In Österreich sieht es da anders aus. Die „Identitäre Bewegung Österreich“ (IBÖ) nimmt vor allem aufgrund der Wiener Gruppe eine Vorreiterrolle in der deutschsprachigen identitären Szene ein.
Nach zahlreichen aufmerksamkeitserregenden Aktionen – Votivkirche, Häupl on the streets – verspürt die junge Truppe um Alexander Markovics und Patrick Lenart einen Aufbruch in ihren Reihen. Unter diesem Motto erschien nun die erste Ausgabe der österreichischen Zeitschrift Identitäre Generation (IG), die, wie im Editorial verkündet wird, ausschließlich von aktiven Mitstreitern der IBÖ getragen wird.
Die IG richtet sich an junge Menschen, und dementsprechend ist die im DinA4-Format erscheinende Publikation modern gestaltet. Daß das jugendkulturelle, bewußt farbenfrohe Design keine inhaltlichen Leerpausen kaschieren soll, wird bei der Strukturierung des Heftes deutlich. Entlang der vier Rubriken „Thema“, „Idee“, „Porträt“ und „Stil“ ist in der Debütausgabe eine klare Linie der Theoriebildung für das aktivistische Spektrum zu erkennen.
„Europa in der Krise“ verknüpft die allgegenwärtige Wirtschaftskrise mit der demographischen Katastrophe, Masseneinwanderung und Umweltzerstörung zu einem wenig verheißungsvollen Bild der europäischen Selbstabschaffung. Demgegenüber möchte „Die Neugeburt des Mythos“ einen neuen europäischen Traum skizzieren. Daß das heutige Volk noch nie „so voller Sehnsucht nach Identität und einem neuen Mythos“ wie heute gewesen ist, mag zu bezweifeln sein, doch des Autors These, wonach es ein Aufwachen nur dort geben könne, wo überhaupt Träume am Leben gehalten werden, ist unbestreitbar. „Europa neu entdecken“ zeigt alte und neue Denkweisen über den Halbkontinent auf und ruft zu authentischer europäischer Gesinnung jenseits von der Wahrnehmung Europas als Wirtschaftsraum und Schuldenunion auf.
Die zweite Rubrik, „Idee“, definiert Grundlagen der IBÖ, so den Begriff der „Identität“ selbst, wobei abseits von plump wirkenden Distanzierungen fundiert dargestellt wird, weshalb die fatale biologistische Doktrin des historischen Nationalsozialismus keinerlei Anknüpfungspunkte bieten kann und darf. Außerdem werden das identitäre Geschichtsverständnis (weder Idealismus noch Materialismus, sondern Realismus) und das identitäre Menschenbild dargelegt. Letztere Standortbestimmung erfolgt genuin konservativ unter Verweis auf Konrad Lorenz, Arnold Gehlen und Irenäus Eibl-Eibesfeldt, bevor als identitärer Zusatz die Ergänzung vorgenommen wird, daß identitäres Streben daher „alle egalitären, individualistischen und totalitären Ideologien“ ablehnt, das „Recht auf Verschiedenheit“ und eine „Welt der tausend Völker und Kulturen“ fordert und als Hauptgegner identitärer Politik den Liberalismus verortet.
Das alles klingt außerordentlich stark nach Armin Mohler und Alain de Benoist (der im Heft ebenso gesondert vorgestellt wird wie sein Standardwerk Aufstand der Kulturen), und insofern ist es folgerichtig, daß die Herausgeber in der „Porträt“-Sparte den wohl größtenteils sehr jungen Lesern die französische Nouvelle Droite um GRECE und die Neue Rechte um Institut für Staatspolitik, Sezession und den Verlag Antaios als ideengeschichtliche Strömung bekannt machen. Bei aller grundsätzlichen Zustimmung betont der Autor des Beitrages jedoch, daß die IBÖ trotz großer Schnittmengen versuchen wird, abseits der genannten Strukturen einen eigenen, dezidiert identitären Weg zu finden.
Die starke Theorielastigkeit des Magazins wird auf den letzten Seiten aufgelockert durch eine gelungene Gedichtauswahl des steirischen Heimatdichters Peter Rosegger (1843–1918) sowie mehrere CD-Besprechungen. Der Identitären Generation würde es gut stehen, wenn sie – neben den notwendigen Grundlagen – bewußt mehr popkulturelle und jugendliche Themen ansprechen würde. Eine Orientierung böte das IDMagazine, ohne freilich in bloße Nachahmung zu verfallen.
Daß ein identitäres Produkt mit viel, gelegentlich allzuviel Pathos geladen ist, verwundert nicht. Ebensowenig, daß „der“ Islam – trotz aller essentieller wie folgenreicher Unterschiede in den einzelnen Glaubensrichtungen – bisweilen als monolithischer Block erscheint. Diese Einschränkungen schmälern allerdings nicht die Bedeutung der neuen Zeitschrift. Vor allem ausschließlich virtuell aktiven Jugendlichen halten die Macher der Identitären Generation entgegen:
Es ist schon ungemein wichtig, den Bedrohten an den Gedanken zu gewöhnen, daß Widerstand überhaupt möglich ist – ist das begriffen, dann wird mit einer winzigen Minderheit die Erlegung des gewaltigen, doch plumpen Kolosses möglich sein.
Das klingt dann wiederum deutlich nach Manfred Kleine-Hartlages Fazit aus Heft 56 der Sezession – stammt aber von Ernst Jünger.
Die Identitäre Generation erscheint drei- bis viermal im Jahr im neuen Verlag Aurea Aetas (Interview im Heft). Das Einzelheft kostet 8 €. Die nächste Ausgabe erscheint im Januar.
Ein Fremder aus Elea
Klingt nach David und Goliath.
Und diese Unterschriftenaktion der IBÖ kommt mir auch von irgendwoher bekannt vor.
"Subscribe here for allowing mothers to kill their children until age 3. You know, for a woman's right to choose."
"Subscribe here for introducing secret police to America in order to help Obama."
Nur daß es im Gegensatz zu Amerika in Wien noch nicht so recht klappt.
Natürlich bei dem Auftreten auch kein Wunder. Das muß geschickter verpackt werden.
"Vermeidung von Spannungen... Verbindlichkeit in der heutigen Zeit... unterschreiben Sie hier zur Harmonisierung österreichischer Rechtsnormen mit südwestasiatischen."