“Antifaschismus” als Neurose

Die AfD hat im Wesentlichen alles richtig gemacht.

Heino Bosselmann

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

Der Erfolg gibt ihr ein­drucks­voll recht. Sie folg­te poli­tisch – ja, im Zuge meh­re­rer ent­zünd­li­cher Häu­tun­gen – ihren Zie­len und hat dabei inner­halb der behä­bi­gen Demo­kra­tie der Ber­li­ner Repu­blik ganz artig nach den Regeln gespielt. Zudem hielt sie sich an das Wahl- eben­so wie ans Par­tei­en­gesetz und dürf­te ihrer inne­ren Ver­faßt­heit nach sogar basis­de­mo­kra­ti­scher ori­en­tiert sein als die Altparteien.

Die wie­der­um haben das Wich­tigs­te falsch gemacht. Indem sie die AfD in der Wei­se „grup­pen­be­zo­ge­ner Men­schen­feind­lich­keit“ zuneh­mend hys­te­risch dis­kri­mi­nier­ten, kri­mi­na­li­sier­ten und patho­lo­gi­sier­ten, haben sie deren Auf­stieg – wie den eines Dra­chen im Gegen­wind – ermög­licht und for­ciert. So erst wuchs die AfD zu einer Kraft her­an, die sich als ein­zi­ge ech­te Alter­na­ti­ve eta­blie­ren konnte.

Der Wirt­schafts­wis­sen­schaft­ler Pro­fes­sor Horst-Tilo Bey­er, notier­te am 28.11.25 in einem FAZ-Leserbrief:

Die AfD ist – ent­ge­gen ver­brei­te­ter Ein­ord­nun­gen – nicht rechts­extrem in dem Sin­ne, daß sie unse­re demo­kra­ti­sche Ord­nung abschaf­fen will oder poli­ti­sche Gewalt befür­wor­tet. Viel­mehr han­delt es sich, in Tei­len, um eine rechts­ra­di­ka­le Kraft, deren erklär­tes Ziel eine grund­le­gen­de Erneue­rung der Demo­kra­tie ist, ohne dabei auf Gewalt zurück­zu­grei­fen. Die­se Dif­fe­ren­zie­rung ist nicht nur poli­tik­wis­sen­schaft­lich rele­vant, son­dern auch für die Bewer­tung ihrer Vor­schlä­ge und Posi­tio­nen bedeut­sam. Gera­de weil eine radi­kal reform­ori­en­tier­te, aber nicht gewalt­sa­me Grund­hal­tung durch­aus pro­duk­ti­ve Impul­se set­zen kann, wäre eine nüch­ter­ne, dif­fe­ren­zie­ren­de Betrach­tung die­ser Par­tei und ihrer Wäh­ler­schaft drin­gend gebo­ten. Nur so lässt sich ver­hin­dern, dass wich­ti­ge Debat­ten von vorn­her­ein blo­ckiert werden.

Zu einer nüch­ter­nen und dif­fe­ren­zie­ren­den Betrach­tung woll­ten sich die herr­schen­den Par­tei­en jedoch nie bereit­fin­den, schon gar nicht zu einem von ihnen ja per­ma­nent beschwo­re­nen Dis­kurs. Statt sou­ve­rän zu han­deln, folg­ten sie ihren furcht­sam ängst­li­chen Impul­sen und über­re­agier­ten in der Wei­se auf­ge­scheucht, wie es die Lek­tio­nen „poli­ti­scher Bil­dung“ hier­zu­lan­de als Reak­ti­ons­mus­ter vorschreiben.

Daß der AfD ein so irre über­zo­ge­ner Haß ent­ge­gen­schlägt, wie er zur Grün­dungs­ver­an­stal­tung der „Gene­ra­ti­on Deutsch­land“ zu erle­ben war, hat mit Anti­fa­schis­mus nichts zu tun, inso­fern gar kei­ne Faschis­ten aus­zu­ma­chen sind. Viel­mehr hat die Hys­te­rie gesell­schafts­neu­ro­ti­sche Gründe.

Was immer man von der AfD im Ein­zel­nen hal­ten mag: Sie stell­te seit Jah­ren höchst rele­van­te, meist genau rich­ti­ge Fra­gen und dräng­te auf bit­ter not­wen­di­ge Veränderungen.

