… und das wird sich wohl auch in Zukunft nicht ändern. Für’s erste kleine Heldenjubiläum gibt sich daher ein ganz besonderes Exemplar des schönen Geschlechtes die Ehre. Manche sagen zwar, sie stinke, anderen ist sie zu feucht, dritte fühlen sich von der Anzahl ihrer Besucher abgeschreckt und doch hat La Serenissima sich über die Jahrtausende gut gehalten.
Das mag vor allem daran liegen, daß die Venezianer ein eigensinniges und über die Jahrtausende kampferprobtes Volk sind. Obgleich die komplizierte und nicht selten marktorientierte Außenpolitik des einstigen Stadtstaates sicherlich für manches Stirnrunzeln sorgte, war man stets bemüht, die eigene Identität nach innen und außen zu verteidigen und hat sich diese Halsstarrigkeit offenbar bis heute bewahrt.
Wer schon einmal in Venedig war, der kennt das mannigfaltige kulinarische Angebot, das sich den darbenden Touristenhorden darbietet. Zu diesem Angebot gehört – das kommt naturgemäß mit einem steigenden nordafrikanischen Einwohneranteil – auch eine ganze Reihe an Kebab-Ständen und Fastfood-Küchen. Genau diesen imbißgewordenen Unappetitlichkeiten hat man jetzt in der altehrwürdigen Stadt den Krieg erklärt: Mit Fackel und Mistgabel zogen hunderte Venezianer durch die engen Gassen, hängten Transparente an die unzähligen Brücken und Stege und versammelten sich schließlich zu einer großen Gondelkundgebung.
Auf der Demonstration erklärte der spontan zum Dogen ausgerufene Silvio Berlusconi, welcher sich extra für dieses Unterfangen aus seinem – für ein spezielles Anti-Aging-Aquakur-Verfahren berüchtigten – Unterwasserhotel heraufbequemt hatte, daß Venedig den „Döner-Dschihad“ und die daraus resultierenden Demütigungen nicht weiter hinnehmen könne.
Hervorgerufen werde der Schichtfleisch-Boom durch eine verantwortungslose Einwanderungspolitik, welche vom nicht länger hinzunehmenden EU-Diktat aus Brüssel orchestriert werde. Noch vor dem Ende des Jahres solle es daher ein Referendum über eine Sezession und einen anschließenden Beitritt zur Autonomen Provinz Südtirol geben, man behalte sich zudem Gebietsansprüche gegenüber dem Vatikanstaat vor.
Na gut, ganz so war es nicht – und doch hat die Geschichte einen wahren Kern.
Am vergangenen Donnerstag trat ein Gesetz in Kraft, welches die Neueröffnung von Kebab-Ständen, Fastfood-Läden und Pizza-Imbissen verbietet. Damit reiht sich Venedig nach Florenz ein in die Reihe italienischer Städte, die sich der zunehmenden Globalisierung und Disneyfication widersetzen.
Die Begründung ist so deutlich, wie sie selbstverständlich sein sollte: „Wir wollen diejenigen Aktivitäten ausbremsen, die mit der Bewahrung und Weiterentwicklung von Venedigs kulturellem Erbe nicht kompatibel sind“, sagte die Tourismusbeauftragte der Stadt, Paola Mar, welche unsere Sonntagshelden-Auszeichnung stellvertretend entgegennahm.
Weiter führte sie aus: „Das Problem für Venedig als Touristenstadt ist, daß die Stadt das Risiko eingeht, ihre Identität zu verlieren. Es gibt lokale Produkte, die es zu fördern gilt, das wäre besser für den Charakter Venedigs und in Sachen Umweltschutz nachhaltiger.“
Wie die Reaktion der Neu-Venezianer, die von dem Gesetz besonders betroffen sein werden, ausfällt, ist noch nicht bekannt. Bereits im Februar hatten die venezianischen Behörden mit einer Schließungsanordnung für eine inoffizielle Moschee, in der sich regelmäßig kosovarische Dschihadisten getroffen hatten, den Zorn der muslimischen Gemeinschaft auf sich gezogen, sogar Streikdrohungen machten die Runde.
Zum Sonntag hauche ich daher nicht nur ein fliederblütenumduftetes „Ciao bella!“ in die sumpfige Lagune, sondern erlaube mir auch, eine kleine Empfehlung für das weitere Vorgehen zu geben: Restore Europe, Remove Kebab, Revive Empire.
Monika L.
Auch Verona sagt den nichtregionalen Eßgewohnheiten im historischen Stadtkern den Kampf an:
https://jungefreiheit.de/politik/ausland/2016/italienische-stadt-sagt-doener-buden-den-kampf-an/