Als Präsident George W. Bush im Mai 2003 dekretierte, daß der zweite amerikanisch-irakische Krieg zu Ende sei, teilten sich die Militärkundigen in mehrere Gruppen. Einige meinten, daß der Irak, wenn er von der Diktatur befreit wäre, schnell auf den Weg der Normalität zurückfinden würde, der über „freie und demokratische Wahlen“ und einen wirtschaftlichen Neustart führe. Bei dieser Prognose hatten sie das Beispiel Deutschlands oder Japans nach 1945 im Auge. Andere dagegen sahen Schwierigkeiten voraus, entweder als Folge von „Friktionen“ oder auf Grund bewaffneter Auseinandersetzungen zwischen Schiiten, Sunniten und Kurden. Schließlich warnte eine Minderheit von vornherein vor Terrorismus und Guerilla.
Und diese letzte Gruppe sollte Recht behalten. Man kann aber nicht von einem Terrorismus als einheitliches Phänomen sprechen, denn er wird jenseits des alle (mit Ausnahme der Kurden) verbindenden Hasses gegen den Besatzer von verschiedenen Gruppen getragen, aus verschiedenen Gründen und mit verschiedenen Zielen. Es gibt den Terrorismus, der von den ehemaligen Mitgliedern der Geheimdienste Saddams ausgeübt wird, dessen Zweck im wesentlichen darin besteht, den Aufbau eines neuen Irak nach amerikanischen Plänen zu verhindern. Daher die mörderischen Attacken auf Politiker, die fähig wären, eine neue Regierung zu bilden, auf Techniker, Presseleute und Frauen, die einem westlichen Lebensstil folgen, und auch auf Informanten oder Spitzel im Dienste der Amerikaner. Gleichzeitig werden „blinde“ Attentate mit Autobomben organisiert, um die Bevölkerung zu verunsichern. Dabei handelt sich um einen präzisen und gut strukturierten Terrorismus, der offenbar vor dem Beginn des amerikanischen Angriffs organisiert wurde, mit eigenen Netzwerken, geheimen Waffenlagern und mit beachtlichen Geldressourcen. Halten wir fest, daß sich dieser Terrorismus nicht nur gegen den Besatzer richtet, sondern auch gegen die schiitische Minderheit, um sie zum Äußersten zu treiben, damit sie sich gegen die Anglo-Amerikaner erhebt, die beschuldigt werden, nicht fähig zu sein, die Sicherheit zu gewährleisten.
Studiert man diese Destabilisierungstaktik, merkt man, daß sie sich symmetrisch zur amerikanischen „Rekonstruktionstaktik“ entwickelt. Die Terroristen müssen schnellstmöglich die materielle und menschliche Infrastruktur zerstören, auf die sich die Besatzer stützen wollen. Umgekehrt müssen letztere, unabhängig vom eigentlichen Antiterrorkampf, um jeden Preis wirtschaftliche und politische Normalität schaffen, die durch ihre Funktionsfähigkeit den Terrorismus seiner Basis berauben würde. Man kann also von einem Wettlauf gegen die Zeit sprechen.
Infiltrierte Elemente aus Syrien, aber hauptsächlich aus dem Iran, bilden eine dritte Fraktion der Terroristen, die man als al-Kaida bezeichnet, die aber weit davon entfernt ist, eine einheitliche Gruppe darzustellen, denn man findet in ihr auch iranische Schiiten, Palästinenser, Syrer und sogar Tschetschenen. Eine weitere Gefahrenquelle ist die schiitische Stadtguerilla, sowohl in Bagdad als auch in Nadjaf und anderen Städten. Endlich geht ein Teil der Angriffe und Entführungen ganz einfach auf das Konto des Straßenraubs.
Natürlich bleiben die Besatzer – in diesem Fall die Amerikaner und die Briten – nicht untätig. Ihre Antiterrorismus- und Antiguerrilla-Aktionen bewegen sich auf mehreren Ebenen. Eine wichtige Voraussetzung ist das Sammeln von Informationen, das auf verschiedene Weisen erfolgen kann: durch irakische Informanten oder Verräter, die oft – dem Risiko entsprechend – gut bezahlt werden, oder auf technischem Weg (Überwachung der Funkverbindungen und verschiedene Abhörmethoden, Luft- oder Satelliten-Beobachtungen). Durch Verrat konnte zum Beispiel Saddam Hussein gefaßt werden. Anzumerken ist auch, daß man gewaltsame Verhöre bis hin zur Folter als effektive Methode betrachtet, um Informationen zu gewinnen.
