzt in Portugal. Seine Analysen der kaputten russischen Gesellschaft sind sehr erhellend.
https://www.youtube.com/@nfkrz_roman/videos
 

Monika

29. November 2025 14:00

@Maiordomus 
Danke für Ihren Beitrag . Religiös-Spirituelles ist bei Russen immer ein Thema. So habe ich es auch erlebt und das Interesse an deutscher Philosphie ist auch stärker vorhanden als umgekehrt. Ich durfte in den 80-er Jahren Tatiana Goritschewa in St. Georgen kennenlernen. Sie wurde von den linken Theologie- Studenten nicht mal wahrgenommen. Das hat sie in ihren Büchern geschrieben. Goritschewa ist vor 2 Monaten in St. Petersburg gestorben, unbemerkt von der westl. Intelligenzia. In einem Buch schrieb sie: In der Kirche erkannte ich, daß ich Russin bin. https://de.catholicnewsagency.com/article/2241/lebt-nicht-mit-der-luge-erinnerungen-an-tatjana-goritschewa

Le Chasseur

29. November 2025 15:19

@RMH
In vielen Fällen dürfte es sich um eigene Drohnen oder die vermeintlich befreundeter Staaten handeln.
"Ende September testete die Bundeswehr in Hamburg den Ernstfall. Übung "Red Storm Bravo" sollte zeigen, ob der Plan funktioniert: 500 Nato-Soldaten landen im Hafen, bilden einen Konvoi von 65 Fahrzeugen und fahren Richtung Osten.
Dann begann das Chaos, wie das WSJ beschreibt. Zu große Abstände zwischen den Fahrzeugen. Eine Drohne sorgte für Verwirrung – es war die eigene." (Quelle
In Bayern hätten Polizisten kürzlich beinahe Bundeswehrsoldaten erschossen, weil sie nicht wussten, dass ein Manöver in der Nähe einer Ortschaft stattfindet.    

Laurenz

29. November 2025 16:26

@Monika & Maiordomus ... das Russischen Bürgertum, von dem Sie historisch berichten, wurde, vor allem während der Großen Säuberung (36-38) eliminiert & es bildet sich erst sehr langsam nach. @Karl Otto @L. ... Ja genau, als ob es im Westen keine Emigranten gäbe. (Ich erspare es mir, daß begeisterte Besuchsvideo über Moskau von Tucker Carlson hier zu posten.) Wenn Sie die KI fragen, haben im Jahr 2023 über 260k Menschen Deutschland verlassen. Statista gibt eine Abwanderung von 1,2 Mio. für das Jahr 2024 an. Und weil das wohl ein Problem darstellt, existiert auch eine Wegzugssteuer. Sie faseln, Karl Otto. Wessen Gesellschaft ist mehr kaputt, die im Westen oder die Russische? Exkrementale Situationen sind immer relativ & bei uns gerade relativer als in Rußland. @RMH ... Reiche können überall jeden Hedonismus bezahlen. Aber Moskau oder Petersburg sind gewiß sicherer als jede Deutsche Stadt. @Kikl ... Wo leben Sie denn, Kikl? Botswana? Wir leiden viel mehr unter Rußland-Sanktionen als die Russen. Wenn die Amis auch nur den Hauch einer Chance sehen würden, den Ukraine-Krieg gegen Rußland bis zum letzten Ukrainer zu gewinnen, würden die das auch durchziehen. Der Westen hatte den Krieg schon verloren, als er losging. Mit Ihrem illusorischen Kommentar riskieren Sie Ihre generelle Position als Kommentator. Wer soll Sie denn noch ernst nehmen?

