Rudolf Fahrner – ein Lebensbild

pdf der Druckfassung aus Sezession 4 / Januar 2004

von Stefano Bianca

Erinnert wird hier an einen „Unzeitgemäßen“, dessen Lebensspanne (30. Dezember 1903 – 28. Februar 1988) einen großen Teil des zwanzigsten Jahrhunderts abdeckte – vom bewußten Erleben des ersten Weltkrieges in der Österreichischen Provinz bis zum Vorabend der „Wende“ in seiner deutschen Wahlheimat.

Einer der Angel­punk­te die­ses Lebens war die Ver­schwö­rung des 20. Juli 1944, an der Fahr­ner als Freund der Brü­der Stauf­fen­berg und als Mit­ver­fas­ser der geplan­ten Auf­ru­fe betei­ligt war. Dank dem Schutz durch die weni­gen Mit­wis­ser ent­ging Fahr­ner auf eine für ihn selbst wun­der­sa­me Wei­se der Rache des Regimes. Die ihm geschenk­te zwei­te Lebens­hälf­te hat er dazu benutzt, die mit Freun­den begon­ne­ne geis­ti­ge Grün­dung fort­zu­set­zen, ohne je die Publi­zi­tät zu suchen, die ihm infol­ge der Ereig­nis­se hät­te zufal­len kön­nen. So gibt die­ses Jubi­lä­um Gele­gen­heit, auf einen weit­ge­hend Ver­ges­se­nen hin­zu­wei­sen, der sein spä­te­res lite­ra­ri­sches und dich­te­ri­sches Werk im Stil­len ent­fal­tet hat – wohl im Bewußt­sein, daß die Zeit­um­stän­de der Auf­nah­me des­sen was er ver­trat nicht all­zu gewo­gen waren. Die fol­gen­den Abschnit­te ver­su­chen dem Leser, soweit es im Rah­men eines sol­chen Arti­kels mög­lich ist, das Leben und die Anlie­gen Fahr­ners nahe­zu­brin­gen. Sie stüt­zen sich auf den vom Ver­fas­ser betreu­ten Nach­laß sowie auf sei­ne lang­jäh­ri­ge Bekannt­schaft mit Rudolf Fahrner.
In länd­lich-groß­bäu­er­li­chen Ver­hält­nis­sen im Mühl­vier­tel auf­ge­wach­sen, ent­deckt der Schü­ler Rudolf Fahr­ner die Dich­tun­gen Hugo von Hof­mannst­hals und liest Fried­rich Gun­dolfs Goe­the-Buch, die ihm als Vor­bo­ten einer neu­en, dem dich­te­ri­schen Urer­leb­nis zuge­wand­ten Hal­tung erschei­nen. Gegen den Wil­len des Vaters, der ihn für die Füh­rung eines der gro­ßen Höfe aus­er­se­hen hat­te, erzwingt er, fast mit­tel­los, den Auf­bruch zum Stu­di­um nach Hei­del­berg; er stu­diert bei Gun­dolf, bewohnt ein Zim­mer beim Phi­lo­so­phen Hein­rich Rickert, in des­sen Biblio­thek er sei­nen neu­en geis­ti­gen Leit­stern Ste­fan Geor­ge ent­deckt, begeg­net Nico­lai Hart­mann und Mar­tin Heid­eg­ger (der ihn für sich zu gewin­nen sucht), und wird schließ­lich von Gun­dolf zu Fried­rich Wol­ters nach Mar­burg gewie­sen, in des­sen Freun­des­kreis er eintritt.
Nach sei­ner Pro­mo­ti­on im Alter von 22 Jah­ren mit einer Arbeit über Höl­der­lins Begeg­nung mit Goe­the und Schil­ler habi­li­tiert sich Fahr­ner 1928 in Mar­burg mit sei­ner Schrift über „Wort­sinn und Wort­schöp­fung bei Meis­ter Ecke­hart“ als jüngs­ter Pri­vat­do­zent Deutsch­lands. Hier schart er einen Kreis von jun­gen Hörern und Freun­den um sich, die ihm lebens­lang ver­bun­den blei­ben soll­ten – dar­un­ter Karl Sche­fold, Eber­hard Zel­ler, Ste­fan Thiersch, der viel­ver­spre­chen­de, im Krieg jung gefal­le­ne Gott­fried Baum­ecker und spä­ter Wolf­gang Hoffmann-Zampis.
Ende der Zwan­zi­ger Jah­re unter­stützt Fahr­ner sei­nen Leh­rer Wol­ters – nicht ohne kecke Ein­wän­de – bei der Abfas­sung sei­nes umstrit­te­nen Wer­kes „Ste­fan Geor­ge und die Blät­ter für die Kunst“ (1930 erschie­nen). In die­sen Jah­ren kommt er in Berüh­rung mit Wol­ters’ älte­ren Freun­den wie Kurt Hil­de­brandt, Bert­hold Val­len­tin, Paul Thiersch und Karl Wolfs­kehl. Zu Ste­fan Geor­ge selbst gewinnt er per­sön­li­chen Zugang im Jah­re 1930, nach Wol­ters’ Tod. Seid dem Ende des Ers­ten Welt­kriegs hat­te sich der Geor­ge-Kreis in man­che Unter­grup­pen gespal­ten, und sei­ne Zuge­hö­rig­keit zum Wol­ters-Clan hat­te Fahr­ner Geg­ner­schaft im nahen Umkreis von Geor­ge beschert.

