Zu Hölderlins Kosmos- und Geschichtsdeutung

pdf der Druckfassung aus Sezession 4 / Januar 2004

Vortrag von Rudolf Fahrner (1970) - Gekürzte Fassung, aus dem Nachlaß herausgegeben von Stefano Bianca.

Kosmosdeutung und Geschichtsdeutung waren von alters ein Bestandteil des Alltagslebens des Menschen. Sie sind immer wieder neu und unter verschiedenen Gesichtspunkten unternommen worden von Religionsstiftern und Priestern, von Gründern und Lenkern menschlicher Gemeinwesen, von bestallten und unbestallten Denkern und Weisen, von Künstlern jeder Art, die auf Kunstgebilde zustrebten. Beide Deutungen gehören seit jeher – schon allein wegen der Sprachkräfte, die dabei beteiligt sind – zum ursprünglichen Amt der Dichter, sowohl in den Formen ausdrücklicher Darstellungen wie in den Formen sprachimmanenter Auslegungen.

Dich­te­ri­sche Kos­mos- und Geschichts­deu­tun­gen sind nicht von einer iso­liert arbei­ten­den und durch Selbst­über­schät­zung gefähr­de­ten Ratio unter­nom­men, son­dern von einem im Gesamt der Men­schen­kräf­te ein­ge­bun­de­nen, mit allen ande­ren mensch­li­chen Kräf­ten – vor allem mit der visio­nä­ren Kraft – zusam­men­ar­bei­ten­den Intel­lekt. Für ihre Gel­tung und in ihre Wir­kung sind sie nicht auf Benut­zer oder Anhän­ger ange­wie­sen, weil sie, wie es nur bei künst­le­ri­schen Schöp­fun­gen mög­lich ist, in sich selbst beruhen.
In unse­ren euro­päi­schen Regio­nen tre­ten uns die dich­te­ri­schen Kos­mos- und Geschichts­deu­tun­gen von Homer an immer wie­der vor Augen – ob wir dem „Fürs­ten und Ahn der Dich­ter“ (wie Homer von Dan­te genannt wird) nun sol­che anrei­hen, die zu gro­ßer Aus­wir­kung gekom­men sind, wie etwa Pin­dar, Aischy­los, Sopho­kles, Dan­te, Shake­speare, Goe­the und Höl­der­lin, oder ob wir an stil­le­re, ver­bor­ge­ne­re, in ihrem Wir­ken begrenz­te­re Ver­tre­ter die­ses Stan­des den­ken. Den Dich­ter Höl­der­lin zeich­net dabei beson­ders aus, daß er sich ganz aus­drück­lich und mit unbe­grenz­ter Hin­ga­be die­ser dich­te­ri­schen Auf­ga­be der Kos­mos- und Geschichts­deu­tung gewid­met hat, und das nach Jahr­hun­der­ten, die es nicht mehr gewohnt waren, die Inan­griff­nah­me und Lösung sol­cher Auf­ga­ben vom Dich­ter zu erwarten.
Höl­der­lin hat erst um das Jahr 1800 jene neu­en, mit kei­ner deut­schen Dich­tung vor ihm ver­gleich­ba­ren Gesän­ge zu dich­ten begon­nen, die wir die spä­ten Hym­nen nen­nen. Die ers­te die­ser Hym­nen hat vom Dich­ter kei­ne Über­schrift bekom­men. Sie beginnt mit den Wor­ten „Wie wenn am Fei­er­ta­ge …“, und die­se Wor­te lei­ten – nicht ohne Bedeu­tung – Höl­der­lins Kos­mos- und Geschichts­deu­tung ein. Die Hym­ne beginnt mit der Anfüh­rung eines Ver­glei­ches, der sich über die gan­ze ers­te Stro­phe aus­spannt. Gegen­stand des Ver­glei­ches ist der Mor­gen eines Fei­er­ta­ges nach einer lan­gen Gewit­ter­nacht, an dem ein Land­mann hin­aus­geht, sei­ne Fel­der zu beschau­en. Man hört noch von fer­ne die Don­ner rol­len, die Regen­flu­ten sind aber schon ver­rauscht, der Strom ist wie­der zurück­ge­tre­ten in sei­ne Ufer, das Grün des Bodens glänzt im Mor­gen­licht, die Wein­stö­cke trau­fen von der Him­mels­feuch­te, wäh­rend die glän­zen­den Bäu­me des Hai­nes im Licht der stil­len Mor­gen­son­ne stehen.
Bei­des also, die­ser Mor­gen und die­ses Ste­hen der glän­zen­den Hain­bäu­me im stil­len Licht soll ver­gli­chen wer­den mit dem Ste­hen der Dich­ter unter „güns­ti­ger Wit­te­rung“. Die gan­ze ers­te Stro­phe gibt die Expo­si­ti­on des Ver­glei­ches, die ers­te Zei­le der zwei­ten Stro­phe zieht den Ver­gleich. Aber das Ver­gli­che­ne wird in die­ser ers­ten Zei­le nur im Pro­no­men genannt.

„So stehn sie unter güns­ti­ger Witterung“

Und erst die sie­ben­te Zei­le der zwei­ten Stro­phe bringt das Nomen zu die­sem Pro­no­men, und erst in einem zwei­ten Satz und im Geni­tiv, gleich­sam still und beschei­den hin­zu­tre­tend: Sie, näm­lich die Dich­ter. So lan­ge wer­den wir in Span­nung gehal­ten, wen die­ses ver­gli­che­ne „sie“, das am Anfang der zwei­ten Zei­le noch ein­mal auf­ru­fend wie­der­holt wird, eigent­lich mei­ne. Und sechs Zei­len lang wird indes­sen Gros­ses, Bedeu­ten­des aus­ge­sagt über die­se „sie“, über ihre Erzie­hung durch die mäch­tig-schö­ne, all­um­fas­sen­de Natur und über ihr inni­ges, ver­wandt­schaft­li­ches, mit­klin­gen­des Ver­hält­nis zu die­ser Erziehermacht.
Durch die­se Anord­nung der Aus­sa­gen fällt das zwei­te gro­ße sinn­tra­gen­de Wort „Natur“ schon vor dem ers­ten sinn­tra­gen­den Wort „die Dich­ter“, der Hörer wird in die ent­schei­den­de Span­nung zwi­schen der „Natur“ und den „Dich­ter“ einbezogen.
Die zwei­te Hälf­te der Stro­phe behan­delt den Gleich­klang zwi­schen Natur und Dich­tern zunächst noch all­ge­mein, wie die ers­te Hälf­te der Stro­phe das Erzie­hungs­ver­hält­nis zwi­schen Natur und Dich­tern beleuch­tet. Zugleich schil­dert sie die eben noch wal­ten­de Lage, in der Natur und Dich­ter im glei­chen „Schla­fe“, aber auch im glei­chen „Ahnen“ ver­bun­den sind.

So ste­hen sie unter güns­ti­ger Witterung,
Sie die kein Meis­ter allein, die wunderbar
All­ge­gen­wär­tig erzieht in leich­tem Umfangen
Die mäch­ti­ge, die gött­lich­schö­ne Natur.
Drum wenn zu schla­fen sie scheint zu Zei­ten des Jahrs
Am Him­mel oder unter den Pflan­zen oder den Völkern,
So trau­ert der Dich­ter Ange­sicht auch,
Sie schei­nen allein zu sein, doch ahnen sie immer.
Denn ahnend ruhet sie selbst auch.