Maiordomus

29. November 2025 17:32

@Laurenz. Was Sie vom russischen Bürgertum sagen, das es auch früher nur sehr bedingt gab, dafür einen bedeutenden Kleinadel, zu dem sogar Lenins Familie gehörte, die Uljanows, war eh und je eher ein Hindernis für den Weg Russlands zu welcher Demokratie auch immer. Es gab und gibt gemässigte konstitutionelle Monarchisten, die jeweils noch stark durch den orthodoxen Glauben gebunden bleiben, mit teilweise aber auch fanatischen, ganz unbürgerlichen Richtungen. Zu den vergleichsweise gemässigten Gebildeten gehörten die besten russ. Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, dabei der vergleichsweise radikale Tolstoi nur bedingt, und selbst der von mir bewunderte  und überaus verdienstvolle Solschenizyn ist nie im rheinischen, schwäbischen, bayrischen, schweizerichen oder österreichischen Sinne je "bürgerlich" gesinnt gewesen, nun mal ganz unmittig. Die für mich vertrauenswürdigen Russen, die ich kennenlernen durften, entstammten vielfach einst monarchisch gesinnten Familien, unter denen es generationenlang eine bedeutende Bildungsschicht gab, nicht zuletzt auch auf musikalischem Gebiet und überhaupt mit Sinn für Kultur. Sie bildeten auf ihre Weise stets nur eine Minderheit, waren insofern gegenüber der Demokratie vergleichsweise illusionslos. Es darf aber von einem achtenswerten ethischen Niveau gesprochen werden.. 

FraAimerich

29. November 2025 18:44

RMH: "Wenn man Bühnen betritt, sollte man wissen, welches Stück man aufführen soll, wenn man keine Marionette sein will."
 
Im Westen nix Neues. Nach der wahrhaft polittheaterhaft inszenierten Anbiederung der AfD an Trump, Vance und Musk gab es im hiesigen Kommentariat diverse optimistisch beschwingte Stellungnahmen zur neuen Alternativ deutsch-amerikanischen Freundschaft, einschließlich der Mahnung, dieses Momentum unbedingt, wie und wozu auch immer, zu nutzen.
Nach einer vergleichsweise privaten Verlegerreise nach Mokau hingegen wird sogleich eine weltpolitische Dimension beschworen und vor der Gefahr gewarnt, sich zur Marionette machen zu lassen. Trotz der gewiß nicht zufällig bereits in der Eröffnung des Berichts erfolgten Distanzierung von Elsässer & Co.  -  Kopfschüttelnd ab.

Martha

29. November 2025 19:16

@Gracchus
Unbedingte Leseempfehlung eines russischen Buches:
Viktor Remizov: Permafrost

Diogenes

29. November 2025 19:58

"Russisches Bürgertum" - Laurenz
 
Nun, dieses von Ihnen sog. "Bürgertum" war schon im Zaristischen Russland eine Minderheit. Ich erinnere an den Grund, warum Lenin Erfolg haben konnte - Er stieß auf eine extrem von der Zaren-Herrschaft (ob er selbst davon im vollem Umfang wusste, wage ich bei Rasputins Vorhersagen in Zweifel zu ziehen) ausgebeutete Leibeigenschaft russischer Landbevölkerung. Als diese Bevölkerungsgruppe verstand, daß sie mit den dia|bolischen Bolschewismus die eine Herrschaft gegen die selbe (nur noch chaotisch-zerstörerischer in seiner Wirkung) austauschte, waren sie der Deutschen Wehrmacht (Präventivangriff um dem sowjetrussischen zuvor zukommen) als Befreier von dieser Herrschaft zugeneigt und aufgeschlossen.
 
Übrigens würde ich gerne von GK wissen, ob es stimmt, daß in Russland die Infragestellung des "Sowjertrussischen Geschichtsnarrativs" unter ähnlich drakonischen Strafen gestellt ist, wie bei uns ähnliches (Nichtachtung gleich Verdächtigung, Ächtung, massenpsychologische "Distanzeritis"). Sind die Gesetze, wie sie z.B. ein Thomas Röper äußerte, nach Art der Zwinge (geistiger Denkrichtung)? Entweder-oder-Prinzip!

kikl

29. November 2025 21:28

@Laurenz "Wenn die Amis auch nur den Hauch einer Chance sehen würden, den Ukraine-Krieg gegen Rußland bis zum letzten Ukrainer zu gewinnen, würden die das auch durchziehen"
Ich kann keine Kriegsbegeisterung von Seiten Trumps erkennen. Er hat mehrfach versucht den Krieg zu beenden, indem er die Ukraine abgewatscht hat und Russland den roten Teppich ausgerollt hab. Bislang ist das an Putin gescheitert, so dass man selbst bei Trump ein gerütteltes Maß an Verärgerung erkennen konnte. 
Putin versucht seit fast 4 Jahren die Ukraine zu unterwerfen, was ihm bislang genausowenig gelungen ist. Wenn er den Hauch einer Chance dazu sähe, dann hätte er längst Kiew eingenommen. Statt dessen macht er nur noch minimale Geländgewinne in einem verlustreichen Stellungskrieg. Für eine "Supermacht" hat sich Russland vollkomen blamiert. Aber wie ein Gorilla auftreten, dafür hat Putin Talent. 

