Dagegen ist natürlich nichts einzuwenden. Insbesondere deshalb nicht, weil sich diese Frauen ja ohne jede Hilfe gegen unterbelichtete und mißgünstige Männer durchsetzen müssen. In besonderen Maße trifft das auf Gesine Schwan zu, die, wenn ich mich recht entsinne, eine Politologieprofessur bekleidete und jetzt gerne Präsidentin werden möchte.
Im gestrigen Tagesspiegel durfte Frau Schwan Werbung in eigener Sache machen. Ihre These: Die ökonomische Krise könnte einen politischen Vertrauensverlust herbeiführen. Das Amt des Bundespräsidenten würde eine “herausgehobene” Rolle bei der notwendigen Bewahrung des Vertrauens spielen. Weil sie weiß, wie machtlos der Bundespräsident ist, muß Frau Schwan jetzt etwas tricksen.
In meinen Augen sollte der Bundespräsident Mittler sein zwischen dem notwendigerweise komplizierten und von Aushandlungen geprägten Geschäft der Politiker und dem legitimen Wunsch aus breiten Teilen der Bevölkerung nach Klarheit, Eindeutigkeit und Verlässlichkeit.
Mit anderen Worten: Er soll den Leuten, die ihn nicht wählen dürfen (weil das “Ersatzkaisersyndrom” vermieden werden muß), etwas vorgauckeln: Daß es noch so etwas wie einen Staatsmann gibt, an dem sich die Menschen in schwierigen Zeiten aufrichten können. Und natürlich könnte auch Frau Schwan diese Rolle spielen:
Als Bundespräsidentin sähe ich meine Aufgabe darin, dieser schleichenden Erosion der Demokratie entgegenzutreten. Wie? Durch vermitteln, erklären, Zusammenhänge offenlegen, ohne dabei das System als solches infrage zu stellen. Es geht um Anregungen zu den langen Linien, wie wir zukünftig zusammenleben wollen.
Sehr schön! Da werden unsere Politiker sicher die Ohren spitzen, andächtig lauschen und sich anregen lassen. Frau Schwan darf ihnen nur nicht zu nahe treten und ihre Kreise stören. Aber das wird auch sie nicht tun, weil ihr “das System” heilig ist.