„Lieber Unrecht als Unordnung“

In Deutschland kommt es nicht vor, daß ein Rechter öffentlich mit einem Linken debattiert. In Frankreich hingegen schon noch.

Felix Menzel

Felix Menzel ist Chefredakteur des Schülerblogs blauenarzisse.de.

Vor eini­gen Wochen ist bei DuMont ein Brief­wech­sel zwi­schen dem rech­ten Michel Hou­el­le­becq und dem lin­ken Ber­nard-Hen­ri Lévy erschie­nen, in dem die bei­den streit­ba­ren Lite­ra­ten das Gemein­sa­me und Unter­schied­li­che ihrer The­sen ausloten.

Wie bei vie­len Brief­wech­seln zwi­schen Intel­lek­tu­el­len muß man auch bei die­sem sei­ten­lan­ges Geschwätz ent­we­der ertra­gen oder über­blät­tern, um zu den inter­es­san­ten Stel­len zu gelangen.

Wirk­lich kon­tro­vers wird es dort, wo Hou­el­le­becq sei­ne Sym­pa­thie für einen Aus­spruch von Goe­the bekun­det. Wäh­rend der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on sag­te die­ser: „Vor die Wahl gestellt zwi­schen Unrecht und Unord­nung, ent­schei­det sich der Deut­sche für das Unrecht.“

Lévy, ein nach eige­nem Bekun­den „enga­gier­ter Intel­lek­tu­el­ler“, meint, dies sei „der nie­der­träch­tigs­te Satz überhaupt“:

Auf die­sen Satz beruft sich der­je­ni­ge, der einer­seits um das Unrecht weiß, das in Tibet geschieht, und ande­rer­seits um die gro­ße Unord­nung, die es bedeu­tet, wenn wir die Chi­ne­sen ver­är­gern und sie, um uns zu bestra­fen, beschlie­ßen, ihre Dol­lar­re­ser­ven zu ver­kau­fen und nicht mehr bei der Ret­tung von Gold­man Sachs oder Leh­man Brot­hers zu helfen.

Hou­el­le­becq erwidert:

Goe­thes Satz machen sich im Grun­de genom­men all jene zu eigen, die mei­nen, dass die mit einer Situa­ti­on betrau­te Obrig­keit eine Ent­schei­dung fäl­len muss, irgend­ei­ne Ent­schei­dung, mag sie auch vor­läu­fig oder unge­recht sein, anstatt der „Men­ge“ oder der „Stra­ße“ – also dem gro­ßen, bösen, reiz­ba­ren, zur Plün­de­rei und zum Gemet­zel berei­ten Tier – das letz­te Wort zu überlassen.

Die Fra­ge, ob man ein Unrecht der prin­zi­pi­el­len Unord­nung vor­zieht, macht sehr schön den Unter­schied zwi­schen lin­kem und rech­tem Den­ken deut­lich. Im Namen der Gerech­tig­keit mischt sich der Lin­ke über­all dort ein, wo er ein Unrecht wit­tert. Die Gesamt­ord­nung hin­ge­gen ist für ihn kein Maß­stab. Die­se Grund­hal­tung wirkt auf­grund ihres mensch­li­chen Ant­lit­zes auf den ers­ten Blick sehr sympathisch.

Der Rech­te nun wünscht sich auch kein Unrecht. Wenn aller­dings die Ord­nung aus den Fugen gera­ten ist, zieht er ein „Ende mit Schre­cken“ dem „Schre­cken ohne Ende“ vor.

Felix Menzel

Felix Menzel ist Chefredakteur des Schülerblogs blauenarzisse.de.

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Kommentare (17)

Thorsten

30. November 2009 13:17

Werter Herr Menzel. Über Recht und Unrecht, Ordnung und Unordnung läßt sich nur reden, wenn zuvor die Begriffe definiert sind. Um welches Unrecht geht es denn? Um vermeintliches Unrecht, also geltendes Recht, welches nicht legitim erscheint? oder geht es um Unrecht aus Rechtsbruch? Um welche Ordnung geht es? Um die jeweils staatliche Ordnung oder um Ordnungen ganz anderer, z.B. religiöser oder ganzheitlicher Art. Ist gar die "lebensrichtige Ordnung" gemeint? Und wie sieht diese aus? Und warum ist es verwunderlich, dass der politische Gegner unsere Auffassung von Unrecht und Unordnung nicht teilt? Das dürfte umgekehrt doch ebenso zutreffen.