Artabanus

29. November 2025 23:42

@kikl. 21:28
Sie scheinen nicht bemerkt zu haben dass die militärische Situation sich in letzter Zeit stark geändert hat. Große Offensiven mit Massen an Infanterie und Panzern sind aufgrund der Dominanz der Drohnen und Satellitenüberwachung schlicht unmöglich. Stattdessen wird ein reiner Abnutzungskrieg geführt. Es ist ähnlich dem, was vor über 100 Jahren Falkenhain mit weniger Erfolg in Verdun versuchte. Und es sieht so aus als ob die Russen tatsächlich Erfolg haben. Nicht nur die Ukrainische Armee verblutet, sondern auch die NATO kann das zerstörte Material nicht mehr voll ersetzen. Und nicht zuletzt ist die EU inzwischen praktisch pleite. Von daher ist von einer Blamage Russlands wenig zu sehen, eine Blamage der EU dagegen ist deutlich sichtbar, insbesondere wenn man sich im Rest der Welt umhört. Trumps jetzige hastige erneute Friedensinitiative ist der dramatischen Verschlechterung der militärischen Situation der Ukraine geschuldet. Man kann das Putin-Regime für vieles kritisieren aber man sollte die militärische Situation nüchtern und objektiv betrachten.

Laurenz

29. November 2025 23:57

@Diogenes & Maiordomus @L. ... erstmal Danke an Beide Herren, für Ihre Kommentare. Ich meinte mit dem Begriff "bürgerlich" eher die Bildung der Bewohner in den Metropolen, weniger den Stand. @FraAimerich & RMH ... auch wenn man dauernd auf Seiten der Europäer sinnlose Widerworte gegen Trump rausläßt & Ihn außerhalb des Weißen Hauses beschimpft, als gäbe es kein Morgen, hat man in der EU den Kotau gemacht & die Zollforderungen Trumps erfüllt. Wenn man Eier im Kanzleramt hätte, einfach 30 Milliarden Miete für Ramstein, Anbach & Wiesbaden p.a. erheben. Man kann auch mal die Russen auf X fragen, wie viel Gas sie für die Nutzung von Ramstein liefern würden. Kikl @L. ... Sie schreiben Sich immer tiefer in die Jauche, Kikl. Wenn Trump tatsächlich Frieden in der Ukraine wollte, würde Er die logistische Intelligenz-Dienstleistung, wie Ziel-Koordinaten, Starlink, Waffenverkäufe sofort unterbinden & die Friedens-Bedingungen Rußlands akzeptieren & die Sanktionen aufheben. Aber Trump geht es nicht um Frieden, sondern lukrative Geschäfte mit den Europäern, der Ukraine & Rußland. Nur im geopolitischen Denken, hat Trump erkannt, daß man Rußland wieder mehr von China lösen muß. Denn China zahlt die geringsten Rohstoffpreise, ein eklatanter geostrategischer Vorteil Chinas im ökonomischen 2kampf mit den USA. Warum sollten die Russen Großoffensiven starten? Die Ukrainische Armee verblutet im Stellungskrieg bis es keine Ukrainische Armee mehr gibt. Sie denken viel zu hitleristisch, Kikl.

