Der Pessimismus, zu dem er rät, verlangt einen eiskalten Realismus. Im diesem abgesteckten Rahmen jedoch gilt es, jede Chance und Möglichkeit sichtbar zu machen. Man muß mit unermüdlicher Geduld und unerschütterlichem Optimismus für jede Lage ihr Verbesserungspotential erkennen.
Der nüchterne Rahmen, in dem sich unser Denken bewegen muß, ist die Demographie. Ich bin in meinem letzten Blogbeitrag über die Wohlstandsfestung, der Ernüchterung und Ermutigung zugleich war, darauf eingegangen. In diesem Nachtrag will ich auf Kritiken in der Kommentarspalte eingehen. Das hat zwei Gründe. Erstends handelt es sich bei dem Kritiker um eine von mir sehr geschätzte und den Lesern bekannte Person. Zweitens steht Raskolnikows „Black pill“ unter meinem letzten Beitrage stellvertretend für viele im rechten Lager.
Die ernüchternde Seite meines Textes bestand in einer schonungslosen Analyse der europäischen Demographie. Das Fazit lautet: Europa ist heute demographisch zu einer Jugendbewegung im Stil des 20. Jahrhunderts wohl nicht in der Lage. Die gesamte Denkwelt, der Stil, die Sehnsucht und die Nostalgie vieler Rechter kreist jedoch um diese Jungmännerbewegungen und ihrem Typus des opferbereiten, politischen Soldaten. (Wohlgemerkt ist es die Fantasie, die darum kreist. Die Männer selbst stellen, bis auf wenige Ausnahmen wie den oben erwähnten, meist Karrikaturen oder „Simulacren“ (Dugin) dieser Typen dar.)
Eine Kolonne war das, na, das kann ich Ihnen sagen… Lastwagen, Automobile, Panzer, Pferde, Fußvolk bis an den Horizont. Doch aus der Ferne und von den Triester Bergen waren immer neue Ketten von Menschen zu uns gestoßen, um den Strom der Erhebung groß und unwiderstehlich anschwellen zu lassen. Wer wurde nicht alles mitgerissen. Der Dorfschullehrer, der einen Haufen Kinder herbeitrieb, um ihnen „Lebendige Geschichte“ zu zeigen. Der brave Staatsbedienstete, der mit den Worten: „Das Vaterland ruft“, vor seinen Chef sprang, den weißen Bürokittel aufriß und im Schwarzhemd von dannen eilte. Der Student, der die Vorlesung unterbrochen, der Arzt, der seine Patienten vergessen, der Geschäftsmann, der noch schnell einen Zettel an sein Schaufenster geklebt hatte: „Wegen Inventur geschlossen“. Fischer waren dabei, die in schwarzen Matrosenjacken marschierten, Soldaten, die gerade von der Front kamen, Bauern auf Ackergäulen, Knechte, die Sense schwingend vom Felde liefen. Die Bewaffnung war abenteuerlich. Neben Gewehren und Flinten wimmelte es von Säbeln, Knüppeln, Rohren und Brechstangen. Einer marschierte mit einem Dolch zwischen den Zähnen. Man sah Golfschläger, Baumwurzeln und sogar Tischbeine. Meine Wenigkeit, um mich nicht zu belasten, hatte einen Keilriemen über die Schulten geschlagen. Der Chef hätte mich beinahe daran zurückgerissen. Mit fünfzehn Lenzen war ich aber flinker als er, und so stürmte ich, seine Schimpftiraden verlachend, der Kolonne entgegen. Was schert mich meine Lehrstelle: „Fiume ist der Tod“ Me ne frego.
Die Aufbruchsstimmung, die Oliver Ritter in seiner Novelle Fiume oder der Tod schildert, ist an die Masse an jungen Männern gebunden, die sie damals begeisterte. So eine Stimmung kommt nicht auf wenn eine ausgedünnter Halbkreis mit Fackeln aus dem Baumarkt ein Heldengedenken abhält. Sie bleibt auch aus, wenn eine kleine Gruppe an Kaderaktivisten auf einem Hausdach ein Banner hißt.
Die Fähigkeit junger Männer, Straßen zu füllen, Plätze zu besetzen und Viertel zu kontrollieren, ist Ausdruck der demographischen Gegebenheit. Es kommt dabei nicht einmal auf die absolute Zahl, sondern auf die Streuung und Dichte an, auf die Konzentration. Die Überzahl, ja Überflüssigkeit der Menge und die damit verbundene Mischung aus Langweile und Spontanität ist es, welche die Migrantengangs auszeichnet, die in Shisha Bars und Parks herumlungern.
Mangelnde Dichte und geringe Zahl legen die Unmöglichkeit einer autochthonen Jugendbewegung nahe. Seit den Punks und Skins und späteren Ausläufern, wie der schwarzen Szene, gibt es keine europäisch geprägte Jugensubkultur mehr. Die kosmopolitische Halbwelt der Clubs und Lounges, die Harmlosigkeit des Hipster-Vintage spricht Bände. Stattdessen beherrscht der von Migranten geprägte und an arabisch-islamischen Ehrenkodex ausgerichtete„Deutsch“rap fast alleine das Feld.
