Verfügungsräume – Antwort auf Lichtschlags Angebot

pdf der Druckfassung aus Sezession 3 / Oktober 2003

Orte der freien Rede sind selten geworden. Ich spreche aus Erfahrung,...

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

wenn ich behaup­te, daß die­ses selt­sa­me kraft­lo­se Grund­recht auf freie Mei­nungs­äu­ße­rung aus­ge­höhlt ist durch sub­ti­le Mecha­nis­men der Fremd- und Selbst­kon­trol­le. In einer Atmo­sphä­re des Unstatt­haf­ten scheint jeder die The­men und Posi­tio­nen zu ken­nen, die erst dann – wenn über­haupt! – vor­ge­tra­gen oder ein­ge­nom­men wer­den kön­nen, wenn Sprach‑, genau­er: Ent­schul­di­gungs­schlei­fen die­se Mei­nungs­ent­glei­sung als Aus­nah­me oder intel­lek­tu­el­les Pro­vo­ka­ti­ons­spiel deut­lich gekenn­zeich­net haben. Wenn das Wei­ter­tra­gen von Äuße­run­gen zu indi­zier­ten The­men nicht mehr als Denun­zia­ti­on, son­dern als Zivil­cou­ra­ge bezeich­net wird, steht vor dem Spre­chen die schwie­ri­ge Auf­ga­be, den Kreis der Zuhö­rer auf das Poten­ti­al an jener Zivil­cou­ra­ge hin zu taxieren.

Orte der frei­en Rede sind gekenn­zeich­net durch schlan­kes und rei­ches Spre­chen: schlank, weil der Mei­nungs­aus­bruch nicht zurück­ge­nom­men oder auf­wen­dig ein­ge­lei­tet wer­den muß; reich, weil der Sprach- und Mei­nungs­schatz die Vor­ga­ben des kor­rek­ten Redens miß­ach­ten darf und die vol­le Breit­sei­te bewaff­ne­ter Wor­te zur Anwen­dung bringt.
Der Liber­tä­re André F. Licht­schlag hat die bei­den ers­ten Schrit­te getan, um mir – als Rech­tem – einen Ort der frei­en Rede zu zei­gen und zur Ver­fü­gung zu stel­len. Licht­schlag bot zunächst – und als ers­ter – der von mir ver­ant­wor­te­ten Zeit­schrift Sezes­si­on ein Aus­tausch­ab­on­ne­ment mit der von ihm ver­ant­wor­te­ten Zeit­schrift eigen­tüm­lich frei an. Seit­her lese ich mir völ­lig Frem­des, das mich in sei­ner Radi­ka­li­tät per se anspricht und als sel­te­ne Blü­te erstaunt. Licht­schlags zwei­ter Schritt war sein Text „Rudi Möl­le­mann“, in dem er eine Zusam­men­ar­beit zwi­schen Liber­tä­ren und Kon­ser­va­ti­ven aus prä­zi­sen Beob­ach­tun­gen und Schluß­fol­ge­run­gen ablei­tet und vor­schlägt. Ich habe ihm dar­auf hin in die­sem Heft der Sezes­si­on Platz für einen Groß­bei­trag zur Ver­fü­gung gestellt, damit er sei­ne Über­le­gun­gen und Vor­schlä­ge noch­mals vor­tra­gen kann. Im Gegen­zug habe ich die Gele­gen­heit, in eigen­tüm­lich frei auf Licht­schlags Gedan­ken zu ant­wor­ten, und dies ist der ers­te Anknüp­fungs­punkt und die Ver­wirk­li­chung ers­ter Zusam­men­ar­beit: Die Orte der frei­en Rede wer­den genutzt.
Mein Text ist eine Ant­wort, weil ich das Ange­bot einer Zusam­men­ar­beit auf mich bezie­he. Ich bin ein Rech­ter und füh­re poli­tisch allei­ne des­halb schon ein pro­vo­zie­ren­des Leben. Rechts zu sein heißt, auf drei kur­ze For­meln gebracht: den Men­schen von der Anthro­po­lo­gie her als pro­ble­ma­tisch zu ver­ste­hen, Erzie­hung zur Mün­dig­keit als über wei­te Stre­cken stets wie­der schei­tern­den Ver­such zu begrei­fen, die Welt in ihrer Kom­ple­xi­tät für nicht kon­stru­ier­bar zu hal­ten. Dar­aus lei­tet sich alles ande­re ab: Die freie Ent­fal­tung des Men­schen zum Guten ist ein Hirn­ge­spinst, der edle Wil­de ein Mythos; Ord­nung, ethi­sche Ver­bind­lich­keit, insti­tu­tio­nel­le Sicher­heit sind das Ergeb­nis eines auf­wen­di­gen Pro­zes­ses kul­tu­rel­ler Erzie­hung; Mün­dig­keit, das heißt: ver­ant­wor­tungs­be­wuß­te Selb­stän­dig­keit, erreicht längst nicht jeder Mensch; Eli­ten­bil­dung ist statt­haft, Hier­ar­chie eine Tat­sa­che, Gleich­heit und Frei­heit sind je kon­kret zu bestim­men, und für jede Ent­wick­lung sind Rah­men eine Not­wen­dig­keit: Staat, Fami­lie, Schu­le. Kon­struk­tio­nen haben wenig Raum, Uto­pien kei­nen, daher kommt der Hang der Rech­ten zur Nüch­tern­heit, zum Rea­lis­mus, zum Erreich­ba­ren. Den „neu­en Men­schen“ gibt es nicht, der Mensch ist nie neu, sei­ne Sub­stanz ist stets die­sel­be, Lehm, Rip­pe und Fleisch, es kommt nichts hin­zu, alles bleibt geschicht­lich beding­te Aus­for­mung; jede Gegen­wart ist ein Ergeb­nis und zugleich eine Bedin­gung für den nächs­ten Wurf oder Schritt; die Zusam­men­bal­lung der geschicht­li­chen Erin­ne­rung: das ist der Mythos, das gro­ße Bild, wie über­haupt Bild und Gestalt rech­ter Auf­fas­sung ent­spre­chen und der Labor­me­tho­de und dem Reiß­brett gegenüberstehen.