In sei­nen Erin­ne­run­gen sagt Fahr­ner, daß die­ser spä­te Zugang zu Geor­ge in gewis­sem Sin­ne ein beson­de­res Geschenk für ihn gewe­sen sei, da ihn der altern­de Dich­ter nun mit der indes­sen nach­ge­wach­se­nen jüngs­ten Gene­ra­ti­on von Anhän­gern in Ver­bin­dung brach­te, ins­be­son­de­re mit dem jun­gen Bild­hau­er Frank Meh­nert, der wäh­rend der letz­ten Lebens­jah­re des Dich­ters engs­ter Ver­trau­ter war. Durch Frank gewann Fahr­ner die Bezie­hung zu den Brü­dern Claus und Bert­hold von Stauf­fen­berg, und die­ses Drei­ge­stirn – spä­ter ergänzt durch den über­le­ben­den Bru­der Alex­an­der von Stauf­fen­berg – hat von da an Fahr­ners Lebens­weg geprägt.
Äußer­lich stan­den die frü­hen Drei­ßi­ger Jah­re im Zei­chen des her­auf­zie­hen­den Nazis­mus, der auch Geor­ges Freun­de und Anhän­ger pola­ri­sier­te und in ver­fein­de­te Grup­pen zer­riß. Der Dich­ter selbst ent­zog sich einer Stel­lung­nah­me und jeg­li­chen Ehrun­gen des Nazi-Staats durch sei­ne Auf­ent­hal­te in der Süd-Schweiz. Frei­lich hat­te das von ihm erträum­te „Neue Reich“ nichts mit dem vom Nazis­mus ver­dor­be­nen Zerr­bild davon gemein­sam. In Fahr­ners Auf­zeich­nun­gen sei­ner Gesprä­che mit Geor­ge wird das The­ma des Nazis­mus zwei­mal berührt. So berich­tet Fahr­ner: „Am Ende einer alle tren­nen­den Klüf­te gegen die sieg­rei­chen Natio­nal­so­zia­lis­ten deut­lich machen­den Gesprächs­stun­de (Geor­ge hat­te beim Ver­gleich das natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Deutsch­lands mit Russ­land bemerkt, dass minus 100 und minus 200 Grad für den Men­schen wenig Unter­schied mache) und in Erin­ne­rung rufend, dass es auch schon im Ers­ten Welt­krieg Freun­de gege­ben habe, die mein­ten, er müs­se mit­ma­chen weil er und sein Werk vom deut­schen Schick­sal abhin­gen, sag­te Geor­ge mit unge­heu­rer Gebär­de, hoch auf­ge­rich­tet und den Kopf zurück­ge­wor­fen: „Ich habe ganz ande­re Akti­en auf das Deut­sche Reich – und sehr gute Papie­re!“ (Auf­zeich­nung Mün­chen, Mai 1933). In einem frü­he­ren Gespräch hat­te Geor­ge zu Fahr­ner gesagt, er sei poli­tisch nicht unfehl­bar: Wenn man ihm ein Gedicht brin­ge, kön­ne er genau sagen, was es tau­ge; im übri­gen kön­ne er irren wie jeder ande­re. (Auf­zeich­nung Ber­lin, Herbst 1932.)
Die Hal­tung der Freun­de Frank, Claus von Stauf­fen­berg und Rudolf Fahr­ner zum Nazis­mus war zunächst ambi­va­lent. Ange­sichts der geor­ge­schen Idea­le konn­te sich kei­ner von ihnen Illu­sio­nen über die wah­re Natur der Bewe­gung machen, doch sahen sie wohl anfangs auch Poten­zen dar­in, die zu nut­zen und in ande­rem Sin­ne zu gebrau­chen wären. Karl Löwi­th, ein Kol­le­ge Fahr­ners wäh­rend sei­ner Mar­bur­ger Zeit, schreibt in sei­nen Erin­ne­run­gen, Fahr­ner habe ihm 1932 nach einem Mar­bur­ger Auf­tritt Adolf Hit­lers berich­tet, die­ser sei gewiß nicht der kom­men­de Füh­rer (das Wort habe bei ihm einen Geor­ge­schen Klang gehabt), aber viel­leicht ein „magi­scher Blö­del“ der die Mas­sen in Bewe­gung set­ze, bis der rich­ti­ge Herr­scher komme.
