Der Fall Konrad Löw

pdf der Druckfassung aus Sezession 6 / Juli 2004

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von Christian Vollradt

Die zweite Ausgabe des diesjährigen Deutschland Archiv (DA) war gerade erschienen, da erreichte die Abonnenten der Zeitschrift ein Brief, der in Inhalt und Wortwahl beispiellos ist. Die Bundeszentrale für politische Bildung (BpB), und der Bertelsmann-Verlag, Herausgeber des DA, distanzierten sich „aufs Schärfste“ von einem im besagten Heft enthaltenen Beitrag aus der Feder des emeritierten Bayreuther Politikwissenschaftlers Konrad Löw. Die Veröffentlichung des Artikels sei mit dem Selbstverständnis der BpB und des Verlags „nicht vereinbar“ und desavouiere deren Arbeit. Die Verfasser des Briefes, Jürgen Faulenbach, für die BpB verantwortlich im Bereich Print, und Manfred Eigemeier vom Bertelsmann-Verlag, gaben am Schluß des Schreibens weiter bekannt, daß der Rest der Auflage des Heftes „makuliert“ – sprich eingestampft – werde.

Löw hat­te in sei­nem „Deut­sche Iden­ti­tät in Ver­fas­sung und Geschich­te“ beti­tel­ten Auf­satz zunächst Betrach­tun­gen über ver­schie­de­ne his­to­ri­sche Ein­flüs­se auf das Grund­ge­setz ange­stellt und den „rechts­phi­lo­so­phi­schen Men­ta­li­täts­wan­del“ beschrie­ben, dem die Ver­fas­sung aus­ge­setzt ist. Dar­an anschlie­ßend wid­met er sich der öffent­li­chen Wahr­neh­mung der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ver­gan­gen­heit, ins­be­son­de­re der Juden­ver­fol­gung, und kam zu dem Ergeb­nis, daß dabei immer noch Ver­satz­stü­cke eines Kol­lek­tiv­schuld­vor­wurfs wirk­sam sei­en. Durch Zita­te, ins­be­son­de­re aus jüdi­schen Erleb­nis­be­rich­ten, führt er Gegen­ar­gu­men­te an und kam zu der Fol­ge­rung: „Wir dür­fen nicht zögern, die Ver­bre­chen des NS-Regimes als wich­ti­gen Teil der deut­schen Geschich­te, der deut­schen Iden­ti­tät zu beken­nen. Aber wir soll­ten jenen ent­ge­gen­tre­ten, die all­ge­mein von deut­scher Schuld spre­chen, wenn damit gemeint ist, daß die gro­ße Mehr­heit der damals leben­den Deut­schen mit­schul­dig gewe­sen sei an einem der größ­ten Ver­bre­chen der Mensch­heits­ge­schich­te. Ein sol­cher Vor­wurf ist unge­heu­er­lich, wenn er nicht bewie­sen wird.“
Obwohl nicht in Erfah­rung zu brin­gen war, ob sich tat­säch­lich Leser des Arti­kels „ver­un­glimpft“ fühl­ten, wie es im Schrei­ben der Bun­des­zen­tra­le heißt, baten Fau­len­bach und Eige­mei­er als Mit­glie­der des Redak­ti­ons­bei­ra­tes, der „von der geplan­ten Ver­öf­fent­li­chung“ kei­ne Kennt­nis hat­te, um Ent­schul­di­gung. Auch der ver­ant­wort­li­che Redak­teur Marc-Diet­rich Ohse wand­te sich anschlie­ßend in einem geson­der­ten Schrei­ben exkul­pie­rend an „alle Betrof­fe­nen“. Unter wel­chem Druck er dabei gestan­den haben muß, wird aus sei­ner gera­de­zu ins Bizar­re gestei­ger­ten For­mu­lie­rung deut­lich, wenn er „alle Opfer der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Dik­ta­tur um Ent­schul­di­gung“ bittet.
Nach Infor­ma­tio­nen der Frank­fur­ter Rund­schau brach­ten Mit­ar­bei­ter der Bun­des­zen­tra­le für poli­ti­sche Bil­dung den Stein ins Rol­len, die nach Erschei­nen des Hef­tes ihren im Urlaub wei­len­den Prä­si­den­ten Tho­mas Krü­ger (SPD) mit den ver­meint­lich skan­da­lö­sen For­mu­lie­run­gen Löws kon­fron­tier­ten. Der ent­schied dar­auf­hin, die „Sache offen­siv anzu­ge­hen“ und ver­an­laß­te die wei­te­ren Schritte.
