„Wir müssen die Frage beantworten können: Weshalb zahlen die Jüngeren Gebühren? Und Jüngere haben eben andere Fernsehgewohnheiten und darauf müssen wir eingehen, aber wir bleiben dadurch öffentlich-rechtlich“, erklärte ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut zum Start des jung daherkommenden Kanals.
Ein Blick ins Programm von zdf_neo, das Zuschauer zwischen 25 und 49 ansprechen soll, bringt schnell Ernüchterung: Die meiste Zeit des Tages laufen Doku-Soaps, US-Comedyserien und am Rande – das sei zugegeben – wenige Sendungen mit Bildungsanspruch, z.B. die Wiederholung von Die Deutschen und heute um 23:20 Uhr die Dokumentation Eine Nacht im November. Countdown für die DDR – „Wir wollen raus!“.
Kurz: Wer ein Paradebeispiel für die Konvergenzthese sucht, die besagt, daß sich öffentlich-rechtliches und privat-kommerzielles Fernsehen immer mehr annähern, dem hat das ZDF jetzt genau das richtige Futter hingeworfen.
Wenn kein deutlicher Qualitätsunterschied mehr zwischen gebührenfinanzierten und privaten Sendern vorhanden ist, dann sind erstere überflüssig. zdf_neo verfügt übrigens über einen Jahresetat von rund 30 Millionen Euro.
Ich glaube, Thomas Bellut muß über die Frage „Weshalb zahlen die Jüngeren Gebühren?“ noch etwas intensiver nachdenken und ich bin mir sicher, daß er zu keiner zufriedenstellenden Antwort kommen wird, denn – wie der populäre Fernsehkritiker Neil Postman es ausgedrückt hat:
Problematisch am Fernsehen ist nicht, daß es uns unterhaltsame Themen präsentiert, problematisch ist, daß es jedes Thema als Unterhaltung präsentiert.
Um es anders zu formulieren: Das Entertainment ist die Superideologie des gesamten Fernsehdiskurses. Gleichgültig, was gezeigt wird und aus welchem Blinkwinkel – die Grundannahme ist stets, daß es zu unserer Unterhaltung und unserem Vergnügen gezeigt wird. Deshalb fordern uns die Sprecher sogar in den Nachrichtensendungen, die uns täglich Bruchstücke von Tragik und Barbarei ins Haus liefern, dazu auf, „morgen wieder dabeizusein“.