Sieht man die einzige Möglichkeit zur politischen Veränderung in einer Jungmännerrevolution im Stil des 20. Jahrhunderts, gibt es keine Aussicht auf Veränderung. Die Lage sei strategisch verloren, weswegen es nur mehr um die Haltung zur Niederlage gehen könne? Ich sehe das anders.
Hier setzt der ermutigende Teil meines Textes ein. Der demographische Winter Westeuropas ist das notwendige Ergebis seines Nihilismus und seiner Dekadenz – Symptome der tiefen Sinnkrise, der Postmoderne, und beides entspricht wiederum unserer seinsgeschichtlichen Epoche. Es ist der Status Quo unseres ethnokulturellen Narrativs. Wir können nicht unvermittelt aus ihm aus- und in den Konservativismus eintreten, es sei den wir folgen den verräterischen Traditionalisten, wie Houllebecques Rediger und Rene Guenon und konvertieren zum Islam.
Wir feiern unser derzeitiges kritisches Stadium, anders als die Neocons, nicht, und wir wollen es nicht auf „die Menschheit“ ausweiten. Aber wir müssen es auch als Schicksal anerkennen und die Moderne nicht als bloßen Betriebsunfall abtun. Wir müssen durch sie hindurch, wie durch eine schwere, aber notwendige Katharsis. In diesem Stadium der Schwäche können wir aber natürlich kein zweites Volk, welches sich in einem gänzlich anderem Zustand befindet, importieren, geschweige den assimilieren. Wir brauchen eine Art politischer Quarantäne, um unsere ideengeschichtliche Krise zu meistern.
Der Clou ist: Auch auf Basis des linken Universalismus, der die herrschende Idee dieser Krise ist, läßt sich eine Legitimität zur Durchsetzung dieser Quarantäne ableiten. Legal wäre sie sowieso geboten, wie wir wissen.
Ich will zuerst auf die Legitimität und subversive Rechtfertigung einer identitären Politik im Rahmen der liberalistischen Ideologie eingehen: Wenn wir erkennen, daß der derzeitigeStatus Quo Westeuropas keine universalistischer Menschheitsepoche, sondern unser ethnokulturelles Schicksal ist, gewinnt die Idee einer Assimilierungspolitik ein neues Bild. Unser universalistischer Kosmopolitismus ist zutiefst lokal und ethnisch verwurzelt. Anti-identitär zu sein ist de facto der zeitgemäße Ausdruck unserer ethnokulturellen Identität.
Die von streitbaren Liberalen oft geforderte Anpassung aller Einwanderer an unsere atomisierte Konsumgesellschaft, ist eigentlich die Forderung einer Einfügung in unsere ethnokulturelles Narrativ (in seinem Stadium der universalistischen Verblendung). Folgerichtig wird diese Assimilation ans deutsche Wesen, das heute in seiner Abwesenheit glänzt (oder verständlicher ausgedrückt: in seiner Negation), auch von den wenigsten Migranten erfüllt. Verfassung, Grundgesetz, Leitkultur, das alles riecht für die, die mit der Attitüde des Eroberers kommen, immer noch zu „deutsch“.
Die Angst vor einem „Aufgehen des importierten Humankapitals in der multikulturellen Spaßgesellschaft“, welche viele Rechten haben, scheint unbegründet zu sein. Der Großteil der Migranten behält seine tribalistischen Stukturen und nimmt an der Konsumgesellschaft nur teil, ohne ein Teil von ihr zu werden. Die wenigen, welche wirklich Teil der deutschen Leidkultur und Konsumgesellschaft werden, ob als ihre Vertreter (beispielsweise Yücel) oder Gegner (natürlich Pirincci), sind eine Minderheit.
Ein Ergebnis dieser Überlegungen könnte lauten, dass es in Europa den Unterschied zwischen „zivilem“ und „ethnischem Nationalismus“, der heute die Rechte der USA spaltet, de facto nicht gibt. De jure „könnten“ sich alle Migranten ins neue offene Deutschland einfügen. De facto wissen sie aber, daß dieses eigentlich einem geschichtlichen Schuldkomplex entspringt, der ohne deutsche Herkunft schwer nachzuvollziehen ist und eine gewaltige Bürde wäre, trüge man daran mit.
Wenn es um das Überleben unserer ethnokulturellen Identität geht, ist es vielleicht folgerichttig und pragmatisch, ihr derzeitiges Stadium und seine liberalistisch-individualistischen Merkmale als Leitlinie und Ausschlußkriterium anzuwenden. Die scheinbar inklusive Idee des europäischen Verfassungspatriotismus erweist sich, wenn sie Ernst macht und echte Bekenntnise und Assimilation fordert, ähnlich exklusiv wie bisherige die Identitätspolitik. Die Multikultis wissen das und bekämpfen jede substantielle Bestimmung unserer nationalen Identität bis aufs Messer.