Hieß es im Schrei­ben der Bun­des­zen­tra­le für poli­ti­sche Bil­dung noch, Löw ver­tre­te „Ansich­ten zum Anti­se­mi­tis­mus im 20. Jahr­hun­dert in Deutsch­land“, die unver­tret­bar sei­en, mach­ten kur­ze Zeit spä­ter eini­ge Zei­tungs­mel­dun­gen dar­aus schon einen „juden­feind­li­chen Auf­satz“ (Frank­fur­ter Rund­schau), „unverholene(n) Anti­se­mi­tis­mus“ (Süd­deut­sche Zei­tung) oder eine „Ansamm­lung anti­jü­di­scher Kli­schees“ (Die Welt). Mit­tels aus dem Zusam­men­hang geris­se­ner Zita­te sol­len dann die in den rei­ße­ri­schen Über­schrif­ten ent­hal­te­nen Vor­wür­fe belegt wer­den. Sven Felix Kel­ler­hoff behaup­te­te in der Welt, Löw prä­sen­tie­re „die belieb­ten Kli­schees“ über Juden in der Wei­ma­rer Repu­blik. Vom „jüdi­schen Ein­fluß“ schreibt Löw aller­dings nur als Zitat und im übri­gen mit posi­ti­ver Kon­no­ta­ti­on. Eben­so infam ist Kel­ler­hoffs Unter­stel­lung, Löw wär­me die The­se von der „jüdi­schen Kriegs­er­klä­rung 1933“ wie­der auf. Denn wört­lich heißt die inkri­mi­nier­te Stel­le: „Der Boy­kott jüdi­scher Ein­rich­tun­gen am 1. April 1933 wur­de als Gegen­boy­kott dekla­riert und gerecht­fer­tigt“; von den Natio­nal­so­zia­lis­ten näm­lich, ging die­se „Recht­fer­ti­gung“ aus und Löw beschreibt dies, ohne das Vor­ge­hen sei­ner­seits etwa zu rechtfertigen.
Auch die Löw von Frank Ebbing­haus in der Süd­deut­schen Zei­tung unter­stell­te Behaup­tung, er hal­te die Deut­schen für „von Natur aus bes­ser“ als sie die His­to­ri­ker mach­ten, er erklä­re die Deut­schen für „kol­lek­tiv unschul­dig“, ent­behrt jeder Grund­la­ge im Text des Auf­sat­zes. Denn dar­in betont Löw ja gera­de, er beab­sich­ti­ge mit sei­nen Aus­füh­run­gen kei­ne „Ret­tung der deut­schen Ehre um jeden Preis“. Einer ver­dreh­ten Wie­der­ga­be bedient sich auch Karl-Heinz Baum in der Frank­fur­ter Rund­schau. Nicht Kon­rad Löw hält die Deut­schen etwa für „weit mehr Opfer als Täter“, son­dern er zitiert die­se Fest­stel­lung als eine damals ver­brei­te­te Gefühls­la­ge der Deut­schen unmit­tel­bar nach Kriegsende.

Kon­rad Löw tra­fen die Auf­re­gung von Bun­des­zen­tra­le und Ber­tels­mann-Ver­lags und deren media­les Nach­spiel ohne Vor­war­nung. Sich mit ihm in Ver­bin­dung zu set­zen, hielt man sei­tens der Ver­ant­wort­li­chen beim Deutsch­land Archiv offen­sicht­lich nicht für not­wen­dig. Die Vehe­menz ihrer Reak­ti­on muß­te ihm um so unver­ständ­li­cher erschei­nen, als er sei­nen Text noch am 5. März 2003 auf der Jah­res­ver­samm­lung der Gesell­schaft für Deutsch­land­for­schung in Ber­lin refe­riert und dafür von den Zuhö­rern Bei­fall erhal­ten hatte.