In eine dra­ma­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ideo­lo­gen geriet Fahr­ner bereits mit dem Tag sei­ner Antritts­vor­le­sung am 2. Mai 1935 in Hei­del­berg, wohin er Ende 1934 als Nach­fol­ger Fried­rich Gun­dolfs beru­fen wor­den war. In sei­nen Erin­ne­run­gen schil­dert er die von ideo­lo­gi­schen Draht­zie­hern betrie­be­ne „Ver­ir­rung und Ver­wir­rung der Geis­ter“, die sich bis zum behaup­te­ten Ver­rat Goe­thes an den Deut­schen ver­stieg. In sei­ner erhal­te­nen Antritts­vor­le­sung „Die Dich­tung im deut­schen Schick­sal“ ver­such­te Fahr­ner dar­zu­le­gen, wel­che Span­nun­gen zwi­schen geis­ti­gem und poli­ti­schem Leben ohne­hin immer bestan­den, wie sie sich in der deut­schen Geschich­te gezeigt und aus­ge­wirkt hat­ten und wie die gegen­wär­ti­ge poli­ti­sche Bewe­gung vor der Auf­ga­be ste­he, eine Ver­bin­dung zu den geis­ti­gen Mäch­ten über­haupt und zu den für Deutsch­land eigen­tüm­li­chen Kräf­ten im Beson­de­ren zu finden.

Der welt­of­fe­ne Hori­zont von Fahr­ners Vor­le­sung, sowie sei­ne Bemü­hung, das Geis­ti­ge als pri­mä­re Wir­kungs­macht in Bezie­hung zum Tat­we­sen zu set­zen, jedoch es von allen dog­ma­ti­schen und ideo­lo­gi­schen Ver­en­gun­gen frei­zu­hal­ten, muß die nazis­ti­schen Fana­ti­ker um den mäch­ti­gen Reichs­stu­den­ten­füh­rer Scheel sowohl beein­druckt als auch tief beun­ru­higt haben. Scheel bedroh­te Fahr­ner kurz dar­auf mit einem Ulti­ma­tum, sich der poli­ti­schen Bewe­gung ein­zu­ord­nen, wid­ri­gen­falls er ihn nicht län­ger hal­ten kön­ne. Die Zeit­gleich­heit von Fahr­ners demons­tra­ti­vem Aus­tritt aus der SA (16. Mai 1935) läßt kei­nen Zwei­fel dar­an, was Fahr­ners Ant­wort auf die­ses Ulti­ma­tum war. Der Alt­ger­ma­nist und Geheim­rat Fried­rich Pan­zer, der Fahr­ners Beru­fung her­bei­ge­führt hat­te, konn­te ihn noch recht­zei­tig war­nen, daß der Dekan der Fakul­tät ein gehei­mes Schrei­ben an das Kul­tus­mi­nis­te­ri­um gerich­tet hat­te, in wel­chem Fahr­ners Ent­fer­nung auf Grund untrag­ba­rer Gesin­nun­gen ver­langt wur­de. Dies gestat­te­te es Fahr­ner, durch ein selbst ein­ge­reich­tes Ent­las­sungs­ge­such dem dro­hen­den Pro­zeß und wei­te­ren vor­aus­seh­ba­ren Ver­leum­dun­gen zu entgehen.
Die fol­gen­den frei­en Jah­re gaben Fahr­ner die Mög­lich­keit und den Ansporn, das mit Gut­hei­ßung von Geor­ge in Angriff genom­me­ne Buch über E.M. Arndt abzu­schlie­ßen – eine Arbeit, die ihrer­seits in das spä­ter im eige­nen Ver­lag ver­öf­fent­lich­te Gnei­se­nau-Buch über­lei­te­te. Bei­de Bücher gehen zurück auf die Fahr­ner und sei­ne Freun­de bedrän­gen­de Fra­ge, wie sich geis­tig gepräg­te Men­schen in einem unge­mä­ßen poli­ti­schen Umfeld ver­wirk­li­chen und wie sie eine Erneue­rung ver­krus­te­ter staat­li­cher Lebens­ord­nun­gen von den geis­ti­gen Ursprün­gen her bewir­ken könn­ten. Das Arndt-Buch hat sei­ner­zeit brei­te Wir­kung gefun­den und hat Fahr­ner, wie sich spä­ter zei­gen soll­te, die Sym­pa­thien und den Schutz von ein­fluß­rei­chen Minis­te­ri­al­be­am­ten gesi­chert, die sich inner­halb des Regimes ihre geis­ti­ge Frei­heit bewahrt hat­ten. Claus von Stauf­fen­berg, ein Gnei­se­nau-Nach­fah­re, nahm beson­de­ren Anteil am Ent­ste­hen der zwei­ten Arbeit und hat Fahr­ner mehr­mals, nicht ohne Absicht, auf­ge­for­dert, vor sei­nen Sol­da­ten über Gnei­se­nau zu sprechen.
