In dem Sinne, daß es über Selbstverständliches nichts zu debattieren gibt. Das Problem dabei: So viel Selbstbewußtsein besitzt der Deutsche nicht. Warum also wurde die Diskussion über eine deutsche Leitkultur von Thomas de Maizière überhaupt angestoßen?
Hier kann man getrost Thorsten Hinz zustimmen, wonach sich „der Zweck und die Botschaft des Vorstoßes von Innenminister Thomas de Maizière zur deutschen Leitkultur im gewählten Massenmedium (Bild am Sonntag) erschöpft.“ Es sich somit um einen „mißglückten Thesenanschlag“ handelt. Aber auch ein mißglückter Thesenanschlag verdient eine kleine Nachbetrachtung. Vielleicht nähern wir uns ja der Antwort auf die überlebenswichtige Frage, was uns im Innersten zusammenhält.
Jürgen Habermas war vom Vorschlag des Innenministers irritiert. Der Philosoph hält die Propagierung einer deutschen Leitkultur für unvereinbar mit dem Grundgesetz, das für Habermas nur liberal ausgelegt werden kann.
Eine liberale Verfassung verlangt nämlich die Differenzierung der im Lande tradierten Mehrheitskultur von einer allen Bürgern gleichermaßen zugänglichen und zugemuteten politischen Kultur. Deren Kern ist die Verfassung selbst.
Statt eine deutsche Leitkultur zu propagieren, fordert Habermas eine politische Kultur, in die die Minderheitskulturen sich einleben müssen. Das läßt sich natürlich nicht erzwingen.
Aber im Fluss einer lebendigen demokratischen Streitkultur stehen die Inhalte der politischen Kultur nicht still. Die Eingebürgerten können genauso wie die Alteingesessenen ihre eigene Stimme in den Prozess der Fort- und Umbildung dieser Inhalte einbringen. Für die definierende Kraft dieser Stimmen sind bei uns heute die erfolgreichen Schriftsteller, Filmregisseure, Schauspieler, Journalisten und Wissenschaftler aus den Familien der ehemaligen türkischen Gastarbeiter das beste Beispiel.
Das klingt zunächst gut. Allerdings stellt sich die Frage, welchen eingebürgerten Schriftstellern, Regisseuren und Journalisten diese definierende Kraft zugestanden wird. Akif Pirinçci (Schriftsteller)? Imad Karim (Regisseur) ? Oder Güner Balcı (Journalistin) ? Um nur einige zu nennen, deren Stimmen viel zu wenig gehört werden. Wer entscheidet bei einem liberalen Grundrechtsverständnis über die definierenden Kräfte? Wer scheidet die Geister? Und wer garantiert, daß die Umbildung der Inhalte nicht die Verfassung selbst völlig umbildet? Hier zeigt sich das ganze Dilemma eines liberalen Grundrechtsverständnisses. Es hebelt am Ende die Grundrechte aus.
Eine Leitkultur ist nicht gegen das Grundgesetz auszuspielen. Leitkultur ist mehr als das Grundgesetz. Das Grundgesetz ist nicht in luftleerem Raum entstanden. Es gründet bereits auf einer tradierten Leitkultur. Der Erzbischof von Bamberg, Ludwig Schick, hat darauf hingewiesen, daß „die Verfassung aus der christlichen Tradition und Kultur entstanden ist“. Und: „Der Boden unserer Kultur und des Grundgesetzes war und ist das Evangelium und das Christentum. Das zu erhalten ist unsere Aufgabe.“
Es kann deshalb nicht angehen, daß Vertreter eines islamischen Kultur- und Religionsverständnisses mit allen Mitteln versuchen, das Grundgesetz auszuhebeln (Stichworte: Scharia, Gleichberechtigung Mann/Frau, Gruppenrechte gegen Einzelrechte, usw.). Auf die kulturellen Hintergründe, die zu unserer Verfassung und Rechtsprechung geführt haben, ist deshalb immer wieder hinzuweisen. Das ist um so wichtiger, als eine Gesinnungsjustiz dem kulturellen Hintergrund der Täter zunehmend mehr Rechnung trägt als dem des autochthonen Opfers.
Der Tod von Niklas P. ist und bleibt wohl ungesühnt. Die fassungslose Mutter wurde zusätzlich gedemütigt. Die Trauerrede von Dechant Wolfgang Picken wirkt im Rückblick wie ein Hohn. Der Priester zeichnete das Bild eines liebenswerten und ernsthaften Jugendlichen mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und forderte: “Wir schulden als Staat, Kirche und Gesellschaft Niklas das Versprechen, daß so etwas nie wieder passiert!“ Was ist seither geschehen? Nichts! Die Leitkultur wird immer mehr zur Leidkultur.
