Zwischen den ganzen Meldungen und Schlagzeilen, die einem medienaffinen Menschen tagein tagaus über den Bildschirm schwirren, verstecken sich immer mal wieder auch Geschichten, die es wert sind gelesen und weitererzählt zu werden.
Das können Vorkommnisse sein, die sich direkt vor unserer Haustür abspielen, ohne, daß es uns groß aufgefallen ist; es können aber auch Berichte sein aus einer Welt, die uns Wohlbehüteten noch immer unfaßbar fremd ist.
So ein Bericht war es, der vor wenigen Tagen meine Aufmerksamkeit auf das Schicksal des russischen Piloten Major Roman Filipov lenkte. Der 34-Jährige flog mit seinem Flügelmann einen Routineflug in der syrischen Provinz Idlib, als sie plötzlich unter Beschuß durch Luft-Boden-Raketen gerieten.
Nachdem sein Flieger schwer getroffen wurde, befahl Filipov seinem Kameraden Sichtschutz in den Wolken zu suchen und betätigte den Schleudersitz. Noch während seines Fallschirmfluges wurde Filipov unter Beschuß genommen, direkt nach seiner Landung begannen die Angreifer ihn einzukreisen.
Sein Kamerad hatte den Befehl des Major mißachtet und versuchte, seinem Kameraden Feuerschutz aus der Luft zu geben. Dieser hatte inzwischen zu seiner Pistole gegriffen und befand sich in einem hitzigen Feuergefecht mit den anrückenden islamistischen Milizen. Wie lange Filipov sich verteidigen konnte, ist nicht ganz klar, auf einem Video sieht man, was danach geschah.
Als die Situation aussichtslos wurde – der Kampfpilot hatte inzwischen mindestens zwei Angreifer niedergeschossen, war inzwischen schwerverwundet und hatte vermutlich auch keine Munition mehr – nahm er eine Handgranate und sprengte sich mit dem beherzten Schlachtruf „Das ist für unsere Jungs!“ in die Luft.
Durch einen Eilbeschluß ist dem Vater einer vierjährigen Tochter inzwischen der höchste russische Orden „Held der Russischen Föderation“ verliehen worden.
So ein nüchterner Abriß der Ereignisse, das paßt eigentlich nicht in diese Kolumne. Aber was soll man über so einen Mann noch groß schreiben, wenn er mit seinen letzten Worten alles gesagt hat?
Es bleibt einem eigentlich bloß, tief Luft zu holen, ernst zu nicken und alles daran zu setzen einer von den Jungs zu werden, für die Roman Filipov sein Leben gegeben hat.
Der_Juergen
Wir verneigen uns vor diesem echten Helden.