Emma und Baal

von Baal Müller

Man kann es so sehen wie Spiegel Online: Die Pädagogikstudentin Julia Kube hat ihre "Master-Arbeit" der "Namensdiskriminierung" von Grundschulkindern gewidmet ...

… und dabei, laut SpOn vom 16.07., her­aus­ge­fun­den, daß auch hier wie­der der ver­flix­te Dis­kri­mi­nie­rungs­teu­fel steckt:

Kin­der, die Maxi­mi­li­an, Char­lot­te, Marie oder Lukas hei­ßen, wer­den von ihren Leh­rern für leis­tungs­stär­ker und lern­wil­li­ger gehal­ten als Ange­li­na, Chan­tal, Jaque­lin, Den­nis oder Mar­vin, und am schlimms­ten kommt Kevin weg; das sei, so eine der befrag­ten Leh­re­rin­nen, “kein Name, son­dern eine Dia­gno­se”. (Offen­bar sind “Bushi­do” und “Lady GaGa” noch nicht bei den Stan­des­äm­tern ange­kom­men – das ist aber nur noch eine Fra­ge der Zeit.)

Natür­lich hat man als Leh­rer nun um so mehr auf sein “unbe­wuß­tes Dis­kri­mi­nie­rungs­ver­hal­ten” zu ach­ten – es soll ja kein Schü­ler “aus Prin­zip” eine Note schlech­ter bekom­men, weil er offen­kun­dig den soge­nann­ten “bil­dungs­fer­nen Schich­ten” ent­stammt und sei­ne Eltern den gan­zen Tag “Tele­no­ve­las”, Pop- und Cas­ting­shows, behin­der­te Gerichts­sen­dun­gen usw. anschau­en. Ande­rer­seits könn­ten sich aber auch, wie bei allen Kli­schees, womög­lich gewis­se unein­ge­stan­de­ne Erfah­run­gen in ent­spre­chen­den Ein­schät­zun­gen nie­der­ge­schla­gen haben: Viel­leicht ist die klei­ne Shaki­ra tat­säch­lich doch meis­tens ein biß­chen düm­mer als ihre Klas­sen­ka­me­ra­din Nele?

Schicht­spe­zi­fi­sche Namen gab es natür­lich schon in frü­he­ren Zei­ten;  fran­zö­si­sche Namen klan­gen ele­gant und welt­läu­fig (und nicht wie das heu­ti­ge “Schack­lin” nach Plat­te und Osten), der huma­nis­tisch Gebil­de­te moch­te es latei­nisch oder grie­chisch, und bei “Johann” und “Min­na” denkt man noch immer an Dienst­bo­ten. Eini­ge Namen ändern ihre Kon­no­ta­ti­on offen­bar mit jeder Gene­ra­ti­on: Ganz frü­her hie­ßen nur alte Tan­ten “Emma”, dann wur­de der Name von Ali­ce Schwar­zer (mitt­ler­wei­le frei­lich selbst eine alte Tan­te) okku­piert, und heu­te ver­rät er – so Julia Kube, deren Namen sicher auch auf einen “bes­se­ren” Hin­ter­grund ver­weist (immer­hin brach­te sie es bis zum Grund­schul­lehr­amt und dahin, sol­che Stu­di­en zu ver­fer­ti­gen!) – die posi­tiv dis­kri­mi­nier­te Schü­le­rin. Wer sei­nen Kin­dern etwas Gutes mit auf den Lebens­weg geben will, so der Rat von Astrid Kai­ser, der Betreue­rin der Arbeit, soll­te sich also dar­an ori­en­tie­ren, wel­che Namen in Arzt‑, Leh­rer- oder Pas­to­ren­fa­mi­li­en bevor­zugt wer­den. (“Affir­miert” man damit aber nicht gera­de sol­che “Unge­rech­tig­kei­ten”?)

Solan­ge Bil­dung noch ein wich­ti­ges Sta­tus­sym­bol ist, Wohl­stand und Erfolg ver­spricht, mag sie Recht haben – es ist jedoch zu befürch­ten, daß in abseh­ba­rer Zeit ande­re Aspek­te, auf die ein Vor­na­me hin­deu­tet, in den Vor­der­grund rücken könn­ten. Das Leben fin­det ja nicht nur im Unter­richt statt, und auf den Schul­hö­fen gel­ten sicher schon heu­te ganz ande­re Namens­rang­lis­ten. Mein Tip: Nen­nen Sie Ihre Toch­ter ruhig “Emma”, das ist sehr wand­lungs­fä­hig, und Ihren Sohn “Baal” – damit ist er immer auf der siche­ren Seite!

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