Hannibal

30. November 2009 13:46

Na, das schreit doch geradezu nach dem dem Urvater der rechten Staatstheorie,Thomas Hobbes. Der war ja ebenfalls der Meinung, daß jede Ordnung besser sei als keine Ordnung. Insofern eignet sich der zitierte Grundgedanke Goethes nicht unbedingt, um die Urheberschaft an dieser gedanklichen Bösartigkeit einer spezifisch deutschen Denktraditon anzulasten...Allerdings war das mit den Gesinnungs- und Verantwortungsethikern ja auch wieder ein (überhaupt nicht finsterer) Duetscher...

christian

30. November 2009 14:01

man kann Michel Houellebecq gar nicht genug danken.
hippie crusher, deutschland fan und romantiker: er hat das konservative wieder sexy gemacht.

und lustig ist er auch noch.

Unordnund und Unrecht sollte man abe nicht ausspielen. Klar kämpft auch der Rechte gegen Unrecht: Gendermainstreaming, Quoten, positive Diskriminierung sind ja Unrecht, die Gesellschaft wird dadurch auch unordentlicher und hässlicher.

christian

30. November 2009 14:27

"Urvater der rechten Staatstheorie,Thomas Hobbes"

Anmerkung: Hobbes ist ein Spast mit modernistischer Anthropologie, Leo Strauss ist der Ahnvater der konservativen Staatsheorie, siehe Band 3 seines Gesamtwerkes, wo er Hobbes zurechtstutzt.

Landser

30. November 2009 14:44

Der Aussage "Lieber Unrecht als Unordnung" liegt ein Denkfehler zu Grunde. Es gibt nämlich keine "prinzipielle Unordnung". Aus jeder Unordnung wird nämlich sehr schnell eine, wie auch immer geartete, Ordnung. Unrecht hingegen kann sehr lange Bestand haben, es ist praktisch Dauerbestandteil dieser Welt. Das prinzipielle Problem der Rechten (wie wohl tatsächlich auch der Deutschen) besteht in ihrer Angst vor der (vorübergehenden) Unordnung, die auch immer eine Chance sein kann. Das Unrecht zu bevorzugen, nur weil es vielleicht eine Art von Ordnung darstellt, ist nichts als Feigheit und Bequemlichkeit-eine Art Sklavenmentalität.

Bauer Gerhard

30. November 2009 15:20

Wenn durch das Unrecht Unrecht verhindert wird und das soll es wohl bedeuten, dann ist das Unrecht kein Unrecht mehr sondern Notwehr oder Notstand um Begriffe aus dem StGB zu verwenden.

Natürlich liegt Unrecht und Unordnung immer im Auge des Betrachters und ist eine Frage des Standpunktes. Im Prinzip entscheidet wie immer die Macht. Habe ich die Macht, die Kraft tätig zu werden um Unrecht durchzusetzen um Unordnung zu verhindern. Falls nicht, bin ich ganz schnell derjenige der Unordnung schafft und von anderen mit (Un)recht befriedet wird.

Freedy

30. November 2009 15:26

Die Idee, man könne mit Unrecht der Unordnung abhelfen, ist absurd. Allenfalls verfestigt man sie.
Wo Recht geachtet und sorgsam entwickelt wird, da gedeiht auch Ordnung. Nur ist es eben nicht der Gesetzgeber, der dafür sorgen kann.

"Die Reform der Gesellschaft mittels von Gesetzen ist der Traum des leichtgläubigen Staatsbürgers und die diskrete Präambel jeder Tyrannei.
Das Gesetz ist die rechtliche Form von Brauch und Sitte oder Angriff auf die Freiheit."
Nicolás Gómez Dávila

Martin

30. November 2009 15:29

Ich halte Houellebecq nicht für einen wie auch immer gearteten "rechten". Er ist aus meiner Sicht nur einer von ganz vielen, denen der linke und politisch korrekte Meinungsterror ganz gehörig auf die Nerven geht und der auch mal nach dem Motto "Auf einen groben Klotz, gehört ein grober Keil" schreibt.

