Springer ist – so weit ich das überblicken kann – der erste deutschsprachige Autor, der deutlich darauf hingewiesen hat, daß unsere Soldaten nicht erst als Versehrte unsere Achtung verdienen, sondern für ihren Dienst an sich.
Daraufhin wurde in einigen Leserkommentaren die Bundeswehr, als „Bunte Wehr“ verballhornt, der Soldat werde zum Söldner, weil er nicht mehr seinem Volk, sondern nur noch amerikanischen Interessen diene. Wer diesen Standpunkt lauthals vertritt, sollte wissen, daß er damit den Eid und den Dienst des deutschen Soldaten offen verhöhnt, denn nach dieser Logik wäre der Soldat ja Volksverräter und bald schon Kriegsverbrecher.
Allerdings soll es in den folgenden Überlegungen nicht um diesen „Soldaten sind Mörder“-Stil gehen, den ich, offen gestanden, von rechts nicht erwartet hätte. Stattdessen möchte ich diesen ganz bestimmten „Verteidigern des Eigenen“ zwei Perspektiven zeigen. Einerseits die Mikroperspektive des Eid leistenden Soldaten, andererseits die Makroperspektive der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik. Gemeinsam ergeben sie eine Draufsicht mit etwas mehr Gleichgewicht.
Mikroperspektive: Springer ist in seinem Kommentar wie selbstverständlich davon ausgegangen, daß die Aussage unseres soldatischen Eides gilt, „das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen“, womit er die Legitimität des soldatischen Dienstes begründet.
Dieser Eid kann auch nicht mit der Vermutung in Frage gestellt werden, daß viele Rekruten ja nur aus rein ökonomischen Gründen oder aus Abenteuerlust ihren Dienst anträten. Bestimmt spielen solche Antriebe auch eine Rolle, wenn sich jemand für die Armee entscheidet. Doch sobald der Soldat den Eid geleistet hat, sind diese anderen Antriebe irrelevant, ihm gebührt Vertrauen in seine Aufrichtigkeit, solange er nicht ersichtlich gegen den Eid verstößt.
Ansonsten müßte man den Eid abschaffen oder eine leistungsstarke Gedankenpolizei etablieren. Die selbstverständliche Annahme Springers dürfte der Intuition aller deutschen Soldaten entsprechen. Schließlich leisten sie diesen Eid mit dem Wissen, daß Töten und Sterben wenigstens möglich sind. Wer also Interesse am rechten Maß hat – „etiam si omnes, ego non“ – sollte diesen Eid respektieren und damit den deutschen Soldaten nicht für dumm verkaufen.
Makroperspektive: Selbst mit einer deutlich größeren Armee wäre Deutschland mit eigenen Kräften nicht dazu in der Lage, seine außen- und sicherheitspolitischen Interessen ohne Bündnispartner durchzusetzen. Freilich könnte man über die Definition dieser Interessen streiten, doch mindestens zwei liegen offen auf der Hand: permanente Rohstoffversorgung und freie Handelswege. Es entspricht einem sachlichen Kalkül, sich für die Durchsetzung dieser Interessen unter den möglichen Verbündeten den stärksten zu suchen.
Das sind derzeit die Vereinigten Staaten. Eine moralische Diskussion über unsere Niederlage 1945, die Behandlung unserer Großväter in den Rheinwiesen und die „Charakterwäsche“ der Deutschen ist interessant und wichtig, genauso wie die über den Imperialismus. Doch wer die daraus resultierenden Ressentiments in deutsche Bündnispolitik einfließen läßt, ist zur Beantwortung machtpolitischer Fragen schlichtweg ungeeignet.
Es ist inkonsequent, einen Sarrazin dafür zu feiern, daß er das Ende einer holocaustorientierten Finanzpolitik fordert, aber gleichzeitig irgendwelche Überleitungsverträge hervorzukramen. Nun wären sicherlich auch andere Formen der Sicherheitspolitik möglich, vielleicht kämen auch andere Bündnispartner in Frage. Allerdings kann die Entscheidung für diese Form der Sicherheitspolitik nicht als Begründung für die Mißachtung der Bundeswehr dienen, die ja aus guten Gründen kein Akteur, sondern Instrument der Politik ist.
