Wie eine düstere Wolke, immer wieder hin und her getrieben durch das betörende Parfum der Toleranz und der Weltoffenheit, hängt die sogenannte Asyl-Debatte über den Köpfen der Konsumenten. Hier und dort verdunkelt sie eine grausame Realität, läßt dann und wann ein Gewitter zu, verhindert jedoch letztendlich immer wieder eine völlige, brachiale Entladung der angestauten Energie. Obgleich eine permanente, nahezu unumgängliche mediale Konfrontation der Massen mit diesem Thema stattfindet, herrscht außerhalb der mitteldeutschen Widerstandsnester weiterhin ein anständiges, braves Schweigen.
Angesichts dieser groß angelegten Dauerbeschallung und der mittlerweile täglich eintreffenden Hiobsbotschaften mag es legitim sein, von einem rechten Autor vor allem Antworten, ja endlich ein Ende der Analysen und Lagebeschreibungen zu fordern. Doch Fakt ist: Die eine konkrete Antwort auf diese Misere gibt es nicht. Götz Kubitschek hat in seiner letzten PEGIDA-Rede (hier im Video) sowie anhand seiner fortlaufenden Widerstandsschritte immer wieder versucht aufzuzeigen, wie ziviler und vor allem legitimer Widerstand aussehen kann und wo er bereits stattfindet.
Daß diese Widerstandsschritte, jene Angriffe auf die große Sanduhr unseres Volkes, zwingend notwendig sind, steht außer Frage. Der zivile Ungehorsam scheint hierbei für ein Gros der bereits mobilisierten Deutschen der erste denkbare Schritt des Widerstands zu sein. Aus dem Dunkel der bürgerlichen, wohlstandsgenährten “Zivilgesellschaft” herauszutreten und in eine echte, vielleicht riskante Haltung des Widerstands überzugehen, ist für viele Deutsche bereits eine mutige Tat.
Von diesem Punkt aus ist eine selbstbewußte Metamorphose zum Schützer des Eigenen plötzlich auch für den bis dato Schlafenden denkbar geworden. Doch was hat diesen Zustand, diese moralische Mobilisierung ungekannter Massen ausgelöst? Was hat sich in den letzten Wochen konkret verändert? Und was könnte nicht nur, sondern wird die entscheidende Frage der kommenden Monate sein?
In einem früheren Beitrag dieses Netz-Tagebuchs, im späten August, habe ich bereits über den Verlust der Rückzugsräume, der sogenannten Wohlfühlzonen geschrieben:
Die Zeit der “Wohlfühlzonen” ist vorbei. Das Muster der linksliberalen “monetären Rassentrennung”, so wie es weite Teile der bundesdeutschen Bourgeoisie seit Jahrzehnten in Großstädten praktizieren, beginnt aufzuweichen. Die schiere Masse, die täglich nicht nur an unsere Tore klopft, sondern sie auch selbstbewußt durchquert, läßt sich nicht mehr unbemerkt in jene Randbezirke und Geisterzonen abschieben, wo die vergessenen Deutschen, das deutsche Prekariat, um seine Existenz kämpft. […] Das Problem des Austausches erobert somit langsam aber sicher jene Zonen, die sich ihm bisher entzogen haben, erreicht jene Gestalten, die sich freizukaufen gedachten.
Was sich vor einigen Monaten ankündigte, ist in verheerendem Maße weiter vorangeschritten. Aus dem beginnenden Verlust der monetären Wohlfühlzonen wird binnen Jahresfrist der Verlust der öffentlichen Sicherheit auch dort werden, wo man sich das bisher nicht vorstellen kann. Sie wird uns geraubt werden. Wer täglich öffentliche Verkehrsmittel nutzt oder Wege durch die Innenstadt zu erledigen hat, weiß, wie es um die Sicherheit des Deutschen in seinen eigenen vier Wänden steht – und daß dies erst der Anfang ist.