Seine Lust an der Provokation ist z.T. vergleichbar mit der, mit welcher "linke" Autoren Jahrzehnte zuvor gegen das vermeintlich "rechte" angeschrieben haben - nur wirken die damaligen "linken" Schriften aus heutiger Sicht irgendwie fast "spießig".

Auch weis Houellebecq als Autor zumindest, an welchen Stellen er eine derbe Sex-Szene einzubauen hat, bevor man bei der Lektüre seiner Schriften einzuschlafen droht.

Ich habe die Bücher von ihm bislang immer gerne gelesen, habe ihn aber nie als Tonangebend im politischen Sinne oder gar explizit für eine Richtung stehend betrachtet. Ich vermute, dass er, wenn er von "rechten" vereinnahmt werden würde, auf diesen Versuch ganz schön derbe zurückkeilen würde ...

Und zum Thema: Mir ist das Recht wichtiger als die Ordnung! Denn wenn es ein funktionierendes Rechtssystem gibt, dann gibt dies eine solche feste Ordnung, dass "in dubio pro reo" schon mal der eine oder andere "durchs Netz" fallen kann - ohne dass dadurch die Gesamtordnung auch nur ansatzweise in Gefahr gebracht wird.

Und wer auf "Ausnahmetatbestände" seine Ordnung aufbaut, der wird schnell bei einer totalen Diktatur landen.

Und so wie ich Carl Schmitt - der bei dem Thema Ordnung und Recht in einem "konservativen" Forum nicht außen vor bleiben kann - bislang verstanden habe, ging auch er von der Existenz eines ganz normalen Rechtstaates als Regelfall aus und nur für den Fall des Ausnahmezustands gilt dann der Satz, Souverän ist der, der über den Ausnahmezustand entscheided. Schmitts Bemühungen waren hier - so zumindest mein bisheriges Verständnis - auch den Ausnahmezustand nicht ausufern zu lassen und ihn rechtlich zu "hegen" in dem man ihn klar als "Ausnahmefall" definiert und damit auch beschränkt. Insofern eben auch eine "rechtliche" Begründung eines Zustands, in dem dann die Rechtsordnung der Ordnung für eine begrenzte Zeit Platz machen soll. Aber Anarchie war damit sicher nicht gemeint.

Ich persönlich bleibe aber dabei: Recht muss vorgehen, da es das Ordnungsbildende Element schlechthin ist - auch der Ausnahmezustand erfordert klar ge"regeltes" Handeln und nicht, "na , da geben wir mal eben der Polizei kurz freie Hand bis wieder Ordnung herrscht ..."

Coriolan

30. November 2009 18:38

Das angebliche Goethe-Wort klang aufgrund seiner geistigen Unschärfe allzu verdächtig - und tatsächlich: Von Goethe stammt es nicht; der Urheber sollte eher unter allemanophoben Literaturverfälschern aus der Zeit der rééducation zu finden sein.
Goethesche Dikta, die dem Gedanken des Falsifikats ähneln, wären etwa die folgenden:

"Es ist besser, es geschehe dir unrecht, als die Welt sei ohne Gesetz. Deshalb füge sich jeder dem Gesetze.

"Es ist besser, daß Ungerechtigkeiten geschehn, als daß sie auf eine ungerechte Weise gehoben werden."

Sowohl die fehlerhafte Zuschreibung des Zitats als auch die daran sich kritiklos anknüpfende Debatte ist sehr bezeichnend für das jämmerlich oberflächliche Denken im Okzident der Gegenwart.

Abronsius

30. November 2009 20:40

Felix, ich habe das mulmige Gefühl, daß Du Deine Leser überforderst ...

Herr Landser, Ihr Satz, daß sich jede Unordnung wie von selbst über kurz oder lang in Ordnung verwandele, ist absurd. Das steht doch im Widerspruch zu jeglicher Lebenserfahrung.