So berei­te­te der Rück­schlag in Hei­del­berg den Boden für eine wich­ti­ge neue Lebens­pha­se, zumal in die­se Zeit auch Fahr­ners gemein­sam mit Gem­ma Wol­ters-Thiersch unter­nom­me­ne Haus­grün­dung in Über­lin­gen am Boden­see fiel. Über vie­le Jahr­zehn­te blieb die­ses Haus das Zen­trum eines Freun­des­krei­ses, in dem Dich­tung, Bild­haue­rei und Kunst­hand­werk eine Heim­stät­te fan­den. Die Grup­pe setz­te sich weit­rei­chen­de Auf­ga­ben mit der Grün­dung des Del­fin-Ver­lags, des­sen in eige­ner Typo­gra­phie gedruck­te Bücher dem dich­te­ri­schen und dem geschicht­li­chen Mythos zuge­wandt waren. Unter den erschie­ne­nen Publi­ka­tio­nen fin­den sich Das Rolands­lied, Par­zi­val, Han­ni­bal und Über­set­zun­gen home­ri­scher Gesän­ge. Der von Freun­den gegrün­de­te „Weber­hof“ auf der Insel Juist bot der Grup­pe eine wei­te­re Stät­te für gemein­schaft­li­che Fes­te, Lesun­gen und Auf­füh­run­gen. Fahr­ner selbst fand nun die Zeit, sich mit dem Freund Frank in der Bild­haue­rei zu üben. (Sei­ne Skulp­tu­ren rie­fen ungläu­bi­ges Stau­nen beim Geor­ge-Erben Robert Boeh­rin­ger her­vor, der spä­ter den Abguss der Fahr­ner­schen Büs­te von Alex­an­der von Stauf­fen­berg für die Geor­ge-Stif­tung ver­an­laß­te.) Die frei­en Jah­ren waren auch eine Zeit des Rei­sens und der Ent­de­ckun­gen – ins­be­son­de­re in Süd­ita­li­en, Grie­chen­land und Ägypten.

Fahr­ners nach den Hei­del­ber­ger Vor­fäl­len intak­tes, ja gestei­ger­tes Anse­hen bei den Ver­ant­wort­li­chen im Reichs­er­zie­hungs­mi­nis­te­ri­um führ­te nun dazu, daß er ein zwei­tes Mal, wie schon 1934, als Ver­tre­ter für deut­sche Spra­chen und Kul­tur an die inter­na­tio­na­le Som­mer­aka­de­mie in San­tan­der ent­sandt wur­de. Mehr noch, 1937 kam aus Ber­lin das Ange­bot für eine mit grie­chi­schen Stel­len ver­ein­bar­te Ver­trags­pro­fes­sur an der Uni­ver­si­tät Athen – ein Ruf, der auf die Initia­ti­ve grie­chi­scher Hörer von Fahr­ners Vor­le­sun­gen in Hei­del­berg zurück­ging. Nach etli­chen büro­kra­ti­schen Ver­zö­ge­run­gen trat Fahr­ner die­se Stel­lung im Herbst 1939 an und wur­de danach auch mit der Lei­tung des Deut­schen Wis­sen­schaft­li­chen Insti­tu­tes in Athen betraut.
In sei­nen Erin­ne­run­gen schreibt Fahr­ner, er habe zwei­mal in sei­nem Leben eine durch­geis­tig­te Stadt erlebt: „Hei­del­berg nach dem ers­ten Welt­krieg und Athen zu Beginn des zwei­ten Welt­krie­ges. Dort war es der geis­ti­ge Durst der aus dem Feld heim­keh­ren­den Jugend, die auf die in jenen Jah­ren erst ganz in die Öffent­lich­keit tre­ten­de geis­ti­ge Bewe­gung traf, die von Ste­fan Geor­ge ihren Aus­gang genom­men hat­te. Das bewirk­te ein Wie­der­auf­flam­men aller Erneue­rungs­be­we­gun­gen (auch in der Wis­sen­schaft), die an der Jahr­hun­dert­wen­de begon­nen hat­ten und nach der Über­schat­tung durch die Kriegs­jah­re neu­mäch­tig empor­tauch­ten. (…) Im Athen des spä­ten Herbs­tes 1939 tra­fen sich noch ein­mal vie­le Geis­ter aus ganz Euro­pa und aus ande­ren Erd­tei­len unter hel­le­ni­schem Zei­chen. Sie wuß­ten, was ihnen an Tren­nung und schwe­ren Schick­sa­len bevor­stand, und sie fei­er­ten in die­sem Augen­blick noch ein­mal ihre Gemein­sam­keit, ihren Glau­ben an hohe Bil­der, ihre Unab­hän­gig­keit von allen Macht­kämp­fen und dem sie ein­engen­den und beglei­ten­den Wahn. Sie zeig­ten sich ihre Nei­gung und gin­gen zar­ter und füh­len­der mit­ein­an­der um in die­sen Abschieds­ta­gen von einer Welt, die sie her­vor­ge­bracht hat­te und die sie als die ihre getra­gen hat­ten. Es war ein Krei­sen geis­ti­ger Hoch­ge­füh­le, das sie ver­band und das die gan­ze Stadt durch­wog­te und durchtränkte.“