Der Westen wird gar seit Jahrzehnten von dieser Erfahrung geprägt. Dieser Zustand ist keineswegs neu, wurde von rechter Seite vielfach dokumentiert und sogar hin und wieder von jenen thematisiert, die sonst so fröhlich an der Abschaffung unseres Volkes mitarbeiten. Doch die monetäre Wohlfühlzone ist für einen nicht unerheblichen Teil des deutschen Bürgertums noch immer als Puffer vorhanden. Wer es sich leisten kann, der verbannt sich selbst in ein weitgehend sicheres Stadtviertel oder Haus auf dem Land.
Im Osten der Republik waren solche Probleme vielfach unbekannt. Selbst Großstädte wie Dresden und Leipzig strahlten bis Anfang diesen Jahres noch eine subjektive Sicherheit aus, die im Westen höchstens die örtliche Idylle vorweisen konnte. Die Verhältnisse haben sich jedoch schlagartig geändert – was früher nur im Westen denkbar war, hat sich durch die Asylkatastrophe in seiner Heftigkeit und Wucht nicht nur dort potenziert. Vielmehr haben jene Zustände mittlerweile die ganze Republik erfaßt und sind dabei, jeden Winkel restlos auszuleuchten.
Nun kommt es also zu einem sich abzeichnenden Verlust der monetären Rückzugsräume. Dresden ist hierbei eines der vielen tragischen, doch exponierten Beispiele. In Dresden-Plauen, einem schönen und ruhigen Stadtviertel, in dem viele junge deutsche Familien und Studenten leben, ist seit der zwangsweisen Ansiedlung Hunderter Flüchtlinge in der nahen Sporthalle der Technischen Universität das tägliche Leben gänzlich verändert. Wer mit den Menschen vor Ort spricht, erkennt vor allem Angst und Unsicherheit.
Erst kürzlich wurde hier, unweit einer vielbefahrenen S‑Bahn-Haltestelle, eine Frau von zwei “südländischen Typen” am hellichten Tag vergewaltigt. Die Bürgersteige, die von der Sporthalle zu den öffentlichen Verkehrsmitteln führen, sind zu muslimischen Ameisenstraßen geworden. Der eine oder andere mag es einem Stadtteil gönnen, der bei den Wahlen der letzten Jahre mehrheitlich immer konsequent rot und grün wählte. Doch in anderen Stadtteilen sieht es ähnlich aus.
Ohne die Dunkelziffer zu kennen, verrät bereits die spärliche Berichterstattung der örtlichen Medien, welch rasanten Anstieg die Kriminalität seit der massenhaften Unterbringung von Fremden vorzuweisen hat. Im Fokus stehen hierbei immer wieder die barbarischen Übergriffe gegen deutsche Frauen. Ohne die massive sexuelle Gewalt in den Asylheimen zu vergessen, blickt der deutsche Bürger ganz selbstverständlich zuerst auf sein eigenes Umfeld, denkt an seine eigene Frau, die Töchter und Verwandten. Wer kann den Frauen noch Schutz bieten, wo staatlichen Organe versagen und der eigentlich legitime Selbstschutz nur unter schwierigsten Bedingungen möglich ist?
Um zu einer verbindlichen Antwort gelangen zu können, muß der Ernst der Lage nicht nur auf staatlicher Ebene formuliert, das schleichende Ende der deutschen Kultur nicht nur beschrieben und verklausuliert werden; es muß für jeden Deutschen spürbar sein, wie die Möglichkeit der Verdrängung schwindet, nach den monetären Rückzugsräumen auch die öffentlichen Räume fallen, es schlußendlich keinen Ort mehr gibt, an dem die eigene Sicherheit noch vollends sichergestellt ist. Es ist genau jener Weg, den wir beschritten haben.