Die drit­te Stro­phe stellt die­ser bis eben wal­ten­den Lage ein neu­es Ereig­nis ent­ge­gen. Die Ver­kün­dung die­ses neu­en Ereig­nis­ses wird in Aus­sicht gestellt als die Auf­ga­be des Gesangs. Die­ses Ereig­nis ist nicht über­ra­schend, nicht nur von außen gekom­men; der Dich­ter hat es erwar­tet, er hat es „kom­men sehen“ und will es besin­gen. Dabei fällt das drit­te gro­ße sinn­tra­gen­de Wort, denn das, was sich ereig­net und was er besin­gen will, nennt er „das Heilige“.
Das Ereig­nis selbst wird als ein Erwa­chen der Natur, und zwar als ein Erwa­chen „mit Waf­fen­klang“, beschrie­ben und als ein Sich-wie­der-neu-Füh­len der aller­schaf­fen­den Begeisterung.

Jetzt aber tagt‘s! Ich harrt‘ und sah es kommen,
Und was ich sah, das Hei­li­ge sei mein Wort.
Denn sie, sie selbst, die älter denn die Zeiten
Und über die Göt­ter des Abends und Ori­ents ist,
Die Natur ist jetzt mit Waf­fen­klang erwacht,
Und hoch vom Äther bis zum Abgrund nieder
Nach fes­tem Geset­ze, wie einst, aus hei­li­gem Cha­os gezeugt
Fühlt neu die Begeis­te­rung sich,
Die Aller­schaf­fen­de wieder.

Der drit­te Ansatz der Aus­sa­gen pro­kla­miert also eine neue Situa­ti­on, eine eben „jetzt“ ein­tre­ten­de und zugleich noch bevor­ste­hen­de Lage in die­sem Ver­hält­nis Dichter-Natur.
Das Neue in die­sem „Jetzt“ wird dahin gezeich­net, daß „die Natur“ erwacht ist, und zwar mit Waf­fen­klang, das heißt zum Angriff und Ein­griff bereit! Also ist die­se Natur offen­bar eine Macht, der man Aktio­nen nach­sa­gen kann, und nicht etwa nur laten­tes, allem Sei­en­den still inne­woh­nen­des Welt­we­sen. Und die­se Macht wird als die ältes­te und rang­höchs­te bezeich­net, „die über die Göt­ter des Abends und Ori­ents“ ist, so daß alle Gott­fin­dun­gen der Men­schen ihr gegen­über als Sekun­där­schöp­fung erschei­nen, von denen die­se obers­te Macht nicht abhän­gig ist. In das gespannt lau­schen­de Ohr des Hörers fällt dann die ers­te beschrei­ben­de Bezeich­nung die­ser Macht, die durch eine Anga­be ihres Wir­kens vor­ge­nom­men wird. Die Aus­wir­kung wird dar­in gese­hen, daß bei dem Erwa­chen der Natur­macht die „aller­schaf­fen­de Begeis­te­rung“, die offen­bar in der Ruhe­zeit der Natur nicht oder nicht so wir­ken konn­te, nun wie­der Akti­ons­kraft und –frei­heit hat.
Die aller­schaf­fen­de Begeis­te­rung – was ist das? Wie­der wird die Bezeich­nung durch Beschrei­bun­gen vor­ge­nom­men, und zwar in drei anstei­gen­den Schritt­stu­fen. Ers­tens: Die­se aller­schaf­fen­de Begeis­te­rung reicht hoch vom Äther bis zum Abgrund nie­der, das heißt, ihr Wir­kungs­raum ist nach irdi­schen Aspek­ten all­um­fas­send, sie ist all­durch­drin­gend. Zwei­tens: Sie wirkt nach „fes­tem Geset­ze“, sie ist also nicht bloß als wil­des gro­ßes Leben, son­dern zugleich als ord­nen­de Gewalt gedacht und also im alt­grie­chi­schen Sin­ne „kos­misch“, weil sie das Sei­en­de zum „Schmuck­stück“ ord­net. Drit­tens: Die­se aller­schaf­fen­de Begeis­te­rung ist jetzt wie einst „aus hei­li­gem Cha­os gezeugt“, das heißt, ihr Gegen­satz ist zugleich ihr Mut­ter­schoss, wobei im Chao­ti­schen (in den unge­ord­ne­ten Daseins­schich­ten) eine Unter­schei­dung ein­ge­führt wird. Es gibt ein „hei­li­ges“ Cha­os, offen­bar im Unter­schied zu einem unhei­li­gen, und das Unter­schei­den­de wird offen­bar dar­in gese­hen, daß gera­de die­ses hei­li­ge Cha­os frucht­bar ist, daß es der Ord­nungs­ge­walt des kos­mi­schen Geis­tes nicht nur ent­ge­gen­steht, son­dern sie zugleich aus sich her­vor­bringt, sie also schon in einer Art geweih­ter Träch­tig­keit in sich enthält.
Die vier­te Stro­phe setzt die Beschrei­bung des neu­en Ereig­nis­ses inso­fern fort, als nun sei­ne Wir­kun­gen in den See­len der Dich­ter bezeich­net wer­den und das Offen­bar­wer­den der bis­lang ver­bor­ge­nen wal­ten­den „Kräf­te der Göt­ter“ als ein wei­te­res Merk­mal des neu Gesche­he­nen hin­zu­ge­fügt wird.

Und wie im Aug ein Feu­er dem Man­ne glänzt,
Wenn Hohes er ent­warf, so ist
Von neu­em an den Zei­chen, den Taten der Welt jetzt
Ein Feu­er ange­zün­det in den See­len der Dichter.
Und was zuvor geschah, doch kaum gefühlt,
Ist offen­bar erst jetzt,
Und die uns lächelnd den Acker gebauet
In Knechts­ge­stalt, sie sind erkannt,
Die Alle­ben­di­gen, die Kräf­te der Götter.

Die „Kräf­te der Göt­ter“ – das ist eben die Bezeich­nung für die geis­ti­gen Akti­vi­tä­ten im All, inso­fern sie ins Irdi­sche hin­ein­wir­ken, im Irdi­schen tätig wer­den. Der Name „Göt­ter“ bleibt den von den Men­schen gefun­de­nen Got­tes­er­schei­nun­gen vorbehalten.
Die fünf­te Stro­phe knüpft an die­se Aus­sa­ge vom Offen­bar­wer­den der Kräf­te der Göt­ter an. Sie fragt, wo sie zu fin­den, zu erfah­ren sei­en und ant­wor­tet, sowohl für das augen­blick­lich geschil­der­te Ereig­nis wie mit all­ge­mei­ner Gel­tung: „im Lie­de“. Das gemein­te Lied, die gemein­te Art des Gesan­ges aber und die Bedin­gun­gen sei­nes Zustan­de­kom­mens und sei­nes Her­vor­ge­hens wer­den ein­ge­hend beschrie­ben. Zuletzt wer­den all ange­spro­che­nen Zusam­men­hän­ge unter eine all­ge­mei­ne Anschau­ung gesetzt: Die Gedan­ken des gemein­sa­men Geis­tes, also die geis­ti­gen Akti­vi­tä­ten, die vom Kos­mi­schen aus­ge­hen, „enden“ in der Dich­ter­see­le, rei­chen also in sie hin­ein und gehen dort auf.