Zur Leitkultur zählen eine gemeinsame Geschichte, Sprache, Kultur, Gebräuche, Sitten usw. Hier gibt es natürlich große Unterschiede zwischen einer Mehrheitskultur und Minderheiten. Zwischen denen, die „schon länger hier leben“, und den Eingewanderten: Darauf hat zuallererst Thilo Sarrazin in Deutschland schafft sich ab hingewiesen. In seinem Schlußkapitel “Ein Traum und ein Alptraum” heißt es:
Deutschland wird nicht mit einem Knall sterben. Es vergeht still mit den Deutschen und mit der demografisch bedingten Auszehrung ihres intellektuellen Potentials. Das Deutsche in Deutschland verdünnt sich immer mehr, und das intellektuelle Potential verdünnt sich noch schneller. Wer wird in 100 Jahren „Wanderers Nachtlied“ noch kennen? Der Koranschüler in der Moschee nebenan wohl nicht.
Bei der medialen Aufbereitung schwerer deutscher Kost darf eine exotische Feinabstimmung heutzutage nicht mehr fehlen. Man nehme eine schwarze Tanzlehrerin und eine muslimische Berliner Staatssekretärin und befrage beide zu einer deutschen Leitkultur. Die Tänzerin hat „Angst, zu sagen, daß sie deutsch sei“ (wer kennt das flaue Gefühl nicht?); und die Muslima sagt an anderer Stelle Pikantes: “Mein Vater ist ein frommer Muslim, spricht kaum Deutsch, kann weder lesen noch schreiben, ist aber integrierter als viele Funktionäre der AfD, die unsere Verfassung in Frage stellen.”
Auch der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime, Aiman Mazyek, bringt seine definierende Würz-Kraft gerne in den Diskurs ein und stellt schon mal klar, daß die Diskussion nicht dazu führen darf, dass eine „deutsche Vergangenheit, die es so nie gegeben hat“ als romantisches Vorbild gesehen werde. Die Leitkultur soll man nicht an Äußerlichkeiten festmachen, sagt Mazyek. Um sie kurz darauf an Innerlichkeiten festzumachen. Etwa an Beethovens Ode an die Freude.
Besser: An dem Text von Friedrich Schiller, der zur Brüderlichkeit aufruft. “Eines Freundes Freund zu sein, das ist der große Wurf, das wäre erstrebenswerte Leitkultur”, so der Zentralratsvorsitzende in der FAZ. Diese „Verdünnung des intellektuellen Potentials“ (Sarrazin) hat durchaus etwas Liebenswertes, etwas orientalisch Leichtes, klingt gar nach einer Light-Kultur.
Die Diskussion über eine deutsche Leitkultur ist schwere Kost. Trotzdem gibt es für jeden Deutschen nichts darüber zu diskutieren. Entweder will man eine führende Kulturnation sein – oder aber nicht. Spätestens wenn man die Letztverdünnung des intellektuellen Potentials näher betrachtet, sieht man, was auf dem Spiel steht. Man lese den Text der Friedrich-Ebert-Stiftung „Miteinander in Vielfalt. Leitbild und Agenda für die Einwanderungsgesellschaft”. Hier klingt das Leitbild für die Einwanderungsgesellschaft nicht leicht, sondern bedrohlich schwer.
Die wichtigsten Botschaften von “Leitbild und Agenda” lauten:
- Einwanderung ist Normalität
- Deutschland ist ein Einwanderungsland und Vielfalt eine Tatsache. Danach müssen wir handeln.
- Eine gerechte Gesellschaft bedeutet, dass alle teilhaben können.
- Diskriminierung verhindert Integration.
- Gemeinsamkeiten entstehen im Zusammenleben.
Das ist kurz, zackig, radikal, deutsch, sehr deutsch – und hoffentlich ein mißglückter Thesenanschlag.
stimmviech
Die deutsche Kultur ist eigenständig zur Leidkultur geworden.Männlichen Grundschulkindern wird beim Fußball ein Arm auf den Rücken gebunden,damit sie gegen die Mädchen verlieren.
Wo Gefahr ist,wächst das Rettende auch.Die Moslemjungs spielen und schlagen sicherlich mit beiden Armen.Und retten so-sicherlich nicht auf deutsche Art-das Leben an sich.Warum soll ich eine verkopft degenerierte "Leitkultur"retten wollen?