Sobald Informationen vorliegen, kommen verschiedene Arten militärischer Operationen in Frage. Um sie durchzuführen, benutzen die Amerikaner wie die Briten vor allem Spezialeinheiten (Special Forces), die sowohl aus der Army, der Navy als auch der Air Force stammen. Die Angriffe gegen im voraus identifizierte Ziele finden im allgemeinen nachts statt. In den Antiguerilla-Kämpfen der Vergangenheit (Algerien, Angola, Vietnam, und so weiter) galt als fester Grundsatz, daß die Nacht den Rebellen und der Tag den „Ordnungskräften“ gehörte. Das ist aber eine Vorstellung, die heute ihre Gültigkeit verloren hat, dank der Verwendung von Night Vision Goggles. Diese „Brille“, die weniger als ein Kilo wiegt, wird am Helm befestigt und vermittelt eine grün-schwarze Sicht, die erlaubt, in einer mondlosen Nacht einen Menschen auf 100 Meter und bei Vollmond auf 300 Meter zu erkennen, während ein Fahrzeug auf 550 Meter sichtbar wird. Dazu kommt ein ganzes Sortiment von Nachtzielgeräten. Wegen dieser verschiedenen Hilfsmittel haben jene, die man früher „die Kämpfer der Nacht“ nannte, den Vorteil der Dunkelheit verloren. Nacht für Nacht führen die Special Forces, aber auch Fallschirmjägereinheiten, Unternehmungen durch, die oft von Erfolg gekrönt sind und mit der Verhaftung von Terroristen oder der Entdeckung von Waffenverstecken enden.
Dagegen nähert sich der Kampf gegen die schiitischen Milizen eines Mollah al-Sadr (in dem die Marines die Hauptrolle spielen) eher den Formen der klassische Stadtguerilla. Die Aufständischen besitzen leichtes Material, das von Kalaschnikow und Mörsern bis zur Panzerfaust reicht, während ihre Gegner über eine reiche Palette schweren Geräts verfügen (Panzer; Artillerie; Kampfhubschrauber und so weiter) und ihre erdrückende Feuerkraft einsetzen, um den Feind mit minimalen Eigenverlusten auszuschalten; so kommt ungefähr ein gefallener Amerikaner auf zehn Schiiten. Man darf auch nicht vergessen, daß die Stellung al-Sadrs und seiner Milizen durch die Tatsache geschwächt wird, daß er auf das Mißtrauen eines Teils des hohen schiitischen Klerus stößt, der in ihm einen gefährlichen Abenteurer erblickt.
Seit dem Beginn des Kampfes vor einem Jahr haben die Amerikaner ihre Verteidigungsmaßnahmen deutlich verfeinert, indem sie die Reaktionszeit auf ein Minimum reduzierten, zum Beispiel bei Angriffen auf Konvois. Ein anderer Bereich, in dem die abschreckende Überwachung eine Rolle gespielt zu haben scheint, ist die Sicherheitslage der Pipelines, sowohl im Norden als auch im Süden des Landes, deren Sabotage nie wirklich bedrohliche Ausmaße annehmen konnte.
Trotzdem muß man feststellen, daß die Amerikaner einen schweren Fehler begingen, als sie die Kontrolle des Iraks übernahmen und die gesamte Armee Saddam Husseins auflösten. Einerseits beraubten sie sich mit dieser Vorgehensweise jener Kampfeinheiten, die nach „ideologischer“ Schulung einen Teil der „Drecksarbeit“ hätten verrichten können; andererseits schufen sie, indem sie eine ganze Armee, einschließlich ihrer Offiziere, entließen und nach Hause schickten, einen Herd der Unzufriedenheit und des Hasses. Es scheint auch, daß die Amerikaner in der Anfangsphase der Besatzung ihren Hauptfeind nicht erkannten. Angesichts der ersten Attentatswelle glaubten sie, daß deren Anstifter oder Ausführende Saddam nahe standen; diese „Bonzen“, die bald in einem Kartenspiel verewigt wurden, konnten rasch verhaftet werden, ohne daß eine spürbare Verminderung des Terrors stattgefunden hätte. Neue Analysen zeigen, daß die Gefahr in Wirklichkeit nicht von ihnen ausging, sondern von Offizieren des Geheimdienstes oder untergeordneten Offizieren der regulären Streitkräfte, die sich auf diese neue Kampfform sorgfältig vorbereitete hatten.