Aber das Argument, in der "vorübergehenden" Unordnung liege immer eine "Chance" auf weltbewegende Verbesserung, den habe ich schonmal gehört. Und zwar hat der bayerische Innenminister Joachim Herrmann bei einem europapolitischen Vortrag so argumentiert. Das ist ein klassisches Argument von Europabefürwortern, das immer kommt, wenn man ihnen vorwirft, daß das Öffnen der Grenzen u. a. die Kriminalität befördert und die heimische Wirtschaft schädigt.

Herr Landser, Sie verbringen zuviel Zeit bei der Jungen Union.

Artisan

30. November 2009 21:15

Houellebecq ein Rechter? aha....vielleicht habe ich da bisher was verpaßt, aber wie Martin schon anmerkte, reicht vielleicht mittlerweile schon die Lust eines Intellektuellen an der Provokation und die Abscheu gegenüber dem linken Meinungsmainstream als ausreichend für selbige Etikettierung. Demnach gäbe es ja auch in Deutschland gar nicht so wenige Rechte, woran ich wiederum nicht glaube ;-)

Martin

30. November 2009 23:07

Coriolan,

haben Sie eine Weimarer Ausgabe mit Suchsoftware, dass Sie das so schnell gegenchecken konnten?

Mit persönlich ist es jetzt egal, ob der Satz wirklich von Goethe stammt oder ihm nur zugeschrieben wird - das ist "nice to know" - aber über den Satz diskutieren kann man allemal.

Was wird/wurde nicht alles wem, wie, untergeschoben ... das wäre einmal ein andere Forschungsarbeit wert ....

Landser

1. Dezember 2009 14:52

Herr Abronsius,
was im Widerspruch zu Ihrer Lebenserfahrung steht, weiß ich nicht. Meines Wissens gibt es in der Geschichte der Menschheit keine andauernden Zustände von Unordnung, wobei ich unter Unordnung Chaos od. Anarchie (oder anarchieähnliche Zustände) verstehe. Ich kenne jedenfalls kein Beispiel "prinzipieller Unordnung", und auf diese Stelle in F. Menzels Beitrag bezog sich meine Äußerung. Überhaupt wüßte ich zu gern, was "prinzipielle Unordnung" sein und wie diese aussehen soll (wäre eine Frage an F. Menzel) Auch die Natur kennt keine andauernde, prinzipielle Unordnung (s. Chaos-Theorie, s. im Übrigen auch die Schöpfungsgeschichte).
Im Übrigen bin ich das genaue Gegenteil eines "Europabefürworters" (gemeint ist wohl EU-Befürworter), denn in der EU liegen sicher Chancen, allerdings nicht die richtigen für die europ. Völker und Nationalstaaten. Als Nationalist lehne ich supranationale Gebilde ab. Außerdem bin ich kein Mitglied der Jungen Union (und nie gewesen), wie von Ihnen voreilig vermutet.
Grundsätzlich gilt: erst komplett und genau lesen, dann verstehen, dann selber denken, dann antworten!

Jens

1. Dezember 2009 19:23

Sehe das ähnlich wie Martin. Das Etikett des "rechten" oder auch gerne "reaktionären" wird ihm wohl eher von außen zugeschrieben. Allerdings kann man ihn natürlich so lesen und meines Wissens ist er ja bei "den Konservativen" nicht zuletzt aufgrund seiner Anti-68er-Haltung, bzw. wie bereits erwähnt wurde, seinem "Hippie-Crushing" recht beliebt. Aber der trifft generell den Nerv aller, die sich gegen das PC-Meinungsdiktat auflehnen. Wenn ich das recht in Erinnerung hab, hat er sich auch mal nicht gerade negativ über Kommunismus geäußert, in einem Interview. Ist wahrscheinlich durch seine Großmutter dahingehend ein wenig mitgeprägt worden. Eindeutig zuordnen lässt er sich nicht so ohne weiteres, tut aber auch nicht Not. So oder so ein lesenswerter Autor.