Diogenes

30. November 2025 06:32

@kikl
 
Wenn ein Krieg von Vorteil für beide Parteien ist, dann lässt man in weiter und weiter laufen um eben diese Vorteile abzuschöpfen. Keine Seite hat es besonders eilig mit dem Frieden "machen", nicht wahr? Stichwort Spanischer Bürgerkrieg. Der Syrische Bürgerkrieg war ähnlich. Ausprobieren neuer Technik/Waffen/Strategien. Putin-Russland kann diesen Kriegsschauplatz 200 Jahre lang durchhalten, weil seine Kriegswirtschaft verstaatlicht und damit krass der "westlichen" auf Gewinn ausgelegten überlegen ist. Rüstungsunternehmen gehören wie Infra-struktur (Deutsche Telekom, Bahn, etc... Krankenhäuser, Öffentliche Bäder...) unter Kontrolle des Staates, weil es zu den Allgemeinwohlaufgaben gehört. Wenn wir statt 100 Euro nur noch 1 Euro für einen Schuss Munition bezahlen und wenn die Fabrikplanung dem Stand der Technik (Industrierobotik) entspräche, wäre die Ukraine längt selbstbestimmt. Proschenko, Jazanjuk (oder wie der hässliche Vogel mit großen Brille hieß) und Selenski sind die Wahl der Hochfinanz. Mit deren Korruption lässt sich Kapital machen. So lange sie bzw. er (Israels Prinzchen, siehe Kontakte zwischen Selenski und Netanjahu) geschmeidig ist, werden unsere Steuermilliarden in ein schwarzes Loch wandern. Mit diesem Geld, das wir erwirtschaften und abgezwungen wird, wischt sich irgendeine faule Hedonisten-Elite irgendwo den Arsch ab, wie die Made im Speck!  

MarkusMagnus

30. November 2025 07:15

Ein sehr interessantes Buch über Russland:
"Russland wird nicht untergehen" von Gabriele Krone-Schmalz aus dem Jahr 1994. Kann ich sehr empfehlen.
Sie reiste nach dem Ende der SU durch verschiedene Teile des Riesenreichs und redet dort mit vielen erschiedenen normalen Menschen
@ Monika 
"Religiös-Spirituelles ist bei Russen immer ein Thema."
Auf jeden Fall. Gott sei dank.
Wichtig ist das Politiker der AFD und Leute wie G.K.,  aber auch normale Leute wie Sie und Ich die Kanäle nach Russland weiter offenhalten. 
 

MarkusMagnus

30. November 2025 07:32

@Karl Otto
Das es in Russland ernste gesellschaftliche Probleme gibt, sieht man alleine schon in der niedrigen Lebenserwartung von Männern. 
Am Alkohol alleine kann es auch nicht liegen. In Ländern wie Irland,  Dänemark, Tschechien, Polen usw. wird auch viel und gern getrunken, aber trotzdem leben Männer dort im Schnitt zehn Jahre länger als in Russland.
 

Diogenes

30. November 2025 09:23

@FraAimerichUnterschlagen wird, daß Trump mit offenem Visier alle richtige und wichtige Kritik am Judenstaat, namens "Israel", als Antijudaismus (ich verwende Semitismus nicht, denn der schließt z.B. Araber als Semiten ein) verklärt, verneint und kriminalisiert. Warum stolze Deutsche die sich ihres Volkes bewusst und sich dessen Interessenverortung im Klaren sind, trotzdem immer wieder auf ausländische Windmacher reinfallen (das hat mit Wilson angefangen), mag wohl schlicht an der Macht der Gewohnheit liegen. Indoktrination des Politischen Kompass oder pure Naivität (Unkenntnis des machtpolitischen Handwerks. Druckmittel aus der Hand nehmen lassen und sich dann wundern warum man wie eine Gans ausgenommen wird). Die Entscheidung ist nicht: Bist du lieber Leibeigner von "West" oder von "Ost", sondern des eigenen Leibes Herr in den Räumen deines Volkes. 

Maiordomus

30. November 2025 10:39

@Monika. Die Tatiana Goritschewa scheint mir aus einer ähnlichen Liga zu sein wie Berdajew, oder täusche ich mich da? Auch unweit Solschenizyn, dem wir mit "Das Lächeln des Buddha", eingeschobene Novelle im "Ersten Kreis der Hölle, einen der bedeutendsten Text der Weltliteratur betr. Eucharistie verdanken, wie da nach dem Besuch der Eleanor Roosevelt im Moskauer Butyrka-Gefängnis die für dieses Ereignis bereitgestellten Bibeln für die Gefangenen wieder eingezogen werden, einer der Gläubigen aber die Bergpredigt herausreisst und beim Gefilztwerden das Papier in den Mund nimmt und verschluckt: einen dramatischeren "Hostienempfang" gab es vergleichbar in der Geschichte der orthodoxen Kirche wohl noch nie. Die Goritschewa würde ich indes wohl in keiner Weise mit Dugin u. Co. verwechseln, oder gibt es da allenfalls Überschneidungen? Glaube eher nicht, sie war wohl eine zu leise Stimme. Es gab noch andere russ. Autorinnen ihrer Art, eine las ich um 1963 auf Anregung eines Mathematiklehrers, weiss im Moment nicht mehr wie sie heisst, sie war natürlich auf Deutsch übersetzt. Sie werden diesen Namen kennen. 
PS. Meine gelehrten Freunde in St. Petersburg verfügten über ein enormes literarisch-theologisches Wissen, die Frauen waren indes vor allem total musikbegeistert. 

