Daß es bei Müllmännern, Bergarbeitern und den Angestellten auf Fischerbooten keine ernstzunehmende Frauenquote gibt, ist eine Binsenweisheit. Wenn es dann mal eine meist nicht ganz so bezaubernde Dame der Schöpfung in diese unbekannten Gewässer verschlägt, ist das wahlweise ein Wunder, ein Skandal oder eine Revolution, in jedem Fall aber mindestens drei Seiten ZEIT wert, die dann aber wieder von einem Mann geschrieben werden, der nicht ohne Kolonialreferenzen in der Überschrift auskommt.
Das funktioniert übrigens nicht nur bei Frauen so, sondern bei jeder Gruppe, die das Privileg hat, unterprivilegiert zu sein; also bei Flüchtlingen, Behinderten oder indigenen Transfrauen in Kolumbien, die einen Schönheitswettbewerb abhalten. (Kein Witz.) Umgedreht wird der Spieß selten, deshalb erlaube ich mir zum Montag einfach mal ein kleines white-heterosexual-male-Kaleidoskop:
Die Idee kam mir, als ich dieses Bild entdeckte, auf dem man eine Gruppe erschöpfter Feuerwehrmänner sieht, die sich nach mehreren Stunden Lösch- und Rettungsarbeiten im Londoner Grenfell-Tower ausruhen. Auf den ersten Blick ist das Bild nichts Besonderes. Es zeigt Männer, die ihren Job gemacht haben und sich eine verdiente Pause gegönnt haben.
Erst durch die lapidare Überschrift – “The patriarchy” – wird deutlich, daß dem Fotografen einer der seltenen Einblicke in die abgründige Geheimgesellschaft gelungen ist, die im Hintergrund die Fäden zieht und die Welt am Laufen hält: das Patriarchat. Die Erkenntnis ist bedrückend: Offensichtlich haben weiße Männer einander über Jahrzehnte hinweg lukrative Posten in der Feuerwehr zugeschachert; einige wenige Migranten sind zu sehen, sie sitzen abseits und scheinen separiert.
Doch nicht nur in der London Fire Brigade grassiert die Ungerechtigkeit: Bis in die höchsten Regierungsämter der Welt sind die Zügel fest in der Hand weißer Männer. So läßt es sich Vladimir Putin nicht nehmen, sich in phallischer Geste bei strömendem Regen ohne Schirm vor einem Gefallenendenkmal aufzustellen, und das nur wenige Wochen, nachdem er in klassischer Mansplaining-Manier die amerikanische Journalistin Megyn Kelly vorführte. Aber von jemandem, der solchen Freizeitaktivitäten anhängt, hätte man auch nichts anderes erwartet.
Sowohl hier als auch hier haben wir bereits festgestellt, daß es eines der Privilegien des weißen Mannes ist, sich in seinem Heimatland von messerschwingenden Terroristen zerschnetzeln zu lassen. Daß es sich bei solcherlei Filetierkunst lediglich um eine natürliche Reaktion auf die Unterdrückung durch westliche Interventionisten handelt, bewies hingegen erst vor kurzem wieder ein kanadischer Scharfschütze, der aus einer Entfernung von fast 3,8 Kilometern einen Kombattanten des Islamischen Staates umknallte und so einen Weltrekord brach.
Pikant: In all den oben genannten Fällen wird mit keinem Wort auf die kritische Tatsache eingegangen, daß es sich bei den Erwähnten um weiße Männer handelt. Ob wirklich alle Delinquenten heterosexuell sind, kann ich nicht abschließend klären. Ich gehe allerdings davon aus, denn ich denke heteronormativ und kann Ihnen nur empfehlen, das auch zu tun.
Halten wir also fest: Männer retten, Männer regieren, Männer opfern sich und Männer töten, wenn es sein muß. Manche Männer suchen Woche für Woche nach Rechtschreibfehlern in meinen Artikeln und servieren sie mir dann pünktlich zum Mittag mit süffisantem Lächeln und süffiger Weinschorle. Das alles sind Selbstverständlichkeiten, die für alle Zivilisationen gelten, die sich über das Niveau einer chthonischen Ursippe erheben. Sorgen wir dafür, dass das so bleibt.
marodeur
Danke Herr Wessels. Sehr erbaulich. Wer jetzt ein bisschen stolz ist, hat es womöglich falsch verstanden. Laut Tagesspiegel werden auch weiße Hetero-Männer von alten weißen Elite-Heteros diskriminiert.
Nebenbei: Mein persönlicher Wochenheld heißt Abujella Abdul-Bari. Dieser fantastische pflichtbewußte Mann ist Kommandant eines Küstenwachbootes in Libyen. Bei SpiegelTV konnte man hautnah verfolgen, wie er seine Gesundheit gefährdet (und die seiner Familie), um Schleppern das Handwerk zu legen. Wir haben laut gejubelt, als er haarscharf ein Boot der NGO-Verbrecher abdrängen konnte, um eine Nussschale mit 400 Siedlern aus Ghana und Bangladesh aufzubringen. Die Passagiere wurden allesamt nach Libyen zurückverbracht. Die Beschimpfungen und Drohungen von Seiten der NGO waren bezeichnend.