Erfrägst du sie? im Lie­de wehet ihr Geist
Wenn es der Son­ne des Tags und war­mer Erd
Ent­wächst, und Wet­tern, die in der Luft, und andern
Die vor­be­rei­te­ter in Tie­fen der Zeit
Und deu­tungs­vol­ler und ver­nehm­li­cher uns
Hin­wan­deln zwi­schen Him­mel und Erd und unter den Völkern.
Des gemein­sa­men Geis­tes Gedan­ken sind
Still endend in der See­le des Dichters,

Das „stil­le“ Enden die­ser vom kos­mi­schen Geist aus­ge­hen­den Akti­vi­tät in der Dich­ter­see­le ist aber offen­bar nicht so gemeint, daß es als dort ent­schwin­dend und wenig bewe­gend bezeich­net wer­den soll. Viel­mehr müs­sen wir das Adver­bi­um „still“ in dem Sin­ne fas­sen, daß es das geheim­nis­voll ver­bor­gen ver­wan­deln­de der Wirk­sam­keit die­ser Akti­vi­tä­ten bezeich­nen soll; denn nicht sanft oder gering, nein, gewal­tig (ob auch viel­leicht lei­se) wir­ken sie.
Die­se gewal­ti­ge Wir­kung in den Dich­tern schil­dert die sechs­te Stro­phe. Sie besteht, ers­tens, in einer schnell auf­kom­men­den Bewe­gung der See­le; zwei­tens, im Erwa­chen alles in ihr Ruhen­den, von ihr seit Urzei­ten Erin­ner­tem; und, drit­tens, im Glü­cken des Gesangs als einer Frucht zeu­gen­der Begeg­nung zwi­schen All­geist und Dich­ter­see­le. Der Vor­gang wird mit der Geburt des Bac­chus, also des Got­tes Dio­ny­sos, aus der vom Blitz des Zeus getrof­fe­nen Seme­le verglichen.
Erin­nern wir uns die­ses Mythos: Seme­le (Toch­ter des Königs Kad­mos von The­ben) lässt Zeus als Preis für ihre Hin­ga­be den göt­ter­bin­den­den gro­ßen Eid schwö­ren, daß er ihren Wunsch erfül­len wer­de. Zeus sagt es zu, aber er beschwört Seme­le, nie­mals zu ver­lan­gen, daß er ihr in sei­ner Got­tes­ge­stalt erschei­ne. Als Seme­le dies den­noch for­dert, schlägt der Blitz in sie ein, und die Ster­ben­de gebiert den Bac­chus. Also: in sol­cher Wei­se „enden“ die Gedan­ken des kos­mi­schen Geis­tes in der See­le des Dichters,

Daß schnell­be­trof­fen sie Unendlichem
Bekannt seit lan­ger Zeit, von Erinnerung
Erbebt, und ihr, von hei­li­gem Strahl entzündet,
Die Frucht in Lie­be gebo­ren, der Göt­ter und Men­schen Werk
Der Gesang, damit bei­den zeu­ge, glückt.
So fiel, wie Dich­ter sagen, da sie sichtbar
Den Gott zu sehen begehr­te, sein Blitz auf Seme­les Haus
Und die gött­lich­ge­trof­fe­ne gebar
Die Frucht des Gewit­ters, den hei­li­gen Bacchus.

Die sie­ben­te Stro­phe deu­tet zunächst die Aus­wir­kung der im Seme­le-Gesche­hen voll­zo­ge­nen Ver­mäh­lung des Kos­mi­schen mit dem Mensch­li­chen. Die ers­ten zwei Ver­se lauten

Und daher trin­ken himm­li­sches Feu­er jetzt
Die Erden­söh­ne ohne Gefahr.

Durch das bren­nen­de Begeh­ren nach der Schau des Gött­li­chen geht zwar Seme­le zugrun­de, aber ihr Unter­gang erscheint wie ein Selbst­op­fer zuguns­ten der Men­schen, die von nun ab, durch das Wir­ken des aus Seme­le gebo­re­nen Halb­got­tes, himm­li­sches Feu­er „ohne Gefahr“ trin­ken. Denn der Sohn des Zeus und der Seme­le ist kein ande­rer als der Wein­gott, der die hei­li­ge Rebe bringt und den Men­schen die Kel­ter lehrt – das Berei­ten des Wei­nes, in dem Him­mels­feu­er (Son­nen­licht und Son­nen­kraft) mit irdi­schen Stof­fen so ver­mählt ist, daß das Himm­li­sche sich in die­sem Mitt­ler von den Irdi­schen unge­fähr­det genie­ßen lässt. Durch den Mitt­ler kann die Kom­mu­ni­on, die leib­haf­te Ver­ei­ni­gung von Kos­mi­schen und Mensch­li­chen, von den Sterb­li­chen unge­fähr­det voll­zo­gen wer­den und führt nicht mehr zur Zer­stö­rung des Irdi­schen, wie sie Seme­le bei der unver­mit­tel­ten Ver­ei­ni­gung mit dem Got­te geschah.
In den fol­gen­den Ver­sen aber deu­tet die­se Stro­phe – mit einem „doch“ ein­lei­tend – das Mitt­ler­amt der Dich­ter zwi­schen Kos­mi­schem und Mensch­li­chem ganz neu und eigen, gleich­lau­fend mit Seme­les Mitt­ler­tat und zugleich davon unterschieden:

Doch uns gebührt es, unter Got­tes Gewittern,
Ihr Dich­ter! mit ent­blöß­tem Haup­te zu stehen,
Des Vaters Strahl, ihn selbst, mit eig­ner Hand
Zu fas­sen und dem Volk ins Lied
Gehüllt die himm­li­sche Gabe zu reichen.

