Das älteste Periodikum der Nouvelle Droite liegt mittlerweile in den Händen von Michel Thibault und Pascal Eysseric; das Editorial – nicht nur der vorliegenden Jubiläumsausgabe – wird hingegen klassischerweise von Robert de Herte (d. i. Alain de Benoist) verfaßt.
Dieser weist in den einführenden Worten nicht nur auf die Bedeutung und das Wesen der Zeitschrift als „Magazin der Ideen“ hin, sondern unterstreicht aufs Neue die dezidiert europäische Dimension der eigenen Betrachtungen. Zudem teilt der Herausgeber der Buchzeitschriften Nouvelle École und Krisis die Geschichte der Zeitschrift in drei grobe Perioden ein:
Die erste Phase beinhalte die Konsolidierung der Éléments bis in die frühen 1980er Jahre hinein, umfaßt also zuvorderst die heftigen Reaktionen auf ein selbstbewußt rechtsintellektuelles Organ in einem geistigen Klima des „intellektuellen Terrorismus“ eines „dogmatischen Freudo-Marxismus“ (de Herte). Die zweite Phase – das Magazin hat den Widerständen getrotzt und sich im Geistesleben Frankreichs etabliert – reiche bis an die Jahrtausendwende heran; ihre besondere Bedeutung erklärt sich mit den zeithistorischen Veränderungen in der Weltpolitik. Früh erkennt die Redaktion der Zeitschrift im weltvereinheitlichenden „Turbo-Kapitalismus“ die entscheidende Gefahr jenseits alter Konfliktlinien. Diese Feindbestimmung dauere in der dritten Phase an, in der die metapolitischen Karten seit 2000 gänzlich neu gemischt würden, so daß klassische Zuschreibungen wie „rechts“ und „links“ ihre Berechtigung mehr denn je verloren hätten.
Man kann eine derartige Phaseneinteilung im Leben von Periodika schätzen oder nicht. Bei 40 Jahren Publikationstätigkeit liegt es jedenfalls auf der Hand, daß die alten, traditionsreichen Jahrgänge für relativ neu hinzugekommene Leser nicht einfach zugänglich sind. Aus diesem Grund ist es höchsterfreulich, daß die Redaktion im 40-Jahre-Dossier einen Streifzug durch die Geschichte der Éléments gewährt.
Und so können auch jüngere Semester den Wiederabdruck der neuheidnischen – in deutschen Zeitschriften wie Criticón einst kontrovers diskutierten – Koketterie in Form der „Religion Europas“ von Benoist aus dem Jahre 1980 lesen, ebenso wie den einstigen Abgesang Guillaume Fayes auf das alte Abendland oder die bis heute beibehaltene radikale Absage an westliche Hegemonialvorstellungen in Form des verhaßten „Coca-Cola-Kolonialismus“.
Ein konstantes Charakteristikum der lebendigen Ideenwelt um Benoist stellt auch die – für traditionelle Rechte – unkonventionelle Herangehensweise an Migration und Ökonomie dar. Masseneinwanderung wird als liberalkapitalistische Entwurzelungsstrategie der herrschenden Eliten verurteilt, die Vorstellung einer „weißen Welt“ ebenso wie rassistische Konzeptionen verworfen, statt dessen ein Schulterschluß mit den „Ausgebeuteten“ gefordert.
Neben diesen Auszügen, von denen ein ausführlicher Beitrag von Charles Champetier über das Lebenswerk des „Situationisten“ Guy Debord aufgrund seiner Tiefe besonders hervorzuheben ist, kann der Leser in zahlreichen Gesprächsauszügen die Spannbreite der prominenten Diskussionspartner der Zeitschrift erkennen. Neben Mircea Eliade und Teddy Goldsmith kommen beispielsweise Leni Riefenstahl und Jean Anouilh zu Wort, nicht zu vergessen Peter Handke und Jean Raspail.
Obwohl dieses Panorama von 40 Jahren rechtsintellektueller Publizistik bereits eine eigene Ausgabe verkörpern könnte, enthält die vorliegende Jubiläumsnummer ferner die bewährten Rubriken der „gewöhnlichen“ Hefte: Forum, Rezensionen (über 22 Seiten), Grundlagenartikel und die historische Monatschronik. Am Ende ebendieser Chronik angelangt legt man die Éléments gleichermaßen erschöpft wie beschwingt beiseite. Bleibt nur noch zu sagen: Nos felicitations et bonne chance pour un avenir inventif !
Die Éléments erscheinen fünfmal jährlich (vier reguläre Ausgaben + Sonderheft). Europäische Leser zahlen 35, 65 oder 95 Euro (für die Dauer von 5, 10 oder 15 Ausgaben; Porto inklusive). Einzelhefte kosten 5,95 € + 2 € Versand.