Jetzt besteht das Hauptproblem der Amerikaner darin, sich einem asymmetrischen Krieg anzupassen und eine effiziente Antwort auf die Herausforderung zu finden. Die Herausforderung als solche ist nicht neu. Bereits 1998 betonte der damalige US-Verteidigugsminister William S. Cohen: „In naher Zukunft werden diejenigen selten sein, die uns auf militärischer oder wirtschaftlicher Ebene herausfordern können, aber sie werden Sun Tse und Die Kunst des Krieges studieren, um die Schwächen unserer wirklichen Kraft auszunützen.“ Etwas früher hatte derselbe Cohen ein eindrucksvolles Bild der auf die USA zukommenden Bedrohungen gemalt – vier Jahre vor dem verhängnisvollen 11. September –, indem er schrieb: „Auf strategischer Ebene könnte ein Angreifer versuchen, eine direkte militärische Konfrontation zu vermeiden, indem er eher terroristische Mittel wie nukleare, biologische und chemische Waffen (NBC) einsetzt, den Informationskrieg oder Umweltsabotage, um seine Ziele zu erreichen.“ Dennoch fällt auf, daß die Amerikaner eben bis zum 11. September die Bedrohung nicht ernst nahmen, obwohl sie außerhalb ihres Territoriums Opfer mehrerer mörderischer Attentate geworden waren (Aden, Somalia).
Man spricht gelegentlich vom Irak als einem neuen Vietnam. Der Militärhistoriker, oder der Historiker schlechthin, weiß nur allzugut, wie sehr man solchen Vergleichen mißtrauen muß. Der Irak ist nicht Vietnam, die Iraker sind keine Vietnamesen, und die heutige amerikanische Armee mit ihren hochentwickelten Überwachungssystemen, ihrer Mobilität ist nicht mehr die von gestern. Tatsächlich haben sich die Gegebenheiten radikal verändert. In ihrem Krieg gegen die Amerikaner verfügten die Nordvietnamesen über zwei mächtige Verbündete, China und die UdSSR, die sie massiv mit Rüstung und Nachschub belieferten, die sie diplomatisch unterstützten und den Amerikanern auch bestimmte Grenzen für ihre Aktion auferlegten, da die Furcht vor Provokationen sie oft in ihren Handlungen beschränkte. Heute existieren solche mächtigen Verbündeten für die aufständischen Iraker nicht. In Vietnam war der Widerstand gegen die Amerikaner von den Strategen des Nordens streng organisiert, hierarchisiert und koordiniert. Eine derartige Zentralisierung des irakischen Widerstands existiert dagegen nicht, weil der Widerstand sehr andersartigen Zwängen und Interessen gehorcht. Was die Unterstützung der Rebellen betrifft, wissen die Nachbarländer, daß sie Vorsicht walten lassen müssen, was im wesentlichen für Iran und Syrien gilt. Ein anderer Unterschied: Während die Mehrheit der in Vietnam engagierten Truppen aus Wehrpflichtigen bestand, setzt sich die Mehrheit des im Irak eingesetzten Kontingents aus Freiwilligen zusammen.
Die militärischen und politischen Verantwortlichen in Amerika kennen allzugut die verheerende Wirkung, die hohe Verluste auf die öffentliche Meinung ihres Landes haben können und daß man sie folglich auf ein Minimum reduzieren muß. Man kann sagen, daß ihnen das gelungen ist, mit 150 Gefallenen für den eigentlichen Militärfeldzug und mehr als 600 Toten durch Attentate oder Unfälle. Das sind für eine Streitmacht von 140000 Mann und für die Dauer von über einem Jahr „annehmbare“ Zahlen. Im Golfkrieg von 1991 hatten die Amerikaner die erträgliche Höhe der Verluste auf 5000 Gefallene beziffert und auf 2000 die des Kriegs von 2003. Übrigens auch im Gegensatz zu Vietnam haben die amerikanischen Verluste im Irak die amerikanischen Massen kaum zu einer breiten Protestbewegung mobilisiert. Noch ein weiterer Unterschied: das Gelände. Kriegführung ist unendlich viel schwieriger in einem Dschungel oder in einem bergigen Gebiet als in einer Wüsten- und Oasenzone, sowohl was die Kampftaktik selbst angeht als auch was die Überwachung betrifft.