Kurativ

30. November 2025 11:21

Mein erster Gedanke: Ein mächtiges Häuflein. Die Rechtskonservativen spielen weder in Deutschland noch in Russland irgendeine Rolle, welche sich in Realpolitik materialisieren ließe. Der russische Präsident ist ein Wirtschaftsliberaler und hat sein Land einen riesigen Schritt wirtschaftlich vorangebracht. Das schaffte Neider und so kam es zu der von Westen so lang ersehnten und für Russland unvermeidlichen "militärischen Spezialoperation" und zu den Sanktionen, welche bei symmetrischen wirtschaftlichen Potenzial beide Seiten trifft. Sezession also auf russisch mit Potenzial nach rechts dort.
Zu dem Seitenhieb: Das kenne ich. Man ist in einer Besprechung und macht eine kleine Bemerkung, welche als barocke Verzierung dienen sollte und das wird dann dankend aufgegriffen und breitgewalzt um dem eigentlichen Ziel aus dem Weg zu gehen. Ein kleiner Adrenalinschub kurz nach dem falschen Wort kündigt den weiteren Verlauf der Runde an.
Übersetzungen sind so eine Sache. Kann man zB Jünger so übersetzen, dass nicht nur die Sprachbeherrschung, sondern auch die unvergleichliche Stimmung im Kopf des Lesers aufblüht?

Karl Otto

30. November 2025 12:21

@Laurenz, wie viele von den Deutschen die das Land verlassen haben, sind denn nach Russland gegangen?
Und dass ein Land mit dem höchsten Gini-Koeffizienten (Ungleichheit) aller Industrieländer, einer sehr niedrigen Geburtenrate, der höchsten Scheidungsrate der Welt, dem höchsten Unterschied bei der Lebenszeit von Männern und Frauen (Männer sterben in Russland 11 Jahre früher als Frauen), grassierendem Alkoholismus usw. eine kaputte Gesellschaft hat, ist wohl nicht zu bestreiten.  

Valjean72

30. November 2025 13:27

@kikl:
Hypothese: die militärische Auseinandersetzung in der Ukraine bindet massiv Aufmerksamkeit, zumal im Westen und in Deutschland. Es dient aber nur als Ablenkung, bzw. auch als Begründung um andere Massnahmen durchzudrücken.
 
EU-Sanktionen, offiziell gegen Russland gerichtet, die aber Deutschland massiv schaden. Sprengung der Nord-Stream-Pipelines schadet ebenfalls massiv Deutschland, ohne Ukraine-Krieg wäre dies nicht so einfach möglich gewesen, bzw. wäre der öffentliche Aufschrei und Aufklärungsdruck weitaus grösser als jetzt.
 
Die deutsche Wirtschaft wird also weiter stark geschwächt, zusammen mit der sog. Energiewende und der von der EU verordneten Politik der E-Mobiliät, sowie der durchgedrückten Masseneinwanderung, das alles zusammen genommen entfaltet einen verheerenden Cocktail für Deutschland.
 
Derweil versuchen die USA sich auf Kosten Deutschland wieder zu re-industrialisieren, greifen für ihre Rüstungsindustrie wiederholt Milliardenaufträge aus Deutschland ab. Russland intensiviert hingegen die Zusammenarbeit im BRIICS-Bereich. Die Staaten der EU werden geopolitisch marginalisiert.
 
Ich halte es daher für möglich, dass seitens USA, RUS & CHN (sowie vom "globalen deep state") diese Entwicklungen begrüsst, bzw. sogar angeschoben wurden und werden.
 

