Genug mit den ganzen Analysen, eine Woche ist seit der Bundestagswahl rum und jetzt darf auch einfach mal kurz gefeiert werden.
12,6 % der Wählerstimmen reichen, um eine Unordnung in den Bundestag zu bringen, die dort wohl seit Jahrzehnten nicht mehr geherrscht hat. Aufgescheucht vom Kläffen der Teckel auf einer inzwischen bundesweit bekannten grünen Krawatte hetzt das Wild wie wahnsinnig durcheinander, tritt um sich und verzieht sich kleinlaut ins Unterholz.
In der AfD kann man nun kurz durchatmen. Nachdem sich die Wahrscheinlichkeit eines Querschlägers einstweilen erheblich verringert hat, beziehen die Schützen langsam ihre Hochsitze, während die Treiber aufbrechen und ihre Hunde die ersten Fährten aufnehmen.
Es ist in den vergangenen Tagen viel über die Boshaftigkeit dieser Jagd-Metaphern geschrieben worden. Wie ein Eichelhäher quäkte es durchs Feuilleton, die AfD habe zur Menschenhatz geblasen – geistige Brandstifter usw. usf. – und ohnehin war da ja auch dieser ominöse Fackelzug zum Reichstag.
Was im Wahlkampf auf der Straße passierte, wird jeder aufmerksame Leser mitbekommen haben, und ich kann nur hoffen, daß die AfD die Gewalt, die ihr im Wahlkampf widerfahren ist, tatsächlich entsprechend zivilisatorisch destilliert mit in den Bundestag nehmen wird. Nicht als belastendes Gepäck, nicht als tollwütigen Beißreflex, sondern als tägliches Treibmittel.
Deshalb möchte ich mit dem Video abschließen, welches die Grundlage für diesen ganzen Artikel ist und das ich mir in der vergangenen Woche jeden Tag mindestens einmal angeschaut habe.
Was ich dabei gefühlt habe? Nicht den kochenden Haß der Lynchjustitiare, nicht die besoffene Wut des Mobs und auch nicht die kalte Gerechtigkeit des Standgerichtes.
Die folgenden Worte, hervorgedröhnt aus der ehrwürdigen Brust eines Mannes, der mit seinem Tweed-Jacket und seinem Bismarck-Gestus ein wenig aus der Zeit gefallen scheint, gaben mir ein Gefühl, welches ich zuletzt am 9. November 2016 hatte: Nachdem ich am Morgen von Donald Trumps Wahlsieg erfahren hatte, stieg ich in die Straßenbahn und lächelte, weil ich die Katerstimmung um mich herum fast physisch spüren konnte.
Einen Tag später schrieb ich übrigens meinen ersten, nie veröffentlichten Sonntagshelden und schickte ihn – quasi als Bewerbung – nach Schnellroda; wer der Glückliche war, kann man sich ja denken.
Auch diesmal also ein Lächeln, die warme Gewissheit eines kleinen Sieges und einen Tag lang Wochenende vom Kampf gegen die Windmühlen der Zeit:
tOm~!
Gegen die Windmühlen der Zeit ist überhaupt nichts einzuwenden. Wenn man Glück hat, landet man so bei Mercedes Capris und Riccardo Stracciari, um das höchste der Gefühle zu erleben.
GILDA: Mio padre!
RIGOLETTO: Dio! mia Gilda! Signori, in essa è tutta la mia famiglia...etc. pp.