Eigentlich sollen sich Sonntagshelden nicht wiederholen. Aber eigentlich sollen Kriegshelden, die nach drei Jahren Belagerung den Sieg errungen haben, auch nicht kurz danach von einer Landmine zerfetzt werden. Weil das eine aber passiert ist, kann das andere nicht ausbleiben.
Brigadegeneral Issam Zahreddine war 56 Jahre alt, als er im Rahmen einer Sonderoperation der syrischen Armee nahe Deir-ez-Zor getötet wurde.
Zu diesem Zeitpunkt hatte er – neben Kämpfen in Damaskus und Homs – vor allem die dreijährige Belagerung der Stadt Deir-ez-Zor im Osten Syriens hinter sich, die erst im September mit der Befreiung durch die Regierungstruppen endete. Daß der IS in Deir-ez-Zor letzten Endes eine so bittere Niederlage erfahren hat, ist maßgeblich – ich habe es hier ausführlicher dargelegt – Zahreddine zu verdanken.
Nun hat den Löwen das Schicksal des Kriegers ereilt. Was bleibt, ist eine große Lücke im Befehlsstab von Bashar al-Assad und unzählige Legenden, die sich um den Mann mit dem Schnauzbart ranken. Schon jetzt tauchen im Netz allerhand Sinnsprüche und Zitate des Generals auf, die im Nachhinein fast wie Prophezeiungen wirken:
Wer nicht durch das Schwert stirbt, stirbt auf eine andere Weisen. Es gibt verschiedene Arten zu sterben, aber der Tod bleibt der gleiche. […] Fürchtet den Tod nicht, jagt dem Tod nach, und er wird vor euch fliehen, flieht vor dem Tod, und er wird euch jagen.
Die Jagd nach dem Tod, sie scheint die Lebensphilosophie Zahreddines gewesen zu sein, der Angehöriger der kleinen Religionsgemeinschaft der Drusen war.
Dazu: immer ein Lachen auf den Lippen, sei es wenn er einen religiösen Führer der Drusen, der behauptete, daß er gegen sein eigenens Volk kämpfe, als “Bastard” bezeichnete, oder wenn er nach langer Abwesenheit seine Heimatstadt besuchte.
Es war das Lachen der “Drusischen Bestie” – so nannten ihn seine Feinde –, das seine Männer in den schwersten Stunden der Belagerung zusammenhielt und sie bis zum Sieg begleitete.
Hör’ nicht auf das, was die anderen sagen. Denn am Anfang, als du geboren wurdest, hast du geweint, und alle standen um dich herum und haben gelacht. Also stirb lachend, und sie werden um dich herumstehen und weinen.
So zitierte Zahrredine den Imam Ali in dem Video, mit dem ich das letzte Mal meinen Sonntagsheld geschlossen habe.
Seine Philosophie scheint Zahrredine weitergegeben zu haben: Auf seiner Beerdigung in seiner Heimatstadt, die von Tausenden besucht wurde, sagte sein Sohn Yaroub, der selbst in der syrischen Armee kämpft:
Wir akzeptieren keine Kondolenzbekundungen. Nur Glückwünsche.
TPWMR
Ein gutes Leben.