… Doppelzüngigkeit vorwirft, hat sie natürlich recht. Ja, ja – schon gut. Nur ist mir die Rechnung, daß meines Gegners Gegner gleich mein Freund wäre, allzu simpel.
Aus mehreren Gründen erscheinen mir dieser Reflex (unter dem keineswegs nur dezidert Konservative leiden!), Ates nun als Kronzeugin des multikulturellen Irrsinns zu preisen, als verfehlt.
Da wäre zum einen die nun allenthalben zu hörende Klage, daß Frau Ates’ Öffentlichkeitsflucht aufgrund von Drohungen “keinen” kümmere. Daß das nicht stimmt, kann leicht herausfinden, wer einmal die google-news-Suche bemüht: Nicht nur Welt, Spiegel und Deutschlandradio berichten sehr wohl darüber, in etlichen reichbesuchten Blogs und Netzforen ist die feministische Kurdin Thema Nr. 1, auch ihr Buch wurde durch eine selbsterklärte Mein-Bauch-gehört-mir Vorkämpferin hymnisch besprochen.
Es kann keine Rede davon sein, daß Frau Ates (die 2005 den „Preis für Zivilcourage“ des Berliner Christopher Street Day verliehen bekam) von ihren deutschen Kombattantinnen im feministischen Geiste nun alleingelassen würde. Gewiß ist nur, daß einer autochthonen Deutschen, die sich derart abfällig über den Islam äußerten, kein Großverlag und kein Feuilleton die Türen öffnen würden.
Selbst für nichtmuslimische Verhältnisse dürften Frau Ates’ sexualpolitische Vorstellungen als progressiv gelten. Im Interview mit Thea Dorn bekannte die Alleinerziehende einmal, um jeden Preis verhindern zu wollen, daß ihre Tochter überhaupt„als Mädchen“ erzogen würde. Und daß sie in Kinderbüchern solche Seiten, auf denen traditionell-deutsche Familienrollenmuster dargestellt werden, immer überblättert. „Vollzeitmütter“, so klagte Ates, „machen“ sie besonders gern „an“. Unmöglich findet sie auch, daß es noch keine Kindergartenpflicht auch für deutsche Kinder gebe. Hier kämpft eine an allen Fronten.
Vor zwei Wochen befragte sie eine Moderatorin des Deutschlandradios zu einem anderen Thema. Hier ging’s darum, ob Deutsch als offizielle Sprache ins Grundgesetz aufgenommen werden solle. O‑Ton Seyran Ates:
Wir leben mit vielen Kulturen, und das muß sichtbar werden. Wenn schon, dann geht es darum, daß wir hier eine Internationalität zeigen und andere Sprachen ebenso geshehen werden. Was ist mit Italienisch, Spanisch, Griechisch, was ist mit den vielen Asiaten und schwarzen Menschen, die inzwischen auch in Deutschland leben? All diese Menschen fühlen sich neben Deutsch und Türkisch (weil Christian Stöbele für die deutsche Nationalhymne auf türkisch plädierte, E.K.) minderwertig.
Tja, wie nennen wir das? Um mit Seyran Ates (die seit ihrem siebten Lebensjahr in Deutschland wohnt, SPD-Mitglied ist und früh & vehement forderte, Deutschland müsse Einwanderungsland sein) ) zu sprechen: traurig. Natürlich nicht so traurig wie die Tatsache, das Teile der türkischen „Community“ (wie Frau Ates gern sagt) nun die sexuelle Widerständlerin bedrohen. Genau dazu – und zwar, ohne ihrer Aussage zu mißtrauen – wüßte man übrigens wirklich gern Genaueres.