Mit die­sen Grund­ko­or­di­na­ten hat zu rech­nen, wer Zusam­men­ar­beit vor­schlägt. Ich begrü­ße Licht­schlags Über­le­gun­gen nicht nur des­halb, weil Orte der frei­en Rede sich nun­mehr bewäh­ren müs­sen und weil das Errich­ten und Hal­ten sol­cher Orte – der­zeit wenigs­tens – eine wich­ti­ge poli­ti­sche Auf­ga­be ist. Es gibt dar­über hin­aus wei­te­re, sehr wesent­li­che Punk­te grund­sätz­li­cher Über­ein­stim­mung, und so fällt es nicht schwer, das Ange­bot einer Zusam­men­ar­beit an- und ernstzunehmen.
Über­ein­stim­mung herrscht zunächst dar­in, daß die not­wen­di­ge Arbeit auf dem Feld der Poli­tik geleis­tet wer­den muß. Das klingt banal, ist aber nicht von vorn­her­ein klar. Für Liber­tä­re vom Schla­ge Licht­schlags gäbe es auch ganz unpo­li­ti­sche Lösun­gen: die des blo­ßen Geld­ver­die­nens näm­lich, die der Selbst­ver­wirk­li­chung im ganz und gar kapi­ta­lis­ti­schen Sinn, mit Bewe­gung der eige­nen Per­son dort­hin, wo der Ein­satz rei­che Ern­te brin­gen wird: Aus­land, Bör­se, ande­res. Für Rech­te gibt es seit Ernst Jün­ger immer einen fei­nen Lebens­ent­wurf, der Anarch kommt als der­je­ni­ge, der kei­nen Dreck mehr schau­feln will, dem Abgrund der Ver­brä­mung eines Rück­zugs von jeder Kärr­ner­ar­beit sehr nahe (ich ken­ne „Anar­chen“, die das Zeug zum „Anar­chen“ nicht haben, die noch nie Dreck geschau­felt haben, also: Anarch aus Atti­tü­de sind). Der­zeit schickt sich die reak­tio­nä­re Posi­ti­on Nicolás Gómez Dávil­as an, zur zwei­ten Rück­zugs­po­si­ti­on zu wer­den, von der aus sich beob­ach­ten läßt, wie „die Kaker­la­ken sich gegen­sei­tig auffressen“.

