Malte Oppermann: Die schöne Philosophie, Berlin: Wolff 2014. 205 S., 19.90 €,
Gibt es eine Schönheit, die nichts anderes ist als die Freude am Harmlosen, am Ungefähren, am Blendwerk, an der Chimäre, welche nur von weitem genossen werden will und sich bei jeder Annäherung dem fordernden Betrachter sogleich entzieht.
Vielleicht kann der schmale Band Oppermanns nur in diesem Sinne verstanden und gewürdigt werden: als beachtliche intellektuelle Spielerei, die ihren Wert vor allem in der Preziosität ihres erst 26jährigen Autors hat, den Geist ad absurdum zu führen, um die Welt in ein bloßes Wohlgefallen ihres Betrachters aufzulösen, der selber die Mitte aller Dinge bildet (»Es gibt nichts über dem Individuum«).
Das Buch enthält, in acht Teile gegliedert und am Schluß – wie zur demonstrativen Aufwertung – durch einen Text von Martin Mosebach autorisiert, 376 Segmente, von denen kaum eines den zweiten Blick verträgt, ohne das Schicksal des Vampirs bei Tageslicht zu erleiden. Denn keiner der offenbar bewußt kryptisch daherkommenden Sätze hält einer logischen oder analytischen Prüfung stand. Die hübsch zurechtgemachten Capriccios verraten eine hohe Kunstfertigkeit des Autors.
Hier kommt es, wie bei aller Mantik, mehr auf Schein und Klang als auf substantiellen Gehalt an, weshalb gerne mit Paradoxien hantiert wird, die weise scheinen, aber im Grunde wenig aussagen: »Alles ist Eigenverantwortung – denn nichts steht in meiner Macht.« Oder: »Die Kunst ist die Überwindung der Form durch die Form.« Oder: »Was nicht flüchtig ist, ist zu wenig.« Man kann in das Buch hineingreifen, wo immer man will, überall stößt man auf prätentiöse Spielfertigkeit: »Die echte Ordnung ist nicht der graue Sand der Wüste, sondern ihre Fata Morgana.«
Oder: »Die Geschichte erscheint als das Gefängnis der Immanenz der Formen.« usw.– Man mache sich die Mühe, solchen Sätzen auf den Grund zu gehen, und schaue, ob man je dort anlange … Das alles ist große, keineswegs niveaulose Gaukelei (und darin symptomatisch für die geistige Situation der Gegenwart), die den beeindruckbaren Adepten, den Snob oder Gläubigen verlangt, der fraglos hinnimmt wie in einem mit Weihrauch vernebelten Gottesdienst.