Manchmal müssen Sonntagshelden noch eine Zeit reifen, um ihr volles Aroma zu entfalten. So geschehen in der lauschigen Ruhrmetropole Essen. Nicht wenige erwarteten den Vorsitzenden der örtlichen Tafel, Jörg Sartor, bereits letzte Woche in dieser Kolumne. Was kam war bloß eine Randnotiz, manche waren enttäuscht, aber jetzt zeigt sich, dass sich das Warten gelohnt hat.
Einen heldenhaften Sprung nach vorne zu machen ist immer das eine, die frischeroberte Position dann auch zu halten und zu befestigen das andere. Die vergangenen Tage boten jedenfalls mehr als genug Möglichkeiten für einen eiligen Rückzug, für eine vorsichtige Distanzierung von der eigenen Aufmüpfigkeit, für ein geordnetes Zusammenbrechen unter der Last des auferlegten Gewichts. Nun ist es aber so, dass sich in Deutschland etwas verändert hat in den letzten Jahren. Am Anfang markierten noch Meilensteine wie das Sarazzin-Buch, oder die ersten Pegida-Demonstrationen den Weg, inzwischen treten in regelmäßigen Abständen neue Beispiele ins Licht der Öffentlichkeit. Fest steht: Man kann inzwischen nicht mehr auf einen von uns eindreschen und einschreiben, ohne dass nicht zwei andere kommen, die sich an seine Seite stellen, ihn stützen, selber den Mund aufmachen und im Zweifelsfall auch mal zulangen.
Jörg Sartor jedenfalls ist nicht zurückgewichen. Mit einer wie selbstverständlich erscheinenden Hartnäckigkeit verteidigt er seine Entscheidung nur noch Bedürftige mit einem deutschen Pass zur Lebensmittelausgabe der Tafel zuzulassen. Die Beißreflexe von Politik, Antifa und aus den eigenen Reihen hat er nahezu unbeschadet überstanden, man darf sogar vermuten, dass der eine oder andere politische Eckzahn in Mitleidenschaft gezogen wurde beim allzu unverschämten Zuschnappen und sich in den eigenen schlecht integrierten Hintern gebohrt hat.
Man darf aber auch vermuten, dass so einer vor wenigen Jahren noch untergegangen wäre, nicht aus eigener Schwäche, aber aus der Erfahrung heraus sich plötzlich allein auf weiter Flur vorzufinden, umlagert von Fotografen und Filmteams und im Visier derer, die ihre Argumente nur im Schutz der Dunkelheit vorzutragen wagen.
Heute ist das, wie erwähnt, nicht mehr möglich. Was an Druck von oben, unten und außen kommt, das verteilt sich inzwischen auf mehrere Schulterpaare, mal auf zwei, mal auf drei, oder auch auf 4500. Dass Jörg Sartor jetzt, nachdem er in Gesprächen mit örtlichen Politiker wahrscheinlich das beste für seine Leute rausgeholt hat, eine Neuregelung und ein zeitnahes Ende des Aufnahmestopps für Ausländer ankündigt – kein Problem. Dass er nicht mit dem AfD-Politiker Guido Reil reden möchte, weil der Liebeskummer nach der Trennung von der SPD noch zu tief sitzt – geschenkt. Dass er sich vermutlich über diesen Artikel nicht besonders freut – mir egal. Lorbeer gibt’s trotzdem, die Bresche ist geschlagen.
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Herr Peter Boehringer (MdB) hat Staatsorgane „obszön geschmäht“ !
https://www.focus.de/politik/deutschland/in-e-mails-afd-politiker-soll-verfassungsgericht-als-hure-justizia-bezeichnet-haben_id_8556905.html