In Athen sah Fahr­ner sei­ne Auf­ga­be dar­in, die Ver­mitt­lung deut­schen Kul­tur­gu­tes in einem hel­le­ni­schen und inter­na­tio­na­len Milieu rein zu hal­ten von allen poli­ti­schen und ideo­lo­gi­schen Bei­mi­schun­gen. Dies ging nicht ohne Kämp­fe und Denun­zia­tio­nen ab, doch Fahr­ners Ber­li­ner Schutz­geis­ter im Reichs­mi­nis­te­ri­um (ins­be­son­de­re der treff­li­che Dr. Scur­la) stan­den zu ihrem vor­weg gege­be­nen Ver­spre­chen, ihn zu stüt­zen. Und der dama­li­ge deut­sche Bot­schaf­ter in Athen, Prinz Erbach, sowie der Gesandt­schafts­rat Karl Fritz von Grä­ve­nitz wur­den Mit­spie­ler in die­ser heim­li­chen Kon­spi­ra­ti­on gegen eine nazis­ti­sche Kul­tur­po­li­tik. Die Fort­füh­rung der Homer-Über­set­zung sowie Vor­le­sun­gen über Win­ckel­mann, Goe­the und Höl­der­lin stan­den damals im Zen­trum sei­ner Tätig­keit, zu der er vie­le Gast­re­fe­ren­ten zuzog. Alex­an­der Stauf­fen­berg, Frank, Eber­hard Zel­ler und ande­re Freun­de gehör­ten zu den Besu­chern und gele­gent­li­chen Mitarbeitern.

Wäh­rend der Hei­mat­auf­ent­hal­te in Deutsch­land setz­te sich die Zusam­men­ar­beit mit den drei Brü­dern Stauf­fen­berg fort, die sowohl Dich­te­ri­sches wie Poli­ti­sches zum Inhalt hat­te. Einer­seits wur­de die Homer­über­set­zung wei­ter­ge­führt und an Alex­an­der Stauf­fen­bergs Dich­tung Der Tod des Meis­ters gear­bei­tet; ande­rer­seits kris­tal­li­sier­ten sich bei Claus von Stauf­fen­berg die ers­ten Plä­ne zur Erhe­bung, in die Fahr­ner im Sep­tem­ber 1943 in Laut­lin­gen ein­ge­weiht wur­de mit der Auf­for­de­rung, die geplan­ten Auf­ru­fe abzu­fas­sen. Am 28. Juni 1944 wur­de Fahr­ner von Claus ange­sichts der bevor­ste­hen­den Ereig­nis­se nach Ber­lin zurückgerufen.
Die Vor­gän­ge um den 20. Juli und Fahr­ners Rol­le dar­in sind in meh­re­ren Büchern aus­führ­lich geschil­dert wor­den, sodaß hier weni­ge Hin­wei­se genü­gen. Die kom­pe­ten­tes­te Dar­stel­lung fin­det sich in den zwei Büchern von Eber­hard Zel­ler, der mit Stauf­fen­berg und des­sen Umkreis ver­traut war und dem Fahr­ner sei­ne per­sön­li­chen Erin­ne­run­gen mit­ge­teilt hat. Peter Hoff­mans Buch erweckt durch sei­ne akri­bi­sche Samm­lung von Daten und Zeug­nis­sen den Anschein von „Objek­ti­vi­tät“, kann aber nicht dar­über hin­weg­täu­schen, daß sein Ver­fas­ser dem geis­ti­gen Hin­ter­grund Stauf­fen­bergs und sei­ner Freun­de fremd gegen­über­steht. Das Werk ist ein Mus­ter­bei­spiel dafür was Fahr­ner ger­ne als „Vor­ein­ge­nom­men­heit durch Unein­ge­nom­men­heit“, das heißt als Man­gel an geis­ti­ger Affi­ni­tät zum Gegen­stand der Betrach­tung, bezeich­ne­te. So die­nen die flei­ßig recher­chier­ten „Fak­ten“ oft nur der Bestä­ti­gung eige­ner Vor­ur­tei­le. Das Bild Fahr­ners hat Hoff­mann in sei­ner Dar­stel­lung, ein­sei­ti­ge Quel­len her­aus­strei­chend, eher nega­tiv ein­ge­färbt – wohl zum Ent­gelt dafür, daß Fahr­ner ihm (anders als im Fall von Zel­ler) per­sön­li­che Infor­ma­tio­nen vor­ent­hielt, auf die Hoff­mann Anspruch zu haben glaubte.