Kann wirklich noch von einer öffentlichen Sicherheit gesprochen werden, wenn Frauen fürchten müssen, daß selbst der morgendliche Schritt vor die Tür, die Runde mit dem Hund im Park, der Weg zur Arbeit oder ein banaler Besuch im Kino – alles keine nächtlichen Aktivitäten in den Amüsiermeilen – mit einem lebenslangen Schrecken endet? Was ist noch übrig vom Rechtsstaat, wenn die öffentliche Ordnung auch ohne sichtbare Aufstände ihrem Ende entgegengeht? Der Verlust der subjektiven Sicherheit bedarf nicht zwingend polizeilicher Statistiken, von denen ohnehin nur wenige wirklich aussagekräftig sind. Die Beteiligung zehntausender Menschen an Demonstrationen wie PEGIDA in vielen Teilen der Republik ist ein deutliches Signal, daß der Verlust der Sicherheit spürbar geworden ist.
Es ist auch ein Zeichen der Hilflosigkeit gegenüber den Entscheidungen der Politik, den Zuständen vor der eigenen Haustür und der Angst, sich im eigenen Land nicht mehr frei bewegen zu können. Auf den Verlust des Ortes folgt die Preisgabe des öffentlichen Raumes, der eigenen Bewegungsfreiheit und sicheren Mobilität. Staatliche Organe und herrschende Politik lassen das zu, bisweilen gefördert. Es ist jedoch nicht nur das Personal, das wankt. Ein ganzes politisches System, unsere westliche, parlamentarische Massendemokratie liegt auf dem Seziertisch und wird feinsäuberlich zerlegt.
Die parlamentarische Demokratie zeigt sich machtlos, ist nicht mehr als ein zahnloser Tiger, der von den Mächten des Archaischen peu à peu hinweggefegt wird. Nicht mal mehr in der Lage – oder willens –, die eigenen Grenzen, die eigene Souveränität, gar das eigene Volk zu schützen. Ein Jeder wird sich rüsten müssen – moralisch wie körperlich. Es werden Situationen auf den Plan treten, in denen die Verteidigung des Eigenen auch in öffentlichen Räumen unausweichlich sein wird. Schweden dient hier als tragisches, doch lehrreiches Beispiel. Dort hat sich ein Gros der Menschen mit den neuen Verhältnissen arrangiert.
Aus Verdrängung ist Resignation geworden. Der Einheimische hat sich eingerichtet, meidet Viertel und Städte, fährt und läuft Umwege, nimmt den Verlust ganzer Lebenswelten in Kauf. In Deutschland wird eine drastische, zu erwartende Steigerung der Gewaltspirale zwangsläufig eine Entscheidung herbeiführen. Die entscheidende Frage wird dann sein, zu welcher Art der Verteidigung des Eigenen wir bereit und noch imstande sind. Denn der Bürgerkrieg läuft “molekular” (Hans Magnus Enzensberger) ab und beschleunigt den Gang in jene Post-Demokratie, die zumindest die klügeren Köpfe seit langem schon prognostizieren.
KJ
Die Verallgemeinerung Sicherheit = eigene Bürger. Unsicherheit = Fremde hinkt natürlich.
Es ist doch die hiesige disziplinierte Presselandschaft, die Bürger als "Nazis" verunglimpft, die Räume des Diskurses zumacht, die gegen Demonstrationen agitiert. Es ist die herrschende Politik unseres Landes, die sich gegen Teile der Bürgerschaft stellt, wohl auch mit der Angst, dass es in ihren eigenen Reihen sehr viel Sympathie gibt.
Wie es Wolf Biermann so schön besang...
Vielleicht müsste man das Eigene erst mal definieren. Meine "eigene" Regierung jedenfalls setzt sich dafür nicht ein. Noch weniger als der Fremde, der ja nur anders und nicht anti-identitär ist, und wenn er brav ist unter unserem Regime, genauso seine Identität aufzugeben hat wie ich. Statt einer Sanduhr benötige ich einen Bezirk des Eigenen, um mit dem "raumordnenden Urakt des Nomos" mein Feld zu bestellen.