Licht­schlags und mei­ne Arbeit sind dage­gen poli­tisch im umfas­sen­den Sinn, bei­de zie­len wir nicht auf die eben geschil­der­ten Außen­po­si­tio­nen, die sich zwar auch deut­lich von der „Staats­öko­so­zi­fe­mi­an­ti­fa­scho­dok­trin“ (Licht­schlag) abset­zen, jedoch kein altru­is­ti­sches Motiv kennen.
Poli­ti­sches Han­deln muß – es ist eines sei­ner Kenn­zei­chen – die Fra­ge stel­len, wo sich Ein­fluß gewin­nen lie­ße. Es ist dies die Fra­ge nach den Wir­kungs­mög­lich­kei­ten, die kon­kret und in die­sem Moment gege­ben sind, aber auch nach denen, die sich auf­bau­en und mit­tel­fris­tig nutz­bar machen las­sen. Mit Licht­schlag stim­me ich dar­in über­ein, daß par­tei­po­li­ti­sche Ansät­ze „von unten“ chan­cen­los, mehr noch: Ener­gie­ver­schwen­dung, sind. In die­sem Zusam­men­hang sind deut­li­che Wor­te not­wen­dig: Erfolg­rei­ches poli­ti­sches Han­deln erfor­dert oft, auf die Befrie­di­gung bestimm­ter cha­rak­ter­lich vor­ge­ge­be­ner Hand­lungs­wün­sche zu ver­zich­ten. Das Gebo­te­ne zu tun, kann dem eige­nen Cha­rak­ter sehr zuwi­der lau­fen. Der Blick auf die poli­tisch erfolg­lo­sen Grup­pie­rungs­ver­su­che von rechts offen­bart jedoch in der Regel eine Ver­samm­lung von Cha­rak­te­ren, die auf Erfolg­lo­sig­keit, Res­sen­ti­ment und Angst vor Infra­ge­stel­lung abon­niert sind.
In die­sen Zusam­men­hang gehö­ren wei­te­re Anstö­ße, die Licht­schlag mit sei­nem Bei­trag und sei­nen Hin­wei­sen auf liber­tä­re Ansät­ze gibt: Wer so wett­be­werbs­ori­en­tiert denkt und lebt wie ein Liber­tä­rer, der wünscht sich täg­li­che Infra­ge­stel­lung, stän­di­gen Leis­tungs­ver­gleich und fort­lau­fen­de Opti­mie­rung sei­ner Metho­den. Die Rech­ten – und die Kon­ser­va­ti­ven – haben auf­grund des Aus­ge­schlos­sen­seins vom poli­ti­schen Dis­kurs und von der Leis­tungs­schau der Posi­tio­nen eine oft trost­lo­se, oft beschau­li­che, oft bes­ser­wis­se­ri­sche Stel­lung bezo­gen, in der ste­tes Abni­cken jedes Argu­ments durch alle Anwe­sen­den die Beweg­lich­keit nicht erhöht hat. Luzi­di­tät, Sprit­zig­keit des Ansat­zes, Spon­ta­ni­tät, Angriffs­geist über­haupt, Ein­falls­reich­tum, Vol­ten: Dem kon­ser­va­ti­ven Lager fehlt die Übung der Aus­ein­an­der­set­zung. Und ein Bewußt­sein von his­to­ri­schem oder anthro­po­lo­gi­schem Recht wird ver­län­gert in einen zukünf­ti­gen Erfolg hin­ein, der sich von sel­ber ein­stel­len wer­de, weil Recht eben Recht sei. Fata­ler – und läh­men­der – kann kein Irr­tum sein.

