toten Fuchs liegen. Er war nicht plattgewalzt und auch nicht blutig zerfetzt, sondern lag da nach einem stumpfen Schlag, den er mitten in der Anstregung eines letzten, rettenden Sprunges empfangen hatte.
Während eines langen Aufenthalts in Kamerun hatte ich einmal einen Toten auf der Straße liegen sehen, von einer Keule erlegt, einer Waffe, die ich nur aus Kinderbüchern über die Steinzeit kannte und die dort am Rande von Buea nun an einer Lederschlinge unter der Hand des Anführers einer ganzen Horde bauernkriegerisch bewaffneter junger Männer baumelte. Ich erfuhr nicht, warum sie den Mann erschlagen hatten und wie weit er schon gerannt war, um seinen Verfolgern zu entkommen.
Um den Grund des Tötens wußte ich jedoch, als ich in einem bosnischen Dorf vor einem gerade erst entdeckten und gehobenen Massengrab stand. Es lagen zehn jüngere Männer darin, und alle waren – mit Stricken aneinandergebunden – durch Hiebe auf den Hinterkopf ums Leben gebracht worden. Was hatte der fünfte versucht, um diesem Schlag zu entgehen, was hatte der zehnte gedacht, dem zum Nachdenken doch am meisten Zeit blieb?
Das wiederum weiß ich nicht.
Ich weiß nur, daß mir seit Jahren immer ein Gedicht in den Kopf kommt, wenn ich solches sehe oder vernehme. Es ist von Stefan George, und ich glaube, ich weiß, warum es immer da ist, wenn es recht ist. Dann breitet es sich aus wie eine Medizin, so auch neulich, als der Fuchs im Graben lag:
Komm in den totgesagten park und schau:
Der schimmer ferner lächelnder gestade.
Der reinen wolken unverhofftes blau
Erhellt die weiher und die bunten pfade.Dort nimm das tiefe gelb, das weiche grau
Von birken und von buchs, der wind ist lau.
Die späten rosen welkten noch nicht ganz.
Erlese küsse sie und flicht den kranz.Vergiss auch diese letzten astern nicht.
Den purpur um die ranken wilder reben
Und auch was übrig blieb von grünem leben
Verwinde leicht im herbstlichen gesicht.