Waldgaenger aus Schwaben

30. November 2025 14:31

Boris Reitschuster hat den Eindruck, dass sich der "sogenannten alternativen Szene eine Pro-Putin-Hegemonie" Oberwasser bekommen hat. 
https://reitschuster.de/post/28-punkte-grosse-fragen-warum-der-neue-plan-unser-weltbild-zerreissen-koennte/
Einen Eindruck, den ich teile. SiN scheint seiner tendenziell mir zu russlandfreundlichen Linie treu zu bleiben. Immerhin lässt SiN eine offene Diskussion im Kommentariat zu und übernimmt nicht die Kreml-Propaganda, die eine intellektuelle Zumutung ist, wie ein Blick auf rt deutsch oder gar den anti-spiegel zeigt.
Für die Kursänderung in der alternativen Szene sehe ich zwei Ursachen, der jüngste Schwenk Trumps und die Wahlen im Osten. Was Trump angeht: Ich habe viel von ihm gehalten, aber inzwischen scheint er geschwächt, vielleicht durch biologische Abbauprozesse, denen wir alle unterliegen. Jedenfalls sind drei Jahre vor seinem offziellen Amtsende bereits Diadochenkämpfe im Gange, die er nicht mehr verhindern kann und die zu schnellen Kurswechseln in der Ukraine-Russland-Frage führen.
Die Wahlen im Osten sind für die AfD entscheidend. Deshalb habe ich ein gewisses Verständnis für die hoffentlich nur wahltaktisch bedingte Russlandnähe. Die AfD möge sich hüten, im Westen nicht zu viele Porzellan zu zerschlagen. Der Krieg wird enden, vielleicht wird es vorher massivere Drohungen und Operationen gegen Deutschland geben. Und wahre Patrioten stehen in der Stunde der Gefahr an der Seite des Vaterlands, von extremen Ausnahmen wie der NS-Diktatur abgesehen.

Gracchus

30. November 2025 15:48

@Martha: Vielen Dank für den Tip. Werde ich mir merken. Ist aber ein dickes Ding: mehr als 1000 Seiten! Haben Sie's komplett durch? Laut Rezensionen gibt es darin Kritik daran, dass der Stalinismus in Russland nicht aufgearbeitet worden sei. 
 

Speng

30. November 2025 16:34

@Diogenes:
"Übrigens würde ich gerne von GK wissen, ob es stimmt, daß in Russland die Infragestellung des "Sowjertrussischen Geschichtsnarrativs" unter ähnlich drakonischen Strafen gestellt ist, wie bei uns..."
Herr Fomitschow war in seinem Vortrag und im Kaplakenband diesbezüglich und was die Instrumentalisierung der Vergangenheitspolitik (in Russland wie auch hier) im Allgemeinen angeht, recht schmallippig. Besonders, wenn man angeblich verstehen will, warum Deutschland mittlerweile so ist/denkt, wie es ist/denkt.

Laurenz

30. November 2025 19:01

@Kikl ... hier schriftlich von einem 90-jährigen US Amerikanischen Ex-Politiker (libertärer Repuiblikaner), der sehr bekannt ist, Ron Paul. Der schreibt im Grunde auch nichts anderes, als ich, Herr Kikl. https://www.zerohedge.com/geopolitical/ron-pauls-real-ukraine-peace-plan

Le Chasseur

30. November 2025 21:53

@Waldgänger aus Schwaben 
"Und wahre Patrioten stehen in der Stunde der Gefahr an der Seite des Vaterlands"
...und nicht an der Seite der Vaterlandsverräter und -vernichter.

Martha

30. November 2025 22:26

@Gracchus
Ich empfehle nur Bücher, die ich gelesen habe. "Permafrost" ist für mich das beste mir bekannte Buch in russischer Sprache - literarisch und inhaltlich - seit Solschenizyn. Es handelt von einem stalinistischen Wahnsinnsprojekt im Norden Rußlands. Jede Seite lohnt sich zu lesen. 

Gracchus

30. November 2025 22:53

@Kikl u. a.: Wie "kaputt" Russland ist, weiß ich nicht. Es ist auch nicht abzuleugnen, dass der Krieg negative Folgen für Russland hat. Dass Rusland blamiert dastehe - falls man eine solche Kategorie verwendet -, vermag ich so nicht zu teilen oder nur mit dem Hinweis versehen, dass der Westen weit blamierter dasteht, insbesondere die europäischen Staaten Deutschland, Frankreich, England, von der administrativen EU zu schweigen.