Wie­der erscheint in die­ser Deu­tung das Kos­mi­sche von einem Gott der Gewit­ter reprä­sen­tiert. Aber er erscheint als Vater, sein Blitz als väter­li­cher Strahl, der die „himm­li­sche Gabe“ bringt. Die Hin­ga­be der Dich­ter an die­sen Gott und sei­ne Gabe ist gleich­sam noch eine Stu­fe fröm­mer als die Begier der Seme­le den Gott zu schau­en. Viel­mehr, sie soll so sein, denn die­se gan­ze Deu­tung wird als Anruf, als Auf­for­de­rung an die Dich­ter gege­ben: „Mit ent­blöß­tem Haup­te“, also ehr­fürch­tig unbe­deckt, bar von Süch­ten der Ich­be­wah­rung und der Icher­hö­hung, sol­len sie unter Got­tes Gewit­tern ste­hen, des Vaters Strahl mit ihrer Hand fas­sen und dem Volk – den Men­schen, den Erden­söh­nen – ins Lied gehüllt die himm­li­sche Gabe rei­chen. Das heißt, sie sol­len den kos­mi­schen Geist, wenn er auf sie nie­der­kommt, mit ihrem Geist und Leib ergrei­fen und sol­len in den Rhyth­men und Klän­gen ihrer Gesän­ge den Men­schen, in ihrer Spra­che, die­ses Him­mels­feu­er zu trin­ken geben. Die­se Ver­mitt­lung bannt die Gefahr der Zer­stö­rung – wie Dio­ny­sos Him­mels­licht und Him­mels­kraft gibt im Wein.
Was die Dich­ter aber fähig macht zu die­sem Mitt­ler­amt, das nicht nur die das Kos­mi­sche emp­fan­gen­den Sterb­li­chen vor Zer­stö­rung bewahrt, son­dern auch den Mitt­ler, der den kos­mi­schen Geist­strahl unver­mit­telt mit sei­ner Hand ergreift, unzer­stört lässt (so daß er sein Amt von Neu­em und min­des­tens für eine Wei­le aus­üben kann), das ist, so füh­ren die fol­gen­den Ver­se aus, ein „rei­nes Herz“, und das sind „schuld­lo­se Hän­de“. In die­ser sich beschei­den­den Hal­tung unter­schei­den sich die Dich­ter-Mitt­ler von Seme­le, die sich über die Gren­zen des Sterblings erhe­ben woll­te. Nach Pin­dar ist es ihr gelun­gen: er lässt sie nach ihrem irdi­schen Tod (der Zah­lung für ihre nicht mora­li­sche aber kos­mi­sche Schuld gegen kos­mi­sche Ord­nun­gen) im Olymp leben, geliebt von ihrem gött­li­chen Gat­ten und geehrt von ihrem licht­glän­zen­den, blitz­ge­bo­re­nen Sohn.

Mit gan­zer Span­nung rich­tet sich nun der Sinn des Auf­neh­men­den auf die Fra­ge, die die letz­ten Ver­se der sie­ben­ten Stro­phe – die letz­ten des Gedichts – beant­wor­ten: Wie­so ver­mö­gen die Dich­ter den kos­mi­schen Strahl, und zwar „ihn selbst“, zu emp­fan­gen, mit Hän­den zu grei­fen, ohne ihr irdi­sches Dasein zu zerstören?

Denn sind nur rei­nen Herzens
Wie Kin­der, wir, sind schuld­los unse­re Hände,
Des Vaters Strahl, der rei­ne, ver­sengt es nicht
Und tie­fer­schüt­tert, eines Got­tes Leiden
Mit­lei­dend, bleibt das ewi­ge Herz doch fest.

Die Dich­ter kön­nen den kos­mi­schen Strahl, selbst unzer­stört, emp­fan­gen unter der Vor­aus­set­zung einer bestimm­ten Hal­tung dem kos­mi­schen Geist gegen­über und unter der Bedin­gung jener „Rein­heit“, deren Bedeu­tung wir aus der Ein­lei­tung des gan­zen Gesan­ges erra­ten kön­nen. Sind bei­de Bedin­gun­gen erfüllt, so ver­sengt der kos­mi­sche Strahl das Herz des Dich­ters nicht. Das Bild wird ergänzt: der Strahl dringt ins Herz, wird nicht nur mit der Hand gefasst, das heißt, nicht etwa unge­rührt, uner­schüt­tert und dar­um vor Zer­stö­rung gefeit, son­dern in tiefs­ter Erschüt­te­rung bleibt das Herz des Dich­ters fest. Die­ses Herz wird „ewig“ genannt, was auf sei­ne Aus­ser-Zeit­lich­keit, sei­ne Teil­ha­be an den kos­mi­schen Kräf­ten deu­tet. Die Art der Erschüt­te­rung des Dich­ter­her­zens durch den Ein­bruch des kos­mi­schen Blit­zes aber wird durch eine über­ra­schen­de Wen­dung bezeichnet:

„eines Got­tes Lei­den / Mitleidend“

Was heißt das? Lei­det das Herz beim Emp­fan­gen des gött­li­chen Strahls? Lei­det der Gott? Lei­det er bei sei­nem Ein­gang ins Irdi­sche, wie es so vie­le Mythen deu­ten und wie es in Chris­ti Schick­sal den letz­ten zwei Jahr­tau­sen­den vor Augen steht? Oder lei­det die­ses Herz die Got­tes­lei­den mit, weil es über­haupt nichts ande­res als das dem kos­mi­schen Geist ver­schwis­ter­te, des­sen eige­nes Füh­len ist? So sagt die Rhein­hym­ne etwa, wenn die sich selbst genü­gen­den himm­li­schen Mäch­te über­haupt eines Din­ges bedür­fen, so sei­en es Hero­en und Men­schen und Sterb­li­che, da in der Göt­ter Namen ein Ande­rer teil­neh­mend füh­len müs­se, weil „die Seligs­ten nichts füh­len von selbst“.
Das führt zu den gro­ßen Fra­gen der Kos­mos­deu­tung und der Geschichts­deu­tung in unse­rem Gedicht – Fra­gen nach den eigent­li­chen Zusam­men­hän­gen des Mensch­li­chen und des Kos­mi­schen, die auch Fra­gen nach der Zeit­lich­keit und der Auß­er­zeit­lich­keit oder Über­zeit­lich­keit im kos­mi­schen und im irdi­schen Gesche­hen sind. Dazu aber müs­sen wir die wich­tigs­ten Stel­len noch ein­mal bedenken.
Wenn die Natur in unse­ren Ver­sen als „älter denn die Zei­ten“ bezeich­net ist, so will das unter zeit­li­chem Bil­de dar­auf hin­wei­sen, daß die gemein­te „Natur“ außer- und über­zeit­li­chen Wesens ist, so mäch­tig sie auch ins Zeit­li­che her­ein­reicht, und so viel­fach sie auch unse­rem bewuss­tem Geist unter zeit­li­chen Erschei­nungs­vor­gän­gen wahr­nehm­bar ist. Im Aus­druck die „Zei­ten“ aber (so wie er in die­ser Wen­dung „älter denn die Zei­ten“ gebraucht ist) erscheint das Phä­no­men der Zeit noch in ande­rer Wei­se begrif­fen, als wenn wir sonst von der Zeit spre­chen. Indem man die „Zei­ten“ anein­an­der­reiht und die Natur ihrem Wesen nach noch über sie hin­aus­rückt, obwohl sie in ihnen erscheint, begreift man die Zeit als ele­men­ta­re Daseins­macht, die sich gleich­sam bei der Erschei­nung des Daseins ein­mengt, an sei­nem Zustan­de­kom­men mit­wirkt, begreift sie als kos­mi­sche Macht. Die Aus­drü­cke „der Zei­ten­gott“ und „der Zei­ten­geist“ fin­den sich des öfte­ren bei Höl­der­lin, nicht um die vage Vor­stel­lung von gemein­sa­men Zügen epo­cha­ler Erschei­nun­gen (soge­nann­ter „Zeit­geist“), son­dern um die­ses am irdi­schen Dasein mit­wir­ken­de kos­mi­sche Wesen zu bezeich­nen. Dabei zeigt sich, daß das Mit­wir­ken die­ses Wesens jeweils die Geschicht­lich­keit im irdi­schen und im kos­mi­schen Dasein begründet.