Die Per­sön­lich­keit – und nicht das Milieu! – als aus­schlag­ge­ben­den Trä­ger geschicht­li­cher Bewe­gung zu sehen: Das ver­bin­det Rech­te und Liber­tä­re. Auch: der Welt mit eige­ner Gestal­tungs­kraft begeg­nen zu kön­nen, danach zu fra­gen, was zu tun sei und nicht: was einem wohl als nächs­tes zusto­ße. Daß die­se Hoch­schät­zung von Wil­len, Selb­stän­dig­keit, Leis­tung auch den Mut und die Arro­ganz begrün­det, mit der jener ver­hee­ren­den Umgrün­dung der BRD durch das links­li­be­ra­le Mei­nungs­kar­tell ent­ge­gen­ge­tre­ten wer­den kann, ist sicher einer der wich­tigs­ten Anknüp­fungs­punk­te zwi­schen Licht­schlag und mir. Die fet­te und ver­fet­te­te 68er-Kas­te zu ärgern und so zu ärgern, daß klar ist, es wird beim Ärgern nicht blei­ben: Zumin­dest für mich kann ich sagen, daß die­se sprach­li­che und täti­ge Tabu­zer­trüm­me­rung einen initia­ti­schen Cha­rak­ter stets besaß und noch besitzt.
So sind die gemein­sa­me Geg­ner­schaft und die dyna­mi­sche Angriffs­tak­tik ein kräf­ti­ges Bin­de­mit­tel, und die von Unter­stüt­zung und Zusam­men­ar­beit gepräg­te Weg­stre­cke kann lan­ge sein, zumal ich mit Genug­tu­ung fest­stel­le, daß die Inter­es­sen­ten an mei­nen Pro­jek­ten immer jün­ger wer­den und daß sie begin­nen, ihre Eltern und Leh­rer tabu­zer­trüm­mernd mit Fra­gen und Mei­nun­gen zu – ärgern (Und ich den­ke, daß eine Gedächt­nis­leis­tung erbracht wer­den soll­te, mit Hil­fe derer den Ver­ant­wort­li­chen für all das beschä­dig­te Leben ein unge­müt­li­cher Man­gel an Ver­söh­nung ent­ge­gen­ge­bracht wer­den kann – irgend­wann einmal).
Viel­leicht sind sich all die­se Gesell­schafts­expe­ri­men­tie­rer, deren Unver­mö­gen uns beschä­digt, nicht klar dar­über, wie schlimm ihre Hin­ter­las­sen­schaft ist; und die­ser Vor­gang des Ver­nut­zens und Hin­ter­las­sens hält ja an, die­ses Hin­ein­fres­sen, Ver­dau­en und Aus­schei­den im Dis­kurs. Der ewi­ge Durch­marsch der Gedan­ken und Aspek­te ist uner­träg­lich, weil er nie zur Ent­schei­dung kommt, nie zum Spruch, zum Schwu­re, son­dern nur zur spär­li­chen Aus­leuch­tung eines Pro­blems und zur Ver­ta­gung. Auch in die­sem Punkt: Über­ein­stim­mung zwi­schen Liber­tä­ren und Rech­ten. Die Dis­kur­se müs­sen auf­hö­ren, an ihre Stel­le tritt die Entscheidungsfreude.
Ich möch­te nach aller Beto­nung gemein­sa­mer Ansät­ze noch auf eini­ge gra­vie­ren­de Unter­schie­de hin­wei­sen, die mei­ne Posi­ti­on von der Licht­schlags schei­det. Nicht umsonst hat das Insti­tut für Staats­po­li­tik, in dem ich mit­ar­bei­te, in sei­ner kürz­lich erschie­ne­nen Stu­die über Die „Neue Rech­te“. Sinn und Gren­ze eines Begriffs den Bin­nen­plu­ra­lis­mus der Rech­ten her­aus­ge­ar­bei­tet und dabei auf eine Posi­ti­on ver­wie­sen, der ich mich selbst zuord­ne: volks­kon­ser­va­tiv. Es ist dies die wenig bekann­te Bezeich­nung für einen Ansatz, der in der Wei­ma­rer Repu­blik zwar die Umwäl­zung der Ord­nung (durch die rote Revo­lu­ti­on) ablehn­te, sie jedoch nicht bloß erset­zen woll­te durch einen Rück­griff auf eine wie auch immer gear­te­te wil­hel­mi­ni­sche Kon­zep­ti­on. Viel­mehr nah­men die Volks­kon­ser­va­ti­ven das Volk in sei­ner Gesamt­heit als poli­ti­sche Grö­ße ernst und kon­zi­pier­ten eine Umwäl­zung der Umwäl­zung, also eine neue Ord­nung, deren Koor­di­na­ten den Welt­krieg, die Revo­lu­ti­on, die Repu­blik in sich tra­gen sollten.