Ein häufig auf die amerikanischen Intervention in Irak angewandter Gemeinplatz ist die Behauptung, es handele sich um einen „Ölkrieg“. Dabei handelt es sich um eine Vereinfachung, die eine viel komplizierte und beunruhigendere Wirklichkeit verbirgt. Die Ölimporte des USA aus dem Nahen Osten belaufen sich auf 20 Prozent gegenüber 57 Prozent für Europa. Was das irakische Öl angeht, so fließt es nach der Niederlage Saddam Husseins nur spärlich, wegen der veralteten Einrichtungen, bei denen man Jahre für Erneuerung brauchen wird, um sie ganz funktionsfähig zu machen. Außerdem wird die amerikanische Präsenz vom Mittelmeer bis in den Nahen Osten nicht von rein wirtschaftlichen Interessen diktiert; das ist schon daran zu erkennen, daß die Anwesenheit von US-Truppen in diesem Raum jährlich 30 Milliarden Dollar kostet, wohingegen mögliche Exporte nur einen Gegenwert von 20 Milliarden Dollar erreichen. Ein anderer Vorwand, den die amerikanische Regierung selbst angibt, um ihre Intervention zu rechtfertigen, die Neutralisierung der chemischen, biologischen oder sogar Atomwaffen, vielleicht auf der Grundlage irriger oder falsch interpretierter Informationen, hat sich als gegenstandslos erwiesen.
Um den Sinn der amerikanischen Intervention im Irak und in Afghanistan richtig zu beurteilen, muß man sie in einer anderen Perspektive interpretieren: der eines zielgerichteten Willens. Dabei wirkte das Attentat vom 11. September 2001 nur wie eine Sprengkapsel. Unter Bush junior erfuhr die amerikanische Militärdoktrin eine grundlegende Veränderung. Statt defensiv zu bleiben, auf der Grundlage des containments, wurde sie präventiv und interventionistisch: die USA haben vor, militärisch aufzutreten, sobald sie ihre Interessen bedroht sehen. Das Defensivglacis hat sich in eine Ausgangsbasis verwandelt, und auf die geostrategische Bedeutung des Zweistromlandes hatte der Theoretiker der seapower, Alfred Thayer Mahan, schon im 19. Jahrhundert hingewiesen. Es genügt, einen Atlas zu konsultieren, um sich von der zentralen geopolitischen Bedeutung dieses Gebietes zu überzeugen. Die amerikanische Präsenz in dieser Gegend stellt tatsächlich eine direkte Bedrohung für Syrien und für den Iran dar. Was Afghanistan betrifft, bringt es die Amerikaner in Kontakt mit China, und ihr Schwerpunkt hat sich somit beträchtlich nach Osten verlagert. Aber wenn sie sich in diese Politik stürzen können, so deshalb, weil sie die Mittel dazu haben und auch, in der heutigen Konstellation, den entsprechenden politischen Willen. Sie sind entschlossen, ihre Militärmacht radikal zu verstärken, obwohl diese Militarisierung eine schwere Belastung für den Haushalt der Nation darstellt. Aber diese Art von Feststellung ist zweitrangig, weil wir es mit einer Dialektik der Macht zu tun haben, mit einer Realpolitik als Folge von realer Macht.
Seit dem Beginn des 19. Jahrhundert betreiben die USA eine beharrliche und letzlich kohärente Politik, wenn man sich bemüht, sie in einer Perspektive der longue durée zu betrachten. Überall auf dem Globus haben sie militärisch gesehen, Fuß gefaßt, von Grönland bis Kuba, von den Samoa-Inseln bis Okinawa, von Deutschland bis in die Türkei, von Kuweit bis Georgien, unter Einschluß der Möglichkeit einer schnellen Intervention an fast allen Punkten der Erde, die ihres Interesses würdig sind. Im allgemeinen war der Erwerb dieser strategischen Punkte das Ergebnis eines Krieges, aber manchmal auch der Intervention einer mehr oder weniger kraftvollen Diplomatie. Und außer dem Paradebeispiel Vietnams waren die Mißerfolge selten.