Coriolan

1. Dezember 2009 19:33

Martin,

das Goethe-Wörterbuch ist eine äußerst zuverlässige Quelle, bis zum Buchstaben "I" ediert und in digitalisierter Form einsehbar unter folgender Adresse:

https://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbuecher/gwb/wbgui?lemid=JA00001

Wäre die Sentenz nicht Goethe zugeschrieben worden, hätte man ihre Unsinnigkeit sofort erkannt und sich das Rätselraten um die richtige Auslegung erspart.

Aber sie hat ja ihren "guten Zweck" erfüllt: M. Houellebecq hat M. Lévy die Gelegenheit gegeben, sein verlogenes Raisonnement vor dem Hintergrund der beiläufig und wie selbstverständlich mitgeteilten eingewurzelten Bösartigkeit "der Deutschen" zu entwickeln.

Hondo

3. Dezember 2009 21:38

Im Namen der Gerechtigkeit mischt sich der Linke überall dort ein, wo er ein Unrecht wittert. Die Gesamtordnung hingegen ist für ihn kein Maßstab.

Einem Felix Menzel sollte jemand mal - frei zitiert, und natürlich metaphorisch gemeint - "mit einem Backblech die zehn Gebote der linken Maßstäbe in die Fresse massieren".

Smedley Butler

18. August 2010 04:10

Sieh an, der liberalextreme Ideologe der "humanitären Intervention", der im Namen westlicher Menschenrechte die chinesischen Kommunisten Mores lehren möchte, geht nach wie vor als Linker durch.

Über Levy & seinesgleichen schrieb vor einigen Jahren ein bekannter linker Theoretiker:

Soweit sich das sekundäre intellektuelle Analphabetentum, das stammelnd die Ewigkeit und Unausweichlichkeit des Weltmarkts preist, auf die Aufklärung beruft, geschieht dies völlig zu Recht, weil es tatsächlich der aktuelle Zustand der Aufklärung und gleichzeitig ihr Endzustand ist. Einerseits nimmt diese Anrufung nostalgische Züge an, etwa wenn ein nur durch besondere Geschwätzigkeit auffälliger US-Denker „Die zweite Aufklärung" (Neill Postman) einfordert, um die immerhin noch konstatierte aktuelle bürgerliche Weltdummheit durch deren eigene Wurzel zu kurieren. Andererseits wird angesichts der zunehmend katastrophalen Krisenereignisse die aufklärerische Phrase von jedem Inhalt gereinigt und mutiert zur beschwörenden Anbetung des demokratischen Gewaltapparats. So löst schließlich ein regressiver, autistischer Fanatismus die geistige Quacksalberei der eklektischen spät- und postaufklärerischen Schwadroneure und Wunderheiler ab.

Die Vulgarität der westlichen Werte-Huberei wird militant. So fordert ein französischer demokratischer Bombenphilosoph den „Krieg um die Aufklärung" (Bernard-Henri Levy) und gibt damit das Muster für die gesamte ehemalige Links-Intelligentsia vor, die an den Worthülsen ihrer Geistesgeschichte würgt, um sie als Vernichtungsregen auf die Welt auszuspeien. Im „heiligen Krieg", im Kreuzzug gegen seine eigenen Ausgeburten in einer von ihm selbst durch ökonomischen Terror verwüsteten und barbarisierten Welt kann der aufgeklärte Ungeist nur noch die Gestalt von US-Kampfbombern annehmen.

Zwischen der Sanierung von Goldmann-Sachs und der Lust, die Chinesen menschenrechtsimperialistisch zu schurigeln, besteht sowenig ein Widerspruch, wie in der heutigen Weltlage zwischen Unrecht und Unordnung einer besteht; ja, Cruise Missiles auf chinesische Militäreinrichtungen in Tibet wären, im Gegenteil, das, was den wiedererstarkenden Heuschrecken noch fehlt zu ihrem Glück. Levy tut nur so, als ob er das nicht verstünde. Der Gipfel der Verlogenheit ist erklommen, wenn ausgerechnet Levy seinem Gesprächspartner unterstellt, eine Geisteshaltung zu repräsentieren, deren Anhängern das Wohlergehen von Börsenkönigen näher am Herzen liegt, als das Schicksal unterdrückter Völker.

Mit kameradschaftlichen Grüßen,

Smedley Butler

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