Außerdem wurde in der Debatte der Kommentatoren der Begriff der „Vasallenarmee“ verwendet, was sicherlich abwertend gemeint war. Allerdings ist der Begriff des „Vasallen“ im Bezug auf das sicherheitspolitische Verhältnis der BRD zu den USA vielleicht sogar angemessen und gar nicht mal ehrenrührig.
Ein Verhältnis des Vasallen zum Lehnsherrn ergibt sich einerseits natürlich aus seiner praktischen Schwäche, andererseits aber auch aus beidseitigem Vorteil. Ein Einzelner könnte diese vermeintlich erniedrigende Form der Vorteilsnahme für sich ablehnen und die Konsequenzen als Einzelner tragen.
Diese Gesinnungsethik darf jedoch kein Antrieb für einen Politiker sein, wenn sein Volk weiterhin Rohstoffe beziehen und Produkte verkaufen muß. Und selbst wenn es zur derzeitigen Außen- und Sicherheitspolitik bessere Alternativen gäbe (ich weiß es nicht), auch dann wäre die Vasallenpolitik kein Grund, den Soldaten für seinen Dienst, der ja dem Volk gilt, in diesem Sinne zu mißachten.
Auch aus solchen Gründen bin ich ein republiktreuer Offizier. Nicht etwa aus Liebe zur Demokratie oder zum Staat (tatsächlich gilt sie nämlich Gott, Familie, Vaterland), sondern aus Einsicht – Einsicht darin, daß dieses System noch, trotz drängender Zukunftsfragen und bei aller berechtigten Kritik!, eine lebenswerte Ordnung aufrechterhält, in der ich mich mit meinen Lieben einrichten und für meine private Zukunft planen kann. So wie andere auch.
Gottfried
"Allerdings soll es in den folgenden Überlegungen nicht um diesen „Soldaten sind Mörder“-Stil gehen, den ich, offen gestanden, von rechts nicht erwartet hätte."
Das Statement "Soldaten sind Mörder" entstammt IHRER Feder. Rabulistik für Anfänger, erste Stunde, Strohmannargument.
"Doch wer die daraus resultierenden Ressentiments in deutsche Bündnispolitik einfließen läßt, ist zur Beantwortung machtpolitischer Fragen schlichtweg ungeeignet."
Es gibt - als politisches relevantes Subjekt hier und heute, das ein Eigeninteresse vertritt - kein Deutschland. Es ist Ihr persönliches Anliegen, die Selbstaufgabe Deutschlands fortzuschreiben, mehr nicht.
Den Stil, unter dem Sie sich dafür einsetzen, mit Verlaub, kann ich beim besten Willen weder als rechts noch irgendwie als deutsch einordnen. Sie betreiben hier nur Rhetorik, Sie wollen das Stellen der anstehenden machtpolitischen Fragen gar nicht zulassen.
Aber Sie werden diese Debatte nicht mit Rabulistik und Wortmagie ala "Ressentiments" verhindern können. Eine gewissen Offenheit und Gradlinigkeit dürfe gerade auf einer rechten Seite wohl eher Eindruck erzeugen können.
"Diese Gesinnungsethik darf jedoch kein Antrieb für einen Politiker sein, wenn sein Volk weiterhin Rohstoffe beziehen und Produkte verkaufen muß."
Zum Nulltarif ist eine eventuelle Umorientierung unseres Landes freilich nicht zu haben. Das gesamte militärische wie wirtschaftliche Bedrohungsszenario bedarf eine sehr sorgfältigen Analyse.
Eine Einstellung/Gesinnung ergibt noch keine Gesinnungsethik ala Max Weber. Daß viele die aktuelle Bündnispolitik ablehnen, erfolgt aus tiefer Verantwortung gegenüber den eigenen Kindern und Enkeln, denn die über der ganzen westlichen Welt schwebende "diversity"- und "antiracism"-Agenda ist eindeutig gegen unsere eigenen Enkel ausgerichtet. Die Masseneinwanderung ist alles andere als ein Naturereignis.
"... trotz drängender Zukunftsfragen und bei aller berechtigten Kritik!, ..."
Vergessen Sie es, der Kritik haben Sie weiter oben gerade erst jegliche Berechtigung abgesprochen.