Der Bürgerkrieg von Athen

Die deutschen Medien waren insgesamt relativ verhalten, was die erneuten Unruhen in Athen betrifft, die vorrangig unter den Etiketten "Gewalt gegen Ausländer"...

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

und “ras­sis­ti­sche Aus­schrei­tun­gen” abge­han­delt wur­den.  Das fällt auch auf im Ver­gleich mit den Berich­ten über die blu­ti­gen Demons­tra­tio­nen gegen die finan­zi­el­len Ein­spa­run­gen der grie­chi­schen Regie­rung vom Anfang des Monats.  Eine all­zu aus­führ­li­che Bericht­erstat­tung wür­de wohl zu uner­wünsch­ten Schluß­fol­ge­run­gen führen.

Einen recht infor­ma­ti­ven Text fand ich auf der US-Sei­te Alter­na­ti­ve Right, Man­fred-Klei­ne Hart­la­ge hat ihn dan­kens­wer­ter­wei­se flugs übersetzt.

Was war gesche­hen? Am 10. Mai haben in einem über­frem­de­ten Stadt­teil von Athen drei Nord­afri­ka­ner den 44jährigen Fami­li­en­va­ter Mano­lis Kant­a­ris wegen einer Video­ka­me­ra über­fal­len und ersto­chen. Dies hat eine Explo­si­on von gewalt­sa­men Über­grif­fen gegen Aus­län­der und “Men­schen mit dunk­ler Haut­far­be” aus­ge­löst.  Zur gestei­ger­ten emo­tio­na­len Reak­ti­on der Grie­chen auf die­sen auf offe­ner Stra­ße ver­üb­ten Mord trug bei, daß Kant­a­ris auf dem Weg ins Kran­ken­haus war, um die Geburt sei­ner Toch­ter mit besag­ter Kame­ra zu fil­men. Die­ser Vor­fall war der berühm­te Trop­fen, der das Faß zum Über­lau­fen brach­te, und in der Fol­ge mul­ti­ple Fron­ten auf den Plan rief: Ein­hei­mi­sche, Aus­län­der, Rechts- und Links­extre­mis­ten, Poli­zei… ein urba­ner Bür­ger­krieg, in dem archai­sche Grup­pen­ge­füh­le wie­der erwa­chen, und der wie immer nur Kol­lek­tiv­schul­di­ge kennt und verschlingt.

Die Wut auf die ver­fehl­te Ein­wan­de­rungs­po­li­tik der grie­chi­schen Regie­rung, und ihre Unfä­hig­keit, die damit ver­knüpf­te Kri­mi­na­li­tät zu bekämp­fen, hat nun eben­so wie die Empö­rung über ihre Finanz­po­li­tik wei­te Tei­le des Lan­des erfaßt, und nicht bloß eini­ge “Extre­mis­ten”, wie man­che deut­sche Medi­en zu sug­ge­rie­ren ver­su­chen. Wie zu erwar­ten, stell­ten sich die­se impli­zit auf die Sei­te der Ein­wan­de­rer, indem sie die Aus­schrei­tun­gen als “ras­sis­tisch” und “frem­den­feind­lich” rubri­zier­ten, und das Augen­merk auf aus­län­der­ja­gen­de, “rechts­ra­di­ka­le” Mobs leg­ten. Da liest man unter ande­rem: “Gewalt gegen Aus­län­der eska­liert”, “In der Haupt­stadt Athen herrscht ein Kli­ma der Angst”, “Grie­chen­land ver­sinkt immer mehr in einem Sumpf aus Frem­den­feind­lich­keit und Armutsangst”.

Dsa alles ist rich­tig, aber wie immer wird in die­sem gan­zen Sze­na­rio her­un­ter­ge­spielt, daß eska­lie­ren­de Gewalt und ein “Kli­ma der Angst” in Athen schon seit lan­gem vor­herr­schen. Die hand­fes­ten Ursa­chen von “Frem­den­feind­lich­keit” oder “Ras­sis­mus” wer­den ver­harm­lost oder in den Bereich ethi­scher Defek­te ver­bannt.  (Der Spie­gel etwa braucht bis zur Hälf­te sei­nes Berichts, ehe er bei­läu­fig erwähnt, “angeb­lich” sei der “Tod eines Man­nes” der Aus­lö­ser gewe­sen.) Wer aber von einer explo­die­ren­den “Frem­den­feind­lich­keit” in Athen spricht, darf von der Feind­lich­keit der Frem­den nicht schweigen.