Wei­te­re wich­ti­ge Mit­tei­lun­gen, die unser Gedicht über die Natur macht, sind die rang­be­zeich­nen­de Aus­sa­ge „über die Göt­ter des Abends und Ori­ents“, die wir schon näher betrach­tet haben, die wesens­be­zeich­nen­de Aus­sa­ge, daß sie „am Him­mel oder unter den Pflan­zen oder den Völ­kern“ wal­tet und somit als den gan­zen Kos­mos und alle sei­ne phy­si­schen und geis­ti­gen Erschei­nun­gen durch­dringt, und end­lich die Aus­sa­ge von ihrem Erwa­chen „mit Waf­fen­klang“. Waf­fen gegen wen? Gegen alles, was ihrem Erwa­chen wider­strebt? Oder hat sie Strei­ter? Wer sind die­se? Etwa ihre Zög­lin­ge, die Dich­ter? Ist die­ser Waf­fen­klang dro­hend gemeint: gegen Wider­spens­ti­ge? Oder ist er vor allem sieg­haft gemeint: die klin­gen­den Waf­fen als Sie­gel einer unhemm­ba­ren Bewegung?
Gleich in Höl­der­lins nächs­ter Hym­ne, dem Der Mut­ter Erde geweih­ten Drei­ge­sang der Brü­der Ott­mar, Hom und Tel­lo tritt uns in Homs Gesang das Bild des Waf­fen­saa­les ent­ge­gen, in dem die Män­ner in müßi­ger Zeit mit gebun­de­nen Hän­den wan­deln, die Rüs­tun­gen betrach­ten und sich vom gro­ßen Bogen­span­nen der Väter erzäh­len, und zwar als Bild für die in Tagen der Not – wenn sich die Waf­fen des Worts nicht zu gemein­sa­mem Kamp­fe gebrau­chen las­sen – noch ein­sam sin­gen­den Dich­ter. „Mit Waf­fen­klang erwacht“ soll also viel­leicht hei­ßen: mit ins Ziel tref­fen­den Dich­ter­wor­ten, nicht suchend fra­gen­den, son­dern so ziel­ge­wis­sen wie ehe­mals, als (wie Hom von den Dich­ter­ah­nen singt)

„Die Väter sonst den Bogen gespan­net Fern­hin des Zie­les gewiss.“

Und fährt nicht unse­re drit­te Stro­phe eini­ge Ver­se spä­ter damit fort, daß nun ein Feu­er ange­zün­det sei in den See­len der Dich­ter? Dann jene Aus­sa­gen über die Fol­gen des bezeich­ne­ten kos­mi­schen Tagens in der Men­schen­welt. Da wer­den vor allem die Dich­ter als Zeu­gen die­ses Natur­er­wa­chens her­vor­ge­ho­ben. Ihre Schöp­fungs­kraft ist in beson­de­rer Wei­se erweckt, die aller­schaf­fen­de Begeis­te­rung setzt sich gleich­sam in ihnen fort. Von einem neu­en Zei­chen, von „den Taten der Welt“, ist die­ses Feu­er in den Dich­ter­see­len ent­zün­det. Mir scheint es schwie­rig zu den­ken, daß mit den „Taten der Welt“ etwas Neu­es, bis­her noch nicht Berühr­tes ein­ge­führt wer­den soll, wie es ande­re Deu­ter die­ser Stel­le ver­mu­ten. Sie wol­len die „Neu­en Zei­chen“ in den Zei­chen der Zeit bei der Ent­ste­hung des Gedich­tes (ums Jahr 1800) und die „Taten der Welt“ in dama­li­gen Zeit­ta­ten (etwa denen Napo­le­ons und sei­ner Geg­ner) sehen. Aber es gibt sonst kei­nen Anhalt bei Höl­der­lin, daß er jene Zeit­ta­ten und Zeit­zei­chen, so sehr sie ihn beschäf­tig­ten, als ent­schei­den­de Ursprün­ge für das dich­te­ri­sche Erwa­chen gewer­tet hät­te. Und weist nicht der Aus­druck „Taten der Welt“ in stren­gem Ver­stan­de auf kos­mi­sche Akti­vi­tä­ten, auf Taten, die im Kos­mos gesche­hen, also eben von jenem Natur­er­wa­chen „mit Waf­fen­klang“, ausgehen?
Schließ­lich heißt es, „wie einst“ ist die aller­schaf­fen­de Begeis­te­rung gezeugt, und sie „fühlt sich wie­der“. Es hat sie schon gege­ben – viel­leicht im kos­misch-irdi­schen Tag, vor Ein­bruch der kos­mi­schen Nacht (wenn wir Vor­stel­lun­gen aus der Ele­gie „Brot und Wein“ zu Hil­fe neh­men wol­len). Als letz­te Zei­chen des kos­mi­schen Tagens aber wer­den das Offen­bar­wer­den des vor­dem Gesche­he­nen (bis jetzt kaum gefühl­ten) und das Bekannt­wer­den der bis­her ver­bor­ge­nen, gleich­sam ver­klei­det wal­ten­den kos­mi­schen Kräf­te angegeben.

