6. Februar 2009
Wir Trampel
Ellen Kositza
Hoppla! Gerade ist mir etwas ganz ähnliches passiert wie jüngst Carol Thatcher. Manchmal sind wir Frauen eben verdammt unsensibel. Thatcher, Journalistin beim BBC und Tochter einer noch berühmteren Mutter, soll in Hörweite von zwölf Mitarbeitern geäußert haben, daß sie das Aussehen eines aus dem Kongo stammenden französischen Tennisspielers an die einst überaus populäre Mohrenpuppe Golliwog erinnere.

Und nun hier: Mich muß der Teufel geritten haben, als ich halblaut anläßlich merkwürdiger Winterkleidungsmoden bemerkte, die Briefträgerin habe „auch nicht gerade eine Barbie-Figur“. Ohrenzeugen: Fünf Verlagsmitarbeiter, eine Putzkraft, eine Minderjährige. Ein Raunen ging durch den Raum. Dann erhoben sich zwei Stimmen gleichzeitig: „Frau P. sah doch putzig aus heute!“ und: „Barbie ist doch eh´ grotesk!“ Man hat dann beschlossen, in der nächsten Mitarbeiterkonferenz zu entscheiden, wo Sexismus beginnt und wo er endet, was sagbar ist, was nicht und ob manche „Figuren“ öffentlichen Lebens einfach als sakrosankt zu gelten haben. Dabei hatte ich´s doch gut gemeint: Ich finde Barbie auch nicht schön und die Briefträgerin schon, naja, eher. (Darf man Barbie eigentlich grotesk finden, oder ist man dann links?) Selbst die Putzkraft, an die wir uns gleich hilfesuchend wandten, war ratlos ob meiner Bemerkung. Dabei ist sie Hobby-Semiotikerin.
Gottseidank gelte ich meinem Chef als unverzichtbar, er wird’s so oder so wieder durchgehen lassen.
Bildquelle: mucus*plug
Nichts schreibt sich
von allein!
Bitte überweisen Sie auf das Konto:
Verein für Staatspolitik e.V.
IBAN: DE86 5185 0079 0027 1669 62
BIC: HELADEF1FRI
Kommentare (0)
Für diesen Beitrag ist die Diskussion geschlossen.