DA-Redak­teur Ohse beton­te gegen­über der Süd­deut­schen Zei­tung, Löws Auf­satz sei nicht bestellt wor­den und hät­te nicht abge­druckt wer­den dür­fen. Er selbst habe das „falsch ein­ge­schätzt“. Dabei ver­schwieg er, daß er selbst den Arti­kel für das DA redi­giert und Ände­run­gen im Manu­skript des Vor­trags in Abspra­che mit Löw vor­ge­nom­men hat­te. An der jetzt von ihm öffent­lich monier­ten „relativierende(n) Geschichts­be­trach­tung“ Löws scheint Ohse also zunächst kei­nen Anstoß genom­men zu haben. In sei­nem Schrei­ben an die Abon­nen­ten betrach­te­te Ohse nun die „unkom­men­tier­te Ver­öf­fent­li­chung“ als dem Grund­satz der Redak­ti­on zuwi­der­lau­fend, da dadurch das Bemü­hen um his­to­risch­po­li­ti­sche „Auf­klä­rung“ kon­ter­ka­riert wer­de. War­um ihm als pro­mo­vier­ten His­to­ri­ker die­ser angeb­li­che Wider­spruch zu den „Inten­tio­nen der Redak­ti­on“ erst nach Erschei­nen des Hef­tes auf­fiel, ver­rät Ohses Schrei­ben nicht. Offen­sicht­lich war sei­ne Distan­zie­rung samt Ver­leug­nung der eige­nen redi­gie­ren­den Tätig­keit an Löws Bei­trag der ein­zi­ge Weg, sei­ne Ent­las­sung abzu­wen­den, die nach Pres­se­infor­ma­tio­nen sei­tens der Bun­des­zen­tra­le bereits erwo­gen wor­den war. Daß er in sei­nem Schrei­ben noch erwähnt, das Deutsch­land Archiv habe im Ver­lauf der soge­nann­ten „Hoh­mann-Affä­re“ deut­lich gegen jeden „Ver­such der Geschichts­klit­te­rung“ Stel­lung bezo­gen, deu­tet dar­auf hin, wel­ches Mene­te­kel an der Wand stand. Wer in den Ruch gerät, einem irgend­wie gear­te­ten „Revi­sio­nis­mus“ das Wort zu reden, des­sen wis­sen­schaft­li­che Kar­rie­re ist beendet.
Offen­kun­dig ist, daß Her­aus­ge­ber und Redak­ti­on nach der Ver­nich­tung der Rest­auf­la­ge von Aus­ga­be 2 / 04 eine wei­te­re öffent­li­che Aus­ein­an­der­set­zung mit ihrer ein­ma­li­gen Vor­ge­hens­wei­se unter­bin­den wol­len. Dem brüs­kier­ten Pro­fes­sor Löw wur­de mit­ge­teilt, daß er künf­tig nie wie­der im DA ver­öf­fent­li­chen dür­fe, und damit scheint in den Augen der Ver­ant­wort­li­chen der Fall erle­digt zu sein. Die Inter­net­sei­te des Deutsch­land Archiv lis­tet zwar noch das Inhalts­ver­zeich­nis der maku­lier­ten Aus­ga­be auf, aller­dings ver­se­hen mit der spär­li­chen „Anmer­kung des Ver­lags“, das Heft 2 / 04 sei „nicht mehr lie­fer­bar“. Ein Hin­weis auf den Grund fehlt.
In der inzwi­schen erschie­ne­nen neu­en Aus­ga­be des Deutsch­land Archiv (3 / 04) ist der gesam­te Vor­gang weder im Edi­to­ri­al des Redak­teurs erwähnt, noch fin­det sich dar­in eine erneu­te Stel­lung­nah­me des Redak­ti­ons­bei­ra­tes oder der Her­aus­ge­ber. Ent­hal­ten ist jedoch der bereits im Distan­zie­rungs­schrei­ben der Bun­des­zen­tra­le ange­kün­dig­te Bei­trag des Lei­ters des Zen­trums für Anti­se­mi­tis­mus­for­schung der TU Ber­lin, Wolf­gang Benz, der sozu­sa­gen das nöti­ge Anti­se­rum lie­fern soll. Benz erwähnt in sei­nem Bei­trag über „Die Juden und die natio­na­le Iden­ti­tät“ den Auf­satz Kon­rad Löws ledig­lich in einer Fuß­no­te als „jüngste(s) Exem­pel eines miß­glück­ten patrio­ti­schen Pro­jekts“, das den Anlaß für sei­ne eige­nen – kor­ri­gie­ren­den – Aus­füh­run­gen bot. Daß Benz in sei­ner Dar­stel­lung den Anti­se­mi­tis­mus als gesell­schaft­li­ches Kon­ti­nu­um betont und die The­se einer deutsch-jüdi­schen Sym­bio­se in der Wei­ma­rer Repu­blik ver­wirft, ist im Rah­men einer wis­sen­schaft­li­chen Aus­ein­an­der­set­zung voll­kom­men legi­tim. Jedoch unter­stellt er bei Löw „zwei­fel­haf­te Absich­ten“, und dies ist vor allem des­halb unan­stän­dig, weil Benz am Ende sei­ner Aus­füh­run­gen aktu­el­le „anti­se­mi­ti­sche Ste­reo­ty­pe“ anführt, etwa die von der jüdi­schen Ver­ant­wor­tung für Anti­se­mi­tis­mus, oder die For­de­rung nach einem Ende der „Erin­ne­rung des natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Völ­ker­mords“. Nach Löws eige­nen Wor­ten bil­det der Natio­nal­so­zia­lis­mus ein „wesent­li­ches Ele­ment deut­scher Iden­ti­tät“, und die For­de­rung nach mehr natio­na­lem Stolz begrün­det er eben gera­de nicht mit dem Ver­drän­gen die­ses Ele­ments. Viel­mehr soll­te, so Löw, das „offe­ne, nach­drück­li­che Bekennt­nis zu den dun­kels­ten Sei­ten der deut­schen Geschich­te“ als Teil einer „posi­ti­ven deut­schen Iden­ti­tät“ ver­stan­den werden.

