BRD zweifellos auf die Liste der bedrohten Arten gesetzt werden müßte. Sein kompromißloser Antiliberalismus blieb stets gekoppelt an eine persönliche Liberalität und Offenheit, die man bei sogenannten Liberalen kaum, bei den vermeintlich Linken der Gegenwart überhaupt nicht findet. So ist es kein Wunder, daß Mohler im Grunde seit den späten 1960er Jahren den großwestdeutschen Funktionseliten als Schwarzer Mann dienen mußte.
Eigenständig denkenden und fragenden Leuten gleich welcher Couleur trat er stets offen und gastfreundlich entgegen, unter seinen Besuchern und Korrespondenten finden sich illustre und substantiell interessante Leute aus aller Welt. Mohlers schriftlicher Nachlaß wurde nach seinem Tod ins Deutsche Literaturarchiv nach Marbach am Neckar überführt, an die Seite der Nachlässe vieler, mit denen er Briefe gewechselt hatte, etwa die der Brüder Jünger.
Daß jener Mohler und dieser Jünger den Nukleus einer klandestin operierenden deutschen Rechten gebildet hätten, ist ein Topos staatstragender Forschung in DDR und BRD seit jeher; angesichts dessen müßte man es längst als Desiderat betrachtet haben, die Korrespondenz dieser beiden schwarzen Solitäre unter den braven deutschen Schafen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Es sollte also Erik Lehnert, dem Herausgeber des nunmehr zumindest in Teilen vorliegenden Briefwechsels, der Dank nicht nur der Aficionados, sondern auch der universitären Volkspädagogik gewiß sein.
Freilich hat der Hausverlag Jüngers alles dafür getan, dieses Unternehmen zu erschweren. Die mündliche Zustimmung der Witwe Ernst Jüngers zur Publikation seiner Briefe an Mohler bei Antaios hat Klett-Cotta, inzwischen Inhaber der einschlägigen Rechte am Nachlaß, ignoriert und die Druckgenehmigung nicht erteilt.
Eine historisch-kritische Ausgabe, die auch Jüngers Briefe in voller Länge erschließt und kommentiert, bleibt damit leider auch nach der verdienstvollen Leseausgabe Erik Lehnerts ein Desiderat.
Zu Wort kommt in der vorliegenden Edition eigentlich nur Mohler, während die Schreiben Jüngers in wenige Zeilen, manchmal zu kursorisch fürs bessere Verständnis, zusammengefaßt werden.
Neben einführendem Vorwort und Anhang präsentiert der Band, in fünf Abschnitte gegliedert, die Korrespondenz Mohlers mit Jünger von Anfang 1947 bis 1961. Im Anschluß an die jeweiligen Abschnitte finden sich die Erläuterungen des Herausgebers: sie schlüsseln die Zusammenhänge der Briefe knapp auf.
Die Vorgeschichte und der Verlauf der Beziehung zwischen Mohler und Jünger ist bekannt, Karlheinz Weißmann hat sie bereits umrissen. Der Briefwechsel beleuchtet nun die Kernzeit dieser Zusammenarbeit zweier selbstbewußter Männer, die sich, trotz des deutlichen Unterschiedes in Alter und Erfahrungen, bei allem souveränen Respekt Mohlers von Anfang an als eine Begegnung auf Augenhöhe erweist.
Freilich hat die Korrespondenz eine wechselnde Dichte und Qualität: Beginnt sie eher als typischer Alltagsbriefwechsel, der vor allem Verlagsbeziehungen, Rezeptionsfragen und materieller Unterstützung Jüngers aus der Schweiz gewidmet ist – man will in Kirchhorst etwa Knickerbocker tragen –, schreibt sich Mohler 1948 allmählich frei.
In der Zeit seines Sekretariats bei Jünger in Ravensburg und Wilflingen dünnen die Briefe aus; als Mohler 1953 für die Schweizer Tat nach Paris geht, verdichten sich Frequenz und Substanz der Korrespondenz.
Mohlers Grundtenor hinsichtlich des verehrten Autors ist schon beim Studenten klar zu vernehmen: So schreibt er 1947 als »Stimme des Lesers«, daß Jünger auf seine »frühen Werke kein Recht mehr« habe, sie nicht mehr ihm gehörten – dies wird dann auch rund 15 Jahre später jene Rezension Mohlers prägen, die zum Zerwürfnis zwischen dem alten und dem jungen Alphatier führte:
Als unter dem Lektorat von Liselotte Lohrer, der zweiten Frau Jüngers, der erste Band der zehnbändigen Werkausgabe bei Klett erschien, jene frühen Werke in überarbeiteter Form enthaltend, vertrat Mohler, immer noch respektvoll, das Recht der Leser auf die wirkungsreiche »Originalfassung« der Texte.
Sein Blick auf den »Chef« blieb stets unbestechlich, Kritik wurde offen geäußert: Die erste Lektüre der Strahlungen sei »mit Gefühlen der Unlust und Unsicherheit verbunden«, schrieb er Jünger 1947, mit dem Weltstaat und anderem war er gar nicht einverstanden, und die Tendenz zur Kreisbildung um Jünger, »der Verein und die Sekte«, verscheuche »die freien Geister«. Dergleichen »Frechheiten« finden sich zuhauf, so daß sich der Band streckenweise recht unterhaltsam liest.
Aufschlußreich ist Lehnerts Edition in jedem Fall: Sie erschließt jenes Netzwerk Jüngers weiter, das sich bereits in den publizierten Briefwechseln mit Schmitt, Nebel, Hielscher und Heidegger deutlich abzeichnete. Für Jünger-Philologen, aber auch Historiker zur Geschichte der Nachkriegszeit ist der Band bis auf weiteres unverzichtbar.
Armin Mohler: Lieber Chef … Briefe an Ernst Jünger 1947–1961, Schnellroda: Antaios 2016. 556 S., 44 € – hier bestellen!
Karl Brenner
Was ich sehr interessant finde ist, daß er vorher eine Art "Linker" gewesen war. Es ist also wichtig, den neuen Menschen so schnell wie möglich von der Unmöglichkeit und dem Schaden der Links/Grünen Ideologie zu befreien, und dem rechten konservativen Glauben zuzuführen. Auch um ihrer selbst willen, damit sie sich nicht selber weiter schädigen. So wird das Engagement auch zu einer tiefst christlichen und menschlichen Angelegenheit.