Die letz­ten Jah­re des zwei­ten Welt­krie­ges brach­ten Fahr­ner ähn­lich gro­ße Ver­lus­te an Men­to­ren, Freun­den und Mit­ar­bei­tern wie die spä­ten zwan­zi­ger und frü­hen drei­ßi­ger Jah­re. Hat­te er damals inner­halb von weni­gen Jah­ren Eri­ka und Fried­rich Wol­ters, Paul Thiersch und Ste­fan Geor­ge ver­lo­ren, so wur­den nun Frank Meh­nert, Claus und Bert­hold Stauf­fen­berg, Fried­rich Baum­ecker, Wolf­gang Hoff­mann-Zam­pis und Hans Zel­ler vom Krieg oder von den Nach­be­ben des 20. Juli dahin­ge­rafft. Der Neu­be­ginn nach Ende des Krie­ges war auch durch die Schwie­rig­keit belas­tet, neue Wir­kungs­mög­lich­kei­ten in Deutsch­land zu fin­den. Nicht ohne Bit­ter­keit stell­te Fahr­ner fest, daß vie­le Ver­tre­ter oder Mit­läu­fer des Nazi-Regimes nach dem Krieg in lei­ten­der Stel­lung an ver­schie­de­nen Insti­tu­tio­nen der Bun­des­re­pu­blik unter­ka­men, wäh­rend ihm die Unter­stüt­zung ent­zo­gen wurde.
Äußer­lich ist die­ser Ein­schnitt in Fahr­ners Leben durch den Antritt der Pro­fes­sur für deut­sche Spra­che und Lite­ra­tur an der Uni­ver­si­tät Anka­ra mar­kiert (1950 – 1958) – ein Aus­lands­auf­ent­halt, der ihm ganz neue west-öst­li­che Per­spek­ti­ven in Ana­to­li­en, im Iran und in Syri­en eröff­net, die er bereist. Er gewahrt den Par­al­le­lis­mus zwi­schen Hohen­stau­fen und Sel­dschu­ken, ent­deckt das ori­en­ta­li­sche Rit­ter­tum mit sei­nen Herr­schern, Dich­tern und fürst­li­chen Bau­ten; er erschließt sich Fird­au­si und Dschel­al­led­din Rumi, die öst­li­chen Ver­wand­ten von Wolf­ram von Eschen­bach und Meis­ter Ecke­hart, die ihm geläu­fig waren. Ande­re damals in Anka­ra leh­ren­de Deut­sche, mit denen er man­ches gemein­sam ent­deckt, waren der Archi­tekt Cle­mens Holz­meis­ter und die Ori­en­ta­lis­tin Anne­ma­rie Schimmel.

Inner­lich hat sich der Ein­schnitt – so darf man viel­leicht auf Grund sei­nes spä­te­ren Werks inter­pre­tie­ren – dahin­ge­hend aus­ge­wirkt, daß die zusam­men mit Frank und den Brü­dern Stauf­fen­berg ver­folg­te Hoff­nung auf staat­li­che Erneue­rung durch die Macht der Dich­tung einem inni­ge­ren Stre­ben nach Wir­kung wich: jenem, die leben­spen­den­den und ver­wan­deln­den Kräf­te der Dich­tung in ihrem Kern zu erfas­sen und so zu ver­mit­teln, daß sie in auf­nah­me­fä­hi­gen Indi­vi­du­en wirk­sam wür­den. Die­ses Ziel läßt sich aus der Frucht der tür­ki­schen Jah­re her­aus­le­sen – Fahr­ners in Anka­ra ver­öf­fent­lich­ter und in Deutsch­land fast unbe­ach­tet geblie­be­ner Stu­die Dich­te­ri­sche Visio­nen mensch­li­cher Urbil­der in Hof­mannst­hals Werk. Hier wird nicht nur das Werk Hof­mannst­hals ana­ly­siert, son­dern der Wesens­grund der dich­te­ri­schen Erneue­rung um 1900 dar­ge­stellt. Zugleich wird – jen­seits der getrenn­ten Lebens­we­ge – die Gemein­sam­keit von Hof­mannst­hals Ansatz mit dem von Geor­ge beleuch­tet, die bei­de auf der gesam­mel­ten Kraft der von ihnen geschaf­fe­nen Gestal­ten und Bil­dern beruhen.
1958 kehr­te Fahr­ner nach Deutsch­land zurück, um einem Ruf an die Tech­ni­sche Hoch­schu­le Karls­ru­he zu fol­gen, wo ihm die Mög­lich­keit gege­ben war, die Belan­ge der Dich­tung an einer tech­nisch ori­en­tier­ten Uni­ver­si­tät zu ver­tre­ten. Hier hat er sich streit­bar für die Rol­le der Geis­tes­wis­sen­schaf­ten in einer öko­no­misch und tech­no­lo­gisch deter­mi­nier­ten Welt ein­ge­setzt. Als stil­ler Mit­ar­bei­ter an einem Werk sei­nes Freun­des Fried­rich Wag­ner über die Gren­zen des tech­ni­schen Fort­schrit­tes hat er sich auch in die ange­hen­de Umwelt-Debat­te ein­ge­schal­tet. Sei­ne Vor­le­sun­gen setz­ten den gro­ßen his­to­ri­schen Bogen fort, den er in den drei­ßi­ger Jah­ren zu errich­ten begon­nen hat­te. Das gro­ße, weit über die Ger­ma­nis­tik hin­aus­grei­fen­de The­ma war „Dich­ter als Weg­wei­ser zur Dich­tung“. Den Bogen von Homer und Pin­dar über 1001 Nacht, Shake­speare, Goe­the, Höl­der­lin und Hof­manns­thal bis zur Moder­ne span­nend, such­te Fahr­ner die wesent­li­chen Anlie­gen und Ver­fah­ren der Dich­ter aus deren eige­nen Ver­lau­tun­gen zu erhel­len, anstatt sich auf ein blo­ßes Her­an­tra­gen äuße­rer Fak­ten und Kom­men­ta­re zu beschränken.