Diese Militärmacht wird von einem beindruckenden Satellitennetz verstärkt, das die Kontrollmöglichkeiten noch steigert, obwohl es nicht immer eine totale Überwachung erlaubt. Selbstverständlich geht diese Militärpräsenz mit einer ebenso beeindruckenden Wirtschaftpräsenz einher. Angesichts solcher Tatsachen versteht man besser, warum man seit einigen Jahren nicht mehr von einer amerikanischen militärischen Supermacht, sondern von einer Hypermacht spricht. Haben die Europäer den Krieg als Ausdruck oder Mittel der Politik in den Requisitenraum verbannt, stellt er für die Amerikaner (aber auch für die Chinesen, wenn die Stunde schlägt) immer noch ein vollkommen verwendbares und legitimes Mittel auf der politischen Bühne dar, wenn sie es für nützlich halten. Die Beziehung zum Krieg ist bei Europäern und Amerikanern grundverschieden, weshalb die einen ihr militärisches Instrument vernachlässigt und die anderen es fortwährend vervollkommnet und verstärkt haben. Es gibt, wenn man so will und eine clausewitzsche Perspektive einnimmt, eine amerikanische militärische Fatalität: die Großmacht besitzt eine große Armee, und diese große Armee wird zwangsläufig für eine große Politik eingesetzt, die die einer Großmacht ist. Und ob diese Politik von einem Republikaner oder einem Demokraten im Weißen Haus bestimmt wird, ändert nichts an den Tatsachen!
Heute arbeitet die amerikanische Armee intensiv an der langfristigen Festlegung ihrer neuen Doktrin (Joint Vision 2010 and 2020) und an der neuen Rüstung die sie erfordern wird. In diesem Rahmen werden vier Ziele definiert.
(1) Project and Sustain. Um schnellstmöglich überseeische Streitkräfte zu entfalten und zu versorgen, sollen eine Division und eine Brigade zusammen in 30 Tagen mobilisiert und kampfbereit sein und fünf andere Divisionen in den folgenden 120 Tagen (im ersten amerikanischen Irakkrieg hatte man sechs Monate gebraucht, um die schweren Divisionen zu mobilisieren, im zweiten konnte diese Zeit deutlich verkürzt werden).
(2) Protect the Force. Die operationellen Phasen sollen durch effiziente Flugabwehrraketen geschützt werden;
(3) Win the Information War. Es geht darum, schnellstmöglich ein Maximum an Informationen aller Art zu sammeln, sie zu analysieren und sie sofort den richtigen Adressaten zu übermitteln;
(4) Conduct Precision Strike. Man möchte den Feind während seiner Entfaltung schlagen, bevor er Kontakt aufnimmt, mittels Intervention von Kampfhubschraubern und weitreichender Raketenartillerie.
(5) Dominate the Maneuver Battle. Man möchte schnellstmöglich zuschlagen unter Nutzung der maximalen Feuerkraft, um den Feind zu vernichten, mit Panzern, mobiler Artillerie und Kampfhubschraubern.
Selbstverständlich impliziert die Durchführung dieses Programms die Entwicklung neuen Materials, das effizienter, aber auch leichter und wenn möglich billiger sein soll, was zum Beispiel den Erwerb durch die Privatindustrie entwickelter Fahrzeuge oder Schiffe erklärt, die nicht a priori für das Militär entworfen worden sind. In dieser Sparperspektive herrscht die Richtlinie vor, daß man „den Schwanz stutzen, aber die Zähne schärfen“ müsse, das heißt, an den bürokratischen und administrativen Strukturen sparen, um die Elitekämpfer zu bevorzugen.
Die Gesamtstrategie soll von finanziellen Einschränkungen in jedem Fall unbeeinflußt bleiben. Die USA müssen fähig sein, unter Aufrechterhaltung ihrer Basen in der Welt und außer Reichweite des Feindes, sich gleichzeitig zwei größeren Konflikten oder einem größeren Konflikt mit mehreren kleineren, parallel geführten Operationen zu stellen. Untersucht man die militärische Anstrengung Amerikas, kurz- oder langfristig, darf man nie vergessen, was kürzlich der französische Militärhistoriker Philippe Richardot feststellte: „Die Armee der Vereinigten Staaten bleibt das überzeugende Argument für die amerikanische Beherrschung der Welt“.