Ebenso wie ihre inhärente Assimilationsforderung die Wohlstandsfestung legitimiert, ermöglicht die Hochtechnologie der Moderne ihren Aufbau und gleicht die Jungmännerkraft aus. Alle technischen und logistischen Werkzeuge zur Schließung der Grenzen, Zerschlagung der islamistischen und mafiösen Machtstrukturen und zur Remigration stehen bereit. Sie werden wohl noch einige Jahrzehnte lang einsatzfähig bleiben, da die Automatisierung immer weniger Männer zu ihrer Bedienung erfordert. Der Staat, auch in seiner liberalistischen Version und als Geisel einer selbstzerstörerischen Ideologie hat eine inhärente Tendenz der Selbsterhaltung, die nur freigesetzt werden müßte.
Damit ist skizzenhaft eine Strategie angedeutet: Im Rahmen der derzeitigen unangenehmen, aber unausweichlichen Lage, des postmodernen Nihilismus, des linken Universalismus und des neuzeitlichen Subjektivismus, müssen wir all seine inhärent exklusiven, differenzierenden und identitätspolitischen Aspekte, sowie die bereitgestellten technischen Möglichkeiten ausnutzen. Dieses Ziel ist aber nicht durch eine Jungmännerrevolte, sondern nur durch Metapolitik zu erreichen. Würden wir diese Macht erobern und den Weg für die inhärent identitären Potentiale des westlichen Liberalismus freimachen, wäre es möglich, eine Festungen und „Dekadenz-Quarantäne“ zu errichten . nach dem Beispiel Japans. So wäre es möglich, die Epoche der Postmoderne zu „überwintern“ und in der Konvergenz ihrere Katastrophen zu überwinden.
Drei Haltungen im traditionellen, rechten Lager sträuben sich gegen diese Analyse:
- Ein altrechter Fetischismus von Masse und Gewalt, der für demographische Realitäten blind ist, sowie unhistorisch und ingorant gegen unsere Ideengeschichte. Er schielt neidverzehrt auf die Jungmännerhorden des Islams, lehnt jede Form der metapolitischen Macht als „unecht“, und jede andere Form des politischen Kampfs als den Straßenkampf als „dekandent“ ab. Er hat keiner strategische Perspektive, und reduziert sich meist vom Horizont des Staates, auf die Kontrolle eines Stadtviertels, von der Dominanz über die Kultur auf die Überlegenheit im Boxring.
- Ein traditionalistischer Purismus, lehnte jede, auch kritische Anerkennung des Liberalismus als Status Quo unsere Volkes, als Zugeständnis ab. Richtigerweise erkennt er Überfremdung und Islamisierung als Symptome von Dekadenz und Nihlismus. Nachvollziehbarerweise will er nicht die Symptome gegen die Krankheit verteidigen. Doch er mißversteht, daß eine Genesung nur in Phasen geschehen kann und der „Patient“ erst im Status Quo stabilisiert werden muß, um den Exitus zu erhindern. Wenn diese Absicherung in der Wohlstandsfestung als Notmaßnahme erricht ist, kann ein Prozeß der Regeneration beginnen. (Der kann auch niemals als bloßes „Retour ins goldene Zeitalter“ vonstatten gehen, sondern sich in echter Auseinandersetzung, wohl als Synthese aus postmodernen und traditionalistischen Ideen erweisen wird.) Die Möglichkeit einer eruptiven Wende, die mit einem mal alle Sackgassen des liberalistischen Denkens aufbricht und gleichzeitig die politischen Kräfte zu seiner Überwindung entfesselt, ist keine strategische Perspektive. Es ist die Hoffnung auf ein undenkbares, unplanbares Ereignis, die man Hegen darf, einen aber nicht von der politischen Pflicht als Kunst des Möglichen entbindet.
- Ein strategischer Pessimismus und hektischer Aktivismus lehnt jede langfristige Planung ab und will alles oder nichts. Daß manchmal gewisse Raumverluste hingenommen werden müssen, und Demographie eine Frage von Jahrzehnten ist, daß ethnokulturelle Identitäten und Staatsgrenzen dynamische Entitäten sind, wird ausgeblendet. Extremistische und kurzfristige Lösungen werden als einzige Wege dar- und dem unausweichlichen Untergang gegenübergestellt. Für planmäßiges Vorgehen ist diesem Schlag alles „viel zu dringend“. Tatsächlich macht gerade die Dringlichkeit der Lage einen besonnenenen und planvollen Einsatz der verfügbaren Ressourcen nötig.
Die Überwindung dieser 3 Haltungen, die ich als Irrtümer bezeichne, ist Aufgabe einer internen Kritik des rechten Lagers. Als Anwendungsbeispiel und als ersten Schritt, werde ich im nächsten Artikel auf einige Kommentare und Kriken eingehen.
Michael B.
Ob man nun 'Metapolitik' als Loesung in welchem Umfang auch immer zustimmt oder nicht (zu langsam, m.E.), inhaltlich sehr passend dazu der gerade auf TE erschienene Artikel von Gunnar Heinsohn:
https://www.tichyseinblick.de/meinungen/separatismus-und-migration-kompetenzfestungen-und-zuwanderung/