Es hat immer als Gesetz gegol­ten, daß sich neue Schöp­fun­gen unter ande­rem auch dadurch als Schöp­fun­gen erwei­sen, daß sie frü­her Gesche­he­nes, frü­her Geta­nes, frü­her Gesag­tes, frü­her Geschaf­fe­nes mit­be­le­ben, neu wirk­sam und fühl­bar machen, gleich­sam auf­er­ste­hen las­sen. Ganz eigen­tüm­lich aber und, wie ich glau­be, von neu­er und gro­ßer Bedeu­tung sind die Aus­sa­gen über das „Erkannt-Wer­den“ der bis­her ver­bor­gen wal­ten­den Göt­ter­kräf­te. Was erkannt wird, lässt sich „nen­nen“. Nen­nen aber in hohem Sin­ne ist Fei­er und Bal­lung, die das Genann­te, vor­her zwar auch Bestehen­de, aber auch nur Vor­han­de­ne, Unfass­ba­re, ergreift und zu wirk­li­cher, eigent­li­cher geis­ti­ger Gegen­wart bringt. Die unbe­kann­ten und unge­nann­ten Kräf­te der Göt­ter bau­en zwar auch dem Men­schen den Acker, sie näh­ren und erhal­ten ihn; sie erschei­nen als Die­nen­de („in Knechts­ge­stalt“) auch kaum beach­tet, wie durch ihr Wesen zum Dienst am mensch­li­chen Leben Gezwun­ge­ne, obwohl ihr Werk nur der Aus­fluss ihrer „lächeln­den“, nach­sich­ti­gen Nei­gung und Gna­de ist. Erst bekannt und genannt sind sie eigent­lich geis­tig wirk­sam – erschei­nen sie und erhö­hen das Dasein der sie nen­nen­den und wis­send fei­ern­den Men­schen zum kos­mos­ver­bun­de­nen, kos­mos­ge­mä­ßen Leben.
Hier haben wir, glau­be ich, bei unse­ren Ein­zel­er­klä­run­gen einen Punkt erreicht, von dem aus wir eine Zusam­men­fas­sung des­sen ver­su­chen kön­nen, was uns in die­ser ers­ten der spä­ten Hymen von Höl­der­lins Kos­mos- und Geschichts­deu­tung entgegentritt:
Wir fin­den eine umfas­sen­de akti­ve, eine phy­sisch und geis­tig schöp­fe­ri­sche Macht, die in gro­ßen Atem­zü­gen, in einem gesetz­li­chen Tagen und Nach­ten den Kos­mos durch­wal­tet und jeweils aus einem mit­ein­be­zo­ge­nen Cha­os die dort in hei­li­ger Wild­nis bereit­ge­hal­te­nen Stof­fe und Kräf­te zu neu­en kos­mi­schen Schöp­fun­gen gewinnt. Höl­der­lin nennt die­se all­durch­drin­gen­de Macht: Natur. Wir fin­den „Göt­ter“ und „Göt­ter­kräf­te“ die­ser All­macht zuge­ord­net, fin­den von die­sen geis­ti­gen Akti­vi­tä­ten der Natur einen Geist aus­ge­hend, der gemein­sa­mer Geist des Kos­mos ist, der Gedan­ken hat, das heißt, der aus­strah­len kann und in den Dich­ter­see­len und ihrer Erwe­ckung eines sei­ner Zie­le erreicht. Der vom kos­mi­schen Geist ent­zün­de­ten Dich­ter­see­le wer­den die kos­mi­schen Schöp­fungs­kräf­te „bekannt“, so daß sie sie nen­nen, fei­ern und ihre geis­ti­ge Gegen­wart und Fass­bar­keit im Irdi­schen her­bei­füh­ren kann.
Auch die kos­mi­sche Macht der Zeit ist der schöp­fe­ri­schen Natur geord­net und wirkt dahin mit, daß die schöp­fe­ri­sche Natur in Gesche­hen, in geschicht­li­chen Vor­gän­gen erscheint. So wirkt die den Kos­mos durch­drin­gen­de Macht durch den kos­mi­schen Geist, der im Lie­de der Dich­ter weht, ins Irdisch-Zeit­li­che, und so wirkt der irdi­sche Mensch, dich­tend und in der Dich­tung kos­mi­sche Feu­er emp­fan­gend und wie­der­ge­bend, an der Ver­wirk­li­chung des Kos­mos, am Leben der Natur mit.
Zum Abschluss soll ange­deu­tet wer­den, wie sich Höl­der­lins Gedan­ken und Visio­nen sei­ner Kos­mos- und Geschichts­deu­tung, die wir in der ers­ten sei­ner Spä­ten Hym­nen Wie wenn am Fei­er­ta­ge… ken­nen­lern­ten, wei­ter aus­ge­baut, ent­fal­tet und gewan­delt haben. Die zwei­te der gro­ßen Spät­hym­nen Höl­der­lins trägt die Über­schrift: Der Mut­ter Erde – Gesang der Brü­der Ott­mar, Hom und Tel­lo. In Ott­mars Gesang wird die kos­mi­sche Sprach­grün­dung durch die geis­ti­ge Akti­vi­tät im Kos­mos behan­delt und das Ein­ge­hen die­ser kos­mi­schen Spra­che in die mensch­li­che Spra­che. Er ist ein Gesang vom Gesang. Zur Sprach­grün­dung im Kos­mos kommt es nach Ott­mars Sin­gen, weil die kos­mi­sche geis­ti­ge Akti­vi­tät „rei­ne“ Gesetz­lich­kei­ten begrün­det hat, durch die ein „rei­nes“ Ver­lau­ten ermög­licht wird, und weil sie – selbst eine spre­chen­de Gewalt – die „rei­nen Lau­te“ im Wal­ten ihrer Gesetz­lich­keit begrün­det hat. Für die Men­schen ist die kos­mi­sche Stim­me im Phä­no­men des Don­ners ver­nehm­bar, in dem sich kos­mi­sche Gesetz­lich­kei­ten kundtun.

In der Men­schen­spra­che ent­spricht der kos­mi­schen Sprach­grün­dung, daß auch sie ein gesetz­li­ches Ver­lau­ten, näm­lich ein Ver­lau­ten in arti­ku­lier­ten Gebil­den ist (kein blo­ßes Aus­drucks­ge­räusch) und daß sie durch die­se Gesetz­lich­keit sinn­tra­gend und geist­tra­gend wer­den kann. Vor allem der sin­gen­de Mensch ist Aus­spre­cher der kos­mi­schen Spra­che, Aus­ru­fer des kos­mi­schen Tönens. Aber ein Ein­zel­ge­sang, so wich­tig er stets war und ist, kann immer nur stell­ver­tre­tend sein. Eigent­li­ches Ver­lau­ten und Beant­wor­ten der gesetz­li­chen Spra­che des Kos­mos ist nur der Chor­ge­sang, ohne den die geis­ti­ge Akti­vi­tät im Kos­mos unaus­sprech­lich blie­be – „ein­sam“, „im Dun­kel“, „umsonst“. Die­ses gemein­sa­me Sin­gen eines Chors, das von Ott­mar, der selbst als Ein­zel­ner in der Gegen­wart singt, als Zukunfts­vi­si­on her­auf­ge­ru­fen wird, wird von ihm mit dem Schlüs­sel­wort „Chor des Volks“ bezeich­net, wobei unter­stellt wird, daß „Volk“ erst dort sei, wo Men­schen durch eine gehei­lig­te geis­ti­ge Lebens­ord­nung zu einem gewach­se­nen und wach­sen­den Lebens­we­sen ver­ei­nigt sind – nicht nur zusam­men­ge­wür­felt, zusam­men­ge­lau­fen oder zusam­men­ge­rot­tet, nicht nur durch Zwe­cke oder Zwän­ge oder aus­ge­leer­te Gewohn­heit neben­ein­an­der und von­ein­an­der abhän­gig exis­tie­rend, son­dern mit­ein­an­der lebend.
In Homs Gesang wer­den die Dun­kel­zei­ten behan­delt, in denen die Sin­gen­den ein­zeln sind und sich nach dem Sinn und der Berech­ti­gung ihres ein­zel­nen Tuns fra­gen müs­sen. Die geis­ti­ge Akti­vi­tät im All – bei Ott­mar heißt sie noch „der hei­li­ge Vater“ – wird nun von Hom unter Ver­mei­dung aller Anklän­ge an über­lie­fer­te und ver­brauch­te Bezeich­nun­gen, „der Mäch­ti­ge“ genannt, und die­ser Mäch­ti­ge erscheint nicht anders als die jetzt männ­lich benann­te, geis­tig akti­ve Natur. Hom sieht in sei­ner Visi­on den Sinn und gleich­sam auch die „Vor­tei­le“ der aus kos­mi­schem Nach­ten für den Men­schen ent­sprin­gen­den Not. Hilf­reich lebt die Natur auch im Nach­ten wei­ter und schenkt rei­ni­gen­de Regen. Ist der kos­mi­sche Geist dann auch in kei­ner Got­tes­er­schei­nung zu fas­sen, ist er auch „nam­los“, so ist er doch da, und das schmerz­li­che Schwei­gen­müs­sen der Dich­ter hat eine die hei­li­gen Sprach­ge­fä­ße in Gebor­gen­heit bewah­ren­de Wir­kung. In der Ele­gie Brot und Wein wird von dem „Scho­nen“ gespro­chen, das in Zei­ten kos­mi­schen Nach­tens dem Men­schen, der des­sen Nähe nicht all­zeit zu ertra­gen ver­mag, vom kos­mi­schen Geis­te geschenkt wird, und die Visi­on endet dort mit einem ver­hei­ßen­den Wort: „Und stark machet die Not und die Nacht“.
Tel­lo soll­te (wie es nach den von Höl­der­lin schon gesetz­ten Zei­len sei­nes Gesan­ges scheint) über das rich­ti­ge Ver­hal­ten der Men­schen in kos­mi­schen Dun­kel­zei­ten sin­gen, über das Erhal­ten der emp­fan­gen­den Bereit­schaft, über das Ehren der in sich selbst zurück­ge­tre­te­nen Him­mels­kräf­te, im Anschau­en der gro­ßen Zeu­gen für schöp­fe­ri­sche Vor­gän­ge, die die schö­ne Erde immer dar­bie­tet – doch der Gesang bricht ab.