Der eigent­li­che Skan­dal liegt ohne­hin nicht etwa in einer kri­ti­schen Ent­geg­nung auf den Bei­trag über die „Deut­sche Iden­ti­tät in Ver­fas­sung und Geschich­te“, son­dern in der Ver­nich­tung der Aus­ga­be des Deutsch­land Archiv auf Geheiß einer staat­li­chen – dem Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­um unter­stell­ten – Insti­tu­ti­on und im schä­bi­gen Umgang mit einem renom­mier­ten Wis­sen­schaft­ler, der über Jah­re hin­weg immer wie­der im DA publi­ziert hat­te. Daß Löw sich bei die­sem Vor­ge­hen an Zen­sur­maß­nah­men und Bücher­ver­nich­tun­gen dik­ta­to­ri­scher Regime erin­nert fühlt, ist nur zu verständlich.
Unter­des­sen begrün­den die Her­aus­ge­ber des DA die Maku­lie­rung der Auf­la­ge damit, daß man ange­sichts ihrer Distan­zie­rung von die­sem Bei­trag eine Mög­lich­keit der Nach­be­stel­lung des Hef­tes nicht wei­ter offen hal­ten kön­ne; man sei zudem durch eine „Nach­be­stel­lungs­flut aus bestimm­ten Ecken“ in die­ser Hal­tung bestä­tigt wor­den, lie­ßen sie die Neue Zür­cher Zei­tung wissen.
Kon­rad Löw blieb nur die Mög­lich­keit, sich mit Rich­tig­stel­lun­gen an die ent­spre­chen­den Zei­tun­gen zu wen­den, die zuvor ver­zer­ren­de Dar­stel­lun­gen gelie­fert hat­ten; außer von Sei­ten der Chef­re­dak­ti­on der Welt blie­ben posi­ti­ve Reak­tio­nen auf sein Ansin­nen aus. Gegen die Bun­des­zen­tra­le für poli­ti­sche Bil­dung bean­trag­te Löw Dienst­auf­sichts­be­schwer­de beim Bun­des­in­nen­mi­nis­ter. Das Vor­ge­hen der Behör­de, „ver­letzt mei­ne Rech­te aus Art. 5 Grund­ge­setz und dem Ehren­schutz des Zivil­rechts. Es ist geeig­net, mei­ne Repu­ta­ti­on als Wis­sen­schaft­ler zu zer­stö­ren. Mein Auf­satz / Vor­trag ent­hält kei­ne Aus­sa­ge, die auch nur im ent­fern­tes­ten als ver­fas­sungs­feind­lich oder straf­recht­lich rele­vant ange­se­hen wer­den könn­te. Die Aus­ar­bei­tung wur­de zudem vor Ver­öf­fent­li­chung vom zustän­di­gen Redak­teur sehr sorg­fäl­tig gele­sen, was anhand der Kor­rek­tur­fah­nen nach­ge­wie­sen wer­den kann.“, so Löw in sei­nem Schrei­ben an Otto Schily.