Der Kor­re­spon­dent der ARD war so ehr­lich, den Hin­ter­grund der Eska­la­ti­on zu beschrei­ben. Mit wach­sen­den Mas­sen von Aus­län­dern, die weder aus­rei­chend unter­ge­bracht, noch ver­sorgt, noch beschäf­tigt wer­den kön­nen (von “Inte­gra­ti­on” redet schon nie­mand mehr), sind gan­ze Stadt­tei­le zu von Kri­mi­nel­len beherrsch­ten Ghet­tos verkommen:

Die Stim­mung im Athe­ner Innen­stadt­vier­tel Agios Pan­te­lei­mon ist bereits seit Mona­ten ange­spannt. Von vie­len Haupt­stadt­be­woh­nern hört man immer wie­der den Satz: Wir erken­nen unse­re Stadt nicht wie­der. “Hier leben nur 20 Pro­zent Grie­chen! Schau­en Sie sich mal um! Alles ist voll mit denen! Aus­län­der, Frem­de! Hier geht es drun­ter und drü­ber!”, sagt ein Passant.

Der ehe­mals gemüt­li­che und fami­li­en­freund­li­che Stadt­teil Agios Pan­te­lei­mon ist heu­te für jeder­mann sicht­bar völ­lig her­un­ter­ge­kom­men. Ver­schmutz­te und zuge­müll­te Stra­ßen und Plät­ze, Schmie­re­rei­en, offen sicht­ba­rer Dro­gen­han­del und bet­teln­de Obdach­lo­se. Vie­le Woh­nun­gen in dem Vier­tel sind ille­gal an Flücht­lings­fa­mi­li­en ver­mie­tet. Die­se sind zwar froh, dass sie über­haupt ein Dach über dem Kopf haben, aber sie zah­len teil­wei­se hor­ren­de Beträ­ge für weni­gen Qua­drat­me­ter. “In die­sem klei­nen Haus hier woh­nen 40 bis 50 Aus­län­der!” sagt ein Anwoh­ner. “Der Besit­zer lebt in einem vor­neh­men Vor­ort im Nor­den Athens, er kas­siert 40 mal fünf Euro am Tag.”

Dimi­tri­os Papa­ge­or­giu schreibt auf Alter­na­ti­ve Right:

Grie­chen­land ist ein Land, das mit Ein­wan­de­rern erst seit 20 Jah­ren zu tun hat. Die ers­te Wel­le von Ein­wan­de­rern waren Euro­pä­er, haupt­säch­lich Alba­ner und ande­re Ost­eu­ro­pä­er; sie ver­ur­sach­ten all­ge­mein eine Zunah­me der Kri­mi­na­li­tät, aber kei­ne grö­ße­ren sozia­len Zusam­men­stö­ße. Die zwei­te Wel­le der afri­ka­ni­schen und süd­asia­ti­schen Ein­wan­de­rung hat sehr viel Span­nung beson­ders im Zen­trum Athens ver­ur­sacht, das manch­mal als ein rie­si­ges Get­to beschrie­ben wird. In den letz­ten drei Jah­ren aber haben sich Bür­ger in bestimm­ten Gebie­ten des Zen­trums gewei­gert weg­zu­zie­hen, wie so vie­le es getan haben; sie haben sich in “Komi­tees” orga­ni­siert und sind aktiv im “Wider­stand gegen die Über­nah­me ihrer Nach­bar­schaft” wie sie es nennen.

Die Welt berichtet:

Die Arbeits­lo­sen­quo­te beträgt inzwi­schen 15,9 Pro­zent. Die grie­chi­schen Behör­den haben in den ver­gan­ge­nen drei Jah­ren mehr als 500 000 ille­ga­le Zuwan­de­rer aus dem Nahen Osten und Nord­afri­ka auf­ge­grif­fen. Mitt­ler­wei­le leben in Grie­chen­land unter ins­ge­samt 11,3 Mil­lio­nen Ein­woh­nern schät­zungs­wei­se eine Mil­li­on Migran­ten. Wegen der Wirt­schafts­kri­se fin­den immer weni­ger von ihnen Arbeit. Mit Blick auf die Pro­tes­te warn­te Bür­ger­meis­ter Gior­gos Kami­nis, in Athen könn­ten bür­ger­kriegs­ähn­li­che Ver­hält­nis­se heraufziehen.