Um eine Umwäl­zung der Umwäl­zung muß es auch heu­te gehen, dar­in sind sich Licht­schlag und ich einig. Nur ist aus mei­ner Sicht klar, daß der radi­kal-liber­tä­re Ansatz einer völ­li­gen Ent­fes­se­lung dyna­mi­schen Wirt­schaf­tens sich eben­so ver­hee­rend auf die mensch­li­che Sub­stanz aus­wir­ken muß wie zuviel Staat und Sozia­lis­mus. Licht­schlags Kon­zep­ti­on ist eine für star­ke, mün­di­ge Men­schen, die die Prin­zi­pi­en des Ego­is­mus, der Geset­zes­lü­cke, der Schläue, des Über­vor­tei­lens, des Aus­nut­zens ver­stan­den haben und aus allem ihr Kapi­tal zu schla­gen wis­sen. Das Volk besteht aber nicht nur aus sol­chen par­kett­fä­hi­gen Self-made-Men­schen, son­dern aus einem rie­si­gen Rest, der – und das ist noch längst kein Sozia­lis­mus – nicht allein gelas­sen wer­den darf. Hier­in liegt die gro­ße rech­te – oder: kon­ser­va­ti­ve – Kon­stan­te: daß der Mensch pro­ble­ma­tisch sei und sich in Ver­an­la­gung, Befä­hi­gung, Cha­rak­ter stets und von vorn­her­ein unter­schei­de vom ande­ren Men­schen. Und gera­de aus die­ser Ein­sicht ent­steht die­ser selt­sa­me pes­si­mis­ti­sche Opti­mis­mus der Rech­ten, der erkennt, wozu der Mensch in der Lage ist, wenn er Rah­men, Ord­nung, Erzie­hung, Ver­bind­lich­keit vorfindet.
Licht­schlags Argu­ment, der freie Markt wer­de immer auch rei­che Men­schen her­vor­brin­gen, die sich sozi­al enga­gier­ten, ist zu theo­re­tisch: Wenn es im Deutsch­land von 1880 sozia­les Enga­ge­ment ver­ant­wor­tungs­be­wuß­ter Unter­neh­mer gab, dann kam die Ethik dafür nicht aus dem libe­ra­len Markt selbst, son­dern aus den alten, star­ken Bin­dun­gen an christ­li­che Ethik und Wir-Den­ken im Volks­rah­men. Zuwe­nig oder zuviel Geld: Bei­des ver­saut über kurz oder lang dem Durch­schnitt (nie dem beson­de­ren, unty­pi­schen Ein­zel­nen) den Cha­rak­ter, weil mensch­li­ches Maß fehlt.
Ich hal­te Lais­sez-fai­re-Kapi­ta­lis­mus eben­so für eine Miß­ach­tung anthro­po­lo­gi­scher Grund­be­din­gun­gen wie das lin­ke Expe­ri­men­tie­ren mit dem „neu­en Men­schen“. Kon­kret krab­beln immer nur ganz weni­ge zu sol­chen Höhen. Licht­schlag soll­te die Fra­ge beant­wor­ten, woher die Ethik kommt, die im Sys­tem ego­is­ti­scher Gewinn­ma­xi­mie­rung dann für das Gan­ze etwas abfal­len las­sen wird. Ver­mut­lich haben ein paar kon­ser­va­ti­ve Jahr­hun­der­te die Ethik­de­pots so gefüllt, daß wir immer noch davon zeh­ren oder – zehrten?
Sezes­si­on vom Main­stream macht eigen­tüm­lich frei. Ich freue mich an sol­chen Stel­len auf die Debat­te. Es wird ein – wie es sich in Orten der frei­en Rede (unse­ren Ver­fü­gungs­räu­men) gehört – schlan­kes und rei­ches Spre­chen sein.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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