Unter anderem wurde darauf hingewiesen, daß in der Startelf der U 21 zuletzt nur zwei Akteure spielten, die in Deutschland geboren seien und zwei deutsche Elternteile hätten.
Am Ende des sachlich-unaufgeregten Artikels heißt es:
Sollten sich die ausländischstämmigen Nachwuchsspieler dazu durchringen, unsere Nationalhymne mitzusingen, könnte das vielleicht abfärben auf das polonophile oberschlesische Aussiedlerkind Lukas Podolski sowie den türkischstämmigen Serdar Tasci, die sich beide konsequent dem Absingen verweigerten.
„Absingen“ (man denke an analoge Lässigkeiten wie Absitzen, Abwinken, Abhaken usw.) ist dabei natürlich ein sprechender Begriff…
Zum gleichen Thema – nur ohne sportlichen Hintergrund – erhielt ich dieser Tage diesen Brief von einem alten Freund:
Hallo Ellen,
ich hatte heute mal wieder ein kurzes, interessantes Erlebnis bei einem privaten Treffen. Wir waren in kleiner Männerrunde bei einem türkischstämmigen Bekannten. Er ist Anfang 30, Jurist, und kennt sich in deutscher Geschichte sehr gut aus (sein Bücherregal weist mehrere Werke über Hitler, Stalin, Bismarck usw. auf).
Irgendwann kam ich darauf zu sprechen, daß er ja offenbar eigentlich nicht Türke, sondern Kurde sei. Und da meinte er ganz ernst: “Meine Eltern stammen aus dem kurdischen Teil der Türkei. Ich aber bin hier aufgewachsen. Deutschland ist meine Heimat, dieses Land hat viel Gutes für mich getan. Nur eines mache ich nicht. Wenn ich die Nationalhymne singe, singe ich nicht vom Vaterland. Das kann ich nicht, weil mein Vater ja nicht aus diesem Land stammt. Ich singe dann immer ‘blüh im Glanze dieses Glückes, blühe auf, mein Heimatland´. Meine Kinder aber, die sollen und werden von Deutschland als ihrem Vaterland sprechen und die Nationalhymne richtig singen können.”
Ein jüngerer Deutscher, der daneben saß, privat ein ganz lieber Kerl, sagte nach diesen Worten nur verdutzt: “Über sowas habe ich mir noch nie Gedanken gemacht.” Was ich wiederum als ganz typisch für die meisten Deutschen empfand, die sich um ihr Land wirklich noch nie Gedanken gemacht haben, sich statt dessen – wie kurz darauf erfolgt – über irgendwelche neuen Hitler-Witzvideos bei youtube unterhalten.
Es bestärkt mich doch mal wieder in meiner alten Haltung, daß man das “Ausländerproblem” (mal abgesehen von der notwendigen Reduzierung von Einwanderung) nicht durch haß- und ressentimentgetränkte Tiraden lösen kann, wie es NPD oder diese oft primitiven Anti-Islam-Kritiker bisweilen einfältig vorführen. Gelingt es, diesen Menschen –natürlich den richtigen Leuten, nicht den Kriminellen und Kulturlosen – mit einer gewissen Liebe zu begegnen, sie somit zu assimilieren, wird dies ein Gewinn für dieses Land sein können. Mehr Gewinn jedenfalls als jene mehrheitlich nationsvergessenen, traditionslosen, rein konsum- und spaßorientierten Deutschen, die bei mir oft genug Kopfschütteln und Verzweiflung auslösen.
Ich muß gestehen: Ich kann nicht im Brustton der Überzeugung “Nein, du irrst dich” sagen.
Toni Roidl
Liebe Frau Kositza,
ich habe viele Bekannte aus fremden Kulturkreisen, die ihre Kinder hier aufs Gymnasium schicken, samtags Rasen mähen und Auto waschen, mit den deutschen Nachbarn DoKo spielen, sich beim Straßenfest engagieren, Fans deutscher BL-Vereine sind, etc. etc. Ja Herrgott, was soll sojemand denn in Kabul, Ankara oder Teheran?! Soll man die etwa alle »nach Hause« schicken? Blödsinn. Es ist wie in der Homöopathie: Die Dosis macht das Gift.
Interessant ist, dass diese perfekt assimilierten »Ausländer« gerade diejenigen sind, denen niemand servil entgegengerutscht ist und denen nicht alles in den Hintern geblasen wurde (wohl weil es sich nicht um Vertreter von sozialen Problemgruppen handelt).