In den Salz­bur­ger Nach­rich­ten hört sich das so an:

Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen haben wie­der­holt vor der Zunah­me ras­sis­tisch moti­vier­ter Gewalt im Zen­trum Athens gewarnt. Doch die Regie­run­gen der ver­gan­ge­nen 15 Jah­re haben nichts dage­gen unter­nom­men. Im Zen­trum Athens leben laut Schät­zun­gen mehr als 300.000 Migran­ten. Vie­le von ihnen sind ohne Papie­re und hau­sen in her­un­ter­ge­kom­me­nen Woh­nun­gen oder ver­las­se­nen Häu­sern. Wegen der Finanz­kri­se im Land wird es für Migran­ten immer schwe­rer, Arbeit zu fin­den. Inzwi­schen dürf­ten in Grie­chen­land mehr als eine Mil­li­on Migran­ten leben – bei ins­ge­samt 11,3 Mil­lio­nen Einwohnern.

So ist das mit den “Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen”: ihre größ­te Angst ist “ras­sis­tisch moti­vier­te Gewalt”, aber die Gewalt, die die­ser vor­an­ge­gan­gen ist, die Gewalt, die den Ein­hei­mi­schen das Leben zur Höl­le macht, die Gewalt, die dem Ras­sis­mus der Ein­wan­de­rer selbst ent­stammt,  scheint ihnen weni­ger schlaf­lo­se Näch­te zu berei­ten. “Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen” for­dern in der Regel “Tole­ranz”- und “Antirassismus”-Programme, um Zustän­de zu pro­ble­ma­ti­sie­ren und zu klit­tern, die es ohne die von ihnen geför­der­te Ein­wan­de­rung gar nicht gäbe.

Indes­sen das Bes­te und Nahe­lie­gends­te, was eine Regie­rung tun kann, um dem Anstieg von Frem­den­feind­lich­keit vor­zu­bau­en, wäre die Ein­wan­de­rung dras­tisch zu beschrän­ken, womit sie auch ihrem demo­kra­ti­schen Auf­trag, den Volks­wil­len zu erfül­len, ent­ge­gen­kä­me. Und das ist es, was die grie­chi­schen “Regie­run­gen der letz­ten 15 Jah­re” unter­las­sen haben.

Grie­chen­land steht mit die­ser Poli­tik nicht allein da. Anstel­le end­lich rea­lis­tisch zu han­deln, wer­den von den poli­ti­schen und media­len Eli­ten Euro­pas noch mehr Ein­wan­de­rung und noch mehr Hete­ro­ge­ni­sie­rung, noch mehr “Erzie­hung” des wider­spens­ti­gen, unheil­bar “ras­sis­ti­schen” Vol­kes als Gegen­mit­tel ein­ge­for­dert. Ein beson­ders nie­der­träch­ti­ges, orwel­les­kes Bei­spiel für die­se Den­ke hat unlängst Jakob Aug­stein im Spie­gel online geliefert.

Aber mehr Ein­wan­de­rung, mehr “mul­ti­kul­tu­rel­le” Frag­men­tie­rung der Gesell­schaft, mehr zusam­men­ge­zwäng­te hete­ro­ge­ne Men­schen­mas­sen, mehr öffent­li­che Unter­drü­ckung und Abwer­tung des Eige­nen und gleich­zei­ti­ge Ver­klä­rung und Favo­ri­sie­rung des Frem­den, wird nur noch mehr Span­nun­gen, Gewalt und Pola­ri­sie­rung, nur noch mehr Ras­sis­mus und noch mehr Frem­den­feind­lich­keit zur Fol­ge haben. Eine links­li­be­ra­le Poli­tik züch­tet in ihrer Ver­blen­dung haar­ge­nau das, was sie zu bekämp­fen vorgibt.

Die Eska­la­tio­nen in Athen sind ein mah­nen­des Exem­pel dafür, was auch Deutsch­land bevor­steht, wenn nicht end­lich Maß­nah­men ergrif­fen werden.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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