Ein erhal­te­ner Ent­wurf zur Fort­set­zung die­ser Hym­ne aber lässt uns erken­nen, war­um und in wel­chem Sin­ne die geschil­der­ten Gesän­ge der drei Brü­der der Mut­ter Erde gewid­met sein soll­ten. Man könn­te anneh­men, daß die Fort­set­zung – ein prei­sen­der, tief­deu­ten­der Anruf der Erde – nach ihren Ein­zel­ge­sän­gen von allen drei Brü­dern gemein­sam gesun­gen wer­den soll­te. In die­sem Anruf an die Erde gibt uns Höl­der­lin auch einen Hin­weis dar­auf wie er den gegen­wär­ti­gen – sei­ner­zei­ti­gen – Stand der kos­mi­schen Din­ge sah. Der Pol­ge­dan­ke des Anrufs, um den die ande­ren Gedan­ken krei­sen, ist die­ser: Die Erde sei jetzt die Stell­ver­tre­te­rin des kos­mi­schen Geis­tes, von ihm selbst dazu bestimmt, „indes er fern ist und alte Ewig­keit ver­bor­ge­ner und ver­bor­ge­ner wird“. Dies ist in dem Sin­ne gedacht, daß die Erde dem Men­schen gleich­sam Statt­hal­te­rin des Geis­tes sein sol­le, und in dem Sin­ne, daß ihr die Ehre, die Ehrung des komi­schen Geis­tes durch den Men­schen „ver­traut“, näm­lich anver­traut sei, und daß sie „in sei­nem Namen“ Gesän­ge emp­fan­gen solle.
Wir fin­den also in den ver­häng­ten kos­mi­schen Nacht­zei­ten, bei der Ent­rü­ckung des kos­mi­schen Geis­tes in immer ver­bor­ge­ne­re Ewig­kei­ten, den Men­schen in beson­de­rer Wei­se an die Erde gebun­den und gehal­ten, ihr die dem kos­mi­schen Geist zuste­hen­de Ehrung und das ihm ant­wor­ten­de Sin­gen darzubringen.
Für die Geschichts­deu­tung tre­ten bei die­ser Betrach­tung der Gegen­wart, als noch einem kos­mi­schen Nach­ten ange­hö­rend, die gro­ßen Fra­gen auf: Wann und wie ist die­se „Got­tes­fer­ne“ ein­ge­tre­ten? Wann und wie kann es zur Rück­kehr des Gött­li­chen, zum Wie­der­ein­tre­ten des kos­mi­schen Geis­tes ins Irdi­sche, in die Men­schen­nä­he, in Got­tes­er­schei­nun­gen kom­men? Höl­der­lin hat in immer neu­en Ansät­zen ver­sucht, Ant­wor­ten auf die­se Fra­gen zu gewin­nen. Die Ant­wor­ten sind nicht ein­heit­lich, und sie las­sen – oft in Rät­sel­wor­ten gege­ben – vie­le Deu­tun­gen offen. Ja, man kann anneh­men – wie man es ja auch von den über­lie­fer­ten Wer­ken und Wor­ten frü­he­rer Dich­ter weiß – daß sie im Gang der Zei­ten sich noch in neu­en Bestim­mun­gen zei­gen und einen neu­en Sinn erge­ben wer­den, der sich jetzt noch verbirgt.
Die meis­ten die­ser Ant­wor­ten krei­sen um die Erschei­nung Chris­ti, die letz­te welt­be­we­gen­de Erschei­nung eines Got­tes­men­schen, oder sind doch mit ihr ver­bun­den. Wir wis­sen, daß Höl­der­lin die Sor­ge kennt, er habe sich zu sehr und zu aus­schließ­lich dem grie­chi­schen Geist und sei­nen Erschei­nun­gen hin­ge­ge­ben; daß er Plä­ne fasst, auch die christ­lich Begeis­ter­ten, die gro­ßen christ­li­chen Gestal­ten und Gestal­tun­gen zu besin­gen, daß sich ihm, ange­sichts der schmerz­lich bedro­hen­den Gegen­sät­ze des Göt­ter­streits, end­lich die Ver­wandt­schaft, ja die mög­li­che Einig­keit aller Got­tes­er­schei­nun­gen zeigt. So ver­such­te er in einer sei­ner Hym­nen, die viel­leicht nicht ohne geschicht­li­chen Sinn erst in den fünf­zi­ger Jah­ren die­ses Jahr­hun­derts in einer Hand­schrift auf­ge­taucht und mit dem Namen „Frie­dens­fei­er“ über­schrie­ben ist, an die Tische über geeb­ne­tem Boden, wo um grü­ne Tep­pi­che die Freu­den­wol­ke duf­tet, alle Göt­ter mit Chris­tus zusam­men zu laden.