Das genau trifft jene Tei­le der Gesell­schaft emp­find­lich, die sich in einem vagen Kon­strukt von Dop­pel­mo­ral ein­ge­rich­tet haben, in dem sich den­noch (oder eher genau des­we­gen) halb- oder unbe­wusst ver­stö­ren­de Impul­se mel­den: Lie­gen wir in Anbe­tracht der Tat­sa­chen mit unse­rer lin­ken Woke­neß, mit all unse­ren Paro­len und Sug­ges­tio­nen rich­tig? Sind wir nicht viel­mehr doch Lebens­lü­gen auf­ge­ses­sen, die sich von der Rea­li­tät längst all­zu weit ent­fernt haben? Stim­men unse­re viel­fach beschwo­re­nen Grund­be­grif­fe überhaupt?

Die­ses inne­re Emp­fin­den schmerzt, so wie es eben schmerzt, wenn in der The­ra­pie die genau rich­ti­gen und tief­ge­hen­den Fra­gen gestellt wer­den, die ans Ver­dräng­te rüh­ren oder Tabus auf­bre­chen, jene ver­fes­tig­ten Ver­stellt­hei­ten, deren Kor­rek­tur nötig wäre, um wie­der gesun­de Bewe­gungs­frei­heit zu errei­chen. Eben­so gin­ge es dar­um, jen­seits der ein­ge­üb­ten Phra­sen end­lich einen seman­tisch kla­ren Text zur Beschrei­bung der natio­na­len Exis­tenz­pro­ble­me zu formulieren.

Die The­se: Von den unfrei­wil­lig bizar­ren „Omas gegen Rechts“ über mora­lis­tisch eifern­de Lin­ke und Grü­ne bis hin zur puber­tie­ren­den Anti­fa ist den Akteu­ren unklar wohl bewußt, daß vie­le „Grund­ver­ein­ba­run­gen“ und Sprach­re­ge­lun­gen längst höchst frag­wür­dig sind und etwas zu zemen­tie­ren ver­su­chen, was pro­duk­tiv auf­ge­bro­chen wer­den muß, um zu Ent­las­tun­gen und Lösun­gen zu gelangen.

Die CDU ver­sucht das unge­lenk zumin­dest und folgt in man­cher Hin­sicht ein­deu­tig AfD-Auf­trä­gen. Sie hat ihre über­in­sze­nier­te Abwehr über­wun­den; unein­ge­stan­den hat­te sie einer Kurs­än­de­rung längst zuge­stimmt. Frü­her oder spä­ter wird sie zum Ein­rei­ßen der mys­ti­fi­zier­ten Brand­mau­er bereit sein.

Nur die lau­ten „Wie-sind-mehr-Rufer“ ver­mei­den es, ihre Per­spek­ti­ve zu ändern und sich den Rea­li­tä­ten neu zu stel­len, eben­so wie sich ein ver­rann­ter Neu­ro­ti­ker bera­tungs- und the­ra­pie­re­sis­tent dage­gen wehrt, sei­ne Wahr­neh­mun­gen und Zwän­ge zu revi­die­ren, über die er sich eine trü­ge­ri­sche Schein­sta­bi­li­tät bewahrt, an die sich sein Selbst­ver­ständ­nis klam­mert, obwohl er längst an den eige­nen Fehl­hand­lun­gen leidet.

Was zu die­sen ver­bas­tel­ten Kon­struk­ten nicht paßt, das trig­gert eben. Dar­aus ent­ste­hen aggres­si­ve Affek­te, wie sie in Gie­ßen gera­de zu beob­ach­ten waren.

Man­che Pres­se­stim­me erfasst das min­des­tens im Ansatz. So etwa die „Lübe­cker Nach­rich­ten“ vom 1. Dezember:

Doch wer Haß mit Haß begeg­net, wer das Grund­ge­setz ver­tei­di­gen will, indem er es bricht, bie­tet nur Mate­ri­al für Wei­dels nächs­te Selbst­ver­harm­lo­sung. Die AfD lebt vom Haß. Füt­tern wir sie nicht damit.

