Da die Deutschen natürlich besonders zum Herdentrieb, zu Konformismus und Uniformität neigen, wird jede größere Ansammlung von ihnen mit sicherem Gespür stets zu dümmeren Ansichten und Verhaltensweisen gelangen als dies drei oder vier Deutsche hinbekommen hätten. Der IQ sinkt also mit jedem weiteren Deutschen, der den Raum betritt. Logisch, hat man ja auch nicht erst bei den Nazis gesehen, je mehr mit von der Partie sind, desto übler geht die Sache aus.
Man könnte einwenden, es handle sich dabei nicht um ein deutsches, sondern um ein allgemein menschliches Problem: Je mehr Leute sich an einem Entscheidungsfindungsprozess beteiligen, umso dümmer wird am Ende das Ergebnis sein, denn steigt die Anzahl derer, die mitreden wollen, dann sinkt die Wahrscheinlichkeit, daß sich Sachverstand und Differenzierungsvermögen noch gegen einfache, jedem vermittelbare und tumbe Argumente durchsetzen werden. In diesem Sinn könnte man auch sagen: Die Masse ist immer häßlich.
Aber das steht so nicht auf dem Plakat. Es scheint also doch ein spezifisch deutsches Phänomen zu sein, mit wachsender Anzahl immer dümmer werden zu müssen. Da steht nicht: „Zehn Indianer sind dümmer als fünf.“ Da steht auch nicht: „Zehn Hamburger sind dümmer als fünf.“ Ersteres wäre verkommen, böse, rassistisch, letzteres wäre fast vorhersehbar geschäftsschädigend. Nein, das steht da alles nicht, das deutsche Thalia Theater hat an einer deutschen U‑Bahn-Station die Aussage eines deutschen Dramatikers plakatieren lassen, demzufolge zehn Deutsche dümmer seien als fünf Deutsche.
Zweifellos in der Absicht, den deutschen U‑Bahn-Benutzern, will sagen: den potentiellen deutschen Theaterbesuchern schwarz auf weiß vorzuführen: Je mehr von euch an einem Platz versammelt sind (an U‑Bahn-Stationen etwa), desto dümmer seid ihr
Es muß also für sechs oder sieben oder zehn Deutsche, die auf ihre Bahn warten, ein wirklich erhebendes und erkenntnisförderndes Gefühl sein, von einem von deutschen Steuergeldern subventionierten Theater plakativ mitgeteilt zu bekommen, je mehr, je dümmer zu sein.
Der durchschnittliche Deutsche, der mit diesen Reflexionen seine Wartezeit ausgefüllt und schließlich die U‑Bahn nach Hause bestiegen hat, wird dort angekommen natürlich keine große Lust mehr auf die eigene Reproduktion verspüren, da er sonst ja persönlich für einen ansteigenden Dummheitspegel verantwortlich zu machen wäre.
Ergo: Die sinkende Geburtenrate bei den Deutschen hat somit etwas unheimlich Beruhigendes: Je weniger von ihnen geboren werden, umso schlauer werden die Deutschen sein. Wenn dann nur noch fünf von ihnen vorhanden sind, kann eigentlich nichts mehr schief gehen.
Aber natürlich gibt es auch U‑Bahn-Fahrer und Thalia Theater-Besucher, die sich nicht als Deutsche angesprochen fühlen können. Ihnen dürfte das Plakat sagen: Da ein deutsches Theater, das irgendwie so etwas repräsentiert wie die deutsche Kultur, ja selbst eingesteht, daß, je mehr Deutsche an einem Ort zusammenkommen, der Grad der Dummheit zwangsläufig wächst, dürften die Deutschen sich also selbst bestens darüber im Klaren sein, wie gefährdet sie sind, wenn sie sich über Gebühr zusammenrotten. Sie haben ihre Lektion gelernt und plakatieren dies auch öffentlich für sich und alle anderen Mitbürger gut sichtbar. Das verdient Lob und Anerkennung.
Man wird also auch von folgendem ausgehen dürfen: Je mehr Deutsche in einem deutschen Theater sitzen und sich ein Stück in zumeist deutscher Sprache von überwiegend deutschen Schauspielern ansehen und anhören – es wird ja nicht gleich eins von Heiner Müller sein –, desto dümmer müssen sie sein. Ein volles Haus käme geradezu einem Irrenhaus gleich. Wären jedoch nur fünf Deutsche anwesend oder gar nur vier, verließen wohl drei von ihnen das Theater während der Pause – schlau genug, sich die Inszenierung nicht weiter anzutun.
Das leere Theater soll es sein! Und tatsächlich: Seit geraumer Zeit haben die deutschen Bühnen erfreuliche Erfolge damit zu verzeichnen, ihr Publikum schlauer gemacht zu haben.
Hesperiolus
Tolle Affektprovokation für autochtone Schüler inmitten ihrer multikulturellen peer group oder für eine teutsche Variante der U-Bahnfahrenden Emma West. Immerhin bringt es treffend die Ungeeignetheit des hiesigen Volkscharakters für Entscheidungsfindung durch demokratische Mehrheiten auf den Punkt. Umkehrweise sind 5 Deutsche demnach klüger als 10 - und erst der Eine, wenn er denn käme!