dürfte die Einsicht in die täglich, ja stündlich wachsende Kluft zwischen dem Selbstbild der Linken (diese parteiübergreifend verstanden) und der Wirklichkeit sein. Da passt selbst bei gutwilliger Betrachtung gar nichts mehr.
Der heutige Linke erweist sich als krasser Realitätsverweigerer – und zwar in einem Ausmaß, angesichts dessen eigentlich nur noch psychiatrische Kategorien angemessen wären. Das ist dramatisch, weil der linke Grundkonsens nach wie vor die politische Mehrheit im Land darstellt.
Das ist aber auch bedauerlich, weil wir aus Gründen der Symmetrie eigentlich eine gute, starke und geistig klare Linke bräuchten. So wie man nicht auf einem Bein steht, wie man mit beiden Hirnhälften denkt und die linke wie die rechte Hand benötigt, um etwas Gescheites zustande zu bringen. Oder wie Ernst Jünger es mal formulierte: „Die Linke teilt, die Rechte schneidet vor.“ Doch der Zustand der Linken heute ist erbarmungswürdig und ihrer ureigenen Aufgabe nicht würdig.
Linkes Selbstverständnis sieht, machen wir es kurz, heute ungefähr so aus: Man gibt sich tolerant, weltoffen, freiheitsliebend und diskursfreudig. Man ist zukunftsorientiert und der Idee der sozialen wie auch der ökologischen Gerechtigkeit zugewandt und steht folglich unzweifelhaft auf der Seite des Guten. Soweit das Selbstbild.
Im Realitäts-Check besteht davon – nichts. Gehen wir einige Kristallisationspunkte linken Selbstverständnisses einmal kurz durch:
Toleranz: Nicht vorhanden. Im Gegenteil: Man fordert seitens der Linken massiv zur Diskriminierung und gesellschaftlichen Vernichtung des politischen Gegners und ganz generell Andersdenkender auf – bis hin zum unverhohlenen Gewaltaufruf gegen Sachen und Personen (die „Pack“-Strategie). Das entspricht exakt dem Befund der „repressiven Toleranz“, die Herbert Marcuse 1965 als Merkmal der westlichen Gesellschaften erkannte (im Gegensatz zur „befreienden Toleranz“). So wenden sich die Verhältnisse – einst die Repression beklagt, heute selbst Kerkermeister freien Denkens.
Weltoffenheit: Gegenüber den Lebensäußerungen der christlich-abendländischen europäischen Kultur hält diese Offenheit sich in sehr engen Grenzen; das gilt auch für Ungarn, Rußland, Osteuropa überhaupt sowie für gewerbefleißige Ostasiaten. Man hält krampfhaft an längst erledigten Begriffen fest wie „Flüchtling“, „Geflüchtete“, „Fachkräfte“, „künftige Beitragszahler“, „Schutzsuchende“ usw., versucht die Illusion wider alle Vernunft aufrechtzuerhalten. Man weigert sich die Wahrheit selbst dann zur Kenntnis zu nehmen, wenn sie so offensichtlich ist wie ein Waldbrand 200 Meter vor der eigenen Haustür (soviel nochmals zum gestörten Realitätssinn).
Freiheit: Gilt nur für die eigene Weltanschauung – dann aber hemmungs‑, scham- und schrankenlos. Alles andere wird im Sinne der repressiven Toleranz bekämpft (das war allerdings schon immer so und wird das Bild der Linken möglicherweise bis zu deren Untergang prägen).
Zukunftsorientierung: Man zerstört nicht nur die Zukunft der europäischen Völker, sondern ganz nebenbei auch die Zukunft linker Projekte – oder hoffen Linke in ihrem gestörten Realitätssinn etwa allen Ernstes darauf, in einer religiös überformten, hochgradig explosiven Multikulti-Gesellschaft auch nur ein Sterbenswörtchen noch zu melden zu haben? Gut, dieses eine allerletzte Wörtchen vielleicht dann doch noch…
Diskursfähigkeit: Wenn es an Argumenten fehlt, ersetzen Drohgebärden und Lautstärke den Austausch über Sachfragen. Die intellektuelle Redlichkeit – daß man sich objektiv informiert, daß man seine Argumente in verkehrsfähige Formen bringt, daß man Gegenargumente kritisch aber ergebnisoffen prüft – liegt bei Null. An deren Stelle treten hysterisches Gebrüll und Gekeife (schon bei Frauen kaum erträglich, doch bei Männern einfach nur unappetitlich und peinlich) sowie ein primitives Dominanzgehabe (siehe Rassismus- oder Nazikeule), wie man es in dieser Reinkultur sonst nicht einmal an Primaten im Zoo studieren kann.
Soziale Gerechtigkeit: Wird bei heutigen Linken ausschließlich über Hautfarbe (möglichst dunkel) und Herkunft (möglichst weit weg) definiert – und soweit es die Gesinnungsgenossen selbst betrifft, denen man gern auf Kosten des Steuer- und Abgabenzahlers alles zur weit gefassten Bedürfnisbefriedigung Erforderliche zugesteht. Der deutsche Armutsrentner, der in vierzig oder mehr Arbeitsjahren alles inklusive seiner eigenen Erniedrigung finanziert hat, und die alleinerziehende Mutter mit drei Kindern hingegen interessieren nicht (zumal dann nicht, wenn sie das „falsche Bewusstsein“ haben).
Was folgt nun aus alledem? Ein schrecklicher Verdacht keimt auf – das sind überhaupt keine Linken. Das sind nichts weiter als verblendete Erfüllungsgehilfen der amerikanischen Globalisierungsstrategie – Knechte des Primats der Ökonomie über jede Form des Lebens (soviel zur angeblichen ökologischen Orientierung). Doch woher sollen sie es auch besser wissen, wie sollten sie sich selbst in ihrer Beschränktheit erkennen? Denn selbst der auf Bologna-Niveau universitär gebildete Gesinnungslinke kennt in der Regel weder Marx noch Gramsci noch Bloch noch Marcuse in adäquater Form, nicht einmal zu den anarchistischen Theoretikern dürfte es gereicht haben. „Links“ ist heute eine Gemengelage aus unverdautem Halbwissen, unklaren Gefühlen, Modediktat und verbiestertem Moralismus.
Und wer bringt die linke Selbstverblendung an den Tag? Nein, nicht wir – dafür sorgt die Wirklichkeit selbst, derzeit vor allem die Wirklichkeit in Gestalt der sogenannten Flüchtlingskrise. Die „Geflüchteten“ selbst sind es, die deutlich machen, dass sie eigentlich mit nüchtern kalkulierter Gewinn- und Bereicherungsabsicht (das Wort „Bereicherung“ hat wirklich einen schönen doppelbödigen Sinn) gekommen sind. Seien wir ihnen also dankbar – wenigstens dafür.
Unke
Es geht den Linken nicht darum die Welt zu verbessern. Es geht darum abzusahnen.
Dazu muss man aber auch in der entsprechenden Position, d.h. am Drücker sein.
Schaut man sich Schriften von Marx, Lenin und entsprechendes "geisteswissenschaftliches" Geseire an wird klar: da geht es nicht um Erkenntnis, sondern darum eine Herrschaftssprache zu etablieren.
Damit hat der Marxismus das Erbe des Christentums angetreten.