Zieht man die grund­ver­ord­ne­te Kor­rekt­heit von die­ser Sequenz mal ab, befreit man sie von der ideo­lo­gi­schen Grun­die­rung, hat man den rich­ti­gen Text: Eure infan­ti­len Ver­hal­tens­mus­ter und Ersatz­hand­lun­gen stär­ken die AfD. Das trägt noch mehr als deren Eigen­leis­tung zum ful­mi­nan­ten Erfolg der Par­tei bei. Die Arro­ganz der Macht gegen­über Par­tei und Wäh­lern schweißt zusammen.

Nicht nur per­sön­li­che, son­dern gleich­falls poli­ti­sche Neu­ro­sen sind durch die Kon­fron­ta­ti­on mit dem Leben selbst durch­zu­ar­bei­ten. Düs­te­ren Trug und schö­nen Schein klärt wohl oder übel irgend­wann ein­fach die Wirk­lich­keit auf.

Mag sein, daß die­ser Wan­del beschleu­nigt über öko­no­mi­sche Tat­sa­chen erfolgt. Der­zeit ist laut BDI-Prä­si­dent Peter Leib­in­ger der Wirt­schafts­stand­ort Deutsch­land im frei­en Fall – im Ergeb­nis einer ech­ten Struk­tur­kri­se. Eins­ti­ge Kern­be­rei­che wie die Auto­in­dus­trie ver­mö­gen der chi­ne­si­schen Kon­kur­renz nicht stand­zu­hal­ten, und sogar Wis­sen­schaft und For­schung wan­dern Rich­tung Chi­na ab. Dort wird in einem Tem­po und mit einer Effi­zi­enz gear­bei­tet, die Deut­schen nicht mehr zumut­bar erscheint.

Deutsch­land, so Leib­in­ger, „befin­det sich in sei­ner his­to­risch tiefs­ten Kri­se seit Bestehen der Bun­des­re­pu­blik, doch die Bun­des­re­gie­rung reagiert nicht ent­schlos­sen genug.“ Eigent­lich kei­ne Zeit für psych­ia­tri­sche Langzeittherapien.

Heino Bosselmann

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

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Kommentare (2)

Laurenz

11. Dezember 2025 08:39

@HB ... diesmal liegt Ihr gesamter Artikel in der Debatte daneben, nur am Ende berühren Sie die reale Wahrheit. Die gesichert linksextreme, 100% reformblockierende Wirtschaftspolitik Deutschlands & der EU reitet im Galopp in den Untergang, demokratisch gewählt durch die Ü60-Wähler mit nach uns die Sintflut. Das reicht bis in die EUdSSR-Spitze mit Stalin von der Leyen. Die AfD bietet nur ein Paket mit ökomischen Maßnahmen aus den Programmen der Union, Lieberalen & der SPD der 70er, an heute angepaßt, an, um die Ökonomie wieder laufen zu lassen & die Verarmung des Volks aufzuhalten. Hier dreht es sich im Wesentlichen um einen ökonomischen Konflikt. Die Konter-Revolution wäre u.U. nur mit den Amis aufzuhalten gewesen, weil nur die permanente Trotzkistische Weltrevolution die konservative Konterrevolution aufhalten könnte. Aber mit Trump hat die konservative Konterrevolution weltweit gewonnen & die gesichtert linksextreme neo-stalinistische Herrschaft in Europa wird fallen, einfach, weil sie an ihrem Finanzbedarf krepiert.

Joachim Datko

11. Dezember 2025 08:49

1) Die AfD ist eine verantwortungsbewusste, libertäre Partei des Bildungsbürgertums und der Leistungsgesellschaft.
2) Ich bin Stammwähler und habe sie von Anfang an gewählt. Zurzeit sind für mich der Widerstand gegen die massive Einwanderung und gegen die massive Neuverschuldung durch die Regierung Merz (CDU/CSU, SPD) besonders wichtig.
3) Die Diffamierung der AfD lasse ich links liegen. Ich sehe an den Vorsitzenden, wes Geistes Kind eine Partei ist. Die AfD hatte in ihrer zwölfjährigen Geschichte schon zwei Professoren an der Spitze. Zurzeit hat sie mit dem Handwerksmeister Chrupalla und der Asienkennerin Dr. Weidel (Japan, Singapur, China) auch Vorbilder der Bildungs- und Leistungsgesellschaft an der Parteispitze.
+++ J. Datko – Ingenieur, Physiker – Regensb. – AfD-Stammwähler +++