Herrn Sarrazin läuft, wie es läuft – am Ende wird die Antwort lauten, wie sie seit dem Historikerstreit auf solcherlei Debatten-Verläufe lautet:
Die Zeiten sind, wie sie sind. Es gelten nicht die Paradigmen derer, denen die Überfremdung Alpträume bereitet, und auch nicht die jener, die in den Millionen ausländischer Sozialhilfeempfänger eine Bereicherung unserer Kultur sehen.
Es gelten viel mehr die Diskursgesetze der Gesprächsverhinderer, die von sich selbst eines mit Sicherheit behaupten können: Die erfahrbare Wirklichkeit in Deutschland steht ihnen so sehr entgegen, daß eine offene Debatte über diese Wirklichkeit die multikulturell-emanzipatorische Ideologie zertrümmern würde.
Und so gibt es nur eine einzige Aufgabe: Erzwingt die Debatte! Auf unserer Seite steht die wahrnehmbare Wirklichkeit. Etwas Vergleichbares ins Feld zu führen ist denen nicht möglich, die in der zugewanderten Unterschicht weiterhin die Rettung unserer Sozialsysteme und die buntfärbung der preußischblauen deutschen Einheitskultur erkennen wollen.
Dennoch: Ich sehe das entspannt und nehme Fälle wie den Sarrazins zur Schläfenmassage. Wenn nämlich vor 40 Jahren jemand prognostiziert hätte, daß eines Tages der Innenminister persönlich sich bei ein paar Indern entschuldigen würde, die bei einer ziemlich alltäglichen Auseinandersetzung auf dem Müggelner Stadtfest den Kürzeren zogen – jeder hätte diesen Visionär zum Spinner erklärt. Aber er hätte recht behalten, wir sind heute dort, wo aus einer durch nichts gedeckten Behauptung eine ganze Kampf-gegen-rechts-Maschinerie durchfinanziert wird.
Ist das nicht ermutigend? Wenn also beispielsweise heute einer behauptete, daß bereits in zehn Jahren eine starke rechte Partei die nichtgeführte “Debatte Sarrazin” als eine der geistigen Breschen wird bezeichnen können –
– ach, du Spinner.
(Bloß, Männer: Machen muß es trotzdem einer.)
semprefidele
Noch einmal CHarles Alexis Henri Clérel de Tocqueville, 1840 über die USA:
In den demokratischen Republiken geht die Tyrannei anders zu Werk; sie geht unmittelbar auf den Geist los.
Der Machthaber sagt hier nicht: "Du denkst wie ich, oder du stirbst", er sagt:
"Du hast die Freiheit, nicht zu denken wie ich, aber von dem Tag an bist du ein Fremder unter uns.
"Du wirst deine Bürgerrechte behalten, aber es wird dir nichts mehr nützen.
"Du wirst unter Menschen wohnen, aber deine Rechte auf menschlichen Umgang verlieren.
"Wenn du dich einem unter deinesgleichen nähern willst, so wird er dich fliehen wie einen Aussätzigen; sogar wer an deine Unschuld glaubt, wird dich verlassen, sonst meidet man auch ihn.
"Gehe hin in Frieden, ich lasse dir das Leben, aber es ist schlimmer als der Tod."