Jedenfalls interessiert mich aber, wie Russen so leben und was sie so denken (was sicherlich nicht homogen ist) - eine wirkliche Vorstellung habe ich von der russischen Gesellschaft nicht, und irgendwelchen statistischen Werte machen dies auch nicht anschaulich. Natürlich würde mich auch interessieren, ob die Gesellschaft mehr in der eigenen kulturell-geistigen Tradition verankert ist. Der Stalinismus ff. hat insoweit ja zu einem Bruch und geistigen Aderlass geführt. 

Gracchus

30. November 2025 23:13

@Monika: Auf Tatiana Goritschewa bin ich auch vor kurzem gestoßen - oder hatten Sie schon mal was über sie verlinkt hier?
Wichtig erscheint mir der Hinweis auf die Liturgie. Dergleichen ist dem Protestantismus und den amerikanischen Sekten ja eher fremd, oder genauer: einem rationalistischen Religionsverständnis, das einen Dostojewski wiederum befremdet. Letztlich nahm das Unheil wohl mit dem abendländischen Schisma 1054 seinen Lauf. 
Ich habe die Tage wieder mal in Pavel Florenskijs "Christentum und Kultur" geblättert - wo sich auch interessante Anmerkungen zu Physiognomik und Dämonen finden - aber vor allem zur Ikone und Ikonostase (als Fenstern zur unsichtbaren Welt) - was Tarkowski auch für sein Meisterwerk Andrej Rubljow verwendet hat. Florenskijs origineller Gottesbeweis: Es gibt die Dreifaltigkeit Rubljows, also gibt es Gott.
Das @Fra Aimerich könnte auch Sie interessieren, falls Sie es nicht kennen, wobei ich aber vermute, dass Sie es kennen, weil Sie ja alles zu kennen scheinen - weil Florenskij Platoniker ist. 

Gracchus

30. November 2025 23:21

Zur russisch-orthodoxen Spiritualität verspüre ich eine starke Affinität, wenn ich theologische Werke lese. Es fehlt - das heißt es fehlt gerade nicht - das juridisch-rationalistische Verständnis, das sich mehr und mehr in der Westkirche breit gemacht und m. E. sehr viel Substanz gekostet hat. Was bleibt denn von der Ehrfurcht vor der göttlichen Wahrheit, wenn man sie wie positiv-rechtliche Normen abhanden?
Allerdings weiß ich nicht, wie es derzeit um die russische Orthodoxie und das russische Glaubensleben steht. Patriarch Kyrill scheint ja eher dubios, falls ich mich nicht täusche.

Speng

30. November 2025 23:35

@Valjean72
Einen Gang höher im Wirtschaftskrieg gegen Deutschland haben die Amerikaner aber spätestens schon seit der Finanzkrise 2008/9 geschaltet.
Genannt seien, ohne Anspruch auf Vollständigkeit aber: Lawfare gegen die Deutsche Bank, Torpedierung der Übernahme der Londoner Börse durch Frankfurt, Monsantokauf durch Bayer, Milliardenzahlungen deutscher Autounternehmen an Kläger in den USA bei mehreren "Diesel- und Abgasskandalen" usw. usf.
Dass es mit der Reindustrialisierung aber, trotz Aussaugen der europäischen Vasallen, noch etwas hakt, hat, um es freundlich auszudrücken, eher demografische Gründe und die kurzsichtige Profitgier. Ob KI und Automatisierung hier die Rettung für unsere amerikanischen Freunde sein werden, ist noch vollkommen offen.
Noch zu Trump: Ich verstehe ja, warum man 2016 oder 2017 noch ihm bezüglich die rosarote Brille aufsetzte, aber mittlerweile sollten doch nur noch die sich täuschen lassen, welche sich auch täuschen lassen wollen. Ich will nicht en Detail gehen, aber wenn man weiß, mit wem der Herr sich so alles in den 70ern, 80ern und 90ern herumgetrieben hat, kann man sich nur noch zurücklehnen und den ganzen Zirkus amüsiert zur Kenntnis nehmen.
Take the Black Pill!

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