Das Deutsch­land Archiv – Ende der sech­zi­ger Jah­re aus dem „SBZ-Archiv“ als publi­zis­ti­sches Forum für DDR- und Deutsch­land­for­schung her­vor­ge­gan­gen – war bis Dezem­ber 2002 von einer in Köln ansäs­si­gen Redak­ti­on betreut wor­den, bevor mit dem Ver­lag auch die Redak­ti­ons­be­set­zung wech­sel­te. Seit­dem wird das DA vom Ber­tels­mann-Ver­lag „im Auf­trag der Bun­des­zen­tra­le für poli­ti­sche Bil­dung“ her­aus­ge­ge­ben, allein ver­ant­wort­li­cher Redak­teur ist Ohse, dem jedoch ein Bei­rat zur Sei­te gestellt wur­de. Ihm gehö­ren neben den bereits erwähn­ten Ver­tre­tern der Bun­des­zen­tra­le und des Ver­lags noch ehe­ma­li­ge Redak­teu­re und lang­jäh­ri­ge Mit­ar­bei­ter des DA an. Nach dem „Fall Löw“ soll die­ses Gre­mi­um jetzt vor dem Druck einer neu­en Aus­ga­be zusam­men­tre­ten, um künf­ti­ge „Distan­zie­run­gen“ zu vermeiden.
Der seit 2002 amtie­ren­de BpB-Prä­si­dent Tho­mas Krü­ger, der zuvor für die SPD als Jugend­se­na­tor von Ber­lin fun­gier­te und dann im Bun­des­tag saß, woll­te mit sei­nem rigi­den Vor­ge­hen offen­sicht­lich sei­ne Bemü­hun­gen unter­mau­ern, den unter Lin­ken ver­däch­ti­gen Stall­ge­ruch sei­ner Behör­de los­zu­wer­den. Denn die 1952 gegrün­de­te Bun­des­zen­tra­le für Hei­mat­dienst (wie sie vor ihrer Umbe­nen­nung hieß) galt in „pro­gres­si­ven“ Krei­sen lan­ge als Hort revan­chis­ti­scher Anti­kom­mu­nis­ten, die mit­tels die­ser Insti­tu­ti­on die Re-edu­ca­ti­on der Alli­ier­ten hin­ter­trei­ben woll­ten. Das alte Miß­trau­en gegen die BpB flamm­te unter Krü­gers Vor­gän­ger Gün­ter Rei­chert noch ein­mal auf, den man als von Hel­mut Kohl pro­te­gier­ten „erz­kon­ser­va­ti­ven CDU­Mann“ iden­ti­fi­zier­te, und der „neu­rech­ten Den­kern“ ein Publi­ka­ti­ons­fo­rum gebo­ten habe, so die Köl­ner Poli­to­lo­gin Gud­run Hentges.
Die Schwer­punkt­set­zung sei­nes Nach­fol­gers Krü­ger ver­deut­li­chen dage­gen eigens ein­ge­rich­te­te Pro­jekt­grup­pen zu den The­men „Rechts­extre­mis­mus“ und „Migra­ti­on“.
Der „Fall Löw“ ver­an­schau­licht auf dras­ti­sche Wei­se, wie stark immer noch von offi­zi­el­ler Sei­te das Bedürf­nis nach kano­ni­sier­ter Geschichts­schrei­bung vor­herrscht, die sich „in den Dienst einer Selbst­dis­kri­mi­nie­rung“ (Hell­mut Diwald) der Deut­schen zu stel­len hat. Anstatt kon­tro­ver­se Mei­nun­gen zu Wort kom­men zu las­sen, wird unter­bun­den, was man für miß­li­e­big erach­tet. Und das von einer Insti­tu­ti­on wie der BpB, deren gesetz­li­che Auf­ga­ben­stel­lung dar­in besteht, „Ver­ständ­nis für poli­ti­sche Sach­ver­hal­te zu för­dern“. Wäh­rend des His­to­ri­ker­streits von 1986 cha­rak­te­ri­sier­te Klaus Hil­de­brand sol­che Vor­ge­hens­wei­se als die Behaup­tung einer „intel­lek­tu­el­len Vor­macht­stel­lung, die auf Dif­fe­ren­zie­run­gen kei­nen Wert legt, son­dern grob an einem Geschichts­bild fest­hält , das den lan­gen Schat­ten des Drit­ten Rei­ches als uni­for­me Folie für die Hand­ha­bung von Ver­gan­gen­heit, Gegen­wart und Zukunft benutzt“. Vor­ste­hen­des Zitat wur­de der Welt, ent­nom­men, die wie der gro­ße Rest der bür­ger­li­chen Medi­en den einst­mals beklag­ten Para­dig­men­wech­sel längst nach­voll­zo­gen hat. Das beweist auch die Bericht­erstat­tung zum „Fall Löw“.

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