In der drit­ten der spä­ten Hym­nen aber, die die Über­schrift Am Quell der Donau trägt, tre­ten die Kos­mos­deu­tung und die Geschichts­deu­tung Höl­der­lins in beson­ders aus­ge­präg­ten Bil­dern und Visio­nen inein­an­der. Der Dich­ter steht im Schwarz­wald am Quell der Donau und grüßt die „Mut­ter Asia“, den Osten, dem die Donau vom Schwarz­wald her­ab zustrebt. Er über­schaut die geschicht­li­chen Ver­läu­fe von Osten nach Wes­ten als den Weg der „men­schen­bil­den­den Stim­me“, die von der jugend­li­chen Asia her nach Wes­ten gekom­men ist, der die Stim­men der euro­päi­schen Völ­ker geant­wor­tet haben, und der die neue, die künf­ti­ge Stim­me Euro­pas ant­wor­ten soll. Er hört am Par­nas­sos­fel­sen, am Sitz des einen grie­chi­schen Dich­ter­got­tes, Apol­lon, das Echo der Stim­me aus Asia und hört ihr Echo am Kit­hai­ron, dem Gebirg über The­ben, wo der zwei­te grie­chi­sche Dich­ter­gott, Dio­ny­sos, gebo­ren ist. Er hört den Wider­klang die­ses Echos am Kapi­tol, der Burg der West­stadt Roma, und jäh­lings – so sieht und hört der deut­sche Dich­ter – kommt die Stim­me Asi­as, ver­mehrt um Echo und Echo über die Alpen und „an den Alpen her­ab“ zu uns.
Er erkennt zugleich, daß die­se geschicht­li­chen Ver­läu­fe nicht nur in der Zeit und in Zeit­fol­gen statt­fin­den, son­dern, kos­misch gese­hen, auch in der Nicht­zeit, wo die Zeit­be­din­gun­gen sich auf­he­ben und der Voll­zug des Gesche­hens sei­ne Wur­zeln und sein Wesen im kos­mi­schen Geis­te zeigt. Als Bei­spiel wer­den die Vor­gän­ge geis­ti­ger Ver­mäh­lun­gen, geis­ti­ger Hoch­zei­ten zwi­schen Völ­kern gezeigt, die zugleich in den Zei­ten und außer­halb der Zeit hin und zurück gesche­hen. Deut­sche und Grie­chen sieht der Dich­ter so ver­bun­den. Die Grie­chen erwe­cken zwei­tau­send Jah­re nach ihrem Unter­gang die Deut­schen und wer­den in ihnen wie­der gegen­wär­tig; denn die Deut­schen – mit Win­kel­mann begin­nend, in Hamann, Her­der, Goe­the (und wir kön­nen sagen in Höl­der­lin selbst) das Werk fort­set­zend – erwe­cken auch die Grie­chen neu in ihrem ursprüng­li­chen Leben, befrei­en Euro­pa vom lan­gen Zwang der latei­ni­schen Tra­di­ti­on und Kon­ven­ti­on, und füh­ren es vom Abge­lei­te­ten zurück zum Primären.
Wer Höl­der­lin als schärfs­ten Tad­ler und Züch­ti­ger der Deut­schen kennt, wird nicht glau­ben, daß er sol­che Geschichts­deu­tun­gen aus natio­na­lem Dün­kel her­aus und für natio­na­len Dün­kel gege­ben hät­te; er hat nur auf das zeit­lich-auß­er­zeit­li­che und über­zeit­li­che Ereig­nis hin­ge­wie­sen, das dann wie­der eine so gro­ße Bedeu­tung in den zeit­li­chen Geschichts­ab­fol­gen Euro­pas gewon­nen hat. Übri­gens hat er in der glei­chen Hym­ne, die Neu­ge­burt in geis­ti­gen Völ­ker­hoch­zei­ten vor­aus­se­hend, auch auf die Ver­mäh­lung der sei­ner­zei­ti­gen euro­päi­schen und der ent­schwun­de­nen, aber kos­misch gegen­wär­ti­gen Sän­ger des Mit­tel­al­ters im Nahen Osten aus­ge­dehnt, die noch bevor­stün­de – zehn Jah­re bevor der west-öst­li­che Divan gedich­tet wurde.
Auf die­se Deu­tung der kos­misch-geschicht­li­chen Zusam­men­hän­ge folgt in der Hym­ne Am Quell der Donau die gro­ße Fra­ge: woher kommt dies alles, wodurch wird dies alles mög­lich? Die Alten, so meint der Dich­ter, haben es nicht aus­ge­spro­chen, wir Neu­en müs­sen es „hei­lig genö­ti­get“ sagen: die phy­sisch und geis­tig schöp­fe­ri­sche Macht der Natur, die „älter denn die Zei­ten und über die Göt­ter des Abends und Ori­ents ist“, ist der Ursprung von allen die­sen Ereig­nis­sen, und sie kann zugleich der Ursprung aller Erneue­run­gen sein, auch der der Göt­ter. Von ihr heißt es

„und neu, wie dem Bad, ent­steigt / Dir alles Göttlichgeborene.“

Ihr, der so gese­he­nen und erkann­ten Natur – so könn­ten wir Höl­der­lins Gedan­ken pro­sa­isch umschrei­ben – ver­dankt der Mensch das Gewe­se­ne, aus dem her­aus er leben kann und leben muss, das gegen­wär­tig ihm geschenk­te Leben und das Künf­ti­ge, das auf sei­ne Wei­se am Gegen­wär­ti­gen mit­wirkt und es mit ermög­licht. Zu ihr sich in das rech­te Ver­hält­nis zu set­zen, muss des Men­schen Bestre­ben sein, wenn er am kos­mi­schen Gesche­hen Anteil haben und behal­ten will. Das Ver­hält­nis zu ihr müs­sen alle im Gros­sen Täti­gen, müs­sen die sinn­voll Den­ken­den, müs­sen die reli­giö­sen und die wis­sen­schaft­li­chen Geis­ter, müs­sen die Künst­ler und Dich­ter besin­nen, erneu­ern und heiligen.
Wege zu einer den kos­mi­schen Gege­ben­hei­ten ent­spre­chen­de Gestal­tung die­ses Ver­hält­nis­ses hat Höl­der­lin in sei­nen Hym­nen immer von neu­em gesucht und gezeigt. Und auch in Pro­sa hat er ein­mal davon gespro­chen in einem berühm­ten Brief an sei­nen Halb­bru­der. Da bezeich­net er die Reli­gi­on, die Küns­te, das Den­ken als die drei „Pries­te­rin­nen der Natur“, die der Tätig­keit der Men­schen, die unmit­tel­bar auf sie wirkt, „die edle Rich­tung und Kraft und Freu­de“ geben müss­ten, und dadurch mit­tel­bar auf die Natur ein­wirk­ten. Dann heißt es wei­ter: „Auch Die­ses wir­ken jene drei, beson­ders die Reli­gi­on, daß sich der Mensch, dem die Natur zum Stof­fe sei­ner Tätig­keit sich hin­gibt, den sie, als ein mäch­tig Trieb­rad, in ihrer unend­li­chen Orga­ni­sa­ti­on ent­hält, daß er sich nicht als Meis­ter und Herr der­sel­ben dün­ke und sich in aller sei­ner Kunst und Tätig­keit beschei­den und fromm vor dem Geis­te der Natur beu­ge, den er in sich trägt, den er um sich hat und der ihm Stoff und Kräf­te gibt; denn die Kunst und Tätig­keit des Men­schen, so viel sie schon getan hat und tun kann, kann doch Leben­di­ges nicht her­vor­brin­gen – kann den leben­den Urstoff, den sie umwan­delt und bear­bei­tet, nicht selbst erschaf­fen. Sie kann die schaf­fen­de Kraft ent­wi­ckeln, aber die Kraft selbst ist ewig und nicht der Men­schen­hän­de Werk“.
In einem Frag­ment aus der zwei­ten Fas­sung der Hym­ne Der Ein­zi­ge, spricht Höl­der­lin, in der Kon­se­quenz sei­nes Natur­er­ken­nens, sein Ver­dikt gegen die immer dro­hen­de und bald, wie er vor­aus­sieht, schran­ken­los aus­bre­chen­de Über­he­bung des Men­schen – gegen die Über­he­bung, sich aus einem Glied der Natur zu ihrem Herrn auf­wer­fen zu wol­len. In die­sem Frag­ment wird vor­aus­ge­sagt, daß „des Men­schen Hand eigen­wil­lig, unmä­ßig, grenz­los das Leben anficht, daß des Men­schen Ent­wurf Hei­lig­ge­setz­tes über­geht“; und am Ende ste­hen die Worte:

„Unge­bun­de­nes aber / Has­set Gott“.

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