15. Februar 2009
Miss-Erfolge und Mißerfolge
Ellen Kositza
Daß die neue Miss Germany ausgerechnet auf den Namen Doris hört, gibt dem neuen Weiberrummel um Schönheitswettbewerbe eine neuerliche Spitze. Eltern pflegten ihre Töchter Ende der Fünfziger bis in die sechziger Jahre hinein Doris zu nennen. Prominente Namensträgerin und rolemodel war damals die (heute bald 85jährige) deutschamerikanerische Schauspielerin Doris Day.
In Filmen mit sprechenden Titeln wie Der Mann ihrer Träume und Bettgeflüster verkörperte sie die hübsch angerichtete, saubere und abhängige Gespielin erfolgreicher Männer. Heute heißen Mädchen eher Emma und Charlotte. Scheint aber so, als wirke das Bild der hirnlastigen Karrierefrau (wie es Schwarzers Emma transportiert) oder der Feuchtgebiete-Protagonistin (körpersaftbetont und mit unrasierten Achseln) nicht sonderlich attraktiv auf unsere Mädels. Sowohl für den Miß Germany-Titel als auch für die jüngste Staffel der tränenreichen Erfolgsserie „Germanys Next Topmodel" gingen mehr Bewerbungen denn je ein: 30.000 junge Frauen verfolgen das Ziel, hier oder dort auf dem Siegertreppchen zu landen. Frau möchte einfach gefallen, Doris Schmidts wie einst Doris Day. Nancy Sinatras famoser Gassenhauer These boots are made for walking (darin, nebenbei, die bezaubernde Textzeile: „what´s right is right") ist längst ein Oldie, den unsere Neo-Dorise vielleicht noch mitsummen, aber nicht übersetzen können. Stiefel schnüren die eh´ nicht mehr, das Siegerpodest schreibt High Heels vor. Doris´ Miss-Erfolg ist ein (längst absehbar gewesener) feministischer Mißerfolg.
Bildquelle: zoe-delay
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