Noch wäh­rend der Karls­ru­her Pro­fes­sur wur­de Fahr­ner auf­ge­for­dert, einen Lehr­stuhl für deut­sche Spra­che und Lite­ra­tur an der Uni­ver­si­tät Kai­ro auf­zu­bau­en, was ihm erlaub­te, neu in die öst­li­che Welt ein­zu­tau­chen und man­che in der Tür­kei auf­ge­nom­me­ne Fäden wei­ter­zu­spin­nen. Zu den Sel­dschu­ken füg­ten sich nun die Ayyu­bi­den und Mam­lu­ken-Herr­scher, deren Bau­ten und deren rit­ter­li­cher Wett­kampf mit den Kreuz­fah­rern. Das Schick­sal der Sul­ta­nin Shaga­rat ad-Durr („Per­len­baum“) erreg­te ihn eben­so wie jenes der gro­ßen Ali­a­n­or von Aqui­ta­ni­en, För­de­rin des Min­ne­san­ges und Inspi­ra­to­rin von Rit­ter­epen. So keim­te all­mäh­lich die Idee zu einem Werk über das „West-Öst­li­che Rit­ter­tum“, in dem die­se neu­en Ent­de­ckun­gen mit frü­he­ren Arbei­ten zusam­men­fin­den sollten.

Die­se Arbeit am pos­tum erschie­nen West-Öst­li­chen Rit­ter­tum, die um das gehei­me Grund­mo­tiv „Dich­tung und Geschich­te“ kreis­te, beschäf­tig­te Fahr­ner wäh­rend der Jah­re nach sei­ner Eme­ri­tie­rung, die er teils in Über­lin­gen, teils in einem Refu­gi­um in der Pfalz (gegen­über von der Burg Tri­fels wo Richard Löwen­herz gefan­gen saß) ver­brach­te. Der Abschluß die­ses Werks fiel ihm schwer, nicht nur wegen der Fül­le der ange­schnit­te­nen his­to­ri­schen und lite­ra­ri­schen The­men, son­dern auch des­halb, weil sich man­che der geschicht­li­chen Figu­ren (Lan­ce­lot, Ali­a­n­or, Shaga­rat ad-Durr, Kai­hosrau, Mah­mud von Ghaz­na) nun zu Gestal­ten ver­dich­te­ten, die dich­te­risch bewäl­tigt wer­den woll­ten. So ent­wuchs der Beschäf­ti­gung mit dem west-öst­li­chen Rit­ter­tum eine gan­ze Rei­he von Dra­mo­let­ten und Dia­lo­gen eige­ner Art, die im dich­te­ri­schen Werk Rudolf Fahr­ners – Gedich­te hat­te er seit sei­ner Stu­di­en­zeit geschrie­ben – einen beson­de­ren Platz ein­neh­men. Sie wur­den alle als Pri­vat­dru­cke ver­öf­fent­licht, oft mit Unter­stüt­zung aus Fahr­ners Freundeskreis.
Sei­ne letz­ten Jah­re ver­brach­te Fahr­ner gro­ßen­teils als „Fah­ren­der“, regel­mä­ßig die Wohn­sit­ze älte­rer und jün­ge­rer Freun­de besu­chend, und vie­le sei­ner spä­te­ren Dich­tun­gen sind auf sol­chen Rei­sen ent­stan­den. Dane­ben lieb­te er die Som­mer­auf­ent­hal­te an stil­len, geheim gehal­te­nen Orten in Grie­chen­land und unter­nahm man­che Ent­de­ckungs­rei­sen nach Aqui­ta­ni­en, in die Bre­ta­gne und nach Irland.
Über­blickt man Fahr­ners Schrif­ten und Vor­trä­ge in ihrer Gesamt­heit (das dich­te­ri­sche Werk sei hier aus­ge­klam­mert) tre­ten drei Haupt­the­men und Anlie­gen her­vor, die ihn – in ver­schie­de­ner Wei­se – lebens­lang beschäf­tigt haben:
Das ers­te lie­ße sich etwa mit der Suche nach den „pri­mä­ren“ Antrie­ben und Wirk­lich­kei­ten umschrei­ben. Lan­ge bevor Georg Stei­ner in sei­nem Werk Von rea­ler Gegen­wart wie­der die grund­le­gen­de qua­li­ta­ti­ve Dif­fe­renz zwi­schen authen­ti­schen Dich­tun­gen oder Kunst­wer­ken und der bloß „sekun­dä­ren“ Refle­xi­on dar­über neu ins Bewußt­sein gerückt (und damit auch auf die Schwä­chen einer fast voll­stän­dig von para­si­tä­ren Schein-Wel­ten über­wu­cher­ten Moder­ne gewie­sen) hat, sind sol­che Gedan­ken erst­mals in den Jahr­bü­chern für die Geis­ti­ge Bewe­gung (1910 – 1912) aus dem Umkreis von Ste­fan Geor­ge geäu­ßert wor­den. Fahr­ner hat die Suche nach dem Ursprüng­li­chen von früh auf in sehr bestimm­ter Wei­se ver­folgt und sie zur Trieb­fe­der sei­ner lite­ra­ri­schen und dich­te­ri­schen Inter­pre­ta­tio­nen gemacht. Beson­ders lag ihm dar­an, die kos­misch begrün­de­te, schöp­fe­ri­sche Macht des Wor­tes zu bezeu­gen, wie er ihr bei Meis­ter Ecke­hart, bei Luther und vor allem in den gro­ßen dich­te­ri­schen Erneue­run­gen der Spra­che bei Hamann-Her­der-Goe­the, bei Höl­der­lin und bei Geor­ge-Hof­manns­thal begeg­net war.

Ein zwei­tes Anlie­gen Fahr­ners, dem eben beschrie­be­nen ver­wandt, war die Ver­tei­di­gung des gewach­se­nen, orga­ni­schen Auf­baus, also der durch gege­be­ne äuße­re Rand­be­din­gun­gen ent­stan­de­nen natür­li­chen Viel­falt, gegen die Star­re des ideo­lo­gi­schen oder wis­sen­schaft­li­chen Dog­ma­tis­mus oder des über­hand­neh­men­den mecha­nis­ti­schen und öko­no­mi­schen Den­kens. Hier bau­te er auf Geor­ges Wort: „Das Den­ken zieht sei­ne Kraft dar­aus, daß es Halt macht.“ So ver­trat er immer die Ansicht, daß ein Den­ken, das sei­ne eige­ne Begren­zun­gen igno­riert, in sich selbst zer­fal­len muß und kei­ne lebens­för­dern­den Gebil­de mehr erzeu­gen kann. Er fand die gestalt­haft-über­ra­tio­na­le Auf­fas­sung der Wirk­lich­keit auch in Goe­thes Schrif­ten zur Mor­pho­lo­gie ver­kör­pert und nutz­te die­se wie­der­um zur Inter­pre­ta­ti­on des dich­te­ri­schen Lebens­ge­fü­ges von Wil­helm Meis­ter. Hier wies er an vie­len Bei­spie­len Goe­thes Ein­tre­ten für einen orga­ni­schen, leben­di­gen Auf­bau in allen gesell­schaft­li­chen Lebens­be­rei­chen nach und erkann­te dar­in ein Gegen­bild zu den abs­trak­ten, ste­ri­len Ein­tei­lun­gen und Regeln, die unser moder­nes Leben immer stär­ker zu bestim­men drohen.
Ein drit­tes, von Jugend auf in ihm leben­di­ges Anlie­gen war das Ethos des Rit­ter­li­chen mit allen sei­nen Ritua­len, das er als Her­an­wach­sen­der in der unter­ge­hen­den öster­rei­chi­schen Mon­ar­chie noch selbst erlebt hat­te, das er in vie­len ver­gan­ge­nen For­men neu her­auf­zu­be­schwö­ren, und im Umgang mit den ihm nahen Men­schen als Ide­al leben­dig zu ver­kör­pern wuß­te. Wich­tig war ihm die Treue des Indi­vi­du­ums gegen­über dem eige­nen Hoch­bild und den dadurch auf­er­leg­ten Ver­pflich­tun­gen. Beson­ders fas­zi­nier­te ihn dabei das Ele­ment des Agon – näm­lich daß es im rit­ter­li­chen Wett­kampf mög­lich war, die Geg­ner­schaft dadurch zu über­win­den, daß man sich um die best­mög­li­che Erfül­lung eines ver­bind­li­chen Ide­als bemüh­te. Die damit vor­aus­ge­setz­te Ach­tung des Geg­ners ist frei­lich eine Hal­tung, die in einem Zeit­al­ter der plat­ten Ideo­lo­gien und der mecha­ni­sier­ten, flä­chen­de­cken­den Kriegs­füh­rung kaum mehr gefragt ist.
Was Fahr­ner zu sagen hat­te – und dar­über mach­te er sich kei­ne Illu­sio­nen – war nicht eben „aktu­ell” und sperr­te sich gegen vor­herr­schen­de modi­sche Anschau­un­gen und Klas­si­fi­zie­run­gen. Gera­de die­ses Unzeit­ge­mä­ße ist es aber auch, was es ver­loh­nen wür­de, heu­te sein Werk neu zu entdecken.

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